Da Campino im Zweikampf mit einem ziemlich fiesen Noro-Virus zum ersten Mal seit Dienstag vor acht Tagen mal wieder Oberwasser hat, gehts jetzt weiter.
Danke für eure Genesungswünsche, und eure Geduld.
Da Campino im Zweikampf mit einem ziemlich fiesen Noro-Virus zum ersten Mal seit Dienstag vor acht Tagen mal wieder Oberwasser hat, gehts jetzt weiter.
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Ben's Wohnung - 17:45 Uhr
Ben stellte den Dienstwagen in der Tiefgarage seines Appartements in der Innenstadt ab. Seine Laune war ungefähr genausoweit unter Null, wie die Tiefgarage unter der Straße. Der Fall verlief im Sande, Kevin konnte er auf dem Handy nicht erreichen und der Kerl, der es auf die beiden abgesehen hatte, lief immer noch frei herum. Morgen nachmittag würde die Mordkommission den Fall übernehmen und es würde Wochen dauern, bis er wieder ruhig schlafen könnte. Er schlurfte müde die Treppen hinauf in den zweiten Stock, in den engen Fahrstuhl, der gerade mal Platz für 4 Personen hatte, würden ihn keine 10 Pferde bekommen. Den Schlüssel im Schloß der Tür gab er leichten Druck bis er die Kühle seiner gut gedämmten Wohnung spürte. Es war draussen ungemütlich schwül und drückend, und seine dichten Haare klebten an Schläfe und Stirn.
Obwohl ihm keinesfalls der Sinn nach etwas Heißem stand, schaltete er erstmal die Kaffeemaschine an. Er hatte im Gefühl, dass es noch ein langer Abend werden könnte, denn sobald er Kevin wieder erreichen würde, wollte er weiterermitteln. Irgendwo, irgendwie nochmal Hinweise anpacken, zur Not durcharbeiten bis morgen Nachmittag. Ben wusste, dass sein Partner es ähnlich sehen würde... auch wenn der scheinbar besser mit der unsichtbaren Gefahr umging. Der teure Kaffeevollautomat brodelte hinter ihm, während der Polizist mit dem Handy am Ohr aus dem Fenster sah, und scheibar wieder die Autos zählte, die vor seiner Wohnung parkten, oder in gegenüber liegende Fenster sah um eine Person ausfindig zu machen, die auf ihn zielte. "Das ist der Anschluß von Kevin Peters, bitte hinterla...", hörte er die scheinbar gelangweilt klingende Stimme seines Kollegen, bevor er grummelnd wieder den Auflege-Knopf drückte. "Wo steckt der bloß..."
Mit einem Espresso in der Hand ließ er sich auf der Couch nieder und fuhr sich durch die dichten schwarzen Haare. Er hatte überreagiert, er hatte Kevin tief verletzt. Worte sind Waffen, doch Ben tat es unendlich leid. Angst um Jenny, Angst um seine eigene Gesundheit ließen ihn Dinge sagen, die besser unausgesprochen blieben. Er überlegte sich, ob er dem Gespräch aus dem Weg gehen sollte, und Kevin eine SMS tippen sollte, um sich zu entschuldigen. Er hatte bereits einen halben Text fertig, da löschte er sie wieder und warf das Handy auf die Couch. Nein, davor würde er sich nicht drücken können. Er musste mit dem jungen Mann reden, damit sie wieder anständig zusammenarbeiten könnten... zumindest, bis der Fall gelöst sei. Danach... ja, was geschah danach? War Kevin bereit weiter mit ihm zusammen zu arbeiten? Oder war Bens unbedachte Äusserung im Beisein der Chefin sowieso Kevins endgültiges Urteil in Sachen Polizeikarriere. Erst so langsam wurde Ben bewusst, was er angerichtet hatte. Wäre er verantwortlich dass man seinem Partner kündigen würde, der die Arbeit für seine Psyche so sehr brauchte... er würde es sich wohl niemals verzeihen.
Cala Millor - gleiche Zeit
Semir verbiss sich in der Lippe, sein Herz schlug mit Wucht gegen den Kehlkopf, als ihm bewusst wurde, was er gerade gehört hatte. Charlie nahm direkten Weg Richtung Büro, die Schritte kamen schnell näher. Die Tür schwang auf, in Semirs Richtung, und der kleine Polizist wartete gar nicht ab, ob sie vor ihn anhielt, oder seinen Körper hinter der Tür treffen würde. Er wollte den Überraschungsmoment nutzen, legte beide Hände auf das Türblatt um sie mit aller Wucht zurück zu schwenken. Er spürte, wie sie krachend auf Widerstand, in dem Fall auf Charlies Nase stieß, der stöhnend zurücktaumelte. "Was zum...", entglitt es Henry noch, als er Semir um die Tür flanken sah. Der wiederum erkannte sofort, dass der rettende Ausgang durch den Hünen mit verschränkten Armen und verwirrten Blick versperrt war, und bog ab ins innere der Wohnung. "Henry!! Schnapp dir den Kerl!", rief Charlie laut, der sich stöhnend hochstemmte und eine Hand vor die Nase hielt. Aus ihr tropfte Blut, das ihm über die Lippen lief. Henry, der Todschläger, setzte sich alsbald in Bewegung, während sein Freund schnell im Büro verschwand. Mit geübten Fingern fummelte er zwischen Rückwand des Schreibtisches und Zimmerwand einen Umschlag hervor, der die unbearbeiteten Originalbilder von Andrés Hinrichtung enthielten. Er musste sie schnell hier weg bringen, denn es waren die letzten, die existierten.
Semir rannte durch den Flur ins Wohnzimmer und erkannte gleich, dass er in eine Sackgasse gelaufen war. Rechts von ihm war eine große Sitzcouch, ein Fernseher und viele Fenster, die einen Blick auf gegenüberliegende Häuserfronten gewährten, links von ihm eine Theke, hinter der die Küche lag. "Bleib stehen, du Gartenzwerg.", hörte er die donnernde Stimme des Mannes hinter sich, der ihn verfolgte. Henry war nicht besonders gewandt oder schnell, doch er hatte mächtige Muskeln und Hände, die andere als "Schaufeln" bezeichnen würden. Er lief hinter Semir her, der seinen ebenfalls kräftigen, aber weitaus kleineren Körper über die Theke wuchtete. Der Todschläger sah gerade herüber über die Theke, als er einen furchtbaren Schmerz im Gesicht verspürte und ebenfalls aufschrie. Der Polizist hatte beim Überspringen der Theke eine Bratpfanne gegriffen, die dreckig in der Spüle lag und den nächsten Überraschungsangriff gelandet. Mit einem lauten "Dong" fuhr sie erst frontal ins Gesicht des Hünen, der für einen Moment Sterne sah. Semir verpasste ihm noch eine Zugabe, in dem er die Pfanne als Schläger benutzte und sie krachend dem Mann von rechts gegen den Kopf donnerte. Die Wirkung war beträchtlich, Henry sank auf die Knie während sein Freund durch die offene Tür reißaus nahm. Semir lief um die Theke herum in Richtung Flur, an dem stöhnenden Henry vorbei, doch der war schneller wieder klar mit den Augen und seiner Reaktion, als Semir vermutet hatte. Ein schneller Griff an Semirs Knöchel ließen den Kommissar aus dem Tritt kommen und der Länge nach hinschlagen. "Nicht so schnell, wo willst du denn hin?", knurrte Henry missmutig und zog den kleinen Polizisten mühelos an sich heran, um ihn mit beiden Händen am Kragen hoch zu nehmen und mit Wucht in Richtung des Glastisches im Wohnzimmer zu katapultieren, der unter dem Aufprall und Semirs Gewicht klirrend nachgab. Semir spürte stechende Schmerzen im Rücken durch den Aufprall und wälzte sich stöhnend zur Seite, während Henry etwas behäbig auf ihn zukam. Schnell stand er auf, doch der Todschläger war dann doch flink genug, packte wieder den Kragen des Polizisten, und ließ ihn seine ganze Kraft spüren, die er in beiden Oberarmen besaß. Als würde ein Erwachsener mit einem Kind spielen, schleuderte der Hüne Semir über die Theke, der Flüg endete für schmerzhaft mit einem Aufschlag auf der Theke, und anschließend auf dem Boden.
