Beiträge von Elvira


    Alex sah nachdenklich auf die Kette. Katrin Schwarz war sichtlich nervös und er glaubte hier auf eine heiße Spur gestoßen zu sein. Jenny bemerkte die gedankliche Abwesenheit und stieß ihn an. „Was hast du?“ wollte sie wissen. „Ich habe Katrin Schwarz eben die Kette gezeigt. Sie sagt, sie kennt die Kette nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass sie erschrocken war, als sie die Kette sah. Tu mir doch mal ein Gefallen und überprüfe Katrin und Jaron Schwarz!“ bat er sie und Jenny machte sich sofort an die Arbeit. Susanne kam in Alex Büro gestürmt „Alex, ich habe eben folgende Info erhalten. Dr. Richard Lober wurde von seiner Freundin in seiner Praxis gefunden. Er wurde schwer verletzt und liegt im Uni-Klinikum.“ Alex nickte. „Schön für ihn und wer ist das?“ Es klang etwas höhnisch. „Herr Dr. Lober hat den Kollegen erzählt, dass ein Patient ihn niedergeschlagen hat. Dieser Patient war Jaron Schwarz.“ erklärte sie. Alex griff seine Krücken und stand auf. „Okay! Susanne, ich habe Jenny gerade gebeten, Familie Schwarz zu überprüfen. Könntest du das übernehmen und Jenny fährt mit mir?“ bat er die Sekretärin, die sofort zustimmte. Nur wenig später fuhren die Polizisten los. Sie fragten sich im Klinikum zu Dr. Lober durch und standen zehn Minuten später am Bett eines Mannes, der einen dicken Kopfverband trug. „Herr Dr. Lober?“ vergewisserte sich Jenny und der Mann nickte ihr leicht zu. „Dorn, Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Brandt.“ Der Psychologe sah sie erstaunt an. „Was hat die Autobahnpolizei mit der Sache zu tun?“ wollte er wissen. „Es geht nicht um Sie. Wir bearbeiten einen Mordfall und in diesem haben wir einen gemeinsamen Namen. Jaron Schwarz.“ erklärte Jenny und Lober nickte. Er versuchte sich aufzusetzen, doch dem Mann wurde scheinbar schlecht, denn er wurde sichtbar blasser. „Bleiben Sie ruhig liegen. Was ist passiert?“ wollte Jenny wissen. „Ich kann nur froh sein, dass er in Panik geraten ist. So vermute ich jedenfalls.“ kam leise von dem Psychologen. „Wen meinen Sie?“ fragte Alex nun, der sich in den Rollstuhl setzte, welcher am Bett stand. „Jaron Schwarz. Er ist wegen schweren Psychosen seit Jahren mein Patient. Sehen Sie, Jaron wurde in der Kindheit von seinem Vater schwer misshandelt und musste sogar zusehen, wie sein Vater die große Schwester sexuell missbraucht hat. Das hat bei ihm eine ziemlich starke Psychose ausgelöst, die ihn aggressiv und unberechenbar macht. Heute aber war er richtig gelöst und ich habe gedacht, dass die Behandlung endlich gefruchtet hat und er sich freier fühlte. Ich habe ihm deshalb die Bilder seiner Eltern gezeigt. Für seine Mutter empfand er nur Verachtung. Für seine Schwester große Liebe und beim Bild von seinem Vater ist er dann ausgerastet. Er hat meinen Briefbeschwerer vom Tisch genommen und ihn mir über den Kopf gezogen. Zum Glück nur einmal aber es reichte mich ins Land der Träume zu schicken.“ berichtete der Psychologe.

    Jaron zuckte herum und sah seine Schwester mit weit aufgerissenen Augen an. „Katrin? Was machst du denn schon hier?“ fragte er. Doch sie ging nicht auf seine Frage ein. „Ich habe dich gefragt, was du da machst? Bist du von Sinnen? Wir haben doch vereinbart, dass du das lässt! Was soll das?!“ fauchte sie ihn wütend an. Jaron zeigte flüchtig auf Semir. „Er … ich … ich habe gesehen, wie er seine Tochter angefasst hat! Er hat sie so schwer verletzt, das sie danach zum Arzt musste!“ erklärte er stockend. Katrin sah den Mann, den sie als den Polizisten erkannte, der sie über den Fund des Autos informiert hatte, an. „Ist das wahr?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Meine Tochter war krank. Sie hatte Fieber und ich habe sie in den Wagen meiner Frau gebracht. Ich habe meine Tochter nicht angefasst. Ich habe nichts getan.“ kam verzweifelt von ihm. Katrin spürte eine Unsicherheit bei sich. Sie sah wieder zu ihrem Bruder. „Jaron, ich war eben bei der Polizei. Die haben meine Kette! Kannst du mir das erklären?“ Jaron schüttelte den Kopf. Katrin verließ kurz den Kellerraum und kam nach fünf Minuten wieder. „Wo ist Otto?“ wollte sie nun von ihrem Bruder wissen. „Keine Ahnung. Was geht mich Otto an?!“ knurrte er. „Meine Kette war an Otto. Das weißt du doch! Wo ist Otto?“ „Er wird bei meinen Kollegen sein. Ihr Bruder hat mich und meinen Kollegen in die Falle gelockt. Mein Kollege wurde niedergeschossen und ich entführt. Seit drei Tagen quält er mich schon.“ warf der Polizist ein und Katrin sah Jaron wütend an. „Also doch! Jaron, was hast du getan?“ Ihr Bruder machte einen Schritt auf sie zu und sie ging zurück. „Ich sorge für Gerechtigkeit! Ich schütze dich!“ fauchte er sie an. „Jaron, ich habe dir doch oft genug erklärt, dass es nicht notwendig ist. Ich habe Angst, das die Polizei bereits weiß, dass es meine Kette ist. Die haben dich im Verdacht! Wenn sie dich verhaften, dann sperren sie dich ein und dann kann ich nicht nichts mehr für dich tun!“ mahnte sie. „Dann müssen wir ihn verschwinden lassen! Ich knall ihn ab und leg ihn wie den Anderen auf irgendeinen Parkplatz ab und dann verschwinden wir!“ legte Jaron fest und zog eine Waffe aus dem Hosenbund. Er spannte die Waffe und legte auf Semir an.


