Beiträge von jenni

    So der nächste Teil ist da.


    Und damit wird auch geklärt wer auftaucht. Eigentlich müsstet ihr nur nun den neu gebastelten Story-Banner angucken. ;)


    Elvira danke für die ehrliche Kritik. Ich mag's nicht wenn man um den heissen Brei redet. Ich werde es beim nächsten Mal beachten. :)

    Some things in life are bad They can really make you mad
    Monthy Phyton "Always look on the bride side of life"



    "Hier die gewünschten Handschuhe", sagte Hotte und übergab Ben zwei Paare Latexhandschuhe für die Untersuchung. "Super, danke Hotte", bedankte sich Ben und ging zu dem blauen Porsche. Semir blickte immer wieder auf den Toten und erschrak, als ein paar Handschuhe vor seinen Augen kreisten. "Votre «Handschuhe» Monsieur", witzelte Ben und Semir nahm die Handschuhe entgegen. Er zog sie sich über und öffnete die Autotüre. "Tut mir leid mit deiner Gitarre", murmelte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. Natürlich traf ihn der Verlust seiner heiß geliebten Gitarre schwer. Aber er konnte es mit etwas anderem abtun. "Hauptsache wir sind versehrt daraus gekommen Semir." Semir nickte. "Mal sehen ob der Gute sich irgendwie ausweisen kann", murmelte er und Ben nickte. "Ich mach mich an den Kofferraum", kündigte er an und verschwand.



    Semir hob langsam die Jacke an und erblickte eine Geldbörse. Langsam zog er sie aus der Jackeninnentasche und öffnete sie. Als erstes fiel ihm ein Ausweis ins Auge. Er nahm in aus dem Kartenfächchen und als er die Berufsbezeichnung las, glaubte er, vor Schock umfallen zu müssen.


    Ben kramte im Kofferraum rum aber fand nichts Bedeutendes. Regenschirme, ein Notfallköfferchen und diverse Jacken für die Witterung. Ein vorsorglicher Mensch also. "Ben komm mal her!" schrie Semir und Ben tat wie ihm befohlen. Der Jüngling sah direkt den Schock in Semirs Augen und er zog eine Augenbraue hoch. "Der Mann war nicht auf Geschwindigkeitsüberschreitung aus", begann Semir und schluckte tief. "Sondern?" hakte Ben nach und erhielt von Semir die Visitenkarte. Nun war es an Ben, die Augen aufzureißen und tief durchzuatmen. "Scheisse", stieß er hervor und strich sich durchs Haar. "Besser hätte ich es nicht sagen können. Die Schüsse galten gar nicht uns, sondern unserem Fahrer." Ben blickte noch einmal auf die Karte. Christian Meier, 50 Jahre alt, BKA-Beamter. BKA, Bundeskriminalamt. Wohl das Höchste was man in der Polizei erreichen kann. "Da stimme ich dir zu", murmelte Ben und ging zu der Leiche, "aber wie es aussieht hat kein Schuss den Mann getötet." Semir nickte und legte die Karte zurück in die Geldbörse. "Und der Tag hatte so schön angefangen", seufzte er und verstaute die Börse wieder in der Jackentasche. "Anscheinend so schön, dass du selbst bei dem Anblick einer Leiche noch gesungen hast. Jedenfalls werden die Typen vom BKA uns sicher genau auf die Finger schauen, wenn das bekannt wird. Die sind noch schlimmer wie die vom LKA", murmelte Ben und Semir konterte mit einem "Du musst es ja wissen. Und dass mit dem Gesang war nur eine Verzweiflungstat." "So hat es sich auch angehört", konterte Ben und erntete von Semir einen schmollenden Blick.


    Dieter und Hotte standen an der Absperrung und ließen KTU-Beamte an den Tatort und wiesen neugierige Journalisten ab. Ein Mann in den Mittdreißigern drängte sich durch die Menge und erblickte die beiden Streifenpolizisten. Sein Herz erfüllte sich mit Freude. Wie lange war es nun schon her? 4, oder schon 5 Jahre? Er wusste es nicht. Und es lohnte sich auch nicht, darüber nachzudenken. Er ging einfach schnurstracks auf die Absperrung zu und setzte ein Lächeln auf."Mensch Hotte, schau mal", sagte Dieter und stupste seinen Kollegen an. "Das gibt's doch nicht!" Der Mann, im schwarzen Anzug gekleidet, ging auf Hotte und Dieter zu. "Na sieh mal einer an! Ich glaube es ja nicht. Was machst du denn hier?" Der Mann schüttelte den Polizisten die Hand und diese klopften ihm auf die Schulter. "Ich habe einen Anruf von einem Kollegen bekommen. Er fuhr einen blauen Porsche", erklärte der Mann und die beiden Polizisten schluckten. "Da wirst du dich nicht freuen", sagte Hotte nur und hob das Absperrband. "Du findest das Auto ziemlich in der Mitte." Der Mann nickte dankend und ging die lange Strasse entlang.


    Semir zog sich die Handschuhe aus und verstaute sie in der Jackentasche. "Das ist ja eine schöne Bescherung." Ben nickte bloß und sah einen Mann auf den Wagen zukommen. Er war etwa 1.78 groß und so zwischen Semir und ihm. Seine Haare waren nach oben gegelt und er trug einen schwarzen Anzug. "Semir?" Der Angesprochene drehte sich um und sah Ben an. "Der läuft auf uns zu." Semir folgte Bens Finger und erstrahlte, als er den Mann sah. "Das gibt's doch nicht", stieß er hervor und der Mann begann auf den Jauchzer Semirs zu lächeln und beschleunigte seinen Schritt. "Semir!" Die Beiden umarmten sich und Semir begutachtete sich den Mann genauer. "Gut gehalten!" lobte er und der Mann gab das Kompliment zurück. Ben stand daneben und beobachtete die Szene mit fragendem Blick. Der Mann spürte den Blick sofort und löste sich von Semir. "Willst du mich nicht vorstellen?" Semir nickte und blickte zu Ben. "Ben, darf ich vorstellen, Jan Richter. Er war einst mein Partner. Jan, das ist Ben Jäger. Mein jetziger Partner." Sie gaben sich die Hand. "Freut mich", sagte Ben und Jan lächelte. "Wo hat's dich denn hinverschlagen?" fragte Semir und Jan grinste. "Ich bin nun im BKA zuständig. Eigentlich lebe ich nun in Berlin, für einen Einsatz aber bin ich hier in Köln. Zusammen mit einem Kollegen." Ben und Semir sahen sich an. "Der fuhr sicherlich auch noch diesen blauen Porsche?" Jan nickte auf Bens Frage und blickte zum Porsche. Er sah das Wrack und die Augen weiteten sich. "Doch nicht etwa?" Semir konnte nur Nicken und Jan strich sich übers Gesicht. "Wir wollten das BKA gleich informieren", flüsterte Ben mit Mitleid in der Stimme. Jan schüttelte mit dem Kopf. "Das hat sich nun erledigt. Semir, Jäger", Die Angesprochenen fürchteten schon das Schlimmste, "ich will mit euch zusammenarbeiten. Ihr nehmt mich überall mit und lasst mir meine Freiheit, ich sorge dafür, dass der Fall bei euch bleibt." Semir und Ben sahen sich verwundert an. "Ich kann damit leben", sagte Ben und stimmte damit zu.