Henry kam mit Vorfreude um die Theke herum, doch Semir konnte einiges einstecken. Gezielt, wie er es vor vielen Jahren im Polizeiunterricht und später von André und auch Jan beigebracht bekam trat er mit zwei schnellen Bewegungen dem großen Mann in die Kniekehlen. Dazu bedarf es weniger Kraft, aber viel Geschick und Schnelligkeit, die Wirkung war genauso groß. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging Henry in die Knie, Semir stand auf um seine gesamte Kraft in einen Schlag zu bündeln, in dem er die beide Hände ineinander zur Faust verschränkte und diese im Gesicht des knienden Hünen landete. Diesmal musste er schneller sein, er sprang über den Kerl und sprintete durch den Flur Richtung Wohnungstür. Ein Schnitt an der Wange hatte zu bluten begonnen, wahrscheinlich durch Glassplitter des Tisches. Ausserdem wuchs unter dem Auge eine bläuliche Schwellung. Verzweifelt riss Semir an der Tür, doch Charlie hatte bei seiner Flucht noch soviel Zeit, dass er die Tür abgeschlossen hatte. "Verdammte Scheisse!", entfuhr es dem Kommissaren, der am Ende des Flurs bereits die massive Gestalt von Henry wieder auf ihn zukommen sah. Semir verschwand im Büro, das direkt an der Wohnungstür lag, öffnete das Fenster und sah hinaus. Einmal im Leben hatte er wahrlich Glück, eine Feuerleiter schlängelte sich neben dem Fenster nach unten. So schnell er konnte tippelte er die Leiter hinab bis zum rettenden Boden, doch Henry gab so schnell nicht auf. Die zwei Schläge und die Wut setzten bei dem Hünen offenbar Geschwindigkeitsreserven frei, und so verfolgte er Semir durch die Hinterhofgasse, die auf einen Betonplatz mündete, direkt neben einer wenig befahrenen Straße. Der türkische Kommissar sah sich gehetzt um, wo konnte er sich verstecken, wohin sollte er laufen. Die Straßen war wie ausgestorben, keinerlei Leute, die ihm helfen konnten waren zu sehen.
Henry hatte geistesgegenwärtig im Büro noch in einen Schrank gegriffen, in den Semir woher nicht geschaut hatte. Die Waffe, die jetzt in seiner Hand lag, war direkt auf Semir gerichtete, der sich zu Henry umdrehte. "Du hättest dich einfach totschlagen lassen sollen, Gartenzwerg.", rief er höhnisch und war einige Meter von dem Polizisten entfernt. Semirs Atem überschlug sich als er von weitem sah, wie Henry auf ihn zielte. Beinahe beschwichtigend hob er die Arme, im Wissen, dass das nichts bringen würde. "Hey komm... du wirst doch nicht...", begann er, bevor er stutzte. Das Auto, das sich näherte, und Semir verdammt bekannt vorkam, schien der Hüne nicht zu hören, obwohl es beachtliche Geschwindigkeit drauf hatte. "Sag 'Auf Wiedersehen'", rief er noch laut, bereit endgültig den Abzug zu ziehen, als der Wagen von der Straße fuhr, über den Betonplatz fegte und sich die Fahrertür im richtigen Moment neben Henry öffnete. Semir drehte den Kopf weg, konnte ein lautes Knallen des Bleches der Tür, ein "Ungh" von Henry und danach das Aufschlagen des massigen Körpers auf dem Beton hören. Zwischen ihm und dem Polizisten hielt der Wagen. "Was ist denn? Willst du Wurzeln schlagen? Los, komm schon!", rief André, der Fahrer des Wagens ihm entgegen. Semir beschleunigte wieder, lief erst am Wagen vorbei zu Henry, der nun endgültig k.o. war. Doch die Waffe, die neben ihm lag, würde den beiden Freunden sicher nützen. "Auf Wiedersehen.", sagte er ihm noch ironisch zu, bevor er zu André in den Wagen stieg, der mit quietschenden Reifen losfuhr.
Leider muss ich euch etwas auf die Folter spannen. Aus gesundheitlichen Gründen kann ich an der Story momentan nicht weiterschreiben.
Habt ihr den Schauspieler mit dem Stock erkannt? (für die, die schon vorgesehen haben.)
Ziemlich alt geworden, seit seinem letzten Auftritt, an den ich mich erinnern kann bei Cobra 11 ;-). Immerhin 18 Jahre her.
Ich finds süß
Cala Millor - 17:30 Uhr
Semir spürte seine feuchten Hände, als André den Wagen auf einem großen öffentlichen Parkplatz abstellte. War es nur die Hitze der mallorcinischen Sonne im Sommer, oder war es doch immer noch fortwährende Aufregung? Gerade eben schon fühlte er sich nicht unbedingt wohl, mit seinem Ex-Partner zusammen durch eine Drogenhölle zu gehen, unwissend was auf sie zukam. Jetzt waren sie zwar in einem belebten Touristenort und würden einfach in ein Café gehen... doch was erwartete sie dort? "Charlie wird nicht so freundlich sein wie Frank.", kündigte André bereits drohendes Unheil an und beruhigte seinen Freund damit in keinster Weise. Sie gingen, wie zwei Touristen durch die Fussgängerzone, die gesäumt war von Souvenirshops, Cafés und Restaurants. Überall hörte man Gespräche, das Schreien und Lachen von Kindern und Urlaubern. Irgendwie passten die beiden Männer, mit ihren eher ernsten und konzentrierten Gesichtsausdrücken nicht in dieses Sammelsurium von Urlaubsfreude.
Vor dem Café "Lavazza" blieben die Beiden stehen. "Das muss es sein.", meinte André mit seiner kratzigen Stimme. Semir blickte durch die große, bunt dekorierte Glasfront. Ein völlig normales Café, nichts teures, nichts günstiges. Mit einer ermunternden Geste ging André voraus, sein kleiner Freund folgte ihm die drei Stufen nach oben. Sie setzten sich an einen Tisch, eine Bedienung kam und beide bestellten sich eine Tasse Kaffee. "Was meinst du? Wo versteckt er sich?", fragte Semir leise, als die Bedienung mit der Bestellung wieder fortging. "Oben sind Wohnräume, wenn ich aussen richtig gesehen habe. Wir müssen uns hochschleichen." Beide hielten sofort wieder inne, als die junge Frau zwei Tassen Kaffee auf den Tisch stellte, und André sofort bezahlte... falls man zügig von Dannen ziehen musste.
"Okay. Dann werde ich mal nachsehen.", meinte Semir lächelnd, auch wenn ihm mulmig zu Mute war. André hielt ihn sofort am Arm fest. "Auf keinen Fall. Du bringst dich nicht in Gefahr." "André. Wenn er dich sieht, weiß er sofort Bescheid. Wenn er mich erwischt, kann ich mich rausreden, dass ich mich verlaufen habe." Die beiden Männer blickten sich sekundenlang an, und Semir hätte gerne gewusst, was sein Freund gerade dachte. Hatte er tatsächlich Angst um den Polizisten? Traute er ihm es nicht zu, nach den Fotos zu suchen? "Vertrau mir.", meinte der erfahrene Kommissar und stand auf. André ließ ihn nun los und nickte.
Semir ging in normalem Tempo in Richtung der Toiletten, die nach hinten aus dem Restaurant heraus lagen. Er schloß die Zwischentür hinter sich und war nun in einem muffig riechenden Flur. Dort blieb der Kommissar für einen Moment stehen, lauschte nach Geräuschen, doch er konnte nichts vernehmen. Am Ende des Flurs befanden sich die Toiletten und eine Treppe ins obere Stockwerk. Beinahe in Routine, wie eine automatische Bewegung wollte Semir zur Waffe greifen... doch sein Gürtel war leer. Er stieß einen leisen Fluch aus und setzte einen Fuß auf die Treppe, die aus Marmor bestand. Seine Schuhe machten so gut wie keine Geräusche, also ging er, immer mit Blick nach oben, und schnellen Schritten die Stufen hinauf. Er konnte hören, wie sein Herz schlug, so oft hatte er schon Zimmer und Häuser durchsucht, doch jedesmal war es ein Adrenalinkick wie eine Autobahnverfolgungsjagd. Und dieser Kick wurde jetzt noch verstärkt dadurch, dass er keine Waffe hatte und sich im Notfall mit den Fäusten verteidigen musste.