    Katrin landete am frühen Vormittag in Köln. Sie war in Gedanken und überlegte sich, ob sie zunächst nach Hause oder doch direkt zur Polizei fahren sollte, die noch ein paar Fragen an sie hatte und entschied sich für die zweite Variante. Sie zog die Karte von dem Polizisten hervor, die sie immer noch in der Tasche hatte und fuhr nur wenig später zur PAST. Dort angekommen fragte sie nach Semir Gerkhan. Doch dieser war nicht da und so musste sie mit Alexander Brandt begnügen. „Ich war eigentlich mit Herrn Gerkhan verabredet…“ gab sie unsicher von sich. „Der ist leider verhindert. Kommen Sie bitte mit.“Katrin nickte und ging mit Alex in dessen Büro- „Hatten Sie einen Unfall?“ wollte Katrin wissen, als sie in seinem Büro saß. „So kann man das sagen. Frau Schwarz, wir haben die Arbeiten an Ihrem Auto abgeschlossen. Allerdings hat sich nichts ergeben. Außer den Fingerabdrücken von Ihnen und Ihrem Bruder sind keine gefunden. Für uns heißt es, dass es entweder keinen Diebstahl gab oder der Täter hat Handschuhe getragen.“ Berichtete Alex. Katrin lächelte nervös. „Nun, das kann doch sein. Ich meine, wenn ich ein Auto klauen würde, dann wäre ich auch darauf bedacht, keine Fingerabdrücke zu lassen.“ Alex sah sie an. „Natürlich ist es möglich. Aber der Täter hat dann auch einen Schlüssel gehabt, denn der Wagen wurde nicht kurzgeschlossen.“ Katrin zog die Schultern hoch. „Das kann nicht sein. Ich meine, die Schlüssel waren bei mir und bei meinem Bruder.“ Alex zog ein Tütchen aus der Lade hervor und legte sie vor Katrin hin. Es war eine Kette und Katrin erkannte sie sofort. Sie gehörte ihr selbst. Irritiert sah sie Alex an. „Haben Sie diese Kette schon einmal gesehen?“ fragte Alex und Katrin schüttelte unsicher den Kopf. „Nein.“ log sie. Alex lächelte leicht. „Sind Sie sich da sicher?“ wiederholte er seine Frage. „Ja, ich kenne sie nicht.“ gab sie mit fester Stimme von sich. „Kennen Sie jemanden, der einen dunklen Transporter mit Heidelberger Kennzeichen fährt?“ Katrin sah ihn wieder an. „Nein, warum fragen Sie?“ „Es geht um ein Entführungsfall, den wir bearbeiten. Wir würden das Opfer gern finden, bevor es ihm genauso ergeht wie anderen.“ kam leise von Alex. Katrin zog die Schultern hoch. „Ich würde Ihnen gern helfen und ich hoffe, Sie finden das Opfer noch rechtzeitig, bevor er oder sie auch stirbt, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Darf ich gehen?“ Sie sah ihn fragend an und er nickte. Katrin stand auf und verabschiedete sich. Jetzt hatte sie es sehr eilig, nach Hause zu kommen.

