Beiträge von Campino

    ich hab noch einen starken Minuspunkt, aber den werde ich hier nicht äußern, weil man sonst bestimmt Intoleranz vorgeworfen bekommt. Leute, die etwas konservativer eingestellt sind, können sich denken, was ich meine.

    Wenn es das ist, was ich meine, dann bin ich echt ein Stück weit enttäuscht von dir... denn so "konservativ" hätte ich dich nicht eingeschätzt. Aber jedem seine Meinung...

    André Fux ist nicht wieder auferstanden er kam als gebrochener Mann zurück und starb meiner Hinsicht nach als Held, weil er in der gesamten zeit nie vergessen hat, worauf es wirklich ankommt und den einzigen Menschen schützen wollte, der für ihn vertraut war...Semir.

    ;( Perfekter Abschlußsatz eines tollen ersten Postings... Respekt!

    Wäre da nur nicht die Szene, wo er das Seil durchschneidet und in Kauf nimmt Semir in den sicheren Tod zu schicken...

    Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob André nicht genau wusste, dass Semir nicht tief fällt... ansonsten wäre es zu unlogisch, dass er immer wieder betont, Semir nicht reinziehen zu wollen und ihn am Ende, wie Tom Kranich richtig sagt, durch seinen eigenen Tod rettet... hmm.

    @Autobahnpolizist1996

    Ich verstehe dich sehr gut. So ähnlich war meine Reaktion auch, nachdem ich den Film das erste Mal gesehen habe. Lass den Film sacken, schau ihn dir in ein paar Tagen nochmal an. Ich weiß, dass du vermutlich neben mir der grö´te André Fux-Fan in diesem Forum bist, und mir ging es genauso wie dir.

    Lies dir meine Review im "Meinungen-Thread" mal durch. Vielleicht erkennst du dich wieder.

    PS: Mit der Mail an Mark Keller lass ich mir mal durch den Kopf gehen.

    Ich hab mir den Film heute natürlich auch nochmal angesehen...

    Ich stelle hier zum Vergleich nochmal meinen Beitrag von letzten Donnerstag hinein:

    Man sollte keine Kritiken schreiben, wenn man aufgewühlt ist von einer Folge "Alarm für Cobra 11". Und ich bin ganz ehrlich: Ich war LANGE LANGE nicht so aufgewühlt von einer Folge "Alarm für Cobra 11." Um genau zu sein ist es 14 Jahre her, seit ich so aufgewühlt war. Damals lief die Folge "Ein einsamer Sieg", ich war 10 oder 11 und habe geheult wie ein Schloßhund, als Semir die PAST verließ, Scheueggers Theme im Hintergrund lief und ich André's und Semirs Stimme hörte, die sich darum stritt wer fahren darf und wer nicht.

    Ich habe seit der Zeit den alten Cobra 11-Zeiten hinterher getrauert... am Anfang weniger, mit zunehmender Sendezeit und Wandlung der Serie immer mehr und mehr.

    Letztlich bin ich deshalb mit völlig falschen Erwartungen an diese Folge heran gegangen. ICh war glücklich wie ein Schnitzel, als es hieß, dass Mark Keller wieder zurückkommt. Und ich habe mir tatsächlich erhofft, dass er wieder der coole Cop von damals ist, der liebend gerne 180er dreht, mit Karate die Gegner in den Boden stampft, Semir "Gurkenkopf" nennt und am Ende wieder für das Gute kämpft, und die Serie den Touch von 1999 hat. Das habe ich mir erhofft, und ich wäre wahrscheinlich letzten Donnerstag der glücklichste Mensch der Welt gewesen, wenn es so gewesen wäre. Mark Keller alias André Fux war (und ist) einfach mein absoluter Favoriten-Partner gewesen.

    Ich habe im Vorfeld der Sendung geschrieben, dass ich Angst davor habe dass a) André die Seiten wechselt b) André sich zu sehr verändert hat und c) André wieder stirbt. Und wenn man vor etwas Angst hat, und es tritt wirklich ein, dann ist man sauer :cursing: und das war ich letzten Donnerstag, voraus der oben geschrieben Beitrag her rührt.

    Mit Abstand hab ich mir erst Anfang der Woche auf RTLNow die Folge nochmals reingezogen, und heute nochmals. Und ich muss sagen, letztenendes war der Film eine recht runde Sache.

    Zum Wesentlichen:

    Die Folge war düster und ernst. Es wurden so gut wie gar keine Witze gerissen, wenn ich mich nicht täusche sogar überhaupt keine. Das fand ich gut, auch wenn ich nicht glaube, dass das für den Rest der Staffel gilt.

    Die Story war im Grunde natürlich wieder Käse und völlig abgedreht und übertrieben, aber das hat heute nur in Nuancen gestört. Zumindest war der Ober-Gangster hervorragend, aber das hat der Schauspieler ja schon bei Highway Maniac bewiesen. Es gab zum Glück auch nicht alzu viele Pappmännchen in seiner Mannschaft, die umgenietet wurden.

