Beiträge von jenni

    14.


    Maria sass im Verhörraum und blickte auf, als Lukas und Semir das Zimmer betraten. Sie lächelte sie diabolisch an. „Sieh‘ mal einer an, unser Söhnchen kann laufen“, zischte sie und leckte sich über die Zähne. „Ihre Jokernummer beeindruckt mich überhaupt nicht“, meinte Lukas trocken und schmiss eine Akte auf den Tisch. „Wir haben Ihre Akte gefunden, aller Achtung, ein Telefonbuch ist ein leichtes Schmankerl dagegen!“ Semir wollte Lukas das Verhör überlassen, er wollte nämlich testen, ob sich sein „Ziehsohn“ von seinen Gefühlen leiten liess, oder ob er die Kontenance behielt. „Einbruch, Körperverletzung, versuchter Mord“, las der junge Mann hinunter und sie schien sich überhaupt nicht darum zu kümmern. Im Gegenteil, sie sah sich den Raum an und ihr Blick haftete dann an Semir. Lukas schnipste mit den Fingern vor ihren Augen. „Hier spielt die Musik!“ mahnte er und sah sie ernst an. Semir war erstaunt, wie kühl Lukas zu sein schien. „Maria, ich nenne Sie mal Maria“, sie zuckte mit den Achseln, „aufgrund einer psychologischen Untersuchung, könnten Sie eine Strafmilderung hervorholen. Wollen Sie sich dazu bereit erklären?“ Sie schüttelte mit dem Kopf und sah ihn auf einmal ernst und vorwurfsvoll an. „Ich brauche keinen Psychologen um zu wissen, wie mies es mir geht! Schliesslich wurde mein langjähriger Freund umgebracht!“ Jetzt passiert‘s - dachte Semir und wollte schon eingreifen, doch Luka blieb ruhig. „Es ist Ihre Ansicht der Sache Maria, meine Ansicht und die des Gesetztes, ist eindeutig Notwehr!“ Maria zerrte am Stuhl, da sie daran gefesselt war, und Tränen schossen in ihre Augen. „Sie haben keine Ahnung“, schrie sie und Semir wollte sie zurückhalten, doch sie schlug mit dem Kopf nach rechts und biss ihm in den Arm. So tief, dass es zu bluten begann. Der Deutschtürke stiess einen spitzen Schrei aus und hielt sich an der Stelle. „Das reicht!“ schrie Lukas und ging zur Tür, er bat ein paar Streifenpolizisten, sie wieder abzuführen. Lukas ging zu Semir und sah sich die Wunde an. „Bis auf’s Blut hat mich die Schlampe gebissen!“ zischte er und Lukas war überrascht, über den harten Ton seines Freundes.


    Sie gingen aus dem Raum, wo Susanne sie erwartete. „Was ist denn dir passiert?“ fragte sie und Semir winkte ab. Er hielt sich ein Taschentuch auf die Wunde und blickte auf eine Akte, die sie in der Hand hielt. „Euer Toter. Juanes Abderhalden. Halb Afroamerikaner halb Deutscher.“ Lukas nahm die Akte entgegen und lächelte Susanne dabei an. Sie kicherte verlegen und ging wieder zu ihrem Platz. „Sag‘ mal, schäkerst du mit meiner guten Seele?“ fragte Semir mit einem Grinsen im Gesicht. „Ein bisschen flirten schadet nie!“ erwiderte Lukas und sie gingen ins Büro. Semirs Freund setzte sich an Bens Schreibtisch und schlug die Akte auf. „Aller Achtung. Auch er ist nicht ohne; Körperverletzung, Drogenhandel - verschwand vor vier Jahren spurlos!“ Semir beugte sich über Lukas und sah das Foto, des Toten an. Der Gerichtsmediziner hatte es geschossen. „Dein Schuss hat ihn getötet - dass hätte er nun wirklich nicht erwähnen müssen!“ Lukas zuckte mit den Achseln. „Er macht nur seinen Job!“ sagte er ein wenig abwesend - der Blick noch immer auf dem Foto. Semir schlug die Akte zu. „Egal, wir müssen die Kerle finden, ehe es noch weitere Opfer fordert!“ Lukas nickte und ging über Bens Computer ins Internet. Er suchte den Block hervor. „Du willst sehen“, begann Semir und sah Lukas flinke Finger, „ob sie seit Bens Einträgen wieder was reingeschrieben haben!“ Lukas nickte und die Seite erschien. „Tatsächlich. Sieh‘ dir das an!“


    Werte Anhänger!Wir müssen den Verlust zweier Mitglieder betrauen. Unser Juanes, wurde Opfer der Justiz und liegt nun in der Gerichtsmedizin in Hamburg. Unser Maria, muss in der U-Haft verweilen und weint um ihren Gatten! Es ist tragisch! Wir müssen handeln und wenigstens einen Verlust wieder beheben! Versammelt euch an unserem Ort! Wir werden sehen, was wir machen können! Mörder unseres Juanes ist der Sohn von Professor Steiner - Lukas Steiner. Solltet ihr in sehen oder finden, wird eine Prämie von 50‘000 Euro ausgezahlt. Wir wollen ihn lebendig!


    Lukas schluckte und sah Semir an. „Dir das Leben zu retten ist echt beschissen!“ versuchte er zu scherzen aber dieser Schuss ging nach hinten los. Semir blickte ernst auf den Bildschirm und dann zu Lukas. „Willst du weitermachen?“ Lukas nickte verwirrt. „Lass uns die Kerle Semir!“ sagte er entschlossen. „Für Ben! Schliesslich ist er, um mich zu schützen, beinahe gestorben!“ Semir lächelte und sie gaben sich den Handschlag. „Für Ben!“

    Ben sass auf seinem Bett und sah den anderen Beiden dabei zu, wie sie das Gepäck auspackten. Sein Hals schmerzte und fühlte sich wie ein brennender Wald an. Er legte sich aufs Bett und spürte dann auf einmal jemand über ihm. „Nun guck doch nicht so ernst!“ feixte Sarah und zog Ben hoch. „Lass mal sehen!“ Behutsam zog sie den Schal ab und fuhr über die Hämatome. „Immer noch sehr blau“, murmelte sie und ging zu ihrer Tasche. Sie drückte Ben eine Tube mit Salbe in die Hand. „Das ist beruhigend und lässt die Schmerzen ein wenig verschwinden. Vielleicht hilft es dir ja!“ Ben grinste und drückte die Tube zurück. „Einschmieren!“ sagte er mit zweideutigem Unterton und André zog eine Augenbraue hoch. Auch wenn Sarah nur eine Freundin war, der Fall damals hatte sie ziemlich zusammen geschweisst, könnte sie gefühlsmässig doch mehr für ihn sein. Doch sie schien sich auf Ben kleines Spielchen einzulassen. sie strich sich etwas von der Salbe auf die Hände und strich dann behutsam über die Hämatome. Ben zuckte dabei leicht und verzog das Gesicht. „Das ist echt gruselig!“ meinte er dann ablenkend und Sarah sah ihn an. „Was meinst du?“ fragte sie, während sie Ben noch immer versorgte. „Nun ja, die Typen machen alles, was dieser de Brouiller ihnen befiehlt. Und ihr beiden habt noch gesagt, ihr habt ihn tot auf dem Burggraben gesehen!“ Sarah nickte. „Wir können es uns selbst nicht erklären André. Aber mich quält im Moment mehr die Angst um Johanna! Ich habe Angst, ich kenne ihren Vater, ich kenne ihre Handlager!“ Sie wies auf die Narben an ihrem Kopf die, nach Meinungen ihrer Jungs, das schöne Gesicht der Frau verunstalteten.


    Johanna sass in ihrem «Gefängnis» und hatte ihre Mutter auf ihren Schoss gebettet. Sie hatte die Wunde gesäubert und notdürftig versorgt. Malena schlief, zärtlich und geschützt in den Armen ihrer Tochter. Wie schön dieses Gefühl doch war. Sie war so froh, dass ihre Tochter ihr verzieh, dass sie abhauen musste. Ausserdem begrüsste sie ihren Halbbruder mit Freude und dieser half ihr beim Abitur.


    Semir lag auf seinem Bett und dachte über die momentane Situation nach. Joshua, Ben, Sarah, André - mit so vielen Menschen auf einmal hatte er nicht gearbeitet. Zudem quälte ihm die Sorge um seinen Kollegen. Was würde noch passieren?

    13.



    Lukas klammerte sich an Semirs Kleidung und sah auf den toten Körper des Hünen. Die Tür öffnete sich und Hartmut trat herein. "Hey Leute", sagte er leise und kam auf Semir zu. "Alles in Ordnung?" fragte er besorgt und Semir zuckte mit den Achseln. "Hey Lukas", begrüsste der Rothaarige Lukas und dieser nickte als Begrüsssung. "Meine Leute kommen gleich. Am besten ist es, ihr verzieht euch nach oben. Dort habt ihr Ruhe von uns!" Hartmut klang auf einmal ganz anders. Besorgt, ängstlich und sanft. Semir kannte diesen Ton in Hartmuts Stimme gar nicht, bedankte sich aber und half Lukas auf. Arm in Arm, liefen sie die Treppe hinauf. Sie gingen in Lukas Schlafzimmer und der junge Mann legte sich dort hin. Semir legte die Decke über ihn. "Ich habe noch nie einen Menschen erschossen", flüsterte Lukas und strich sich die Tränen aus den Augen. Semir setzte sich ans Bett. "Das erste Mal ist immer beschissen", erwiderte er und strich Lukas über die Schulter. "Versuch' zu schlafen. Ich weiss es klingt abgebrüht aber, gönn' deinem Körper ein bisschen Ruhe. Morgen werden wir die dumme Kuh von vorhin verhören, dann Ben besuchen und dann siehst du zu dass du wieder rennen kannst. Das Laufen scheint ja zu klappen!" Lukas nickte. "Als ich den Typen sah, wie er die Waffe auf dich zielte, war es so, als hätte ich meine Beine immer gespürt. Ich schoss hoch, zog die Waffe und...Peng!" Semir nickte. "Soll ich dir was zur Beruhigung geben?" fragte er, nachdem er spürte, wie Lukas bebte. Der junge Mann schüttelte mit dem Kopf. "Ich denke, es wird so gehen", murmelte er und zog die Decke dicht an seinen Körper. "Erzähl mir von Aida Semir. Wie macht sie sich?" Der stolze Vater lächelte und begann begeistert von seiner Tochter zu erzählen, bis die Nacht einbrach und Lukas schlussendlich einschlief.



