Beiträge von jenni

    Ben wollte gerade etwas zu trinken holen, als er Johanna im Grossbüro stehen sah. "Johanna?" fragte er nach und die junge Frau drehte sich um. "Ben!" Sie ging auf ihn zu und sie umarmten sich zärtlich. "Was machst du denn hier?" fragte er verwundert und Johanna zog Ben ins Büro. Dort sass Semir an seinen Schreibtisch und als er Johanna erblickte, begann er zu lächeln, als er aber dann ihr sorgenvolles Gesicht sah, stand er auf. "Semir, eure Leiche...ich kenne sie! Und du auch!" Semir wies auf Bens Stuhl und Ben schob ihn ihr zu. "Sein Name ist Hermann Krüger. Er war vor mir der Ausbildner der Krieger meines Vaters. Später war er stets an seiner Seite!" Semir schnipste mit den Fingern. "Deshalb kannte ich das Gesicht!"
    "Ich sah es in den Nachrichten. Sarah hat mich geschickt. Sie sagte, dass könnte euch vielleicht helfen." Ben sah Semir an. "Eine Leiche - seltsam getötet, eine lateinische Botschaft und nun Johannas Erkenntnis. Meinst du, wir sind wieder dort, wie vor drei Monaten?" Semir blickte hinaus. Der Tag hatte so schön angefangen. Und nun das. "Höchtswahrscheinlich", murmelte er und seufzte.


    Joshua ging auf den verlassenen Bunker zu und klopfte. "Passwort?" fragte eine helle Stimme und Joshua antwortete prompt: "Seelenstärke", sagte er mit starkem Akzent und die Türe öffnete sich. "Du bist's Simon", begrüsste ihn eine Frau in den sechzigern. "Du wirst zum Bogeschiessetraining erwartet. Du weisst ja wo." Joshua nickte und ging in sein Zimmer, dass sich in einem unteren Stock, tief in der Erde befand. Es war für ihn verblüffend, wie schnell er die Sprache Deutsch gelernt hatte. Er verstand sie sehr gut, nur das Sprechen bereitete ihm noch mühe. Er stellte seine Sachen ab und holte aus dem Schrank, der im Zimmer stand, einen Pfeilebogen und Pfeile. Er zog sich noch eine sportliche Kluft an. Dann begab er sich noch weiter in die Tiefe und fand sich in einer Sporthalle wieder. Es war erstaunlich, was für eine Unterbodenwelt, sich diese Organisation geschaffen hatte. "Da bist du ja!" Joshua drehte sich um und erblickte das Gesicht von Matthäus von Bergen. Einem reichen Adelsman. "Sorry...wenig zu spät i know." von Bergen zeigte auf die Zielscheiben. "Zwei Stunden. Wie besprochen!" Joshua nickte und spannte den ersten Pfeil.


    Sarah parkte ihren Wagen und lief zum Bahnhofeingang, wo sie André und einen Begleiter sah. "Da seit ihr ja!" André drehte sich um. "Sarah!" begrüsste er seine Freundin und die Beiden umarmten sich. "Darf ich dir Tom Borkmann, meinen Partner, vorstellen?" Die Beiden gaben sich die Hand und dutzten sich. "Was führt dich hier her André?" fragte Sarah direkt und André lächelte. "Wir müssten zu einen gewissen Semir Gerkhan bei der Autopolizei", antwortete er prompt und Sarahs Augen weiteten sich. "Kennst du ihn?" Sarah nickte auf Toms Frage. "Ich bringe euch sofort dahin."


    "Ich hab Angst", gestand Johanna offen und Ben legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Passt Sarah gut auf dich auf?" fragte er und sie nickte. "Siehst du, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sarah ist eine gute Polizistin. Für dich hat sie sogar Narben am Kopf in Kauf genommen. Sie mag dich sehr!"
    Johanna strich sich eine entstandene Träne aus dem Auge und schluchzte kurz. "Auch wenn du Angst hast, dass die Nachkomme deines Vaters dich einholen wird. Ich denke nicht. Ausserdem, dein Vater ist verbrannt und liegt tief unter der Erde!" Semir kniete sich vor ihr und nahm ihre Hände. "Und wenn Sarahs Schutz nicht reicht. Helfen wir ihr noch ein bisschen!"

    Schuldgefühle




    Prolog



    Köln September 1997


    Der Wind wehte sehr stark und langsam begannen, einige Regentropfen zu fallen. Es war stürmisches Wetter in Köln und die Leute hatten sich alle in ihre Häuser verzogen. Alle Leute? Nein! Ein 13-jähriger Junge befand sich im Kölner Grossfriedhof und stand vor einem gerade erst zugeschütteten Grab. Die Kränze wirkten lächerlich und zu bunt, für einen solch traurigen Anlass. In seiner Hand eine Rose, deren Dornen in seine Finger stachen. Doch er ignorierte den Schmerz und sah durch den beinah undurchdringlichen Schleier, der die Tränen in seinen Augen gebildet hatte. Wie sollte er nun alleine auskommen? Die Aussicht dass sich seine Mutter um ihn kümmern konnte, war gleich null. Sie würde arbeiten müssen, um ihn bei sich behalten und unterhalten zu können. Allein der Gedanke liess ihn wieder in einen Weinkrampf verfallen. Er beugte sich über das Grab, bettete die Rose vor den Grabstein und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Seine Schultern zuckte immer wieder auf und ab.




    Er wusste nicht, dass hinter ihm sich ein junger Mann befand. Sein Haar war länger und sein Gesicht wirkte beinahe ein wenig kindlich. Er war nicht gross. Das war er noch nie. Und er schämte sich nicht dafür. Doch er schämte sich, dem Jungen nicht geholfen haben zu können. Er und sein Partner kamen zu spät. Das erste Mal, dass er richtig versagte. Das Gefühl im Bauch war unerträglich. Er musste zu ihm! Er musste sich entschuldigen. „Bist du sicher, dass du das tun willst Semir?“ fragte eine Männerstimme hinter ihm und er drehte sich um. Ein Mann mit Dreitagebart, kurzem Haar und kantigem Gesicht blickte ihn an. „Du bist es André!“ keuchte Semir erschrocken und hielt sich symbolisch die Hand auf die Brust. „Er ist immerhin noch ein Kind!“ Andrés Gesicht war beinah vorwurfsvoll. Sein junger Partner sollte sich verdammt noch mal nicht solche Sorgen machen! „Ich gehe zu ihm André. Koste, was es wolle!“




    „Lukas?“ Der Junge drehte sich um und sah das Gesicht des Kommissars, den er vor kurzem erst kennengelernt hatte. „Herr Gerkhan“, schluchzte er hervor und versuchte, mit dem Handrücken, die Tränen fortzuwischen. Doch der Kommissar nahm sanft seine Hand und schüttelte mit dem Kopf. „Du musst dich nicht dafür schämen“, flüsterte er und strich einmal über die Hand. „Lukas…es tut mir so leid…“ Der Junge schüttelte mit dem Kopf. „Sie haben alles für ihn getan“, begann er mit Vernunft in der Stimme und versuchte zu lächeln, „sie haben immerhin meine Mutter gerettet! Ich bin immerhin nicht alleine!“ Semirs Kloss im Hals verstärkte sich bei diesem Satz nur, als dass er sich verbesserte. „Lukas…“ Der Junge schüttelte mit dem Kopf. „Versprechen Sie mir nur eines Herr Gerkhan…besuchen Sie mich jedes Jahr mindestens einmal. Und zwar immer am 13. Februar. Das ist der Geburtstag meines Vaters. Bitte besuchen Sie mich immer und sorgen Sie dafür, dass dieser Tag für mich beinahe schöner ist, als jeder Andere. Ich habe Sie wirklich gern gewonnen.“ Semir blickte nach hinten und sah André, an einem Baum lehnend. „Willst du das wirklich?“ fragte er und der Junge nickte. „Dann soll es so sein. Ich und André werden dich immer am 13. Februar besuchen!“ Doch zu diesem Zeitpunkt wusste Semir nicht, dass André nur noch für zwei Februare sein Begleiter sein wird.

