Als Semir und Paul in der PAST ankamen, stand Susanne von ihrem Schreibtisch auf und wies zu dem Flur, der zu den Verhörräumen führte. "Sie ist im Saal 3." Der Kriminalbeamtin fiel sofort der besorgte Blick von Semir und Paul auf. "Jungs? Alles klar?" Semir schüttelte mit dem Kopf. "Die junge Frau ist die beste Freundin von Joshi!" Susanne atmete tief durch. "Ach du...oje. Wusste Sie...?" Paul schüttelte mit dem Kopf. "Sie war komplett durcheinander, als ich ihr es erzählt hatte. Aus dem Grund konnte sie auch nichts sagen." Susanne nickte verstanden. "Joshi würde uns auch nicht anlügen. So schätze ich sie nicht ein!"
"Das tut niemand von uns!", bestätigte Semir als Paul ihn ansah. Sie drehten sich um, als Finn an ihnen vorbeilief mit einer Kiste in den Händen. "Der letzte Teil für die KTU, ich bring ihn schnell vorbei!", erklärte er und Semir nickte. "Ich wollte ja nicht lauschen, aber hab' ich das richtig mitbekommen grade? Janowski hat tatsächlich jemanden vergewaltigt und das Opfer könnte Joshis beste Freundin sein?" Semir nickte seufzend. "Oh man. Ich, das tut mir ja leid. Wusste sie es?" Paul schüttelte mit dem Kopf. "Sie wird vielleicht ein wenig durcheinander sein, wenn du dort bist, aber du weisst ja nun warum!"
"Ja klar! Verstehe ich! Ich meine, da hat sie das ganze Zeit durchgestanden und jetzt das?", entgegnete Finn auf Pauls Aussage und dieser nickte. "Ja, vielleicht kannst du sie ja aufmuntern!" Finn zuckte mit den Achseln. "Ich kann es versuchen!", versprach er und Paul hob den mahnenden Zeigefinger. "Aber nur aufmuntern, klar?" Finn errötete sofort. "Was...klar...ich...keine Sorge Paul! Sie ist wie eine grosse Schwester für mich! Ich würde niemals!" Paul grinste leicht und Semir rollte mit den Augen. "Finn, hör nicht auf ihn! Er liebt es einfach, dich stammeln zu sehen! Aber wäre lieb, wenn du das machen könntest!" Mit einem bösen Blick und noch immer roter Haut, nickte Finn und verliess den Raum.
Semir drehte seinen Kopf zu Paul. "Was? Komm schon du musst zugeben, er ist süss wenn er rot ist! Ausserdem hab' ich das grad gebraucht!" Semir stöhnte. "Jaja du Scherzbold. Nun ja, aber um auf unser Thema zurückzukommen. Ich glaube auch nicht, dass Joshi uns anlügen würde. Sie scheint es wirklich nicht gewusst zu haben, aber schauen wir mal. Bist du sicher, dass Andrea das korrekt herausgefunden hat? Nicht, dass ich an der besten Frau aller Zeiten zweifle aber..."
"...Sie sah Lara Brock in das Büro der Schrankmann laufen, als die Anzeige eingereicht wurde. Zeitpunkt stimmt ebenfalls überein. Es gibt eigentlich keine andere Möglichkeit!", versicherte Susanne nochmals. "Für mich reicht das", sagte Paul und lief voraus. "Danke nochmals!" Susanne lächelte leicht. "Bedank dich nicht bei mir, bedank dich bei deiner Frau naher!", sagte sie und Semir lief Paul hinterher. Sie begaben sich zu Saal 3, wo Lara Brock alleine am Tisch sass und unruhig sich umsah. "Paul, Emotionen unter Kontrolle, klar?", sagte Semir als er Pauls Blick auf Lara entdeckte. "Klar", antwortete Paul und wies Semir zur Türe und zeigte ihm so, dass er den Lead der Anhörung übernehmen solle. Semir öffnete die Tür und ging hinein, worauf Lara aufsah und lächelte. "So schnell sieht man sich wieder", grinste sie, doch ihre lockere Art von vorhin war verschwunden.
"Nun ja, hätte man vermeiden können", begann Semir langsam, nahm sich der Stuhl der sich gegenüber Lara befand und setzte sich, "warum hast du uns nicht gesagt, dass du von Janowski vergewaltigt wurdest?" Laras Augen rissen ins Unermessliche auf. "Was?", lachte sie gekünstelt, "Wie kommt ihr denn darauf?"
"Wir haben herausgefunden, dass du eine Anzeige gegen Janowski eingereicht hast!" Lara schüttelte auf Pauls Aussage mit dem Kopf. "Ich habe gar nichts! Überhaupt nicht!", schrie sie beinahe. "Wer hatte dann die Anzeige eingereicht?", fragte Semir weiterhin geduldig. "Was weiss ich! Ich bin es definitiv nicht gewesen!" Paul atmete tief durch, es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr er versuchte, die Emotionen einzudämmen. "Wieso wurdest du dann bei der Staatsanwaltschaft gesehen? Was hast du dort gemacht?", fragte er mit gepresster Stimme.
"Paul, ich arbeite ebenfalls als Polizistin! Ich habe wahrscheinlich was abklären müssen!" Semir schürzte kurz die Lippen. "Du warst es also nicht?" Lara schüttelte mit dem Kopf. "Nein und wenn das alles war, würde ich nun gerne gehen!" Semir stand auf als Paul auf Lara zugehen wollte und hielt ihn zurück. "Ja, das war alles, danke!", sagte Semir ruhig und Lara verliess mit gesenktem Kopf den Raum.