    Beide verletzten Polizisten wurden zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht. Man ersetzte die Streife durch SEK-Beamte. Man wollte auf Nummer sichergehen. Die Organisation war deutschlandweit bekannt. Vielen gefiel es nicht, dass sich nun die Autobahnpolizei darum kümmerte. Das LKA beschwerte sich - wie immer. Doch Hotte verteidigte den Fall eisern und teilte dies Semir in der Nacht mit. Der Deutschtürke konnte nicht schlafen. Zu gross war die Sorge um Ben. Während er bei Lukas wieder Hoffnung schöpfte, hatte er bei Ben grosse Angst. Mit einer Lungenentzündung war nicht zu spassen.
    Semir sass auf dem Fenstersims und sah in die tiefe Nacht. Es war klar und der Vollmond schien hell am Zenit. Die Sterne schienen schwach und waren nur eine billige Dekoration. Semir rieb sich die Oberarme. Unten hörte er noch immer Hartmut und seine Leute. Der Rothaarige machte seinen Job gut - auf ihn konnte man sich verlassen. Semir stützte seinen Kopf mit der Hand ab und schlief schlussendlich doch ein.




    Als der Wecker sieben Uhr klingelte, erwachte Lukas und schob sich mit den Beinen die Decke vom Körper. Von dieser Bewegung erschrocken, tat er es noch einmal. Tatsächlich. Die Beine schoben mit aller Kraft die Decke weg. Sie fühlten sich zwar noch ein wenig an wie Fremdkörper, aber es ging. Er schwang sie aus dem Bett und begann sie zu belasten. Am Anfang noch zittrig, dann aber sicher, schritt er die Treppen hinunter. Die Leiche wurde entsorgt, das Blut gereinigt und die Spuren des Eindringen beseitigt. Doch Lukas sah noch immer den toten Hünen vor sich. Liess sich aber dann von dem wohltuhenden Duft von frischgebackenen Brot ablenken. Er ging zum Esszimmer, wo Semir am Tisch sass und die Zeitung las. "Semir, sieh mal!" verkündete Lukas stolz und der Deutschtürke ging auf seinen Schützling zu. "Das ist ja fantastisch!" jauchzte Semir und die beiden Männer umarmten sich vor Freude. "Können wir zuerst zu Ben! Ich will ihm das unbedingt zeigen!" Semir nickte und so assen sie schnell das Frühstück, zogen sich was an und waren punkt um halb Neun im Krankenhaus. Sie gingen zum Empfang. "Entschuldigen Sie?" fragte Lukas und die Krankenschwester sah ihn an. "Na sieh mal einer an! Der Steiner!" sagte sie und stand auf. "Das ist ja nicht zu fassen!" sagte sie und sah ihn mit einem Lächeln an. "Na da gratuliert man doch herzlich!" Lukas lächelte und winkte ab. "Wie geht es Ben Jäger?" Die Ärztin setzte sich an den Computer und sah nach. "Besser, heute morgen ist er aufgewacht und konnte sogar leichte Nahrung zu sich nehmen. Allerdings muss er noch beatmet werden. Eine Lungenentzündung verschwindet nicht einfach so! Er ist also ansprechbar! Ihr könnt zu ihm!" Semir rannte beinahe vor Erleichterung und Lukas hatte noch seine Mühe hinterherzukommen, schaffte es aber doch noch, ihn zu erwischen.




    Ben sah auf als es klopfte und er gab ein schwaches «herein» von sich. Er erblickte Semir und hinter ihm - Lukas! Stehend! Er konnte es kaum glauben. Er musste sich aufrichten, wenn auch mit zitternden Armen. "Lukas...du!" Der junge Mann grinste und lief ans Bett. "Ein Schockmoment, kann auch seine guten Seiten haben!" Ben sah Semir verwirrt an und so begannen er und Lukas, von dem Ereignis zu erzählen. Schonend wohlgemerkt. "Und heute wollt ihr sie verhören?" Semir nickte auf Bens Frage. Und war erleichtert. Ben hatte mehr Farbe im Gesicht. Zwar noch nicht viel - aber er sah nicht wie der Inhalt einer Milchtüte aus. "Das würde ich zu gerne sehen." Lukas lächelte und setzte sich auf einen Stuhl. Seine Beine schmerzten. "Das wirst du noch frühstens im Gericht sehen. Zuerst wirst du einmal gesund! Dann sehen wir weiter!"


    "Man merkt, unter welchen Fittichen du stehst!" grummelte Ben und sah dabei zu Semir. "Das stehen wir beide!", scherzte Lukas und Semir zog eine Augenbraue hoch. "Kommt ihr heute Abend noch mal?" fragte Ben und hatte dabei einen grossen Dackelblick aufgesetzt. "Natürlich!" versprach Lukas und Beide verabschiedeten sich vom Patienten.




    Als sie aus dem Krankenhaus gingen, wurden sie von einem Arzt aufgehalten. "Doktor Bremheimer!" sagte Lukas erstaunt und der Mann mittleren Alters sah sich Lukas genau an. "Unglaublich!" sagte er und der Angesprochene lächelte. "Nicht schlecht oder?" Bremheimer nickte und sah auf die Beine. "Verspüren sie Schmerzen?" Lukas nickte. "Wie bei einem Muskelkater", beschrieb er den Schmerz und der Arzt lächelte. "Dass ist klar. Ihre Beine haben fast sechs Monate lang keine sportliche Betätigung gehabt. Das wird öfters vorkommen. Viel mehr erstaunt mich, dass sie schon so fest auf den Füssen stehen und einen sicheren Gang haben!"
    "So lange war ich nun auch nicht gelähmt!" stöhnte Lukas und Semir musste grinsen. "Nun gut", räusperte sich der Arzt und gab Lukas seine Visitenkarte, "sollten doch Komplikationen auftreten, rufen Sie mich bitte an!" "Natürlich", versichterte Lukas und steckte die Karte in seine Jackentasche.
    "Also dann", forderte Semir auf und sie liefen zum BMW, "zeigen wir dieser Krähe wo es lang geht!"

    12.



    "Ich will etwas ausprobieren Semir!" sagte Lukas als sie auf der Couch sassen und sich das Spiel ansahen. "Was denn?" fragte Semir neugierig und Lukas lächelte. "Komm einfach her, damit ich mich an dich festhalten kann." Semir tat wie ihm befohlen und behutsam setzte Lukas den ersten Fuss auf den Boden. "Is' ja geil!" stiess der junge Mann aus und Semir sah ihn an. "Was denn?" Lukas sah zu Semir. "Ich hab' Gefühl in den Beinen. Ich kann den Boden fühlen Semir!" jauchzte Lukas und Semir sah ihn an. Er krallte sich an Lukas Kleidung, damit dieser nicht umfiel. "Bitte, ich will versuchen zu laufen!" Semir zog eine Augenbraue hoch. "Ich weiss nicht, dass du deine Beine fühlst ist wirklich wunderbar aber, übertreib bitte nicht!" Lukas sah Semir mit Hundeaugen an. "Oh nein", begann Semir und hob einen Zeigefinger. "Oh nein oh nein! Vergiss es!" Doch Lukas gab nicht nach, im Gegenteil! Seine Augen wurden noch grösser. "Aus, sitz Hundeplatz!" versuchte Semir ihn davon abzubringen doch schlussendlich stöhnte der Türke. "Okay, okay!" Langsam und zitternd hob sich Lukas Bein und er tat einen Schritt. "Ich kann laufen Semir ich kann..." Da Lukas so überwältigt war, vergass er, dass Semir ihn noch stützte. Als er den Halt verlor, plumpste Beide zu Boden und blieben dort liegen. Der junge Mann begann lauthals zu lachen und Semir stimmte mit ein. Endlich eine Auflockerung! Endlich wieder ein Lachen. "Du bist schon 'ne Marke Kleiner!" stockte Semir hervor und Lukas umarmte Semir leicht. Eine freundschaftliche Geste. "Das Kompliment kann ich zurückgeben", sagte er dann und Semir half ihm hoch. ""Ich glaube das hörst du nie wieder von einem Menschen aber, ich bin so glücklich dass meine Beine schmerzen!" Aus Lukas Augen begannen die Tränen zu fliessen und Semir nahm seinen "Ziehsohn" in den Arm.




    "Bremer? Hier Senner bitte kommen!" funkte ein Beamter, der am Eingang des Hauses stand. Sein Kollege antwortete nicht. "Bremer? Verdammt das ist nicht lustig!" Wieder nichts. Der Beamte wollte sich gerade umsehen, als ein gewaltiger Schlag ihn auf den Boden sinken liess. "Alles klar", flüsterte der Hüne und knackte das Schloss. "Gehen wir!" Sie gingen den Gang entlang und sahen in das Wohnzimmer. Nichts. "Das gibt's doch nicht! Vor kurzem waren die doch noch drin!" zischte sie und erschrak, als hinter ihr jemand stöhnte. Ihr Freund ging zu Boden und hinter ihm stand Semir, in fertiger Kampfhaltung. Sie holte mit dem Baseballschläger aus und Semir konnte mit einer Armabwehr den Schlag aufhalten. Er begann, mit der Frau einen erbitterten Kampf auszutragen. Es klirrte immer wieder, wenn sie gegen Bilderrahmen knallten und die Scherben sammelten sich auf dem Boden. Als sie von Semir geschlagen wurde, fiel sie um und schnitt sich die Handinnenfläche auf. "Du widerlicher Bastard!" schrie sie und holte aus doch Semir verpasste ihr den finalen KO.