    Ich will mich nicht lange über den Ehekrach zwischen Andrea und Semir auslassen... Was ich gut fand ist, dass es kein Happy-End gibt, und Semir diese Sache noch in die nächsten Folgen verfolgen wird. Vielleicht versucht man es jetzt ein wenig wie bei "Der letzte Bulle", wo die Fälle auch immer abgeschlossen waren, die Hintergrundhandlung zwischen den Hauptprotagonisten immer weiter lief. Das wäre super.

    Ben hat mich heute echt überzeugt. Dass er kann, wenn das Drehbuch es zulässt, haben wir ja schon öfters gesehen. Heute hat er mir aber wirklich, zum ersten Mal seit seiner Auftaktstaffel, richtig gut gefallen. Ernst, verzweifelt, eifersüchtig, wütend. :thumbup:

    Dass Semir Emotionen hervorragend spielen kann wissen wir spätestens seit "Tödliche Wahl". Auch hier hat er das wieder sehr gut gezeigt. Toll zu sehen im Kontrast, Semirs Hilflosigkeit und Andrés Verzweiflung.

    Es gab für mich einige Highlight-Szenen in diesem Film, und sie waren alle zwischen Semir und André.

    Natürlich das Wiedersehen im Tunnel, auch wenn mich das nachfolgende erste Gespräch zwischen ihnen bis zur PAST interessiert hätte.

    Das Gespräch im Büro... Toll wie dort Bezug genommen wurde auf Andrés Ausstiegsfolge, und sogar der Titel der Folge exakt widergegeben wurde. "Und dann noch 'der Tod es kleinen Jungen'" Toller Moment. Etwas unglaubwürdig zwar, dass er sich, nur wegen eines neuen Lebens nicht mehr bei Semir melden wollte, aber okay. Schließlich hätte er das Leben auch neu beginnen können, wenn er nach Deutschland zurückgekehrt wäre.

    Beim Gespräch in der Bar hatte man immer noch das Gefühl, der alte Fux ist noch da. "Da hast du dir die Birne weggeknallt.", war einfach köstlich :thumbup: Hier hätte man noch einiges mehr einbringen können, Semir über seine Partner erzählen können, Hotte, Engelhardt usw.

    Dann das Gespräch im Verhörraum war ebenfalls sehr emotional, der Kontrast zwischen Semir und André. Dass André aber an die Freundschaft appeliert hinterließ bei mir einen sauren Nachgeschmack, weil er sie in dem Moment ausnutzt. Aber wie Simon schon richtig schrieb: André war ein gebrochener rachsüchtiger Mann, für den die Freundschaft in erster Linie Mittel zum Zweck war... aber dazu mehr.

    Der Dialog am Hangar war ebenfalls toll, dass Semir André Partner nennt, und ihn nicht alleine gehen lassen will. Hier kann man einen tollen Bezug zur letzten Folge herstellen, als Semir André schon mal alleine gehen ließ, nämlich als er es nicht verhindern konnte, dass André aufs Boot von Carlos Berger gesprungen war. Ausserdem wurde auch erstmals klar, dass Semir André nicht egal war, sondern dass er ihn wirklich raushalten wollte.

    Der Dialog in den Alpen sehe ich ebenfalls kritisch. Zwar toll Emotional, wie André damit kämpft, die Wahrheit rauszurücken, aber völlig kritisch dass er das Seil durchschneidet. Er hätte ihn hängen lassen sollen, und weiter klettern sollen. Oder aber André wusste ganz genau, dass Semir nicht weit fallen konnte... keine Ahnung.

    Die entscheidene Schlüsselszene war allerdings der Kampf zwischen den beiden und der kurze Dialog: "Wir waren mal Freunde! Was ist aus André Fux geworden?" "Den gibts nicht mehr. Der ist schon lange tot." Spätestens da ist ganz deutlich, und letztendlich auch für mich verständlich... den André Fux von 1999 werde ich nie mehr wiedersehen. Am Donnerstag hat es das für mich unglaublich schwer gemacht, weil damit alle Hoffnungen weggefegt wurden. Heute ist es die wichtigste Szene, weil sie die Verzweiflung und die Gebrochenheit Andrés sehr deutlich widerspiegelt.

    Emotional natürlich noch, wie Semir verzweifelt versucht André zu retten, und auch der endgültige Beweis dass sowohl für Semir als auch für André noch eine Verbindung, eine Freundschaft besteht: André vertraut Semir das an, wofür er gekämpft hat... den Datenstick mit den Fotos der Mörder seiner Familie. Er vertraut Semir, diese Aufgabe zu übernehmen. Für mich eine, (hoffentlich nicht nur symbolische) Szene der Freundschaft zwischen den beiden, egal was passiert ist.
    Letztendlich war nach dem Geständnis, dass es André Fux nicht mehr gibt, klar dass er sterben würde. Es gab keine Möglichkeit, ausser dass Semir ihn hätte fliehen lassen, doch dann gäbe es immer noch kein eindeutiges Ende der Figur.

    Was mich am Ende etwas störte ist, dass Semir über André nicht mehr nachdachte, als er wieder zurück war. Abgestürzt, gerettet und dann wieder Ben... naja, die Sendezeit war knapp. Und Andrea musste ja auch nochmal ran... egal.

