Beiträge von jenni

    "Chris!" stiess Ben entsetzt hervor und betete den Engländer auf seinen Schoss. Dieser presste seine Pranken auf die Wunde und biss sich auf die Unterlippe. "Shit!" zischte er und begann zu lachen. "Ausgerechnet!" Semir sah Ben an. "Worauf wartest du? Ruf einen Krankenwagen!" schrie Ben ein wenig schroff und Semir reagierte zunächst nicht. Doch dann nahm er sein Handy hervor und sah Ben an. "Moment Mal, ich kann kein Französisch!" Ben zog seinen Schal ab und reichte ihm Semir. "Ich mach das, presse das auf die Wunde!" Sie lösten sich ab und Ben wählte die Nummer. "Bonjour?" begann er und konnte in überraschend klarem Französisch die Adresse und die Notsituation erklären. Als er aufhängte, sah er zu Christopher. "Halte durch Kumpel!" flüsterte er und der Engländer musste Lächeln. "Bei dir muss schon was extremes passieren", begann er stockend, "dass du dir eingestehen kannst, was du für eine Person fühlst!" Bens Augen weiteten sich. Er verstand die Andeutung sofort. "Der Krankenwagen kommt gleich mein Freund!" beruhigte Semir den Engländer.


    Annelie richtete ein Nachtquartier ein und schreckte hoch, als ihr Handy vibrierte. Vorsichtshalber hatte sie es auf lautlos gestellt. Es war eine SMS, die sie ziemlich unruhig stimmte. Tom berichtete ihr nämlich was geschehen war, bat aber sie, Joshua nichts zu verraten! Die Mission und Joshuas Gesundheitszustand stand auf dem Spiel. Doch Annelie war eine ehrliche Haut. Sollte sie den liebreizenden Engländer wirklich anlügen? Sie kämpfte mit sich selbst und beschloss jedoch, Toms Bitte nachzugeben. Sie steckte das Handy in die Hosentasche und zog die Zigarettenpackung aus der anderen. Sie zündete sich eine Zigarette an und atmete den Rauch tief ein. "Das ist nicht gesund!" kommentierte Joshua trocken und Annelie lächelte. "Selbst ich habe Schwächen", sagte sie mit einem Grinsen und der Engländer rollte mit den Augen. "Und du kannst einem Menschen nicht deine Gefühle gestehen!" Annelie seufzte. "Das kann ich auch nicht nein!"


    Ben sah, wie Christopher mit Atemmaske auf der Trage in den Krankenwagen transportiert wurde und er kaute sich auf dem Zeigefinger herum. "Es ist nicht deine Schuld", versuchte Semir ihn zu beruhigen und Ben schüttelte mit dem Kopf. "Joshua wird mich umbringen!" stiess er hervor und fuhr sich durchs Haar. "Ich sollte da drauf liegen Semir! Nicht er!" Tom ging auf Semir zu und flüsterte ihm ein paar Worte ins Ohr. Entschlossen drehte sich der Deutschtürke zu Ben. "Du sagst kein Wort zu Joshua!" sagte er bestimmend und Bens Augen weiteten sich. "Bitte was?" fragte er entsetzt und Semir nickte. "Du hast mich schon verstanden!"

    "Ihre Liebe?" stiess Semir perplex hervor und sah den Gruppenleiter an. "Sehen Sie mich nicht so an! Ich bin der Mann für's grobe!" Semir rappelte sich auf und ging die Treppen zum Direktorenzimmer. "Chefin!" stiess er hervor und die Angesprochene sah auf. Sofort liess sie den Finger von dem Lautsprecher. "Was meint er damit?" Krüger sah genau so verwirrt aus wie er selbst. "Ich weiss es nicht! Ich war immer gut zu ihm! Habe mich immer um ihn gekümmert!" Da schaltete Semir. "Was wenn er, mehr für sie empfindet, als nur eine "Patenbeziehung"?" Doch anstatt entrüstet zu reagieren, strich sich die Krüger übers Haar und nickte. "Vielleicht war ich zu gut zu ihm! Ich bin mit ihm verwandt! Da kann er sich Hoffnungen machen!" führte sie Semirs Gedankengang zuende und er nickte. "Allerdings, reden Sie wieder mit ihm!" In diesem Moment fasste Krüger eine Entscheidung. "Stefan, ich schlage dir einen Tausch vor!" Semir sah sie mit grossen Augen an. "Lasse den verletzten Polizisten frei und ich komme zu dir!" Schweigen. Keine Erwiderung. "Er denkt darüber nach", murmelte sie und Semir schaltete den Freispecher aus. "Sind Sie total von Sinnen?" fragte er entsetzt und die Chefin bäumte sich vor Semir auf. "Haben Sie eine bessere Idee, Jäger daraus zu holen? Dann nennen Sie sie mir! Ich höre Sie mir an!" Doch Semir wusste nichts.


    Ben sah Adriano mit fiebrigen Augen an. "Hat die 'nen Vollschuss?" stöhnte er und Adriano schüttelte mit dem Kopf. "Sie macht sich Sorgen um dich! Das ist die einzige Möglichkeit, dich da rauszubringen!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Es ist zu gefährlich! Er wird sie umbringen!" Adriano schüttelte wieder mit dem Kopf. "Das wird er nicht. Sie ist das Objekt seiner Begierde! Sie ist wie ein Kronjuwel in der Sammlung!" "Bist du zu den Poethen übergegangen?" fragte Ben ein wenig sarkastisch und Adriano hob die Augenbraue hoch. "Halt den Rüssel flach!" erwiderte er und Ben grinste. "Das ist der Adi den ich kenne!"
    Stefan lief zum Mikrofon. "Kannst du mich hören Kim?" schrie er und Kim bejahte! "Ich nehme an! Klopfe an die Mensatüre und dann können die Typen den Bullen holen. Du bleibst dann hier!" "Natürlich!" erwiderte Krüger und sah dann zu Semir. "Gehen wir!" sagte sie entschlossen und Semir folgte ihr. Als sie vor dem Eingang standen, nahm sie Semir nochmals bei den Schultern. "Passen Sie auf sich auf Chefin!" Kim lächelte und tat etwas, das Semir nicht erwartet hätte. Sie drückte ihn an sich. "Drücken Sie mir die Daumen!" Sie klopfte an. Die Tür öffnete sich ein Spalt. "Gut, komm! Komm!" Krüger wurde regelrecht reingezogen und dann lugte die Waffe aus dem Türspalt. "Und ihr geht! Der Bulle wird kommen!" Semir sah die Männer an. "Ihr habt's gehört!" sagte er bestimmt und sie taten, wie befohlen.


    "Also gut Jäger!" zischte er und zog Ben hinauf. Dieser musste einen Schmerzschrei unterdrücken. "Sie gehen da raus! Ihre Freunde warten draussen! Sie haben Glück dass Sie eine solch tolle Chefin haben!" Er stiess Krüger neben Adriano zu Boden und Ben ging zitternd aus den Raum. In diesem Moment wurde alles schwarz und die Beine gaben nach. "Ben!" schrie Semir und er konnte seinen Partner noch auffangen. "Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!" Der Einsatzleiter nickte und schickte einer seiner Männer nach draussen. "Ben! Ben!" Semir verpasste Ben immer wieder kleine Klapse auf die Wange. "Junge komm schon!"

    Ben konnte nicht anders. Er musste - er musste zurück! Joshuas Willen wegen! Ausserdem beschützte ihn Christopher gerade. Geh' zurück!, sagte er sich. Also ging er zurück. Es war Totenstille. Ben schluckte und erblickte Christopher auf dem Boden. Unter ihm, Bertrand. Tot. "Christopher!" stiess er hervor und beugte sich über den Körper. Dann hörte er das entsichern einer Waffe! "Wie ironisch!" hörte er de Brouiller und dieser sah noch fürchterlicher aus, als vorher, da er in der Brust getroffen wurde. "Er opfert sein Leben um deines zu retten und du kommst zurück. Du bist wirklich ein wenig dümmlich mein Freund!" Ben starrte auf die Mündung der Waffe. Nun war alles aus - alles Aus! Nun müsste er sterben. "Leb' wohl! Ben Jäger!" Das grauenhafte Donnern eines Schusses wurde hörbar.
    Semir packte Tom am Kragen und sah ihn an. "Hast du das gehört?" fragte er und Tom nickte. "Wo sind sie gefangen?" fragte er den Jungen hart und er führte sie durch Schleichwege dorthin. Semir rannte um die Ecke und sah das Übel.