    Semir drehte das Gesicht weg, als Jaron ihm die Mayo durch das Gesicht schmieren wollte. Es vermischte sich mit dem Ketschup, der bereits verteilt war. Jaron lachte irre und schlug ihm dann mit der flachen Hand ins Gesicht. „Du bist ein Ferkel! Kannst du nicht vernünftig essen? Muss ich dir das auch beibringen? Das kannst du haben! Du wirst es lernen, das verspreche ich dir. Fangen wir mit der Gabel an. Die Gabel ist zum Aufnehmen von Speisen da. Du musst aber vorsichtig sein, denn die Gabel ist sehr gefährlich.“ Zur Bestätigung dieser Tatsache stieß er die Gabel mit grober Gewalt in Semir nackten Oberarm. Dieser schrie auf. Jaron lachte laut. „Oh…ich habe auch noch das Messer. Wenn die Gabel schon mal steckt, dann kann ich mit dem Messer ja ein Stück herausschneiden. Mein Vater hat mir auch das Benehmen beigebracht. Auf seine Art und Weise und da ich es dadurch gelernt habe, sehe ich es doch richtig, das du es auch lernst, oder?“ Semir versuchte die Schmerzen im Oberarm zu ignorieren, doch es war nicht einfach. Die Gabel steckte tief drin und bei den Teufeleien die Jaron noch vorhatte, ließen ihn erahnen, was dieser junge Mann in seiner Kindheit durchmachen musste. Er bekam Mitleid mit diesem nach außen hin so schüchtern erscheinende Mann. Er schloss die Augen. „Hören Sie auf. Es tut mir leid, was Ihr Vater mit Ihnen gemacht hat. Ich bedauere das wirklich aber Sie müssen einsehen das ich nichts dafür kann. Auch meine Kollegen, die Sie umgebracht haben, konnten nichts dafür. AAAAHHHHHHH!!!!“ schrie Semir auf, als Jaron die Gabel packte und in der Wunde drehte. „Halt deine Fresse! Ihr Bullen seid alle gleich! Was wisst ihr davon, was mit mir gemacht wurde? Weißt du wozu das Messer gut ist? Damit kann man Fleisch schneiden. Gares und rohes Fleisch. Aber ich werde es an deinem Arm ausprobieren. Schrei, wenn du willst. Niemand hört dich. Niemand!“ versprach er und nahm das scharfe Küchenmesser und schnitt in Semirs Arm. Dieser glaubte bewusstlos zu werden. „Jaron! Was tust du da?“ hörte er wie durch Watte und Jaron ließ das Messer erschrocken fallen.


    Zur gleichen Zeit wachte auch Semir auf. Er spürte nur Schmerzen in seinem gepeinigten Körper. Seine linke Schulter fühlte sich stark angeschwollen an und bei seinem Ohr schien es nicht anders zu sein. Jaron hatte ihn mit einem Bambusstock malträtiert und da er seinen Kopf nicht schützen konnte, musste er einiges einstecken.Sein Gesicht schimmerte in vielen Farben, die linke Wange war an zwei Stellen aufgeplatzt, das Auge blutunterlaufen und bläulich schimmernd. Sein Kopf dröhnte unerträglich und er fragte sich, wann Jaron genug hatte und ihn tötete. Er fühlte sich so unendlich schwach. Seine Hände spürte er schon lange nicht mehr. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und fing an zu beten. Wenig später sah er sich um, ob er etwas finden konnte, das ihm half die Fesseln zu lösen, denn seit dem letzten Besuch waren die Klebebänder von den Augen verschwunden. Jaron hatte sich einen Spaß daraus gemacht, das Klebeband sehr langsam abzuziehen und die eine oder andere Wimper herausgerissen. Enttäuscht stellte er fest, dass hier nichts lag, was ihm helfen konnte. Das Klebeband über seinem Mund sorgte dafür, dass die Lippen rissig wurden. Als die Tür sich öffnete, zuckte er zusammen und sah seinen Peiniger eintreten. Semir spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Jaron war sichtlich nervös. Er bemerkte, das Jaron eine Tüte von einem Schnellrestaurant trug. Sein Peiniger hockte sich vor ihm hin und griff in die Tüte. Eine Box mit Pommes kam zum Vorschein. Seit Semir hier war, hatte er nichts zu essen bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt verspürte er keinen Hunger, doch der Geruch der frisch zubereiteten Kartoffelstäbchen, ließen diesen nun aufkommen. Gierig sah er auf das Essen, doch Jaron machte zunächst nicht die Anstalten seinem Gefangenen etwas davon abzugeben. Er sah ihn grinsend an, nahm eine Pommes und schob sie sich langsam in den Mund. „Mmmmmh!“ machte er und lachte leise. „Hast du auch Hunger?“ wollte er von Semir wissen und dieser nickte einmal. „Okay, ich muss ehrlich sagen, dass du dir das verdient hast. Du bist zäh! Ja wirklich, du bist richtig zäh. Der Andere hat gebettelt, dass ich ihn töte. Willst du auch betteln?“ Er zog Semir das Klebeband vom Mund und hielt ihm eine Pommes hin.