    Ich hoffe nur EINS: Das man die Sache mit dem Datenstick nicht vergisst. Da könnte man nochmal eine hammerharte emotionale Folge draus machen.... VIELLEICHT hat sie sogar was mit Bens Ausstiegsfolge zu tun... meine Vorahnung sind bis jetzt alle eingetreten, warum nicht hier auch?

    Eine Folge, die für mich eine Achterbahn der Gefühle war, und Emotionen auslöste, wie zuletzt "Ein einsamer Sieg." Wenn eine Folge das schafft hat sie 10 von 10 Punkten verdient...

    Es war nur ein lautloser dumpfer Schlag, als das harte Schienbein Ben in die Nieren traf, und der Autobahnpolizist zusammenklappte wie ein Sandsack. In Mischung eines leisen Stöhnens, als er versuchte nach Luft zu schnappen, polterte er auf den Boden. Dieses Geräusch war nun laut genug, um Kevin zu alarmieren, der trotzdem mit leisen aber schnellen Schritten zurücklief in die gegenüberliegende Wohnung. Auch er zog im Laufen die Waffe aus seinem Halter, als er ins Wohnzimmer kam, und sich seine Augen nur langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Vom Boden herab hörte er ein krampfatmiges Stöhnen, das von seinem Kollegen kam. "Ben?", flüsterte er leise, doch zu fragen, wie es ihm geht, dazu kam er nicht mehr. Das nächste, was der junge Polizist spürte, war die rauhe Sohle eines Winterschuhs gegen seine Handaussenfläche krachen, die ihn sofort dazu veranlasste den Griff um die Waffe nachzugeben. Mit einem Klacken flog Kevins Dienstwaffe gegen die Wand und von dort zu Boden. Kevin selbst drehte sich mit der Bewegung des heranfliegenden Schuhs und ließ den Ellbogen blitzartig nach hinten zucken, von wo der Tritt gekommen sein musste. Er hatte nie aufgehört, Kampfsportarten und besonders Karate und Kickboxen zu trainieren, und kannte fast alle Techniken und Kniffe. Sein Ellbogenknochen traf auf einen halbweichen Widerstand, es könnte eine Schulter gewesen sein, was er im Rücken aber nicht sah. Also wirbelte er herum und konnte nur die Schemen einer Gestalt in der Dunkelheit erkennen, die sich kampfbereit machte und sein Gegenüber mit einem aggressiven "Komm! Na, komm doch!", zum Kampf aufforderte. Bevor Kevin sich artikulieren konnte und erklären konnte dass er Polizist sei griff die dunkle Gestalt auch schon an. Kevin musste zwei halbhohen Tritten ausweichen und konnte seinerseits einen gezielten Faustschlag gegen die Rippen seines Gegenübers setzen, dass durch die Tritte zu dicht an ihn herangekommen war. Doch der äusserst muskulöse Mann, mit dem Kevin sich gerade anlegte, war offenbar hart im Nehmen und ließ sich davon recht wenig beeindrucken. Der junge Cop dagegen versuchte durch den Schlag Oberwasser zu gewinnen und setzte zum Folgeschlag an. Doch die Augen seines Gegners hatten sich viel besser an die Dunkelheit gewöhnt, und so konnte der Kerl der pfeifenden Faust ausweichen und direkt einen Konter in die Magengrube von Kevin setzen, der daraufhin keuchend sich nach vorne beugte. Ein Brennen stach vom Magen über die Lungen bis in den Kopf, als er nach hinten gestoßen wurde, und wer atmend gegen eine Wand taumelte. Spätestens jetzt war ihm klar, dass er es mit einem gefährlichen Gegner zu tun hatte.

    Semir hatte davon nichts mitbekommen, weil er sich in die andere Richtung des Hauses aufmachte um irgendwelche Hinweise zu finden. Stattdessen fand er einen Sicherungskasten, den er mit Gewalt öffnete und mit zusammengekniffenen Augen versuchte, die Schalterbezeichnungen zu entziffern. Er spürte, als er sich im Dunkeln nach vorne beugte, einige Spinnenweben an seiner Stirn, die er reflexartig wegwischen wollte. Wo zum Geier war der Hauptschalter? Mit den Fingern tastete er die verschiedenen Sicherung ab, bis er die größte fühlte und den Schalter nach oben legte. Kein Licht ging an, doch ein großer Glaskühlschrank im hinteren Eck fing plötzlich an zu flackern und im Glanze vergangener Zeiten zu erstrahlen. Er steckte offenbar noch in der Steckdose und schaltete sich automatisch an. Direkt im darauffolgenden Moment hörte er nun doch ein Poltern, ein Krachen und setzte sich sofort in Bewegung nach oben. Das Krachen kam von einem gewaltigen Fußtritt der Gestalt im Dunkeln in Richtung des an der Mauer stehenden Kevin. Der jedoch drehte sich gerade so von der Wand weg, um nicht schwer getroffen zu werden, und setzte noch im Drehen zu einem Fußtritt auf Höhe des Gesichtes des Gegners an. Dieser wiederum duckte sich geschickt unter dem Angriff hinweg und zog Kevin selbst das Standbein weg, was den Polizisten hart auf den Boden beförderte. "Ben? Kevin?", vernahm er dann die Stimme von Semir im Flur, die immer näher zu kommen schien. Auf einmal war es ganz ruhig in dem dunklen Zimmer. Nur ein leises Stöhnen von Ben war zu vernehmen. Kevin lag am Boden und war gerade im Begriff aufzustehen, seinen Blick auf sein Gegenüber gerichtet, doch etwas hinderte ihn daran. Ein merkwürdiges Benehmen des Kerls, der gerade drauf und dran war die beiden Autobahnpolizisten auseinander zu nehmen. Doch dieser verharrte plötzlich ungläubig, als er Semirs unverwechselbare Stimme hörte im Raum und tat keinerlei Anstalten mehr den Kampf fortzusetzen. 'Er ist es...', war Kevins einziger Gedanken in diesem Moment. Semirs Laufgeräusche näherten sich dem Raum, und kaum betrat der türkische Polizist das muffige Wohnzimmer, fuhr dessen Hand sofort an die Seite des Raumes auf den Lichtschalter. Eine sehr improvisierte Lichtquelle, eine Glühbirne am Stromkabel, beleuchtete den Raum, doch es war genug um Semir ebenfalls am Lichtschalter und mit der Waffe in der anderen Hand erstarren zu lassen. Er blickte offenen Mundes direkt in das Gesicht seines, vor 14 Jahren verschollenen und totgeglaubten Ex-Partners André Fux, der in halber Kampfhaltung über Kevin stand, der André ebenfalls ansah, nur nicht ganz so erstaunt und verdutzt wie Semir. Andrés Gesicht war eher erstaunt, nicht erschrochen, als er Semir im Raum erblickte. Doch er war erstmal genauso unfähig auch nur ein Wort zu sagen...