    "An mir soll's auch nicht liegen." Jan atmete erleichtert aus und blickte zu Ben. "Danke", flüsterte er und Ben winkte ab. "Einem «Vorfahren» muss man helfen. Außerdem waren Sie auch mal unter Semirs Fittiche. Wir müssen also zusammenhalten." Semir zog ein beleidigtes Gesicht und Jan konnte sich einen Lacher nicht verkneifen. "Dann gehen wir mal zurück in die Wache. Mal sehen was du uns über diesen Meier erzählen kannst."

    So Leute


    Hier könnt ihr wieder reinschreiben was ihr von meinem poetischen
    Können haltet! ;)


    Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und nicht zuviel Weihnachtsstress! :thumbup:


    Gruss Jenni

    Einen schönen Guten Tag
    Hier nun angekündigt meine neue Story - "Todesengel"
    Es wird scheppern, es wird lustig werden und...es wird traurig - wie immer bei mir. :D
    Ausserdem wird ein alter Charakter auftauchen - wer, werdet ihr noch sehen aber ich glaube, die meisten ahnen es schon.
    Wie beim letzten Mal ist auch Ben Semirs Partner. Ich bin einfach gerne auf dem Neusten stand und Ben ist auch einfach ein Knuddelbärchen. :rolleyes:






    Viel Spass
    Jenni








    Sometimes I know that it's never enough
    Survival is fine but satisfaction is rough


    Melissa Etheridge "Ain't Heavy"


    Bens flinke Finger huschten über die Gitarrensaiten und aus seiner Kehle erklangen wieder die schönsten Töne. Semir liebte diese Fahrten wenn das Autoradio ausgestellt wurde und Ben zur Gitarre griff. Sein Partner besass eine schöne Singstimme und der Deutschtürke fragte sich manchmal, wieso dieser talentierte Junge Polizist geworden war. Andererseits würden ihm dann genau diese Momente fehlen und er müsste wieder dieses Hip-Hop-Gedudel im Radio anhören, also beliess er es dabei.Ben sang Reamonns "Through the eyes of a child", ein neuer Song. Gefühlvoll und an die Kinder dieser Welt gerichtet. Als Vater einer Tochter mochte Semir diesen Song besonders. Und dazu noch die emotionale Stimme von Ben. Schöner konnte der Tag nicht laufen. Es war ruhig auf den Kölner Autobahnen und die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite. Kein Wölkchen trübte den Himmel.







    Ben zupfte die letzte Saite und blickte dann zu Semir. Dieser sah ihn strahlend an. "Nicht schlecht was", sagte der Jüngere und grinste dabei über beide Ohren. "Du bist mein Autoradio aus Fleisch und Blut", lobte Semir und klopfte Ben kurz auf die Schuler. "Schön dass es dir gefallen hat." Ben nahm die Gitarre und legte sie behutsam auf den Rücksitz. "Was gibt es schöneres? Streife fahren am Mittag, ohne Unfälle, ohne Staus!" Ben musste auf Semirs kleinen Jubelschrei lachen und holte eine Plastiktüte hervor. "Da drüben ist doch ein schöner Platz zum Essen." Semir gab Ben recht. Ein kleiner Park direkt an der Autobahn. Mit Wiese, Bäumen und hölzernen Parkbänken. Semir fuhr in die Einfahrt und stellte das Auto an einem freien Parkplatz ab. Es war 11.30, um diese Zeit war kaum etwas los auf den Rastplätzen. Die beiden Polizisten setzten sich auf eine Parkbank und Ben kramte in der Plastiktüte herum. "So einmal Dürüm", murmelte er und kramte die Speise, in Alufolie verpackt, hervor. Er überreichte sie Semir und dieser nickte dankend. "Und ein Döner für mich." Mit ankündigendem Gesang holte er seine Mittagsmahlzeit hervor, packte sie aus und biss genüsslich rein.







    "Hat schon was schönes, so ein Tag ohne Komplikationen", begann Ben das Gespräch und blickte in die Mittagssonne. "Du weißt schon dass das die Augen kaputtmacht?" ermahnte Semir und Ben verzog den Mund. "Ja Papa." Er richtete seinen Blick auf die Autobahn. "Habt ihr auch immer Autozählen gespielt?" Semir grinste auf Bens Frage. "Allerdings. Manchmal bin ich stundenlang an einem Strassenrand gesessen." Ben kramte in seiner Hosentasche und überreichte Semir einen Stift und ein Blatt Papier. "Du zählst die Roten, ich nehme mir die blauen Autos vor. Wer mehr hat, gewinnt. Der Verlierer muss das Auto waschen." Semir konzentrierte sich auf die Strasse und strich jeden roten Wagen ab den er sah. Auch wenn es kindisch war, er mochte es. Solche Dinge lockerten das harte Berufsleben.







    Doch auf einmal zischte ein blauer Porsche im Eiltempo über die Autobahn. "Wow!" stiess Semir aus und Ben rannte schon zum Wagen. "Komm schon!" schrie er Semir zu und der Ältere setzte sich auf den Fahrersitz. Er zündete den Motor und fuhr los. "Cobra 11 an Zentrale. Ein blauer Porsche 997 fährt mit rund 190 Kilometer über die Autobahn! Fordern Verstärkung!" verkündete Ben durch den Funk und erhielt sofort Zustimmung. Semir wich immer wieder geschickt den Autos aus, bis auf einmal ein lauter Knall die Beiden erschreckte und Semir sofort begriff, was los war. "Verdammt das sind Schüsse!" Semir verlor die Kontrolle über den Wagen und er überschlug sich. Immer wieder knallte er auf das geschützte Dach. Ben und Semir schrien aus voller Kehle und der Jüngere hielt sich sogar am Sitz fest. Doch sie waren nicht die Einzigen. Der Schuss verursachte eine Massenkarambolasche. Wagen stiessen in einander und einige begannen sogar Feuer zu fangen. Der Wagen von Semir und Ben stand erst nach einer Weile still. Total durchgeschüttelt blickten die Beiden auf die Strasse. "Heilige Scheisse!" keuchte Ben hervor und wollte aus dem Auto steigen, als ein weiteres Fahrzeug in das Heck der Beiden vor. "Nein!" schrie Semir doch der Wagen überschlug sich noch einmal und blieb dieses Mal auf dem Dach liegen. "Meine Güte", Semir löste den Gurt und fiel auf das Autodach. Ben tat es ihm gleich. Sie gingen aus dem Wagen und Semir musste grinsen. Bens Haare standen zu Berge. "Wird das mit deinen Haaren zum Runing Gag?" Ben fuhr sich durchs Haar, zog einen Schmollmund und blickte auf die Katastrophe. Er zückte sein Handy hervor und wählte eine Nummer. "Zentrale? Hier Cobra 11. Wir brauchen ein bisschen mehr Verstärkung als vermutet."







