Beiträge von jenni

    Semir und Ben rannten den Wachen hinterher. Doch so langsam begann das Adrenalin Semir zu verlassen und er sackte ein. "Ben", siess er hervor und kam kaum noch zu Atem. Er befand sich im dichtesten Gebiet des Rauches. Ben drehte sich um und rannte zu seinem Partner. "Du kannst doch jetzt nicht einfach schlapp machen!" mahnte er und stützte seinen Kollegen. Gemeinsam liefen sie aus dem brennenden Raum und vernahmen einen Schuss. Und der Schrei einer verzweifelten jungen Frau. "Das war Johanna!" bemerkte Ben und Semir liess von ihm ab. "Geh' du musst ihnen helfen!"
    "Ohne dich! Vergiss' es!" Ben nahm Semir Huckepack und mit ihm auf dem Rücken, rannte er zum Burgplatz.


    Getroffen taumelte de Brouiller zusammen mit Sarah nach hinten und stürzte mit dem Mädchen nach hinten. Johanna kreischte vor Entsetzten auf und rannte hinterher. Doch die Einzige, die noch um Hilfe schrie, war Sarah. Sie konnte sich retten, in dem sie sich von de Brouiller, der in der Schulter getroffen wurde, lösen konnte und so noch den Vorsprung fassen konnte. Die Fingerknöchel liefen weiss an und ihre Arme zitterten vor Anstrengung. De Brouiller fiel mit grellem Geschrei in die Tiefe und schlug auf den Boden auf. Das Brechen sämtlicher Knochen war zu hören. Als Sarah hintunersah, erblickte sie das Blut, dass aus sämtlichen Verletzungen floss. "Johanna!" schrie sie verzweifelt und die junge Frau packte sofort zu. Sie vermied es, ihren Vater anzusehen. Feuerheisse Tränen flossen ihr die Wangen hinunter.


    Victor wollte seiner Freundin zur Hilfe eilen, als er brutal auf den Boden gestossen wurde. Er blickte auf und sah Lukas. Sein Gesicht war feuerrot vor Wut. Er hielt ihm den Degen an die Kehle und fletschte mit den Zähnen. "Du verdammter Hurensohn!" krächzte er und die Wut war förmlich spürbar. Sein Herr war nun tot, Johanna verlor ihr Herz an einen anderen! Sein Leben schien in ein tiefes Loch zu fallen. "Verrecke! Verrecke einfach und lass mich und Johanna in Ruhe!"


    Diese hatte es gerade geschafft, Sarah wieder festen Boden unter den Füssen zu bescheren, als sie diese Szenerie sahen. Sofort rannte Johanna auf Lukas zu und riss an seinen Armen. "Lass ihn los!" kreischte sie und wurde von dem Typen gewaltsam nach hinten gestossen. Doch das Mädchen gab nicht auf. Immer wieder versuchte sie ihn aufzuhalten. "Lukas Waffe runter!" mahnte Semir der inzwischen mit Ben angekommen war und auf zittrigen Beinen stand. Die Waffe in Anschlag. "Halt du dich daraus Dellay!" Ben ging langsam auf ihn zu. "Das führt doch zu nichts!"
    "Zu nichts? Ich habe nichts mehr zu verlieren!" Lukas Hände zitterten und Sarah rannte zu Johanna, die nach einem weiteren Versuch auf dem Boden liegen blieb. Sie konnte nicht mehr. Alles brach in ihr zusammen. "Noch kannst du es zum rechten bringen Lukas", versuchte die junge Polizistin den jungen Mann zu beruhigen. "Wieso? Ich habe Saschas Kopf auf die Autobahn geworfen, den Körper in den Zementbecken gelegt, nachdem Johannas Vater ihn geköpft hatte!" Johanna schrie und brach ihn Tränen aus. Immer mehr zersprang ihre Illusion.



    "Lukas bitte!" Ben hielt ihm die Hand hin. "Wir können ein gutes Wort für dich einlegen." Doch Lukas ging von Victor weg und griff Ben an. Dieser hatte mit einem Handgriff seinen Degen hervorgebracht und begann, mit dem jungen Mann zu kämpfen. "Hört auf bitte!" schluchzte Johanna hervor.

    "Ich muss da rein Victor!" Johannas Stimme war entschlossen und sicher. "Ich will Lena! Wer weiss, vielleicht gehört sie auch zu der Polizei wie dieser Ben Jäger! Ich muss ihr helfen!" Dieter und Hotte standen wie bestellt und nicht abgeholt da. Trotzdem beobachteten sie neugierig die Szene. "Dann komme ich mit dir!" sagte Victor entschlossen und gab seiner neuen Liebe einen innigen Kuss.



    "Wo ist meine Tochter!" schrie de Brouiller wutentbrannt. Sarah rührte sich nicht. Sie spürte die Kälte des Metalls an ihrem Hals und schloss schon mit sich und dem Leben ab. "Das Geheimnis, nehme ich mit in mein Grad de Brouiller!" stockte sie hervor und wimmerte kurz auf, als der Führer noch stärker an ihrem schon zu kurzen Haar zog. "Ich glaube du begreifst den Ernst deiner Lage nicht Kleines", zischte er und Sarah sagte nichts. Natürlich kannte sie ihn. Sie kannte den Ernst. Wenn Semir und Ben nicht bald auftauchen würden, konnte sie ihrem zu kurzen Leben auf Wiedersehen sagen! "Zum letzten Mal", De Brouiller holte mit dem Schwert aus, "wo ist meine Tochter!"



    Semir spürte, wie seine geschundenen Gelenke nachgaben und er kämpfte heftig dagegen. Sein ganzer Körper zitterte und die Pein stieg ins unerträgliche. "Da ist die Folterkammer", stiess er hervor und Ben drehte sich um. "Geht's?" fragte er besorgt und Semir winkte ab. "Meine Schmerzen sind nun meine geringste Sorge! Wir müssen Sarah retten!" Ben nickte zustimmend und trat die Türe auf. Sofort sah er, wie de Brouiller mit dem Schwert ausholte. "Waffe runter de Brouiller!" ermahnte er und richtete sofort die Pistole auf den Angreifer.




    "Sagt wer?" fragte de Brouiller und stoppte. Sarah atmete erleichtert aus. Gerettet. Vorerst. Sie sah, wie Semir hinter Ben auftauchte. Die Waffe genauso auf de Brouiller gerichtet. Ben packte mit einer Hand das Gummi der Maske und zog sie ab. "Ben Jäger. Kripo Autobahn!" de Brouiller nickte und sofort griff eine Gruppe uniformierter Männer Semir und Ben an. Ben sprang auf und schaltete einen mit einem gezielten Tritt ins Gesicht ausser Gefecht. De Brouiller packte Sarah und riss sie, unbemerkt, aus dem Ausgang.




    Johanna winkte Hotte und Dieter zu sich. Sie rannten über den Burgplatz, immer wieder versteckten sie sich hinter Säulen und stahlen sich den Wachen davon. Sie hatten es auch fast zum Büroeingang geschafft als Johanna sah, wie ihr Vater mit Sarah über den Burgplatz hastete und das Schwert stets an die Kehle des Mädchen haltend. "Lena!" schrie sie entsetzt und rannte auf ihren Vater zu. "Papa was tust du da?" kreischte Johanna und der Vater haltete an. "Da bist du also!" fauchte de Brouiller und drückte Sarah an sich. "Lass sie los!" befahl sie mit zitternder Stimme, ausser sich vor Wut, dass ihr Vater wirklich der Typ war, der man ihr erzählte. "Sie ist eine von der Polizei Johanna!"
    "Jo, geh bloss weg!" de Brouiller schlug Sarah die Hand vor den Mund und hielt seine Tochter zurück, in dem er der jungen Polizistin die Waffe noch härter an den Hals hielt. Eine kleine Linie Blut floss den Hals hinunter. "Geh weg Johanna", begann de Brouiller und sah sie ernst an, "oder ich muss das Mädchen umrbringen!"