    Innenstadt - 13:30 Uhr

    Nachdem Kevin den, immer noch recht ungehaltenen, Kollegen Erwin am Polizeipräsidium ausgeladen hatte, verabschiedete er sich wortkarg in die Mittagspause. Obwohl die Sonne durch die kahlen Baumwipfel schien war es recht kalt, die Straße war zwar trocken, hatte aber diese typische weißliche Färbung von einigen Salzstreuungen und der Überfrierung in der Nacht. Kevin lenkte seinen Dienstwagen durch den Berufsverkehr. Der junge Polizist hatte ein bestimmtes Ziel, nämlich die ehemalige Karateschule von André Fux. Es war ein spontaner Einfall, eine einfache Idee sich dort mal umzuschauen. Er war Jahre lang nicht dort vorbeigefahren, und wenn hatte er nicht aktiv dort die Augen besonders offen gehalten. Auch hielt es Kevin nicht für nötig Semir zu informieren, da er sich eh nicht viel von der kleinen Erkundungsfahrt versprach.

    Den Wagen parkte Kevin gegenüber der betreffenden Häuserzeile an einer Imbissbude, die ebenfalls schon jahrelang dort stand. Sein Atem hinterließ Kondensrauch und die Gürtelschnalle seiner Lederjacke klimperte, als er aus dem Auto ausstieg und einen Blick hinüber warf. Wie ein Blitz fiel ihm sofort der dunkelblaue BMW auf, der vor dem Gebäude stand. Das Schild mit "Karateschule" hing nicht mehr dort, und die Immobilie schien schon öfters den Besitzer gewechselt zu haben. Die Glasfront mit der Einlage dahinter war jetzt leer und teilweise von Graffitis versprüht, in den oberen Fenster waren weder Gardinen, noch irgendwelche Utensilien auf den Fensterbänken zu erkennen. Kevin begab sich langsam und nachdenklich zu der Imbissbude, von wo aus er einen optimalen Blick auf den Eingang hatte. 'Blauer BMW' dachte er nach. Der Fluchtwagen von heute morgen. Das wäre ja ein irrer Zufall. Ein wenig abwesend wirkend bestellte er eine Portion Pommes und Currywurst, während er darüber nachdachte bereits Semir zu benachrichtigen. Doch er wartete erstmal ab. Vielleicht kam gleich jemand aus dem Haus heraus und fuhr mit dem Auto weg, dann konnte Kevin entweder sehen, wer es war oder zumindest den BMW verfolgen. Er ließ den Eingang nicht aus den Augen, während er langsam seine Pommes und seine Currywurst ass, und viele Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Semir hatte ihm nie von André erzählt, warum auch? Sie waren nur für wenige Tage Partner. Es war wirklich ein irrer Zufall, dass ausgerechnet dieser André sein ehemaliger Trainer war. Kevin kam damals gut mit dem Polizisten zurecht, hatte keinerlei Vorurteile gegenüber ihm, wie viele andere, weil er bei der Polizei war. André ließ nie heraushängen, dass er ein Bulle war, sondern er liebte den Sport selbst, und seine Aufgabe mit Jugendlichen zu arbeiten. Eines Tages tauchte er nicht mehr auf, und die Gruppe wurde aufgelöst und später mit einem anderen Trainer der Versuch neu gestartet. Kevin hatte damals längst den Absprung geschafft und war von den Drogen und der Straße weggekommen und hatte damals seinen Abschluß nachgeholt. Es würde ihm persönlich wehtun, wenn André auf die dunkle Seite gewechselt war, doch diese Gedanken waren viel zu früh. Als sich nach fast einer Stunde Wartens nichts tat, wählte er Semirs Handynummer.