    So, da ich sonst Angst habe das Elina nicht schlafen kann, hier noch ein Teil. Es neigt sich dem Ende zu. Aber ein paar Teile werden noch folgen. ;)




    Doch statt eines heftigen Schmerzes oder einer erlösenden Schwärze, spüre Ben wie etwas feuchtes seinen Körper benetzte. Dieses feuchte war feuerheiss. Als er sich getraute, nachzusehen sah er, wie seine Schultergegend mit Blutspritzern befleckt war. Hinter ihm fiel etwas zu Boden. Als er sich umdrehte, sah er Joshua mit der Waffe in der Hand. Aus der Mündung der Pistole, rauchte es noch ein wenig und der Engländer atmete tief ein und aus. Hinter Ben, lag ein Mann anfangs sechzig. Sehr guter Zustand des Körpers für dieses Alter. In seiner Stirn, klaffte ein Loch aus dem Blut floss. Joshua hatte ihn erschossen. Der junge Mann zitterte sichtlich und ging in die Knie. "Shit", flüsterte er immer wieder und auch noch so manch andere Fluchwörter. "Shit, holy shit..." Ben versuchte sich zu beruhigen und stand auf. Er ging auf ihn zu und sah genau, was Joshua fehlte. Er hatte noch nie einen Menschen getötet, um einen Anderen zu retten. "Josh..." Er hielt die Hand hin. "Give me the weapon!" Wie in Trance nickte Joshua und gab Ben die Pistole. Seine Hände bebten und als er die Waffe losliess, atmete er erleichtert auf. So, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern gefallen. "It's okay", sagte Ben und legte die Waffe auf den Boden. "You have saved my life." Er hielt ihm die Hand hin und zog ihn hoch. "Thank you very much!"



    Die SEK-Beamten stürmten die Halle und alle blieben stehen, als sie die Leiche am Boden erblickten. "Alles okay", beruhigte Ben die Massen und winkte ab. "Er ist erledigt!" Er legte eine Hand auf Joshuas Schultern und ging mit ihm hinaus. Es begann eine leichte Bise zu wehen. "Hey", sagte Ben und klopfte auf seine Schultern. "That was fantastic."
    "I've never killed a person before", begann Joshua und schluckte schwer, "my first time..." murmelte er und Ben drückte ihn, aus Zeichen der Dankbarkeit, kurz an sich. "Here your first words in german! Attention!" Joshua zog eine Augenbraue hoch. "Danke für alles!" Der Englände rlegte den Kopf schief. "Thank you for all!" Joshua winkte ab. Er begann wieder damit, dass dies alles nicht geschehen wäre, wenn er nicht angefahren worden wäre. Ben kam mit dem alten Spruch: "Wenn, wenn, wenn! Wenn meine Oma hätte wäre sie ein Bus!" Für Joshua auf Englisch versteht sich. Der Engländer lachte und nickte. "Thank you Ben. Danke für alles!"



    Hotte und Dieter gingen den langen Gang zur Intensiv entlang. Beide hielten je ein Händchen Aidas. "Was wird sich dein Papa freuen!" sagte Hotte mit grossem Lächeln im Gesicht und meldete Aida bei der Ärztin an. Sie erzählten ihr auch, dass es Andrea gut ginge und sie nur ein Bett zum Schlafen brauche. "Ich danke Ihnen", sagte sie und nahm das Mädchen bei der Hand. "Lass uns nach Andrea sehen." Hotte nickte auf Dieters Vorschlag hin und sie verschwanden.
    Semir richtete seinen Blick auf die Türe, wo seine Ärztin hereinkam und mit Aida auf dem Arm reinkam. "Herr Gerkhan, Besuch für sie." Semir stiegen die Tränen in die Augen. "Papa!" jauchzte Aida vergnügt und sprang aufs Bett. Jedoch schien sie zu spüren, dass es Semir nicht gut ging. Behutsam entging sie der Wunde und legte ihren Kopf auf die Brust. "Mein kleiner Sonnenschein!" schluchzte Semir und küsste seiner Tochter aufs Haar.

    Joshua legte sich die Schussweste an und blickte über die ganzen SEK-Beamte. Er seufzte. Die ganze Fahrt über dachte er, wie er der Frau und deren Tochter erklären solle, dass dies eigentlich seine Schuld war. Er selbst hatte eine kleine Schwester, die für ihn das grösste war. Er wollte sich gar nicht vorstellen, so jemand wichtiges zu verlieren. Und nun hatte er dafür gesorgt, dass beinahe eine Familie auseinandergerissen wurde. Er atmete tief durch und riss sich den Verband vom Kopf. Ben sah ihn verwundert an. Er sagte ihm, er könne so besser sehen. Ben erblickte die lange Narbe, am Haaransatz. "We will make it", versuchte er den jungen Engländer aufzumuntern. Er hatte es vollkommen vergessen. Auch wenn er sich die Schuld an Semirs Lage gab, Joshua gab sich bestimmt die Schuld an allem. Joshua antwortete nicht. Er entsicherte seine Waffe. Das lange Pflaster an seinem Handgelenk war schon dreckig. "Let's go!" sagte er bestimmt und Ben nickte. Sie teilten sich auf. Ansonsten war das Gebiet zu übersichtlich.


    Andrea schluchzte. Vielleicht war Ben nun schon tot. Ihretwegen. Die Tränen flossen ihr über die Wangen. Aida krabelte aus der Kiste und ging zu ihrer Mutter. "Mama?" fragte sie immer wieder und strich ihr über die Wange. Sie, hatte der Entführer anscheinend nicht gefesselt. Sie kletterte auf den Schoss ihrer Mama und schmiegte den Kopf an ihre Brust. Andrea legte ihren Kopf auf der ihrer Tochter. "Ach meine Kleine..." flüsterte sie und schreckte auf, als sie Stimmen hörte. Konnte das wirklich sein? "Ich bin hier!" schrie sie verzweifelt und sofort schlug die Türe auf. Ein junger Mann kam hinein, die Waffe im Anschlag. "Misses Gerkhan?" fragte er und Andrea nickte heftig. Der Mann steckte die Waffe ein und zog ein Taschenmesser hervor. "I'm Joshua Etheridge. Scotland Yard. I'm here to safe you." Er schnitt die Fesseln auf und Aida ging von ihrer Mutter hinunter. "Okay", begann er und sah, wie die Arme Frau kaum stehen konnte. Sie war erschöpft. Ohne Wasser und ohne Nahrung, musste sie hier verharren. Die Tochter jedoch, sah gesund aus. Hatte der Typ sich etwa um dieses zarte Wesen gesorgt? Er nahm die Frau auf den Arm und das Kind hielt sich instinktiv, an seiner Hose fest.


    "Seht doch!" rief ein SEK-Beamter und Ben sah, wie Joshua mit Andrea auf dem Arm hinauskam. Zu seiner rechten tappste Aida, die freudig aufgluckste, als sie Ben sah. "Benbenben!" sang sie vergnügt und der Angesprochene ging auf sie zu. "Oh Schätzchen!" stiess Ben erleichtert aus und nahm sie in den Arm. Joshua legte Andrea sanft auf den Boden. "She needs a doctor", murmelte er besorgt und strich Andrea eine dreckige Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich bleibe bei Ihnen", murmelte eine tiefe Stimme und ein kräftiger SEK-Beamte kam auf sie zu. "Danke", bedankte sich Ben und der Mann ruf sofort mit seinem Handy einen Krankenwagen. "Suchen wir das Schwein!" Ben und Joshua liefen los.



    Jedes Gebäude durchsuchten sie. Doch es war einfach zuviel. Also teilten sie sich wieder auf. Ben ging in eine kleine Halle, ganz aussen am Gelände. "Joshua?" fragte er durch den Funk und der junge Mann meldete sich. "Nothing", antwortete er betrübt und Ben hielt die Waffe wieder auf Anschlag. Dann, hinter ihm! Ein Geräusch, er drehte sich um und hatte sofort einen Kinnhaken im Gesicht. Er fiel zu Boden und musste sich zunächst sammeln. Doch zu spät. Die eisige Kälte der Waffe, war schon bereits in seinem Nacken. "Say Goodbye to the world, Ben Jäger", murmelte eine Stimme und ein Schuss erklang.