    Joshua steckte den Schlüssel in das Schloss seiner Zimmertür. Er und Semir beschlossen, um Ben zu schützen, dass Joshua bei ihm blieb. Jedenfalls über die Nächte. Der Englänger wollte nicht, als er davon erfuhr, dass Semir seine Familie dadurch noch mehr vernachlässigte. Er beschloss, Bens Beschützung in den Abendstunden zu übernehmen. Er winkte die Beiden ins Zimmer. Er ging zu dem einzigen Schrank im Raum und holte eine überdimensionale Sporttasche hervor. "Just a little moment", sagte er und packte einige Kleider hinein. "No problem", erwiderte Ben und sah um sich. Seit dem Schuss hatte er das Gefühl, stets beobachtet zu sein. "Hey, alles wird gut", versuchte Semir ihn aufzuheitern. "Weiss ich doch", erwiderte der Jüngere doch Semir sah die Zweifel in seinen Augen. "Joshua? Are you ready?" Der Engländer zog den Reissverschluss auf Bens Frage hin zu und nickte. "Let's go!"



    Langsam schwang die Türe auf und Joshua betrat den Hausflur. Er staunte nicht schlecht. Ihm schien Bens Appartement zu gefallen. "Fantastic", stiess er erstaunt hervor und konnte seine Blicke kaum beruhigen. "Yeah...must say thanks to my father..." murmelte Ben mit sarkastischem Unterton. Er mochte es nicht. Sein Vater hatte es ihm gekauft. "Damit du wieder auf die richtige Bahn kommst", hatte er ihm damals gesagt. Dieser Mensch wollte wirklich, dass Ben das Leben als Polizist aufgab. Doch das wollte er nicht. Besonders seit er mit Semir zusammenarbeitete, sah er dies alles nicht mehr als Rebellion gegen seinen Herr Gevater an. Nein. Es war zur seiner Passion geworden.
    "Wheres my room?" fragte Joshua und Ben wies ihn zum Gästezimmer. Joshua lächelte. "Looks better than my room in this suspect hotel." Nach diesem Satz warf er die Tasche auf das Bett. "Okay", begann Semir und richtete so die Blicke auf sich, "du wirst niemals alleine gelassen Ben. Auch wenn du das sicher wieder übertrieben findest! Ich möchte es so!" Ben nickte bloss und übersetzte dies Joshua. "Joshua, du übernimmst eben wie abgesprochen den Schutz über die Nacht." Der Engländer salutierte.




    Entkommen! Sie waren ihm entkommen! Wie konnte dies nur geschehen! Sie waren vorbereitet, dass ahnte er nun. Besonders dieser kleine Kommissar. Er war erfahren. Der ruhige Pool zwischen den zwei jungen Heissporen. Er war der Schlüssel, er war der Knackpunk. Semir, Semir Gerkhan, so hiess er. Verheiratet. Eine Tochter. Die Schlüssel! Die einzige Möglichkeit. Wenn er an diesem komischen Typen vorbeikam, so hatte er freie Bahn auf die beiden jungen Polizisten! So war es! Er musste es tun! Bald war es soweit!



    Der Abend dämmerte und Ben machte sich bettfertig. Mit Boxershorts, T-Shirt lief er barfuss durch die Wohnung und sah, wie Joshua gebannt durch die Fenster starrte. Die eine Hand, stets an der Waffe. "You must not do that!" ermahnte Ben den Englänger und sagte ihm so, dass er dies nicht tun musste. "Of course i must!" erwiderte Joshua. Er fühlte sich schuldig. Er und Semir hatten ihm das Leben gerettet und so konnte er es ausgleichen. Danach waren sie quitt. Das war er sich sicher. Ben ging zum Kühlschrank und nahm die Milch heraus. Er genehmigte sich ein Glas und beobachtete Joshua. So angestrengt und übervorsichtig, hatte der Engländer etwas von Semir. Dieser Gedanke brachte ihn zum Lachen. Joshua drehte sich um. "What?" fragte er und Ben winkte ab. "Nothing, absolutely nothing!"

    7


    "Also, wenn ich das richtig verstehe, ist dieser Bersteiner hinter euer Direktorin her! Und da wir schon nach ihm gesucht haben, können wir Schweizer euch helfen?" Semir und Ben nickten im Akkord und die Schweizerin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Okay, ich schlage vor, wir gehen zuerst zu Bersteiner Senior. Der hat einen Käseladen hier in Köln." Ben und Semir sahen sich an. "Das heisst, du arbeitest mit uns?" Annelie zuckte mit den Achseln. "Das bin ich meiner einen Hälfte schuldig", sagte sie und Semir zog eine Augenbraue hoch. "Ein Mischling?" "Mein Vater kommt aus Berlin", erwiderte sie und Ben rollte mit den Augen. "Deshalb das gute Hochdeutsch!" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Meine Oma beharrte darauf. Sie versteht zwar die Schweizer Sprache, zwang mich aber, mit ihr Hochdeutsch zu sprechen, deshalb!" Sie winkte mit den Armen. "So und jetzt auf! Wir haben einen Fall zu lösen!" Ohne es zu wollen, standen die beiden Herren auf Befehl auf und nahmen ihre Jacken. "Wo wirst du eigentlich übernachten?" fragte Semir und Annelie zuckte mit den Achseln. "Hab' eine billige Absteige gefunden. Das reicht mir."
    "Mich wundert's, dass du so schnell da warst!" stellte Ben fest und Annelie drehte sich um. "Das ist doch keine Kunst", begann sie und zwinkerte, "ich bin von Bern zum Belper Flughafen gefahren. Last Minute Buchung und schwupps, war ich weg!" Semir konnte sich unter "Belp" rein gar nichts reimen. Doch es war ihm egal.


    "Herr Bersteiner?" Semir ging auf den Tresen des Käseladens zu und die angesprochene Person drehte sich um. Er war das perfekte Ebenbild des Alphöhi aus Johanna Spiris Erzählungen über Heidi. "Was kann ich für sie tun?" fragte er im starken schweizer Dialekt und Annelie ging auf ihn zu. "Frau Zaugg!" sagte er erstaunt und die Schweizerin lächelte. "Es geht wieder einmal um ihren Sohn, Herr Bersteiner!" Der ältere Herr seufzte und strich sich übers schüterne Haar. "Er ist hinter seiner ehemaligen Partnerin, Anna Engelhardt her!" Die Augen des Mannes weiteten sich. "Hinter der guten Anna?" fragte er nach und Annelie nickte als Zustimmung.


    "Wissen Sie", mischte Semir sich ein, "wo sich Ihr Sohn im Moment aufhalten könnte?" Bersteiner schüttelte mit dem Kopf doch alle drei Kommissare sahen, dass er log. Natürlich, trotz der Schwierigkeiten, würde ein Vater seinen Sohn nie verraten. "Hören Sie. Mein Junge ging nach Deutschland um das grosse Glück zu finden. Da fand er seine Frau und wurde für sie zum Deutschen. Doch die Tatsache, dass meine Enkelin Opfer des Attentats wurde, hat die Beiden ausseinandergerissen und er ging wieder zurück!" Semir ahnte, dass es nichts bringen würde, er wollte Annelie schon zurück ziehen als diese Bersteiner ernst ansah. "Itz mau ehrläch (Jetzt mal ehrlich)", begann sie und Semir, mit Ben, verstand kein Wort mehr, "wo isch ihre Sohn Herr Bersteiner? Ig ha ihne gholfe! Itz isches zit, dass sie sech revanchiere! (Wo ist ihr Sohn Herr Bersteiner? Ich habe Ihnen geholfen! Jetzt ist es Zeit, dass sie sich revanchieren!)" Bersteiner seufzte auf ihren harten Ton hin und schüttelte mit dem Kopf. "Ich chan ihne würklech nid helfe Frou Zaugg...(Ich kann ihnen wirklich nicht helfen Frau Zaugg" Annelie sah die Angst in seinen Augen. "Bedroht dr euch? (Berdroht er euch?)" Keine Antwort. Er wies einfach dezent zur Tür und Annelie musste sich geschlagen geben.


