Beiträge von jenni

    Ich warte erstmal ab. Noch habe ich mir kein klares Bild von ihr gemacht.
    Aber ich finde es besser, nicht einen "Ersatz" für Anna Engelhardt erschaffen zu haben. Das widerum hätte ich nicht ernst genommen. Zwei beinahe gleiche Personen gibt es nicht. Ich lasse Kim Krüger noch auf mich einwirken.


    Also in der Folge "Das Komplott" hat sie mir nun wieder nicht so recht gefallen, da trat sie ziemlich streng auf.


    Anna Engelhardt war, zumindest meinen schwachen Erinnerungen nach, am Anfang auch ziemlich nach den Dienstvorschriften orientiert und übereifrig. Ich denke, da ähneln sich die Beiden widerum.


    Ich warte ab^^

    "Gut danke", meinte Oliver und Semir klappte der Unterkiefer herunter. "Unser Kleiner hier kann wieder sprechen! Und dafür musste Ben nur beinahe den Löffel abgeben!" Oliver sah Annelie entsetzt an und Semir winkte ab. "Sie redet immer so! Aber keine Sorge, sie ist eine ganz Liebe!" Annelie gab ein kleines, berührtes "oooh!" von sich und klopfte Semir auf die Schulter. "Ben wird gesund?" fragte Oliver noch einmal nach und Annelie nickte. "Er muss sich nur ausruhen, dann wird er wieder. Ich werde ihn, wenn's sein muss, im Krankenhaus ans Bett fesseln, damit er sich entspannt! Sein Körper braucht einfach Erholung!" Oliver nickte zustimmend. "Danke dass ihr mich und Ben gerettet habt!", sagte er nun mit klarer Stimme und Annelies Mundwinkel gingen weit nach oben. "Das ist doch selbstverständlich mein Kleiner!" Semir nickte zustimmend und sah, wie Van Vaarten abgeführt wurde. Die luxenburgische Polizei musste schliesslich nachgeben, weil der Spitzel von einem eifrigen Polizisten entdeckt wurde. "Sieht nach einem «Happy End» aus nicht wahr?" Annelie nickte auf Semirs Feststellung und fröstelte sich. "Können wir langsam wieder zurück? Ich friere mir hier noch den Arsch ab!" Semir lachte und hob Annelies Jacke, aus der auf einmal Musik erklang. "Ist das dein Handy?" fragte er neugierig und suchte in den Taschen, wo er ein silbriges Sony Ericson Handy zum Aufklappen fand. Die Titelmusik des Filmes «Beverly Hills Cop» wurde immer lauter und Semir gab Annelie das Handy.


    Sie klappte es auf und drückte die Hörmuschel ans Ohr. "Halli Hallo?" begrüsste sie mit ihrer frischen Art und ihr Lächeln wurde immer breiter. "Ich hab's nicht so mit Zahlen!" lachte sie auf einmal und gab die Adresse vom Marienkrankenhaus durch. "Wer war denn das?" fragte Semir neugierig und Annelie winkte ab. "Das wird eine Überraschung, wart's nur ab!" Semir und Oliver sahen sich verwirrt an. "Ich fahre!", bestimmte Semir und verlangte von Annelie die Autoschlüssel. Sie übergab sie freiwillig da die nasse, eiskalte Kleidung ihre Gelenke versteiften. Sie stiegen in den Wagen und fuhren los.
    Auf dem Heimweg, schlief Oliver an Annelies Schulter ein. "Das war vielleicht wieder ein Abenteuer!" Semir lächelte und sah durch den Rückspiegel zu Annelie, die sich mit Oliver auf der Rückbank befand. "Mit uns wird es dir nicht langweillig!" scherzte der Deutschtürke und Annelie lächelte. "Wann wirst du deine Stelle in Bonn anfangen?" "In einer Woche!" antwortete Annelie mit schwacher Stimme und als Semir wieder in den Rückspiegel sah, war auch sie eingeschlafen.


    Sie fuhren zu der Schutzwohnung von Olivers Mutter, die von Semir durch ein Telefonat erfahren hatte, dass alles vorbei war. Sie wartete bereits am Eingang, als die Drei ankamen und Oliver aus dem Wagen sprang. "Mama!", schrie er und sie schlug vor Begeisterung die Hände vor den Mund. "Oh wie schön!", jauchzte sie und drückte ihren Sohn an sich. Sie sah Annelie und Semir auf sie zukommen. "Wie kann ich Ihnen danken?" Annelie winkte ab. "Das ist unser Job", sagte die Deutschschweizerin mit einem Lächeln und drückte Semir an ihre nasse Kleidung. "Wie geht es Herrn Jäger?" Semir antwortete, dass es Ben den Umständen entsprechend gut ging. Er sollte seinem Körper nur endlich wieder ruhe gönnen. Olivers Mutter konnte nicht anders. Sie umarmte die Retter ihres Sohnes voller Liebe und diese erwiderten die Umarmung.

    Kapitel 3



    Autos und ihre Bedeutung



    Semir sah sich die Pässe noch einmal genau durch. "Alle auf verschiedene Namen ausgestellt!" Ben sah auf, pickte sich ein Paar heraus und las laut vor: "Sandra Spears, Brittany Moore...alles Namen von berühmten Schauspielerinnen!" "Nicht gerade sehr kreativ!", meinte der Deutschtürke als er die Pässe zurücknahm und sie in Plastikbeuteln eintütete. "Immerhin besser wie «Gretel Wurmschwanz» oder «Trudi Koschwitz»." Semir sah Ben mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Der Junge bemerkte sofort den Blick seines Partners und hob die Schultern. "Was ist?", fügte er seiner Geste hinzu und Semir schüttelte mit dem Kopf. "Hatte ich eben gerade einen Unfall oder bist du mit deinem Kopf auf das Lenkrad geknallt?" Ben erwiderte nichts. Er zog sich die Latexhandschuhe aus und warf sie auf den Boden.
    Beide drehten sich um, als die laute Stimme Hartmuts in ihr Gehör drang und der rothaarige Spezialist der KTU, der Kriminaltechnischenuntersuchung, kam auf sie zu. "Na Ben? Alles wieder fit?" Der Angesprochene nickte auf die liebgemeinte Frage Hartmuts. "Da habt ihr ja wieder was schönes angerichtet!" Ben wies galant auf Semir. "Ich bin diesmal unschuldig!", fügte er seiner Geste hinzu und Hartmut grinste. "Semir kann eben nicht aus seiner Haut!" Der Deutschtürke errötete. "Ich möchte euch mal sehen", begann er mit schmollender Stimme, "wenn euch jemand in die Seite fährt!" Hartmut winkte ab und wies auf den Hummer. "Und den soll die Frau gefahren haben?" Ben und Semir nickten. "Allerhand! Nicht gerade ein Auto für eine Frau!" Er ging auf das Auto zu und gab immer wieder komische Laute von sich. "So ein schöner Wagen!" Ben ging auf den Rothaarigen zu. "Eher so ein Luftverpester! Ausserdem übersiehst du doch mit solch einem Monster die Kinder auf der Strasse!" Hartmut sah Ben mit einer hochgezogener Augenbraue an. Eine kleine Falte hatte sich auf der Stirn gebildet.



    "Für dich sind Autos wirklich nur Mittel zum Zweck nicht wahr?" Semir kam auf die Gruppe zu, während Hartmut diesen Satz aussprach und musste lachen. "Sicher", mischte er sich in die Diskussion ein, "oder wieso meinst du, hat mir Ben seinen restaurierten Porsche ausgeliehen!" Ben rollte mit den Augen. "Herrgott! Ein Auto muss einen von A nach B fahren und gut aussehen! Das ist doch kein Lebewesen!" Hartmut rümpfte die Nase. "Du klingst wie eine Frau!" Bens Kiefer klappte bei diesem Kommentar nach unten, während Semir zuerst prustete und dann sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte. Hartmuts Stimme hatte sich nämlich bei diesem Kommentar beinahe überschlagen und klang angewidert. Angewidert, von dem was Ben ausgesprochen hatte. Für den rothaarigen Hobbyturner war es ein absolutes «No-Go», dass ein Mann nicht eine innige Freundschaft zu einem Wagen aufbauen konnte.
    "Hast du nicht alle Locken auf dem Kopf?", fragte Ben entgeistert und Hartmut hob die Schultern. "Entschuldige aber deine Wortwahl in Sachen Autos könnten wirklich von einer Frau stammen!" Ben stemmte die Hände in die Hüfte. Seine Halsschlagader spannte sich sichtlich unter der Haut. "Du hast sie wohl nicht mehr alle!", stiess er beleidigt hervor und erblickte seinen Partner, der sich die Hand vor den Mund hielt, um sein breites Grinsen zu verstecken. "Das findest du wieder komisch!" Semir nickte nur leicht.