    Joshua betrat das Büro und sah Sir Christopher Holmes, elegant wie immer, an seinem Schreibtisch sitzend und ihn anstarrend. Als junger Spunt und Rebell, fühlte er sich richtig komisch, neben diesem typischen Gentlemanengländer. "Sit", befahl der Ältere und wies auf den Stuhl zu seiner rechten. Joshua nickte und tat, wie befohlen. "So...he's death." Wieder nickte Joshua nur. Dieser Mann hatte eine starke, beinah furchteinflössende Aura. Er konnte immer noch nicht begreifen, wieso er ausgewählt wurde. "What's your plan?" Joshua erklärte Christopher, dass er vorhatte, es zunächst ohne Kontaktperson zu versuchen. Er würde einfach sich mehr in die Gruppe eingliedern, beim Training sei er ja schon dabei. Chrisopher nickte. Er fragte, wer ermitteln würde. "The guys from the "autobahnpolice"."
    Zu gerne wäre Joshua zu ihnen gerannt und hätte sie herzlichst begrüsst, sich entschuldigen wollen dass er sich kaum gemeldet hatte, doch er konnte, nein er DURFTE nicht. Besonders wollte er die Beiden nicht wieder in etwas hereinziehen, dass sie Schaden könnte.
    "You mean, Semir Gerkhan and Ben Jäger?" Verwundert sah Joshua Christopher an und nickte. "Good...very good!" murmelte der Ältere und verschränkte die Arme.



    "Hier, ich hab's!" Mit einem grossen Wörterbuch kam Ben auf Semir zu und legte die riesige Lektüre auf den Schreibtisch. "Proditor - Verräter!" Semirs Augen weiteten sich. "Das war eine Warnung", murmelte er und Ben nickte. "Die unser Opfer anscheinend nicht ernst genommen hat", stimmte er ihm zu. Semir schien in Gedanken. War dies wirklich Joshua? Der Mann wirkte zwar ein wenig verruchter, aber diese braunen Augen vergass man einfach nicht. Schliesslich hatte der Engländer ihm das Leben gerettet.
    "Erde an Semir!" holte Ben seinen Partner wieder zurück und Semir sah ihn an. "Entschuldige." Ben winkte ab. "Worüber denkst du nach?" Wollte er wissen. "Wenn dies im Wagen wirklich Joshua war. Wieso kam er nicht zu uns? Ich meine, wir verstanden uns ja gut!" Ben zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hast du dich ja auch nur geirrt. Ich meine, wir wollten ihn schon lange wieder sehen, vielleicht hat dir der Verstand nur einen Streich gespielt."
    "Wahrscheinlich..." seufzte Semir und sah auf das lateinische Wort. Proditor - Verräter. Auch die Leiche ging ihm nicht aus dem Kopf. Er kannte sie doch, woher?



    Sarah klopfte an die Tür einer kleinen Wohnung und diese öffnete sich sofort. Johanna de Brouiller, sah sie mit einem Lächeln an und umarmte sie. "Komm doch rein!" Sarah nickte dankend und zog sich dann die Schuhe aus. "Victor ist nicht da, er arbeitet ja auch noch. Er findet es ein wenig beschämend, dass wir unterstützt werden." Sarah verdrehte die Augen. "Männer", sagte sie nur knapp und Johanna nickte mit einem Lächeln. "Ich brühe gerade Kaffee auf, willst du welchen?"
    "Gerne." Sarah hörte, wie gerade die Nachrichten liefen. Sie ging ins Wohnzimmer, wo ein kleiner, schwarzer Fernseher stand. Im Bildschirm sah sie den berühmten RTL-Nachrichtensprecher Peter Kloepel. Er erzählte von einem Mord in Köln, der mysteriös war. Das Bild des Opfers wurde gezeigt. "Johanna!" rief Sarah und die Angesprochene kam ins Wohnzimmer. Eine Tasse Kaffee schon in der Hand. "Sieh' dir das mal an." Johanna sah sich das Bild an. "Krüger!" stiess sie entsetzt hervor und die Frauen sahen sich an. "Du musst sofort Semir und Ben Bescheid geben! Die wollen das sicher wissen! Herrgott!" Die junge Frau legte eine Hand vor den Mund. Krüger, der Krüger, der vor ihr Ausbildner in der Burg war. Tod. Sarah sah die leichenblässe ihrer Freundin und packte sie an den Schultern. "Es war nicht dein Vater Johanna! Er ist tot! Das weisst du!" Das Mädchen nickte und strich sich entstandene Tränen aus den Augen.



    Joshua ging aus der Botschaft und stieg in seinen Jaguar. Irgendwas stimmte nicht. Diese Organisation in der er ermittelte, war seltsam. Sie befand sich abseits von Köln, in einem alten Kriegsbunker. Keine Hinweise, keine Spuren im Internet. Sie war wie ein unsichtbarer Feind, der nun in Verdacht stand, höhere Tiere der Gesellschaft auszuschalten. Und Joshua wusste, dass sie das schaffen würden, wenn man sie nicht aufhielten. Denn auch er war in seinem Training und hatte Muskeln draufgepackt. Er war nicht muskulös, absolut nicht aber, er war drahtig geworden. Drahtig und hart. Er konnte auf einmal Kampfstile, von denen er nichts gehört hatte und Bogenschiessen.
    Doch Semir und Ben gingen ihm nicht aus dem Kopf. Besonders Semir. Dieser Mann hatte Eindruck hinterlassen. Und Ben hatte Grösse gezeigt. Und er? Er hatte sie eigentlich in diese grosse Misere gebracht. Nichts verraten, sagte sein Kopf, sie würden sich eh nur einmischen wollen.

    So, ich denke, fast 12 Stunden warten ist genug! Da ich Christopher kenne und er mir wieder den Vorrang lässt, beginne ich nun mit unserer gemeinsamen, neuen Story. Es wird ein Erlebnis für Neueinsteiger, alten Lesern von «Kopflos» und ein Wiedersehen für viele Leser unserer eigenen "Allein"-Stories. Also, wie immer hoffen wir, dass sie euch gefällt! Los gehts mit...




    Illusion






    Die Sonne schien hell an diesem Frühlingstag in Köln und nur kleine, einzelne Quellwolken betrübten den schönen, blauen Himmel. Es war früh Morgens, genauer gesagt 07.45. Es herrschte Stille auf der Autobahn. Menschen die nicht arbeiteten - Hausfrauen, Arbeitslose, Retner - waren noch nicht auf oder gerade erst an ihrem Frühstück, Arbeiter hatten ihre Arbeit schon begonnen und so war gar niemand auf den Strassen. Gar niemand? Nein! Ein einsamer BMW stand an einem Rastplatz und ein Mann kleinerer Grösse, versorgte das Gefährt mit Benzin. Er sah auf die Strasse. Er liebte die Stille der Autobahn am frühen Morgen. Ganz im Gegensatz zu seinem Partner.



    "Semir! Es reicht, sonst platzt der Wagen!" beschwerrte sich Ben und blickte aus dem Fenster. Sofort stieg ihm der Geruch des Treibstoffs in die Nase. "Ich habe gerade erst angefangen!" erwiderte Semir und blickte auf die Anzeige. Er wollte auf einen runden Betrag kommen. Denn er hatte kein Kleingeld und auf den Abbuchungen der Spesen, waren solche Beträge mit schlampigen Beträgen, auch nicht gerne gesehen. "Ich hab's gleich", versuchte er Ben trotzdem zu beruhigen und grinste, als er einen runden Betrag schaffte. Er zahlte direkt per Kreditkarte und stieg ein. "Na Morgenmuffel?" Ben grummelte kurz und blickte hinaus. "Hab' dich nicht so! Hätten wir die Spätschicht genommen, hättest du auch gemault!" Ben erwiderte nichts. Semir schüttelte mit dem Kopf und startete den Motor. "Sag' mal, hattest du 'ne schlechte Nacht?" Ben zuckte mit den Achseln. "Geht so", fügte er dann seiner Geste hinzu und richtete sich wieder auf. Er griff in seine Hosentasche, als das Handy klingelte. "Sms?" fragte Semir knapp und Ben gab ein kleines "Mhm" von sich. "Von Sarah", sagte er dann vergnügt und Semir grinste. "Echt?" Er nickte.