"Semir, was zum Teufel? Man sieht ihr doch an, dass sie uns was verheimlicht!" Semir nickte. "Ist mir nicht entgangen, aber wie wollen wir das beweisen Paul? Momentan haben wir nur die Aussage von Andrea, dass Lara in dem Büro war und die Anzeige eingereicht hat! Wir müssen anders darauf kommen...wir müssen sie aus der Reserve locken...aber für das müssen wir tiefer graben! Also, ran an die Arbeit!"
Johanna blickte auf, als es an der Tür klopfte und Finn an der Türe erschien. "Hey", begrüsste er sie und Johanna lächelte leicht. "Na, Kleiner. Lange nicht mehr gesehen!" Finn grinste verlegen und stellte die Schachtel auf einen kleinen Ablagetisch neben Johannas Arbeitsfläche. "Nun ja, du warst ja auch lange weg! Wie geht's dir denn?"
"Haben's dir die Jungs schon gesagt?"
"Bin ich so offensichtlich?", fragte Finn stöhnend zurück und Johanna grinste. "Deine Nasenflügeln zittern, wenn dir unwohl ist. Es ist ziemlich offensichtlich." Finn rollte mit den Augen. "Man, das sagt mir schon immer meine kleine Schwester und die ist jünger als ich, da musst du nicht auch noch kommen!" Johanna stemmte eine Hand in die Hüfte und zog eine Augenbraue hoch. "Mhm! Soll das heissen, dass ich eine alte Frau bin? Ich bin schliesslich älter als du und deine Schwester!"
"Äh...nein...nicht so gemeint! Du bist wie eine grosse Schwester für mich, Joshi. Du hast immer ein offenes Ohr für uns alle von der Autobahnpolizei. Also fühlt es sich so an, als würde ich von einer grossen Schwester belehrt werden. Was auf der einen Seite cool ist, ich wollte schon immer eine weitere Schwester!" Johanna deutete ein Boxen an und puffte Finn in die Schulter. "Gut gerettet!", sagte sie lächelnd und auch Finn grinste. "Die letzten Sachen vom Tatort! Ich..." Johanna hob die Hand, als ihr Computer piepste. "Die Hautproben schon ausgewertet?", fragte Finn erstaunt und auch Johanna hatte einen skeptischen Blick. "Verwundert mich auch. Ich konnte zwar DNA retten, aber Erstens, wir haben die Person im System und Zweitens, so schnell?" Sie rief die Ergebnisse auf und stiess sofort einen frustrierten Schrei aus.
"Lara Brock...", las sich Finn laut vor und atmete tief durch.
"Joshi..."
"Ich...ich bring sie um! Wenn sie das wirklich war, bring ich sie um! Ich...SIE HAT MICH ANGELOGEN FINN!" Finn nickte und legte beruhigend seine Hände auf ihre Schultern. "Ich weiss, Semir und Paul sind ja dran. Und..." Ein lautes Klirren war zu hören und Finn, sowie Johanna zuckten auf. "Das kam von der Aservatenkammer! Da sind die neuangekommenen Gegenstände zum untersuchen drin!" Johanna rannte sofort los und Finn ihr hinterher. Das Fenster zum Untergeschossraum der Kammer, war zerstört worden und zwischen den unzähligen Regalen, war eine schwarze Silhouette zu erblicken.
"HEY!", schrie Johanna und die Silhouette schoss hoch und der Umriss einer Waffe war zu erkennen. "Joshi runter!" Finn schaffte es, Johanna runterzuziehen, bevor eine Kugel in die Wand eindrang und dann Schritte zu hören waren. "Der haut ab!", zischte Finn und sah, wie Johanna bereits aufgestanden war und durch das Fenster sprang und der unbekannten Person hinterher rannte. Finn schaffte es sie zu überholen. "Stehen bleiben oder ich schiesse!", drohte Finn doch die Person stiess mit der Schulter die Türe zur Parkhalle auf und rannte weiter, vorauf Finn und Johanna hinterhergingen. Als sie zur Rampe kamen, stieg die Person in eine dunkelgrüne Limousine ein, die sofort losfuhr. Die Fenster öffneten sich und zwei Maschinengewehre wurden sichtbar. "Runter!", schrie Finn und Johanna warf sich auf den Boden. Sie hörte das Quietschen der Reifen und als das Feuer eingestellt wurde, blickte sie auf und sah den Wagen wegfahren. "MISTKERLE!", schrie Johanna, als sie aufgestanden und die Rampe hinuntergesprungen war. "Finn, hast du...?" Sie drehte sich um und sah, dass Finn nicht auf seinen Beinen stand. "Finn?" Sie sprang zurück auf die Rampe und sah Finn rücklings auf dem Boden liegen.
Sein Brustkorb hob sich heftig und aus seinem Mundwinkel floss Blut. "Scheisse, FINN!" Johanna rannte auf ihn zu und erblickte nun, dass sich ein Loch inmitten von Finns Brust gebohrt hatte, aus dem der rote Lebenssaft herausfloss. Finns Augen sahen panisch zu Johanna. "Hey, alles wird gut! Okay!" Johanna nahm ihr Handy hervor und wählte sofort die Notrufnummer. "Ja, hier ist Johanna Schimke! Ich brauche sofort einen Krankenwagen in der Parkhalle des KTUS Düsseldorf! Ein Mann wurde niedergeschossen, beeilen Sie sich!" Johanna legte auf, schmiss das Handy achtlos neben sich, zog ihren Kittel aus und legte ihn auf Finns Wunde. Finn selbst, stöhnte und ächzte. "Ganz ruhig, Kleiner. Alles wird gut...okay! Du wirst wieder..." Voller Erschrecken musste Johanna doch entdecken, dass sich unter Finns Rücken bereits eine Lache zu bilden begann.