    Ohne sich von Hartmut zu verabschieden, stampfte Ben auf seinen Porsche zu und Semir hatte Mühe, dass Tempo einzuhalten. Bens Gesichtsausdruck glich dem eines schmollenden Kindes. "Hey, Hartmut hatte es sicher nicht böse gemeint." Ohne was zu antworten stieg der Jüngere der beiden Kommissare in seinen Wagen und schnallte sich an. Semir tat es ihm gleich. "Da sterbe ich beinahe vor Angst und dann muss ich mir noch anhören, dass ich wie eine Frau rede? Ich hasse Montage!" Semir musste sich wieder bemühen, nicht zu lachen. Denn Ben sah ihn schon drohend mit zusammengekniffenen Augen an. "Hör' mal, nicht jeder denkt über Autos so wie du. Und jeder denkt nicht so positiv über Türken wie du! Was meinst du wie oft ich mir schon das Wort «Kanake» anhören durfte? Hätte ich jedesmal genauso wie du reagiert würde ich heute noch schmollen!" Ben steckte den Schlüssel und zündete den Motor. "Mag sein", erwiderte er knapp und fuhr los. "Du kannst nicht für immer auf mich sauer sein", säuselte Semir und riss seine Augen so weit auf, damit er den bettelnden Blick eines Hundes nachahmen konnte. Ben sah ihn an und grinste. "Hör' auf, du machst einem nur Angst damit!", gab er schliesslich auf und Semir klopfte ihm auf die Schulter. "Was hälst du davon, wenn wir noch was Frühstücken gehen? Ich habe noch nichts in den Magen gekriegt!" Ben nickte und bog in die Einfahrt zur Stadt ein.




    In einem gemütlichen Café bestellten sich beide je ein Sandwich und eine Tasse Kaffee. "War wirklich die Frau gefahren?" fragte Ben mit vollem Mund und Semir zuckte mit den Achseln. "Ich hatte anderes zu tun, als mich auf die Fahrerin zu achten", gab er zu und Ben konnte nur nicken. "Willst du mich etwa verhören?" fragte Semir und Ben biss in sein Sandwich, kaute kurz und schluckte. "Immerhin wurdest du angegriffen Semir! So wie sich das am Telefon angehört hatte, war man dir ja absichtlich in die Seite gefahren!" Semir nickte. "Allerdings. Wer immer das auch war, dem habe ich nun eine Platzwunde und einen kaputten Dienstwagen zu verdanken!" Mit einer tiefen Falte auf der Stirn, nahm Semir seine Tasse und genehmigte sich einen Schluck Kaffee. "In der letzten Zeit haben wir keine Fälle bearbeitet, da ich ja für drei Wochen ausgeschaltet war. Hattest du eine Affäre?" Semir verschluckte sich bei Bens Frage und hustete. Ben musste ihm auf den Rücken klopfen, damit er sich wieder beruhigte. "Sag' mal spinnst du?" stiess der Deutschtürke hervor und Ben hob die Hände. "Na hör' mal! Einmal bist du ja beinahe einer Frau verfallen!", verteidigte er sich und Semir wusste nichts zu erwidern. Ja, er hatte sich einmal beinahe der Versuchung hergegeben. Aber eben - beinahe! Es war zu nichts gekommen und nie und nimmer würde er seine Frau betrügen! Er liebte sie und ihre gemeinsame Tochter zu sehr.

    Du scheinst mir ja was vor zu haben ... Aber wenn ich den Banner so betrachte, verheisst das wohl für unsere beiden, oder zumindest für Ben, nichts gutes ...


    Du hast recht, was vor habe ich wirklich! ;) Aber, lass dich überraschen (aber nicht beim Preis ;) ;) ) und geniesse es. Wie gesagt, wird es momentan das einzige Cobra11-Projekt sein (Neben dem von Christopher007 und mir) an dem ich dran bin weil es was grosses wird! :)

    Annelie und Semir überquerten die Grenze zu Luxemburg. Zu diesem Zeitpunkt war schon eine Stunde vergangen. "Noch fünf Minuten!", kalkulierte Semir und sah Annelie an, deren Blick verbissen auf die Strasse gerichtet war. "Langsam begreife ich, was du mit meinem Freund durchmachst!", bemerkte sie leise und Semir runzelte die Stirn. "Wenigstens jemand!", bemerkte er bitter und zeigte auf eine Einfahrt. Annelie begriff, parkte den Wagen aber neben Bens Mercedes, den sie bemerkt hatte. "Er ist also wirklich hier!" sagte sie mit Zorn in der Stimme und Semir strich ihr kurz über die Schulter. "Er meint es ja nur gut", versuchte er sie zu besänftigen. "Wie du meinst." Sie zogen ihre Waffen hervor und nahmen sie in Anschlag. "Hoffentlich haben die ihn nicht schon...!" Annelie wagte es gar nicht weiterzudenken. Semir ebenfalls nicht.


    Ben stand das Wasser schon bis unter der Nase und er musste seinen Kopf strecken, um noch Luft zu bekommen. Van Vaarten sah diesem Spektakel mit freuden zu und hielt dabei immer Oliver in seiner Front. Dieser wehrte, zehrte trotz der Waffe in seinem Nacken. Er musste es versuchen, versuchen zu schreien! Doch mehr wie ein Krächzen brachten seine Stimmen nicht hervor. Er hatte ein Auto gehört. Er musste auf sich aufmerksam machen. Ihm kam eine Idee. Er packte van Vaarten beim Arm, riss den Finger um den Abzug und schoss in die Luft. Bitte, flehte er in Gedanken, bitte lass' dies jemanden gehört haben. Van Vaarten war aussersich und stiess den Jungen zu Boden. "Das wirst du büssen!", zischte er und richtete die Waffe auf Oliver.
    Inzwischen war Bens Kopf im Wasser getaucht. Seine Lungen schrien nach Luft. Seine Brust schmerzte unerträglich und die Kraft verliess ihn.
    Annelie und Semir hörten den Schuss und rannten in dessen Richtung. Sie entdeckten bewusstlose Wachen und Semir grinste. "Ben war eindeutig hier", schnaufte er und Annelie sah bereits einen der "wachen" Wachen auf sie zukam. Sie sprang in die Luft, holte mit dem Bein aus und traf den Mann direkt an die Schläfe. Mit einem Stöhnen ging dieser zu Boden und die Beiden rannten auf den Garten zu.


    Semir sah wie Oliver bedroht wurde und richtete seine Waffe auf van Vaarten. "Waffe runter!", mahnte er und van Vaarten drehte sich um. Er wollte auf Semir schiessen, doch Annelie war schneller. Ein Schwall Blut schoss aus van Vaartens Schulter und der Mann liess die Waffe fallen. Er kniete zu Boden und hielt sich die Schulter. Oliver erkannte die Frau. Bens Freundin. Die Person auf dem Foto! Er rannte auf sie zu und wies zum Pool. Sie verstand sofort. Oliver zeigte aber auch noch die Handbewegung des Aufmachen eines Schlosses. "Den Schlüssel!" befahl Annelie und van Vaarten zitterte. "In meiner Hosentasche", stiess er dennoch hervor als er Semirs Mündung der Waffe zwischen den Augen hatte. Annelie zog sich ihre Jacke aus und sprang mit einem Hechtsprung in den Pool. Und da war er Ben. Bewusstlos. Annelie versuchte ihm Luft zuzuführen und öffnete dann das Schloss. Sie zog ihren Freund nach oben, hievte ihm mit aller Kraft aus dem Pool. "Ben! Ben verdammt!" Sie beugte sich über den Mund. Keine Atmung.