    Semir hielt sich am Kopf und setzte sich. "Alles in Ordnung?" fragte Ben besorgt und Semir löste die Hand. "Nur ein Kratzer", flüsterte Ben und nahm ein Taschentuch hervor. Er tupfte behutsam die Wunde und musste grinsen. "Wir zwei sind schon richtige Drecksäue was?" Semir zog eine Augenbraue hoch. "Wenn du es meinst." Sie standen auf und überblickten nochmals den Unfallort. Dann sahen sie es. Den blauen Porsche. Nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Beiden rannten auf das Gefährt zu und blickten hinein. Ein Mann, knapp 50 Jahre alt, sass darin. Sein Gesicht war von den Scherben total zerschnitten. "Fuck…" stiess Ben leise raus und Semir verpasste ihm gleich eine. Und Ben wusste genau wieso. "Olapaloma Ole…einmal muss es vorbei sein…" sang Semir leiste und Ben nickte, "Du sagst es Partner!"

    Hallo Leute


    Ich danke euch herzlichst für eure Kommentare! Ihr seit einfach super!!! :thumbup:
    Doch leider ist nun das Ende von "Blutopfer" online. Doch werde ich vielleicht schon morgen mit der neuen Story starten können. Sie wird länger sein wie diese und ich hoffe, sie wird euch genau so gefallen! Sie wird "Todesengel" heissen und dort wird es so richtig scheppern!


    Gruss


    Jenni

    Köln fünf Tage später



    Ben versuchte die Sporttasche zu heben aber der Schmerz in der Schulter war zu gross. "Was machst du denn da?" protestierte Semir wütend und hob das Gepäck. "Du hast den Arzt gehört, zwei Wochen absolute Schonung! Ansonsten pack ich dir den Arm in 'ne Armschlinge!" Ben salutierte mit dem gesunden Arm und gab ein kleines "Aye, Aye Sir!" von sich. "Ich will es auch meinen!" sagte Semir und packte mitgebrachte Habe von Ben wieder ein. Andrea kam in das Zimmer und musste grinsen. "Ist er wieder unausstehlich?" fragte sie und half der kleinen Aida, ins Zimmer zu laufen. "Wann ist er es nicht?" scherzte Ben und kniete hinunter. "Na, hallo kleiner Schatz", begrüsste er Aida und diese tappste sofort auf ihn zu. Sie umarmte ihn und Ben verzog kurz das Gesicht vor Schmerz. "Na das nenn ich mal 'ne Begrüssung", witzelte er und tippste Aida auf die Nase. "Du hättest Semir an dem Tag von Aidas Geburt sehen sollen", begann Aida und Semir verzog das Gesicht zu einer warnenden Fratze, "da war er besonders schlimm!" Ben drehte sich um. "Ach wirklich?" Semir zog einen Schmollmund. "Ja ein bisschen Theater hab' ich vielleicht gemacht."
    "Ein bisschen?" stiess Andrea hervor und verfing sich in einen Lachanfall. "Du bist in Ohnmacht gefallen?" Ben prustete und musste sich zusammennehmen.


    "Ben?" Die Türe öffnete sich und Boris kam herein. Er sah, wie schon zum Aufbruch zusammengepackt wurde. "Du darfst schon nach Hause?"
    "Er will schon nach Hause", korrigierte Semir und blickte Ben vorwurfsvoll an. "Ich hab die Genehmigung des Arztes gekriegt, Mensch!" verteidigte sich der Jüngere und Boris ging auf ihn zu. "Meine Tante wird mich zu sich nehmen. Bis meine Mutter wieder aus dem Gefägnis kommt", schluchzte er hervor und Ben legte einen Finger unter sein Kinn. "Es wird alles wieder gut Boris. Wir werden für deine Mutter ein gutes Wort einlegen", versprach er und umarmte Boris. "Ich weiss...Ben..." Der Angesprochene löste sich. "Ich wollte dir noch was geben." Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein Stein hervor. Er hatte die Form einer Musiknote. "Ich habe sie im Werkunterricht gemacht. Meiner Mutter habe ich ein Herz mitgegeben. Und da du so schön singen kannst..." Ben lächelte und strich dem Jungen über die Wange. "Das ist wunderschön. Du bist ja wirklich begabt", lobte Semir der sich vom Gepäck lösen konnte. "Ich glaube du wirst mal ein begnadeter Bildhauer", kommentierte Andrea und strich dem Jungen kurz über den Kopf.



    Boris lächelte und an der Tür stand eine Frau die seinem toten Vater nicht unähnlich sah. "Boris? Wir müssen gehen", sagte sie mit sanfter Stimme und streckte die Hand aus. Boris umarmte Ben noch einmal zum Abschied und schluchzte ein kleines "Dankeschön".
    "Gerngeschehen mein Kleiner", flüsterte Ben und sah, wie der Junge verschwand.
    "Was haltet ihr davon", begann Andrea und hob Aida auf den Arm, "wenn wir heute zu Feier von Bens Entlassung, was schönes Essen gehen?" Ben und Semir stimmten sofort zu. Ben wollte seine Tasche packen als Semir seinen Arm schon reingestreckt hatte. "Aus!" befahl er und Ben wuffte ganz brav. "Dann will ich aber mein Leckerli!" begann er und alle gingen mit einem lauten Lacher aus dem Krankenhauszimmer. Ben fasste seinen Autoanhänger und zwinkerte Semir zu. "Damit ich weiss woher ich komme", flüsterte er ihm zu und mit dieem Satz waren sie entgültig wieder Freunde. Die Erleichterung war in der Luft spürbar und Ben wusste, dass er den besten Parnter auf der Welt hatte.