    Alex und Jenny fuhren zu Andrea, die bereits vor der Tür wartete. „Ich hoffe, dass mit meiner Beschreibung die Ermittlungen vorankommen. Wie geht es dir, Alex?“ wollte sie wissen als sie hinten einstieg. „So weit geht es. Ich kann zwar nicht selbst fahren aber Jenny ist auch als Chauffeur zu gebrauchen. Ich mache mir nur große Sorgen um Semir.“ erklärte der Hauptkommissar. Andrea sah ihn an. „Das geht mir nicht anders. Die Kinder fragen den ganzen Tag nach ihrem Vater und ich weiß schon nicht mehr, was ich sagen soll. Mir gehen die Ausreden aus. Ayda meinte gestern zu mir, dass wir uns vielleicht wieder gestritten und ihr Papa jetzt erstmal Ruhe haben will.“ Jenny sah die Frau ihres Kollegen durch den Rückspiegel an. „Wenn du den Kerl richtig beschreiben kannst, dann kriegen wir den auch. Und dann Gnade ihm Gott.“ versprach sie sehr zuversichtlich. Sie kamen in der PAST an und Jenny brachte Andrea direkt zum Phantomzeichner, während Alex auf seinen Krücken ins Großraumbüro humpelte. Zu seinem Erstaunen wartete Hartmut auf ihn. „AH! Da bist du ja! Ich habe Neuigkeiten!“ verkündete der Techniker. Alex nickte. „Die kann ich auch gebrauchen. Schieß los!“ forderte er den Techniker auf. „Ähm ja… Ich habe noch etwas an dieser sonderbaren Puppe gefunden. Eine Kette mit den Buchstaben „J“.“ berichtete der Techniker. Alex sah ihn an. „Wo genau war die Kette?“ hakte er nach. „Sie hing unter dem Halstuch beim Nubbel.“. Jetzt nickte der Hauptkommissar. „Das heißt die Kette könnte dem Täter oder dem Besitzer gehören. Beide müssen ja nicht die gleiche Person sein. Für uns heißt es, dass entweder der Täter mit „J“ anfängt oder aber der Besitzer, oder aber ein Freund des Besitzers oder des Täters, oder der Freundin des Besitzers oder des Täters. Oder einfach nur ein beliebiger Buchstabe ist.“ zählte er auf und zerstörte so, die Freude von dem Techniker, der glaubte eine Spur gefunden zu haben. „Ich konnte leider keine Fingerabdrücke nehmen.“ gab er zu verstehen. Alex humpelte in sein Büro und war froh, als er sich setzen konnte. Jenny kam ebenfalls ins Büro. „Andrea wird von den Kollegen nach Hause gebracht. Das Bild braucht noch ein paar Minuten. Aber es sieht nicht gut aus.“ Alex nickte und stellte den PC an und suchte nur wenig später die Informationen zu dem Fall heraus.


    Gegen drei in der Nacht wurde Alex durch ein Geräusch wach. Er setzte sich auf und sah sich suchend um. Das Geräusch kam vom PC. Er schien die Suche beendet zu haben und neugierig sah er auf die Liste die der PC anzeigte.Sie umfasste 879 Personen mit ähnlich klingenden Namen. Er stöhnte leicht auf. Die Überprüfung würde noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Als erstes ließ er sich die Inhaber dieser Namen aus NRW anzeigen. Die Anzahl verminderte sich auf 345. Wieder sah er sich die Familiennamen an, um zu erkennen, ob es eine Person gab, dessen Namen ihm etwas sagte. Doch wieder gab es eine Enttäuschung. Kein Name, der ihm bekannt vorkam. Er stöhnte auf und weckte damit Jenny, die im Sessel eingeschlafen war. „Alex?“ fragte sie. „Hab ich dich geweckt?“ lächelte er sie freundlich an. „Ist schon okay. Hast du gar nicht geschlafen?“ wollte sie wissen. „Doch… ich bin eben erst wach geworden. Der PC hat einige Namen ausgespuckt. Allerdings ist da kein Bekannter dabei.“ erklärte er. Jenny stand auf. „Okay, das ist enttäuschend aber immerhin war es eine Möglichkeit.“ Alex stand auf und stöhnte. Er fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und über die Haare. „Okay, Andrea sagte mir, dass sie von einem Van verfolgt wurde, als sie mit Ayda zum Kinderarzt gefahren ist. Das Kennzeichen ist das, was auch die anderen Zeugen gesagt haben. Und wenn Andrea uns gleich im Büro eine perfekte Beschreibung gibt, dann kommen wir ein großes Stück voran.“ Jenny nickte. „Kaffee?“ wollte sie von ihm wissen. „Im Büro. Lass uns zu Andrea fahren und sie abholen und dann zum Phantomzeichner. Danach will ich mir diese verdammte Baustelle noch mal ansehen. Wir müssen endlich eine Spur finden!“ mahnte Alex zum Aufbruch. Jenny nickte. „Okay, Ich dusche nur kurz und dann fahren wir. Wir müssen auch noch Hartmut fragen, ob er was Neues hat. Vielleicht hat er noch was an der Baustelle gefunden, die uns helfen kann.“Alex machte sich direkt nach Jenny fertig. Sie fuhren anschließend zu Andrea und anschließend zur PAST.