    Kapitel 2


    Sorge


    "Semir!" Bens Stimme überschlug sich beinahe und der junge Kommissar rannte sofort zu seiner Couch, wo seine vorbereiteten Sachen lagen. Schnell zog er sich seine Jeans, seinen schwarzen, dünnen Pullover, das weisse T-Shirt darüber und die Socken an. Das Handy liess er dabei an, schaltete es auf "Lautsprecher", in der Hoffnung, dass Semir antworten würde. Als er mit dem Pullover über das Pflaster fuhr, durchzog in ein schwacher, stechender Schmerz. Als er fertig war, rannte er wieder zu dem Mobiltelefon und drückte es wieder an sein Ohr. "Semir! Komm' schon antworte!", flehte er doch nichts. Er hängte auf und wählte sofort Susanne Königs Nummer in der Dienststelle. Diese meldete sich, wie immer, freundlich und beherzt. "Susanne du musst mir sofort Semirs Handy orten!", befahl Ben etwas schroff und Susanne zuckte an dem Ende der anderen Leitung zusammen. "Sofort, aber wieso?"
    "Tu' es einfach! Ich weiss nur, dass Semir auf der A1 ist!" Ben hatte sich seine Chucks angezogen - befand sich schon auf dem Treppenansatz und lief zu seinem Wagen, als er auflegte und eine völlig verwirrte Susanne hinterliess. Ein bisschen tat es Ben schon leid aber, die Sorge um Semir war stärker als jede Vernunft, geschweige denn jeder Manier. Mit einem Satz sprang er in seinen Porsche und steckte den Schlüssel. Mit einer Handbewegung zündete er den Motor und drückte das Gaspedal durch. Die Reifen quietschten unter dieser Anstrengung. Mit einem Eiltempo fuhr Ben auf die Autobahn und horchte bei einer Durchsage beim Radio auf. "Liebe Hörer, gerade habe ich eine SMS von Holger bekommen, dass sich auf der A1, nahe der Ausfahr "Stadt Mitte" ein Unfall ereignet hat. Die Polizei ist gerade dabei, das Gebiet zu sperren. Benutzt bitte die Umleitung und fahrt vorsichtig!" Ben beschleunigte seinen Wagen noch stärker und fuhr auf das angekündigte Gebiet zu. Sein Handy klingelte. Er steckte es in die Halterung am Amaturenbrett und stellte auf Lautsprecher. "Hier Susanne", kündigte der Anrufer an. "Semir befindet sich auf der..." "...A1 Richtung Stadtmitte", vollendete Ben den Satz. "Woher weisst du...?" Susannes Stimme wirkte verwirrt und perplex. "Ich habe geraten", erwiderte Ben und hielt vor der Polizeiabsperrung.


    Ein junger, uniformierter Polizist stand davor und sah, wie Ben ausstieg und auf ihm zukam. "Moment, hier ist gesperrt!" wies er mit freundlicher, aber doch mahnender Stimme hin und zeigte auf das Absperrband. Ben zog seinen Ausweis hervor. "Oh, Hauptkommissar Jäger, entschuldigt!" Mit einer kleinen Geste hob der Mann das Absperrband und Ben lief mit einem dankenden Nicken unten durch. Er sah die Krankenwagen, die Streifenwagen und den Wagen des Gerichtsmediziners. Bitte nicht!, dachte Ben und rannte zu Hotte und Dieter, die er neben dem Wagen des Pathologen vorfand. "Da bist du ja", sagte Hotte erleichtert und Ben sah sich um. "Wo ist Semir?" fragte Ben hastig und mit zitternder Stimme. Dieter wies auf einen Krankenwagen. "Er wird gerade untersucht!" Ein kleiner Stein fiel Ben vom Herzen, doch vollkommen erleichtert war er noch nicht. Wie schwer war Semir verletzt? Er bedankte sich bei den Beiden und rannte auf den Krankenwagen zu, wo Semir auf einer Trage sass und sich in aller Ruhe verarzten liess. Als er Ben erblickte, lächelte er müde. "Hab' ich dir einen Schrecken eingejagt?" Ben rollte mit den Augen. "Mein Herzinfarktrisiko hat sicher gerade auf 30% gestiegen! Wegen dir mach ich's sicher nicht mehr lange!" Semir grinste und sah dann Bens besorgtes Gesicht. Der junge Kommissar setzte sich neben Semir und atmete tief durch. Semir bemerkte wie sein Partner keuchte und schweissüberströmt war. "Wie geht's dir?" Semir nickte zum Arzt. "Er meint dass ich nur diese nervige Platzwunde habe. Ansonsten bin ich gesund wie ein Backfisch!" Ben atmete erleichtert aus.


    "Hast du dir solche Sorgen um mich gemacht?" Ben liess sich nach hinten auf die Trage fallen und stöhnte. "Hör mal! Ich möchte dich sehen, wenn es am Ende deiner Leitung kracht, du im Radio was von einem Unfall hörst und als erstes den Wagen des Docs siehst!" Semir klopfte Ben auf die Brust und erwischte gerade die Stelle, an der er verletzt war. Sofort schoss der Jüngere hoch und stiess ein lautes "Aua!" hervor. "Entschuldige!" Ben zog einen Schmollmund und sah den Arzt an. "Gibt es noch weiter Verletzte?" Der Arzt schüttelte mit dem Kopf. "Eine Frau hat einen Schock erlitten. Ansonsten sind alle wohlauf!" Er vollendete Semirs Verarztung und liess ihn dann ziehen. Gemeinsam mit Ben ging er zum Hummer, wo sich der Pathologe bereits über die Frau gebeugt hatte. "Und?" fragte er neugierig und der Gerichtsmediziner drehte sich um. "Sieh' an! Ben! Geht's dir wieder besser?" "Bis vorhin schon", begann Ben und sah vorwurfsvoll auf Semir, "trotzdem danke der Nachfrage!" Der Doc konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Todesursache?", fragte der Deutschtürke ablenkend. "Eindeutig die Schusswunde im Bauch. Wahrscheinlich ein Schrotgewehr. Da der Blutverlust noch grösser sein sollte, ich hier aber kaum Blut sehe, denke ich, sie wurde erschossen, bevor sie in den Wagen gelegt wurde." Ben sah sie sich an. Die Frau war sicherlich gerade erst 20 geworden. Hatte langes, schwarzes Haar und wirkte ausländisch. "Zeitpunkt?" "Ich denke vor zwei Stunden! Genaueres natürlich wie immer erst nach der Obduktion!" Semir nickte und der Pathologe winkte die Männer mit dem Sarg zu sich.


    Ben besorgte sich Einweghandschuhe und öffnete den Kofferraum. Ihm war nicht ganz geheuer, wieso eine Frau einen Hummer fuhr. Für ihn war dies ein Machoauto. Für Männer, deren die Umwelt vollkommen egal war und etwas mit der Grösse des Wagens kompensieren wollten. Im Kofferraum lag bloss ein Koffer mittlerer Grösse. Schwarz und aus Leder. Ben hievte ihn aus dem Wagen, legte ihn auf den Boden und öffnete ihn. Zunächst ein normaler Koffer mit Wäsche, Badezeug und Duschutensilien. Als er jedoch die Kleidung anhob, erblickte er etwas sonderbares. "Semir, komm' doch mal her!" Der Deutschtürke verabschiedete sich vom Gerichtsmediziner und ging auf seinen Partner zu. Ben zog aus dem Koffer eine Glock. Eine Waffe mit fulminanter Schusskraft. "Nicht gerade eine Frauenwaffe", bemerkte Semir trocken und Ben nickte. "Allerdings. Und sieh dir das an. Lauter Pässe." "Wahrscheinlich alle gefälscht!" Wieder nickte Ben. "Das passt irgendwie alles nicht zusammen! Ein Hummer, eine Glock! Alles nicht typisch Frau!" Semir hob die Schultern. "Frauen spielen inzwischen Fussball, haben hohe Stellen in der Chefetagen, korrigieren Autobahnpolizisten nach Lust und Laune!" Bens Mundwinkel zogen bei Semirs Kommentar nach oben. "Ich meine nur. Das ist doch nicht der Style einer Frau. Eine Frau fährt, wenn sie schon die Kohle hat, einen Jaguar und Schiesswafen sind doch meistens handlich und doch gefährlich. Wieso hatte sie diesen Weg gewählt?"
    "Das Ben, ist nun an uns herauszufinden!"