    Die Sarah, von denen sie sprachen, hiess ganz genau Sarah Brändli. Kommissarin bei LKA. Ben und Semir lernten sie bei einem Undercovereinsatz kennen. Sie war auf der Spur einer Untergrundorganisation und die beiden Polizisten der Autobahnpolizei, ermittleten in einem Mordfall, der sie zu diesem Fall führte. Diese Untergrundorganisation versprach ein besseres Leben und die Weltverbesserung. Angeführt wurde sie von einem gewissen de Brouiller. Elsässischer Adelsmann und ein Mitglied der "Illuminati". Er starb im Kampf, genau so wie sein engster Handlanger. Sarah, half nach diesem Einsatz der Tochter de Brouillers zu einem besseren Leben. Sie sorgte dafür, dass die junge Johanna de Brouiller ihren Abiabschluss machen durfte. Dasselbe galt für Johannas Liebe Victor.




    "Kaum zu glauben, dass das auch schon wieder drei Monate her ist." Ben konnte Semir nur zustimmen und öffnete die Nachricht. Er musste lachen. "Was schreibt sie?" fragte Semir neugierig. "Ich lese es dir vor: «Hallo ihr Raser von der Autobahn. Hier eure Anzugträgerin. Ich hoffe, Semir geht es nach der schrecklichen Zeit (siehe «Englischer Besuch») wieder besser. Hatte mich ja echt geschockt als du mir das geschrieben hast. Hat er eigentlich mein Geschenk bekommen?"
    "Habe ich!" bestätigte Semir und Ben fuhr fort. "Johanna geht es immer wie besser. Sie ist in psychologischer Behandlung. Victor ist ihr ein guter Freund und Geliebter. Er steht ihr mit Tatendrang zur Seite. Was habt ihr eigentlich mit euren Abzeichen gemacht? Gruss Sarah." Semir verdrehte die Augen. "Liegt irgendwo verstaubt herum." Ben konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Apropos schreckliche Zeit." Ben drehte sich zu Semir um. "Hat dir Joshua eigentlich mal geschrieben?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Nur einmal. Kurz nach dem Erlebnis. Er berichtete darüber, dass er nun Deutsch lerne und eine Bekanntschaft gemacht hätte. Wer, wollte er nicht erwähnen." Semir blickte auf die Strasse. "Schon Schade. Er ist ein sympathischer Junge...und..."
    "Junge? Der Typ ist gerade Mal drei Jahre jünger als ich!" funkte Ben Semir ins Wort und der Deutschtürke musste lachen.



    "Semir, Ben?" Susannes Stimme drang durch den Funk und Ben nahm das Gerät. "Ja Susanne?" begrüsste er die gute Seele der Autobahnpolizei. "Es wurde ein Leichenfund gemeldet. Und zwar an der Raststätte «Knut's Eisparadies»." "Alles klar wir übernehmen!" Ben schaltete die Serenen ein und sah zu Semir. "Aus ist der ruhige Tag", kommentierte er und Semir konnte nur mit einem Nicken zustimmen.

    Zerstören! Einfach nur zerstören! Das musste er tun. Der Fuss der Waffe schlug in die Spiegel hinein, schmiss zerbrechliche Gegenstände um und zerstörte die Scheiben von Fotorahmen. Weg. Einfach alles musste weg! Wände wurden verschmiert und stets wurde das Nazikreuz gezeichnet und mit rot durchstrichen. Nieder mit den Deutschen! Nieder mit den Mördern seines Vaters. Er hatte doch ausser ihm niemanden mehr! Seine Mutter hasste ihn. Er war doch nur eine Last für sie. Und das machte sie ihm durch Schläge immer wieder klar. Dank ihr hatte er diese fürchterlichen Narben im Gesicht, durch die er sich nie mehr im Spiegel ansehen konnte.
    Weg, töte sie einfach alle! Die innere Stimme war unbarmherzig und mörderisch. Sie machte sich zum ersten Mal bemerkbar. Sie befahl ihm, einen deutschen Einwanderer zu ermorden. Töten, einfach nur töten! Er musste es einfach tun. Für seinen Vater, für die gefallenen Engländer.
    Mit Freuden bestaunte er sein Werk und ging aus der Wohnung. Einbruchspuren? Wieso? Er war Perfektionist. Niemand würde es merken. Er schlich sich aus dem Wohnungshaus und verschwand.




    Ben kam aus der Intensivstation und erblickte Joshua, der geduldig im Wartesaal auf der Wartebank sass und sich die "Bunte" einführte. Auch wenn er kein Wort davon verstand. Anscheinend reichtem ihm die Bilder. Er sah auf als er Ben erblickte. "Hey", begrüsste er ihn und ging auf ihn zu. "And?" Ben erzählte, wie's Semir ging. Joshua nickte und hörte sich die Erzählung ohne Widerworte und Einwende an. "Okay, i hope, Hartmut has something for us! We must find Semir's Wife and his daughter!" Ben nickte nur zustimmend und erschrack, als sein Handy vibrierte. Er hatte vergessen, es auszuschalten! Eilig gingen sie aus dem Gebäude und Ben nahm ab. Es war die Hausmeisterin des Wohnhauses, in dem er lebte. Sie war aufgeregt und erzählte was von einem Einbruch in seiner Wohnung. Sie wollte, wie besprochen, sauber machen gehen als sie das Chaos ansah. "Rühren Sie nichts an Frau Steinbruck! Danke dass sie mich angerufen haben!" Ben gab Joshua die Informationen weiter und sie riefen Hartmut an. Ben, der sich inzwischen von dem heftigen Schlag wieder erholt hatte, stieg in den Mercedes ein und fuhr los, als auch Joshua sich in dem Wagen befand.


    Als sie ankamen, rannten sie zu der Wohnung und erblickten das Chaos. "He was here", murmelte Joshua und erkannte das Muster genau. So war er eigentlich immer in die Wohnungen eingedrungen und hatte die Deutschen umgebracht, hier allerdings, musste es eine Warnung sein. Ben ging durch die Wohnung. Er sah auf den Boden. Lauter zerstörter Bilderrahmen. Bilder von ihm mit seiner Band, mit seiner Schwester, Semir, Andrea, Aida und Saskia. Er ah sich die zerstörten Wekre an. Lauter zerissene Erinnerungen. Er seufzte schwer und blickte die Zeichen. Joshua erklärte ihm, dass dies sein Markenzeichen seie.
    "He's serious. He will kill Andrea and the poor Aida..." Ben schoss auf und schrie, dass man dies verhindern sollte. In diesem Moment kam Hartmut an und keuchte. "Gut dass ich euch endlich gefunden habe!" stiess er erleichtert hervor und lächelte. "Was hast du für mich?" fragte Ben und ignorierte Hartmuts entsetzten Blick, als er die Wohnung sah. "An Aidas Kettchen habe ich Pollen einer Pflanze gefunden, die nur hier wachsen!" Er nahm eine Karte hervor und zeigte auf ein Industriegebiet. "Die Firma wurde doch vor einem halben Jahr geschlossen!" Hartmut nickte auf Bens Vermutung. "In diesem Gebiet müssen sie sein!"

    Hallo Leute *wink*


    Also, Christopher und ich danken euch allen für das regelmässige FB! Mit so viel Lob und Begeisterung hätten wir nie im Leben gerechnet. :rolleyes: Ihr habt uns richtig angespornt, weiterzuschreiben. Und nun meine ich nicht nur diese Story.
    Ja ihr habt richtig gehört! Es wird eine Fortsetztung zu «Kopflos» geben! Mit bekannten Charakteren, viel Action und grossem Ermittlungsfeld.
    Und der Titel der Geschichte ist:




    Wir beiden verückten Schreiber können es also nicht lassen. Uns selbst hat die Zusammenarbeit so gefallen, dass es diese Woche schon bald losgehen sollte! Wir hoffen, es wird euch genau so gefallen wie uns! Denn wir freuen uns schon drauf! ;)


    Hier an der Stelle will ich auch Christopher007 danken, dass er mit dieser Idee, eine Geschichte als Partnerarbeit zu schreiben, gekommen ist und nun auf ein neues mit mir zusammenarbeiten wird! Danke dir! :thumbup:



    Hallo Elvira


    Eine neue Geschichte. Interessant. Ausserirdische. Bens Reaktion war ja klar! Typisch die heutige Jugend, mit der kann man einfach nichts mehr anfangen. ;) Jedoch bin ich überrascht, dass Semir gar nicht mal so abgeneigt davon ist, dass es noch anderes Leben bei uns hat. Finde ich sehr interessant. Aber der Spruch von Andrea mit den fliegenden Untertassen finde ich einfach zum schiessen. :D :D :D


    Ich freue mich auf mehr!