    "Was war das denn für ein Kauterwelsch?" fragte Ben verdutzt und Annelie grinste ihn kurz an. "Das, lieber Ben, war Schweizerdeutsch!" Semir sah sie an. "Nun begreife ich, wieso ihr das "ch" so stark ausspricht! Das kommt von eurer Sprache her." Sie nickte. "Auch wenn man es uns versucht, im Schulunterricht reinzuprügeln. Viele Schweizer gebrauchen das Hochdeutsche in ihrem Leben gar nicht, deshalb verlieren sie die richtige Aussprache gleich wieder."
    "Was hast du zu Bersteiner gesagt?" Annelie seufzte. "Ich denke, er weiss wo sein Sohn steckt. Wie ihr auch höchstwahrscheinlich. Aber er hat Angst. Ich denke, dass er von seinem eigenen Sohn bedroht wird. Und deshalb sagt er uns nichts!"

    „Ihre Frau…hat mich kontaktiert“, begann sie und sah, wie die Leute Semir noch festhielten. Sie konnte genau sehen, wie die Haut über den Gelenken eine ungesunde Farbe annahm und der Deutschtürke hatte sichtlich Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Er zitterte und die Schmerzen in den Knochen wurden immer heftiger. „Ich…ich habe Semir Gerkhan kontaktiert! Wir kennen uns von früheren Zeiten! Er kann nichts dafür. Ich habe eigenmächtig gehandelt und dass war falsch!“ De Brouiller sah Semir an. „Gerkhan also“, murmelte er und Semir schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Nun gut…ich lasse ihn laufen! Allerdings wird er in sein Zimmer gesperrt! Jedenfalls solange bis mein Plan beendet sein wird…was dich angeht“, flüsterte er und ging auf sie zu, „mit dir habe ich dasselbe mit Sascha vor! Dein Kopf wird rollen! Sei dir dies Gewiss!“ Sarah schossen bei diesem Gedanken die Tränen in die Augen. Aber immerhin hatte sie Semir gerettet. „Bringt ihn in sein Gemach und haltet euch an meine Abmachung! Das bisschen würde erhalte ich mir von einer solch schönen Frau!“


    Es dämmerte als Ben zu den Wachen schlich und deren Gehorsam ausnutzen wollte. Er blickte um die Ecke und sah den pubertären Jungen, der das grosse Tor bewachte. Doch bevor Ben handeln konnte, rannte einer der Torwächter der inneren Räume auf ihn zu und flüsterte ihm was ins Ohr. Dann entfernten sich beide sofort. Ben winkte die beiden Turteltauben zu sich. „Johanna, kannst du dir erklären wieso sie ihren Posten verlassen?“ Die Augen der jungen Führertochter weiteten sich. „Das kann nur eines bedeuten“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und sah Ben mit grossen Augen an. „Sie wollen jemanden hinrichten! Ich hab es noch nie erlebt aber…angeblich sollen höchste Verräter gerichtet werden.“ Ben schaltete sofort. Er packte das Mädchen an den Schultern und zerrte sie zum Ausgang. „Geh mit Victor. Geht bitte zu dieser Adresse.“ Er gab ihnen einen handgeschriebenen Zettel in die Hand. „Fragt nach den Polizisten Hotte und Dieter nach. Sagt ihm, Ben Jäger hätte euch geschickt! Und dann sagt ihr bitte alles, über diese Burg.“ Voller Panik nahm Johanna Victor an der Hand und verliess mit ihm die Burg.


    Semir wurde in da Zimmer geschubst und er fiel auf seine geschundenen Gelenke. Voller Schmerz schrie er auf und musste sich erst sammeln. Genau in diesem Moment schlossen die Leute die Türe zu. „Das könnt ihr nicht machen! Sarah!“ Er rannte zur Türe und schlug heftig gegen ihr. Immer wieder schrie er ihm zu und schlug sich die Handballen wund. „Sarah!“ Die Angst kochte in ihm hoch und er wusste, was mit Sarah geschehen würde.


    Ben rannte über den Schlossplatz und glaubte, was zu hören. Semir! Semir rief nach ihm. „Partner!“ stiess er hervor und zückte aus seinem Umhang eine Nadel hervor, die er sich geschmuggelt hatte. Zum Glück waren die Schlösser sehr neuartig und so wusste Ben ungefähr, wie er zu drehen hatte. Mit zwei Handbewegungen hatte er die Türe geöffnet und sofort fiel ihm Semir in die Arme. „Ben!“ stiess er erleichtert aus. Ben sah die Wunden seines Partners. „Gott, was haben sie mit dir angestellt?“ fragte er entsetzt. Semir winkte ab. „Das spielt keine Rolle! Wir müssen Sarah retten! Sie soll geköpft werden Ben! Wie unser Opfer!“ Die Augen Bens weiteten sich und er half Semir, gerade zu stehen. „Sie haben meine Tasche noch nicht durchsucht! Ich habe die Waffen dort! Du hast recht wir müssen handeln!“


    Die Menge versammelte sich langsam und de Brouiller schliff sich bereits das Schwert zurecht. Er erschrak, als einer der Handlanger auf ihn zu kam und ihn panisch ansah. „Herr. Eure Tochter! Sie ist verschwunden!“ keuchte er und de Brouiller sah voller Wut auf Sarah, der schon die Schlinge um den Hals gelegt wurde. Er ging auf sie zu und verpasste ihr eine Faust ins Gesicht. Dabei platzte einer der Nähte und rotes Blut floss ihr die Stirn hinab. „Wo ist meine Tochter?“ schrie er wutentbrannt und Sarah konnte sich ein Lächeln nicht verwehren.

    Sarah machte sich allmählich Sorgen um Semir. Er wollte doch bloss seine Chefin benachrichtigen. Und dass war keine Sache von einer Stunde. Langsam richtete sie sich wieder auf und stand auf. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi und ihr Gehirn war eher ein Pudding als eine definierte Masse. Mit langsamen Schritten ging sie Richtung Burgplatz. Ihr Ziel war der Raum mit den Handys. Mit einer Handbewegung hatte sie ihn geöffnet und sah sich um. Kein Semir. Kein Mensch. Auf dem Boden war eine kleine Blutlache. Sie netzte ihren Zeigefinger und tunkte hinein. Es war schon trocken. „Verdammt!“ Instinktiv lief sie Richtung Folterkammer. Jedoch öffnete sie die Türe nicht und drückte nur ihr Ohr daran. „Wenn ich es Ihnen doch sage“, hörte sie Semir wimmern und seine Stimme klang schrecklich, „ich weiss nicht, wovon Sie reden!“ Also doch. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. De Brouiller hatte sich Semir gekrallt. Aber was tun? Langsam machte sich ihr Jugenddasein bemerkbar. Mit ihren 23 wurde sie für solches noch nicht geschult. Und ihre Waffe war sonst wo! Sie hatte sie zwar dabei, aber es wäre auffällig mit einer Pistole in den Raum zu stossen. Ausserdem hätte sie dann alles vermasselt.


    Doch bevor sie sich schlussendlich Gedanken machen konnte, packte sie jemand von hinten und drückte ihr ein getränktes Tuch vor den Mund. Chloroform! Doch so sehr sie sich wehrte, das grausame Mittel „wiegte“ sie bald in den Schlaf.