    Jaron wachte gegen sieben auf. Er ging unter die Dusche und frühstückte ausgiebig. An seinen Gefangenen verschwendete er keinen Gedanken. Nur eine Stunde später, fuhr er zu seinem Therapeuten, um wieder einmal über das zu sprechen, was ihn seit seiner Kindheit bewegte. Doch heute war er entspannter als sonst. Diese Nacht hatte er keine Alpträume. Er konnte durchschlafen ohne von Schreie oder von Stöhnen aufzuwachen. Die Fahrt dauerte nicht lang und er saß im Behandlungsraum. Auch hier war er ruhig und entspannt. Geduldig wartete er auf seinen Therapeuten. Dieser trat wenige Minuten später in den Raum. „Wie geht es Ihnen heute, Jaron? Sie sehen etwas entspannter aus.“ wollte Dr. Lober wissen.„Mir geht es sehr gut. Ich bin seit langem sehr zufrieden und konnte heute Nacht sogar ohne Alpträume schlafen. Ich fühle mich frei. Absolut frei.“ kam seufzend von Jaron. Dr. Lober sah ihn an.„Was ist denn passiert?“ fragte er nach. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, ich bin endlich darüber hinweg.“ lächelte Jaron. Doch Dr. Lober hielt es nicht für ausreichend. „Gut, dann werden wir es mal testen.“ Er hob ein Bild von Katrin hoch und Jaron lächelte sanft. „Ist sie nicht wunderschön? Meine große Schwester. Ich habe sie so lieb.“ Das Bild wechselte und nun kam die Mutter von Jaron ins Spiel. Der Blick des jungen Mannes veränderte sich und sein Atem ging heftiger. „Sie hat einfach zugesehen. Die hat zugesehen was er mit Katrin gemacht hat. Sie hat es erlaubt. Sie ist es nicht wert, dass ich sie mit Mutter anspreche.“ stieß Jaron aus und ballte die Hände. „Beruhigen Sie sich, Jaron. Atmen Sie tief ein und aus. Genau wie wir es die ganze Zeit geübt haben. Ganz ruhig… So ist gut. Sie schaffen es wirklich. Es freut mich sehr, dass Sie die schwere Zeit überstanden haben. Aber Sie sind noch nicht geheilt. Ich glaube nicht, dass Sie für den letzten Teil bereit sind. Ich denke wir sollten noch warten“ schlug Lober vor, doch Jaron schüttelte den Kopf. „Ich will es! Ich muss es wissen!“ Lober nickte. „Also gut. Was denken Sie, wenn Sie dieses Bild sehen?“ wollte Lober wissen und hob das Bild von Jarons Vater hoch. Jaron sah es sich an und sein Gesicht wurde krebsrot. „Packen Sie es weg!!! Packen Sie es weg!!! Ich will dieses Schwein nicht sehen!!!“ schrie er wütend und wollte Lober das Bild wegnehmen, doch der Psychotherapeut war schneller. „Beruhigen Sie sich!!!“ wiederholte er noch einmal doch diesmal hörte Jaron es nicht. Er griff den Briefbeschwerer, der auf dem Schreibtisch stand und hob ihn hoch. Mit voller Kraft ließ Jaron ihn auf den Kopf von Dr. Lober sausen. Der Arzt ging zu Boden und Jaron stand auf, sah auf den am Boden liegenden Mann, der aus einer Kopfwunde blutete. Da er der letzte Patient war und es keine Sprechstundenhilfe gab, bekam keiner mit, was in der Praxis passierte. Er griff das Bild seines Vaters und zerriss es in tausend Stücke. „Du verdammtes Schwein!! Du Dreckskerl! Du Kinderschänder!“ schrie er laut und warf den Stuhl um. Er trat den Müllkorb, der beim Schreibtisch stand durch das Sprechzimmer und zerriss diverse Unterlagen, die auf dem Schreibtisch lagen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er innehielt und wieder zu sich kam. Sein Atem ging heftig und er spürte eine Enge im Brustkorb. Dann hatte er sich beruhigt und sah auf Lober, der immer noch reglos am Boden lag. Sein Blick ging auf den Briefbeschwerer in seiner Hand und als wäre dieser siedeheiß geworden, ließ er ihn los. Mit Entsetzen sah er auf seinen Therapeuten. Fluchtartig verließ er die Praxis.


    Jaron ging ins Wohnzimmer. Er lief auf und ab und raufte sich die Haare. Dieser Mann im Keller machte ihn fertig! Er war nicht wie der Andere! Er war ein harter Knochen und er musste hier wohl andere Saiten aufziehen. Er brauchte wie bei dem Anderen ein Geständnis! Der Mann musste zugeben, dass er seine Töchter missbrauchte! Er musste es doch zugeben! Er musste! Vielleicht sollte er noch andere Methoden finden, den Mann zum Geständnis zu bringen. Doch was würde diesen harten Mann brechen? Er setzte sich. Was konnte er tun, um den Mann zu einem Geständnis zu bringen? Was würde den Stolz brechen? Doch egal wie stark er auch nachdachte, ihm fiel nichts ein. Er sah auf die Uhr. Es war schon wieder acht Uhr am Abend. Zeit für ihn, seine Medikamente zu nehmen. Er ging in die Küche und holte zwei Röhrchen hervor. Zwei Schlaftabletten sollte er nehmen. Zwei von den Antidepressiva. Und dann würde er noch etwas essen und sich ins Bett legen. Dann kam wieder dieses Warten. Das Warten darauf, dass der Schlaf sich einstellt. Aber es gab nur wenig Ruhe, denn er wusste, mit der Nachtruhe würden auch die Alpträume wiederkommen. Die Alpträume, die er immer wieder bekam, wenn er schlief. Selbst diese Tabletten konnten nichts daran ändern. Nichts konnte es ändern. Nichts! Er war verdammt dazu, für immer in diesen Alpträumen gefangen zu sein. Seit sieben Jahren war er nun schon in Behandlung bei einem Psychologen, doch auch der schaffte es nicht, dass die Träume aus der Vergangenheit verschwanden. Jede Nacht machte er es wieder durch. Jede Nacht kam sein Vater zu ihm und erniedrigte ihn. Peinigte ihn, ließ ihn wissen, dass er nichts wert war, das er Dreck war! Jaron fing an zu zittern. Er zwang sich ruhiger zu werden, setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Es lief ein Liebesfilm und er zwang sich ihn anzusehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Irgendwann schlief er vor dem Fernseher ein.