    Annelie sah zu Joshua und seufzte. "Dann werden wir wohl wieder die Drecksarbeit machen müssen!" kommentierte sie und Joshua nickte. "Aber zuerst", murmelte sie und bastelte sich aus Handtüchern eine Schlinge, "machen wir hier ein wenig erste Hilfe. Dein Arm sollte funktionieren, wenn wir angreifen müssen!" Joshua musste lächeln. Annelie war schon eine Marke für sich. Sie war vorlaut, mutig, reif für ihr Alter und jedoch zuckersüss. Trotz der schwarzen Haaren, den schwarzgeschminkten Augen und den vielen Ohringen. "Also", sie ging zum Fenster wo ihre Waffe lag, "dich werde ich wohl wieder brauchen müssen!" Sie steckte sie in den Halfter und Joshua tat dasselbe mit seiner Waffe. "Wir schaffen das Annelie!" machte er seiner Mitstreiterin mut. "Wenn du das sagst", erwiderte sie und sie gingen aus dem Raum.


    Ben sass auf dem Boden und sah hinauf. Christopher hatte sich aufgerichtet und hatte die Waffe auf Anschlag. De Brouiller begann aus dem Mund zu bluten und ging zu Boden. "Scheisse", stiess er hervor und ging zu Boden. Der Engländer sah zu Ben hinunter. "Alles in Ordnung?" fragte er und Ben nickte - immer noch erstaunt. "'Tschuldige", begann Christopher und zog ihn hoch. "Ich wurde wirklich getroffen." Er hob seinen Mantel und die Kugel hatte sich in einem Taschenbuch verfangen. "Erst als du zu mir kamst, wurde ich langsam wieder wach." Ben klopfte sich den Dreck von der Kleidung. "Ich danke dir", sagte er und Christopher sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. "Ohne dich wäre ich wohl nun mit denen zusammen in der Hölle." Er streckte die Hand aus und die beiden Streithäne schüttelten sich die Hand. "Und nun, lass uns deine Familie retten!"

    "Nein", flüsterte sie zu sich selbst und rappelte sich wieder auf, "nein, nein! Ich muss da durch! Er ist nicht mehr dein Patenneffe Kim. Er ist ein junger Amokläufer, der einen Mann getötet und einen Polizisten verletzt hat! Da musst du nun durch!" Sie ging zum Einsatzleiter. "Stellen Sie sofort eine Verbindung her! Telefon, Mikro, ist mir völlig egal! Ich möchte mit dem Jungen reden!" sagte sie bestimmt und der Mann nickte. "Wir können ins Direktorenzimmer! Dort können Sie direkt in die Mensa funken! Das sollte klappen!" Sie nickte und folgte dem Einsatzleiter wie befohlen. Als sie die Türe öffnete, beneidete sie den Direktoren ein wenig für seine Arbeitststelle. Alles war neu und modisch und das Büro war ziemlich gross. Sie ging zum Schreibtisch und sah das Gerät sofort. Man kannte es aus allen Jugendfilmen, wo mindestens ein mürrischer Direktor vorkam. Kim Krüger schlug ihr Haar zurück und holte tief Luft, dann drückte sie auf den Knopf. "Gerbern! Hier Krüger!" sagte sie schroff und sie konnte das Rauschen der Menge hören.


    "Ist das deine Chefin?" flüsterte Adriano und Ben nickte schwach. "Was hat die schon wieder vor?" knirschte er und sah zur Anlage hinauf. "Du wolltest mich sprechen?" hakte die Chefin nach und der vermummte Junge ging auf das Mikrofon der Theke zu. "Allerdings", begann er und seine Stimme zitterte auffällig, "warum hast du mir nicht geholfen?" fragte er und Ben sah Adriano an. "Warum hast du meine Zeichen nicht ernstgenommen!" Kim Krüger riss sich zusammen. "Ich habe sie gedeutet", erwiderte sie mit klarer Stimme, "ich hatte kurz vor deinem Anschlag Semir Gerkhan gebeten, Ben Jäger zu fragen, ob er Adriano Scolari anfragen könnte, mit dir zu reden!" Nun war Ben baff. Die Chefin hatte Smeir um einen Gefallen gebeten? "Du Lügnerin!" schrie Stefan und hielt die Waffe an eine junge Studentin. "Du kannst mich doch sehen oder?" Sie blickte auf den mitgebrachten Laptop und ihr stockte der Atem. "Ich sage dir die Wahrheit!" beschwörte sie doch der Junge schien die Frau nicht loszulassen. "Du lügst, verdammt noch mal! Du lügst!" Das Schreien hatte sich in ein ernergisches Kreischen verwandelt. Ben richtete sich auf. "Sie lügt nicht!" stiess er hervor und der junge sah ihn mit panischen Augen an. "Semir Gerkhan hat mich wirklich gebeten, Adriano zu fragen!"


    "Haben Sie das?" fragte der Gruppenleiter, der neben Semir sass. Semir schüttelte mit dem Kopf. "Ben will den Jungen beruhigen. Er steht kurz vor dem durchdrehen! Und dann, haben wir das Blutbad!" murmelte er und der Gruppenleiter nickte zustimmend. "Kluger Kerl ihr Partner", lobte er und Semir grinste. "Allerdings", erwiderte er, doch konnte er seinen Blick nicht von dem Verband werden, der selbst bei der dicken Jacke sichtbar war. "Was meinen Sie, wie lange wird er durchhalten?" Semir seufzte. "Ben ist zwar zäh aber, die Schusswunde scheint schwer zu sein. Ich mache mir wirklich sorgen um meinen Partner!"


    "Stefan", Ben stand zitternd auf und der Junge erhöhte seinen Druck der Waffe, "bitte. Das ist doch keine Lösung!" Doch der Junge dachte gar nicht daran. "Setzten Sie sich wieder!" schrie er und Ben tat, wie ihm befohlen. Er lehnte sich an die Wand und verzog das Gesicht. "Du musst schleunigst hier raus!" bemerkte Adriano und Ben erwiderte nichts. "Was verlangst du?" hörten sie auf einmal Kim Krüger fragen und der Junge näherte sich wieder dem Mikrofon. "Deine Liebe!"

    "Willst du ihn verhören?" fragte Tom und zeigte mit einer gentlemanhaften Geste auf den Angeschossenen. Doch Annelie winkte ab. "Lass' mal. Ein hungriges Raubtier, sollte man nicht auf ein wehrloses Lamm werfen", meinte sie und ging in das Nebenzimmer. Semir folgte ihr. Er spürte, dass mit der Schweizerin etwas nicht stimmte und tatsächlich. Bedrückt sass sie auf ihrem Bett und sah auf die Scherben der Vase, mit der man ihr eine überziehen wollte. Sie hatte die Hände gefaltet und atmete tief durch. Semir ging auf sie zu. "Hey", murmelte er und strich ihr über den Rücken. Annelie biss sich auf die Unterlippe und lächelte. "Ist es dir schon passiert, dass du dich in jemanden von der Arbeit verliebt hast?" Semir musste lachen und Annelie verstand nicht. "Meine Frau war früher das, was unsere gute Susanne heute ist. Ich habe mich also auf dem Arbeitsplatz verliebt, das ist keine Schande." Dann schaltete der Kommissar und er konnte sich ein Lächeln nicht verbergen. "Hör mal. Wir Beide kennen Ben und wir wissen, wie zäh er ist. Ich weiss es, du weisst es! Ich möchte doch irgendmal wann Trauzeuge sein!" Annelie sah Semir mit hochgezogener Augenbraue und breitem Grinsen an. Doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. "Warum hast du mich vorgeschlagen Semir?" fragte sie und der Deutschtürke lächelte. "Ich weiss was du kannst Annelie. Für dein Alter bist du schon sehr weit! Natürlich bist du noch ein wenig hitzköpfig aber, ich bin das selbst noch mit 42! Du hast ein grosses Talent. Als ich Sarah zum ersten Mal sah dachte ich, dass kann niemand toppen. Und nun musste ich mich von einer Schweizerin belehren lassen!" Er drückte sie an sich. "Du schaffst das! Ich weiss es!"


    "Ich komme mir vor wie in einem Ballerspiel!" murmelte Ben und schlich den dunklen Gang entlang. "Kann ich nicht beurteilen, ich spiele sowas nicht und lasse meine Kinder sowas nicht spielen!" Ben rollte mit den Augen. "Dann fühle ich mich halt wie bei Lara Croft! Besser so?" Der Engländer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Schon viel besser!" flüsterte er und sie entdeckten ein Raum, in dem noch Licht brannte. "Sieh mal einer an!" murmelte Ben und wollte schon los, als Christopher ihn festhielt. "Sag mal was soll das denn?" zischte der Engländer und Ben zuckte mit den Achseln. "Nur ein bisschen lauschen!" "Ein bisschen lauschen? Wenn die uns erwischen sind wir tot! Und ich habe ehrlich gesagt nicht vor, in einem Leichensack hier rauszukommen." Ben stöhnte. "Spiesser!" fluchte er und Christopher überhörte dies einfach. Sie wollten vorbeigehen, als Christopher etwas im dunklen anstiess und dies umfiel. "Und mir noch grad was von entdecken und Vernunft predigen!" zischte Ben und Christopher sah ihn mit funkelnden Augen an. "Entschuldige!" schrie er beinahe und in diesem Moment schlug die Türe auf.