    Jenni

    Ben wollte gerade sein Handy zurückstecken als es klingelte. Er sah auf das Display. Das Krankenhaus! Er atmete tief durch und nahm ab. "Kommissar Ben Jäger", begrüsste er den Anrufer. Es war die Ärztin, die Semir operiert hatte. Joshua sah Ben mit ängstlicher Miene an. Natürlich ahnte er woher der Anruf kam und natürlich hatte auch er Angst um Semir. Er hatte sie ja, genau gesehen, in den Schlamassel gebracht. Ben nickte immer wieder. Schliesslich verabschiedete er sich und hängte auf. Synchron fragten Hartmut und Joshua, nach dem Ergebnis. "Er ist ausser Lebensgefahr", stiess Ben erleichtert hervor und ein Lächeln entfuhr ihm. "Ist er aufgewacht?" fragte Hartmut und übersetzte Joshua zugleich die Frage. Ben schüttelte mit dem Kopf. "Die Ärztin meinte aber, es sei nur eine Frage der Zeit." Das Gleiche sagte er dann auf Englisch. Joshua lächelte zufrieden. "You want visite him?" fragte er und Ben nickte. "Also Hartmut", Ben nahm das, im Taschentuch gewickelte, Bädchen hervor, "untersuch das Bitte! Auf alles! Vielleicht gibt es uns einen Hinweis!" Danach gingen er und Joshua aus dem Raum. "Aye, aye Sir", murmelte Hartmut und machte sich sofort an die Arbeit.



    Ben parkte das Auto und stieg synchron mit Joshua aus. Sie gingen zur Intensivstation, wo die Ärztin stand und mit einer Schwester über eine Akte sprach. Sie lächelte als sie Ben und Joshua auf sie zukommen sah. "Sie wollen anscheinend zu Herrn Gerkhan", bemerkte sie überflüssigerweise. Ben nickte und sah zu Joshua. "I can wait", sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Ben folgte der Ärztin. "Seine Aktivitäten sind zufriedenstellend. Er ist wahrhaftig eine Kämpfernatur Herr Jäger. Ich hatte noch nie einen Patienten so um sein Leben kämpfen sehen." Sie bat Ben wieder, die Schutzkleidung anzuziehen. Ben ging in den Raum, wieder zum Bett. "Semir?" flüsterte er sanft und die Erleichterung erschlug ihn fast. "Ich bin's Ben..." Wieder nahm er die Hand. Und dieses Mal, erwiderte sich der Druck. "Ben?" Semirs Lider flatterten und die Augen öffneten sich langsam. Semir wirkte verwirrt und ängstlich. "Was ist passiert?" stockte er hervor und hatte noch sichtlich Mühe mit dem Atmen, da er für den Satz längere Zeit brauchte. "Joshua und ich haben dich gefunden....gott ich habe gedacht du wärst tot..." Semir versuchte zu lächeln. "Ich...ich sterbe nicht so leicht..." scherzte er und Ben grinste leicht.




    "Was ist mit Andrea und meiner kleinen Aida?" fragte Semir und sein Gesicht wurde wieder ängstlich. Ben stockte. Doch er war ihm die Wahrheit schuldig. "Wir werden sie finden Semir! Lebendig und genau so frisch wie immer! Das schwöre ich!" In Semirs Augen sammelten sich Tränen. "Du musst mir nichts schwören...bring sie einfach wieder ...und Ben?" Ben lauschte aufmerksam. "Pass bitte auf dich auf!" Ben nickte. "Natürlich!" erwiderte er und wusch Semir eine herablaufende Träne aus dem Gesicht.

    Joshua lief die Treppe hinauf und sah sich alles genau an. Spuren, Indizien, nichts durfte übersehen werden. Schliesslich standen zwei Menschenleben auf dem Spiel. Jeder seiner Schritte war bedacht. Dass hier bereits die Männer der KTU, für ihn eher CSI, gewütet hatten, war sofort erkennbar. Er ging auf eines der Zimmer zu und öffnete die Türe. Sofort drang ihm das leiche Klingeln einer Spieluhr ins Ohr. Es musste das Zimmer der Tochter sein. Er ging hinein und sah das umgefallene Bett. Er muss das arme Kind mit Gewalt rausgeholt haben. Auf dem Boden lag ein Teddy, dessen Arm herausgerissen wurde. Als Joshua ihn berührte, stellte er sich vor, wie das Mädchen schrie, als dieser Wahnsinniger ihr den Teddy entreissen wollte. Wie sie weinte und mit aller Kraft versuchte ihr Spielzeug zu retten. "Poor thing", murmelte er und stand auf. Den Teddy immer noch in seiner Hand. Das Fenster stand offen und klirrende Kälte erfüllte den Raum.



    Ben suchte derweil im Wohnzimmer, wo zerbrochene Vasen am Boden lagen und diverse Decken heruntergerissen wurden. Andrea musste sich ziemlich gewehrt haben. Er ging in die Knie um sich die Vasen genauer anzusehen. Vielleicht hatten Hartmuts Leute was übersehen. Nicht dass er Hartmut als Laie bezeichnen würde aber, man konnte nie wissen.
    Er erschrack, als etwas eiskaltes, seinen Hals berührte. Erst recht bekam er es mit der Angst zu tun, als er den Klang hörte, den er zu gut kannte. Das Entsichern einer Waffe! "Don't move!" hauchte ihm eine dunkle Stimme ins Ohr. Sie klang wie viele Stimmen in den Horrorfilmen, bei denen man am liebsten wegerannt hätte. "Ben, i found..." Joshuas Augen weiteten sich und er hechtete zur Seite, als der Unbekannte seine Waffe auf ihn richtete. Sofort schlug eine Kugel in die Wand ein. Ben setzte zu einem Tritt an und traff seinen Angreifer am Schienbein. Dieser knickte ein und gab einen schmerzlichen Schrei von sich. "Das war für meinen Freund!" schrie Ben doch in diesem Moment hatte er eine Faust im Gesicht. Er spürte seine Lippen aufplatzen und das Blut aus der Nase laufen. Vor seinen Augen explodierten hunderte von Sternen.



    Unter Schmerzen, die Rippen machten ihm wieder zu schaffen, richtete Joshua sich auf und rannte auf den Typ zu. Dieser wollte die Gunst von Bens Verwirrung ausnutzen und aus dem Fenster springen. Doch Joshua schaffte es, seine Jacke zu packen. Aber diese riss und der Mann verschwand. "Damn it!" fluchte der Engländer und blickte zu Ben. Dieser spuckte Blut und Speichel und hustete mehrfach. "Scheisse", verfluchte er sich selbst und hielt sich die Hand vor die Nase. Joshua kramte in seiner Tasche und reichte ihm ein Taschentuch. Ben nickte dankend. Joshua sah auf den Boden und erblickte die zerissene Tasche. Aus dessen glitzerte etwas silbernes. "Ben!" Der Deutsche blickte zu dem Engländer und dieser zog, mit einem Taschentuch versteht sich, ein kleines Armbändchen hervor. Auf der silbernen Plackette war ganz klar der Name "Aida" zu lesen. "Semirs Daughter?" Ben nickte. "We must take this to Hartmut!" Joshua nickte.