    Was der Deutschtürke nicht bemerkte, wie der Hüne hinter ihm erschien und mit einer Waffe ihn erschiessen wollte. Es knallte und Semirs Augen weiteten sich. Knapp neben seiner linken Wange, schoss eine Kugel vorbei und etwas Feuerheisses spritzte an seinen Hals. Als er sich umdrehte, sah er den Hünen auf den Boden. Zwischen seinen Augen klaffte ein Loch. Hinter ihm, stand Lukas, auf wackeligen Beinen. Die Waffe, die ihm Semir gab, in seiner Hand. Aus der Mündung qualmte es noch leicht. Lukas Augen waren weit aufgerissen und er sah zu Semir. Semir konnte es kaum glauben. Zumal Lukas auf eigenen Füssen stand und dass er seinetwegen jemanden erschossen hat. "Er wollte dich umbringen…" keuchte Lukas und sank in die Knie. Die Waffe in seinen Händen. Semir ging zu Lukas und beugte sich zu ihm. "Ich weiss…" Er drückte Lukas kurz an sich und nahm dann die Frau mit Handschellen fest. Die Türe öffnete sich und ein Beamter, mit blutüberströmtem Kopf, torkelte herein. "Ein Angriff", stammelte er hervor und fiel dann zu Boden. Lukas robbte zu ihm, da die geschwächten Beine keine Kraft mehr hatten. "Sieht schlimmer aus als es ist", sagte er zu Semir und der Deutschtürke sah noch immer, den Schock in Lukas Augen. " Lukas versuchte aufzustehen. Semir wollte ihm helfen, als er abwinkte. "Ich schaff das schon, vorhin ging es ja auch!" Er zog sich am Treppengeländer hoch und lief mit langsamen, behutsamen Schritten auf ein Schränkchen zu. Dort holte er Mullbinde und Salbe hervor. Semir sah Lukas mit grossen Augen an.
    Die Frau erwachte und erblickte ihren toten Geliebten. "Ihr Schweine!" begann sie zu schreien und ging auf den Knien zu ihrem Freund. "Ihr habt ihn umgebracht! Ihr habt ihn umgebracht!" sie wirkte hysterisch und gekränkt. "Wenn ich nicht gefesselt wäre, könntet ihr was erleben! Aber ich bin nicht allein!" Lukas ging auf die Frau zu und verpasste ihr eine. "Ich sag Ihnen mal was Lady", begann er entnervt und die Frau schien erstaunt zu sein, dass Lukas langsam wieder halt auf den Füssen fand, "Sie haben meinen Vater umgebracht! Wollten vor 12 Jahren Semir und seinen Partner zur Strecke bringen. Nun im 2009 haben Sie es beinahe mit seinem jetzigen Partner gemacht! Wer sind hier die Mörder!" Seine Stimme überschlug sich am Schluss und Semir konnte deutlich erkennen, wie Tränen über die Wangen liefen. Der verletzte Polizist sah Semir an. "Es tut mir leid", brachte er hervor und Semir sah ihn ernst an. "Sollten Sie wieder gehen können, nehmen Sie die Frau ins Revier, stecken Sie sie in Untersuchungshaft. Dann verstärken Sie die Wachen am Besten dreifach!" Der Mann nickte und schoss hoch. Ohne zu schwanken nahm er die Frau und stiess sie nach draussen. Lukas sass auf dem Boden. Seine Schultern zuckten heftig auf und ab. Semir wusste genau was er tat - er weinte. Deutlich waren auch die Schluchzer zu hören. Der Deutschtürke ging auf ihn zu, setzte sich neben ihn und drückte seinen Kopf an seine Brust, während er mit der anderen Hand über das beinah schwarze Haar strich. Nun war es beinahe so, wie vor zwölf Jahren. Nur regnete es nicht, es war nicht September, sie befanden sich nicht am Friedhof und Lukas hatte keinen Menschen getötet. Vieles hatte sich verändert.

    11.


    Ben fuhr sich langsam über den Hals. "Kannst du nicht sprechen?" fragte Lukas besorgt und Ben nickte wieder schwach. "Keine Sorge, muss von der Narkose kommen. Das wird wieder." Nun öffneten sich Bens Augen allmählich. Noch immer sahen sie aus wie überdimensionale Glasmurmeln, doch inzwischen war wieder ein wenig Leben darin zu sehen. "Ich glaube den Kommentar "du siehst gut aus", erspare ich dir", scherzte Lukas und Bens Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Dann sah er sich um. "Suchst du Semir?" Wieder nicken. "Der ist schnell Kaffee holen gegangen." Bens Augen weiteten sich und er zeigte auf Lukas. "Keine Sorge, ich werde bewacht!" Er wies auf den Streifenpolizisten am Eingang. "Die Idee mit den Nachrichten war wirklich gut. Aller Achtung!" Ben blieb einfach ruhig liegen. Sein Körperinneres fühlte sich an wie Brei und auch sonst war alles noch verschwommen. Lukas bemerkte dies. "Ruh' dich aus Kumpel. Es ist das Beste für dich." Ben nickte leicht und schloss die Augen. Lukas erinnerte sich an seine Zeit im Krankenhaus zurück. Wie er erfahren musste, dass er wahrscheinlich nie wieder gehen könne. Doch er gab nicht auf, so sehr er schon den Umgang mit dem Rollstuhl gelernt hatte, wollte wieder gehen können. Da eine Möglichkeit nicht ausgeschlossen wurde, hatte man ihn vorerst nur suspendiert.
    Zudem spürte er seine Beine manchmal wieder. So ausgeschlossen war es also nicht. An die weisse Fahne, dachte er noch lange nicht.


    Er schrack auf als Semir hereintrat und ihm einen warmen Tee brachte. "Du magst ja keinen Kaffee", sagte er und Lukas nickte dankend. Der Duft von Waldfrüchten drang ihm in die Nase. "Er ist kurze Zeit aufgewacht", verkündete der Jüngere leise und Semir atmete auf. "Allerdings habe ich ihm gesagt, dass er sich Ruhe gönnen solle!" "Was auch richtig ist!" bestärkte Semir ihn und dann sah der Deutschtürke auf die Uhr. "Wir müssen langsam gehen. Ist deine Mutter zuhause?" Lukas schüttelte mit dem Kopf. "Sie ist auf einer Tagung in China. Sie hat sich ja inzwischen richtig als Geschäftsfrau gemausert!" Semir nickte und nahm einen Schluck seines Kaffees. "Dann komme ich zu dir. Wir lassen uns überwachen - Sicher ist Sicher!" Lukas erwiderte nichts. Ihm war richtig wohl bei dem Gedanken, dass Semir bei ihm war. Denn insgeheim, hatte er Angst. Der kleine Junge von damals verstärkte sich in seinem Inneren. Semir ging zu Ben und strich seinem Partner ein paar Mal über die Schulter. "Werd' ja schnell wieder gesund!" Mit diesen Worten ging er zu Tür und verliess mit Luka das Zimmer. "Beordern Sie ein paar Beamten zu dieser Adresse", befahl Semir dem Streifenbeamten und nannte ihm Lukas Wohnort. "Sie bleiben hier und bewachen meinen Partner. Lassen Sie sich aber auch ablösen!" Der Beamte nickte und sah den Beiden hinterher.


    Im Auto herrschte eine gedrückte Stimmung. Lukas hatte wieder einer seiner Glücksmomente und konnte mit Stütze, selbst ins Auto steigen. Semir war darüber erstaunt und Lukas berichtete ihm von seinen Eindrücken. Der Deutschtürke sprach ihm Mut zu - ab da herrschte Stille.
    Lukas sah hinaus. Es dämmerte und wenige Vögel flogen noch ihre Kreise. Ein schwacher Wind wehte durch die spärlichen Bäume am Strassenrand und ein paar Jugendliche begaben sich auf die Zeche. Lukas seufzte. Wie gerne würde auch er wieder dorthingehen. Doch seit er gelähmt war, hatten sich jegliche Freunde distanziert. Nur Semir war nun geblieben. "Was hälst du davon", begann Semir und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich, "wenn wir noch ein wenig Fussball gucken? Ich habe gehört, Köln hat heute ein Freundschaftsspiel gegen den ersten FC Bayern München." Lukas lächelte. "Klingt gut. Ich habe noch Mikrowellenpopcorn und 'ne riesen Flasche Coca Cola. Die sollten dringends mal verputzt werden!" Danach zwickte er sich in seinem Bein und er gab ein kleines «Aua!» von sich. "Was ist?" fragte Semir besorgt und Lukas lächelte. "Nichts, nur dass ich Schmerzen in meinem Bein verspüren kann!"



    Die Beiden bemerkten nicht, wie sie verfolgt wurden. Er sass am Steuer und sah stets auf die Strasse. "Was denkst du", begann er und blickte auf den silbernen BMW, "werden die sich bewachen lassen?" Sie nickte. "Bestimmt, aber jede Bewachung hat seine Schwächen ich denke, die werden wir ohne Probleme finden!" Sie griff nach hinten. "Willst du den Deutschtürken ebenfalls mitnehmen?" Sie schüttelte mit dem Kopf und nahm einen hölzernen Baseballschläger hervor. "Der ist nutzlos. Und Nutzloses behandeln wir auf bestimmte Art und weise." Sie klopfte mit dem Schläger auf die Flache hand und begann hämisch zu lachen.

    Im Ritussaal warf man den dreien die Kleider zu und schloss dann die Türe. Ben kniete sich auf den Boden und hustete lautstark. Seine Kehle fühlte sich wie deformiert an und die Luft die durch die Luftröhre ging brannte höllisch. "Zeig her", meinte Sarah besorgt und nahm langsam Bens Hand, die den Hals klammerte, weg. Es hatten sich zwei schwache blaue Abdrücke gebildet. "Hämatome. Der Kerl hat richtig zugelangt!" sächselte André und Sarah sah Ben an. "Wieso warst du so entsetzt, als du diesen Kerl gesehen hast, mal abgesehen von der Hackfresse! Aber das konnte es doch nicht sein!" Sarah warf André einen belehrenden Blick zu und dieser schwieg sofort. "Ich und Sarah haben ihn sterben sehen", krächzte Ben hervor und konnte es immer noch nicht glauben, de Brouiller lebend gesehn zu haben. "Ich habe seine Leiche untersucht! Ich verstehe es nicht!" Sarah ging zu ihrer Tasche und zog ein Halstuch hervor. Sie band es behutsam um die blauen Stellen und klopfte Ben auf die Schulter. "Wie und warum - das werden wir herausfinden! Nun aber sollten wir zusehen, dass wir uns umziehen!" André nickte zustimmend und so zogen sie sich um.