    Tom setzte sich vor den Angreifer und verschränkte die Arme. "Wir können das ganz einfach machen",begann er und sah Joshua mit einem Grinsen an. "Entweder der Kerl sagt uns wo unsere Freunde sind, oder wir schieben ihn einfach unauffällig in die Schusslinie, wenn sie den Papst erschiessen wollen!" Joshua zog eine leicht verwirrte Miene und der Angreifer sah Tom mit grossen Augen an. "Das maschen Sie nischt!" stotterte er hervor und Tom sah ihn mit einem vielsagenden Blick an. "Ach wirklich nicht? Mein lieber, französischer Freund. Ich bin ein Deutscher und wir Deutsche sind für unsere Ehrlichkeit und unsere Dickköpfigkeit bekannt. Stimmt's Joshua!" Joshua schien auf das Spiel einzugehen. "Kann ich bezeugen! Deutsche können sowas von hart sein", schauspielerte er wehleidig und wies auf seine Schulter. "Die Herzlosen zogen mich einfach mit! Dabei bin ich doch so schwer verwundet!" Der Mann schien auf die Maskerade reinzufallen. "Ist schon gut! Isch geschtehe!"

    "Heillige Scheisse", stiess Ben hervor und öffnete langsam seine Augen. "Auch wieder unter den Lebenden?" fragte Christopher mit Sarkasmus in der Stimme und Bens schmerzender Bauch erfüllte sich sofort wieder mit Wut. Er wollte aufschiessen doch dann bemerkte er, wie seine Hände zusammengebunden waren. "Vergiss' es, ich habe es auch schon versucht!" meinter der Engländer trocken und Ben schossen wieder die Ereignisse ins Gehirn. Annelie, Joshua - waren sie noch am leben? "Die Mistkerle haben mich reingelegt!" zischte er mit grosser Enttäuschung in der Stimme. Enttäuscht, über mich selbst. "Da bist du nicht der Einzige", stellte Christopher fest und Ben konnte sich mit Mühe wieder aufrichten. "Bertrand ist ein Verräter! Er gehört zu Ihnen", stiess der Engländer hervor und Ben seufzte. "Ja und ich bin vielleicht schuld, dass dein Cousin nicht mehr lebt", erwiderte er mit trauriger Stimme und auf Christophers entsetzten Blick, begann er zu erzählen. "Ich denke nicht, dass sie tot ist! Joshua hat immerhin Annelie an seiner Seite, das schweizer Mädchen ist taff! Ich weiss es!" Ben lächelte leicht und sah zu Boden. "Ja", murmelte er leise, "das ist sie!" Christopher konnte sich, trotzt der verzwickten Situation, ein Lächeln nicht verkneifen. "Du hast dich in die Kleine verliebt!" säuselte er und Bens Kopf schoss hoch. "Was? Nein! Das muss dir nur so vorkommen!"


    "Er wurde entführt", stiess Semir hervor und Annelie schoss hoch. "Wie bitte?" sagte sie nun wieder in ihrer bekannten, lauten Art und Joshuas Augen rissen sich weit auf. Er hielt sich an der Schulter und sah zu Boden. "That's a nightmare!" flüsterte er und Annelie nickte. "Jetzt sind wir nur noch zu viert! Wie sollen wir bitte, Ben und Christopher befreien und gleichzeitig das Paps-Attentat verhindern?" warf die Schweizerin in die Runde und Semir sah auf. "Du wirst das Attentat verhindern!" sagte er bestimmt und Annelie wies auf sich. "ICH?" fragte sie entsetzt und Semir wies gleichzeitig auf Joshua. "Er wird dir helfen!" Annelie stellte sich vor den Engländer. "Semir bei aller Freundschaft aber, der arme Kerl ist kreidebleich! Seine Wunde ist aufgebrochen und nun soll er mit mir ein Attentat verhindern?" Tom sah auf. "Du bist einsame Spitze im schiessen Annelie. Und Joshua weiss, wie flink die Anderen sind. Ihr könnt sein Wissen und dein Können vereinen!" Annelie verschränkte die Arme.


    "Jedenfalls müssen wir hier raus!" sagte der Engländer bestimmt und Ben nickte. "Da bin ich, zum ersten Mal, mit dir einer Meinung!" Er sah einen Krug mit Wasser auf dem Boden. "Das könnte es sein!" murmelte er und robbte zu dem Gefäss. Er nahm es in die Hände, die schon zu zittern begannen, stand auf und liess sie fallen. Es klirrte und der Krug zersprang in tausend Teile. "Was hast du vor du Irrer?" fragte Christopher entsetzt und Ben rollte mit den Augen. "Sowas lernt man anscheinend nicht, als "Sir"!" fauchte er sarkastisch und nahm eine Scherbe in die Hand. Er suchte behutsam den Strick und begann zu sägen. "Nun zeige ich dir, was wir von der Autobahnpolizei, wirklich draufhaben!"

    Mit einer Klammer konnte das Mädchen den Verband befestigen, der sich von der Schusswunde, über die Brust und hinten am Rücken zu einer Einheit bildete. Auf die Schusswunde wurde ein riesiges Pflaster geklebt. Ben zitterte und biss sich auf die Unterlippe. "Okay, das wär's", murmelte die junge Frau und sah ihn Bens gläserne Augen. "Danke", stiess er hervor und die junge Frau lächelte, als sie Ben wieder half, sich an die Wand zu lehnen. Adriano sah dem Mädchen mit kritischen Augen zu. Jedoch bedankte auch er sich und das Mädchen ging wieder zu ihrer Kollegin zurück. Adriano zog seine Jacke aus und half Ben, sie anzuziehen. "Warum bist du nur so leichtfüssig?" fragte er mit trauriger Stimme und Ben konnte sich ein Lächeln abmühen. "Irgendwie muss man doch durchs Leben kommen", stöhnte er und Adriano setzte sich neben ihn. "Komm her, Kleiner", flüsterte er und liess Bens Kopf auf seine Schulter legen. "Du sollst mich doch nicht mehr so nennen!" kicherte Ben und konnte sich einen leisen Lacher nicht mehr verkneifen. "Semir wird uns da rausholen", begann er dann und zog Adrianos Aufmerksamkeit auf sich, "das schwöre ich dir bei Gott!"


    Semir und ein paar Leute der GSG 9 liefen zu dem Zimmer, dass sich über der Mensa befand. "Also, was haben Sie genau vor?" wollte der Deutschtürke wissen und der Gruppenführer wies auf eine kleine Kamera. "Wir werden ein Loch bohren, es wird kaum zu hören sein, dann werden wir diese Kamera, die für die Dunkelheit geeignet ist, in das Zimmer lassen. So haben wir eine Übersicht über die Personen!" Semir nickte und nahm den Bohrer entgegen. Er wollte ihnen helfen. Ben herausbringen, denn er wusste, dass es sein Partner war, der so laut vor Schmerzen geschrien hatte. Behutsam setzte Semir das Werkzeug an und tatsächlich. Es war so gut wie nichts zu hören. Als er spürte, dass er durch war, winkte er den Mann mit der Kamera zu sich und dieser schaltete sie an und liess sie herunter. Ein Anderer schaltete den Laoptop an, an die die Kamera angeschlossen war. Zuerst wurden nur ein paar Schüler sichtbar, aber mit ein paar Anweisungen, konnte man den totalen Überblick erschaffen. Semirs Blick richtete sich natürlich sofort auf Ben. "Oh Gott", stiess er hervor und jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. "Ihr Partner?" fragte der Gruppenführer mitleidend und Semir nickte.


    Kim Krüger lief im sicheren Lehrerzimmer auf und ab und kaute nervör an ihrem Zeigefinger herum. Was sollte sie nur tun? Die Ereignisse überschlugen sich und nun war anscheinend auch noch eine ihrer Arbeiter verletzt - wenn nicht gar tot. Ihr Patenneffe, ein Amokläufer, Geiselnehmer! Sie konnte es noch immer nicht fassen. Sollte sie die Familie in Kenntnis setzten? Nein, noch nicht! War ihr Entscheid und ging auf den Einsatzleiter zu. "Haben Sie ein Bild?" fragte sie und er nickte. "Die Verbindung wurde soeben hergestellt", verkündete er und Krüger blickte auf das Bild. Sie sah Ben. "Gute Güte, Herr Jäger!" stiess sie hervor und schlug sich die Hand vor den Mund. Dann sah sie den vermummten Jungen. Die Figur, der Gang - alles stimmte! Es war Stefan Gerbern, ihr Patenkind. Sofort schossen ihr wieder Tränen in die Augen und sie versuchte sie, zurückzuhalten. "Wieso Stefan?" flüsterte sie entsetzt und die Tränen brachen heraus. Sie kniete auf den Boden und verfing sich in einen bitterlichen Weinkrampf. Ihre Kühlheit war verschwunden.