    ENDE

    Andrea lief den langen Gang entlang. Schweiss lief ihr über die Stirn und ihr Atem ging schnell. Der Anruf ihres Manner beunruhigte sie und sie musste sofort handeln. Ohne zu zögern nahmen ihre Eltern Aida an sich und liessen sie ziehen.
    Ihr Mann sass auf der Wartebank. Die Hände voller Blut und der Kopf auf den Händen gestützt. "Semir", stiess Andrea erleichtert aus und ging auf ihn zu. Die Liebenden umarmten sich und gaben sich einen Kuss. Andrea sah sofort Tränen in Semirs Augen und strich sie ihn aus den Augen. "Was ist passiert?" fragte sie mit ihrer gewohnten, ruhigen Stimme und blickte auf. Sie befanden sich direkt vor dem OP-Raum. "Ben wurde angeschossen...Andrea....die Kugel könnte von mir sein." Andrea zog eine Augenbraue hoch und setzte sich. Dabei zog sie ihren Mann mit. "Unmöglich Semir! Wie sollst du denn Ben getroffen haben?" Semir begann zu erklären. Und bei jedem Wort wurden Andreas Augen grösser.
    "Oh Gott", flüsterte sie leise und strich sich übers Gesicht, "dass ist hart."



    Semir nickte leicht und blickte auf, als er Schritte hörte. Hartmut kam sofort auf ihn zu und lächelte leicht. "Gute Neuigkeiten Partner", stiess er hervor und kniete sich vor Semir. "Deine Kugeln sind definitiv in dem Körper des Opfers der Täterin stecken geblieben. Es war ihre Kugel die Ben verletzt hat. In ihrem Todeskampf hatten sich die Finger gekrümmt und so löste sich ein Schuss. Deshalb auch die seltsame Schusswunde bei Ben." Semir atmete leicht aus und Andrea drückte ihn fest an sich. "Wie steht es um ihn?" fragte der Rotschopf sorgvoll. Semir konnte nur mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung. Aber die Notärztin hat mir erzählt, dass Ben, bevor er das Bewusstsein verlor, noch noch einen Namen sagte."
    "Und der wäre?" fragte Andrea neugierig und Semirs Gesicht wurde wieder dunkel. "Saskia." Hartmut und Andrea sahen sich geschockt an. "Das ist doch seine verstorbene Freundin", stellte Hartmut fest und strich sich durch's Haar. "Allerdings", begann Semir und stiess ein Stöhnen aus, "deshalb habe ich so Angst. Es heisst doch immer, vor dem Tod sieht man noch mal einen geliebten Menschen."



    In diesem Moment ging die Operationstüre auf und ein junger Arzt betrat den Gang. "Semir Gerkhan?" Der Angesprochene stand auf. "Müller mein Name. Ich habe Ihren Partner operiert."
    "Wie ist die Lage?" fragte Semir und machte sich schon auf das Schlimmste gefasst. "Ihr Partner hatte Glück. Die Kugel hatte die Halsschlagader verfehlt. Jedoch hatte er schon viel Blut verloren und die Erkältung hat ihn zusätzlich geschwächt aber...er wird durchkommen. Er ist ausser Lebensgefahr." Semir stiess einen lauten Erleichterungsjubel aus und in diesem Moment kamen Hotte und Dieter an. "Und?" fragten sie und Semirs lächelndes Gesicht sprach Bände. "Er wird durchkommen!" jauchzte er und umarmte Andrea voller Liebe. "Wollen Sie zu ihm?" fragte Müller und Semir nickte. "Natürlich."




    Es war Semir allein, der in das Zimmer ging. Die Anderen liessen ihm den Vortritt. Ben wurde in ein Zimmer auf der normalen Station verlegt. Noch immer war er bleich und wirkte schwach. In seiner Nase steckte eine Kanüle und es wurde ihm durch eine Infusion Blut zugefügt. Die Arme lagen über der Decke und der Kopf verschwand beinahe im Kopfkissen.
    Semir kramte in seiner Tasche und holte ein kleines Päckchen hervor. Er öffnete es und zog eine Kette mit Anhänger hervor. Der Anhänger war ein Auto aus Bernstein. Er hatte auf dem Weg zum Krankenhaus ein kleines Esotheriklädelchen entdeckt und beschloss, sich für die Kette zu revanchieren.
    Es war ja das Offensichtlichste. Sowas war einfach ideal für Ben. Und es sollte ihn, sollte er mal wirklich die Abteilung wechseln, immer daran erinner woher er kam und worauf er stolz sein kann.
    Semir öffnete den Verschluss und beugte sich langsam über Ben. Die Augen waren geschlossen. "Damit du auch wieder ein wenig Glück hast", murmelte Semir und legte Ben die Kette an, ohne dabei einer der Schläuche zu berühren. Er nahm Bens Hand. Sie erfüllte sich langsam wieder mit Wärme. Als er sie zum letzten Mal berührt hatte, war sie eiskalt. Kalt wie der Tod.
    Semir erblickte ein riesiges Pflaster um Bens Schulter. Anscheinend hatte man gerade Ein- und Austrittswunde miteinander verbunden. Auf der Brust waren EKG-Pats befestigt. Anscheinend wollte man auf Nummer sichergehen. Das weisse Krankenhaushemdchen gab Ben ein wenig Farbe zurück. Semir wusste, dass dies nur eine optische Täuschung war, aber diese optische Täuschung beruhigte ihn.
    "Werd' schnell wieder gesund Partner", begann er und drückte Bens Hand, "alleine zu fahren ist nämlich weit weniger spassig. Ausserdem fehlt mir mein Autoradio."
    Semir erstaunte als sich der Händedruck erwiderte. "So schnell wirst du mich nicht los", flüsterte eine Stimme und Semir strahlte.

    Semir erblickte die Sanitäter, wie sie die Treppen hinaufkamen und sich wie Aasgeier über Ben hinweg machten. Einer der Jüngsten Helfer der Not nahm sich Semir an und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Doch Semir war schon zu lange im Geschäft als unwissend zu nicken und die Ruhe zu finden. Er wusste dass das Meiste nur billige Floskeln waren. Gut gemeinte Floskeln – aber Floskeln.


    Doch Semir musste sein Vertrauen zu Ben erhalten. Er musste ihm vertrauen. Er konnte nicht anders. Sein Jüngling würde das schaffen. Dieser Glaube half ihm, sich nicht irgendwo zu verkriechen.
    Ben spürte, wie man ihm eine Atemmaske anlegte und sofort fiel ihm das Atmen leichter. Seine Lungen schmerzten beinahe vor Erleichterung. Er wurde auf ein Laken gelegt dass den Sanitätern half, ihn auf die Trage zu befördern. Das Laken wurde anschließend als Decke benutzt und Ben verspürte sofort eine wollende Wärme. Die Schussverletzung raubte ihm jegliche Kraft und er wusste nun, wie sich der Semir in seinem Traum gefühlt haben musste. Mies – wirklich mies.