    PAST - gleiche Zeit

    Als Kevins Rufnummer auf Semirs Display aufleuchtete, nahm der aufgeregt den Anruf entgegen. "Ja, Semir?", meldete er sich in seiner bekannten Art und Weise, nur ein wenig mit zittriger Stimme. Er hörte sofort die ruhige und manchmal etwas gelangweilt klingende Stimme seines jungen Kollegens. "Hier ist Kevin. Ich bin gerade hier vor Andrés ehemaliger Karateschule. Hier steht seit einer Stunde ein dunkelblauer BMW vor der Tür. Wäre vielleicht gut, wenn du dir den mal ansiehst, ob es vielleicht der Fluchtwagen sein könnte." Kevin hatte seine Stimme etwas gedämpft, weil noch zwei weitere Personen an der Imbissbude aßen, doch die Art der Information reichte, dass Semir sofort aus dem Stuhl schnellte, und seinen Partner Ben erstaunt aufblicken ließ. „Habt ihr euch das Nummernschild aufgeschrieben?“, fragte Kevin gedämpft und Semir geriet in Erklärungsnot. „Ich… ähm… also, Ben hast du dir das Nummernschild von dem Fluchtwagen aufgeschrieben?“ Semir hatte es sich natürlich nicht gemerkt, weil er so sehr auf dem Fahrer hängenblieb, dass er überhaupt nicht auf das Autokennzeichen geachtet hatte. Für seine Frage kassierte der türkische Polizist jedoch nur einen etwas ironisch dreinblickenden Ben. „Ne du, ich hatte mit Laufen zu tun.“, war seine schnippische Antwort und Semir rollte kurz die Augen. „Nein, wir haben kein Kennzeichen. Aber wir kommen sofort vorbei.“, gab Semir durch das Handy durch. „Warte auf uns.“, waren seine letzten Worte, bevor das Handy zurück in seine Hose wanderte. Auch in Ben kam Bewegung nach Semirs Worten des Aufbruchs, der junge Polizist klaubte seinen Autoschlüssel vom Tisch und folgte seinem Kollegen nach draussen. „Was hat er denn gefunden?“, fragte Ben, als sie gerade auf die Autobahn einbogen. „Kevin hat vor Andrés ehemaligen Karateclub einen dunklen BMW gesehen. Es wäre zwar ein Riesenzufall, aber vielleicht haben wir ja Glück.“, antwortete Semir und rutschte ungeduldig auf dem Sitz hin und her. Der Weg bis zur Innenstadt kam ihm elendig lange vor, bis sie endlich in die Nähe des Karateclubs kamen. Semir kam André früher öfters nach dem Training abholen, oder brachte ihn nach der Schicht hierher. Einmal musste er dienstlich her, als André von einem seiner Schüler angegriffen wurde. Der Schüler, Olaf, stand unter Drogen und starb während des Kampfes an einem Herzinfarkt. Damals wurde André beschuldigt den Jungen totgeschlagen zu haben. Nur mit Semirs Hilfe konnten sie den wahren Schuldigen ausmachen, der André später ebenfalls unter Drogen setzte und ihm Zweikampf beinahe getötet hatte. Letzten Endes rettete Semir seinem Partner das Leben. Diese Gedanken gingen Semir durch den Kopf, als Ben den Mercedes hinter Kevins Honda parkte, der weiter stoisch ruhig an der Imbissbude stand und wartete. Der dunkle BMW hatte sich nicht vom Fleck gerührt. „Und, hat sich was getan?“, war Bens erste Frage an Kevin. „Nein, nichts.“ Semirs Blick ruhte auf dem Eingang der ehemaligen Karateschule und viele nostalgische Gedanken streiften durch seinen Kopf. „Was machen wir? Rufen wir Verstärkung, oder…“ Bens Frage war vielsagend. „Lass uns erst mal klopfen.“, meinte Semir und seine Handinnenflächen waren schweißnass vor Aufregung, obwohl es gerade mal 5 Grad Celcius draußen waren. Kevin nickte nur zustimmend und die drei Kommissare begaben sich über die vielbefahrene Hauptstraße hinüber zum Eingang. Neben der Tür war eine Klingel angebracht, auf der allerdings keinerlei Namensschild war. Ben war es vorbehalten, mehrmals zu läuten, doch keine Reaktion. Sein Partner trippelte von einem Bein auf das andere, als würde er frieren, doch es war die pure Nervosität. „Nix.“ Bens Versuche blieben erfolglos. „Na, dann lass mich mal. Schaut mal dass niemand guckt.“, meinte Kevin und zog einen kleinen Schraubenzieher aus der Innentasche seiner Lederjacke. Er kniete sich vor die Tür und begann am Schloss herum zu werkeln. „Meinst du nicht, dass das …“, wollte Semir bereits vorsichtig protestieren, doch Kevin kam ihm zuvor: „Willst du lieber die Tür eintreten? So bekommen wir sie hinterher wenigstens wieder zu.“ „Zum ersten Mal machst du das aber auch nicht, oder?“, fragte Ben, der Kevin interessiert über die Schulter sah. Der wiederrum blickte über die Schulter zurück, ohne die Bewegungen des Schraubenziehers zu unterbrechen. „Lies besser nicht meine Akte.“, war sein leicht bitterer Kommentar. Kevin sprach nicht gerne über sein früheres Leben, vor allem seine kriminelle Jugend. Hätte man ihm damals all seine Taten nachgewiesen was Einbruch und Drogenmissbrauch anging, hätte man ihn nie in den Polizeidienst gelassen. Doch das wusste niemand.