    "Alles in Ordnung Annelie?" fragte Semir und sah den ernsten Blick seiner Kollegin. "Ich weiss nicht. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl!" Semir ging ans Fenster und blickte hinunter. "Denkst du, wir werden beobachtet?" Sie nickte leicht und gab einen Seufzer von sich. "Aber wahrscheinlich drehe ich nur durch." "Muss vom Nikotin kommen", scherzte Tom und zwinkerte mit einem Auge. Die Schweizerin zog eine Augenbraue hoch. "Annelie? Ich möchte eine Art Lager, in der Nähe des Gebäudes dieser komischen Typen aufstellen. Ist das möglich?" Annelie zuckte mit den Achseln. "Nichts ist unmöglich Semir. Mal sehen...ich werde mal prüfen, ob's eine Wohnung oder ein Haus in der Nähe gibt!"



    Sie schreckten auf als es klopfte und Annelie blickte durchs Schlüsselloch. Mit verwirrter Miene blickte sie zu Semir. "Der Mann auf dem Foto", flüsterte sie und Semir sagte ihr, sie solle die Türe öffnen. Sie tat wie befohlen und Joshua trat ins Zimmer. "Wow, falsches Zimmer?" fragte er verwirrt und Semir konnte sich einen Lacher nicht verkneifen. "Der Maskenbildner hat wirklich...sag mal was machst du eigentlich hier?" versuchte er dann mit mahnendem Blick zu fragen und Joshua zuckte mit den Achseln. "Bin abgehauen", sagte er schlicht und Semir verschränkte die Arme. "Ja das sehen ich! Was ist eigentlich in dich gefahren?"
    "Don't Worr! Die Blutvergiftung ist abgeklungen und mein Fieber ist so gut wie weg! Mir kann also nichts mehr passieren!" Tom deutete auf die Schulter. "Und was ist damit?" fragte auch er mit vorwurfsvoller Stimme und Joshua winkte ab. "Schmerzt nicht. Also, was habt ihr vor?" Er sah dann zu Annelie. "Oh, entschuldigen Sie", begann er und streckte die Hand aus, "Joshua Etheridge, Scotland Yard." Annelie erwiderte den Händedruck und sah zu Semir. "Muss wirklich ernst sein, wenn ihr sogar Leute aus England habt."



    De Brouiller sah, die die Gruppe wieder zum Festsaal kam und konnte seinen Blick nicht vom Mädchen wenden. Irgendwoher kannte er sie doch. Diese entschlossenen, braunen Augen, die wohlpropotionierte Figur und der stets wachsame Blick. Woher bloss? Woher kannte er dieses Mädchen.
    "Er scheint mich nicht zu erkennen!" flüsterte Sarah Ben zu und dieser sah de Brouiller an. "Vielleicht", erwiderte er mit düsterer Stimme und versuchte, die Schmerzen im Hals zu ignorieren.

    Ich freue mich schon wirklich auf Kim Krüger - endlich mal jemand der den Beiden die Stirn bietet. Nicht dass ich weniger Action will aber, die sollen auch mal jemanden haben, der ihnen ins Werk pfuscht. :P Die Sprüche a la: "Dürfen wir jetzt nicht mehr die Tür eintreten" oder "seit ihr das Bombenkommando?" lassen auf geoöe Szenen hoffen! Ich freu mich! Auch ein weiterer Grund, diesen Februar schnell hinter mich zu bringen.

    10.


    Nervös lief Semir im Wartesaal auf und ab. Lukas konnte diesen Anblick kaum ertragen, erstens weil er Semir nicht traurig sehen wollte und zweitens, weil ihn dieses Hin und Hergelaufe beinahe selbt zur Weissglut brachte. "Semir bitte!" sagte er ein wenig schroff und der Deutschtürke sah ihn an. "Entschuldige, ist mir rausgerutscht!" Semir atmete einmal tief ein und aus und setzte sich dann neben Lukas, der seinen Rollstuhl direkt neben der Wartebank "geparkt" hatte. "Schon in Ordnung", begann Semir und sah zum Operationssaal, "er sah einfach so furchtbar aus Lukas! Die Augen blutunterlaufen! Die Haut schneeweiss!" Lukas klopfte Semir auf die Schulter. "Er ist eine Kämpfernatur Kumpel! Er wird das schaffen!" Genau in diesem Moment ging der Operationssaal auf und ein Arzt der älteren Generation kam heraus. "Herr Gerkhan?" Semir nickte und stand auf. Die Hände wurden geschüttelt. "Wie geht es ihm?"
    "Er hat eine Lungenentzündung. Ausgelöst durch eine Infektion der Wunde. Sein Kniegelenk war gebrochen, wir haben es nun geschient. Die roten Pünktchen die sie erwähnt hatten, waren Vorboten einer Blutvergiftung. Ein paar Stunden mehr und wir hätten ihrem Kollegen nicht mehr helfen können!" Semirs Augen waren weit aufgerissen und er brachte kein Wort heraus.
    "Können wir zu ihm?" fragte Lukas und der Arzt nickte. "Aber erwarten Sie bitte nicht zu viel. Er ist noch betäubt. Ausserdem, keine Aufregung. Die Lungenentzündung ist zwar nicht gravierend, schwächt ihn jedoch sehr." Lukas nickte und nahm Semir bei der Hand. "Komm, komm Semir!"


    Semir öffnete, wieder einigermassen bei Sinnen, die Türe und lies Lukas ins Zimmer. Dieser nickte dankend und blieb kurz stehen, als er Ben erblickte. Noch immer war der Kommissar schneeweiss und die Augen hatten diesen rötlichen Schimmer. Um Ben die Atmung zu erleichtern, hatte man ihm einen Schlauch in das eine Nasenloch gelegt, dass mit Tapes an der Haut befestigt wurde. Das Haar hing schlaff hinunter und einige Strähnen waren wild im Gesicht. Der Mund war leicht geöffnet.
    Semir stand wie versteinert da, während Lukas ans Bett fuhr. Er fühlte dem Kommissaren die Stirn. "Er ist noch immer feuerheiss", sagte er traurig und Semir konnte sich langsam wieder bewegen. "Allerdings geht sein Atem ruhig, ein gutes Zeichen." Semir seufzte und schüttelte mit dem Kopf. "Hätte ich dich nicht gehabt Lukas..." wollte er sich wieder Vorwürfe machen doch der Jüngere unterbrach ihn sofort. "Semir nein! Nicht schon wieder! Du kannst nichts dafür! Ausserdem hättest du es gut ohne mich geschafft! Wenn sich einer die Schuld geben sollte, dann ich! Ich könnte jetzt auch damit kommen, "hätte ich euch nicht überredet, Streife zu fahren!" aber damit komme ich garantiert nicht!" Semir sah Lukas geschockt an - dessen Gesicht vor Wut einen rötlichen Schimmer angenommen hatte. Ausserdem standem ihm die Tränen in den Augen und der Deutschtürke bemerkte erst jetzt, wie weh es Lukas tat, dass Semir sich immer noch Vorwürfe machte. "Wir haben doch Ben gerettet..." Semir kniete zu Lukas und umarmte ihn. "Du hast recht, dass haben wir!" flüsterte er Lukas ins Ohr und widmete sich dann wieder Ben. Er fuhr ihm kurz durchs Haar und lächelte. "Du kommst wieder auf die Beine Kumpel...das schwör ich dir!"



    Der Hüne und die Schönheit warteten vor dem Krankenhaus und beide steckten sich eine Zigarette in den Mund. "Hoffentlich geht dein Plan auf!" murmelte der Hünde und sie lächelte. Mit einem leichten "Tipp" auf die Zigarette, nahm sie die Asche. "Du scheinst, nach über 12 Jahren, noch immer Zweifel an mir zu hegen was?" fragte sie ein wenig schnippisch und er gab ihr als Entschuldigung direkt einen Kuss. "Verzeih' meine Schöne", flüsterte er ihr ins Ohr und sie kicherte. "Wie könnte ich dir nur nicht verzeihen."



    Semir ging hinaus, um sich einen Kaffee zu holen. Lukas blieb im Zimmer und blickte auf einen Streifenpolizisten, der ihn nun bewachte. So konnte er seine Aufmerksamkeit Ben widmen. "Semir ist eigentlich schon ein übervorsichtiger Kerl. Aber, wäre er mein Partner gewesen...als ich vom Dach gestossen wurde, wäre mir das nicht passiert. Wir zwei haben etwas gemeinsam Ben, wir sind übermotiviert. Und Semir ist unser Dämpfer. Wir sollten dafür dankbar sein." Lukas nahm Bens Hand, schon in dieser kurzen Zeit hatte er ein grosses Sympathiegefühl für Semirs Partner empfunden. Er schreckte auf, als sich der Druck erwiderte. Doch Bens Augen waren geschlossen. "Bist du wach?" fragte Lukas vorsichtig und Ben nickte leicht - was eher einem Zucken glich.

    Sarah, Ben und André fanden das Gebäude und die Jüngste klopfte an. "Wer ist da?" fragte eine Person, die die Türe dann einen Spalt geöffnet hatte. "Verzeihung", begann Sarah und verbeugte sich, "wir drei sind ehemalige Polizisten, über die Schande gebracht wurde. Wir wollen eurem Orden helfen, die Welt zu verbessern!" Die Tür öffnete sich und eine hagere Frau in Sarahs Alter stand davor. Sie beäugte Ben und André. "Habt ihr einen Beweis, dass Schande über euch gebracht wurde?" Die Gruppe zog die gefälschten Kündigungen und die Frau nickte zufrieden. "Kommt herein. Unser Meister, wird euch gleich empfangen!"