    Der Gerichtsmediziner erwartete die Polizisten bereits und begrüsste sie mit einem Lächeln. "Und ich habe geglaubt, ihr kommt gar nicht mehr", scherzte er und Ben konnte sich ab dem flauen Witz nur ein schwaches Lächeln abringen. "Kommen wir zuerst zu eurer Frau", begann er dann ein wenig räuspernd und hob das Laken. Ben drehte sich wieder weg. Wie er den Anblick von schneeweissen Toten doch hasste! "Beide starben durch innere Blutungen! Das kann ich schon mal vorweg sagen, bei der Frau fand ich alte Spuren von Drogen."
    "Wie alt?" fragte Ben nach und der Doc zuckte mit den Achseln. "Mindestens vier Monate. Sie waren kaum noch zu erkennen!" Semir und Ben sahen sich an. Also stimmte das, was der Bewährungshelfer gesagt hatte. "Und bei dem Kerl?" Der Gerichtsmediziner schüttelte auf Bens Frage mit dem Kopf. "Rein gar nichts!" fügte er noch seiner Geste hinzu und Ben verschränkte die Arme. "Hast du noch was?" Der Doc nickte und hob das Laken. "Die Frau hat auf ihrem Schlüsselbein ein seltsames Tattoo. Ich habe es fotografiert, damit ihr es besser ansehen könnt!" Er wies auf einen leeren Seziertisch und Ben nahm das Foto dann. Es zeigte eine Fee - jedoch nicht so, wie man es kannte. Die Fee bestand nur noch aus Knochen. "Liebreizend", bemerkte Ben sarkastisch und gab Semir das Foto. "Allerdings", murmelte dieser und nickte dann zum Doc. "Danke dir!" Mit diesen Worten verliessen sie den Raum.


    Jelle Remy, 35 Jahre alt, ging auf ein Penthouse, ein wenig abgelegen von Köln, zu und klopfte. Jürgen öffnete. "Gut dass du gekommen bist!" atmete er erleichtert aus und liess seinen Besucher herein. "Sie wurden entdeckt. Die Lieferung wurde beschlagnahmt!" Jelle beruhigte Jürgen erstmal und setzte sich neben dem jungen Mann auf die Couch. "Nun mal ganz ruhig!" sagte er dann noch einmal und Thorsten pflichtete ihm bei. "Was sollen wir dann machen?" fragte Jürgen gar ein wenig panisch und Jelle nahm aus seiner Brusttasche eine Zigarette. Er hielt die Flamme des Feuerzeuges an das Ende, bis dieses kirschrot leuchtete. Er inhalierte kurz und sagte dann: "Wir werden uns die Ware zurückholen!" Er blies den Rauch aus und Jürgen sah ihn entsetzt an. "Du spinnst wohl?" fragte er entsetzt. "Nicht die Bohne. Ich werde unsere Leute anrufen, ausserdem habe ich ein Ass im Ärmel!"


    Ben und Semir begaben sich wieder ins Büro und sahen das Tattoo an. "Ich warne dich", begann Semir und deutete auf Bens Trivialtattoo am Oberarm, "komm mir ja nicht mit so einem grausigen Ding!" Ben grinste frech. "Nun ja, das Motiv ist doch, im rechten Winkel betrachtet, gar nicht so schlecht!" Semir verpasste Ben eine Kopfnuss und dieser konnte nur frech Lachen. "Jedenfalls, denke ich nicht, dass dieses Tattoo einfach nur so gemacht wurde. Für eine Frau dieses Alters, ist das Tattoo doch ein bisschen zu Jugendhaft."

    Deine Story gefällt mir wirklich! Sie hapert manchmal noch ein bisschen aber für die erste Story grosses Lob, wenn ich da an mein erstes Werk denke... :pinch: Auweia!
    Du steigerst dich wirklich, die Gefühle sind wirklich gut geschrieben!
    Ich freue mich auf Mehr! :thumbup:


    Gruss
    Jenni

    In diesem Moment klingelte Krügers Handy und sie nahm ab. Je mehr sie zuhörte, desto mehr begannen sich die Tränen in den Augen zu sammeln. "Das kann nicht sein", stiess sie immer wieder hervor und als sie aufhängte, begann sie bitterlich zu weinen. Und Semir wusste genau, wieso. "Er ist es! Er hat mich verlangt!" schrie sie verzweifelt und Semir ging zu ihr. Umarmte sie. Zunächst war die Chefin über die Geste erstaunt, doch war sie über eine Schulter froh, an die sie sich lehnen konnte. In diesem Moment waren jene Streitigkeiten vergessen, jeder Vorwurf, jede Falscheinschätzung, wurde begraben. "Könnten Sie mich begleiten Herr Gerkhan?" schniefte sie und Semir nickte. "Ich möchte Ben da rausholen Chefin. Und ich möchte, dass ihr Neffe keinen Mist baut!" Sie sah ihn mit raufgezogener Augenbraue an. "Okay, dass er nicht noch mehr Mist anstellt", ergänzte er und in diesem Moment kündigte die Nachrichtensprecherin eine Neuigkeit an. "Meine Damen und Herren", begann sie mit aufgebrachter Stimme, "wie wir erfahren haben, hat der Geiselnehmer jemanden erschossen. Die Polizei kann nicht eingreifen, sie befürchtet sonst ein Blutbad!" Kim Krüger schlug sich die Hand vor den Mund und klammerte sich an Semir. "Das ist ein Alptraum!" schrie sie verzweifelt und Semir erkannte seine Chefin gar nicht mehr. Das kühle Ding, war verschwunden und wich einer verzweifelten, enttäuschten Patentante.


    Adriano atmete tief durch und Ben legte einen Arm um ihm. "Es kommt alles wieder gut!" flüsterte er seinem Freund ins Ohr und Adriano lächelte. "Wenn du das sagst", begann er leise, "muss es ja stimmen!" Ben sah, wie der Junge zu den Schalousinen ging und sie hinunterliess. Sofort verdunkelte sich der Raum. Das Wimmern von Mädchen war zu hören. "Ich kann nicht glauben, dass er das tut!" Ben sah Adriano an, dessen verdunkeltes Gesicht durch die dumpfe Lichteinwirkung, noch unheimliche aussah. "Wenn das stimmt was du erzählst, ist er eine verzweifelte Seele! Sie fressen alles in sich herein, bis sie explodieren!" Adriano nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Wärst du nicht so kampfsportlich begabt, hättest du Kriminalpsychologe werden können!" Ben lächelte leicht und seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Der Junge beugte sich zu der Leiche und nahm mit dem Finger etwas Blut von der Wunde und leckte es. "Wie schön salzig es doch ist!" sagte er mit sardistischem Unterton und Ben jagte es einen Schauer über den Rücken. Er musste dies beenden. Der Junge war so in seinem Blutrausch, dass er noch jemanden töten würde. Er begann zu robben und hörte nur noch wie Adriano hinter ihn fragte: "Ben, was hast du vor?"


    Semir führte Krüger zum Wagen und fuhr mit ihr zu dem Ort, wo sich die Polizei mit dem GSG 9 versammelt hatte. Doch bevor sie ausstiegen, schminkte sie sich neu und setzte einen ernsten Blick auf. Keine Schwäche zeigen. Sie stieg mit Semir aus und lief zu der Gruppe zu. "Meine Herren", sagte sie nun wieder mit ihrer bekannen, kühlen Stimme und die Angesprochenen drehten sich zu ihr um. Ein Mann in ihrem Alter, attraktiv und sportlich gebaut, kam auf sie zu. "Sie müssen Frau Krüger sein!" stellte er fest und sie gaben sich die Hand. "Friedrich mein Name. Eine Flüchtige, konnte noch hören wie der Geiselnehmer sie verlangte." Krüger nickte und ging auf einen Bildschirm zu. Sie sah nur heruntergelassene Schalousinen. "Wir wollten durch das Zimmer einen Blick erhaschen. Doch der Junge ist nicht dumm!" Friedrich sah zu Semir, der sich neben die Chefin gesellte. "Wer ist das?" fragte er ein wenig abschätzend und erntete dafür schon zwei dunkle Blicke. "Das ist Hauptkommissar Gerkhan, sein Parnter ist..." in diesem Moment knallte es laut und Schreie waren aus dem Gebäude zu hören. Und Semir erkannte die, die von Schmerz geplagt war. "Ben!" stiess er entsetzt hervor und Kim Krügers Augen rissen sich weit auf.