    Es dauerte nur wenige Minuten, und Kevin drückte die Tür nach innen auf. Ein muffiger Geruch schlug den drei Männern entgegen, im Inneren war es düster. Offenbar stand das Haus schon länger leer, denn kein Lichtschalter ließ sich betätigen. Der Strom war anscheinend abgeschalten. „Okay. Ich schau hier unten nach, ihr geht nach oben.“, wies Semir seine beiden Kollegen an. Er war der Älteste und Ranghöchste. Er traute zwar sowohl Kevin als auch natürlich Ben zu, auf sich alleine achtzugeben, doch sein Innerstes sagte ihm, dass er die beiden zusammen hochschicken sollte. Die Einrichtung, die er im Erdgeschoss nur im Halbdunkeln wahrnehmen konnte, war immer noch die einer Sportschule. Theke, Getränkeausschank, Hocker und die Trainingskabinen betrat er. Dabei ging er wie auf Zehenspitzen um irgendwelche Geräusche zu hören oder Bewegungen zu erkennen. Kevin und Ben gingen währenddessen lautlos die Treppe nach oben. Der obere Flur teilte sich in zwei Wohnungen, links und rechts der Treppe. „Du rechts, ich links.“, war Bens kurze Anweisung an Kevin, der im Dunkeln nickte. Beide Türen waren nicht verschlossen. Ben drückte die Klinke nach unten und trat vorsichtig in die ebenfalls recht muffige und abgestandene Luft der Wohnung. Alle Sinne gespannt lauschte er, und konnte tatsächlich ein Rascheln aus dem hinteren Teil der Wohnung hören. Mit einem fast lautlosen Geräusch zog der Polizist die Waffe aus dem Halter, doch das Klicken der Entsicherung konnte er nicht verbergen. Das Rascheln hörte augenblicklich auf, und Ben wagte kaum zu atmen, als er dem Zimmer näher kam, von dem das Geräusch kam. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, als er mit vorgestreckter Waffe und einer schnellen Bewegung ins Wohnzimmer ging. Genauso schnell allerdings war die Bewegung des Angreifers, der Ben mit einem wuchtigen Karatetritt exakt in die Nieren traf.

    Danke für den Artikel

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    Darin steht etwas, was ich immer mal spekuliert habe, und auch Rare per PN mitgeteilt hatte... nämlich dass Mark Keller gegen Ende 98/99 wirklich nicht mehr motiviert war und keine Lust mehr auf Cobra 11 hatte.
    Einerseits ist es mir aufgefallen, dass er "lustlos" wirkte in manchen Folgen, und eben dass es insgesamt 3 Folgen gab, in denen er gar nicht mitwirkte und 1 (Der Joker) in der er eigentlich nur ne sehr kleine Nebenrolle hatte.

    Scheint so, als sollte meine Vermutung da richtigliegen, weiß aber nicht, inwiefern die Infos von quotenmeter da stimmen.

    Sagen wir es mal so, ich habe eine sehr ähnliche Erklärung, die allerdings schon in meinem Kopf war BEVOR ich die Folge gesehen habe.

    Aber bis Donnerstag werde ich es nicht soweit schaffen, dass die Auflösung in der FF vorkommt, also keine Angst ;-).

    Danke, dass ihr die Story weiterverfolgt.