    Johanna sah auf als jemand an der Türe klopfte. „Herein?“ bat sie und Victor stand auf einmal im Raum. „Hey Jo…“ flüsterte er sanft und ging auf sie zu. Sie verfingen sich sofort in ein sanftes Spiel der Lust. Sie küssten sich zärtlich und Johanna bewegte die Hand stets in Victors Lendenbereich. „Victor“, stöhnte sie leise und der Mann gab ein kleines „mhm“ von sich. „Lass uns von hier verschwinden!“ Victor löste sich von ihr und sah sie mit grossen Augen an. „Ist das dein Ernst?“ fragte er und Johanna nickte. „Ich möchte weg von hier! Ich möchte eine Ausbildung machen! Kinder kriegen! Und wenn bist du mein Ehemann!“ Victor dachte über die Sache nach. Die Folterung Lukas hatte ihn recht abgeschreckt. „Aber wer soll uns hier rausbringen?“ Johanna lächelte. „Sarah! Sie scheint nicht das zu sein, was sie hier vorspielt! Wer weiss, vielleicht ist sie ja von der Polizei! Sollte das sein, werde ich alles erzählen! Ich bin in einem goldenen Käfig Victor! Und ich will fliehen!“ Der junge Mann war von dieser Idee nicht abgeneigt, dass sah Johanna ihm an. Jedenfalls solange er dies mit seiner Geliebten tun konnte.



    „Sarah!“ sang de Brouiller sanft und löste den Verband vom Kopf der Kleinen. Die Schnitte der Glassplitter waren noch sichtbar. „Sie Schwein“, zischte Semir doch er konnte sich nicht bewegen. Sein Oberkörper war mit Striemen, die von einer Peitsche herkamen, gezeichnet. „Sie kann nichts dafür! Lassen Sie sie in Ruhe!“ de Brouiller lachte höhnisch und zückte aus seinem Umhang ein Blatt Papier. „Darf ich vorstellen, Sarah Brändli. LKA-Kommissarin. Wissen Sie Herr Dellay, wir sind überall. Ich weiss alles, ich bin alles! Nur eines weiss ich nicht. Wer Sie sind. Aber keine Sorge. Das ist nur eine Frage der Zeit.“ Semir wurde schon allein bei dem Klang dieser Stimme schlecht und er musste sich zusammenreissen. Er verspürte nämlich den Drang, diesem Mann ins Gesicht zu spucken.


    De Brouiller widmete sich wieder Sarah und gab ihr eine Ohrfeige. Das Mädchen erschrak und fand sich auf dem kalten Boden der Kammer wieder. Ihre Hände waren mit Ketten gefesselt und nach oben gezogen worden. „Na sieh mal einer an. „Lena“ ist wach!“ Das Lena sprach er kokettiert aus und Sarah wusste in diesem Moment genau, was los war. „Lassen Sie ihn gehen“, flüsterte sie und nickte auf Semir, „er kann für alles nichts dafür!“



    Ben klopfte an die Türe und wurde von Johanna rein gebeten. Schnell richteten sie und Victor ihre Umhänge wieder und der junge Mann wusch noch den Lippenabdruck von seiner Backe. Sie sahen Ben mit fragendem Blick an. „Johanna de Brouiller?“ Sie nickte. „Ich kann Ihnen helfen! Ich habe gehört sie wollen von hier verschwinden!“ Johanna sah Victor mit strahlenden Augen an. „Wirklich? Woher wissen Sie das?“


    „Ein Vögelchen hat es mir zugezwitschert“, erwiderte Ben und hob den Zeigefinger. „Dafür müssen Sie mir einen Gefallen tun!“

    "Wieso eigentlich immer ich in letzter Zeit?" beschwerte sich Ben und sah das Loch in der Scheibe. "Keine Ahnung. Rückst du allen immer auf die Pelle?" Ben hob auf Semirs Kommentar eine Augenbrauhe und blickte zu Joshua. Dieser puhlte mit einem Taschenmesser die Kugel aus der Wand. "Have you got something to..." Ben verstand und nahm aus seiner Schublade eine Plastiktüte. Mit dem letzten Ruck zog Joshua die Kugel aus der Wand und diese landete wohlbehalten in der Tüte. Semir ging zu Türe und beordnete Hotte zu sich. "Bring das zu Hartmut." Verwundert sah der beleibte Polizist die Kugel an. "Ein Anschlag. Sag ihm, er soll die Kugel so schnell wie möglich untersuchen!" Hotte nickte und verschwand wieder. Ben setzte sich und musste das Geschehene sacken lassen. Ein wahnsinniger Killer hatte es nun auf ihn abgesehen. Welch rosige Aussichten! Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und erblickte Joshua. "Hey, Semir and i will protect you. If i have my gun!" Semir ging auf diesen Kommentar hinaus und kam nach einer halben Stunde wieder. Mit einer Dienstwaffe. Er gab sie Joshua und dieser sah ihn verwirrt an. "Sag ihm, dass es zwar nicht seine seie, aber sie wird ihm helfen!" Ben tat wie ihm befohlen und Joshua bedankte sich bei Semir. Dieser übergab ihm bei dieser Gelegenheit auch gleich ein Halfter für die Waffe.



    Daneben! Wie konnte er daneben schiessen! Dieser verfluchte Joshua! Immer brachte dieser Inspector nur Ärger ein. Nicht nur, dass er ihm hinterherschnüffelte nein! Er musste sich auch noch mit diesen verdammten Deutschen verbinden. Wie konnte man dies nur tun? Deutsche sind Abschaum. Deutsche sind Mörder, die auch seinen Vater auf den Gewissen haben. Verfluchter Hitler! Verfluchter zweiter Weltkrieg! Und alle hatten mitgemacht! Auch wenn nun einige Zeit vergangen war, musste er doch ohne Vater aufwachsen! Und seine Mutter, hielt nicht viel von ihm. Mit vier ins Heim gebracht! Was für eine Zukunft!
    Nun konnte er sich rächen. Und er würde sich rächen! Das Volk sollte qualvoll in ihrem eigenen Land verrecken. Und bei diesem Reichen Söhnchen, würde er den Anfang machen! Schliesslich schlug ja der Mordanschlag an Etheridge fehl!




    "Now we've got a problem! He wants Ben. And maybe you Semir!"
    "Kann man wohl sagen", murmelte Ben und schluckte kurz. In ihm kamen die Erinnerungen des Sarges wieder hoch. Und auch da wahr ein kranker Mann im Spiel. Noch einmal wollte er das nicht durchmachen! Schon allein die Angst schnürte ihm die Kehle zu und er zitterte vor Angst. "Ben?" fragte Semir besorgt, kniete sich besorgt vor ihn und nahm seine Hände. Ben schüttelte kurz mit dem Kopf. "Ist es wegen..." Weiter brauchte Semir nicht zu gehen. Ben nickte und zeigte so, dass er nicht weiter drauf eingehen wollte. Joshua sah ihn an. "Ähm...he...buried..." stockte Semir hervor und Joshua verstand sofort. "While he was alive!" ergänzte er und legte eine Hand auf Bens Schulter. "Don't worry...i've said, we will protect you! And that's true. You know that!" Ben nickte leicht und biss sich kurz auf die Unterlippe. Er schämte sich, ein derartiges Zeichen von Schwäche zu zeigen! Besonders vor einem Fremden.

    6.



    Es vergingen drei Stunden, als Susanne an die Bürotüre klopfte und hindurchblickte. "Da ist eine gewisse Frau Zaugg für euch da", verkündete sie und Ben winkte. "Lass sie reinkommen", befahl er und Susanne nickte. Sie sprach mit einer jungen Frau mit kurzem Modeschnitt, der noch zwei drei blonde Extensions enthielt. Sie trug eine modische Brille und war sehr rebellisch, genau wie Ben, gekleidet. Diese Kleidung bestand aus einer Jeans, Turnschuhen mit Nieten, ein T-Shirt mit einem Southparkmändchen und eine schwarze Jacke bildeten den Abschluss. "Frau Zaugg?" fragte Ben einladend und die Angesprochene betrat den Raum. Sie hatte ein warmes Lächeln und klare Augen. "Herr Jäger, nehme ich an." Sie gaben sich die Hand. "Darf ich Ihnen Kommissar Semir Gerkhan vorstellen? Er ist mein Partner." Sie gaben sich die Hand und Semir bot ihr sofort das "Du" an. Bei solch jungen Frauen fand er es lächerlich, sie zu sietzen. Ben tat es ihm gleich. "Also Ben, du hast mich angerufen, wegen Bersteiner und", sie kramte aus ihrer riesigen Umhängetasche eine dicke Akte hervor. "Als er seine Stelle als Adjudant kündigte, wurde er natürlich nicht mehr vom Militärgericht betreut", begann sie, nachdem sie sich alle gesetzt hatten, "er steht unter Verdacht, den jungen Andreas Müller getötet zu haben. Sohn des Schweizer Polizeidirektors. Ein grosser Skandal in unserem Land."