    Ben lag auf dem Boden, die Hand die nach der Waffe gegriffen hatte, war noch ausgestreckt. Der junge Kommissar begann fürchterlich zu zittern und hielt sich an der Schulter, wo die Kugel durchdrang, die der Junge losgelassen hatte. "Sag mal, hälst du mich für so dumm!" schrie er und donnerte auf Ben zu, doch Adriano hielt sich schützend vor ihm. "Bitte, bitte Stefan, verschon ihn!" Der vermummte Junge blieb stehen und sah Adriano durch die Augenschlitze eindringlich an. "Er ist Polizist Stefan! Wenn du ihn nun umbringst, kannst du den Rest deines Lebens im Knast verbringen!" Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich der Junge um und ging wieder zu der Gruppe. "Ihr habt es gesehen", kündigte er an und hob die Arme, "was passiert, wenn man sich mir widersetzt!" Adriano beugte sich zu Ben, der auf die Zähne biss und liegen blieb. Der Schock hielt ihm auf dem Boden fest, wollte ihn nicht loslassen. "Ben!" stiess Adriano hervor und spürte, wie sein bester Freund bebte. Er half Ben hoch und spürte das feuerheisse Blut, dass über den Rücken lief. Er lehnte Ben an die Wand und öffnete sofort das Hemd, dass er trug. Die Schusswunde wurde sichtbar. "Scheisse." Der Deutschitaliener zog seinen Schal aus und begann ihn auf die Wunde zu pressen. Ben atmete heftig ein und aus. Er stand unter Schock. "Kumpel was machst du für Sachen?" fragte Adriano entsetzt und fühlte, wie das Blut über seine Finger lief. "Ich brauche sofort etwas zum verbinden!" schrie er und ein Mädchen sah den Geiselnehmer an. "Mein Vater ist Arzt, ich kann helfen! Ich weiss wie!" kündete sie an und der Junge nickte sie zum erste Hilfekasten.

    In diesem Moment krachte es und Annelies greller Schrei war zu hören. Ben und Joshua schossen auf und wollten zu ihr Rennen, als zwei Männer sie von hinten packten. Als einer Joshua an die verletzte Schulter griff, biss sich dieser die Zähne zusammen - doch begann er bitterlich zu zittern, da ein furchtbarer, stechender Schmerz durch seinen Körper ging. Ben konnte sich aus dem Griff lösen und verpasste seinem Angreifer einen harten Tritt in den Magen. Sofort krümmte sich der Mann zusammen und spuckte Blut und Speichel. Doch es kammen noch zwei weitere Männer und einer zielte mit einer Waffe auf Ben. Dieser erschrack als ein Schuss erklang, doch er verspürte keinen Schmerz. Als er sich umsah, sah er Annelie, mit blutendem Kopf, an der Türschwelle stehen. Die Waffe, dessen Mündung noch rauchte, in der Hand. Sie hatte dem Angreifer die Waffe aus der Hand geschossen und dieser hielt sich das schmerzende Körperteil. "Salope!" schrie er aggressiv, das französische Wort für "Schlampe" und griff die Schweizerin an. Diese wollte niemanden erschiessen, also steckte sie die Waffe in den Halfter und verpasste dem Mann einen Karateschlag ins Gesicht. Dann auf einmal schrie Joshua bitterlich und die Beiden sahen in an. Eine der Angreifer hatte ihn von hinten gepackt und drückte mit der Waffe in die Schusswunde. Joshua zitterte, schwitzte und biss sich die Unterlippe blutig. "Ganz ruhisch!" zischte der Vermummte und Annelie hob die Hände. Sie sah Ben eindringlich an und er tat es ihr gleich. Annelies Augen rissen weit auf als sie sah, wie an Joshuas Arm Blut herunterlief. Die Wunde musste aufgebrochen sein.


    "Also werden wir dort eine Wohnung mieten und zuschlagen!" repertierte Chrisopher nochmals und Semir nickte. "Ich denke das ist am klügsten!" bestätigte er seinen Plan noch einmal und Bertrand nickte. Dann klingelte sein Handy. Er nahm ab und nickte ein paar Mal. Ungeachtet von den Anderen, zog er seine Waffe, ging hinter Christopher und hielt ihm die Pistole in den Nacken. "Keine Bewegung mein Guter!" drohte er und Semir wollte die Waffe ziehen, doch Bertrand sah ihn eindringlich an. "Vergiss es mein Bester!" Christopher sah geschockt Bertrand an und schüttelte mit dem Kopf. "Das ist nicht wahr!" sagte er verblüfft und Semir stand im Flur - verloren. "Rühre disch nischt! Ansonsten geht es deinem Freund schlescht!" Semir hob die Hände. "Sie...Sie gehören zu Ihnen!" stiess er hervor und Bertrand entfernte sich. "Ganz rischtisch mein Freund! Handle nicht, ansonsten geht es Christopher schlescht!" Semir tat wie befohlen und musste zusehen, wie Betrand flüchtete. Als er hinterher wollte, war es jedoch zu spät. "Verdammte Scheisse!" schrie er, im Glück zu wissen, dass die Franzosen sein Gefluche nicht verstanden.


    "Was wollt ihr?" fragte Ben keuchend und der Vermummte sah ihn an. "Du wirst nun zu meinem Freund gehen. Dann begleitest du uns! Verstanden?" Ben sah zu Annelie und diese schüttelte energisch mit dem Kopf. Doch dann packte sie ihr Angreifer von hinten und hielt ihr die Klinge eines Messers an den Hals. "Schon gut!" schrie Ben und sah den Mann an. "Ist gut! Ich werde mitkommen! Doch bitte, tun Sie meinen Freunden nichts!" Der Mann nickte und liess Joshua los, der wie eine Marionette zusammensackte, dessen Schnüre abgeschnitten wurde .Er packte Ben und führte ihn hinaus. Doch die Anderen folgten ihm nicht. "Mascht sie platt!" hörte er ihn sagen. "Nein! Sie Schwein! Sie Arschloch!" schrie Ben panisch doch in dem Moment, verpasste der Mann ihm einen Leberhacken und er brach zusammen.


    Annelie sah, wie die Männer sich über Joshua hermachen wollten und so musste die Schweizerin ihre Vorsätze endgültig begraben. Sie nahm ihre Waffe und schoss. Beide Männer gingen tot, oder getroffen zu Boden. Josha, der sich unter Schmerzen wieder aufrcihtete, sah die toten Männer und dann zu Annelie. Zum ersten Mal sah er die Schweizerin voller Angst und Pein. Sie kniete zu Boden und Tränen flossen ihr über die Wange. Nicht nur dass sie jemand tötete - nein. Ihr wurde auch klar, was sie für Ben inzwischen empfand und das machte die Sache nur noch schlimmer. "They've kidnapped Ben..." flüsterte sie und Joshua kroch zu ihr. Das Blut begann langsam, das weisse T-Shirt an der Stelle des Schusswunde zu verfärben. "Anne?" fragte er und das Mädchen wirkte wie in Trance. "Sie haben Ben...ich bin eine Versagerin..." Sie sah die Waffe an und schmiss sie dann mit einem hellen, grellen Schrei fort. Dann begann sie bitterlich zu weinen.

    "Hast du nicht gehört! Runter!" Adriano sah zu Ben, den ihn eindringlich ansah. "Okay, schon gut!" murmelte der Kriminalpsychologe und kniete hinunter. "Sag mal was ist denn in dich gefahren?" zischte Ben und Adriano sah den vermummeten Jungen ernst an. "Erinnerst du dich an den stillen Jungen von dem ich dir erzählt habe?" Ben nickte. "Sicher, ist ja auch erst ein...moment Mal!" schaltete der Hauptkommissar und Adriano nickte. "Das ist er!" bestätigte er und Ben sah Adriano an. "Wie heisst er?" Ben erschrak, als ihn den Lauf der Waffe ins Gesicht traf und sein Gesicht nach hinten schoss. An seiner Stirn bildete sich sofort ein blauer Fleck. "Klappe!" schrie er und Adriano beugte sich sofort zu Ben. "Alles in Ordnung?" fragte er besorgt und Ben nickte. "Geht schon!" stiess er hervor und hielt sich die schmerzende Stelle. "Ich will mit Kim Krüger sprechen!" Bei diesem Namen weiteten sich die Augen. "Kennst du sie?" flüsterte Adriano und Ben nickte. "Das ist meine Chefin!"
    "Könnt ihr nicht die Klappe halten?" schrie der Junge und zeigte mit der Waffe auf Ben und Adriano. "Einfach die Fresse halten!" Ben richtete sich leicht auf. "Ganz ruhig Kleiner! Wir halten schon die Füsse still", beruhigte Ben und in diesem Moment schoss einer der Lehrer auf. "Ich lasse nicht zu das sie...!" Der Junge schoss und aus dem Hinterkopf des Mannes spritzte Blut. Tödlich getroffen, ging er zu Boden.