    Kevin wollte Erwin allerdings nicht unnötig reizen, ansonsten würde der Rest des Tages sicherlich nicht angenehm für ihn verlaufen. So verabschiedete er sich mit einem kurzen „Wir sehen uns“, von Ben und Semir und mit einem Nicken von Anna Engelhardt. Mit dem Karton unter seinem rechten Arm verließ Kevin die PAST und steuerte seinen Dienstwagen an, neben dem Erwin Plotz mit hochrotem Kopf bereits wartete. „Was bildet sich diese Frau eigentlich ein?“, schnaubte er verächtlich und schien nicht zu beruhigen zu sein. Kevin versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen während er seinen Wagen aufsperrte und sich in den Fahrersitz gleiten ließ. „Der Mord fällt in den Bereich der Autobahn. Pah! Und dann mir noch anbieten, dass wir die Autobahnpolizei gerne bei Bedarf unterstützen können, als wolle sie mich lächerlich machen. Sowas…“ „Ach Erwin, hör doch auf. Es ist doch ein Kompromiss.“, unterbrach Erwins junger Kollege den Wutanfall, während er auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn den Wagen schneller werden ließ. „Ja, ein Kompromiss für dich vielleicht. Ich werde für diesen Haufen keinen Finger krumm machen. Pah!“, sagte der dicke Polizist widerspenstig und verschränkte die Arme auf dem massigen Bauch. Der Zeiger der Geschwindigkeitsanzeige kletterte unaufhörlich als Kevin den Wagen auf die wenig befahrene Überholspur lenkte. Er wusste, dass sein Kollege es nicht mochte wenn er so schnell fuhr. „Umso besser.“, merkte er zusätzlich als Provokation an und ließ den Wagen in den fünften Gang gleiten. „Ich sag dir was, ich werde schön meine Überstunden abfeiern. Dann können sie sich einen anderen Deppen suchen.“, polterte Erwin, als die Nadel die 170 überschritt. Der junge Polizist neben ihm, der eine Hand auf 12 Uhr-Stellung am Lenkrad hielt, und die andere Hand am Schaltknüppel ruhen ließ, grinste nur vor sich her, als er mit einer kurzen Bewegung den 6. Gang einlegte und die Nadel in Zeitlupen-Tempo die 200er Marke erreichte. Spätestens jetzt wurde es seinem älteren Gegenüber zu viel. „Musst du so schnell fahren??? Du weißt genau dass ich das nicht…“, doch weiter kam Kevins ungeliebter Partner nicht. Kevin ließ den Wagen mit einer ruckartigen Bewegung erst zwischen zwei Wagen auf der rechten Spur hindurchgleiten um dann auf der Abfahrtsspur eine Vollbremsung hinzulegen, um die nachfolgende Kurve bei der Ausfahrt „Köln-Innenstadt“ zu schaffen. Mit Leichtigkeit und Geschick am Lenkrad, die Erwin völlig fremd war, verlangsamte er den Wagen bis zur nächsten Ampel-Kreuzung. „Tut mir leid. Ein Fall bei der Autobahnpolizei prägt eben.“, meinte der junge Kollege schmallippig und sah seinen Nebenmann nicht an. Der wiederrum näherte sich seinem Siedepunkt, verkniff sich aber bis auf ein „Na warte…“ jegliche Gemeinheit.

    „Also, jetzt nochmal ganz in Ruhe. Du hast deinen Ex-Kollegen in dem Auto erkannt, der seit 14 Jahren als verschollen gilt?“, wiederholte Ben in aller Ruhe, als die beiden Autobahnpolizisten wieder alleine im Büro waren. „Ja… nein.“, stotterte Semir unsicher und konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Wie ein Tiger in seinem Käfig lief er durch das Büro, seit Kevin und Erwin Plotz die Dienststelle wieder verlassen hatten. „Auf den ersten Blick war ich mir sicher, dass er es ist. Aber auf den zweiten Blick… ich weiß nicht.“, versuchte sich der türkische Kommisar die Bilder zurück ins Gedächtnis zu rufen. Doch so scharf er auch nachdachte, ein richtiges, klares, durchsichtiges Bild ließ sich vor seinem inneren Auge nicht mehr nachzeichnen. „Es ging so schnell.“, entschuldigte er sich schulterzuckend. Warum ist er nicht einfach hinterhergefahren? Dann hätte sich alles ganz schnell aufgelöst. Dann müsste er sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen, ob der Mann, der immerhin drei Jahre sein Partner war, noch lebte oder nicht. „Na gut…“, meinte Ben und stützte den Kopf mit den Händen auf dem Tisch ab. „Denken wir mal ganz logisch… angenommen, es wäre André gewesen, und angenommen er ist unter seinem richtigen Namen hier unterwegs. Dann sollten wir mal schleunigst anfragen lassen, ob er auf eine Wohnanschrift angemeldet ist.“ Semir nickte, ein kluger, rationaler Gedanke von Ben, der natürlich gegenüber Semir den Vorteil hatte, emotional völlig unbelastet an diese Sache herangehen zu können. Der türkische Kommisar drehte den Kopf zu seiner Frau Andrea, die am PC sass und meinte nur kurz: „Ich sage es Andrea alleine. Sie kennt André auch.“ Dann stand er auf und verließ langsam das Büro, während Ben nur stumm nickte.
    Andrea’s flinke Finger zuckten über die Tasten der Tastatur hinweg, während sie die letzten Dienstreiseanträge ausfüllte für zwei Kollegen, um sie der Chefin zur Unterschrift vor zu legen. Semir kam und lächelte Andrea an, doch es war ein verzerrtes, gequältes Lächeln, dass Andrea sofort identifizierte. „Was ist los, mein Schatz?“, fragte sie unvermittelt. Semir und Andrea waren nun schon so lange ein Paar, dass sie sofort spürte, wenn etwas mit Semir nicht stimmte. Der wiederrum zog einen zweiten Stuhl an Andrea’s Schreibtisch und setzte sich zu ihr. „Andrea, ich muss dir etwas sagen…“, begann er und die Sekräterin drehte sich von der Tastatur weg und ihre Aufmerksamkeit voll und ganz Semir zu schenken. Der nahm die Hände seiner Frau, die sich aufgrund der ausgefallenen Heizung, eiskalt anfühlten, in seine Hände. „Ich glaube, ich habe heute vormittag André gesehen.“, sagte er ohne Vorwarnung, mit ernster Miene und gedämpfter Lautstärke. Andrea’s Augen wurden schmaler vor Verwunderung und Ungläubigkeit. „André?“, fragte sie zur Sicherheit nochmal nach, als hätte sie sich verhört. Doch sie wusste genau, dass sie sich nicht verhört hatte. „Wie… wie soll das möglich sein, Semir? Du… du hast mir doch damals erzählt, wie er…“, begann sie, vor Aufregung stotternd, bevor sie von ihrem Mann unterbrochen wurde. „Ich weiß, ich weiß. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Ich… ich bin mir auch nicht zu 100 Prozent sicher.“, wiegelte er gleich ein wenig ab, doch sein Inneres widersprach ihm sofort. ‚Natürlich bist du dir sicher.‘ Andrea machte einen verständnislosen und verwirrten Gesichtsausdruck, tausende Gedanken durchflogen ihren Kopf und sie versuchte sich an einige Erinnerungen zurückzudenken, die von André übrig geblieben sind. Sie hatten zwei Jahre zusammen gearbeitet, wenn auch nicht so eng wie es später beispielsweise mit Tom oder Jan der Fall war. Trotzdem waren sie befreundet und Andrea hatte es damals auch sehr schwer getroffen, als André aus Mallorca nicht mehr zurückkehrte. „Ich möchte aber auf Nummer Sicher gehen, ob ich mich getäuscht habe, oder nicht. Bitte, versuch herauszufinden ob er in Deutschland, oder im restlichen Europa irgendwo gemeldet ist. Ein Auto auf ihn zugelassen ist, er irgendwo ein Hotelzimmer gemietet hat.“, bat Semir seine Frau um Hilfe. Die nickte sofort und eifrig, auch sie war neugierig darauf zu erfahren, ob André noch lebte oder nicht. „Mach ich sofort, Semir. Weiß… weiß die Chefin etwas?“, fragte sie noch vorsichtshalber. Semir nickte und antwortete: „Die Chefin weiß es, Ben und Kevin ebenfalls. Sonst soll es aber noch niemand erfahren, ok?“ „Natürlich…“, meinte Andrea, schon leicht abwesend als sie den Namen von Semirs Ex-Kollegen in mehrere Suchmasken auf dem Monitor eintippte. Semir starrte in Gedanken auf die Buchstabenfolge, die ihm seit heute vormittag nicht mehr aus dem Kopf ging… André Fux.

