Nach dem Besuch im Krankenhaus hatten Ben und Joshua vereinbart, nach Chris Entlassung noch einen trinken zu gehen. Allerdings würde dies bis zum Abend dauern, da die Papier noch ausgefüllt werden mussten. Semir hatte inzwischen dann Ben überedet, mit Annelie zu sprechen, da er einfach nicht ansehen konnte, wie pubertär die Beiden waren.
Und Ben tat wie ihm befohlen, er klopfte an Annelies Zimmertür und diese bat den Besucher herein. "Anne?" fragte Ben und sah, dass die junge Frau schon daran war, zu packen. "Du willst schon gehen?" Annelie nickte. "Mein Flug geht in drei Stunden", sagte sie und lächelte gequält. "Da ich ein bisschen eigenhändig gehandelt habe, bekam ich eine SMS von meinem Chef. Ich muss die Berichte, als Strafe, abarbeiten. Und dass ab Morgen. Ich brauche noch eine gute Mütze Schlaf." Semir schlich sich zur Tür um zu lauschen. Er konnte nicht anders. Er musste wissen, wie sich sein Partner anstellte. "Nun, kann man dir helfen?" fragte er freundlich und Annelie nickte zum Schrank. "Könntest du mir noch meine kleine Handtasche geben? Das ist das Einzige, was mir noch fehlt!" Ben nickte und nahm den gewünschten Gegenstand aus dem Schrank und überreichte ihn Annelie. Dabei berührten sich ihre Hände und beiden wurde sofort warm ums Herz. "Ja, danke", räusperte sich Annelie und packte die Tasche in den Koffer. Danach zog sie den Reissverschluss zu. "Wie geht es eigentlich christopher?" fragte sie und Ben grinste. "Wir gehen heute Abend zusammen was trinken!"
"Hey", lobte Annelie und gab Ben einen sanften, liebevollen Klaps, "na siehst du? Mann muss sich nur mal einen Schubs geben!" Ben nickte und eigentlich sollte dies doch der Steilpass schlecht hin sein!
Doch Pustekuchen! Keiner der Beiden reagierte. Sie sahen sich nur tief in die Augen und Annelie wendete ihren Kopf dann ab. "Soll ich dich noch begleiten?" fragte Ben und die Schweizerin winkte ab. "Ich habe mir ein Taxi gerufen!" murmelte sie und in diesem Moment hupte es von der Strasse her. "Oh", murmelte Ben ein wenig enttäuscht und Annelie nahm ihren Koffer in die Hände. "Also, ich werde dann langsam gehen!" Sie näherten sich zögerlich und umarmten sich kurz. "Sehen wir uns wieder?" fragte Ben und Annelie nickte. "Bestimmt", sagte sie ein wenig traurig und als sie hinausgehen wollte, rief Ben sie nochmal. "Du bist schwer in Ordnung", sagte er dann und Annelie nickte. "Du auch", flüsterte sie dann und verliess das Hotel.
Ben setzte sich auf's Bett. Wie bescheuert war dass denn? Das war die Gelegenheit und er liess sie sausen! Einfach sausen! Wütend stand er auf und ging aus dem Zimmer, wo ihn Semir schon erwartete. "Du bist schwer in Ordnung?" fragte er entsetzt und Ben rollte mit den Augen. "Wie alt bist du? 12?" "Semir bitte!" quängelte Ben und zeigte auf sich. "Es war ein Scheissspruch, okay!Aber...sie wohnt in der Schweiz!" Semir zog eine Augenbraue hoch. Erwiderte jedoch nichts. Es wäre im Moment eh hoffnungslos gewesen. Sein Handy klingelte und am Ende war Joshua. "Man konnte unsere Familie befreien!" jauchzte er und erklärte, dass Christophers Chef davon windbekommen hatte. Entsetzt befahl er, die Familie freizulassen und gleichzeitig stieg er aus Opus Dei aus. Semir rannte zu Ben und teilte ihm die freudige Nachricht mit.
So hatte man nun mehr den Grund, am Abend ein Gläschen zu erheben und auf den gelungenen Sieg anzustossen. Man hatte sich für ein populäres Pub entschieden, dass Christopher empfohlen hatte und so bestellte man sich Bier, Wein und sonstige alkoholische Getränke. Besonders viel becherten Ben und Christopher. "Weisst du was?" lallte Christopher und Ben sah ihn an, "du bist mein bester Freund!" Die Beiden umarmten sich und Joshua sah Semir mit feuerrotem Kopf an. Aber nicht vor Wut - nein - sondern weil er sich das Lachen verklemmen musste. "Und weisst du was? Ich bin zu blöd einer Frau zu sagen, dass ich sie mag!" lallte Ben zurück und Christopher klopfte ihm auf die Schultern. "Du bist ein wirklicher Vollidiot!" erwiderte er und die Beiden begannen noch mehr zu plaudern.
Joshua und Semir, begannen jedoch eine ganz andere Disskussion. "Was ich dich schon eigentlich die ganze Zeit fragen wollte", begann Semir und Joshua sah ihn an, "was ist das für ein Ring an deinem Finger?" Joshua lächelte warm und zeigte ihn stolz. "Diesen hier?" Semir nickte. "Wie sagt man bei euch in Deutschland? Ich habe so Mühe mit dem Wort. Wenn man fragt, aber es noch nicht ist!" Semirs Gesicht erhellte sich. "Du bist verlobt?" fragte er und Joshua nickte. "Genau das war das Wort! Das ist mein Verlobungsring! Ich werde bald unter die Haube kommen!" Semir umarmte Joshua. "Na da gratuliert man doch herzlichst!" sagte er und wusste dabei gar nicht, was Joshua mit den Jungs vorhatte.
Annelie sah aus dem Fenster im Flugzeug zum erhellten Paris. Es war Abend geworden, als ihre Maschine startete. Sie sah ihr Handy an, dass natürlich ausgeschaltet war und schüttelte mit dem Kopf. "Du bist der letzte Dussel", murmelte sie und seufzte schwer. Das war doch die Gelegenheit gewesen. Und was machte sie? Sie ging einfach! Ohne zu sagen, wie gern sie ihn hatte.
Sie nahm ihre Handtasche, wo sie ihren I-Pod hatte, aus dem Koffer und bettete sich das kleine Gepäcksstück, auf den Schoss. Als sie es öffnete, sah sie einen kleinen Zettel. Sie öffnete ihn und strahlte über sieben Backen. Ein neues Tor, wurde ihr geöffnet.