    "Kann man verstehen", murmelte Semir und las die Akte durch. Annelie sah, wie Glaser neue Scheiben einsetzten und wie die blutigen Teppiche ersetzt wurde. "Ich habe gehört, alle Polizisten werden durchkommen?" Ben nickte und Annelies Blick richtete sich auf den Verband, um seiner Hand. "Dich hat es anscheinend auch erwischt", sagte sie mitleidend und Ben zuckte mit den Achseln. "Geschehen ist geschehen. Ausserdem spüre ich kaum noch was." Annelie blickte zu Semir. "Was hat Bersteiner vor?" fragte sie direkt und Semir seufzte. "Er hat es auf unsere ehemalige Direktorin abgesehen. Sie waren einst Partner." Sie nickte. "Davon habe ich schon gehört. Ein Serienmord. Ein Opfer war, glaube ich, aus seiner Familie. Da ist er angeblich durchgedreht." Semir bestätigte ihre Aussage.




    Anna betrat den Flur und Andrea kam auf sie zu. Die beiden Frauen umarmten sich zärtlich. "Danke, dass du dieses Risiko auf dich nimmst." Andrea winkte ab. "Wir haben Dieter und Hotte, was kann uns schon passieren?" Ein Glucksen unterbrach die Stimmung. Aida ging auf Anna zu und tippste sie neugierig an. "Bist du gross geworden!" jauchzte die ehemalige Direktorin und hob sie hoch. "Und schwer! Meine Güte! Aber ein putziges kleines Mädchen bist du!" Sie stupste das Mädchen mit der Nase und fuhr ihr durch den sanften Haarflaum. "Ich habe grade was gekocht. Ich hoffe, du hast Hunger!"
    "Und wie!" bestätigte Anna und lief mit Andrea zusammen in Richtung Esszimmer. Es roch herrlich nach Fleisch und Pasta. Sie setzten sich an den Tisch und Andrea gab aus. Hotte musste sich zusammennehmen. Er durfte die Kontrolle nicht verlieren. Essen konnte er später.


    "Nun denn. Einen guten Appetit und hoffen wir, dass sich alles bald wieder legt!" wünschte Andrea und Anna nickte zustimmend.

    "Entweder meine alten Augen spielen mir einen Streich oder ich kenne das Gesicht!" Ben blickte direkt in Semirs Visage. Er sagte zunächst nichts. "Komm schon Ben. Einen Fremden magst du zwar reinlegen können aber, ich kenne inzwischen deine Gangart und deine neugierigen Triebe!" Ben zwinkerte mit einem Auge und grinste. "Ich seh' aber nicht schlecht aus oder?" Semir verdrehte die Augen. "Du konntest dich also nicht unter Kontrolle haben. Mir geht es gut wie du siehst!" Nun wurde Bens Gesicht ernst und er verschränkte die Arme. "Gestern nacht, als ich zuhause ankam, lag dein weisses Hemd blutüberströmt auf dem Fussboden. Ich dachte mich trifft der Schlag! Zum Glück stellte sich heraus dass es sich um das Blut eines Huhnes handelte aber, ich bin fast vor Angst gestorben!" Auch wenn das schrecklich war, konnte sich Semir ein Lächeln nicht verkneifen. Die Tatsache, dass Ben aufgrund dieser Sorge maskiert hier her kam, rührte ihn sehr.
    "Wie ist der Stand?" Semir seufzte. "Hattest du den Jungen gesehen?" Ben nickte. "Die haben ihn beinahe zu Tode gefoltert!" stiess er entsetzt hervor und Semir konnte ihm nur zustimmen. "Er hat, eine junge Frau angegriffen." Ben ahnte, vom Ton Semirs her, welches Mädchen was das war. "Doch nicht etwa die Kommissarin des LKA?" Semir sah Ben verwundert an. "Die Chefin hat mich drüber aufgeklärt!" erklärte er und Semirs Gesicht verdunkelte sich. "Sie ist bei Bewusstsein. Hat mich aber über etwas aufgeklärt:



    Sarah schluckte kurz und richtete sich auf. "Nun gut, du hast mich gerettet, also bin ich die eine Erklärung schuldig", sie verzog das Gesicht und hielt sich am Kopf. "Wir vom LKA vermuten, dass dies alles nur Schein ist. Durch vertrauliche Quellen haben wir nämlich erfahren, dass er ein Mitglied der Illuminati ist." "Etwa dieser geheime Orden?" Saran nickte. "Ich dachte der wurde 1784/1785 verboten?" Sarah zuckte mit den Schultern. "Offiziel. Es heisst ja er wurde verboten und danach stellte man die Aktivitäten ein. Aber du kennst ja die Menschheit. Ihnen ist jedes Mittel recht, um die Welt zu verbessern." Semir konnte dem nur zustimmen. "Was habt ihr sonst so rausgefunden?" Nun wurde Sarahs Gesicht wieder bedrückt. "Johannas Mutter ist nicht, wie von ihr geglaubt, tot. Sie konnte von diesem Orden fliehen. Sie hatte ihn schon fast vergessen, als der Sohn, der von ihrem neuen Mann stammt, die Seite im Internet entdeckte. Sie kontaktierte uns. In der Hoffnung, wir könnten ihre Tochter befreien. Nur leider...habe ich ein zu intimes Verhältnis mit Johanna aufgebaut!" Semir schüttelte mit dem Kopf. "Du könntest sie da raus bringen! Sie ahnt dass es noch mehr gibt, als die Burgmauern!"



    Gerade als Semir mit der Erzählung fertig war, schritt ein Mann mit goldblondem Haar und Anzug über den Burgplatz. "Moment mal!" murmelte Ben und sah dem Typen nach. "Was ist?" fragte Semir neugierig und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Ich sah den Typ während der Begrüssungszeremonie reinkommen! Da hatte er noch einen dicken Koffer!"
    "Du meinst, der hat hier Geld reingeschmuggelt?" Ben nickte und Semir seufzte. "Wenn de Brouiller wirklich der Illuminati angehört und die Welt verbessern will...wo will er anfangen?" Ben verschränkte die Arme und sein Blick gefiel Semir gar nicht. "Im Buch Dan Browns versuchten sie den Papst zur Strecke zu bringen. Das wäre zu einfallslos und zu missverständlich. Überleg mal, wer hat hier in dem Land die absolute Macht!" Semirs Augen weiteten sich und er schlug Ben auffordernd auf die Schulter. "Wir müssen Sarah Bescheid geben!" zischte er und sie gingen durch die Hintergänge zum Zimmer der LKA-Kommissarin.



    "De Brouiller will die Kanzlerin umbringen?" fragte diese entsetzt und blickte Semir, der zunächst allein im Zimmer war, entsetzt an. "Woher willst du das wissen?" Semir pfiff kurz und Ben kam hinein. "Sarah", Semir blickte sich noch einmal um und Ben schloss die Türe, "dass ist mein Partner. Ben Jäger. Lass dich nicht abschrecken so sieht er normalerweise nicht aus. Er ist ein Tick hässlicher", scherzte er und Ben verdrehte die Augen. "Freut mich dich kennenzulernen", sagte er jedoch mit freundlicher Stimme und sah Sarah mitleidend an. "Was macht der Kopf?" Sarah zuckte mit den Achseln. "Tut weh", antwortete sie knapp und schien sich von dem Schock gar nicht zu erholen. "Wir müssen irgendwas tun!"