    Der rothaarige KTU-Beamte sass vor seinem Laptop und sah auf, als er ein Auto hören konnte. Er blickte aus dem Fenster. Ben und Joshua. Sehr gut! Zum rechten Zeitpunkt. Er fuhr die Maus auf das Druckersymbol. Das Gerät spuckte ein beschriebenes Blatt Papier hervor.
    "Hartmut!" Der Angesprochene sah auf. "Pünktlich auf die Minute!" Ben zog eine Augenbraue hoch. Das Taschentuch immer noch auf die blutenden Stellen. Joshua war gefahren, zwar mit Anfangsschwierigkeiten aufgrund des verkehrten Verkehrsverhältnisses, doch war er ein sicherer Fahrer. "Ich habe einen Waffenladen gefunden. Der Besitzer war sehr kooperativ. Ein Käufer einer Merkel war Engländer und besass einen Waffenschein. Er hatte eine Kopie des Scheines und sie mir zugesendet." Joshua nahm das Blatt und sah sich das Foto an. Ben fragte ob er es wäre. "Yes", antwortete Joshua knapp. "Okay", Ben nahm sein Handy hervor und wählte Susannes Nummer. "Susanne? Hier ist Ben! Nein ich weiss nichts neues über Semirs Zustand! Und nein ich bin nicht erkältet! Hör zu, du musst mir eine Fahndung rausgeben! Hartmut wird dir das Foto schicken! Der Mann heisst. Gregor O' Malley. Englischer Staatsbüger. Und sag dem Scotland Yard Bescheid." Susanne notierte sich alles und legte dann auf.



    Andrea hörte, wie sich die Türe öffnete und begann schon, vor Angst zu zittern. "You're husband is alive!" grummelte eine Stimme und diese war wuterfüllt. Andreas Englisch reichte, um dies zu verstehen. Sie atmete erleichtert aus und vergoss ein paar Freudetränen. "You're friends are searching you! And me!" Er richtete die Waffe auf Aida. Andrea schrie auf. "No! Not my child!" flehte sie und die Tränen vermehrten sich. "Where can i find Ben Jäger! Where is his appartement?" Andrea hatte Angst. Und diese siegte über die Vernunft. Ihre Tochter war, neben ihrem Mann, ihr ein und alles. Sie nannte die Adresse. "Thank you..." Der Mann verliess den Raum und die Polizistenfrau begann bitterlich zu weinen, während Aida sich aufrichtete und aus der Schachtel hinauslugte. "Mama?" fragte sie mit zitternder Stimme.

    Andrea erkannte langsam die Umrisse des Raumes. Es schien eine Art Keller zu sein. Sie war immer noch ziemlich verwirrt wegen des Chloroforms, dass dieser schmierige Typ ihr verpasste. Trotzdem spürte sie die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. "Semir..." schluchzte sie leise und hörte dann ein leises Wimmern. "Aida?" Das Wimmern hörte auf und ein amüsiertes Glucksen war nun zu vernehmen. "Ich bin da mein Schatz. Alles nicht so schlimm!" Dann öffnete sich die Türe. Und da bemerkte Andrea erst, dass sie an einen Stuhl gefesselt war. Ein maskierter Mann kam auf sie zu und hielt ihr die Waffe an die Schläfe. Dann zeigte er ein Handyfoto von Ben. Sie schüttelte mit dem Kopf. "Niemals", erwiderte sie mit Angst in der Stimme. Auch wenn es um ihr Leben ging. Sie wusste, dass Semir es ihr nie verziehen hätte, wenn sie Ben verraten würde. Der Mann holte aus und traf sie mit der Waffe an den Kopf. Sofort bildete sich eine Prellung an der Stirn.


    Hartmut rannte den langen Gang entlang und erblickte Joshua. Er hatte von Hotte und Dieter gehört, dass Semir und Ben mit einem Engländer zusammenarbeiten würde. "Excuse me", begann er und Joshua drehte sich um, "are you Joshua Etheridge?" Er nickte. Hartmut öffnete eine Akte und erklärte Joshua, dass die Kugel aus einer Merkel Doppelflinte war. Eine Jägerwaffe. Ausserdem wurde auf dem Boden Reste eine Pflanze gefunden, die allerdings zu gängig in Köln war. Joshua bedankte sich und Hartmut gab die Informationen an die beiden uniformierten Polizisten weiter.
    Joshua ging zur Intensiv und wartete davor. Eine Schwester kam auf ihn zu und er fragte nach Ben. Sie nickte und ging zum Zimmer.


    "Herr Jäger?" Ben sah auf und erblickte eine Krankenschwester in seinem Alter. "Sie werden verlangt. Ausserdem wollte ich Sie sowieso gerade holen." Ben nickte dankend und drückte noch einmal Semirs Hand. "Halt durch Kumpel." Er ging hinaus und sah Joshua, vor der Station stehen. Dieser erblickte seine geröteten Augen und sah ihn mitleidend an. "Okay?" fragte er knapp und Ben nickte. Joshua gab genau die Informationen wieder, die Hartmut ihm gab. "You've said, this serial killer comes from england right?" Joshua nickte. Das konnte nur eins bedeuten. Eine Merkel war eine deutsche Waffe. Er musste sie also hier gekauft haben. Hier in Köln. Er ging zum Raum, wo Hartmun, Dieter und Hotte standen. "Hartmut, kannst du alle Waffenläden hier in Köln nach einem Engländer befragen, der eine Merkel kaufte?" Hartmut salutierte und ging schon davon.



    "And you come with me!" Auf Bens harschen Ton gab Joshua keine Widerworte. Sondern folgte ihm einfach. Sie stiegen in Bens Mercedes und fuhren zu Semirs Haus. Ben wollte nochmal nachsehen, er hob die Absperrung und Joshua ging danken, unten drunter. Sie betraten das Haus. Die Blutlache, die Semir hinterliess, war noch deutlich sichtbar. "Let's have a look!" befahl Ben und die Beiden begannen, noch einmal gründlich das Haus zu durchsuchen.

    Sie kamen kein Schritt vorwärts wirklich keinen. Genervt schlug Semir auf das Lenkrad und Sarah sah sich, fingernägelkauend, um. "Ben Semir!" Die Männer folgten ihrem gestreckten Zeigefinger. "Das könnte funktionieren", murmelte Ben und Semir fuhr auf einen Parkplatz. Sie stiegen aus und gingen auf einen Motorradladen zu. "Kripo Autobahn!" Der Motorradverkäufer zögerte nicht lange, als er die gehetzten Blicke der Polizisten sah, er händigte ihnen die Schlüssel aus und jeder nahm sich ein Motorrad. Sarah, von den Anderen umbemerkt, startete den Motor und fuhr davon. Ben und Semir fuhren ihr hinterher. Inmitten der Fahrt nahm sie ihr Handy hervor. "Geistesblitz?" schrie Ben durch den heftigen Wind und sie nickte. "Ein Arbeitskollege ist dort, um die Kanzlerin zu bewachen! Indem wir ihn warnen, können wir uns ein wenig Zeit verschaffen!" Gesagt getan, sie drückte das Mobilgerät an ihr Ohr.


    "Was sagst du da?" stiess LKA-Beamter Steiner entsetzt hervor. Er nickte ein paar Mal und ging dann auf die Kanzlerin zu. Er flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr und sie nickte dankend. Sie teilte ihm mit, dass sie die Rede verkürzen werde. Doch Steiners Augen waren nun aufmerksamer als vorher. Ständig zuckten seine Pupillen hin und her.


    Sarah stellte ihr Fahrzeug hin und nickte auf die Treppe, die man durch die Eingangstüre sehen konnte. "Ich denke, er wird vom Balkon schiessen", teilte sie den Männern ihren Verdacht mit und diese nickten zustimmend. Sie nahmen die Waffen auf Anschlag und gingen hinauf. Und tatsächlich. Tief versteckt in der dunkelsten Ecke war das rote Lichtlein einer Waffe erkennbar. "Waffe runter!" mahnte Semir mit lauter Stimme und der Lauf der Waffe richtete sich nun auf Sarah. "Runter!" mahnte Ben und zog sie runter. In der Wand schlug eine Kugel ein und in der Masse brach Panik aus. Doch nicht bei Steiner. Er packte die Kanzlerin und brachte sie sicher hinter die Bühne. Sarah sah dies und atmete erleichtert auf. Auf Altmeister Steiner konnte man sich eben doch verlassen! Ihr Gefühl täuschte sich nicht. Sie richtete die Waffe und schoss.