    Joshua nutzte die Gunst des Attentats für sich selbst aus, wenn Christopher abgelenk war, so wollte er abhauen und in die Schweiz fliegen. So sehr er seinen Cousin auch gern hatte, wollte er aber auch seine deutschen Kollegen nicht im Stich lassen.
    "Okay", murmelte der Arzt nachdem er Joshua von der Infusion befreit hatte. Der junge Engländer zog sich sofort an und sah Christopher an. Dieser schien zu ahnen, was sein Cousin vorhatte. "Forget it!" sagte er schroff und Joshuas Augen wurden zu gehässigen Schlitzen. Christopher zog sich die selbe Kleidung an, die Joshua im Bett getragen hatte und liess sich eine gefälschte Infusion legen. "Please take care!" bat Joshua trotzdem und Christopher zwinkerte mit einem Auge. "Don't worry!"


    Annelie ging durch Zürich und konnte den Jungen nicht vergessen. Jedoch vernahm sie von Semir, dass er bald landen würde und sie nicht erschrecken solle, er sah anders aus. Er würde sie dann ansprechen. Sie wartete am Flughafenausgang, den Körper an eine Säule gelehnt und eine Zigarette rauchend. Sie inhalierte den Rauch tief ein und lies ihn lange in der Lunge gleiten. Immer wieder tippte sie nervös die Asche ab. "Annelie?" Sie drehte sich um und sah einen Mann mit blonden Haaren und seltsamer Nase, doch die Stimme kannte sie genau. "Da seit ihr ja!" atmete sie erleichtert aus und Semir blickte mit kritischem Blick auf die Zigarette. Annelie bemerkte das und trat sie auf dem Boden aus. "Also Victor hat dich angesprochen?" fragte der Deutschtürke direkt, während sie in Richtung Hotel gingen. Annelie nickte. "Er sah total fertig aus. Er wurde gefoltert! Sein Körper war mit Striemen übersäht. Jedenfalls das, was ich sehen konnte."
    "Du hattest recht", mischte sich Tom ein und lächelte, "ihr Deutsch ist wirklich erste Sahne!" Die Schweizerin lächelte verlegen.



    Es dämmerte langsam, als Victor mit Marian und Kurt ins Krankenhaus schlich und sich zu Joshuas Zimmer begab. In seiner Hand, ein Messer, dass er von Marian bekommen hatte. Er öffnete die Türe und ging auf das Bett und sah, dass jemand drin war. Hatte die Schweizerin Semir etwa nicht informiert? Er zögerte. "Worauf wartest du?" zischte Marian und zeigte auf den Körper, "bring ihn um!" Mit zugekniffenen Augen wollte Victor zustechen, doch wurde sein Arm aufgehalten! "Now!" schrie Christopher und zwei Soldaten, die gerade Dienst hatten, nahmen Kurt und Marian fest. Besonders Marian schrie entsetztlich und trat immer wieder nach den Uniformierten. "Alles in Ordnung?" fragte Christopher und nahm Victor das Messer aus der zitternden Hand. "Ich glaube schon", stammelte der junge Mann und sah Christopher mit grossen Augen an. "Danke..."
    "Mister Holmes!" Der Arzt, der Joshua behandelt hatte, kam panisch ins Zimmer, "i can't find your cousin!"

    Tom musste grinsen, als er Semir ansah und dieser bemerkte das sofort. "Spuck's aus, was ist los?" Tom zupfte an den blonden Haaren. "Du hast was von 'ner Miniversion von Gottschalk!" scherzte er und Semir grummelte. "Nicht nur dass ich meinen Bart dafür opfern musste, jetzt machst du mich auch noch runter oder wie?" Tom winkte ab. "War nur n' Scherz!"
    Christopher blickte auf die Uhr. Sarah, Ben und André mussten inzwischen gelandet sein. "Es wird Zeit dass ihr hinterher geht!" Tom und Semir nickten. "Habt ihr euer Gepäck?" Semir nickte nach draussen. "Ist im Kofferraum!" Christopher lächelte zufrieden. "Und diese Annelie wird euch helfen?" Semir nickte und zwinkerte mit einem Auge. "Die Frau ist genial! Für ihre erst Anfangs zwanzig, hat sie einiges auf dem Kasten!" Tom zog eine Augenbraue hoch. "Also wie Sarah?" Semir schüttelte entschieden mit dem Kopf. "Annelie hat Sarah etwas voraus! Die Schweizerin mit deutschen Wurzeln weiss was sie tut, und deshalb geht sie entschieden ihren Weg!" Tom nickte. "Muss ich mich auf ein schreckliches Deutsch einstellen?" fragte er und Semir lachte. "Nein keine Sorge", brachte er hervor und streckte einen Daumen hoch, "sie hat ein perfektes Hochdeutsch!"


    Ben glaubte, Annelie zu sehen. Doch die junge Bernerin verschwand wieder im Gewühle und er schüttelte mit dem Kopf. "Also kommt! Annelie hat mir die Adresse per SMS gesendet!" Sarah und André nickten und folgten Ben zum Trambahnhof. Die blau-weiss schimmernden Gefährte waren wunderschön. Der Fahrplan allerdings nicht. "Kann man euch helfen?" fragte eine bekannte Stimme und Ben erblickte Annelie. Also doch keine Einbildung. "Wusste ich doch, dass ich dich gesehen habe! Aber sag, ist das für dich nicht zu gefährlich?" Annelie winkte ab. "Ich habe mich bereits erkundigt. Ihr müsst das 10ner Tram nehmen. Nach der dritten Haltestelle müsst ihr aussteigen." Sie überreichte Ben einen Plan. "Damit solltet ihr es ohne Probleme finden. Passt bitte auf euch auf ja?" Ben nickte. Sie mussten aufs Tram. Annelie würde die Anderen noch ausgiebig kennenlernen.


    Victor lief über den Trambahnhof und sah, wie eine junge Schweizerin mit Ben redete. Dieser verschwand leider im Bus aber Victor konnte ganz klar eine Waffe bei der jungen Frau sehen. Also war sie Polizistin. Er schlich zu ihr hin. Ungeahnt, dass sie beobachtet wurden. "Entschuldigen Sie?" Annelie drehte sich um. "Ja?" "Ich heisse Victor. Ich kenne Ben und muss sie um einen Gefallen bitten!" Annelie zog den Jungen hinter ein Kioskgebäude und sah ihn an. Sie sah die Verletzungen. "Wurdest du gefoltert?" fragte sie direkt und er nickte schwach. "Aber um mich geht es nicht. Hören Sie! Um meine Johanna zu retten, soll ich diesen Mann umbringen!" Er überreichte Annelie das Foto von Joshua. "Aber ich könnte nie jemanden umbringen! Sorgen Sie bitte dafür, dass Semir den Mann in Sicherheit bringt!" Annelie nickte. "Alles klar! Und Kleiner! Ich werde dich jetzt nicht aufhalten aber", sie steckte Victor eine Karte in die Hosentasche, "wenn es brenzlig wird, rufst du mich an!" Victor nickte und entfernte sich.


    Annelie fotografierte das Foto und schickte es Semir. Dieser empfing die Nachricht und kurz darauf klingelte es. "Annelie?" "Semir! Wir haben ein Problem!" flüsterte Annelie durchs Telefon und lief hastig durch Zürich, die überquerte gerade die Brücke, die über den Fluss ging. "Ein gewisser Victor sprach mich an. Der Mann auf dem Foto, er soll ihn umbringen, um seine Liebe zu retten!" Johanna - dachte Semir entsetzt und sah besorgt zu Boden. "Du musst den Mann beschützen und gleichzeitig sorgen, dass dem Jungen nichts passiert!" Sie hängte auf. Semir öffnete die Nachricht und glaubte, vor Schock beinahe umzufallen. "Christopher!" schrie er und der Engländer kam auf ihn zu. "Du musst sofort nach Mönchengladbach!" befahl er frosch und der Engländer sah ihn fragend an.

    Christopher stand mit den anderen am Flughafen und zeigte auf die Maschine. "Wenn alles gutgeht, seit ihr heute Abend in Zürich", verkündete er und blickte zu den Dreien. "Habt ihr die Peilsender geschluckt?" Sarah nickte und verzog das Gesicht. "Die schmeckte echt wie arsch auf Grundeis!" bemerkte sie trocken und Ben musste sich einen Lacher verkneifen, was Christopher natürlich nicht anmerkte. "Was dich betrifft", begann er ein wenig hart und nahm ein Foto hervor, "Josh hat mir das gegeben. Es soll dir zeigen, dass er dich nicht im Stich lassen will." Die Nachricht war ein Flüstern so dass es niemand verstand. "Alles klar", sagte er dann laut und drehte sich zu Tom und Semir um. "Ihr Zwei werdet hier bleiben wie besprochen", log er und Semir nickte. Er ging zu Ben. "Pass bitte auf Sarah auf okay?" bat er eindringlich und Ben nickte. "Ich werde schon auf sie achten!" versprach er und umarmte seinen Partner kurz. "Aber sieh auch bitte zu dir!" Semir nickte.
    André und Tom taten es ihnen gleich. Christopher ging, Gentlemanlike wie er war, zu Sarah und sprach ihr Mut zu. "Du musst nun auf die Beiden heissporne achten!" Sarah nickte und fuhr symbolisch über ihre Narben. "Das werde ich, auch wenn diese dann nicht die Einzigen sein sollten!"


    "Das wagst du nicht!" mahnte Victor mit starker Stimme und regte sich nicht. de Brouiller lachte diabolisch. "Schade dass du auf ihrer Seite bist. Du gäbest einen guten Handlanger ab Junge!" Victors Zähne knirschten. "Niemals würde ich meine Seele dem Teufel verkaufen!" zischte er und er spürte Johannas Hände, die sich an seine Kleidung krallte. "Sei kein Frosch!" sagte de Brouiller und packte Victor am Kinn und drückte das Gesicht an seine enstellte Hälfte. "Oder willst du so enden wie ich?" Victor kam beinahe die Galle hoch. Er drückte sich von de Brouiller weg und sah zu Johanna. "Bringen Sie sie zu ihrer Mutter. Damit sie weiss, wie es ihr geht! Ich erledige dann Ihren Auftrag." Mit einem Grummeln nickte de Brouiller zu von Bergen und dieser nahm Johanna und zog sie weg.