    Ah sehr gut. Nun kann ich fblen *händereib*


    Also nach 'ner Anfängerstory hört sich das nicht an. Ich habe als Anfänger viel fürchterlicher geschrieben. Respekt also schon mal. Schon allein der Titel hatte mich angeschroben. Der hat was gruseliges an sich und solche Titel mag ich. :)


    Noch was, dein Schreibstil ist flüssig und man liest ihn gerne. Ich freue mich auf mehr!


    Super! :thumbup:


    Gruss


    Jenni

    5.




    Es war still im Raum, als Semir seine Leute unterrichtete, wieso die ehemalige Chefin wieder da war. Niemand stellte eine Frage, niemand erhob seine Stimme. Alle starrten gebannt auf den Deutschtürken der gekonnt mit seiner Stimme die Ruhe im Raum behielt. Ben sass neben Anna, die Hände verschränkt und die Beine übereinandergeschlagen. In dieser kessen Haltung hörte er seinem Partner und "Übergangschef" zu. "Deshalb werden wir alles menschenmögliche tun um sie zu beschützen", vollendete Semir seine Rede und die Menge nickte. "Natürlich", kam es noch aus der Masse und Semir nickte zufrieden. "Also, ab wieder an die Arbeit!" So schnell wie die Leute gekommen waren, so schnell verliessen sie den Raum. "Beachtlich Semir", begann Anna und lief auf Semir zu, "du hast's wirklich drauf. Willst du wirklich nicht meinen Platz einnehmen?" Noch bevor Semir antworten konnte, mischte Ben sich ein. "Mooooment! Das ist meiner! Den gebe ich so schnell nicht her!" Semir sah seinen Kollegen mit hochgezogener Braue an. "Ach ja?" Ben nickte eifrig. "Ich lasse dich noch zu meinem Eigentum erklären."




    "Ja...Andrea hier ist Anna. Schön auch dich wieder mal zu hören..." Doch schnell war die Freude auch wieder vergangen. Anna erklärte nämlich Semirs Frau den Plan, den sie ausgemacht hatten. Semir war nämlich einverstanden. Doch anstatt irgendwelche Anstalten zu machen, willigte Andrea ein. Schliesslich war Anna einst auch mal ihre geliebte Chefin gewesen. Und die vergisst man nicht so leicht. Anna bedankte sich und als sie sich umdrehte, standen Hotte und Dieter schon im Büro. Semir ging auf sie zu und nahm sie kurz in den Arm. "Passt gut auf sie auf ja?"
    "Selbstverständlich Semir!" antwortete Hotte und führte Anna aus dem Büro. In diesem Moment kam Hartmut ins Büro. Zuvor hatte auch er die Chefin begrüsst. "Hey, man hat mich informier", begrüsste er seine Kollegen und schloss die Türe. "Ich habe etwas gefunden, dass euch interessieren könnte." Ben und Semir sahen Hartmut neugierig an. "Die eine Waffe ist eine SIG, wie sie nur in der Schweizer Armee gebraucht wird. Ich habe eine schweizer Kollegin und deren Freund war in der Rekrutenschule. Deshalb weiss ich das so genau."
    "Das heisst, er muss auch Leute aus der Schweizer Armee gekannt haben." Hartmut nickte auf Semirs Kommentar. "Meine Freundin ist von der schweizer Polizei. Vielleicht kann sie euch weiterhelfen." Er kramte aus seiner Jackentasche eine Visitenkarte.




    "Annelie Zaugg", sagte er und gab die Karte Ben. "Sie hat gerade die Kommissarenschule abgeschlossen und arbeitet nun in der schweizer Hauptstadt Bern." Ben las die Karte und nickte. "Danke Hartmut, solltest du neues haben..." "...melde ich es euch sofort!" beendete Hartmut den Satz und verabschiedete sich mit einem Augenzwinkern. "Also eine Schweizerin kann uns helfen", sagte Semir und Ben sass schon an seinem Schreibtisch. "Das ist gar nicht so schlimm, nur freue ich mich auf das Telefonat", erwiderte der Jüngere ironisch und begann schon zu wählen. "Immer dieses übertriebene "ch". Wann lernen die, dass man das nicht so hart aussprechen muss!" Semir grinste. Ben liess es läuten und es nahm jemand ab. "Kriminalpolizei Bern, Annelie Zaugg?" begrüsste eine freundliche, angenehme Frauenstimme Ben und dieser war positiv überrascht. "Guten Tag. Hauptkommissar Jäger. Kripo Autobahn Köln." Eine kurze Pause. "Allerhand, da ist man kaum im Dienst schon ruft ein Deutscher einen an!" scherzte sie und Ben war noch überraschter. Ihr Hochdeutsch war absolut perfekt und von einem Einheimischen nicht zu unterscheiden. "Frau Zaugg, unser KTU-Beamter Hartmut hat euch uns empfohlen." Annelie lachte bei dem Namen auf. "Das kann ich mir vorstellen. Wobei kann ich Ihnen denn helfen Herr Jäger?"



    "Es gab einen Anschlag, hier bei uns im Hauptquartier. Einer der Waffen war eine SIG, der Schweizer Armee." "Ich verstehe, ein Sturmgewehr also", ergänzte sie und Ben bestätigte. "Kommt man leicht an diese Waffen?" "Durchaus", begann Annelie, "sobald man die Rekrutenschule besucht und dann zur Armee gehört, hat man eine solche Waffe im Haus. Man wollte es durch ein Gesetzt verbieten, doch hoffnungslos. Ich ging zwar auch dafür stimmen aber meine Stimme hat wohl nicht gereicht." Ben dachte kurz nach. "Sagt Ihnen der Name "Bersteiner" irgendwas?" Stille. "Allerdings", fuhr Annelie aber dann fort, "der Typ ist Doppelbürger und war in der Schweizer Armee...fiel aber negativ auf. Allerdings schien er wohl Anhänger gefunden zu haben. Wir suchen ihn wegen versuchten Mord." Ben sah Semir mit grossen Augen an. "Packen Sie Ihre Sachen Annelie und kommen Sie sofort nach Köln! Wir brauchen Ihre Hilfe!"




    "Und? Was halten Sie davon?" Anna Engelhardt konnte ihr Grinsen nicht verkneifen, als sie Ben nach der Umwandlung sah. Dieser blickte sich im Spiegel an. Man hatte ihm eine grössere Nase, dickere Augenbrauen und Falten verpasst. "Darf ich vorstellen", begann er und zeigte an sich herunter. "Johannes Sanders, 43 Jahre alt, Lebenskünstler!" Bei diesem affektierten Ton Bens hatte die Chefin noch mehr mühe, seriös zu bleiben. Sie erkannte ihn kaum noch. Ben sah nun aus wie eine andere Version des Robert Langdom aus dem DaVinci-Code. Ja, auch sie hatte den Film gesehen.
    "Wunderbar Herr Jäger", lobte sie und riss sich zusammen, "nun, da mein Bekannter", der Angesprochene kam gerade aus dem Raum, "eine solch super Arbeit geleistet hat, werde ich sie auf die Burg bringen. Allerdings auch verkleidet. Ich denke, bei mir wird eine Perücke und eine Sonnenbrille reichen."


    Semir sah, wie sie Lukas wegbrachten. Sein Blut verschmierte den steinigen Boden. Immer wieder verspürte der Deutschtürke den Drang einzugreifen, doch er durfte nicht und dass wusste er. Johanna drehte sich weg und begann bitterlich zu weinen. Doch bevor Semir handeln konnte, kniete sich Victor zu ihr. Johanna schlang sich um ihn und benetzte seinen Umhang mit ihren Tränen. "Ganz ruhig", flüsterte er ihr zu und strich ihr übers lange Haar. Semir machte sich Sorgen um Sarah. "Ich gehe mal nachsehen, wie es ihr geht", verkündete er und Johanna nickte dankbar. "Das ist lieb", flüsterte sie ihrer Geste hinzu und Semir entfernte sich. Er klopfte an die Tür, doch keine Antwort. Er öffnete sie und ging langsam hinein. Sarah lag noch immer in ihrem Bett. Die Augen waren geschlossen. Jedoch ging der Atem ruhig und sie sah entspannt aus. Er ging auf sie zu und kniete sich an ihr Bett.