    Nach einer Zeit kam keine Erwiderung mehr. Sie hörten Schritte und rannten hinterher. "Stehen bleiben!" kreischte Sarah wütend und rannte den flinken Männern hinterher. "Hast du ein Plan?" fragte Ben und Semir grinste. "Habe ich jemals einen Plan?" fragte er zurück und Sarah musste wieder lächeln. Der Mann rannte Richtung Dach und hatte ein rasantes Tempo auf. Semir, knickte auf einmal ein und blieb zitternd auf den Knie. "Partner!" Ben ging auf ihn zu und Semir winkte ab. "Geh! Ich komm' schon klar!" "Aber..." wollte Sarah erwidern doch Semir sah sie ernst an. Sie nickte und rannte Ben hinterher.

    "Ich hab was", murmelte Sarah, die mit ihren kleinen Hände am Besten in der Nische rumwuseln konnte. Sie nahm eine Akte hervor. "Führmann", murmelte sie und schlug sie auf. "Sie ist genau so hartnäckig wie du!" hörte Semir Ben schimpfen und er verdrehte die Augen. "Im Moment zählen nicht unsere Verletzungen, sondern das Leben der Kanzlerin!" Semir ging zu Sarah und seine Augen huschten über das Geschriebene. "Wir haben noch einen Tag Zeit. Und haben nun einen Vorsprung. Sieh' dir das an!" Ben folgte Semirs Zeigefinger. "Sie hält eine Rede zum neuen Konjunkturpaket! Und das in Köln!" Ben nickte Sarah zustimmend. "Hast du deine Waffe wieder?" fragte Semir und Sarah nickte. "Hab' sie im Abstellraum gefunden. Was hast du vor?"
    "Ich denke, wir werden diesem Fürhmann, einen Besuch abstatten."


    Führmann sah in den Nachrichten den Tod de Brouillers. Seine Augen weiteten sich. So war das garantiert nicht geplant! Die Armee die zur Weltverbesserung dienen sollte, war nun zersprungen! Er rannte sofort zu seinem Kleiderschrank und stopfte notwendiges in einen Koffer. Reisepass, Geld, Checks. Das Attentat würde stattfinden, dass war klar, denn zur Sicherheit hatte er noch andere angeheuert, aber nun war die Spur auf ihn offensichtlich. Er rannte aus dem Haus und rannte direkt in die Arme eines jungen Mannes. "Wow, wow wow! Wohin des Wegs!" Führmann sah auf. Drei Polizisten! Alle hielten sie die Dienstmarke. "Jäger, Gerkhan und Brändli unsere Namen. Ihrer überstürzten Flucht zufolge würde ich sagen, Sie sind Herr Führmann!" Der blonde Kerl holte aus und verpasse Ben einen Kinnhaken. Dieser fiel nach hinten und spürte, wie seine Unterlippe aufplatzte. Die Gunst der Verwirrung ausnutzend, stieg Führmann in sein Auto ein und fuhr los.


    "Ben!" stiess Sarah erschrocken hervor und half ihrem Kollegen auf. "Dieser Mistkerl!" zischte er und sah, wie Semir mit dem Wagen vorfuhr. "Worauf wartet ihr denn?" rief er ihnen zu und die Beiden stiegen ein. Führmann flüchtete auf die Autobahn. "Der Typ hat so was von keine Ahnung!" stöhnte Ben und Sarah lächelte. "Dann lasst uns doch zeigen, dass..." In diesem Moment durchbrachen Schüsse die Scheibe und Semir sah wütend auf das Auto vor ihnen. "Der Wagen war neu!" fauchte er und Ben öffnete synchron mit Sarah die Fenster. "Bist du gut im Schiessen?" fragte Ben und Sarah grinste. "Würde ich, wenn es nicht so wäre, dass machen?" Sie hing sich aus dem Fenster und schoss. Das Klirren von Scheiben war vernehmbar. "Das war das Rücklicht!" bemerkte Ben und Sarah sah wütend rein. "Da kann er wenigstens nichts mehr im dunkel sehen!"
    "Grünschnabel!" Nun war Ben an der Reihe und schoss, doch auch er traff, aufgrund der schrecklichen Wetterverhältnise, nicht. "Haha!" hörte er Sarah sagen und diese zielte nochmal. "Gib' Gas Semir!" schrie sie und der Deutschtürke drückte, unter schrecklichen Gelenkschmerzen, auf die Tube. Noch einmal zielte sie. Schuss! Das hintere, linke Rad platzte. "Bingo!" jauchzte sie und Ben setzte sich wieder. "Angeberin!" zischte er und Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.



    Der Wagen Fürhmanns drehte sich und blieb dann auf dem Pannenstreifen stehen. Er wollte rennen, doch das Schwindelgefühl machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er fiel zu Boden. Ben rannte auf ihn zu und hob ihn hoch. "Ihr werdet es eh nicht verhindern können!" keuchte Führmann und Ben legte den Kopf schief. "Ach ja? Wenn ich's nicht verhindern können, würde ich DAS machen?" Er verpasste Führmann eine Faust ins Gesicht und dessen Kopf schoss nach hinten. "So ein Arsch!" Ben legte ihm die Handschellen an und führe ihn zum Wagen.

    So, damit Elvira wegen mir nicht noch einen Herzkaspar kriegt, hier ein neuer Teil ;)





    Ben blickte zu Joshua, der auf der Wartebank lag und eingeschlafen war. Die Operation dauerte nun schon über drei Stunden und der junge Polizist fragte sich allmählich, ob Semir aus dem Raum wieder lebend herauskommen würde. Er hatte die Hände gefaltet und die Ellbogen auf den Knien gebettet. So sass er da. Er hörte, wie Dieter und Hotte, die er selbstverständlich verständigt hatte, mit einander sprachen. Die Sorge und Angst in ihren Stimmen war nicht zu überhören. Doch es waren sie, die Joshua ermutigt hatten, eine Mütze Schlaf zu nehmen, da dieser von den heftigen Rucken der Wiederbelebung, heftige Schmerzen in der Brust verspürte. Seine gebrochenen Rippen machten ihm zu schaffen. Selbst Ben sagte ihm, wenn auch mit zeimlich gedrückter Stimme, dass er sich eine Pause gönnen sollte.




    Ben glaubte, dass der Zeiger der Uhr stehen geblieben war. Er fühlte sich einsam. Nicht alleine gelassen, einfach nur einsam. Der grässliche Gedanke, dass Andrea und Aida in der Hand dieses Mörders waren, führten auch noch dazu, dass die Schuldgefühle immer mehr zunahmen. Doch wer trug wirlich die Schuld? Sie, weil sie Joshua gerettet haben? Oder Joshua selbst? Nein, sie hatten ja die Hilfe angeboten.
    Ben schniefte kurz und spürte, wie eine einzelne Träne aus seinem Auge lief, kurz über die Wange ging und dann auf die eine Hand tropfte. "Ben?" fragte eine bekannte Stimme und er sah hoch. Hotte stand vor ihm und hatte ein Papiertaschentuch in der Hand. "Komm Junge. Kein Grund sich zu schämen", sagte er mit seiner bekannten, beruhigenden Stimme und strich ihm über den Rücken. "Ist immer noch kein Arzt gekommen?" fragte Ben mit zitternder, heiserner und bedrückter Stimme. Hotte schüttelte mit dem Kopf. "Dieter hat Hartmut informiert. Er untersucht Semirs Haus genau. Wie du es angeordnet hast." Der gute Hartmut. In solchen Situationen zeigte der durchgeknallte KTU-Beamte seine wahre Grösse. "Hotte, das dauert einfach zu lange!" stöhnte Ben entnervt und Hotte konnte nur zustimmen.