    „Ben“, hörte er eine Stimme sagen und erblickte Semir – inzwischen schon ziemlich unscharf. „Semir…“ Semir nahm Bens Hand und drückte zu. „Du schaffst das, Kumpel! Ich weiss es!“ Ben nickte. „Wirst du da sein, wenn ich wieder aufwache.“ Kälte drang an sein Gesicht. Er musste schon in der Nähe des Krankenwagens sein. „Verlass dich drauf“, versprach Semir und liess die Hand los. Ben wurde in den Krankenwagen gehoben und die Türen schlossen sich.

    Boris sass mit seiner Mutter auf der Treppe und als der Junge Ben sah, wollte er losrennen. Er sah das Blut am Halsbereich, die Atemmaske, die Leichenblässe seines Freundes. „Ben“, schrie er und er wurde von Semir aufgehalten. „Ruhig Kleiner“, begann er und Boris wollte sich vorbeidrängen. „Was ist passiert?“ fragte er und konnte sich die Tränen nicht verwehren. „Er wird bald wieder gesund. Du musst mit Hotte und Dieter zum Revier. Dort müssen sie dich fragen, was genau geschehen war.“ Boris sah zu seiner Mutter und diese nickte mit verzogenem Gesicht. „Dann kannst du zu Ben. Ich werde dort auf dich warten. Ich verspreche es!“ Boris gab nur widerwillig nach und folgte seiner Mutter, die in einen Streifenwagen stieg. Noch einmal sah er zum Krankenwagen und dann startete Hotte den Motor. Semir nahm sein Handy hervor, wählte eine Nummer und wartete. „Andrea? Kannst du Aida bei deinen Eltern lassen…? Ich brauche dich im Krankenhaus…“


    Ben spürte wie er durch die Gänge geschoben und in einen Raum gebracht wurde. Sofort wurde er von seiner Oberbekleidung befreit und man versuchte die Blutung zu stoppen. Sanft entfernte man die Atemmaske und ersetzte sie durch eine Nasenkanüle. „Holt mehr Tücher. Und bestellt Blut. Wir brauchen sie für die Operation“, hörte er eine helle Frauenstimme sagen und sah alles nur noch verzerrt. Wie ein Nebelschleier. Seine Augen wurden müde und er versuchte, in dem er steht’s ins Licht blickte, nicht einzuschlafen.
    Doch da war was. Im Licht war was. Eine Person. Er kannte sie. Konnte das wirklich sein?
    „Saskia…?“

    Ben: Aber ich habe den Reifendruck gecheckt!
    Semir: Ja sieht man! Hinten links war zuwenig drauf!
    Ben: Das hast du doch nicht im Ernst kontrolliert!
    Semir: O Doch das hab ich!
    Ben: Boah Spiesser!
    Semir: Spie...?! Putzfraujunkie!


    Semir: Abgefahrene Frisur!


    Semir: Ich hab' mal gelesen dass wegen der Erfindung der SMS es einem die Stimmbänder absterben.
    Ben: Mhm...
    Semir: Hab ich mich wohl geirrt. Ist jetzt schon soweit!


    Ben: Ja Ben hier wo bleibst du denn?
    Semir: Ich bin hier bei Chem, dem Jungen dem ich die Stelle vermittelt habe, habe ich dir doch gesagt.
    Ben: Ja aber du hast nicht gesagt dass ich hier den Job alleine machen muss! Wo bleibst du?
    Semir: Ach weisst du ich wollte noch ein Eis essen, dann ins Schwimmbad...
    Ben: Na alles klar. Ich treff' dich im Nichtschwimmerbecken.

    Halli Hallo


    Ich hoffe ihr habt zu Nikolaus auch so schöne Sachen wie ihr gekriegt. Leider hatte ich keine Zeit mehr einen Teil hochzustellen aber heute hab ich's geschafft. Mit neuer Frisur und Achselscheiss von diesem spannenden Teil. 8Der letzte Teil natürlich ein Scherz am Rande *gg* ;) )


    Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und viel Spass beim lesen.


    Gruss


    Jenni

    Semir nahm sein Handy ab, als es klingelte. "Hartmut hier. Ich weiss wo sich Ben und der Junge befinden! Sie sind an der Talackerstrasse 20!" Semir hatte bei der Adressbekanntgabe den Lautsprecher angestellt und Stefanie Becker riss ihre Augen auf. "Da befindet sich unsere zufünftige Villa!" stiess sie entsetzt aus und Semir trat aufs Gaspedal. "Hartmut! Ruf sofort beim SEK an! Die sollen uns helfen!"
    "Schon erledigt Semir. Dieter und Hotte warten bereits dort auf dich", antwortete der KTU-Beamte prompt. "Du bist super. Ich danke dir!"




    Ben drückte Boris fest an sich und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Semir war tot, das stand für ihn fest. Wie sollte er Andrea bloss beibringen, dass sie nun alleine ihre Tochter grossziehen musste? Er wusste es nicht. Die Tränen bahnten sich ihren Weg aus den Augen und begannen über die Wangen zu fliessen. "Es tut mir so leid", hörte er Boris sagen und dieser klammerte sich an Bens Kleidung. "Es ist nicht deine Schuld", schluchzte Ben hervor und blickte zu Sandra, die die Waffe noch unermüdlich auf die Beiden gerichtet hatte. "Es wird Zeit. Diesen Irsinn zu beenden", begann sie und riss Boris von Ben los. "Sie haben Recht Ben Jäger. Ich bin wahnsinnig. Und nun muss ich diesen Wahnsinn beenden." Sie setzte Boris an einem Fenster ab und gab ihm einen I-Pod in die Hand. "Du kannst nichts für deine Mutter. Nimm den. Höre Musik und sieh steht's nur auf die Strasse." Boris nickte, drückte sich die Kopfhörer in die Ohren und blickte auf die Strasse.




    "Semir!" Hotte öffnete Semir die Türe und dieser stieg sofort aus dem Wagen. "Ich muss da rein!" stiess der Deutschtürke hervor und zog seine Waffe. "Das wussten wir. Aber nicht ohne uns." Die beiden Polizisten zückten auch ihre Pistolen und Dieter zwinkerte Semir zu. "Sehen wir zu, dass wir Ben da rausholen!" Semir nickte dankend und ging nocheinmal zu seinem Wagen. "Frau Becker, Sie bleiben hier. Zum Wohle Ihrer Kinder!" sagte er, schloss die Türe und versperrte so der Frau die Flucht.