    Ein lautes Geschrei ging durch den Raum und Bens Augen weiteten sich. "Heillige Scheisse!" stiess er hervor und Adriano begann zu zittern. Er hatte noch nie einen Menschen sterben sehen. Im Gegensatz zu seinem besten Freund. "Er hat ihn getötet! Er hat ihn getötet!" flüsterte Adriano entsetzt und Ben tippte ihn an. "Bekomm jetzt bitte keine Panik Adriano. Du bist der Kriminalpsychologe, du musst handeln, wenn die Zeit gekommen ist!" Adriano nickte und sah, wie der Junge mit er Waffe überall hinzeigte. "Schnauze! Haltet eure Schnauze!" rief er und Leute, die einigermassen noch bei Sinnen waren, versuchten die panischen Leute zu beruhigen. "Das ist ein reiner Albtraum", stockte Adriano hervor und Ben näherte sich seinem Freund. "Keine Angst, alles wird wieder gut! Wieder gut!" Adriano erinnerte sich, wie er dies gesagt hatte, als er den kleinen Ben von den Rowdies gerettet hatte.


    Semir ging in sein Büro zurück und schaltete das Radio ein. Es erklangen die neusten Hits von deutschen und internationalen Bands. Der Deutschtürke überprüfte seine E-Mails und blickte zum Radio, als die Frau eine Schnellnachricht ankündigte. "Meine Damen und Herren von Köln. Wir müssen eine schreckliche Nachricht kundgeben. Gerade hat die Polizei einer Notruf eines Flüchtlings enthalten, der eine Geiselnahme in der Kölner Universität bestätigt. Ein Student nahm Lehrer und Mitschüler der Kriminologischen Abteilung in der Kafeteria fest." Semir schoss hoch. "Scheisse!" stiess er hervor und in diesem Moment schlug seine Bürotüre auf. Kim Krüger kam schwer atmend hinein und schlug die Türe zu. Sie lehnte sich daran. "Haben Sie etwa auch gerade die Nachrichten gehört?" fragte Semir und sie nickte. "Ben ist dort drin!" sagte Semir entsetzt und Kim Krügers geweiteten Augen rissen sich ins unermessliche auf. "Oh nein! Ihr Partner, mein Patenneffe!" sie sank in die Knie und hielt sich am Kopf. "Was wenn er?" dachte sie laut und Semir kniete zu ihr herunter. "Das kann ich nicht glauben!" versuchte Semir sie aufzuheitern. Unwissend, dass er im Unrecht war.

    Annelie legte ihre Tasche aufs Bett und setzte sich hin. Sie sah, dass durch den Aufprall ihre Jacke am linken Ellbogen aufgescheuert war. "Na super! Die war nicht gerade billig!" meckerte sie und sie bemerkte, wie Ben seine Tasche auf den Boden stellte und sein Gesicht war wutrot. "Ich kann's echt nicht glauben", zischte er und Joshua gesellte sich zu ihm. "Was ist denn los?" fragte er und Ben zeigte auf Annelie. "Dein verschrobener Cousin hat es nicht einmal über sich gebracht, Annelie zu danken!" Annelie sah auf. "Ben, das muss doch..." "...doch! Du hast ihn weggeschubst und so dein Leben für ihn in Gefahr gebracht!" Annelie sah zu Joshua der die Augen verdrehte. "Ben bitte", flehte er doch Ben dachte nicht daran, aufzuhören. "Entschuldige dass ich mich nicht aufrege aber, ich finde es einfach Leid, dass wir deinem Cousin helfen und nicht einmal ein kleines "Danke" von ihm bekommen!" Annelie ging zu Ben und kniff ihn kurz. Joshua ging aus dem Zimmer. "Nun beruhige dich! Christopher hat es im Moment schwer! Ausserdem...", sie blickte zu Joshua, "ausserdem merkst du denn nicht, wie du Joshua weh damit tust? Er tut sich schon schwer weil er so bitter von ihm enttäuscht wurde!" Ben atmete tief durch. "Entschuldige..." murmelte er und Annelie winkte ab. "Entschuldige dich nicht bei mir, sondern bei Joshua."


    Christopher blickte sich um und schlug sich an den Kopf. "Gosh! Semir sieh da!" Er zeigte auf ein Gebäude, dass eine Dachwohnung besass. "Das ist nicht schlecht!" stimmte der Deutschtürke und Bertrand sah auf der Karte nach. "Diese Dachwohnung ist nosch nie benutzt worden!" Semir nickte. "Wollen wir uns mal dort umsehen?" Bertrand nickte und sie gingen hinauf. Sie baten den Vermieter, die Wohnung zu öffnen. Sie war leer. Semir ging zum Fenster dass sie sahen und kniete sich herunter. Er nahm eine Schützerstellung ein. "Wenn man nun noch die Rede vorstellt, könnte es hier ziemlich hinhauen!" meinte er und die anderen Beiden gesellten sich zu ihm. "Allerdings, das könnte noch klappen!" stimmte Christopher zu und Bertrand nahm sein Handy hervor. "Isch werde meinen Kollegen melden, dass sie die Einsätze verstärken sollen!"


    "Also werden wir dort zuschlagen!" de Brouiller nickte auf von Bergens Vermutung und setzte sich wieder. "Unsere Rache wird grauenhaft sein! Diese Bullen werden merken, dass sie uns nicht unterschätzen sollen!" von Bergen erschrak, als sein Handy klingelte und er nahm ab. "Ja? Was? du hast nicht getroffen? Die Schweizerin? Die solltet ihr doch erledigen!" Wutrot legte er auf und er kniete vor seinem Chef. "Herr, Christopher Holmes lebt noch! Unser Schütze hat versagt, die Schweizerin kam ihm in die Quere!" "Die Zaugg?" fragte de Brouiller und von Bergen nickte. "Dieses Mädchen ist für ihr Alter wirklich gewieft!" von Bergen verschränkte die Arme. "Vorallem für eine Schweizerin!" de Brouiller schüttelte mit dem Kopf. "Das ist egal! Wir werden zuschlagen!"

    "Wann hast du eigentlich wieder Dienst?" fragte Adriano und Ben sah auf die Uhr. "In einer Stunde", sagte er und Adriano lächelte. "Dann können wir ja noch ein bisschen plaudern!" sagte er mit einem Lächeln und nahm einen, kleinen Schluck seines Espressos. "Wohnst du eigentlich noch immer alleine?" fragte Ben und Adriano nickte. "Kriminalpsychologe scheint wohl nicht ein attraktiver Beruf zu sein. Als verruchter, dreckiger, Hauptkommissar hat man's da anscheinend leichter!" scherzte Adriano und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Ich habe auch keine Freundin, was soll ich denn da sagen?" Adriano lachte. Es war ein angenehmes Lachen denn seine Stimme war wunderschön tief. Kinder hätten an seine Erzählerstimme freude gehabt! "Du hast recht! Wir beide sind verzweifelte Kommissare." "Desperate Inspectors sozusagen", scherzte Ben und wieder mussten die Beiden lachen. In diesem Moment ging die Türe auf und lauter Studenten traten in den Raum. "Owe", begann Adriano und Ben sah sich um, "Mittagszeit!" Ben nickte zustimmend und sah sich die Zukunft der Kriminologie an. Junge, angagierte Leute die sich um die Gerechtigkeit kümmern wollten. "Und deine Klasse? Wie ist sie so?" Adriano lächelte. "Nett, aufmerksam - nur jemand kommt mir komisch vor", murmelte er und Ben sah ihn eindringlich an. "Mobbt er dich?" Adrianos Kopf schoss hoch. "Gute Güte, nein!" winkte er ab und verschränkte die Arme. "Ich denke eher, er wird gequält. Seine Noten sind ausgezeichnet, aber im Unterricht meldet er sich nie und ausserhalb der Stunden, spricht er nicht." Ben nickte. "Also ein Einzelgänger", stellte er fest und Adriano nickte.