    Er war es! Es war Ben! In Oliver stieg die nackte Angst auf und er versuchte, seinen Blick nicht dem Fenster zu widmen. Er schluckte kurz und lächelte, als van Vaarten auf ihn zukam und ihn warm anlächelte. "Spielst du noch etwas für mich?" fragte er sanft und Oliver nickte langsam. Er musste es tun, so konnte er den Mann ablenken. Denn egal was Ben vorhatte, wenn ihn jetzt jemand sehen würde, wäre das sein Todesurteil. Er liess kurz die Finger knacken und begann zu spielen. Die Mondscheinsonate von Beethoven.
    Ben erkannte das Spiel sofort. Oliver. Olivers sanfte Töne drangen in sein Ohr und er atmete tief durch. Der Junge lebte! Ein Glück! Er atmete kurz durch und nahm die Waffe in Anschlag. Seinen Wagen hatte er in einem abgelegenen Waldabschnitt geparkt. Er musste auf alles vorbereitet sein! Sicher war sicher! "Ich werde dich da rausholen Kleiner", feuerte er sich selbst an, "das schwöre ich!" Er überprüfte nochmals sein Magazin. Alles war geladen. Er war bereit! Er schlich sich an den Wachen vorbei und konnte in das Haus eindringen. Das musste er nun alleine erledigen! Es war seine Sache. Ben schlich weiter, als ihn von hinten jemand antippte und als er sich umdrehte, hatte er schon eine Faust im Gesicht. Antoine!


    "So schnell kommt man an mir nicht vorbei!" Der Franzose lächelte und Ben stand auf, wusch sich Blut aus dem Mundwinkel. "Und an mir, scheitert man sehr leicht!" erwiderte Ben gehässig und begann einen heissen Zweikampf mit Antoine. Ohne Waffen. Die Waffen, waren ihre Schläge. Van Vaarten schreckte auf und ging aus dem Zimmer. Oliver schoss hoch. Oh nein!, dachte er und rannte hinterher. Sie hatten ihn entdeckt! Sie hatten Ben entdeckt!
    Antoine wurde gerade brutal gegen eine Wand gestossen, als Van Vaarten und Oliver dazukamen. Ben holte noch einmal aus und stiess seine Schulter direkt an Antoines Schläfe. Bewusstlos sackte der Franzose in sich zusammen. "Nicht schlecht", begann Van Vaarten und hatte eine Waffe hervorgezogen. "Aber Sie sind ziemlich heissblütig Herr Jäger!" Ben hob seine Arme. Die Waffe war zu weit weg. "Lassen Sie den Jungen gehen!", stiess Ben keuchend hervor. "Der Junge ist ein wichtiger Zeuge Herr Jäger! Ich brauche ihn!" Oliver wollte zu Ben, da dieser ziemlich schwitzte und glasige Augen hatte. Die Haut war aschfahl und der Körper schien langsam aufzugeben. "Sie sehen nicht gut aus", bemerkte van Vaarten mit einem Lächeln und Oliver drängte sich an ihm vorbei, als Ben in die Knie sank. "Tut mir leid Kleiner!", stiess Ben hervor und Oliver drückte ihn an sich.


    Kapitel 1



    Dejà - Vu



    Semir Gerkhan fuhr in seinem silbernen BMW die A1 von Köln entlang. Aus seinem Radio erklangen die neusten Hits der Liederschreiber und operierten Sängerinnen. Ein Nichts - im Gegensatz zu Bens schönem Gesang zu seinen Gitarrenklängen. Doch er war nun mal nicht im Wagen und so musste er sich dies einvernehmen. Es war besser als gar nichts.
    Es war der 06. April. 10.00. Nach einem ausgiebigem Frühstück mit seiner Frau Andrea und seiner kleinen, zweijährigen Tochter Aida, machte sich Semir auf dem Weg zur Arbeit. Frau Krüger, seine Chefin, hatte Urlaub ab diesem Tag. Für über zwei Wochen! Dies, so dachte er, würden die zwei schönsten und ruhigsten Wochen seines Lebens werden.
    "Guten Morgen Köln, ich hoffe ihr hattet um halb Zehn euer Knopers und seit nun bereit für die neue Woche!" Die Stimme des Radiomoderators war tief, dennoch voller Freude. Neben Semir wahrscheinlich einer der wenigen Personen, die so gut gelaunt waren an einem Montag. Der Moderator kündigte einen Song von Max Mutzke an. "Just can wait until tonight". Einer von Semirs Lieblingsliedern. Begeistert begann der Deutschtürke zu diesem Lied zu pfeifen und zog aus seiner Jackentasche sein Mobiltelefon. Er warf es in die Luft, liess es zwei Mal drehen und fing es dann wieder auf. In seinem Telefonbuch suchte er eine Nummer aus, wählte sie an, drückte sein Handy an sein Ohr und liess es klingeln, während er weiter begeistert zu dem Lied pfiff.



    Ben Jäger lag in seinem Bett und schreckte auf, als sein Handy vibrierte. Mit einem Murren richtete er sich auf, öffnete die Vorhänge und liess die Sonne in sein Zimmer scheinen. Er blickte auf den Display, lächelte und nahm ab. "Das nenn ich doch einmal einen Weckdienst", begrüsste er seinen Anrufer. "Das will ich doch meinen!", erwiderte Semri lachend und holte Luft. "Wie geht's deiner Verletzung?" Ben hob sein T-Shirt und löste ein Pflaster dass sich auf der rechten Brustseite befand. Eine längliche, rötliche Narbe kam zum Vorschein. "Sie verheilt und tut weh." In einem letzten Fall, wurde Ben von einem Täter angegriffen, der ihm sein japanisches Küchenmesser in die Brust rammte. Der Hauptkommissar musste eine Woche im Krankenhaus verbringen.
    "Hat dir dein Arzt sein okay gegeben?" fragte Semir neugierig und Ben bejahte. "Heute kann ich wieder zur Arbeit kommen!", verkündete er freudig und stand auf. "Sehr gut, dass freut mich. Meide aber heute Fenster! Ich will nicht, dass ich dich wieder aus der Scheisse ziehen muss!" Ben wusste genau, worauf Semir anspielte. Ben hatte eins einen Mord beobachtet. Und geriet so in einen Komplott, dem ihn beinahe seinen Job gekostet hätte. "Ich werde mich hüten!", erwiderte er mit einem Lachen und ging zur Küche, wo er eine Packung Orangensaft hinausholte.




    Er stellte ein Glas auf die Theke und goss sich von dem leckeren Fruchtsaft ein. "Ist nicht ab heute die Chefin im Urlaub?", erinnerte sich Ben und Semir bestätigte dies mit einem freudigem Lachen. "Zwei Wochen absolute Ruhe." Ben grinste, als er ein wenig vom Orangensaft trank. "Besteht nicht das Risiko, dass deine Wunde aufbricht?" Ben drückte zwei Tabletten aus der Packung und legte sie in den Mund, um sie mit dem Saft runterzuspülen. "Quatsch!", sagte er dann und sah auf die Uhr. "Muss man dich abholen?" fragte Semir und Ben lachte. Wieder dieselbe Frage wie damals. "Nein lass' mal! Ich habe ja meinen Wagen! Mein treuloses Stück Blech! Aber ich denke, ich werde den Bus nehmen! Zur Sicherheit!" Semir sagte mit einem erleichterten Aufseufzen, dass Ben die zweite Variante nehmen solle. "Keine Sorge Semir! Mir geht's wieder gut! Ist lieb von dir dass du dir Sorgen machst aber, "Daddys kleiner Liebling" muss auch mal alleine zur Bushaltestelle gehen können!" Semir lachte herzlich. "Na dann meinetwegen! Aber lass' dich nicht überfallen!" Ben schüttelte mit dem Kopf, was Semir natürlich nicht sehen konnte. Schwieg aber.