    Alex sah Jenny an. „ich habe keinen Hunger. Jenny, was habt ihr die ganze Zeit gemacht? Was habt ihr getan, um Semir zu finden?“ wollte er wissen. Jenny zählte alles auf. „Und was ist mit dem Kennzeichen?“ Sie zog die Schultern hoch. „Das Kennzeichen gehört zu keinem Van. Es existiert hier nicht! Weder hier noch in Heidelberg.“ Alex nickte. „Wie war das Kennzeichen?“ fragte er nach. „Ähmmm… HEI – DI 81. Aber wie schon gesagt, das Kennzeichen existiert nicht.“ Wieder kam ein Nicken von dem Hauptkommissar. „Was ist mit dem Namen Heidi? Haben wir da irgendwas? Gibt es eine Anwohnerin in der Straße, die so heißt, die 1981 geboren wurde?“ Jenny sah ihn an. „Wie kommst du denn darauf?“ wollte sie nun wissen. „Jenny, du hat selbst gesagt, dass es das Kennzeichen nicht gibt. Was, wenn es eines dieser Wunschkennzeichen ist, was man auf jeder Kirmes und im Internet bestellen kann?“ Jenny nickt nachdenklich. „Gut, das wäre möglich, aber wie soll uns das helfen? Wir können ja nicht jede Heidi aus 1981 überprüfen.“ Alex lächelte leicht. „Warum nicht? Es sind nur wenige Klicks auf der Tastatur. Jenny, wir müssen alle Möglichkeiten durchgehen!“ mahnte er eindringlich. Sie senkte den Kopf. „Du hast ja Recht. Entschuldige, dass ich diese Möglichkeit nicht erkannt habe. Ich bin halt noch nicht so erfahren.“ gab sie leise von sich. Alex lächelte. „Schon gut. Na komm! Mit dem Laptop haben wir das ganz schnell herausgefunden.“ schlug er vor. „Und was ist mit der Pizza?“ „Wenn du willst kannst du was essen. Ich will im Augenblick nur Semir finden!Okay, du isst und ich überprüfe diesen Namen.“ legte er fest und setzte sich an den PC. Mit wenigen Handgriffen startete er das Programm und gab den Namen „Heidi“ und „1981“ ein. Der PC arbeitete und aus Erfahrung wusste Alex, dass es nun ein wenig dauern würde, bis Namen ausgespuckt wurden. Er nahm sich die Akte vor und ging noch einmal alles durch. Dann griff er zum Handy und wählte Andrea an. „Andrea, ich bin es.“ meldete er sich, als die Frau seines Freundes sich meldete, „Alex! Hast du was Neues? Hast du Semir gefunden?“ hakte sie sofort nach. Alex senkte den Kopf. „Tut mir leid. Ich habe noch nichts Neues. Andrea, hast du vor Semirs Verschwinden etwas bemerkt, was nicht normal war? Ein Auto in der Nähe eures Hauses? Oder war jemand unter einem fadenscheinigen Grund bei dir?“ „Nein. Also nicht direkt. Aber warte mal, als ich mit Ayda zum Arzt bin, da fuhr ein dunkler Van hinter mir her. Und als ich rauskam, war er auch da. Denkst du, der Täter hat uns beobachtet?“ stellte sie die Gegenfrage. „Das ist nicht ganz ausgeschlossen. Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?“ fragte er hoffnungsvoll nach. „Ja, warte… Heidelberg – DI 81 … glaube ich.“ bestätigte Andrea Alex Verdacht. „Konntest du auch den Fahrer sehen?“ „Ja, es war ein junger Mann.“ Alex schloss erleichtert die Augen. „Denkst du, wir könnten ein Phantombild anfertigen?“ fragte er hoffnungsvoll nach. „Ich denke schon. Auch wenn ich den Mann nur kurz gesehen habe.“