Oben angekommen kam er an eine einzelne Wohnungstür mit Türgriff. Er legte den Kopf mit dem Ohr an die Tür und versuchte, Geräusche daraus ausfindig zu machen, doch nichts war zu hören. Wie in Zeitlupe legte Semir die Hand um die Türklinke und betete ein kleines Stoßgebet, dass diese nicht abgeschlossen war... er hatte keinerlei Dietrich oder sonstige Hilfsmittel, um die Tür aufzubrechen und mit roher Gewalt war es wohl viel zu laut und zu auffällig. Die Tür gab langsam nach und der Polizist atmete auf. Er schlüpfte in die Wohnung und verschloss die Tür genauso lautlos, wie er sie geöffnet hatte. Okay, drin war er schon einmal... Semir orientierte sich. Er stand in einem Hausflur, der direkt in ein Wohnzimmer mündete. Mit vorsichtigen Schritten trat Semir hier ein, erblickte ein mittelmäßig ausgestattetes Wohnzimmer, ohne Dekoration aber einem großen Flatscreen an der Wand. Es war niemand in dem Raum, an den sich eine offene Küche anschloß. Bevor er hier etwas durchsuchen würde, wollte sich der Kommissar erst versichern, WIE allein er hier wirklich war.
Von dem Hausflur gingen drei Türen ab... hinter der ersten Tür, die er langsam öffnete lag das Badezimmer, das ebenfalls leer stand. Die zweite Tür stand halb offen... dahinter war ein Büro. Der Schreibtisch lag voll mit Krimskrams, hier wäre es sicher interessant zu suchen. Die dritte Tür, die Semir jetzt in Zeitlupe öffnete, verschlug ihm beinahe den Atem. Das Zimmer war ein Schlafzimmer, darin stand ein Bett und ein Schrank... und auf dem Bett schlief ein Glatzkopf, von dem nur der Hinterkopf und die Schultern zu sehen waren. Semir zog die Tür lautlos und schnell wieder zu... sein Herz schien ihm aus der Brust zu springen. "Ganz cool bleiben", flüsterte er sich selbst zu und verharrte vor der Tür. Rührte sich etwas darin? Stand der Mann auf, hatte er war bemerkt?
Ein paar Sekunden kamen Semir wie Stunden vor, bis er sich endlich sicher war, dass der Mann wohl tief genug schlief um nichts bemerkt zu haben. Vorsichtiger als vorher schlich er in das Arbeitszimmer, wo er versuchte, möglichst lautlos, etwas aus dem großen Haufen Papier, Speicherkarten und Briefumschlägen zu finden, was ihm weiterhelfen würde.
André erging es im Café nicht unbedingt besser. Er sah immer wieder auf die Uhr, seine Gedanken rasten und wie gerne würde er ebenfalls nach oben schleichen um seinem Freund zu helfen. Er vertraute Semir, er wusste, wozu der kleine Polizist in der Lage sei... aber er machte sich auch Sorgen, dass etwas passierte. Er trank seinen Kaffee in kleinen Schlückchen, klapperte nervös mit dem Löffel und sah sich immer wieder um.
Das Blut gefror ihm in den Adern, als er den Mann erblickte, der in das Café herein kam. Henry, genannt "der Todschläger" kam in die Kneipe herein und grüßte hinter den Tresen. Er war ein Hüne, einen halben Kopf größer als André und aufgepumpt wie ein Bodybuilder. Wo bei den meisten solcher Typen die Muskeln als reine Fassade wirkten, so war das bei Henry nicht der Fall, den seinen Spitznamen hatte der Kerl nicht umsonst. Gerade als er sich ans Tresen stellte und seinen Blick durch das Café schweifen ließ, trafen sich die Blicke der beiden Männer. Sekunden nur hafteten die Augenpaare aufeinander und Andrés beklemmendes Gefühl breitete sich im ganzen Körper aus. Doch Henry war clever genug, im Café nicht einen großen Aufstand zu vollführen. Doch was er tat, ließ André noch mehr erschrecken... er wandte sich vom Tresen ab und ging mit unaufgeregten Schritten nach hinten in Richtung der Toiletten... er würde ganz sicher nach oben in die Wohnung gehen. "Scheisse...", entglitt es dem Karatekämpfer in seiner typischen Tonart. Mit einer schnellen Bewegung stand er vom Tisch auf und verließ das Café.
Rechnungen über das Café, eine angefangene Steuererklärung, Urlaubsfotos, Bankunterlagen. Für den ein oder anderen Staatsanwalt waren unter den Unterlagen sicherlich etwas interessantes dabei, jedoch konnte Semir keinerlei Fotos finden, auf denen die brisante Szene festgehalten war. Immer wieder hielt er mit Bewegungen inne, um zu checken ob sich im Nebenraum etwas bewegte, immer wieder war er ultravorsichtig, wenn er eine Schublade oder eine Schranktür öffnete. Verdammt, er konnte einfach nichts finden.
Plötzlich hielt der Polizist inne... hatte er gerade etwas gehört? Ja, eindeutig waren das Schritte... Schritte von einem Menschne, der sich keine Mühe gab, die Treppe leise hoch zu kommen. Dann ein kurzes Rascheln, ein Klopfen an der Wohnungstür. Semir verzog sich hinter die Tür des Büros, die nach innen aufging. Er atmete absolut flach und bewegte sich keinen Millimeter. "Charlie? Charlie, bist du da?", hörte er eine Stimme von draussen vor der Tür, und dann waren auch Geräusche aus dem Nebenraum zu vernehmen. Ein leises Stöhnen, als würde gerade jemand aus den schönsten Träumen erwachen. "Wer ist da? Was ist los, ich bin am Pennen!" "Mach auf! Es ist dringend." Das Auftapsen der Füße aus dem Bett konnte Semir klar vernehmen, ebenso das Öffnen der Schlafzimmertür und der Wohnungstür. "Henry, was ist los? Was willst du?" "Du wirst es nicht glauben... weißt du wer da unten sitzt und Kaffee trinkt?" Semir biss die Zähne zusammen. Verdammt, irgendjemand hatte André erkannt. Hoffentlich hatte er das bemerkt, dachte der Polizist, und würde gleich auch hier oben auftauchen. "Nein... aber du wirst es mir wohl gleich sagen.", meinte Charlie deutlich missgelaunt, nachdem er gerade aus dem Schlaf gerissen wurde. "André Fux! Der ist sicherlich nicht hier, um Urlaub zu machen." Beinahe konnte der Polizist die herunterfallende Kinnlade von Charlie hören. "Verdammte Scheisse! Der ist wegen den Fotos hier." Jetzt wurde es auch für Semir interessant. "Du hast die Originale doch noch, oder?", fragte der Todschläger. "Ja. Das sind auch die einzigen, die noch existieren. Ohne die haben wir nichts mehr gegen ihn." Füße liefen nochmal ins Schlafzimmer, das Klicken einer Gürtelschnalle war zu hören, und das Rascheln von einigen Blättern. "Ich muss hier raus... aber ich brauch noch was aus meinem Büro... warte kurz."
Der Mann sah DEUTLICH älter aus als susan sich jemals alt schminken könnte.