    In diesem Moment donnerte es und das Einschlagen einer Kugel in die Decke war hörbar. "Alle auf dem Boden!" schrie eine hellen Jungenstimme und Bens Augen rissen sich auf. Er sah eine Glock, einer der gefährlichsten Handfeuerwaffen der Welt, in der Hand eines Vermummten. Schreie von Mädchen waren zu hören, doch taten alle wie befohlen. Nur zwei blieben stehen. Adriano und Ben. Der Hauptkommissar hatte seine Waffe gezogen und richtete sie auf den Jungen. "Sind Sie verrückt?" schrie die Stimme und Ben sah zu seinem Freund. "Waffe runter oder es knallt", zischte Ben dann und die Stimme schappte sich eine der Schülerinnen. "Sie wollen schiessen? Nur zu!" Ben und Adriano atmeten hörbar ein und der Autobahnpolizist ergab sich. Er legte die Waffe zu Boden und schob sie weg. "Sehr brav und nun, runter mit euch! Hände hinter den Kopf!" Ben tat wie ihm befohlen. Doch Adriano, blieb stehen. "In die Knie!" schrie der Junge doch der Deutschitaliener regte sich nicht. "Geh auf den Boden Adi!" zischte Ben, doch wieder nichts. "Adi bist du total plemplem?"


    Semir betrat das Büro und begann sich einzurichten. Er startete den Computer, zog sich die Jacke aus und ging dann zu Susanne. "Hast du was?" fragte er und die Kriminalbeamtin schüttelte mit dem Kopf. "Es muss nicht jeden Tag was geschehen Semir! Meinst du nicht auch?" Der Deutschtürke lächelte und zwinkerte mit dem Auge. "Natürlich nicht." In diesem Moment trat Kim Krüger aus dem Büro und sah Semir an. "Herr Gerkhan, ich hätte eine Bitte an Sie." Nach anfänglichen Schwierigkeiten verstanden sich Krüger und Semir besser. Es war nicht die perfekte Geschäftsbeziehung, aber man respektierte sich. "Was denn?" Frau Krüger winkte Semir zu sich ins Büro und sofort wurde getuschelt.
    "Also, was kann ich für Sie tun?" Kim Krüger setzte sich und faltete die Hände. "Es geht um den Sohn einer befreundeten Polizistin. Er studiert Krimonologie an der Universität hier in Köln. Allerdings", sie stockte. "Allerdings?" fragte Semir nach und sie atmete nochmals tief durch. "Allerdings ist er sehr verschlossen und depressiv geworden. Ich bin seine Patentante Herr Gerkhan und, ich hatte ihn noch nie so erlebt!" Sie sah auf. "Ich habe gehört, Bens Schulfreund, Herr Adriano Scolari, der Klassenlehrer meines Patenkinders, ist sehr begabt und könnte meinem Sohn vielleicht helfen."
    "Sie möchten, dass wir Herr Scolari darum bitten, mal mit ihm zu reden?" Krüger nickte. Als Vater, kannte Semir nur eine Antwort auf diese Bitte. "Selbstverständlich Frau Krüger!" antwortete er und die neue Chefin atmete erleichtert auf. "Danke, dass bedeutet mir sehr viel!"

    15.


    "Hotte?" fragte Dieter schwach und seine Lider flackerten, bis er schliesslich die Augen öffnete. "Dieter!" jauchzte Hotte und ging zu seinem Freund. "Wie schön, du bist wach!" Hotte konnte nicht anders. Er nahm Dieters Hand und drückte zu. "Weist du nun wie es war", begann der Grössere mit schwerer Stimme, "als ich an deinem Bett sass?" Dicke Tränen kullerten über Hottes Wange und verfingen sich im Bart. "Ja Dieter, nun weiss ich es!" schluchzte er und die Beiden umarmten sich. "Ich bin so froh, dass du nicht tot bist!"
    "Dieter!" Ben, neu angezogen, getrocknet und verarztet, kam auf Dieter zu und sah ihn an. "Wie schön, du bist wieder wach!" Hotte musste grinsen, da er beinahe das Gleiche gesagt hatte. Semir kam mit Anne in der Begleitung. "Herr Bonrath!" sagte sie erleichtert und Dieters Augen leucheten. "Chefin!" stiess er erleichtert aus und auch die sonst so gefasste Engelhardt konnte nicht anders. Sie beugte sich zu Dieter un umarmte ihn zärtlich. "Wie schön!" Hotte sah sich um. "Wo ist die Schweizerin?" fragte er verwundert und in diesem Moment kam Annelie hinein. Sie war noch wackelig auf den Beinen aber, sie lief wieder. Noch immer hatte sie eine leicht ungesunde Gesichtsfarbe und das riesige Pflaster auf der Stirn, machte dies noch unheimlicher. "Ich bin hier!" verkündete sie und sah mit ihrem grossen Lächeln Dieter an. "Schön zu sehen, dass sie die Augen geöffnet haben!" sagte sie und Dieter nickte dankend.


    "Schön zu sehen, dass du wieder gehen kannst", murmelte Semir ging auf sie zu und strich ihr über die Oberarme. "Ich danke dir für alles Annelie!" sagte er und die Schweizerin winkte ab. "Ach was", begann sie mit peinlich berührter Stimme und zuckte mit den Achseln, "was habe ich schon grossartiges getan?" Bens Kopf schoss hoch. "Du hast unter Einsatz deines Lebens, die Chefin gerettet. Keine Kommissarin in deinem Alter hätte so viel Mut aufgebracht!" Die Schweizerin lief rot an und Semir sah sie eindringlich an. "Ausserdem hast du grossen Mut bewiesen! Du hast uns geholfen obwohl du wusstest, dass es dich alles kosten könnte." Annelie lächelte. "Das ist unsere Berufung Semir! Dies haben wir im Raum gemeinsam! Wir stehen zu dem, was wir tun!" sagte sie mit ungewohnter Sanftheit in der Stimme und Semir grinste.


    "Was ist mit deiner Wunde Ben?" fragte die Chefin besorgt und Ben winkte ab. "Verbunden und reisfest gemacht! Morgen gehe ich wieder ein paar Autos verschrotten!" "Du vielleicht", begann Semir und schüttelte mit dem Kopf, "ich brauche erst mal Urlaub!" Annelie grinste. "Was haltet ihr von Bern?" fragte sie und Semir sah sie an. "Meine Familie besitzt ein schönes Hotel, nahe der Stadt. Ich würde euch gerne einladen!" Semir sah Ben an. "Wollen wir das annehmen?" Der Jüngere nickte heftig. "Ich war noch nie richtig in der Schweiz! Ich würde wenigstens die Hauptstadt, gerne mal sehen!" Annelie grinste und wies auch auf die Anderen. "Ihr verständlich auch! Wenn ihr wollt!" Anna nickte und ging auf das Mädchen zu, umarmte es zärtlich und lächelte. "Ich danke dir für alles", sagte sie nochmals. Unwissend, dass Annelie Ben und Semir schon bald wieder zur Seite stehen würde.


    Ich habe keinen Angst vor dem Tod. Doch für eine geliebte Person zu sterben,
    scheint mir der ehrsamste Tod, den es gibt.
    Adriano Scolari


    Es war Mittag, als die Sonne sich endlich durch die dicken Wolken zeigen liess und ihre schönsten Strahlen auf Köln gab. Ben fuhr mit seinem Mercedes durch die Stadt und machte sich zur Universität auf. Er hatte, vor dem Beginn seiner Schicht, noch einen Termin. Er parkte seinen Wagen auf dem Besucherparkplatz und ging in die grosse Halle. Dort sprach ihn eine junge Frau an. "Herr Jäger?" fragte sie nach und Ben nickte. "Ah sehr gut! Sie werden erwartet. Ich soll Ihnen den Weg zur Kantine zeigen!" Ben nickte dankend und liess sich von der attraktiven Blondine leiten. Sie öffnete die Schiebetür zur Kantine und diese war noch ziemlich leer. Sie wies auf einen Tisch, wo ein attraktiver Mann in seinem Alter sass. "Ich danke Ihnen", sagte Ben freundlich und das Mädchen verabschiedete sich mit einem Lächeln. Ben ging auf den Tisch zu und sah, wie der Mann geistesabwesend in einer Zeitung las. "Lässt du schon sexy Blondinen auf mich losgehen?" fragte Ben mit einem Grinsen und der Mann erschrak. "Herrgott!" steiss er hervor und stand auf. Sie umarmten sich und klopften sich auf die Schulter. "Schön, dass du's einrichten konntest!" sagte der Mann und Ben lächelte. "Für dich doch immer Adriano!" Adriano Scolari, 32 Jahre alt. Bens bester Freund aus der Schulzeit und dass, obwohl sie zwei Jahre auseinander waren. Doch Adriano hatte Ben in der ersten Klasse vor Prügelknaben gerettet. Und nach diesem Ereignis entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft.