    Sarah sass neben Ben im Flugzeug. Sie las eine Lektüre und beobachtete nebenbei, wie Ben ein Foto aus der Tasche zog und es sich ansah. Sein Lächeln wurde warm und er schien in Erinnerungen zu schwelgen. Sie konnte ihre Triebe nicht zähmen. Sie musste nachsehen. "Du und Joshua habt mal zusammen gesungen?" Das Bild, dass Ben nämlich in den Fingern hatte, war ein Foto von dem Abschiedsabend, den Joshua in seiner Wohnung gab. Dort spielte Ben Gitarre und sang mit dem englischen Kollegen ein Duett. Ben erzählte Sarah, wie es dazu gekommen war. "Dann haben wir von Eric Clapton das Lied "Layla" gesungen!" Ben erschrack als Sarah den Text perfekt wiedergab. Sie traf die Töne und ihre Stimme war leicht kratzig und energisch - genau wie bei Melissa Etheridge. Sie entdeckte Bens Blick. "Oh Entschuldige!" stammelte sie und lief rot an. Ben lächelte. "Du hast ja richtig Talent! Ich glaube, ich brauche noch so jemanden wie dich in der Band!"



    Annelie Zaugg packte ihre Sachen und machte sich im Auto auf den Weg nach den Belper Flughafen. Sie musste nach Zürich, denn sie wollte ihre deutschen Kollegen nicht einfach so alleine in die Schweiz ziehen lassen. Das Land war nämlich unberrechenbar gegenüber Deutschen. Wenn man nicht weltoffen war, so war man ziemlich patriotisch und man verweigerte jegliche andere Sprache. Und Annelie wollte ihre Kollegen genau davor bewahren!

    9.


    Semir parkte vor der Lagerhalle und sah zu Lukas. "Du bleibst hier!" befahl er schroff und Lukas nickte brav. Eine andere Wahl hatte er ja nicht.
    Er sah, wie die SEK-Leute ausstiegen und mit Semir zu sprechen begannen. "Okay, Teilen Sie Ihre Leute auf, ich werde reingehen. Sollte irgendwas auffälliges sein, greifen Sie sofort ein!" Der Kommandant der Gruppe nickte und wies seine Leute den Gegenden zu. Semir selbst, hielt die Waffe auf Anschlag und öffnete langsam die Türe. Zunächst war nichts zu sehen. "Ben?" fragte Semir, doch zunächst nichts. Er sah einen Laptop und eine Leiche. Ein leichter, beissender Gestank erfüllte den Raum und Semir wusste genau, dass dies von der Leiche kam. Doch dann sah er jemand zweites. Er ging langsam darauf zu. "Ben?" Er drehte die Person um. Tatsächlich! Ben! Doch er sah grauenhaft aus. Seine Augen waren geschlossen und die Lider waren feuerrot. Die Gesichshaut war weiss und die Lippen hatte eine seltsame Farbe angenommen. Semir fühlte die Stirn. Sie war feuerheiss. Dann hob er die Decke. Das eine Bein war verletzt. Das Knie war blau und um eine Schürfwunde hatten sich komische rote Flecken gebildet. Semir drückte auf den Funksender. "Lukas? Ruf' sofort einen Krankenwagen!" Dann brach er den Kontakt ab. "Ben, um Himmels Willen!" Semir fühlte den Puls. Er lief auf Hochturen.


    "Und jetzt?" fragte der Hüne und wies auf die SEK-Beamten. "Das ist viel zu gefährlich!" Die Frau nickte. "Wir werden nicht hier zuschlagen! Wir werden ihnen unauffällig folgen! Sie werden den Typen bestimmt ins Krankenhaus bringen. Und wenn Lukas dann alleine ist, packen wir ihn!" Der Hüne nickte und küsste die Frau sanft auf die Wange. Sie gingen zurück in die Hütte und beseitigten jegliche Spuren.


    "Hier ist nichts", teilte ein Beamter Semir durch Funk mit und er er befahl, dass sie Stellung halten sollten. "Semir?" knackte es durch den Hörer und Semir nahm an. "Ich habe den Krankenwagen angerufen. Sie werden bald hier sein!" Semir sah, wie Bens Augen flackerten und sich einen Spalt weit öffneten. "Semir!" krächzte Ben und Semir lächelte. "Hey Partner", flüsterte Semir und strich Ben eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ihr dürftet nicht hier sein...Lukas...er!"
    "Wir haben deine Nachrichten verstanden Ben! Lukas wird beschützt und ich bin auch gut bepanzert!" Er schlug symbolisch auf die Schussweste. "Was zum Teufel hast du nur mit dir gemacht?" Ben lächelte gequält. "Manchmal sind Fluchtideen wirklich scheisse!" sagte er und dabei wurde seine Stimme immer leiser. Sein Kopf sackte zur Seite und er wurde bewusstlos. In diesem Moment fuhr ein Krankenwagen an die Lagerhalle und Sanitäter sprangen heraus. Sie gingen in die Halle und baten Semir, zur Seite zu gehen. Dieser entfernte sich und ging zu Lukas, im Moment konnte er für Ben nichts tun!"


    "Wie geht es ihm?" fragte der junge Mann besorgt und Semir atmete tief durch. "Er sah furchtbar aus! Hoffentlich hält er durch!" Lukas rutschte zu ihm rüber. Sie befanden sich auf der Rückbank des BMWs. Lukas nahm Semir in den Arm. "Er wird es schaffen! Da bin ich mir sicher!" sagte er entschlossen und sie erschracken, als hinter ihnen es klackte. Die Sanitäter kamen mit einer Trage. Ben wurde eine Nasenkanüle gelegt und sein Bein wurde geschient. Sie verfrachteten ihn in den Wagen und Semir robbte sofort zum Fahrersitz. Er sah, wie Hartmut ankam und seine Leute anwies. Doch ihm war im Moment Ben wichtiger. Also startete er den Motor und fuhr dem Krankenwagen hinterher. Im Unbewussten, dass dies erst der Anfang war.


    11.


    Die Schweizerin rannte mit Eiltempo die Treppe hinunter und sah ihren deutschen Kollegen, der sich über einen schwerverletzten Streifenpolizisten beugte. Hinter ihr, Hotte. "Nein, Dieter!" stiess der beleibte Polizist aus und ging auf Ben zu. Annelie sah, wie Bens verletzte Hand zitterte. Sie hatte noch nicht die Kraft, die Wunde zuzudrücken. "Gib' her!" befahl sie etwas schroff und löste ihn ab. Hotte stand ein wenig abseits, schneeweiss und ängstlich stand er da.
    Sie hörten Schritte hinter sich und Ben erkannte die Gangart sofort. Semir! "Oh nein!" stiess der Deutschtürke hervor und ging zu Ben. "Ich habe den Krankenwagen bereits angerufen!" teilte Ben der Gruppe mit und Semir sah Hottes Gesicht. "Hotte, geh sofort zu Andrea! Das ist ein Befehl!" Wie in Trance entfernte sich der Angesprochene und verschwand. "Er atmet kaum noch!" stellte Annelie fest und sah Ben an. "Wir müssen ihn auf den Boden legen!" Ben nickte und mit Anzählen hoben die Beiden Dieter und legten ihn auf den Flur. "Semir, du musst Herzmassage durchführen! Ben, du übernimmst die Mund zu Mund Beatmung!" Beide nickten auf Annelies Vorschlag und taten, wie befohlen.



    Anna sah aus dem Wagen, in dem sie sich befand und spürte die eiserne Kälte der Waffe, die an ihre Kehle gehalten wurde. "Da werden wir sicherlich reichlich belohnt werden!" jauchzte Chris und blickte seinen Komplizen durch den Rückspiegel an. "Du hast recht", begann dieser mit tiefer Stimme, "das wird ein Freudenfest!" Anna kniff die Augen zusammen, um aufkommende Tränen zu verstecken. Vor ihnen wollte sie keine Schwäche zeigen. Nicht vor diesen Kerlen! Doch hatte sie Angst. Dieter Bonrath - ein Original der Autobahner Polizei, tot? Sie konnte es nicht glauben und wollte es nicht wahrhaben. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte zum düsteren Himmel hinauf, wo Raben gerade ihren Flug machten.



    Die Notärzte waren nach kurzer Zeit da und nahmen sich Dieter an. Sie schickte die Gruppe hinaus. Andrea versuchte, Hotte zu beruhigen, nachdem sie sich wieder eingekriegt hatte. Ben nahm sich Aida an und drückte sie fest an sich. Semir, ging zu Annelie. "Es ist besser", begann er und sah sie ernst an, "wenn du wieder nach Bern fliegst." Annelie blickte Semir entsetzt an. "Denn wenn du hier weitermachst, kann es für dich kein zurück mehr geben. Ebenso wie für Ben und mich. Und ich finde, für eine so junge Polizistin ist dies zu Schade."
    "Diese junge Polizistin", erwiderte Annelie und atmete tief aus, "die junge Polizistin will Bersteiner genau so drankriegen wie ihre deutschen Kollegen! Es ist mir egal was aus mir wird Semir! Dieser Psychopath muss hinter Gitter!" Sie packte Semir an den Schultern und blickte tief in seine Augen. "Oder glaubst du etwa, ich lasse dich nun im Stich!" Semri sah die Entschlossenheit in den Augen der junge Frau. Er konnte sich ein Lächeln nicht vermeiden. "Nun gut, aber wehe, du motzt dann!" Annelie zwinkerte und ging dann auf Ben zu, der mit verzogenem Gesicht Aida weitertrug. "Gib' her." Sie nahm Aida auf den Arm und Ben nickte dankend.