    Semir wollte gerade aufhängen, als er brutal von einem Wagen gestossen wurde. Einhändig versuchte der Kommissar, seinen Wagen unter Kontrolle zu kriegen. Er stiess einen Schreckenslaut hervor. "Semir was ist los?" hörte er Ben aus dem Hörer doch er konnte nicht antworten. Ohne aufzuhängen, schmiss er das Handy auf den Sitz und konnte seinen Wagen wieder in die Spur bringen. Doch es war nicht vorbei. Wieder wurde er gestossen und nun konnte er den Wagen erkennen. Einen pechschwarzen Hummer. Die Luftverpester schlechthin.
    "Sag' mal geht's noch?" schrie Semir, im Klaren, dass der Fahrer des Wagens ihn nicht hören konnte. "Semir verdammt antworte!" Semir ignorierte Bens verzweifelte Rufe nach ihm. Er war zu beschäftigt, seinen Wagen unter Kontrolle zu halten. Immer wieder drängte ihn den Hummer auf die Seite. Schliesslich stiess der prächtige Wagen mit aller Kraft in die Seite von Semir und dieser verlor schliesslich die Beherrschung. Sein Wagen verlor die Spur, begann sich zu drehen und fiel in den Graben, der sich neben dem Pannenstreifen befand. Zitternd, konnte sich Semir befreien und aus dem Wagen steigen. Ein seltsames Geplätscher, liess ihn aufhorchen und er rannte davon, wurde aber von der Druckwelle der Explosion erfasst. Aus dem Wagen war Benzin ausgelaufen.



    Als Semir sich umsah, erblickte er den Hummer, ebenfalls im Graben. "Na dem werde ich was erzählen!", keuchte der Deutschtürke und fasste sich an die Stirn, die schmerzte. Die Stelle fühlte sich feucht an und als er die Hand wegzog, war seine Hand mit Blut benetzt. Noch wütender, ging er zu dem Wagen und gesellte sich auf die Fahrerseite. Er wollte gerade beginnen zu fluchen, als er seinen Augen nicht traute. Der Fahrer, beziehungsweise die Fahrerin, lag mit dem Kopf auf dem Lenkrad. War sie bewusstlos? Semir lehnte sie nach hinten und stiess einen spitzen Schrei aus. In der Brust der Frau befand sich eine gigantische Schusswunde, aus der eine Menge Blut geflossen war. Wie konnte das sein? Semir schüttelte noch einmal den Kopf und fühlte den Puls. Nichts. Die Frau war tot. Aber, wer war gefahren?




    (Banner von Michi, vielen lieben Dank!)



    Vorwort




    Meine 10. Story...kann mich mal jemand kneifen? Okay, lasst es lieber! :) Viele fragen sich sicher nun, wieso ich ausgerechnet ein Vorwort verfasse - das ist einfach zu erklären. Ich habe mich noch nie richtig bei euch bedankt! Bedankt, für die vielen Aufmunterungs- und Feedbacknachrichten die ich von euch neben den Einträgen in den Feedbackthreads erhalten habe! Danke vielmals, so weiss ich immer, dass meine "Arbeit" geschätzt wird und mein Hobby etwas sinnvolles ist. Ich kann mich nämlich niemals erinnern, 10. Storys für eine Serie geschrieben zu haben!
    Auch möchte ich mich besonders bei den Feedbacklern bedanken, die mich immer auf meine Fehler hinweisen! Ich möchte mich nämlich verbessern und das geht natürlich nur, wenn ich auch weiss was ich falsch mache! ;)
    Und, liebe Alexandra, die letzten beiden Storys waren so ruhig und "actionlos" damit ich euch sanft auf diese Geschichte hier vorbereiten kann. Denn als ich mir selbst die Grundidee in meinem "Ideenheftchen" (guter Hinweis von Christopher007), noch einmal ansah, hatte ich herzklopfen. Ich denke, diese Geschichte hier wird meine letzten in den Schatten stellen in Sachen Action, Humor, Drama und "Cobra11"-Art. Und sie wird lang, sehr lang so dass ich eben, wie schon angekündigt, keine Paralellstory schreiben werde. Ausnahme der Projekte mit Christopher007.





    Ich wollte euch einfach für meine 10. Story was besonderes liefern. Ich hoffe zwar, dass ich wie Elvira auf 100 komme, aber man weiss ja nie. :huh:
    Jedenfalls, wollte ich die Geschichte mit eben diesem Dank für euch eröffnen. Dann also diesen Beitrag schnell absenden und mit der Geschichte beginnen. :D :D Ich wünsche euch viel Spass bei "Überlebenskampf". Auf weitere 10 Storys mit euch, mir und Ben und Semir und euren vielen, wunderbaren Feedbacks!






    Eure Jenni :)

    Ben schoss hoch, zuckte dann aber zusammen und fiel wieder ins Kissen zurück. "Ein Anschlag?" fragte er nocheinmal nach und Konrad nickte. Es klopfte und Konrad rief ein kleines "Herein". Semir kam herein und sein Gesicht war leichenblass. Jedoch lächelte er, als er den wachen Ben sah. "Semir", stiess Ben hervor und Konrad liess den Partner seines Sohnes gewähren. Semir nahm sanft Ben in den Arm. "Wie geht's dir?" fragte er schwach und Ben zuckte mit den Achseln. "Es ging mir schon besser", gestand er und sah die Bedrücktheit in Semirs Augen. "Semir was ist los!" Konrad Jäger kannte diesen Ton in der Stimme seines Sohns. Der Polizist! "Der Anschlag galt indirekt nicht dir!" Ben begriff sofort. "Hat es jemand auf dich abgesehen?" Semir nickte und übergab Ben die Fotos. "Herr Gerkhan ich weiss nicht ob dies so eine gute Idee ist!", meinte Konrad und Ben sah seinen Vater an. "Was gut ist und was nicht, entscheide noch immer ich!" funkte er ein und sah sich die Fotos durch. "Oh mein Gott", stiess er hervor als er die Notiz erblickte. "Hast du schon...?" Semir nickte. "Sie wurden in eine Schutzwohnung des LKA's gebracht! Ben es tut mir so leid!" Ben atmete tief durch! "Das spielt nun keine Rolle", winkte er ab und sah auf seinen geschienten Fuss. "Verdammt, jemand sollte dir nun helfen!" Semir sah, wie Ben aufstehen wollte und drückte ihn zurück. "Vergiss' es! Ich habe Hotte und Dieter! Du brauchst nun Ruhe Ben!"


    "Und du brauchst jemanden!" wollte Ben einwenden, sah aber dann den besorgten Blick seiner Schwester. "Bitte Ben", flehte sie mit Tränen in den Augen und Ben gab nach. "Was hast du nun vor?" Semir seufzte. "Zu Hartmut fahren! Hotte wartet vor dem Zimmer, wir werden uns noch erkundigen!" Ben seufzte und umarmte Semir noch einmal. "Pass bitte auf dich auf Partner!" Semir nickte. "Ich komme jeden Abend vorbei okay? Nur damit du siehst dass ich mich nicht einfach so umbringen lasse!"

    Ben, Semir und die SEK-Leute erschraken. Samira fiel nach hinten und blieb liegen. Aus ihrem Hinterkopf strömte Blut. Peter kniete zu Boden. In Schockstarre verfallen, liess er sich von den SEK-Leuten einfach festnehmen. Semir rannte zu Samira und fühlte ihren Puls. "Sie ist tot", murmelte er und sah Ben an. Seine Augen waren weit aufgerissen. "Ben ich..." Der Jüngere winkte ab. "Es ist nicht deswegen", begann er heiser und schluckte, "ich...wie konnte ich mich nur so in jemandem täuschen?" Semir stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Manche Lektionen muss man herber lernen, als es einem lieb ist!" murmelte er bedrückt und Ben konnte nur nickend zustimmen. Sie drehten sich um, als ein schwarzer Audi vorfuhr und Cassandra ausstieg. "Verdammt", zischte sie als sie Samira erblickte. Semir und Ben staunten nicht schlecht. Cassandra wirkte älter, reifer und ohne die komischen Zöpfe hatte sie durchaus etwas attraktives. "Nun kann ich den Schleier auch fallen lassen. Meine Herren, mein wirklicher Name ist Joanna Kerner. Hauptkommissarin beim BKA für organisiertes Verbrechen!" Semir verschränkte die Arme. "Ich war undercover tätig. Die Sache mit dem illegalen Fellhandel, war uns schon länger bekannt und ich hatte Peter auch unter Verdacht. Aber dann macht dieses dumme Mädchen einen solchen Fehler!" Ben platzte der Kragen. "Dieses dumme Mädchen hat sich gerade selbst umgebracht", zischte er wütend, "also etwas mehr respekt bitte!"