Ich kenne jedenfalls nicht viele, die diesen komischen Zimtkaugummi kauen. Eigentlich kenne ich gar niemanden, der den kaut.
susan mag den doch
Rastplatz - 16:30 Uhr
Den Rastplatz "Hohenwies" konnte man eigentlich nicht mehr als Rastplatz bezeichnen. Er lag weiter von der Autobahn entfernt als ursprüngliche Rastplätze, er hatte keine Toilettenanlagen, er war verwuchert und wurde nicht mehr instand gehalten. Die Verkehrsämter wollten den Rastplatz zuwachsen lassen um ihn dann irgendwann wegen Sicherheitsbedenken zu sperren. Ausserhalb der Ferienzeit verirrte sich beinahe niemand mehr in dieser Abfahrt, die wie ein Forstwirtschaftsweg von der Autobahn wegführte an eine verrottete Holzbank mit Tisch. Man musste sich schon besonders anstrengen, um die Autobahn laut zu vernehmen, da viele Bäume und Büsche den Lärm dämpften, die Entfernung kam noch hinzu.
Kevin kannte den Rastplatz, er fuhr die Abfahrt ab, weil er kein Ziel hatte. Er wusste nicht, wo er hinfahren sollte, er saß sich in seinen Dienstwagen, nach dem kurzen Gespräch mit der Chefin und fuhr einfach auf die Autobahn raus aus Köln. Er wollte nicht zu Jenny, weil sie direkt sehen würde, dass ihn etwas bedrdückte und wollte sie nicht mit seinen Sorgen zu schmeißen. Er wollte sich vor niemandem erklären, rechtfertigen, Ratschläge entgegen nehmen. Eigentlich wollte er einfach alleine sein, und er wusste dass er es hier konnte. Zuhause war Kalle, die ihn sicherlich in ein Gespräch verwickeln würde, und darauf hatte er jetzt keine Lust.
Der Dreck knirschte unter den Vorderreifen, als der BMW anhielt, und der junge Polizist vor der wackeligen Bank ausstieg. Im Schneidersitz ließ er sich auf der Sitzgelegenheit nieder, nahm eine Zigarette und zündete sie sich an. Er spürte, wie seine Hand beim Anzünden leicht zitterte, und wie gut es ihm tat das Nikotin zu inhalieren. Dabei betrachtete er die Front des BMWs, den Wald, der vor ihm lag und vernahm ein dumpfes Grollen am Horizont. Die Luft hing schwer und drückend über ihm, am Abend würde es ein kräftiges Gewitter geben.
Plötzlich waren sie wieder da... die Bilder, die Erinnerung. Wie kurze Blitze zuckten sie vor Kevins Augen, der nach aussen hin einfach starr und ruhig nach vorne sah und eine Zigarette rauchte. Doch im Inneren waren Janines Schreie, seine Schreie, der Augenblick als der Killer Peter Becker seiner Schwester die Kehle durchschnitt und Kevin selbst im Dreck lag, alles sah und sich nicht rühren konnte. Vor einem halben Jahr waren seine schlimmen Erinnerungen auf dem Höhepunkt, er war von Alpträumen gequält und drogenabhängig. André, Semir und Ben halfen ihm, er half sich selbst als er den Mörder seiner Schwester fand, der dann selbst in den Tod sprang... seitdem hatte er quasi Frieden geschlossen. Er träumte nicht mehr von Janine, er erinnerte sich zwar oft an sie, doch wurde er nicht mehr gequält von ihr. Jetzt war es das erste Mal seit Monaten, dass er intensiv an sie dachte und dabei wieder Bilder von damals in sein Gehirn strömten.
Seine Gedanken wurden von einem Geräusch unterbrochen, das einem Auto ähnelte. Kevin hob den Kopf und tatsächlich fuhr langsam ein dunkelgrauer Volvo um die Ecke und kam neben dem BMW zum Stehen. Ein wenig missmutig verzog der Polizist das Gesicht, hatte er doch sicher geglaubt, hier keine Gesellschaft vorzufinden. Trotzdem entschied er sich sitzen zu bleiben, als ein grau behaarter Mann ausstieg. Er hatte ein kerniges Gesicht, hohe Stirn und wache Augen, allerdings bewegte er sich langsam und mühsam vom Auto weg. Sein linkes Bein hielt er seltsam steif, er hinkte und ging an einem Gehstock. Als er bei der Bank ankam nickte er Kevin zu, der dieses Nicken kurz erwiederte, und sah wie der Mann sich langsam auf der anderen Bank neben dem Tisch niederließ. "Es ist selten, hier jemanden anzutreffen.", sagte er mit einem warmen Lächeln, dass in dem jungen Polizisten auf seltsame Art und Weise sofort eine Art vertrauen auslöste. "Ja... deswegen bin ich hierher gekommen.", meinte er trotzdem gewohnt einsilbig. Der alte Mann beobachtete den Polizisten eine Zeitlang, der den Rest der Zigarette am Schuh ausdrückte und in den Mülleimer schnippte... das einzige, was neben Tisch und Bank noch an einen Rastplatz erinnerte. "Eine Schande, wie sie diesen Rastplatz hier verkümmern lassen. Die neuen Rastplätze sind alle viel zu nahe an der Autobahn... man kann sich von einer Fahrt gar nicht ausruhen." Der Mann schüttelte den Kopf und stützte sich mit zwei Händen auf den Gehstock zwischen seinen Beinen, während Kevin einfach stumm mit einem Nicken antwortete. "Dabei ist es hier so schön ruhig... man kann nachdenken, man kann träumen..." "Ja... nachdenken.", sagte Kevin leise, als hätte der alte Mann sofort erraten, was ihn hierher brachte. Für einige Minuten war es still, die Autobahn klang wie ein ferner rauschender Bach, das Grollen ließ hin und wieder die Vögel verstummen.
Kevin empfand Einsamkeit, die ihm unangenehm war, obwohl er sie gesucht hatte. Es war ihm beinahe recht, dass der alte Mann seine kernige Stimme erhob. "Und über was denken sie nach, junger Mann?" Der junge Mann brauchte ein wenig zur Antwort, und er antwortete, ohne den Mann neben ihm anzusehen... was auch nicht nötig war, denn der schaute selbst ebenfalls in Richtung Wald, und somit vielleicht zufällig exakt auf den gleichen Blickpunkt wie der Polizist. "Freundschaft. Vertrauen. Vergangeheit", sagte er mit knappem Worten. "Wann fängt Freundschaft an, wo hört Vertrauen auf. Und wie fragil kann Vertrauen sein." Langsam bewegte der alte Mann seinen Kopf zu Kevin herüber, um sich den jungen Polizisten anzusehen. Er blickte ins Gesicht, in die blauen Augen die müde wirkten, die versteinerten Züge um seine dünnen Lippen. "Und ein Freund hat das Vertrauen gebrochen?", fragte er, obwohl sich die Frage wie eine Feststellung anhörte. Es war kein Nicken und kein Kopfschütteln, was als Antwort folgte, eher ein Hin und herwiegen. "Er ist in einen Bereich eingedrungen, der ihm nicht zu steht. Er hat Dinge gesagt, die weh tun." Ein stilles "Hmm" kam von dem nickenden Mann. Er strich über seinen Gehstock, und wich den Blick nicht von dem Kerl im Schneidersitz auf der Bank. "Eine gute Freundschaft ist wie eine Leidenschaft.", sagte er beinahe weise. Kevin mochte solche Menschen, die den Eindruck machten, als hätten sie alles erlebt, alles gesehen und alles überstanden... und teilten ihre Erfahrungen mit anderen. Von solchen Menschen nahm er gerne Rat an, so wie er es vor einem halben Jahr mit Hottes Worten machte. "Und einer Leidenschaft verzeiht man Verletzungen... auch solche die das Leben beeinflussen." Er ließ diese Worte wirken, als der Mann wieder verstummte. Die Vögel zwitscherten Zustimmung, und das Grollen kam dichter.
Nach einigen Minuten des Schweigens, erhob sich der Mann langsam wieder. Er zwinkerte Kevin zu, als er zum Wagen hinkte und meinte: "Leidenschaft lässt man nicht sterben." Dabei nahm er ein Kaugummi aus seiner Hosentasche, schob es sich in den Mund und warf das Papier in den Mülleimer. Bevor er am Wagen ankam, und die Hand auf die Klinke des grauen Volvos legte, rief Kevin ihm zu: "Mussten sie ihr Bein auch ihrer Leidenschaft verzeihen?" Er spürte, dass der alte Mann genau wusste, wovon er sprach, und es lag beinahe auf der Hand, dass seine Sichtweise etwas mit seiner Beeinträchtigung zu tun hatte. Ein Lächeln fiel über sein Gesicht, als er nickte. "Ganz richtig...", sagte er geheimnisvoll, bevor er sich in den Wagen gleiten ließ, den Stock einzog und die Tür schloß.