    Als die Notärzte hinauskamen, lag Dieter auf der Trage, mit einer Decke zugedeckt und einer Atemmaske im Gesicht. "Hotte, geh' du mit!" sagte Ben und nickte zum Krankenwagen. "Er braucht dich nun!" Der beleibte Polizist nickte mit Tränen in den Augen und stieg ein. Andrea ging auf Annelie zu. "Beachtlich, eine solch junge Schweizerin die genau weiss was sie will." Annelie lächelte und strich Aida übers Haar. Das Mädchen war eingeschlafen. "Es tut mir so leid Frau Gerkhan. Hätten wir von der Schweizer Polizei nicht..." Andrea winkte ab. "Es ist schön zu sehen dass auch Schweizer eine Niederlage eingestehen können aber", sie legte eine Hand auf Annelies Schulter, "Sie können am wenigsten dafür. Sehen Sie bitte einfach zu, dass Sie mit den beiden Rackern, diesen Typen finden, die Dieter das angetan haben!"

    Ben sass auf seinem Bett und massierte sich das Gesicht. Blutvergiftung. Damit sollte man nicht spassen. Joshua musste also nach Mönchengladbach. Weit weg von ihnen. Er seufzte und ging ins Wohnzimmer, wo sich Sarah und André eine Cola genehmigten. "Alles in Ordnung?" fragte der Sachse besorgt und Ben zuckte mit den Achseln. "Hey, Joshua ist ein harter Kerl, der schafft das!" versuchte Sarah ihn aufzumuntern und Ben lächelte kurz. Wieder kochte der Hass auf Christopher in ihn hoch. Er konnte von Anfang an nichts mit diesem affektierten Engländer anfangen. Joshua war seine Kragenweite.
    Ben zuckte auf, als sein Handy in der Hosentasche klingelte und er nahm ab. "Ben Jäger!" "Na sieh mal einer an, Semir muss auf dich umgeleitet haben", begrüsste ihn eine leicht überdrehte Stimme. "Annelie! Ich glaub du hast noch was für uns, wenn du mich anrufst!"
    "Allerdings. Euer von Bergen ist in Zürich. Unserer grössten Stadt. Ich werde sofort zum dortigen Revier reisen und auf euch warten. Ich kann euch schlecht alleine lassen. Sag' dies bitte Semir!" Sie hängte auf und Sarah sah ihn neugierig an. "Wie ist Annelie denn so?" Ben grinste. "Überdreht, witzig, aufgestellt, weltoffen. So wie man sich eine Schweizerin eigentlich gar nicht vorstellt."


    Malena erwachte und ihr ganzer Körper zitterte. Ihre Tochter war weg. Das Schwein von Ex-Mann würde sie sicher quälen. So jung war sie und dumm, als sie ihn heiratete. Er war adlig und das zog sie an. Ein schwerer Fehler. Sie hätte sich Ohrfeigen können für ihre Naivität. Aber das hatte nun dieser von Bergen für sie erledigt. Ihr Kopf schmerzte und ein stetiges Schwindelgefühl hatte eingesetzt. Ihr war speiübel. Sie schoss hoch und erbrach Galle. "Scheisse", zischte sie und Tränen flossen aus ihren Augen. Wie konnte das nur passieren?


    Semir fuhr und Tom sah ihn an. Der Deutschtürke schwieg und das bereitete dem Berliner sorgen. "Alles in Ordnung?" fragte er und Semir seufzte. "Ich mach mir Sorgen um den Jungen", gestand er ehrlich und schenkte Tom einen kurzen Blick. "Das renkt sich wieder ein", begann Tom und klopfte Semir auf die Schultern, "da bin ich mir sicher!" Semir seufzte. Das war das erste Mal, dass er einen Plan von Christopher so richtig hinterfragt hatte. Und er hatte rechtbehalten. Besonders hatte sein engländischer Freund seinen eigenen Cousin eingesetzt. Auch wenn er es vorher nicht gewusst hatte, so hätte er es nachher abrechen können. Doch er war ein Sturkopf und dies hatte er mit Ben gemeinsam. Das die Beiden immer aneinandergerieten, gefiel ihm ebenfalls nicht. Er machte sich um die Mission sorgen, das Sprachrohr war nun verletzt und nun musste höchstwahrscheinlich Christopher sich darum kümmern. Und das mit Ben an der Seite.


    Victor sah auf als von bergen ihm mitzog. An seiner anderen Hand, Johanna. "Sie Schwein!" schrie sie von Bergen noch immer an und die Tränen liefen unentwegt aus ihren Augen. "Ich schwöre Ihnen, wenn meine Mutter tot ist, mache ich Hackfleisch aus ihnen und meinem Vater." Victor hatte seine Freundin noch nie so aufgebracht gesehen. Und das machte ihm Angst. Wie würde dies nur enden?

    8.


    Als Ben erwachte, kitzelte ihn bereits die Morgensonne. Seine Augen, traute er sich trotzdem nicht aufzumachen. Er wollte nicht aus der schönen Traumwelt erwachen. Ausserdem brannten die Augen wie Feuer und waren sicher bereits blutunerlaufen. Sein Bein war nur noch ein tauber Anhang und der ganzer Körper war blei. Jedoch konnte er nicht anders und öffnete die Augen letztendlich doch. Die Halle war hell. Doch die Leiche befand sich noch immer in der Mitte und gab langsam einen ungesunden Duft von sich. Noch immer starrte sie ihn an und Ben schluckte. Seine Kehle fühlte sich wie Sandpapier an und jeder Schluck war ein Streichholz, dass dagegen rieb. Ihm war kalt und er zitterte.
    Erst jetzt bemerkte er die Decke über seinem Körper. Er drückte sie fest an sich und blieb liegen. Bloss keine heftigen Bewegungen - flehte sein Körper ihn an. Er blickte zum Laptop. Der Bildschirm war immer noch schneeweiss. Hoffentlich hatten Lukas und Semir seine Nachrichten verstanden. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen. Es war einfach zu riskant. Um nichts in der Welt wollte er seinen Partner in Gefahr bringen, dafür mochte er ihn inzwischen zu sehr. Doch er kannte Semir. Er würde ihn retten. Schliesslich hat er es beim letzten Mal auch getan - und das machte ihm Angst.


    Semir lag mit dem Oberkörper auf dem Schreibtisch und schlief, während Lukas wie taufrisch an Bens Computer hockte und aufhorchte, als das Telefon klingelte. Er nahm ab. "Hartmut?" fragte er und der KTU-Spezialist begrüsste ihn. Natürlich kannte auch er den jungen Mann. Er erzählte ihm seine Ergebnisse und Lukas nickte dankend. Er hängte auf und rollte zu Semir. Mit sanften Bewegungen weckte er ihn auf. Semir rieb sich die Augen und dann weiteten sich diese. "Ach du Schreck!" stiess er hervor und blickte zu Lukas. "Ich bin eingeschlafen!" Lukas grinste und winkte ab. "Hartmut hat gerade angerufen. Er konnte die IP-Adresse auf einen gewissen Radius verfolgen, bis sie abrach. Jedoch konnte er an der Kleidung des Opfers eine Pflanze entdecken, die nur bei einer Halle wächst, die im Radius der Adresse liegt! Ben muss dort sein!" Semir packte sofort den Hörer seines Telefons. "Dann werden wir ihn dort rausholen!" sagte er bestimmt und Lukas nickte.


    "Was meinst du, werden sie uns finden?" fragte der Hüne und sie lächelte. "Bestimmt", antwortete sie und blickte auf ihre Armbanduhr. "Es sind bereits über 26 Stunden vergangen. Sie sollten sich langsam beeilen. Denn unser guter Kollege hat sich bestimmt eine Infektion eingefangen. Da macht er es sonst nicht mehr lange!" Der Hüne grinste. "Was mir nur recht wäre."



    Bens Herz raste und er richtete sich auf, als ein Hustenanfall ihn übermannte. Er hielt sich die Hand vor den Mund und verzog das Gesicht vor Schmerz. Es wurde immer schlimmer. In dieser kurzen Zeitperiode hatte sich sein Zustand derarts verschlechtert. Er spürte, wie seine Hand benetzt wurde und wusste, dass dies nicht blosser Speichel war. Als er die Hand wegzog, sah er kleine rote Punkte. "Scheisse", zischte er und hatte Mühe, sich abzustützen. Blut - frisches Blut. Eine Lungenentzündung! Schliesslich war jeder wegen diesem kalten Winter leicht angeschlagen und nun zahlte er dafür den Preis. Als junger, sportlicher Mann hatte er natürlich die grösseren Überlebenchancen aber, was zählte dies nun?

    10.



    Dieter und Hotte sahen auf, als es klingelte. Der grossgewachsene der Beiden begab sich zur Tür und blickte durch den Türspion, als ihn Hotte neugierig ansah, schüttelte er mit dem Kopf. "Wer ist da?" Keine Antwort. "Hotte, bring die Familie und Frau Engelhardt nach oben!" Hotte nickte und tat, wie ihm befohlen. Er flüsterte Andrea was ins Ohr und diese nahm ihre Tochter auf den Arm und zog Anna an der Hand. Gemeinsam gingen sie ins Obergeschoss und versteckten sich in diversen Orten. Sie schreckte auf, als Schüsse das Haus erfüllten und lautes Getrampel. Hotte fürchtete sich, doch das konnte er den anderen nicht sagen. Er nahm sein Handy hervor und wählte eine Nummer.
    Semir zuckte auf, als sein Handy klingelte. "Es ist Hotte..." murmelte er und Ben sah seinen Partner an, der immer weisser wurde. "Bleib wo du bist Hotte, und sei bloss leise! Wir kommen!" Semir hängte auf und nahm seine Jacke. "Sie sind da! Sie haben herausgefunden wo ich wohne!" schrie er, als er aus dem Raum rannte und Ben zog mit Annelie hinterher. Sie stiegen in den Wagen und als Semir losfuhr, entsicherten sie ihre Waffen. "Wie ich diesen Typen hasse!" zischte Annelie entnervt und spannte ihre Waffe.