    "Herr Jäger ich bin Katholikin", begann sie trocken und sah mit eiskalten Augen zu Samira, "für mich ist Selbstmord sowieso eine Sünde! Ich habe bereits mit ihrer Chefin geredet. Der Fall wird abgegeben. Sie haben nun Feierabend meine Herren!" Sie winkte ihre Männer herbei und verschwand. Semir drückte Ben Richtung Wagen. "Was für eine blöde Kuh!" zischte er und Semir grinste. "Also für mich hatte sie etwas von der Chefin", scherzte er und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Findest du?" fragte er nach und Semir nickte. Jedoch bemerkte er den traurigen Blick Bens. "Hör mal wenn ich dir..." "...du könntest mit mir noch ein wenig in den Proberaum kommen", funkte Ben Semir ins Wort, "mir fehlt nämlich mein Schlagzeuger!" Semir lächelte. "Das Angebot nehme ich gerne an. Solange du nicht wieder solchen depressiven Lieder spielst!" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Einfach das, was dir gefällt", sagte er mit einem Lächeln und gemeinsam steigen sie in den Wagen, um ihr Vorgehen in die Tat umzusetzten.


    Ende


    So Leute, wer wirklich nachgezählt hat weiss, dass dies nun meine 9.te Story ist, die zuende geht. Also werde ich mit der Nächsten meine 10.te Story schreiben! Na wenn das kein Grund zum Feiern ist! Deshalb habe ich beschlossen, euch einen besonderen Leckerbissen zu bescheren. Die Story wird "Überlebenskampf" heissen und es werden ziemlich die Fetzten fliegen! Innerhalb des Teams wohlgemerkt! Die Geschichte wird morgen oder übermorgen reingestellt. Wir werden sehen! sie wird lang und alles andere in den Schatten stellen, so dass ich pararell keine andere Story schreiben werde! (Ausgenommen natürlich die Zusammenarbeit mit Christopher007)


    Gruss
    Jenni :)

    12.


    Es vergingen zwei Tage. Andrea konnte nach der Untersuchung sofort wieder entlassen werden. Sie trug von dem Schlag keine bleibenden Schäden davon.
    Jedoch war es nun ihre Aufgabe, Semir wieder in die Realität zurückzuholen, während Ben sich um Aida kümmerte. Mit ihr zusammen, sass er in seinem Büro und las ihr aus dem Bilderbuch "Lauras Stern" vor. Krüger klopfte und schloss, nachdem sie hereingekommen war, direkt die Türe hinter sich zu. "Er hat gestanden", sagte sie knapp und setzte sich an Semirs Platz. Ben drückte Aida an sich und seufzte. "Er, Kalvus und Tayfun kommen vor Gericht. Es ist vorbei!" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Für Semir noch lange nicht", erwiderte er heiser und küsste Aida auf den Haarschopf. "Herr Jäger, es trifft Sie keine Schuld an dem Tod Jan Richters!" Ben biss sich auf die Unterlippe. "Ach nein?" Seine Stimme war schwach und müde. Unter seinen Augen hatten sich dicke Augenringe gebildet. "Haben Sie überhaupt mal geschlafen in den letzten Tagen?" Ben beantwortete Krügers Frage nicht. Er setzte Aida ab, zog sich die Jacke an und hob dann Semirs Tochter wieder auf den Arm. "Frau Krüger, ich danke Ihnen sehr, dass sie das nun persönlich erledigen aber...", Krügers Kopf hob sich, "es gibt Dinge, die können selbst Sie nicht heilen!" Mit diesen Worten ging er aus dem Büro.


    Im Krankenhaus angekommen, traff er die Eltern von Jan Richter, die gerade den Leichnam abholen liessen. Sie erblickten Ben und erkannten Aida, die mit ihnen schon Bekanntschaft machen durften. "Sind Sie Semir Gerkhans Partner?" fragte Jans Vater, ein bärtiger Mann mittlerer Grösse. Ben nickte. "Es tut mir so leid", flüsterte er und spürte eine zarte Hand auf seine Schultern. "Bitte geben Sie sich keine Schuld. Herr Gerkhan hat uns heute Morgen alles erzählt. Jan konnte eine Familie so retten!" Die Hand von Jans Mutter glitt von Bens Schulter zu Aidas Wange. "Sorgen Sie sich um Herr Gerkhan." Ben nickte und umarmte die Beiden. Ein schwarzer Holzsarg wurde über den Gang in einen Leichenwagen gebracht. Ben schüttelte kurz seinen Kopf und ging mit Aida zu Semirs Zimmer. Er klopfte kurz und wurde hereingebeten.


    Semir sass auf dem Bett. Bleich, verweinte Augen, aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Andrea, würdest du bitte Aida mitnehmen?" Andrea, die mit einem Pflaster auf der Stirn, an Semirs Bett sass, nickte und nahm Ben Aida ab und verliess mit einem aufmunternden Lächeln dass Ben galt das Zimmer. Ben setzte sich auf Andreas Stuhl und atmtete tief durch. "Du siehst nicht gut aus", begann Semir das Gespräch und Ben lächelte schwach. "Das Kompliment gebe ich gerne zurück!" Semir nahm Bens Hand. "Kumpel, es tut mir so leid mit Jan", sprudelte es aus Ben heraus, "hätte ich nicht so übereifrig reagiert dann... " "...hätte Hakan mich und meine Familie umgebracht", kam es mit einer warmen Stimme von Semir und Ben sah seinem Partner tief in die Augen. "Ben dich trifft keine Schuld! Ich habe es Jans Eltern erklärt. Sie haben sich damit abgefunden, dass ihr Sohn durch seinen Tod, vier Menschen gerettet hat." Obwohl Semirs Stimme ruhig war, sammelten sich Tränen in seinen Augen und Ben setzte sich auf den Bett rand. "Komm her Kumpel", flüsterte er leise, öffnete die Arme und liess Semir gewähren. Der Deutschtürke begann bitterlich zu weinen. "Du lässt mich nicht im Stich Ben oder?", schluchzte er und Ben schüttelte mit dem Kopf. "Niemals Partner, niemals."



    Ende

    Keckt, legte die Deutschschweizerin ihre Arme auf Karls schulter und beugte sich zu ihm. Ihr Haar tänzelte vor seiner Nase und er sah sie mit grossen Augen an. "Wissen Sie, ich finde das eigentlich nicht nett", begann sie ungewohnt ruhig und Semir zog verwirrt eine Augenbraue hoch, "Sie opfern sich für Ihren Chef, schweigen wie ein Grab und dafür müssen Sie in den Knast. Lebenslänglich! Ist das fair?" Karl sagte nichts. Er biss sich auf die Unterlippe. Annelie ging auf Semir zu, legte ihm eine Hand auf den Rücken und drückte ihn leicht gegen den Ausgang. "Weisst du Semir, eigentlich schon schade. Er könnte eine Strafmilderung damit hervorholen! Will der wirklich so lange in den Knast? Ich meine, für Mord gibt's schon 15 Jahre! Und dann noch für versuchte Entführung, Körperverletztund und Einbruch?" Semir bemerkte, worauf Annelie hinauswollte. Er lächelte schelmisch. "Ja...dafür kriegt er sicher noch zehn Jahre drauf. Vielleicht sogar noch mehr weil der Verletzte ein Polizist ist!" Sie wollten gerade hinausgehen, als Karl aufschoss. "Okay, okay, ich sage alles! Aber, es gibt eine Strafmilderung nicht wahr?" Annelie nickte und setzte sich auf den Stuhl. "Ich habe wenig Zeit! Also fassen Sie sich kurz!" sagte sie schroff und Karl schluckte. "Van Vaarten hatte mich und meinen Kollegen angestiftet, die Manuskripte Beethovens aus dem Museum zu klauen!"