    "Hier wären wir", kündigte Ben an und die Chefin drosselte sofort den Motor. "Hier Ihre Sachen." Sie gab Ben eine Tasche und wies auf die Burg. "Passen Sie auf Semir und auch auf sich auf. Und Ben?" Der Angesprochene drehte sich um. "Das LKA hat mich informiert. Eine Kommissarin ist bereits auch bei dieser Burg dran. Allerdings schon vor dem Mordfall." Ben zog eine Augenbraue hoch. "Kenn' ich sie vielleicht?" fragte er neugierig. "Sagt Ihnen der Name Sarah Brändli etwas?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Nein..." murmelte er und stieg aus dem Wagen. "Wünschen Sie mir Glück", verabschiedete er sich von der Chefin und ging auf die Burg zu. "Semir ich komme!"

    "Na Huhn", begann Hartmut und machte Flügel nach, "Chicken Nuggets?" Gekonnt imitierte er eines der gefiederten Tiere und Ben verspürte den fast schrecklichen Drang, dem Rotschopf eine überzubraten. "Ich weiss was das bedeutet!" zischte er und atmete noch einmal erleichtert auf. "Die wissen was Semir ist", sagte er dann aber wieder sorgvoll. "Nach der kurzen Zeit?" wendete Hartmut ein und Ben zuckte mit den Achseln. "Denen ist alles zuzutrauen Hartmut!"


    Bevor Semir ein Thema finden konnte schaltete Johanna zuerst. "Woher kennen Sie Lena?" fragte sie direkt und Semir schluckte. "Ich kenne sie gar nicht. Falls Sie auf das Ereignis vom Turnier ansprechen, ich hatte nur Mitleid mit ihr und sprach ihr aufmunternde Worte zu." Gänzlich gelogen war dies ja nicht. "Wissen Sie", begann Johanna und wärmte ihre Arme auf, "irgendwas stimmt mit Lena nicht. Ich hab' sie wirklich gern, verstehen Sie mich nicht falsch aber...irgendwie ist sie nicht die Person die sie zu schein seint!"
    Genau wie ich, dachte Semir und schluckte kurz. "Was wenn sie das wäre, würden Sie sie dann verstossen?" Johanna schüttelte mit dem Kopf. "Vielleicht würde ich mit ihr gehen", murmelte sie und Semir sah sie erstaunt an. "Wissen Sie Dellay. Ich habe seit meiner Geburt nur dieses Schloss gesehen. Ich möchte die Welt sehen. Die Länder bereisen...doch ich bilde hier die Armee meines Vaters aus..." Semir konnte die Traurigkeit in Johannas Stimme kaum überhören.


    Sarah schlief als ihr jemand plötzlich die Hand vor den Mund hielt. Sie schreckte auf und blickte Lukas an. Ihr Atem stockte und ihr Herz war auf hochtouren. "Sie hat ihn geküsst!" zischte er und Sarah verstand zunächst nicht. "Du bist nichts Lena! Johanna hat sich in diesen Victor verliebt! Du bist unfähig!" Er riss sie auf und wollte ihr die Kleider vom Leib reissen. Doch sie war schneller und verpasste ihm einen gezielten Tritt in die Lenden. "Verschwinde aus meinem Zimmer!" schrie sie und bekam als Antwort die Faust ins Gesicht. Dann wurde sie von Lukas geschubst und knallte mit dem Kopf gegen einen Glasschrank. Johannas Glasschrank.


    "Mein Gott", stiess Semir vor Schock aus und Johannas Gesicht wurde kreidebleich. "Das kam aus meinem Zimmer!" Sie rannte sofort zu dem Raum und Semir folgte ihr. Ihnen bot sich ein schreckliches Bild. Sarah, oder für Johanna Lena, lag mit blutemdem Kopf in ihrem Glasschrank. Lukas stand davor und sah die Beiden Eindringlinge mit entsetztem Blick an. "Lena!" kreischte Johanna und lief auf ihre Freundin zu. Semir hinderte Lukas daran, zu fliehen. "Wir brauchen sofort einen Arzt!" Semir nickte und liess die Nachricht auf dem Burgplatz verkünden. Sofort wurde ein Arzt der Burg gerufen. "Lena...wach auf bitte", flehte Johanna ihre Freundin an doch Sarah bewegte sich nicht. Ihr Gesicht war blutüberströmt und ihre Hautfarbe war milchig. "Sieh was du angerichtet hast!" schrie sie Lukas mit überschlagender Stimme zu und dieser wurde sofort von zwei Wachen festgenommen. Semir lief auf die LKA-Kommissarin zu und legte zwei Finger sofort an den Hals. "Sie hat noch Puls!"

    Die Sonne war gerade aufgegangen als Ben und Semir das Krankenhaus betraten und in den Aufzug stiegen. Joshuas Zimmer befand sich direkt am Anfang des Ganges. Sachte klopfte Semir an die Türe und sie wurden auf Englisch hineingebeten. Joshua lag in seinem Bett und hatte dicke Augenringe. „Are you okay?“ fragte Ben besorgt und Joshua nickte mit einem Lächeln. „Yeah, everythings fine“, antwortete Joshua mit überraschend munterer Stimme und Ben ging an sein Bett. „Last night, we’re going to your room and steal some clothes for you.“ Er überreichte dem Engländer eine Sporttasche. “Oh, that’s nice! Thank you very much!“ Bei diesem Satz blickte er auch Semir an und dieser winkte ab. „You’re sure, you want already go?“ Joshua nickte und war schon daran sich umzuziehen. “I hate hospitals!” kommentierte er knapp und Semir brauchte für diesen Satz keine Übersetzung. „Okay“, sagte der Deutschtürke dann und als Joshua fertig war nickte er zur Tür, „let’s go!“ Joshua sah mit grossen Augen Bens Mercedes an. „You like it?“ fragte Semir mit starkem Dialekt und um ein Missverständnis zu verhindern nickte Joshua bloss. Er stieg ein und verzerrte kurz das Gesicht. Ein stechender, feuerheisser Schmerz zog durch seine Seite und klang erst ab, als er bereit und angeschnallt im Auto sass. Semir setzte sich auf den Beifahrersitz und Ben setzte sich ans Steuer. „Dann gehen wir mal“, murmelte er und zündete den Motor.


    Joshua sah sich immer wieder um. Von der Autobahn aus hatte er die deutsche Stadt noch nie gesehen. „How do you say „cologne“ in german?“ fragte er und Semir drehte sich nach hinten, nachdem Ben ihn den Satz übersetzt hatte. „Köln“, antwortete er und zeigte auf den Dom, den Mann nun erblicken konnte. „And that’s the „Kölner Dom.“ Joshua versuchte es nachzusagen aber schon am „ö“ scheiterte er. Er musste lachen. „German is a really hard language“, stellte er fest und Ben lachte. „Er sagte dass Deutsch eine schwere Sprache ist“, sagte er zu Semir und dieser grinste. „Sag‘ ihm, dass für mich Englisch genau so schwer ist.“ Ben tat wie ihm befohlen. „Oh really? But you’re english it’s mutch better than my german“, erwiderte er und Semir blickte Ben an. Dieser fühlte sich wirklich wichtig, als Dolmetscher. „Er hat dein Englisch gelobt.“ Semir errötete und bedankte sich bei Joshua.