    "Stehen Sie auf!" befahl Sandra schroff und Ben tat wie befohlen. "Wir Beide sind trauernde Leute, Ben Jäger. Sie haben Ihren Partner verloren, ich meine beste Freundin. Ich wollte schon immer mit einem Leidensgenossen sterben", schluchzte sie hervor und strich sich mit der freien Hand kurz die Tränen aus den Augen. "Ich bewundere Sie. Sie wollten ihn retten, doch um den Jungen zu retten liessen Sie ihn zurück. Immer die Pflicht im Nacken." Ben verspürte das harte Bedürfnis, sich zu übergeben. Diese Frau ekelte ihn nur an. "Sie hätten nur ein wenig warten müssen Sandra. Mein Partner und ich wären sofort auf die richtige Spur gekommen." Sandra lachte auf. "Ja vielleicht. Aber mein Gewissen hätte es nicht beruhigt, doch nun bin ich frei." Ben erblickte drei schwarze Silhouetten die Treppe hinauf kamen und sich hinter der Kommode vor dem Zimmer versteckten. Zwei waren ihm klar. Hotte und Dieter. Doch konnte der Dritte wirklich er sein? Er sah nochmal hin. Er musste es einfach sein.



    "Sie wollen schiessen," begann er auffordernd und zeigte auf sich, "schiessen Sie. Beenden Sie dieses kranke Spiel!" Sandra lächelte und stand schiessbereit vor Ben. "Sie werden sterben!" stiess sie hervor und begann den Finger um den Hahn zu krümmen. "Dann schiessen Sie! Schiess!" Sie stiess ein krankes Lachen aus. "Schiess verdammt noch mal!"




    Semir ging sofort hinter seiner Deckung heraus und feuerte zwei Schüsse ab. Scheiben zerbrachen und das laute Klirren überklang jegliches Geräusch. Sandras Oberkörper zuckte auf und Blut schoss aus den Wunden. Sie kippte nach vorne und blieb liegen. Semir rannte zu ihr hin und fühlte ihren Puls. Nichts.
    "Ben!" stiess Hotte hervor und Semir vernahm ein Stöhnen von seinem Partner. "Sie hat mich erwischt!" Leichenblass glitt Ben zu Boden - hinterliess dabei an der gläsernen Wand eine lange Blutspur. "Ben!" Semir ging auf ihn zu und fing ihn auf. Dieter kam auf sie zugerannt. "Dieter! Schnapp dir den Jungen! Er soll hiervon nichts sehen!" Der Hühne nickte und schnappte sich den Jungen. Er drückte ihn an sich und Boris fragte nur, ob alles vorbei seie. Dieter nickte und flüsterte ihn beruhigende Dinge zu, so dass der Junge gar nicht dazu kam, sich umzusehen.




    Semir zog Ben die Jacke aus und schob den Pulloverkragen zur Seite. Sandra musste bei ihrem Tod sich vor Schmerz verkrümmt haben und so löste sich ein Schuss. Dieser traf Ben direkt zwischen Schulter und Hals. Feuerheisses, rotes Blut floss aus der Wunde. "Oh Gott", stiess Semir hervor und erblickte dann ein Taschentuch das Hotte ihm überreichte. "Ich rufe sofort einen Krankenwagen", sagte der beleibte Polizist und zückte sein handy hervor. "Semir", stiess Ben hervor und lächelte, "Du lebst." Semir zog die Kette hervor und Ben erblickte den kaputten Anhänger. "Sie hat die Kugel abgefangen", flüsterte Semir und drückte das Taschentuch auf die Wunde. "Ich habe doch gesagt sie bringt Glück." Semir musste auf Bens Kommentar lächeln. "Ich weiss...Ben..." Ben sah sofort was Semir befürchtete. "Es war nicht einer deiner Kugeln Semir...ich weiss es!" Das Blut begann durch das Taschentuch hindurch zu sickern und Semirs Hände zu benetzen. "Bitte nicht...nicht schon wieder", schluchzte Semir hervor, drückte Ben an sich. Das Heulen der Krankenwagensirenen wurde hörbar.

    Semir klingelte und wartete. Ben geselte sich, nachdem er den Wagen geparkt hatte, neben seinen Partner. Keine Antwort. "Stehen wir heute eigentlich immer nur vor verschlossenen Türen?" sagte Ben und stiess einen Seufzer aus. "Wem sagst du das? Ich fühl mich langsam wie der Knacker vom Dienst." Semir wollte gerade sein Werkzeug hervornehmen, als ein hoher, greller Schrei zu vernehmen war. "Das war Boris!" erkannte Ben sofort und zog seine Waffe hervor. "Halt die Klappe!" Semir sah Ben an. "Bauer!" sagten Beide synchron und Ben trat auf Semirs Nicken hin die Türe auf. Vor ihnen stand Sandra Köstner. Sie drückte dem Jungen eine Waffe an die Schläfte. "Keine Bewegung!" schrie sie und deutete auf die Waffen. "Fallen lassen!" Ben und Semir taten wie ihnen befohlen. Sie legten ihre Pistolen auf den Boden und Ben sah Boris direkt in die Augen. "Hab' keine Angst", wollte er ihm mitteilen, doch der Junge war definitiv zu jung um diese Botschaft zu begreifen. Er weinte und kniff immer wieder die Augen zusammen. Er wollte vor dieser grausamen Realität fliehen.
    "Lassen Sie meinen Sohn los!" kreischte Stefanie Becker die hinter einer der Wände hervorkam. "Frau Köstner was soll denn das?" fragte Semir im scharfen Ton und die zierliche Frau drückte darauf hin die Waffe stärker an Boris' Schläfe. "Sie haben keine Ahnung. Diese Schlampe half dieser Bauer bei ihren Geschäften! Die konnte doch gar nicht mit ihrem diletantischen Klavierspiel leben!" Semir wollte auf die Frau zugehen, doch sie schoss und der Deutschtürke fiel zu Boden. "SEMIR!" Bens Stimme überschlug sich und er wollte zu seinem Partner, doch nun richtete sich der Lauf der Waffe auf ihn. "Sie kommen jetzt mit mir und Boris. Sie soll froh sein dass sie die Kleine direkt bei der Familie des Geburtstagskindes gelassen hat!" Sie drückte Boris an sich und Ben drückte sie die Waffe in den Rücken. Um nicht mehr Opfer zu fordern, liess sich Ben auf das Spiel ein. Doch als er aus der Tür ging, lief eine Träne über die Wangen.