Er grüßte Kevin noch einmal zu, und fuhr davon... wie ein Geist der erschien und wieder verschwand. Kevin konnte eine Viertelstunde später beinahe nicht mehr sagen, ob der Mann überhaupt real da war, oder er sich das nur eingebildet hatte, als er sich von der Bank erhob und in Richtung seines Wagens ging. Gewissheit darüber erlangte er erst, als er in den Mülleimer schaute, und wie angewurzelt stehen blieb. Er griff hinein und zog das Kaugummipapier aus dem blechernden Abfallbehälter... es war rot und roch nach Zimt...
Zu 1: Ja, die Gesellschaft hat sich gewandelt. Heute zocken die Teenager GTA lieber, als ein Auto bei z. B. dem "C11-Syndikat" mit 250 km/h in einen Milchtransporter brettern zu lassen. Trotzdem hat sich die Cobra ein wenig zu stark gewandelt. Die alten, schönen Vollexplosionen sind verschwunden, hier und da bricht mal ein LKW auf der Autobahn in 2 Teile, setzt sich seitlich und lässt 5-6 Autos mit voller Wucht dagegen knallen. Früher wäre das zu wenig gewesen, heute trösten die Wahnsinns-Stories darüber hinweg. Na ja, man kann nicht alles haben.
Ich finde es gerade umgekehrt, dass man schwache Storys (verglichen mit den ersten 5-6 Jahren) mit viel Action, sei es Ballereien, Verfolgungsjagden oder Explosionen kaschieren will.
Zu 2: Habe letztens in einem Artikel gelesen, dass Erdogan so lange weitermachen will, bis man ihn mit der Trage aus dem Auto holen muss (oder so ähnlich). Ich denke, er wird uns daher noch ein wenig erhalten bleiben.
Das war eher ein Spruch von Erdogan, denn Erdogan ist ein Schauspieler und definiert sich darüber, wieviele Leute ihn sehen wollen. 10 Jahre wird der nicht mehr bei Cobra mitspielen und so lange wird die Serie auch nicht mehr laufen.
Da das allerdings nicht in Zusammenhang mit dem Quotentief steht, braucht man darüber ja keine tiefere Diskussion. Allerdings könnte es gut sein, dass die Anfänge der meisten Folgen einen guten Grund für die schwächelnden Quoten liefern. Am Anfang schaltet man rein und sieht - kein Feuer. Also schaltet man wieder weg...
Also wenn man Cobra 11 nur wegen Feuer sieht, oder abschaltet weil keine Vollexplosion am Anfang steht, dann kann ich die Leute nicht ernst nehmen. Ich finde es hängt mehr daran, dass die Serie, trotz Neuerungen im Kern einfach ausgelutscht ist, und nur noch die echten Hardcore-Fans einschalten, die die Serie einfach lieben, die Erdogan gerne sehen, oder eben aus reiner Gewohnheit. Die Leute, die das geguckt haben weils mal hip war, cool war, neu war... sie schauen schon lange nicht mehr.
Dienststelle - 16:00 Uhr
Hartmut saß auf der Rückbank des Autos und sah mehrmals zwischen Ben und Kevin hin und her. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, er hatte die Auseinandersetzung zwischen den beiden ja vom Auto aus gesehen und mitbekommen. Ausserdem war die Luft elektrisierend, und jedes Gespräch dass er anfing, wurde mir kurzen und knappen Antworten von Bens Seite abgebügelt. Kevin antwortete gar nicht, sondern blieb stumm und schaute ohne Regung geradeaus auf die Straße.
Sie mussten einen weiten Weg zurücklegen und standen ausserdem auf der Autobahn im Stau, was die Situation für alle drei Beteiligten nicht unbedingt leichter machte. Über den Fall fiel kein einziges Wort, bis sie auf den Parkplatz der Dienststelle einbogen.
Während Hartmut in seinen Wagen stieg und zurück in die KTU fuhr, betraten Ben und Kevin die Dienststelle. Sie regestrierten dass die Chefin wieder in ihrem Büro saß, und Kevin ging sofort in Richtung des Büros. Ohne anzuklopfen drückte er die Glastür auf und trat ins Büro. "Wie geht es Jenny?" Die Chefin blickte überrascht auf, denn sie war es nicht gewohnt, dass jemand ohne Anzuklopfen ins Büro trat, und dann auch noch mit der Tür ins Haus fiel. Sie lehnte sich zurück und blickte dem Polizisten ins Gesicht. "Es geht ihr gut. Sie ist aufgewacht, hat aber starke Schmerzmittel bekommen." Und nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: "Sie hat Glück gehabt... und ich hoffe, dass wir dieses Glück nicht noch einmal herausfordern. Raufen sie sich mit Herrn Jäger jetzt gefälligst zusammen und finden sie diesen Kerl." Kevin atmete hörbar aus, steckte die Hände in die Gesässtaschen seiner Jeans und sah zu Boden. "Ich versuche es.", sagte er mehr gezwungen als wirklich überzeugt. Er fühlte sich in die Enge getrieben, und immer dann baute er um sich herum eine Schutzmauer auf um niemanden an sich heran zu lassen. Anna Engelhardt, jedoch noch völlig unwissend darüber wie sehr Bens Worte den jungen Mann verletzten, setzte noch einen drauf: "Stellen sie ihre persönlichen Befindlichkeiten hinten an. Das erwarte ich von ihnen." Auch diese Worte drangen in Kevins Seele, als sei seine Schwester eine Lapallie, auf der man ruhig herumreiten kann, so lange der Job anständig getan wird. Er sah auf, und der strenge Blick der Chefin traf den eiskalten Blick des Polizisten. Für einige Sekunden schauten sie sich an, und Anna Engelhardt erwartete beinahe Widerworte ihres Mitarbeiters. Doch der blieb ruhig und drehte sich von seiner vorrübergehenden Vorgesetzten weg und ging durch die Glastür nach draußen. Er ging auch gar nicht zu Ben ins Büro, sondern verließ die Dienststelle. Hotte und Bonrath am Schreibtisch sahen ihm ratlos hinterher, und auch die Chefin fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Semir und Ben unter Kontrolle zu behalten war manchmal schon schwierig, aber Kevin hatte in drei Fällen mehr Schwierigkeiten bereitet als die beiden in einem ganzen Jahr...
Ben sah gerade vom PC auf, als er sah dass Kevin die Dienststelle verließ. Er fasste sich mit der Hand an die Stirn, der schlimmste Fall war tatsächlich eingetreten. Sie mussten einen gefährlichen Killer jagen, und waren gerade dabei als Team völlig auseinander zu brechen. Er vernahm das Geräusch des BMW-Motors, der draussen gestartet wurde, und sich entfernte. Dabei wollte er doch selbst auch wissen, wie es Jenny geht und wollte sich gerade erheben, um die Chefin selbst zu fragen. Doch die kam ihrem Mitarbeiter bereits entgegen und trat in das kleine Büro ein, hinter sich schloß sie die Tür. "Bleiben sie ruhig kurz sitzen.", sagte sie mit freundlicher, beinahe zu freundlicher bedrohlicher Stimme. Ben schluckte und konnte sich beinahe denken, was sie wissen wollte. Anna Engelhardt setzte sich auf Semirs Platz. "Also... was war da eben im Krankenhaus los?", fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein kurzes Zögern verschaffte dem Polizisten etwas Zeit zum Nachdenken, bevor er langsam sagte: "Nichts... wildes. Wir hatten nur eine Meinungsverschiedenheit." Die Chefin senkte den Kopf während die Augen nach oben rollten um ihren Mitarbeiter weiter im Blick zu haben. Eine deutliche Geste dessen, dass sie sich nicht verarschen lassen würde. "Herr Jäger...", sagte sie mahnend und Ben wurde im Magen ganz anders. "Was haben sie mit dem Drogendealer gemeint?" Das kurzzeitige Zwicken im Magen des Kommissars entwickelte sich zum Brechreiz, und er hatte das Gefühl, dass es plötzlich viel heißer im Büro war, als vorher. "Nichts... nichts von Bedeutung."