    Susanne staunte nicht schlecht, als Ben und Semir mit einer solchen schicken Begleitung antanzten. „Wao, wer ist denn das?“ fragte sie mit Neugier in der Stimme und Ben lächelte. „Joshua, that’s Susanne König. The good soul of our team.“ Susanne streckte die Hand aus und errötete, als der Engländer ihr einen Handkuss gab. „Oh, noch ein guter, alter, englischer Gentleman“, süssraspelte sie und die beiden deutschen Polizisten verdrehten auf Kommando die Augen. Sie winkten Joshua in ihr Büro. Dieser nahm die schwarze Jeansjacke ab und hängte sie auf. „Nice“, murmelte er und verzog das Gesicht erneut. „Much pain?“ fragte Ben knapp und Joshua winkte nur ab. Ben erblickte eine Akte auf seinem Schreibtisch und öffnete sie. „Hey, Hartmuts Bericht!“ kündigte er an und Semir ging zu ihm. „Who’s Hartmut?“ fragte Joshua und hatte hörbar Mühe, den Namen auszusprechen. „He’s our „CSI“-Guy“, scherzte Ben und Joshua musste grinsen. „Great“, erwiderte er und ging auf die Beiden zu. „Anhand der Reifenspuren und Lackspuren konnte er das Auto ausmachen. Einen alten Ford Mustang.“ Er übersetzte es dem Engländer und dessen Gesicht verdunkelte sich. „That’s his car“, murmelte er mit tiefer Stimme und Semir brauchte dafür keine Übersetzung. „Das heisst er ist wirklich hier!“ Ben nickte und sah, wie Joshuas Gesicht sich noch mehr verfinsterte.


    Dieter und Hotte klopften an die Türe und öffnete sie zugleich. „Dürfen wir kurz unseren englischen Besuch begrüssen?“ fragte Hotte mit seinem herzlichen Ton und Semir verschränkte die Arme. „Er ist doch keine Zirkusattraktion“, grummelte er und Joshua winkte ab. „It’s okay Semir“, begann er und legte kurz eine Hand auf den Arm des Deutschtürken, „hey Guys!“ Er ging auf Dieter und Hotte zu und stellte sich vor. „Scotland Yard?“ staunte Dieter und Joshua nickte. „Wao, wie in den Edgar Wallace Filmen mit „Blacky“ Fuchsberger!“ Joshua musste lächeln denn die Namen „Wallace“ und „Fuchsberger“ waren ihm bekannt. „So, dann wollen wir euch nicht aufhalten“, Dieter und Hotte schüttelten Joshua die Hand, „see you!“ Mit diesem Satz waren sie verschwunden. „Nice guys!“ Ben zog eine Augenbraue hoch. „Sometimes“, scherzte er und blickte noch einmal auf die Akte. „Sieh mal einer an“, stellte er fest und zog ein Dossier aus der Akte, „Hartmut hat sogar schon mit dem Scotland Yard Kontakt aufgenommen.“ Bei dem Namen seiner Dienststelle wurde Joshua hellhörig und beugte sich über das Dossier. „Die haben uns die ganzen Ermittlungsnotizen geschickt. Your notice Joshua.“ Der Engländer nahm das Dossier an sich und nickte. „Hm…must say thanks to Jasmine McFadden“, murmelte er und spürte die fragenden Blicke von Semir und Ben. „That’s my good soul“, sagte er mit einem Zwinkern und die Beiden verstanden.


    Nur noch eines – dachte er immer wieder doch die Mordlust war stets stärker. Er musste es einfach tun. Er konnte die Deutschen nicht ausstehen. Sie hatten seinen Vater auf dem Gewissen. Sie mussten einfach sterben! So auch dieser Neureichensohn, der diesen Scotland Yard Typ zusammen mit seinem Partner rettete. Einfach furchtbar. Er musste handeln. So drehte er den Schalldämpfer an das Gewehr und blickte durch die Zielvorrichtung. Er war gerade frei. Handeln…handeln! Die Finger krümmten sich um den Abzug. Schiess du Idiot, schrie die innere Stimme, schiess verdammt noch Mal.


    Semir und Joshuas Gesichter wurden bleich, als sie den roten Punkt auf Bens Brust bemerkten. Instinktiv packten Beide ihren Kollegen und zogen ihn runter. Ein leises Zischen war zu vernehmen und das Einschlagen in die Wand. „Holy shit!“ keuchte Joshua und schlich sich zum Fenster. Doch da war niemand. „Was war das?“ Semirs Stimme zitterte. „Keine Ahnung…aber…danke dass ihr mich gerettet habt“, murmelte Ben und stand auf. Dabei sah er Joshua an. „Thanks for save my life.“ Joshua winkte ab. “I need my gun”, murmelte er und sah Ben an, “he wants you Ben.”

    Mit flauem Gefühl im Magen betrat Semir De Brouillers Büro und erblickte den Mann mit einer gewissen Ehrfurcht. "Herr Dellay", begann er mit freundlichem Ton in der Stimme und Semir sah zugleich Johanna, die neben ihm stand, "Ihr Fechttalent ist mir aufgefallen. Sie könnten sich schnell in die oberen Reihen katapultieren lassen. Und ich will Ihnen dabei helfen." Semir ahnte was kommt. "Meine Tochter Johanna soll Sie ausbilden. Ich bin sicher, Sie werden schnell mit ihr warm werden. Ich zähle auf Sie!" Johanna nickte und ging auf Semir zu. "Morgen um Sieben. Ich zähle auf Sie!" Mit diesen Worten ging sie aus dem Zimmer und Semir folgte ihr. De Brouiller sah ihm mit einem hinterlistigen Lächeln hinterher.


    als er wieder im Zimmer war sah ihn Victor wieder mit verschlafenen Augen an. "Wo warst du denn so lange?" fragte er und Semir lächelte verlegen. Der Wasserhahn hat geklemmt. Ich musste richtig Gewalt anwenden um wenigstens ein bisschen Wasser zu trinken", log er und diesmal schien sich Victor aber mit der Antwort zufrieden zu geben. Semir ging zu seinem Kleidersack und sah kurz hinein. "Sag mal, weisst du wo mein weisses Hemd ist?" fragte er Victor und dieser schüttelte mit einem Gähnen seinen Kopf. "Ne du. Hab' bis vorhin tief gepennt. Keine Ahnung ob das jemand geklaut hat!" Semir zuckte mit den Achseln und legte sich hin. Er war einfach nur müde und das Hemd konnte er noch morgen suchen. Mit einem lauten Schnarcher schlief er ein.


    Ben gähnte als er den Schlüssel in das Schloss steckte und umdrehte. Der Tag war lang und nun sehnte er sich nach seinem Bett. Als er das Schloss genauer ansah sah er, dass es leicht verkratzt war. Vorsichtig, wie er nun seit seiner Zeit mit Semir war, hielt er die Hand an die Waffe und öffnete die Tür. Doch nichts zu sehen. Er ging hinein und schloss die Türe hinter sich zu. Er betätigte den Lichtschalter und sofort erhellte sich die Wohnung. Er ging ins Wohnzimmer und was er da sah, liess ihm fast den Atem stocken.


    Sarah ging den langen Gang entlang und erschrack, als ihr jemand die Hand vor den Mund hielt. Sie wollte schreien doch sie bekam kaum Luft. "Beruhig dich Stauffacher!" zischte eine bekannte Stimme und Sarah löste sich. "Lukas? Sag mal spinnst du?" Lukas zuckte mit den Achseln und sah sie ernst an. "Du musst mir helfen", sagte er prompt und Sarah zog eine Augenbraue hoch. "Ich meine, du bist ja steht's mit Johanna zusammen. Ich..." Sarah schaltete sofort. "Ah...du magst sie anscheinend..." neckte sie ihn und der junge Mann lief sofort rot an. "Nun ja...ja...und ich brauche deine Hilfe...du musst mir helfen, damit sie mich mag." Sarah seufzte. Das fehlte ihr noch. Nicht nur dass auch nun Johanna gewisse Zweifel plagte, nun sollte sie ihn auch noch mit der sinnfreien Puppe von de Brouiller verkuppeln. "Ich werde sehen, was sich machen lässt", flüsterte sie und entfernte sich.