    Hartmut sah sich den Nubbel noch einmal genau an. Die Puppe war gute 1,50 m groß und hatte einen roten aus Wolle geformten Haarbüschel. Der Rest des Kopfes und der Körper waren aus Stoff und komplett mit Stroh gefüllt. Und dann entdeckte er unter dem Halstuch eine Kette. Er nahm sie ab und sah sie sich an. „K und J … .“ murmelte er nachdenklich als er den Anhänger sah. Die Kette war aus Silber und zwischen den Buchstaben waren zwei kleine rote Steine. Hartmut puderte die Kette ein und versuchte Fingerabdrücke zu sichern. Am Verschluss konnte er ein Fragment sicherstellen und legte es direkt unter das elektronische Mikroskop und ließ die Erkennungssoftware drüber laufen. Nun musste er warten bis er ein Ergebnis hatte. Während er wartete klingelte das Handy. Er sah auf das Gerät und schluckte. Dann nahm er es auf. „Andrea! Schön von dir zu hören. Wie geht es dir?“ fing er das Gespräch an. „Hartmut! Mir geht es gar nicht gut. Die Sorgen um Semir fressen mich auf. Hast du etwas gefunden? Hast du irgendwas, das uns sagt, dass Semir noch lebt?“ fragte Andrea und Hartmut hörte die große Sorge in der Stimme. Er atmete tief durch und legte sich die Worte zu Recht. „Andrea, ich würde gern etwas Positives sagen aber leider habe ich nichts. Bisher läuft jede Spur ins Nichts. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Ich bin mir sicher, dass Semir noch lebt. Ich bin mir ganz sicher. Alex hat ja auch die Ermittlungen übernommen und er wird ihn finden.“ beschwor er. Ein tiefer Seufzer kam von Andrea. „Danke Hartmut. Ich habe nur Angst, das er irgendwo auf einem Rastplatz liegt. So wie dieser Baur.“ gab sie von sich. „Das wird er nicht! Ich bin mir ganz sicher, das Semir lebt. Alex wird ihn finden! Er wird ihn finden!“ Nun hörte er ein leises Lächeln von ihr aber es hörte sich sehr verbittert an. „Danke Hartmut…“ Sie beendete das Gespräch. Hartmut legte das Handy auf den Tisch und sah auf den Monitor. Das Programm war durchgelaufen und auf dem Bildschirm erschien das, was er schon vermutet hatte. Der Abdruck war zu ungenau. Mehr wie zwei Fingerringe konnte er selbst nicht erkennen. „Verdammt!“ fauchte er und in diesem Wort lag alles, was er im Augenblick fühlte.

    Semir schrie auf als ihn der Bambusstock erneut traf. Mittlerweile brannte sein linker Arm, der am meisten abbekommen hatte. Auch das Gesicht sah schrecklich aus. Eine blutende Wunde am linken Ohr brannte heftig und er spürte wie sein Lebenssaft an der Seite herunterlief. „Na was ist? Fühlt sich das nicht gut an? Ich kann dir noch mehr zeigen! Noch mehr! Alles was mein Vater mit mir gemacht hat! Alles!!! Verstehst du? Du sollst sehen, wie schlimm es für deine Kinder ist, ständig misshandelt zu werden!“ Wieder schlug er zu. „Hören Sie auf!!!“ schrie Semir und tatsächlich hielt Jaron inne. Er atmete heftig und Semir sah, wie sehr er schwitzte. „Was? Willst du mir sagen, dass alles nur ein Irrtum ist? Das du deine Kinder liebst und ihnen nicht wehtust? Warum musste deine Frau dann mit deiner Kleinen zum Arzt? Sie sah nicht krank aus!“ schrie Jaron ihn an. „Jaron, hören Sie mir zu. Bitte… hören Sie mir zu…“ flehte Semir und sah den jungen Mann an. Jaron zog einen Stuhl heran und setzte sich. „Okay, ich höre!“ „Ich habe meine Tochter aus dem Haus getragen – das ist richtig. Aber meine Tochter war krank. Ich kann Ihnen die Telefonnummer des Kinderarztes geben und ich entbinde ihn von der Schweigepflicht. Er kann Ihnen sagen, das meine Tochter an einem Virus erkrankt war!“ versuchte Semir doch am Blick des Mannes wusste er schon, dass dieser sich nicht darauf einließ. Jaron lachte auf. „Hältst du mich für so dämlich? Du würdest mir sicher die Telefonnummer eines Freundes geben, der behauptet, Arzt zu sein! Und der weiß was er zu sagen hat, weil er sonst keinen Spaß mit deiner Tochter haben darf oder?“ Semir schüttelte heftig den Kopf. „Nein, ich schwöre, das es so ist. Ich liebe meine Kinder, wie es ein Vater soll.“ Jaron stand auf und hielt sich seinen Kopf. „Ich will das nicht hören! Ich will das nicht hören!!“ schrie er verzweifelt. Er sah Semir wütend an. „Okay… Wir machen morgen weiter! Für heute ist Schluss!“ verkündete er und verließ den Raum. Semir entspannte sich etwas und nach wenigen Minuten versuchte er, erneut die Fesseln zu lösen. Doch die Erkenntnis, dass er hier nicht von allein loskam, stellte sich schnell ein.