    "Kommen Sie heraus Engelhardt, wir wissen wo Sie sind!" Anna sah zu Andrea. Das Trio hatte sich in einem Schrank versteckt und Andrea musste ihrer Tochter den Mund zuhalten, da diese vor Schreck weinen wollte. "Wollen Sie etwa, dass dieser Polizist nicht das letzte Opfer bleibt?" Annas Augen weiteten sich. "Bonrath!" Ihre Stimme zitterte und doch blickte sie Andrea entschlossen an. "Es muss sein", flüsterte sie und in die Augen von Semirs Frau stiegen Tränen. "Das kannst du nicht machen!" flehte sie sie an doch Anna hatte bereits die Schranktüre geöffnet. "Bleib hier und geh' erst heraus, wenn du nichts mehr hörst! Haben wir uns verstanden?" Andrea nickte und drückte Aida an sich. "Pass auf dich auf!" verabschiedete sich die ehemalige Chefin und dann schloss sich die Türe.
    Als sie herunterkam, erblickte sie Bonrath nirgends. Nur zwei maskierte Männer. "Kommen Sie, wir gehen!" Anna gehorchte und so verschwand sie.



    Semir parkte vor seinem Haus und es herrschte Totenstille. Sie hielten die Waffe auf Anschlag und betraten das Gebäude. Semir zeigte Ben ins Untergeschoss und winkte Annelie zu sich ins Obergeschoss. Die Beiden nickten und taten, wie ihm befohlen.
    Annelie ging durch jeden Raum. "Sauber!" schrie sie und hörte dann auf einmal, das Knarzen einer Türe. Ein beleibter Polizist trat aus einem der Schränke und sah sie an. "Wer sind Sie?" fragte er verunsichert und Annelie ging auf ihn zu, die Waffe gesenkt. "Kriminalkommissarin Annelie Zaugg. Kripo Bern", stellte sie sich vor und Hotte atmete erleichtert. "Sie haben die Chefin, ich konnte es hören! Sie haben die Engelhardt mitgenommen."
    Semir hörte ein Schluchzen und öffnete hastig die Schranktüre des Schlafzimmers. Mit verweinten Augen sass Andrea inmitten der Kleider und sah ihren Mann an. "Sie haben Anna", begann sie mit zitternder Stimme, "und irgendwas muss mit Dieter passiert sein!"



    Ben betrat das Wohnzimmer und erblickte verschwischte Blutspuren. In seinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Die Blutspur endete auf der Treppe, die sich am Ende des Wohnzimmers befand. Dieter lag, rücklings auf der Treppe, in seiner Brust ein grosser, roter Fleck. Schneeweiss und beinahe wie tot. Seine Augen geschlossen. "Oh mein Gott", stiess Ben hervor und zog sofort sein Handy hervor und benachrichtigte den Notarzt. Er zog seine Jacke aus und presste sie auf die Wunde. "Dieter?" Er beugte sich zum offenen Mund. Der Atem war noch da. Als er den Hals fühlte bemerkte er jedoch, dass der Puls noch ziemlich schwach war. "Scheisse! SEMIR! ANNELIE! Ich brauch hier Hilfe!"

    Semir hastete ins Wohnzimmer, wo er Joshua auf der Couch liegen sah. Er ging auf ihm zu und sah den schlimmen Zustand seines Freundes. "Hey Kumpel!" Joshua drehte sich zu Semir und lächelte gequält. "Wie sagt ihr in Deutschland? Scheisse gelaufen!" Christopher kam auf sie zu und tippte Semir an. "Was ist mit ihm?" fragte Semir und Christopher seufzte. "Er hat eine leichte Blutvergiftung. Ich werde in nach Mönchengladbach schicken. Ins militärische Krankenhaus Englands." Semir nickte. "Was machst du auch für Sachen?" Joshua hielt sich am Kopf und versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen. Das Fieber raubte ihm jegliche Kraft. Semir nahm den Lappen und fühlte, dass dieser inzwischen schon warm war. "Wo ist das Bad?" fragte Semir und Christopher zeigte ihm die Richtung, während er Tom ansah. "Unser Gefühl war also richtig. Gut dass wir mitgehen. Dein Cousin hat ja kaum Kraft." Christopher nickte und seufzte. "Wenn das Ben erfährt bin ich dran", murmelte er besorgt und sah Toms Kopfschütteln. "Ich denke nicht, ich kenne zwar Ben nicht so lange aber im Moment zählt nun, dass Joshua in ein Krankenhaus kommt."


    Ben packte seine Sachen als das Handy klingelte und er sah auf den Display. "Semir?" fragte er sich selbst laut und nahm ab. "Hey Kumpel was gibt's?" Semir log, dass Christopher in angerufen hätte und ihn über Joshuas Zustand unterrichtet hätte. Bens Augen weiteten sich. "Ich komme sofort!" "Nein, du bleibst bei dir! Er wir nach Mönchengladbach gebracht! Wir müssen jetzt an die Mission denken." Mit diesen Worten hängte der Deutschtürke auf und Ben schlug mit der flachen Hand auf die Sporttasche, die er gepackt hatte. Sarah kam in diesem Moment am Zimmer vorbei. "Alles in Ordnung?" fragte sie und ging auf ihren Kollegen zu. "Joshuas Zustand hat sich verschlechtert."
    "Was?"
    "Er hat eine leichte Blutvergiftung und hohes Fieber. Sie bringen ihn nach Mönchengladbach..." Bens geballte Faust zitterte vor Wut. "Ich könnte diesem werten Holmes so eine reinhauen!" zischte er und Sarah lockerte die Faust. "Das hilft Joshua wenig, meinst du nicht?" Ben seufzte und nickte. "Ich pack' dann mal fertig!" verkündete sie und verschwand wieder.


    De Brouiller sass in seinem Raum und blickte nach draussen. Diese Schweizer. Naiv und gutgläubig. Bald würden sie ihm gehören, wie alle anderen. Es klopfte. "Herein?" bat er und von Bergen trat hinein. "Schlechte Nachrichten!" verkündete sein Handlanger und nahm einen Zettel hervor. "Wir haben herausgefunden, dass die Schweizer mit unseren Feinden aus Deutschland Kontakt haben. Sie haben schon nach meinen Sitzen gesucht." de Brouiller lachte und winkte ab. "Sie werden uns nicht auf die Schliche kommen. Mach dir da keine Sorgen. Wer ist die ermittelnde Person?" von Bergen blickte noch einmal aufs Papier. "Eine gewisse Annelie Zaugg."

    "Es war bei meiner Ausbildung", begann Sarah und sah André dabei an, dabei lächelte sie leicht und fuhr fort, "André hatte mich in seiner Zeit in Dresden unter die Fittiche genommen, nachdem sein Partner wegen familiären Gründen sich für eine Zeit beurlauben liess. Wir jagten von Bergen eben in diesem erwähnten Fall. Aber wir konnten ihm nichts nachweisen und mussten ihn laufen lassen." Semir erinnerte sich an Christophers Worte, die in etwa gleich klangen. "Also ist dieser von Bergen ziemlich gewieft", bemerkte Ben und Sarah nickte. "Ausgerechnet er..." murmelte sie bedrückt und André nahm kurz ihre Hand und drückte zu. "Na ja egal", sagte sie bestimmt und schlug entschlossen auf den Tisch, "ich hab' noch mit dem Kerl eine Rechnung zu begleichen!" Die Männer waren erstaunt von der plötzlichen Motivation ihrer Kollegin und lächelten. "Was ist eigentlich los Semir?" fragte Ben neugierig und Semir grinste. "Ich soll dir nette Grüsse von Annelie ausrichten." Bens Augen weiteten sich. "Dann sind die Typen in die Schweiz geflüchtet?" Auf den verwunderten Blicke aller hin, erzählte Ben die Geschichte mit Annelie und wie sie sie kennenlernten. "Bei euch kommt ja einiges aus aller Welt", scherzte André und schrack auf, als es klingelte. Semir ging an die Tür und öffnete. "Sagt mal, werde ich hier vergessen?" fragte Tom erbost und stampfte in die Wohnung. "Ach du bist's" sagte Ben und winkte mit einem Brötchen. "Ein süsses Gebäck zur Aufmunterung?" Tom ging zu Ben, schnappte sich das Brötchen und grinste.


    Christopher wachte auf, als er etwas klirren hörte. Er schoss auf und rannte in die Richtung, aus der er das Geräusch hörte. Joshua kniete auf dem Boden, das Gesicht schneeweiss und die teuer Ming-Vase vor einen Füssen - in tausend Stücken. "I'm so sorry Chris!" stammelte der Jüngere und sah seinen Cousin mit fiebrigen Augen an. Diesen störte jedoch nicht die kaputte Vase, sondern sein kaputter Verwandter. Er beugte sich zu ihm runter und fühlte ihm die Stirn. "You have fever..." murmelte er besorgt und er fordete Joshua auf, sich auf die Couch zu setzten. Behutsam zog er dann das T-Shirt aus und löste das dicke Pflaster, dass mit Tapes befestigt worden war, und betrachtete sich die Wunde. Die Wunde war leicht entzündet, aber dies hatte der Arzt prophezeit. "Have you take youre drugs?" fragte Christopher und Joshua nickte schwach. "You must rest! God damnit! I know, youre afraid about this mission, about Ben! But, you have big pains!"


    Victor erwachte mit grossen schmerzen und sah an sich herunter. Er sass auf einem Stuhl, an dem er mit Klebeband gefesselt worden war. Über seinem ganzen Körper befanden sich Strieme und Schnitte. Es roch nach dreckigem Wasser und in der Ferne tropfte es. Um ihm herum war alles ziemlich dunkel. War er in einem Keller? Er wusste es nicht. Ängstlich weiteten sich seine Augen, als sich die Türe öffnete und de Brouiller hereintrat. "Was für ein böser Junge", zischte er und Victors Blick richtete sich auf den Neunschwänzer, in de Brouillers Hand. "Was für ein böser Junge!" Dann holte der Verbrecher aus.