    "Es haben es halt nicht alle so schön wie du", begann Ben und setzte sich, "Dozent und Kriminalpsychologe!" Adriano lächelte ein wenig verlegen und Ben winkte ab. "War'n Scherz! Semir konnte uns für die Spätschicht anmelden! Ich hatte ihm erzählt, dass ich dich treffen will und so konnte er es einrichten!" Adriano lächelte und winkte eine Kantinenmitarbeiter zu sich. "Könntest du für den werten Herrn einen Kaffee bringen? Mir wie immer einen Espresso!" Sie nickte und entfernte sich. "Ich dachte, du wolltest nur kurze Zeit dort sein?" Ben grinste und zuckte mit den Achseln. "Ich weiss. Aber ich kann Semir unmöglich alleine lassen. Ausserdem, ist es viel spannender, als ich es mir vorgestellt hatte." Adriano zog eine Augenbraue hoch und seine Mundwinkeln zuckten hoch. "Kann es sein", begann er und Ben sah ihn an, "dass du in Semir Gerkhan einen guten Freund gefunden hast?" Ben lächelte warm und nickte, ohne zu zögern. "Er stand mir, neben dir, sehr bei als ich Saskia verloren habe. Er hatte mir frei gegeben, mich besucht. Und das, obwohl wir uns damals noch kaum kannten." Adriano nickte und faltete die Hände. "Du brauchst so einen Partner Ben! Und ich war nie der Kerl für's grobe!" "Ausser an dem Tag, an dem du mich gerettest hast", erwiderte Ben und Adriano zeigte auf ihn. "Ausser an dem Tag, an dem ich dich gerettet habe", stimmte er zu und lächelte.


    Die Kellnerin kam mit den bestellten Sachen und stellte sie auf den Tisch. "Ich habe gehört, deine Schwester ist unter der Haube!" Ben grinste und wies auf sich. "Ich bin nun ein Schwager! Echt saukomisches Gefühl, sage ich dir!" Adriano lachte. "Wart erst mal ab! Onkel sein ist noch viel schwieriger!" Bens Augen rissen weit auf. "Hey, ich passe schon manchmal auf Aida, Semirs Tochter, auf!"
    "Als Training so zu sagen!" scherzte Adriano und Ben musste lachen. "Man wird es sehen!" sagte er und nahm einen Schluck seines Kaffees. "Wie haben dich die Schüler eigentlich aufgenommen?" "Positiv, muss ich sagen! Ich habe ja den alten Kaiser abgelöst, der nun in Rente ist. Das Feedback des Rektors nach einer Umfrage, war jedenfalls zufriedenstellend." Ben verdrehte die Augen. Wenn Adriano "zufriedenstellend" sagte, war es so gut wie perfekt. Doch der Sohn italienischer Einwander, war niemals richtig zufrieden. "Jetzt freu dich doch mal drüber, Mensch!" mahnte Ben und Adriano zuckte mit den Schultern. "Ich komme eben nicht aus meiner Haut!"


    Er lief zu seinem Spint. Bald war es soweit. Bald konnte er es tun. Er blickte zu der kleinen Stofftüte und fasste sie an. Er spürte das kalte Metall. Bald, Junge, dachte er sich, bald. Bald würden alle, die dich ausgelacht haben, nicht mehr auslachen. Nein - sie würden dich respektieren! Sie würden angst vor dir haben! Vor dir niederknien! Dann würden sie es bereuen! Sie würden sich entschuldigen, um Gnade flehen, damit du sie nicht fertig machst. Du würdest ihnen zeigen wie es war, als sie dasselbe mit dir gemacht haben! Bald Junge, Bald!
    Er nahm die Tüte aus dem Raum und hörte die Klingel. Studenten stürmten aus den Räumen, zu ihren Spinten. Alle wollten zu der Kantine! Mittagessen stand an! Und dort, konnte er seine Rache vollziehen!

    "Oh mein Gott", stiess Semir aus und Annelie sah ihn an. "Verwirrend nicht wahr?" Sie wies auf ein Schild. "Sehr wichtig ist dieses hier. Bienvenue à Paris! Dann weisst du schon mal, dass du richtig bist!" Semir zog die Augenbraue hoch. Annelie war viel sarkastischer und ironischer als er selbst. Und das freute ihn. "Keine Sorge Semir", begann die Schweizerin und klopfte dem Deutschtürken auf die Schulter, "ich lasse nicht zu, dass wir dich verlieren!" "Na dann bin ich aber beruhigt!" scherzte der Deutschtürke und wusste, dass er bei Annelie nicht so auf die "gentleman"-wortwahl, achten musste. Annelie war anders. Sie war nicht, "Lady-like".
    "Wird uns dein Freund abholen?" fragte Ben Christopher und dieser war über Bens hellem Ton ihm gegenüber überrascht. "Ja. Er wartet am Eingang!" Der grossgewachsene Engländer wies seine Gruppe zum Eingang des Bahnhofs. Dort stand ein Mann der Jean Reno aus dem Gesicht geschnitten war. "Bonjour Christopher!" sagte er und die Beiden umarmten sich. "Kannst du bitte auf Deutsch reden?" fragte Christopher und der Franzose nickte. "Sie können Deutsch?" fragte Annelie verwundert und der Kommissar nickte. "Isch 'abe in Deutschland studiert, wertes Fräulein!" Ben und Joshua mussten bei dem Begriff "wertes Fräulein" grinsen. Annelie konnte alles sein - aber kein "wertes Fräulein!" Diese bemerkte dies sofort und gab beiden Männern eine Kopfnuss.


    De Brouiller stieg aus dem Wagen aus und von Bergen erwartete ihn bereits. "Es ist zwar nicht würdig aber, ich konnte dieses Haus ersteigern." de Brouiller sah es an. Sie befanden sich in einem gefürchteten Vorort vor Paris, die für ihre Gewalt von Jugendlichen bekannt war. "Das stimmt schon so. Es ist nahe am Zielort und es ist nur der Mittel zum Zweck." von Bergen nickte und sie gingen in das Gebäude. "Unsere Männer habe ich dieses Mal verteilt, falls unsere nervigen Begleiter wieder auftauchen!" de Brouiller setzte sich und blickte sich um. Es war spärlich eingerichtet und diente wirklich nur als Unterschlupf. "Dann werden wir mal mit der Planung beginnen!"


    Sarah ging ins Zimmer und sah, wie Johanna neben ihrer Mutter eingeschlafen war. Sanft nahm Sarah die Decke und legte sie über ihre Freundin. Dann schlich sie sich hinaus und sah André am Tisch sitzen. "Alles in Ordnung?" frage sie besorgt und setzte sich neben ihn. Dabei legte sie, ihre Hand auf seine. "Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache Sarah!" murmelte der Sachse und seine Freundin sah ihn an. "Ich auch...besonders um den Engländer. Er ist immer noch nicht auf dem Damm und geht trotzdem mit." André musste Lächeln. "Er ist eben ein genau so grosser Sturkopf wie Ben!" sagte er und Sarah nickte. "Anscheinend!" "Sarah?" André blickte in Sarahs Augen und schluckte kurz. "Sind wir wieder...du weisst schon!" Sarah lächelte näherte sich André und gab ihm einen innigen Zungenkuss. "Beantwortet das deine Frage?" André nickte und dann klopfte es an der Tür. Sarah stand auf und blickte durch den Spion. "Es ist Victor!" Sie öffnete die Tür und Johannas Freund stürmte hinein. "Wie geht es ihr?" fragte er mit lauter Stimme und Sarah hielt einen Finger vor den Mund. "Pscht! Sie schläft!" zischte sie und Victor hielt sich symbolisch die Hand vor den Mund. "Entschuldige", konnte sie durch die Ritzen hören und sie winkte ab. "Schon gut!"


    Die Gruppe ging durch Paris und Bertrand hörte sich alles von Christopher aufmerksam an. "Du hast wirklisch eine Probleme", murmelte er und verschränkte die Arme. "Selbstverständlisch werde ich eusch helfen!" sagte er bestimmt und Christopher atmete erleichtert auf. "Ich wusste, auf dich kann man sich verlassen!" Annelie liess das dumpfe Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. es wurde immer stärker, bis sie dann einen roten Punkt auf Christophers Kopf bemerkte. "Runter!" schrie sie und stiess den Engländer unsanft auf den Boden. Ein Schuss war zu hören und dieser knallte in eine Wand ein. Bertrand schrie auf Französisch, dass sich alle verstecken sollten und die Menge geriet in aufruhr. Annelie rappelte sich auf, zog ihre Waffe aus dem Halfter und sah zu den Anderen, die es ihr gleich taten. "Alles in Ordnung?" fragte Ben besorgt und die Schweizerin nickte.