    Stefanie Becker hörte das Wegfahren des Wagens. Sie rannte sofort auf den getroffenen Komissar zu. Auch wenn die Sorge um ihren Sohn gross war, stand hier ein Menschenleben auf dem Spiel. "Herr Gerkhan!" Sie untersuchte ihn. Kein Blut. "Wie?" Ein Stöhnen entfuhr Semir und er richtete sich auf. "Das werde ich noch nach Tagen spüren", stiess er hervor und knüpfte seinen Pullover auf. Auf der Brust hatte sich ein blauer Fleck gebildet. Davor war Bens Glücksbringer. Dem Stein fehlte ein gutes Stück. "Die Kugel ist daran abgeprallt", flüsterte Stefanie Becker erleichtert und Semir stand auf. "Wir müssen ihnen hinterher!" Becker schüttelte mit dem Kopf. "Sie sind schon weg", schluchzte sie hervor und Semir nahm sein Handy. Mit flinken Fingern gab er eine Nummer ein und wartete.




    Hartmut sass in der Werkstatt und hörte das Telefon klingeln. Er ging hin und nahm ab. "Hartmut! Du musst mir Bens Handy orten!" Hartmut hörte sofort dass was nicht stimmte. Semir war stets schroff zu ihm. Aber liebevoll schroff und dieser Befehl war nur schroff. "Wieso?" Er setzte sich sofort an den Computer und tippte einige Sachen ein. "Wir sind mitten in eine Geiselnahme geplatzt! Und Ben gehört dazu! Beeil dich!" Hartmut sah gespannt auf den Bildschirm.




    "Setzt dich hin!" befahl Sandra und schubste den kleinen Boris zu Boden. Ben kniete sich sofort neben ihn und nahm ihn in den Arm. Das Knie des Kleinen wurde bei dem Aufprall verletzt. Ben krammte in seinen Hosentaschen und band mit Papiertaschentücher die Wunde ab. Sandra schloss die Türe und blickte in die gläserne Wohnung. "Erstaunlich nicht wahr?" begann sie und lächelte, "hier sollten die Beckers bald einziehen. Ein Haus aus Glas. Überall kann man reingucken. Ein kleines Meisterwerk." Sie sah wie Boris sich an Ben klammerte und verzweifelt schluchzte. "Halt die Klappe!" schrie sie und Bens Antwort kam prompt. "Nein, Sie halten die Klappe! Meinen Sie helfen Ihrer Freundin dadurch? Was wenn Becker damit gar nichts zu tun hat? Und die Bauer ist auch auf freiem Fuss!" Sandra begann zu lachen. "Denken Sie", stiess sie hervor, "aber erinnern Sie sich an die blutigen Taschentücher? Es ist wirklich das Blut der Bauer, aber ich habe damit nur meine Tatwaffe gereinigt. Ein japanisches Küchenmesser. Scharf und effektiv!" Bens Wut wurde durch ihren Satz nur noch grösser. Wuttränen sammelten sich in seinen Augen. "Und nun haben Sie auch noch meinen Partner auf dem Gewissen!" flüsterte er und drückte Boris fest an sich. "Sie schaffen das sicher auch alleine. Sie sind doch talentiert oder? Was wird Ihnen dieser alter Mann noch nutzen? Seine Zeiten sind vorbei!" Ben schoss auf und lief feuerrot an. "Sie haben keine Ahnung was dieser alter Mann für mich schon alles getan hat! Sie haben keine Ahnung was er mir bedeutet! Sie wissen gar nichts! Sie sind nur eine Wahnsinnige!"



    Semir stieg in den VW der Beckers und Stefanie setzte sich auf den Beifahrersitz. "Ben wird denken dass ich tot bin! Ich kenne sein Temperament! Das wird ihn umbringen!" Er zündete den Motor und fuhr los. "Frau Becker, haben Sie wirklich damit zu tun?"
    "Ich hatte keine Ahnung! Ich dachte Bauer würde die Drogen nur verkaufen! Dabei hat Sie dieses arme Ding damit getötet. Ich...sie kam kurz nach dem sie gegangen waren. Sie hatte mir alles gestanden. Dann ging sie einfach wieder. Sie wollte mich da angeblich nicht reinziehen, oder sie wollte einfach den ganzen Profit alleine einsacken!" Der letzte Teil des Satzes ging in einem Schluchzen unter. "Ich will nicht dass mein Sohn für meine Gräueltaten bezahlen muss!"

    Ich danke euch für euer FB.


    Besonders über deins freue ich mich Christopher, von so einem guten Schreiber so ein gutes Lob zu kriegen Ich werd ja ganz rot! :pinch:

    Ich wusste es!!! Ich wusste das Ben Semir nicht im Stich lässt. Das sind wahre Freunde die Beiden.
    Allerdings wird das sicherlich noch Folgen für Ben haben - denk' ich zumindest.


    Wieder sehr gut geschrieben.
    Ich freu mich auf mehr!



    Gruss


    Jenni

    So,


    dieser Teil war wieder gut und meine Vermutungen haben sich ja anscheinend bestätigt. :)
    Ben macht sich wirkliche Sorgen und die spürt man beim lesen. Hoffentlich nimmt das alles
    ein gutes Ende. :pinch:



    Super Story :thumbup:



    jenni

    Langsam begann der Abend zu dämmern - Semir und Ben hatten noch keine Spur und die Aussagen der Angehörigen half ihnen wenig weiter. Semir sah zu seinem Telefon das klingelte und nahm ab. "Gerkhan?" Ben sah auf. "Ja Schatz...tut mir leid...ich weiss...deine Eltern sind hier und", Ben riss Semir das Telefon aus der Hand. "Ja Andrea? Hier Ben. Semir kommt gleich. Mach dir keine Sorgen", er hängte auf und musste auf den verwirrten Blick Semirs lächeln. "Es bringt nichts wenn wir hier versauern. Hartmut wird bis Morgen auch nichts gescheites haben. Ich setzt dich bei dir Zuhause ab, dann machen wir Morgen weiter." Semir zuckte mit den Achseln und nahm sich seine Jacke. "Wenn du es sagst", sagte er mit einem leicht sarkastischen Unterton und zog sich die Jacke an. Ben nickte. "Und du schläfst mal richtig durch", Semir hielt kurz an und nahm Ben am Arm, "der Albtraum hat nichts zu bedeuten Ben! Und wenn du reden willst..."
    "...ich weiss, danke Semir."