Die Blicke der Chefin durchdrangen Ben wie heißes Messer durch Butter... und sie machte durch ihre Gesichtsmimik deutlich, dass sie Ben kein Wort glaubte. Und das wusste der Polizist auch und hatte das Bedürfniss, sich durch den Boden des Büros graben zu dürfen. Beinahe atmete er auf, als die Chefin sich wieder erhob. "Wenn sie etwas wissen sollten, was Herrn Peters betrifft, und mich auch interessieren sollte... dann sollten sie das im eigenen Interesse jetzt sagen.", sagte sie drohend und Ben wog innerlich ab, ob es besser war sich selbst zu schützen oder für einen Kollegen dicht zu halten, der ihm eben unmissverständlich klar gemacht hat, nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen. Wieder vergingen einige Sekunden bis der Kommissar seine Stimme wieder fand. "Ich... ich weiß nicht was sie meinen. Der Spruch... der hatte keinerlei Bedeutung."
Ohne ein Wort drehte sich die Chefin um und war im Begriff das Büro zu verlassen. Sie würde mit Kevin selbst sprechen, sobald der Fall abgeschlossen war, das nahm sie sich fest vor. Gerade an der Tür angelangt, drehte sie sich nochmal zu Ben um: "Übrigens... die Staatsanwaltschaft wird uns den Fall entziehen, wenn wir nicht bis spätestens morgen nachmittag jemanden präsentieren können, den man ruhigen Gewissens verdächtigen nennen kann. Ansonsten geht der Fall an die Mordkommission, und sie wissen wie schnell die sind. Von denen würde ich nicht meinen eigenen Hals abhängig machen wollen." Mit diesen Worten ließ sie Ben zurück, der die Stirn in seine Hände legte, nachdem er die Arme auf dem Schreibtisch abgestützt hatte. Beschissen umschrieb seine Laune und Gemütslage in diesem Moment noch sehr beschönigt...
Warum Tatort so erfolgreich ist? Ganz einfach: Weils quasi 15 verschiedene Krimiserien sind, die unter einem Namen zusammengefasst sind. Tatort würde es schon lange nicht mehr geben, wenn es da ein Team geben würde, das ständig wechselt.
Nicht nur die Teams wechseln, sondern auch die Art des Krimis. Während bspw Schweiger voll auf Action geht, Liefers in Richtung Humor ist Ballauf mit Schenk der "altmodische" Ermittlungskrimi. Da ist einfach für jeden was dabei, man kann nach Lust und Laune die Art des Krimis wechseln, ohne dass sich die Charaktere zu sehr verstellen müssen. (Wäre ja auch blöd wenn Schweiger plötzlich den Liefers geben müsste). Das ist das Erfolgsrezept des Tatorts.
Und was Cobra 11 angeht sag ich mal einfach, auch wenns pessimistisch klingt: Keine Serie (ausser Tatort ) lebt ewig. Cobra 11 kann auf etwas gewaltiges zurückblicken und wenn sie 20 Jahre geschafft haben, ist das etwas einmaliges. Das ist keine Schande wenn dann irgendwann gesagt wird: "Okay, die Gesellschaft hat sich gewandelt, früher fanden Erwachsene und Teenager es cool, wenn ein Auto in 30 andere gekracht ist." Das ist heute nicht mehr so, heute sind zusammenhängende Serien mit übersinnigem Touch in (diese US-Serien mit Zombies, Breaking Bad, Game of Thrones usw).
Ich kann mir gut vorstellen dass Erdogan Atalay auch nicht mehr ewig über die Autobahn springt. 20 Jahre Cobra 11 wäre ein tolles Jubiläum, aber man sollte die Serie nicht totdrehen, bis man sie dann unwürdig absetzt.
Also gut, ich verrats:
Im nächsten Spoiler:
Also aufgepasst:
Gut festhalten
Die Wahrheit ist...
Hmm, soll ich wirklich?
Ne, ich lass es lieber doch
Guckt halt selbst
Wer diesen Spoiler noch öffnet, darf mir höchstpersönlich ne PN schreiben, dem überreiche ich den goldenen Umberto
Ich hab auch vorgeguckt... puuuh
Diese Diebe^^
Son Banya - 16:00 Uhr
Semir stand der Schweiß auf der hohen Stirn, und er konnte nicht sagen ob das ein bisschen Nervosität war, die immer bei ihm vorherrschte, wenn er sich in Gefahr begab oder doch größtenteils an der heißen und stickigen Luft lag, die in dieser Bude vorherrschte. Das Gesicht des Mannes, der hinter dem Tischchen aufstand und zitternd einen Revolver hielt glänze ebenfalls, seine Augen weit aufgerissen... doch der erfahrene Kommissar sah gleich dass es sich eher um Angst oder Panik handelte, als um Drogen. André schien den Mann zu kennen, er hob beschwichtigend die Arme. "Ganz ruhig, Frank. Leg das Ding weg.", sagte er mit ruhiger Stimme und kam Schritt für Schritt auf den Mann zu, dessen Hand und der Revolver eindeutig zitterten. Semirs flaues Gefühl im Magen verstärkte sich, solche Leute waren in seinen Augen immer unberechenbar, aber auch hier vertraute er beinahe instinktiv seinem ehemaligen Partner. "Was machst du hier?", krächzte der Mann in perfektem Deutsch. "Ich hatte gehört, Ralf will dich und Timo tot sehen." "Bei Timo hats auch funktioniert. Aber Ralf ist in Deutschland aufgeflogen und sitzt." André sprach völlig ruhig, ohne jede Aufregung. Die Augen des Mannes, der Frank hieß, drückten Panik aus, Schweiß tropfte von seiner Nase und man könne meinen, er sah in dem ehemaligen Polizisten ein Gespenst. "Charlie hat es uns gesagt, und dass wir untertauchen sollen.", sagte er mit hektischer Stimme, als André nur noch 2 Meter von ihm entfernt stand. "Frank, lass uns Reden. Leg die Waffe weg." Mit einer Handbewegung mit dem Revolver deutete Frank hektisch auf Semir, der sich hinter seinem Freund ebenfalls langsam vortastete. "Wer ist das? Hä??" Doch wieder sprach der großgewachsene Mann mit absolut ruhiger Stimme. "Das ist ein Freund, er ist in Ordnung. Jetzt leg die Waffe weg, oder wie willst du Charlie zwei Leichen hier erklären?"
Langsam sank die Waffe auf den Schreibtisch, und es schien als würde auch eine gewisse Nervosität von dem Mann abfallen, doch er blieb zittrig und seine Augen flitzten immer in Höchstgeschwindigkeit durch den kargen Raum. Vielleicht hatte er doch etwas genommen, dachte Semir für einen Moment. Langsam, wie in Zeitlupe ließ der Typ sich auf den Holzstuhl fallen und atmete schwer durch. "Sie... sie haben gesagt, wir sollen hier bleiben. Hier in dieser Vorhölle.", sagte er mit erstickender Stimme. "Was habt ihr dort oben getrieben?" Die Frage richtete sich direkt an André. "Ralf hat versucht meinen Freund zu töten... aus Rache." Die Augen des fremden Mannes wurden auf einmal tellergroß, als er sie auf Semir richtete. "DU hast Carlos Berger erschossen?", fragte er ungläubig, als wäre der Polizist eine aussergewöhnliche Berühmtheit. Es war unangenehm, aber er nickte auf die Frage ohne ein Wort zu sagen. "Er hat mich benutzt dafür, und bei der Gelegenheit Timo erschossen. Vermutlich hätte er mich auch beseitigt, nachdem er seine Rache genommen hatte.", erklärte André dann in Richtung Frank. "Aber jetzt sitzt er ein, und Interpol ist dabei, seinen kompletten Ring auszuheben." "Das wird Interpol nicht gelingen, und das weißt du. Das Netzwerk ist über die iberische Halbinsel, und den Balearen so weit verzweigt, das wird Jahre dauern." Für einen Moment unterbrach Frank seine Rede und schaute auf einmal misstrauisch. "Warum zum Teufel bist du hier? Und warum kommst du mit einem Bullen aus Deutschland?" André nahm einen Stuhl und setzte sich seinem Bekannten gegenüber an den schiefen Holztisch. Er spürte, wie der Schweiß an seiner Schläfe herunterlief.