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    Ich muss meine harte Meinung von Donnerstag auch ein wenig abmildern.

    Einige hier haben recht. Ich denke, da hat viel die persönliche Enttäuschung mitgespielt, weil ich mir den André von 1999 gewünscht habe, mit einer dicken Freundschaft mit Semir.
    Wie man es dann umgesetzt hat, hat mir eben persönlich im Bezug auf meine Erwartung nicht gefallen, so einfach ist das. Letztendlich, mit etwas Abstand, war die Entwicklung von André abhängig der schlimmen Geschehnisse um seine Familie, nachvollziehbar und auch Andrés Charakter irgendwie entsprechend, wenn ich mich zb dran erinnere, dass er sich auch nicht davon abbringen ließ damals, Berger zu schnappen.

    Es ist halt einfach schade, dass über die Figur André Fux nun so ein Schatten hängt... man hätte es vielleicht doch besser mit einem x-beliebigen Ex-Schulfreund von Semir machen sollen... so war die emotionale Bindung noch stärker, wobei ich davon ausgehe, dass 70 % aller Zuschauer am Donnerstag überhaupt nicht wissen dass Mark Keller jemals nen Hauptkommisar bei Cobra 11 gespielt hat, dauerhaft.

    Mir ist noch was aufgefallen

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    Und zwar scheine ich am Donnerstagabend eine Szene "übersehen" zu haben bzw übersprungen zu haben, und diese Szene macht mir die Folge etwas leichter zu verdauen... nämlich die Prügelei zwischen André und Semir im Stollen und der anschließende Dialog.

    Hier stellt Semir nämlich die Frage, die ich mir in der kompletten zweiten Hälfte des Films gestellt habe, und ich mich geärgert habe warum die Frage nicht gestellt oder beantwortet wird. Nämlich "Was ist aus André Fux geworden". André beantwortet die Frage selbst mit "Den gibts nicht mehr. Der ist schon lange tot."

    Ich denke, in dieser Szene wird ganz deutlich, dass André völlig am Boden liegt. Irgendwie ist mir beim ersten Schauen diese Szene entgangen, obwohl sie für mich die wichtigste des Films ist. Und in dieser Konstellation ist Andrés Tod nur logisch und nachvollziehbar, weil er sonst am Ende als gebrochener Mann ohne Zukunft zurückgeblieben wäre.

    Man hätte die Figur André nur retten können, wenn er sich in dem Moment als Semir sagt: "Wir schnappen uns die Mörder, genau wie früher" von seinem Racheplan abgewichen wäre, mit Semirs Hilfe Raoul geschnappt hätte und dann in einer späteren Folge die Mörder seiner Familie gejagt hätte. Doch man hat sich im Falle André Fux gegen ein Happy End entschieden, und meiner Meinung nach hat das viel mit der weiteren Heroisierung der Figur Ben Jäger zu tun. (André = Verräter, Ben = wahrer Freund).

    Ich bin gespannt und hoffe inständig, dass in der weiteren Staffel auf den Datenstick von André nochmal Bezug genommen wird. Vielleicht gibt es dann auch noch die nachgedrehten Szene auf Mallorca, evtl als Flashback von Semir.