    Es klopfte. Susanne öffnete die Türe und winkte Semir hinaus. "Was ist denn?" fragte er und die blonde Kriminalbeamtin zupfte an ihrer Kleidung. "Ben hatte mich angerufen! Ich weiss nicht ob es relevant ist aber, er hatte mich um Informationen gebeten!" Semirs Augen weiteten sich. "Deinem Blick zufolge, wusstest du das anscheinend nicht!" Ohne ein Wort wies Semir auf Annelie, die Karl weiter verhörte. "Ich bin hier Susanne, wie sollte ich wissen dass er dich anrief?"
    "Genau das habe ich eben vermutet! Semir, ich habe Angst dass Ben einen riesen Mist anstellt!" Semir nickte zustimmend. Er nahm sein Handy hervor und wählte Bens Nummer. Doch es nahm niemand ab. "Scheisse", zischte er. "Ich habe ihm eine Adresse gegeben", murmelte Susanne, nahm einen Zettel aus ihrer Hoschentasche und überreichte ihn Semir. Dieser nickte dankend und ging wieder in den Verhörraum.


    Annelie sah Semir verwundert an. Karl hatte gerade eben sein Geständnis zuende erzählt. "Führt ihn ab!" befahl Semir und zwei uniformierte Polizisten nahmen Karl wieder mit. "Wir haben ein Problem", begann Semir und Annelie kannte diesen Blick allmählich genau. "Oh nein!" stiess sie aus und Semir nickte. "Ben macht mal wieder einen riesen Quatsch!", stellte sie fest und Semir nickte. "Susanne hatte ihm eine Adresse gegeben. Ich denke, er will den Jungen alleine rausholen!" Annelie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "In seinem Zustand?" kreischte sie und Semir nickte. "Wir müssen hinterher! Semir, Ben könnte umkommen!" "Ich weiss, komm'!" Mit diesen Worten rannten sie aus der PAST.

    Um Punkt 19.00, lief Samira zu dem vereinbarten Treffpunkt, wo Peter sie schon erwartete. "Ich habe meine Stelle hier gekündigt", sagte er und sah das Mädchen ernst an. "Und ich werde weg von hier gehen! Sei dir aber gewiss, dass ich mit meiner Beschäftigung nicht aufhören werde! Wir sind noch mehr!" Samira lächelte kühl. "Ihr werdet alle verrecken mein Lieber!", zischte sie gehässig und Peter verpasste ihr eine Ohrfeige, sie aber zog sofort eine Waffe hervor und hielt sie ihm auf die Brust. "Pass ja auf Freundchen", drohte sie und sah ihn funkelnd an. "Ich meine es ernst! Solche Schlachter wie euch muss man aufhalten!" Peter zitterte. Die Mündung der Waffe drückte Samira regelrecht in die Haut. "Du hast Markus auch schon umgebracht! So eiskalt!" Sie nickte. "Obwohl, es war notwehr! Ich wollte ihn nun bedrohen und sagen, dass es nun mit dem nicht mehr weitergehen könne. Dann kam der Typ mit dem Skalpell auf mich zu und machte sich so den Weg frei. Ich musste ihn betäuben! Ich musste ihn umbringen! Für die Tiere dieser Welt!" Peter keuchte. "Du bist verrückt!" Samiras Finger spannte sich um den Abzug. "Wirklich?", fragte sie mit Diabolie in der Stimme und Peter nickte, obwohl er wusste, dass er dies wahrscheinlich bereuen würde. "Vielleicht, aber ich setzte mich was für das Gute ein! Also, wo sind deine Kumpanen!" Peter schüttelte mit dem Kopf. "Das werde ich dir niemals verraten!", zischte er genervt und Samira wollte abdrücken, als sie etwas an der Schulter streifte.


    "Waffe runter Samira!", schrie Ben, aus dessen Mündung es noch rauchte. "Du bist ein Bulle!", stiess sie entsetzt hervor und sah zu Semir. "Der Typ muss aufgehalten werden! Er tötet Tiere!" Ben konnte es nicht fassen. Wie sehr er sich doch in dem Mädchen getäuscht hatte. "Du musst aufgehalten werden! Zusammen mit ihn! Ihr Beide seit Mörder Samira!" Bei dem Wort "Mörder" zuckte Samira leicht. "Du hast keine Ahnung Ben! Dieser Typ hat eiskalt Tiere getötet und ihnen die Haut abgezogen!" "Und du hast einfach ein Menschenleben genommen! Meinst du, damit spielst du dich auf Heldin auf?", mischte sich Semir ein. Samira richtete die Waffe auf die Beiden Polizisten. "Ihr habt doch einen Knall! Ich bin die Retterin der Tiere dieses Zoo's!" Semirs Finger krümmte sich um den Abzug. "Samira! Nimm die Waffe runter, es ist vorbei", versuchte Ben sie zu beruhigen. Und tatsächlich, es schien so, als ob sie die Waffe senken würde. "Ich gehe nicht in den Knast!" schrie sie drückte die Mündung der Waffe in den Gaumen und schoss.

    Mit diesem Teil leite ich langsam das Finale ein.
    Aber vorsicht, es geht traurig weiter!
    Die grosse Erlösung kommt noch nicht!


    11.


    Semir und Andrea sahen zur Türe, als es klopfte und die Tür aufging. Hakan! Semir drückte Aida an sich und sah seinen ehemaligen Jugendkollegen mit grossen Augen an. "Du!", zischte er und Hakan zog aus seinem Mantel die Pistole hervor. "Anscheinend weisst du Bescheid", begann Hakan und sah zu Andrea, "dann brauche ich dir ja gar nicht zusagen, wie sehr ich mich freue, dir deinen Weg ins Jenseits zu bescheren! Keine Sorge, du bist nicht alleine!" Semir begriff sofort und seine Augen funkelten. "Ich weiss nicht warum oder wieso aber, lass' meine Familie aus dem Spiel!" Hakan lachte laut und zielte mit der Waffe auf Andrea. "Aber dann wärst du ja ganz alleine in der Hölle und mein Aufwand wäre für nichts gewesen. Wieso ich das tue Semir? Ich tu's für Geld! Meine Praxis steht kurz vor dem Ruin! Du warst noch mein einziger Patient! Kalvus und Tayfun, haben sich zusammengeschlossen um eine Organisation im Gefängnis zu gründen! Sie wollen mir viel Geld zahlen, wenn sie von deinem Tod erfahren!" Semirs Magen krampfte zusammen und der Deutschtürke schüttelte mit dem Kopf. Dann hörte er schnelle Schritte. Diese Gangart. Er kannte sie. Ben!


    Ben und Jan rannten die Gänge des Krankenhauses entlang. Besonders Ben pumpte mit den Armen kräftig mit. Sein Herz schlug heftig gegen den Brustkorb und er hängte Jan beinahe ab. Er öffnete die Türe und sah, wie Hakan Aida als Geisel genommen hatte und Andrea Bewusstlos geschlagen. "Sie Schwein!", zischte Ben und hob die Waffe, doch Hakan drückte seine Pistole an Aidas Schläfe. Das Mädchen kreischte und weinte vor Angst. "Waffe runter Bulle oder du wirst es bereuen!" Ben riskierte einen kurzen Blick zu Semir, der heftig mit dem Kopf schüttelte. Doch Ben hob die Waffe, kniete zu Boden und warf sie, gesichtert, fort. "Okay, lassen Sie das Mädchen gehen. Sie haben mich, dass ist viel besser!", versuchte Ben einen Handel hervorzuholen doch sinnlos. Hakan setzte Aida bei Semir ab. Das Mädchen klammerte sich sofort an ihren Vater und Semir hatte auch nicht vor, sie loszulassen. Hakan stand vor Ben und drückte die Waffe auf die Stirn. "Ich mag keine Zeugen!", zischte er gehässig und krümmte den Finger um den Abzug.