"Semir ist nicht hier als Polizist, sondern als mein Freund. Du musst mir helfen, Frank." Der Mann fuhr sich an den Kopf und begann, beinahe irre, "Ich soll dir helfen? Hast du nen Dachschaden? Ich bewege mich keinen Millimeter aus diesem Dorf." "Du brauchst dich nicht zu bewegen.", wurde er von André beruhigt. Semir kam die Szene beinahe unwirklich vor. Vor einigen Stunden war er noch im Urlaubsparadies, und nun saß er bei Schwerverbrechern mitten in einem Drogendorf. "Erinnerst du dich an... an diesen Typ der das Mädchen vergewaltigt hat?" "Als du den Typen abgeknallt hast?" André nickte stumm, und Frank nickte ebenfalls. "Ja, ich erinnere mich." Semir leckte sich über die Lippen. "Ralf hat heimlich davon Fotos gemacht. Dabei hat er die Fotos manipuliert und Ronny, der hinter mir stand und mich bedroht hat, wegretouchiert oder so. Damit hat er versucht, mich in Deutschland ans Messer zu liefern. Ich brauche die originalen Fotos." Frank sah schnell zwischen Semir und André hin und her. Es schien, als sei er nervöser als sowieso schon. "Ich kann mich erinnern... ich... ich.", begann er langsam zu stottern. "Du hast davon gewusst...", sagte der Ex-Polizist fassungslos. Frank schien für ihn mehr als nur ein Bekannter, eher ein damaliger Freund zu sein, schätzte Semir, der beiden Männern an den Lippen hing, und jede Reaktion genau verfolgte, um notfalls eingreifen zu können. "Ich wusste dass Charlie die Fotos machte, mehr nicht. Ich... ich kann mich nicht erinnern, ob du bedroht wurdest.", meinte Frank mit schneller Atmung, als würde er kurz vor einem Herzinfarkt stehen.
André sprang von seinem Stuhl auf, packte Frank am Kragen und zog ihn seinerseits von seinem Stuhl hoch. "Willst du mich eigentlich verarschen?", rief André laut und wurde von Semir am Arm gepackt, der befürchtete, dass durch den Krach gleich ein paar Schlägertypen aus dem Dorf auf der Matte stehen würden. "Du hast gewusst dass Charlie die Fotos macht und hast mich nicht gewarnt? Du hast von allem gewusst, als wusstest du auch, dass man mich notfalls zwingen müsse um den Typen abzuknallen." "Ja, das hab ich gewusst.", rief Frank zurück und wehrte sich gegen den viel kräftigeren André in keinster Weise. "Aber ich war nicht dabei, als es passierte. Woher soll ich wissen, dass du dazu gezwungen werden musstest?" Die beiden Männer blickten sich in die Augen, die Spannung war zum Schneiden, bis der viel größere André Frank zurück auf den Stuhl stieß, nachdem er von Semir ein leises "Lass ihn", vernahm. "Und für dich hab ich mal meinen Hals riskiert.", spuckte André bitte aus und wandte den Blick von Frank ab. Der richtete seinen Kragen und wagte kaum, den großen Mann anzusehen. "Wer hat die Fotos jetzt?" Semir erhob zum ersten Mal seine Stimme gegen den Verbrecher, der nun zu dem kleineren Kommissaren aufsah, der ebenfalls wie André wieder am Tisch stand. "Ich... ich weiß nicht." Semir zog die Augenbrauen nach oben. "Okay... gut." Er sah André kurz an. "Dann hoffe ich mal, dass ich mich beim BKA nicht verplappere, wenn ich zurück nach Deutschland komme, dass hier in Son Banya einer von Horns Männern sitzt... und die das an Interpol weitergeben. Lass uns gehen, André." Er fasste seinen Freund an der Schulter und deutete ein Gehen an, ohne die Waffe auf dem Tisch ausser Acht zu lassen. Franks panische Stimme hielt ihn zurück: "Du bluffst doch nur. André, sag mir dass dein Freund blufft." Der ehemalige Polizist hatte den Plan seines Freundes natürlich sofort erkannt und zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. "Ich bin nicht in Deutschland. Ich kann ihn von nichts abhalten."
Der schwitzende Mann schien zu resignieren. "Charlie hatte diese Aktion mit den Fotos geleitet. Wenn jemand weiß wo du das Material ist, dann er." sagte er beinahe zusammensackend. Beide Männer schauten Frank an, und ihre Blicke verrieten nur eine Frage... wo? Ein lautes Aufstöhnen, als käme die Antwort nur unter Schmerzen... "Er versteckt sich in einem Cafe in Cala Millor. Ich sag euch die Adresse..."
Als Semir und André auf dem Weg zum Wagen waren, klopfte André seinem Freund auf die Schulter. "Danke Mann. Das war großartig." Der kleine Polizist lächelte und zuckte bescheiden mit den Schultern. "Kein Problem. Aber warum haben wir die Waffe nicht mitgenommen?" "Wer weiß, was mit dieser Waffe schon alles passiert ist... besser nicht. Auch wenn Frank ein Freund ist... aber ich vertraue ihm nicht." Am Wagen blieben beide dann kurz stehen, und bevor sie einstiegen fragte Semir: "Und dass du so sicher warst, dass er nicht auf dich schiesst? War das kein Vertrauen?". Es war beinahe ein schelmisches Lächeln von seinem Freund, bevor dieser sich ans Steuer setzte. "Nein... das war nur ein Gefühl."
Gut kombiniert Aber ich kann soviel versprechen, dass der Typ, auf den André und Semir treffen nicht El Moreno ist, sondern ein Bekannter von André, der sich bei El Moreno versteckt.
Aber das konntet ihr ja noch nicht wissen
Na, die beiden müssen ja auch zu ihrem Recht kommen. Da ich die Kapitel mit Uhrzeiten angebe regelt sich da quasi schon von selbst, wann welches Kapitel kommt
Wer übrigens nicht nur Kopfkino, sondern reale Bilder von Son Banya sehen möchte, der möge danach googlen. Dieses beschauliche "Fleckchen" gibt es nämlich tatsächlich.
Achja, dunkelhäutig ist der Mann nicht Trauerkloß sieht wohl schon Gespenster vor Ben-Entzug (nur ein Scherz)
Mallorca - 14:45 Uhr
Semir fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Er saß, wie 14 Jahre zuvor auf der Fensterseite, als die Maschine in Palma de Mallorca zum Landeflug ansetzte. André saß neben ihm und Semir war nicht unglücklich darüber, dass sein Freund sich völlig normal verhielt. Keine Verunsicherung, keine Angespanntheit... André genoß innerlich Semirs Vertrauen in seinen Ex-Partner. Er hatte natürlich immer die Befürchtung, dass rauskam, was er auf Mallorca getan hatte, die ganze Zeit während er in Deutschland war. Aber er hatte es Semir verschwiegen, zu groß die Unwissenheit um Semirs Charakter, 14 Jahre nach Andrés Verschwinden. Sie hatten sich "nur" 3 Jahre gekannt und miteinander gearbeitet, in dieser Zeit konnte sovieles anders sein. Nein, er hatte einfach nicht den Mut zu sagen, was Sache war und die Angst, Semir würde seinen Beruf über eine alte, längst vergessene Freundschaft stellen, war zu groß.
Jetzt spürte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte Semir reinen Wein einschenken können, und der hätte ihm vermutlich genauso geholfen, wie er es jetzt mit einem halben Jahr Verspätung tat.