    Ben erschrack, als sich die Operationstüre öffnete und eine Frau in Semirs Alter hinaustrat. Sie blickte auf die Gruppe. "Gehören sie zu Semir Gerkhan?" Ben nickte und zückte seinen Dienstausweis. "Jäger, Kripo Autobahn. Ich bin sein Partner." Versuchte er möglichst emotionslos zu sagen. "Also Herr Jäger. Herr Gerkhan hatte während der Operation einen weiteren Herzstillstand", sofort verkrampfte sich Bens Magen, "doch ihr Kollege ist ein eiserner Kämpfer. Allerdings besteht immer noch hohe Lebensgefahr. Ein hoher Blutverlust, ausserdem wurden Arterien verletzt. Wir haben ihn auf die Intensiv verlegt." In diesem Moment wachte Joshua auf. Er sah auf die Ärztin. Sie sprach perfekt Englisch und übersetzte ihm alles. Er sah besorgt zu Ben. "Kann ich zu ihm?" fragte Ben zögernd und die Ärztin seufzte. "Meinetwegen", sagte sie und nickte auf die hintere Gruppe, "allerdings kann ich es nur Ihnen gestatten. Ihre Kollegen müssen hier bleiben." Ben sah nach hinten. Natürlich sah er es den Leuten an, dass sie Semir auch gerne gesehen hätten, doch die Vernunft siegte.




    "Geh' nur Ben", begann Dieter, "Genau, wir können noch später zu ihm!" ergänzte Hotte und Joshua nickte bloss. Ben folgte der Ärztin und diese hielt vor dem Zimmer. "Sie müssen die Schutzkleidung anziehen. Ihr Kollege hat ein geschwächtes Immunsystem. Wir wollen kein Risiko eingehen."
    "Natürlich." Ben tat wie ihm befohlen und zog sich die Kleidung an. Schliesslich dann noch die Schutzmaske. Sie nickte und öffnete die Türe. Ben glaubte, dass sein Herz stehen bleiben würde. Semir lag in einem schneeweissen Bett. In seiner Nase eine Atemhilfe und durch eine Infusion wurde ihm Blut zugeführt. Das EKG zeigte seine Herzschläge an. Mit zitternden Beinen ging Ben auf das Bett zu und sah die Elektroden des EKG-Gerätes. Oder zumindest die Kabel davon, die unter dem Krankenhausleibchen verschwanden. "Hey Kumpel", flüsterte Ben und nahm sich einen Stuhl. "Was machst du auch für Sachen?" Er nahm Semirs Hand und drückte fest zu. "Ich werde Andrea und Aida heil zurückbringen. Das schwör ich dir bei Gott!" Er verzog das Gesicht, um aufkommende Tränen zu verdrücken. "Siehst du? Wegen dir Idiot heule ich noch beinahe!" Doch das "beinahe" war gelogen. Die Tränen bahnten sich ihren Weg. Er fühlte sich wie das letzte Weichei. Das allerletzte Weichei.

    Semir parkte seinen Wagen in die Garage, schloss diese und ging zur Haustür. "Lassen Sie mich los!" hörte er Andrea schreien und Aida weinte aus voller Kehle. Semir nahm seine Waffe und hielt sie in Anschlag. "Hilfe!" Andreas Stimme überschlug sich und Semir fragte sich, wann er seine Ehefrau zum letzten Mal so Kreischen gehört hatte. "Sie Schwein!" Semir schlug die Türe auf und sah direkt die Szene die sich abspielte. Ein maskierter Mann hielt Andrea fest und wollte sich gerade an Aida vergehen. "Weg von meiner Frau!" mahnte Semir und hielt den Finger schon um den Abzug. Doch bevor er abdrücken konnte drang ein Knall in seine Ohren und er fühlte einen feuerheissen Schmerz im Bauch. Voller Schock liess er die Waffe fallen und sah an die schmerzende Stelle hinunter. Würde er es nicht besser wissen hätte er gedacht, dass ihm jemand Rotwein über das Hemd gegossen hätte. Doch es war kein Rotwein, es war Blut. Es war sein Lebenssaft, der in Mengen aus einer Schusswunde floss. Er fühlte, wie seine Beine nachgaben und er ging zu Boden. "Nein", Andrea schlug gegen den Angreifer, der seine eine Hand an einer abgesägten Schrottflinte hatte. "Sie Schwein! Sie Mörder!" kreischte sie mit Tränen in den Augen und bevor sie sich wieder wehren konnte, hielt er ihr ein genässtes Tuch vor die Nase. Ihre Welt versank in erbarmungsloser Dunkelheit.



    Ben konnte nicht schlafen. Nervös lag er in seinem Bett. Genervt von der Tatsache, stand er auf und begab sich Richtung Küche, wo Joshua sass. "Joshua", begann er und der Engländer sah auf, "can we go to Semir?" Joshua zog irritiert eine Augenbraue hoch was, wegen des dicken Verbandes um seine Stirn, ein wenig lächerlich aussah. "Please", flehte Ben und Joshua zuckte kurz mit den Schultern. "If you want. You're the Boss!" Ben lächelte erleichtert und zog sich schnell an. Zusammen gingen sie zu der Garage, stiegen in Bens Mercedes und fuhren los. Als sie ankamen, hörten sie einen Knall und Andreas wütende, verzweifelte Stimme. "Semir!" Ben rannte los, die Waffe gezückt. Joshua tat es ihm gleich. Sie gingen zur Tür und nickten einander zu. Wie auf Kommando hoben sie Beide das rechte Bein und traten die Türe ein. Doch zuerst konnten sie nichts erblicken. "My god! Semir!" Joshua kniete zu Boden und zog seine Jacke aus. Ben sah seinen Freund. Leichenblass. Das Blut aus der Wunde fliessend. Der Atem ging nur stockweise. "Get the ambulance!" schrie Joshua doch schien er zunächst Ben nicht aus seinem Schock ziehen zu können. "Damn it Ben! He dies! Get the fucking ambulance!" Joshuas harte Wortwahl liess Ben erst wieder aus der Trance holen und er zückte sofort sein Handy.



    Semirs Lider flackerten und er erblickte den Engländer, wie er seine Jacke zeriss und einen Stoffetzen auf seine Wunde drückte. "A-andrea..." stiess er hervor und er fühlte, wie Joshua seinen Oberkörper auf seine Knie bettete. "Hold on Semir", flüsterte Joshua und sah zu Ben hinauf. Dieser beugte sich zu ihnen und sah mit weit aufgerissenen Augen Semir an. "Oh Gott." Joshua ahnte, dass Ben vollkommen unter Schock stand. Das Bild des blutenden Partners. Es musste grauenhaft sein. Als Einzelkämpfer kannte er dieses Gefühl zum Glück nicht. "Go outside Ben", bat er und Ben ging ohne ein Widerwort aus dem Raum. Da ahnte sogar Semir, der der Ohnmacht schon wieder nah war, dass Ben nicht zurzeit der war, der er eigentlich war. "My Wife...he..." Doch weiter kam der Deutschtürke nicht. Seine Augen schlossen sich und der Brustkorb hob sich nicht mehr! "No! Semir!" Joshua legte ihn sofort auf den Boden und bettete seine Hände auf die Brust. Herzmassage, Mund zu Mund Beatmung!




    Mit lautem Geheul näherte sich der Krankenwagen und Ben wies, immer noch total abwesend, die Leute in Semirs Haus. Die Notärzte erblickten Joshua, mit Semirs Blut befleckt, immer noch dabei, sein Leben zu erhalten. "Alles gut, wir sind nun da." Der Engländer brauchte keine Übersetzung. Er wusste, was dies bedeutete. Er löste sich von Semir und sah, wie der eine Sanitäter schon routinemässig die Infusion legte. "Blutdruck sehr tief!"



    Joshua fuhr sich einmal durchs Haar und ging hinaus. Er konnte nichts mehr tun. Seine Arbeit war getan. Er sah, wie Ben auf einem Vorsprung sass. Regungslos. Der Engländer seufzte und ging auf ihn zu. Er legte eine Hand auf die Schulter. "Ben?" fragte er besorgt und der junge Polizist drehte sich zu ihm um. Das Gesicht schneeweiss, der Schock immer noch ins Gesicht geschrieben. "It wasn't your fault", versuchte er ihn aufzuheitern. Er versuchte ihm auch rein zu reden, dass sein Gefühl richtig war. Wären sie nicht losgefahren, hätten sie Semir am Morgen bestimmt tot aufgefunden. "Joshua", begann Ben stockend und der Engländer sah ihn an, "help me. I want this guy! Death or alive!" Joshua nickte. Natürlich würde er ihm helfen.