    Jan hatte sich hinter der Türe versteckt. Die Waffe in Anschlag. Schussbereit. Nun hing alles von ihm ab. Er erblickte die Position. Alles war perfekt. "Auf Wiedersehen, Ben Jäger!" Doch dann sah Hakan, wie sich die Türe öffnete und er hob die Waffe als er schoss. Jan wurde getroffen und eine Fontäne Blut schoss aus seiner Brust. Ben stand sofort auf, packte Hakans Arm und versetzte ihm einen Kinnhaken. Der Mann ging sofort zu Boden und Semir sah mit aufgerissenen Augen auf den schwerverletzten Jan. "Nein! Jan! Jan!" schrie er immer wieder und Ben ging keuchend zu ihm. Aus Jans Mundwinkel floss ein kleiner Rinnsal Blut. Ben erkannte sofort, dass er tödlich getroffen wurde. Jans Augen waren geschlossen. Ein schneller Tod. "Scheisse", stiess er hervor und fühlte zur Sicherheit den Puls. Doch nichts. Hakan hatte Jan direkt ins Herz getroffen. Ben drehte sich zu Semir um, den ihn hoffnungsvoll ansah. Doch zur seiner Enttäuschung, schüttelte Ben mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. "Nein! NEIN!" schrie Semir immer wieder. Ben fesselte Hakan mit Handschellen und sah wie Ärzte auf das Geschehen zukamen.


    "Nehmen Sie den Kerl und untersuchen Sie ihn!" Einer der Ärzte nickte, während sich die Anderen um Andrea kümmerten. Sie wurde auf eine Trage gelegt und wegtransportiert. Semir sass wie vom Körper verlassen auf dem Bett. Aus seinen Augen flossen Tränen. Aida stupste ihren Vater immer wieder an, doch nichts. Ben begriff. Im Moment konnte er nichts für seinen Partner tun. "Komm' Kleines", murmelte er Aida zu und nahm sie auf den Arm, "wir gehen fragen wie's Mama geht!" Bens Herz war nur eine bleierne, undefinierbare Masse. Ein nichts. Er ging mit Aida aus dem Zimmer während er sah, wie Kim Krüger neben der Trage stand, wo Jan bereits in einen Leichensack gehievt worden war. Sie seufzte schwer und sah zu Ben, der sie mit wässerigen Augen ansah. Es war nicht die Trauer um Jan - sondern die Wut über sein Eigenverschulden. Hätte er doch bloss nicht so impulsiv reagiert.

    Kim Krüger sah, wie Semir aus dem Verhörraum kam. In seiner Begleitung, eine junge, attraktive Frau. "Darf ich erfahren, wer Sie sind?" fragte sie verwundert und Annelie lächelte. "Verzeihung, Annelie Reichen. Kripo Bonn!", stellte sie sich vor und schüttelte Krüger die Hand. "Oh, Sie sind Bens Freundin", stellte die Chefin fest und Semir glaubte, ein wenig Eifersucht, in der Stimme zu hören. "Die Schweizerin, die dank ihrem Vater sich einbürgen lassen konnte und nun die offene Stelle bei den Kollegen angenommen hat!" Annelie konnte den Neid in Kim Krügers Stimme nicht überhören. "Ja, uns war die Entfernung doch ein bisschen zu gross", erwiderte sie ein wenig schnippisch und Semir musste sich sein Grinsen verkneifen. "Wie auch immer, wo ist Herr Jäger jetzt?" Semir erklärte Krüger die Sachlage und lobte Annelie in den höchsten Tönen, erzählte ihr was sie mit ihr schon erreichen konnte. "Sind Sie noch freigestellt?" Annelie nickte. "Gut, dann ausnahmsweise, da Herr Jäger zurzeit ausgeschaltet ist!" Mit diesen Worten verschwand sie. "Was ist denn mit der?" fragte Annelie verwirrt und Semir konnte nun seinem Lachen freien Lauf lassen. "Ach weisst du, Ben hätte sie bei ihrem ersten Zusammentreffen beinahe vernascht!" Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Ja Ben, ausserdem war das vor unserer Beziehung. Aber wieso giftet sie dann?" Semir winkte ab. "Die giftet immer", erklärte er seine Geste und sah durchs Fenster zu Karl.


    "Wenn der nichts sagt, erfahren wir nie, wo Oliver ist", meinte er betrübt und Annelie verschränkte die Arme. "Er hat das nur getan, um Bens Leben zu retten?" Semir nickte. "Die Beiden mögen sich anscheinend." Erneutes zustimmen. "Na dann kann ich ja für die Zukunftsplanung sicher sein!" Semir sah auf ihren Bauch und sie begriff sofort. "Ich bin nicht schwanger! Ausserdem habe ich nicht vor, vor 30 ein Kind zu kriegen! Ich will meine Zeit noch ein wenig geniessen!" Semir rollte mit den Augen, da haben sich die Beiden richtigen gefunden gehabt! "Aber ich weiss nun, dass Ben Kinder mag. Das beruhigt. Denn ich habe eine SMS von Sarah und André bekommen!" Semir sah sie an. "Ach ja, da gibt's ja bald Nachwuchs! Wie weit ist Sarah!" Mit grosser Geste deutete Annelie einen Bauch an. "8.ter Monat!", verkündete sie und flüsterte Semir was ins Ohr. "Was? Sie wollen dich und Ben zu den Paten machen?" Annelie nickte. "Beide haben ja keine Geschwister und sie fanden, uns kann man am Besten vertrauen!" Semir zog eine beleidigende Grimasse. "Und ich?" Annelie grinste. "Du hast Aida, du bist selbst beschäftigt!"


    10.


    Ben und Jan begannen die Wohnung durchzusuchen. Der Jüngere der Beiden nahm sich die Praxis, der Ältere die Wohnung oberhalb vor. Ben ging zum Büro, dass noch ordentlich eingerichtet war. Er öffnete mit seinen Dietrichen die Schubladen und durchsuchten die Akten. Da fand er sie. «Semir Gerkhan», stand mit handgeschriebener Schrift auf dem Etikett und Ben öffnete die Akte. "Das ist ja allerhand!", dachte er laut und nahm sein Handy hervor. Fingerabdrücke, diverse Sachen die ein Arzt nicht brauchen sollte, fand er darin. Er fotografierte die Notizen und schüttelte mit dem Kopf. "Das war alles eiskalt geplant", flüsterte er fassungslos und sah nach oben, als er Jan nach sich rufen hörte. Er ging die Treppen hinauf und sah, dass Jan vor dem Fernseher stand. "Diese Aufnahme wurde gestern gemacht." Es war ein Video dass zeigte, wie Semir mit dem Krankenwagen ins Marienkrankenhaus transportiert wurde. "Verdammte scheisse", stiess Ben hervor und rannte aus dem Haus. Jan folgte ihm. "Andrea und Aida sind auch dort", schrie Jan Ben hinterher und dieser setzte sich an das Steuer des Audis. Erstaunt setzte sich Jan neben ihn. "Die Autoschlüssel", befahl Ben etwas schroff und Jan händigte sie ihm aus. Der Jüngere steckte den Schlüssel und startete den Motor.


    Hakan lief die langen Gänge des Krankenhauses entlang und hielt die Waffe fest, die er unter seinem Mantel versteckt hatte. Es war ihm egal, was Tayfun oder dieser Kalvus sagte, er wollte Semir loswerden. Dieser «Hain» sollte vernichtet werden! Egal wie, aber hier und jetzt! Ausserdem waren seine Frau und seine Tochter hier. Er hatte ihn also in der Hand. Eine Schwester traff ihn. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte sie freundlich und Hakan lächelte. "Ich suche das Zimmer von Herrn Semir Gerkhan!" Sie nickte. "Natürlich. Zimmer 190. Sie können es nicht verfehlen!"


    Ben drückte das Gaspedal durch und die Reifen quietschten unter der Belastung. Jan hatte Angst um seinen Wagen, denn er kannte den Fahrstil von Autobahnpolizisten, er war ja selber einer. Doch die Furcht um Semir war grösser, also liess er diesen jungen Spunt gewähren. Der schien nämlich einiges auf dem Kasten zu haben und allmählich begriff er, warum Semir in den höchsten Tönen von ihm lobte. Dieser junge Mann wurde schon lebendig begraben, und hatte Semir nicht verlassen. Er jedoch, verliess ihn schon nach einem Undercoverauftrag. Schuldgefühle kamen in ihm hoch, jedoch bereute er seine Entscheidung nicht.
    Nun galt es, Semir zu retten!