Sie spürten kaum einen Unterschied zu Gran Canaria, als sie zusammen aus dem Flughafengebäude gingen. Die Luft war angenehm warm und doch ein wenig erfrischend, sie ließ die Hitze des Sommers erträglicher erscheinen. Mit seinem Rucksack auf einer Seite des Rückens ging Semir seinem Freund hinterher, der auf den Parkplatz zusteuerte und einen Zettel mit dem Kennzeichen des Mietwagens in der Hand hielt, bis er vor einem Mercedes stehenblieb. Er war zwar nicht neu, sah aber gepflegt aus. "Kein Fiat?", spielte Semir auf den klapprigen roten Wagen an, den sie vor 14 Jahren vom LKA-Bereichsleiter Kessler damals zugewiesen bekamen, und André verstand den Wink mit dem Zaunpfahl sofort. Er grinste und antwortete: "Nein, kein Fiat. Und auch kein Automatik."
Der kleine Polizist warf seinen Rucksack auf die Rückbank und stieg auf den Beifahrersitz, André startete den Wagen und sie fuhren von der Flughafenstraße sofort in Richtung Autobahn. "Wo fährst du jetzt hin?", fragte der Kommissar, während er geradeaus auf die Straße sah. Es fühlte sich beinahe so an, als würden sie zusammen in einem Fall ermitteln, wie früher. Und Semir musste zugeben, dass er sich irgendwie, auf sonderbare Art und Weise gut dabei fühlte. "Wir fahren zu einem Bekannten von mir. Er hat auch für Horn gearbeitet, wollte aber aussteigen. Ich glaube, ich weiß wo er sich verkrochen hat." "Und wie wird der uns begrüßen?" Semir betonte das Wort "begrüßen" absichtlich fragend, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass man sie mit offenen Armen empfing. "Keine Ahnung.", zuckte sein Freund mit den Schultern, was ihn nicht unbedingt beruhigte. Sie hatten beide keine Waffe dabei, sie konnten sich im Extremfall nur mit Worten und Fäusten verteidigen. Aber er vertraute André... auf besondere Art und Weise. Es war kein Vertrauen wie er es zu Ben hatte, der dieses Vertrauen Tag für Tag rechtfertigte, es war mehr eine Hoffnung, ein Vertrauen auf die alten Tage. Es fühlte sich gut an...
André lenkte den Mercedes von der Autobahn runter, in eine recht einsame, heruntergekommene Gegend von Mallorca, fernab aller Tourismusgebieten. Auf einem Schild las Semir "Son Banya." Er dachte kurz nach, wo er diesen Namen schon einmal gelesen hatte. "Das verbotene Dorf.", sagte er leise, mehr zu sich selbst, als ihm der Artikel im Reiseführer wieder einfiel. "Du weißt, wo wir sind?", fragte André ein wenig überrascht, obwohl er wusste dass Semir ein Typ ist, der sich über alles informierte und über sein Urlaubsland wohl mehr wusste, bevor er hinflog, als er lernen konnte wenn er dort war. "Ich habs gelesen, als ich mich über Malle erkundigt habe, als noch nicht klar war, wo wir unseren Urlaub verbringen würden." André nickte. "Touris haben hier nichts verloren. In diese Ansammlung von krummen Häuschen und Hütten kommt nur, wer ein bestimmtes Anliegen hat." Kurz unterbrach der großgewachsene Mann, und sah kurz zu Semir rüber: "Drogen und Prostitution." Das Dorf war weit über die Grenzen von Mallorca bekannt und gilt als Schandfleck der Insel. Es ist in einem Dreieck angeordnet und jeder, der auf Mallorca Drogen brauchte, würde dort fündig werden. Die Polizei war nicht mehr Herr der Lage in der Stadt und war froh, diesen Brennpunkt auf das eine Dort einzudämmen. Menschen, die einer geregelten legalen Arbeit nachgingen wohnten hier überhaupt nicht mehr. Das Dorf war komplett fest in der Hand von Marihuana, Speed, LSD und Heroin. Das Aufkommen von Crystal Meth hat das Dort erneut in die mallorcinischen und europäischen Zeitungen gebracht. "Aber was hat Horn mit Drogen und billigen Prostituierten zu tun? Das Geschäft war doch eher auf Edel-Prostitution ausgelegt.", meinte Semir nachdenklich. Wieder nickte sein Nebenmann. "Richtig. Aber ich weiß, dass sich hier einige versteckt halten, seit Horn aufgeflogen und gegen den ganzen Ring ermittelt wird. Es wurde immer mal angedeutet, dass man hier im Notfall Unterschlupf bekommt. Man fällt nicht auf, die Polizei schert sich nicht mehr um das Loch, und Horn hat Bekannte, die in dem Dorf wohnen." "Das leuchtet ein... ein gutes Versteck."
Die Straße wurde schlechter, der Asphalt aufgerissen und Grasbüschel wuchsen durch die Straße durch. Semir fühlte sich, als würde er in irgendein Krisengebiet kommen, und wenn man nicht wusste, dass man sich noch auf Mallorca befand, wo die Luxushotels nur 50km weit weg von diesem Orten waren... man würde es nicht glauben. Dieser Ort war tatsächlich ein Loch, die weißen Häuser verloren ihre Farbe weil der Putz abblätterte, Unmengen von Kabeln verliefen über Holzmasten zu den Häusern, die so krumm standen, dass man jederzeit Angst haben musste, dass einer der Masten demnächst auf die Straße fiel und mit ihr das tödliche Hochspannungskabel. Einige Augenpaare, sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen begutachteten den Mercedes, mit dem André nun direkt zu Beginn des Dorfes neben der Straße hielt. Die beiden Männer stiegen aus, Semir beobachtete die Umgebung. Fast alle der Häuser standen offen, vor den Türen saßen Männer, Frauen, Kinder. Viele der kleinen liefen lachend und schreiend durch die Gegend über die Straßen, kleine Seelen die nicht wussten, wo sie sich hier befanden. An einer Häuserfassade saßen zwei Männer im Schatten... sie lagen mehr gegeneinander, die Augen halb offen, den Mund weit aufgerissen. Junkies, die sich den Schuss gesetzt hatten, und nun in schönsten Traumwelten zu finden waren. "Warst du hier öfters?", fragte Semir, während sie durch die Straßen gingen. "Wir hatten hier hin und wieder Geschäfte abgewickelt, ja. Dafür ist das ein guter Ort, man steht nicht auf dem Präsentierteller." Plötzlich war es wieder bei Semir, dieses ungute Gefühl, wenn André von früher redete.
Ein muskulöser Mann mit furchterregendem knurrenden Kampfhund ohne Maulkorb kam auf die beiden zu. Sein Gesichtsausdruck drückte Feindseeligkeit aus. "Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?", fragte er auf perfektem Spanisch, was Semir kaum verstand. "Wir wollen zu El Moreno. Weißt du, ob er da ist?", fragte André, ebenfalls auf spanisch mit deutlich hörbarem Akzent. Dabei zog er ein kleines Bündel Euro aus der Tasche und knisterte damit ... ein Zeichen, dass man hier war, um Drogen zu kaufen. Der Mann nickte und zeigte mit dem Finger in Richtung des Hauses, wo das Ziel der beiden Freunde lag.
Statt einer Tür hing nur ein Tuch wie eine Decke vor der Öffnung. André schob ihn zur Seite, die Luft innerhalb des kleinen Hauses war stickig und verbraucht. Semir folgte ihm mit einer gehörigen Portion Magengrummeln, nicht zu Unrecht. Eine Gestalt, ein kleingewachsener Mann, der hinterm Schreibtisch saß, sprang auf als er André erkannte und riss sofort einen Revolver hoch.
Boah Campino, bist du fies. Aber mach nur weiter so. Es muss dich ja nicht kümmern, dass ich jetzt ganz ganz traurig bin und wahrscheinlich die ganze Nacht nicht schlafen kann.
Was denkst du, wie es Ben geht, dem du immer psychisches und physisches Leid wünscht
Und wenn du wirklich mal wegen meiner Story nicht schlafen könntest, wäre das wohl das größte Lob überhaupt
Hihi
Je mehr Trauerkloß leidet, desto mehr gefällt mir das Ich erkenne ungeahnte Paralellen.