    Ben bog in die Einfahrt ein und hielt vor Semirs Haus. Andrea wartete schon mit einem Lächeln an der Haustüre und begrüsste ihren Mann, der auf sie zukam, mit einem dicken Kuss. "Ab zu deinen Schwiegereltern!" befahl sie und Semir gehorchte. Er verschwand in dem Haus. Andrea ging auf den Wagen zu und winkte Ben hinaus. "Dank dass du ihn gebracht hast. Manchmal muss man ihn wirklich von der Arbeit wegzerren", scherzte sie und Ben nickte. "Allerdings, manchmal ist seine Motivation noch frischer als meine", erwiderte er und dann blickte er in Andreas Gesicht. Der Scherz war verflogen. "Semir hat mir von seiner Sorge erzählt", begann sie und Ben seufzte, "Ben er meint es nicht böse. Du wirkst wirklich krank und schwach. Du wurdest lebendig begraben und meinst, du könntest das durch reine Verdrängung vergessen machen...er hat schon drei Partner verloren. Er möchte dich nicht auch noch auf dem Friedhof besuchen müssen." In Andreas Stimme war die sorgvolle Mutter zu hören. "Pass bitte auf dich auf...ja?" Ben erwiderte nichts. Er konnte nicht. Andreas heimliche Standpauke hatte ihm die Sprache geraubt.
    Andrea ging wieder ins Haus zurück. Eine leichte Bise wehte und brachte Bens Haar völlig durcheinander. Er lehnte sich an den Wagen und atmete tief durch.





    Als er Zuhause ankam schmiss er seine Sachen einfach in eine Ecke und setzte sich auf die Couch. Auf dem Tisch stand noch eine Tasse mit kaltem Kaffee. Er nahm sie und kippte den Kaffe den Abguss hinunter. Immer wieder hallten Andreas Worte ihm im Ohr. Wenn Semir selbst seine Frau mit seiner Sorge nervte, musste es doch schlimmer sein, als gedacht. "Okay, ich werde mit ihm darüber reden..."
    Ben ging ins Badezimmer und holte aus dem Schrank ein Mittel gegen Erkältung. Zur Sicherheit fühlte er sich noch einmal an die Stirn. Kein Fieber.
    Bettfertig ging er ins Schlafzimmer und legte sich in das viel zu grosse Bett. Er hatte es viel mit Saskia geteilt, doch seit ihrem Tod war das Bett einfach nur noch eine Schlafstätte. Mehr nicht.
    Ben schloss die Augen und bereitete sich wieder auf eine Nacht des unregelmässigen Schlafes vor. Doch es war die erste Nacht seit langem, wo der Schlaf traumlos war.





    Am nächsten Morgen wartete er vor Semirs Haus und betrachtete sich im Spiegel. Die Hautfarbe war wieder zurückgekehrt. Der psychische Druck war anscheinend gelockert mit dem Gedanken, mit Semir zu reden. Und das wiederum half der Physe.
    "Hey Partner!" Semir stieg ein und betrachtete sich Ben genauer. "Gut geschlafen?" Ben lächelte. "Das erste Mal seit langem." Das Lächeln verschwand wieder.
    "Semir, du hast doch gesagt, ich kann immer mit dir reden..."
    "Aber natürlich", erwiderte der Deutschtürke und Ben atmete noch einmal tief durch. "Die Zeit im Sarg war absolut nicht amüsant. Ich hatte das erste Mal Angst...zu sterben..." Semir legte Ben eine Hand auf die Schultern. "Ich...als dann deine Hände nach mir griffen, dachte ich es wär vorbei! Als ich wieder atmen konnte dachte ich, ich wäre befreit. Doch die Nächte wurden zu einem wahren Albtraum. Immer wieder fand ich mich wieder im Sarg und sah nur das blinkende, rote Licht der Kamera." Semir suchte den Augenkontakt mit Ben. "Man kann solche Dinge nicht einfach verdrängen Ben. Das kann niemand. Selbst Ich nicht. Auch wenn du dir keine Hilfe suchen willst, war es gut, mir einfach mal was darüber zu sagen. Ich bin dein Partner Ben. Ich vertraue dir. Du warst schon mein Vertrauter bevor wir uns richtig kannten. Du hast mir geholfen das Schwein hinter Gitter zu bringen, dass mich und meine Familie töten wollte." Ben nickte leicht. "Ausserdem hab' ich dir eine Periode meiner Vergangenheit gezeigt. Ich konnte dir helfen, den Mörder deiner Freundin zu fassen. Doch, ich denke ich habe mich immer noch nicht genug revanchiert...und...ich möchte das Gefühl haben, dass du mir vertraust." Die Hand löste sich von der Schulter und Ben strich sich kurz über die Augenlider. "Die Gelegenheit wird kommen Semir. Die Gelegenheit wird kommen", mit diesen Worten startete er den Motor.




    Im Büro angekommen, wartete Hartmut bereits im Büro und begrüsste die Freunde mit seinem typischen, schlitzohrhaften Grinsen. "Da seit ihr ja endlich!" jauchzte er vergnügt und stand auf. "Ich habe eure schwarzhaarige Schönheit." Ben und Semir sahen den KTU-Arbeiter verdutzt an. "Na da staunt ihr. Ich habe DNA im zerdepperten Auto gefunden. Sie hat Blut hinterlassen." Er übergab ihnen eine dicke Akte. "Katharina Bauer. 35 Jahre alt. Immer wieder durch Drogenschmuggel auffällig geworden. Sie hat den Chirurgen quasi auf dem Gewissen." Semir blickte auf die Adresse. "Bereiten wir der guten Bauer, doch mal einen Besuch", sagte er und klopfte Hartmut auf die Schultern. "Gut gemacht!" rief Ben noch dem Rothaarigen zu und rannte dann seinem Partner hinterher.



    Die Frau wohnte in einem Blockhaus in der Vorstadt. Ziemlich schäbig und heruntergekommen. Semir drückte auf die Klingel und wartete. "Nichts", murmelte er vor sich hin und Ben lächelte. "Hast du nicht die Schreie gehört?" fragte er und Semir begriff. Mit einem Grinsen öffnete er die Tür und sie betraten die Wohnung. "Scheint ausgestorben zu sein", hörte Semir Ben sagen und dieser konnte ihm nur zustimmen. Leer. "Vielleicht ist sie gar nicht zurückgekommen?" Semir schüttelte auf Bens Denkvorgang und wies auf blutige Papiertaschentücher. "Sie war hier. Wahrscheinlich um was zu holen." Sie begannen die Wohnung zu durchsuchen und Ben zog aus einem Regal ein Bilderbuch hervor. Er blätterte und überflog die Fotos, bis er zu einem stehen blieb. "Semir!" Der Angesprochene kam auf seinen Partner zu und betrachtete das Foto. Es zeigte die Bauer mit Stefanie Becker. "Und dass ist nicht mal solange her! Zwei Jahre!" Semir nahm das Foto aus dem Album und verstaute es in seiner Jackentasche. "Mal sehen was die gute Frau Becker zu diesem Foto sagen wird."