    Jaron lachte und hielt sich den Bauch. „Das ist gut! Das ist wirklich lustig! Aber das brauchst du gar nicht. Ich habe ihn schon bestraft. Er wird Katrin nie wieder anfassen und meine Mutter wird nie wieder tatenlos zusehen. Die beiden sind vor langem bei einem Unfall tödlich verunglückt.“ gluckste er. Sein Gefangener sah ihn erstaunt an. „Ihr Vater ist tot? Haben Sie etwas mit diesem … wie Sie es nannten … Unfall zu tun?“ fragte er nach und Jaron nickte stolz. Er hockte sich vor Gerkhan hin. „Du bist ja ein ganz schlauer, was? Aber du hast Recht. Ich habe ein wenig nachgeholfen. Ich habe Katrin befreit. Sie kann endlich das Leben führen, was sie immer wollte. Frei vor Angst vor diesem Monster!“ fauchte er. Gerkhan nickte. „Warum mussten die anderen Kollegen sterben? Sie haben doch nichts damit zu tun.“ Jaron sah ihn an. „Sie hatten Töchter! Ich habe diese Kinder davor bewahrt, dass sie das gleichen Schicksal wie meine Katrin durchmachen müssen.“ Gerkhan schüttelte den Kopf. „Jaron, das ist doch Wahnsinn. Nur weil der Kollege Töchter hat, heißt es doch nicht, dass er seine Kinder missbraucht. Sie können doch Ihr Schicksal nicht auf andere Kinder projizieren.“ Jarons Gesichtszüge verhärteten sich. „Du hast auch deine Tochter verletzt. Ich habe gesehen, wie du sie ins Auto gelegt hast. Deine Frau ist zum Arzt gefahren! Was hast du mit ihr gemacht?“ fauchte Jaron und packte seinen Gefangenen an den Hals. Er drückte zu. „Was hast du mit der Kleinen gemacht? Hattest du Spaß gehabt? Hast du dich amüsiert?“ Gerkhan röchelte und er ließ los.Jetzt hustete der Mann und sah ihn an. „Meine Tochter war krank. Sie hatte Fieber. Ich liebe meine Kinder, ja. Aber so wie es ein Vater tun sollte.“ krächzte er leise. Jaron knurrte und zog einen Bambusstock hervor. „Ach ja? Ich werde dir zeigen, was ich davon halte.“ Er holte mit dem Stock aus und traf seinen Gefangenen mit dem ersten Schlag ins Gesicht. Er schrie auf und versuchte sich zu ducken, doch es gelang ihm nicht, denn seine Hände waren nach wie vor auf dem Rücken und an dem Rohr gefesselt und so musste er einige heftige Schläge einstecken.

    Katrin saß in ihrem Zimmer im Hotel, denn es regnete ohne Ende. Bei diesem Wetter ging niemand gern auf die Straße und sie freute sich schon, dass sie bald wieder deutschen Boden unter den Füßen hatte. Es klopfte an der Tür und sie ging hin. Vor der Tür standen der Flugkapitän und ihre Kolleginnen. Sie öffnete und sah ihren Vorgesetzten fragend an. „Wir müssen morgen schon zurück. Es gibt da eine Änderung im Dienstplan. Du kannst also schon mal packen. Morgen Mittag um zwei fliegen wir zurück.“ erklärte Dietrich. Katrin nickte. „Und um mir das zu sagen, kommt ihr alle her? Es gibt Handys.“ lachte sie. Der Kapitän grinste breit. „Da hast du recht, aber hier im Hotel gibt es heute eine kleine Party. Freibier für alle und ich dachte, wir könnten den letzten Abend so richtig genießen. Wir können es bis Mitternacht krachen lassen und dann schlafen bis elf. Bis dahin sind wir wieder nüchtern. “ schlug er vor. Katrin war einverstanden. „Okay, dann treffen wir uns in der Lobby.“ stimmte sie zu. Ihre Kollegen verließen sie wieder und sie griff zum Handy. Sie wollte Jaron die schöne Nachricht übermitteln und wählte ihren Bruder an. Es dauerte eine Weile, bis Jaron sich meldete. „Hey Schwesterherz! Wie geht es dir?“ hörte sie ihn etwas atemlos fragen.„Störe ich gerade?“ fragte sie irritiert. „Nein, ich komme gerade vom Sport. Was gibt es denn?“ es hörte sich etwas genervt an. „Ich wollte nur deine Stimme hören. Ich vermisse dich so. Und bei dir?“ Jaron lachte leise. „Nicht viel. Die Polizei war nochmal hier. Sie wollen, dass du, sobald du wieder hier bist, zu ihnen kommst. Die haben noch ein paar Fragen an dich.“ erklärte er leise. "Okay, werde ich tun." gsb sie zurück und hatte sich dazu entschlossen, ihm nicht zu sagen, dass sie schon morgen wieder zuhause sein würde. Den Grund wusste sie selbst nicht, doch sie hielt es für besser, dass Jaron es nicht erfuhr. Sie ahnte nicht, dass sie mit dieser Entscheidung ein Leben rettete. Nur eine Stunde später saß sie mit ihren Kollegen in der Hotelbar und genoss den Abend.


    Kim kam in der PAST an und sah Alex im Büro sitzen. Sofort ging sie zu ihm. „Herr Brandt! Sie sind nicht in der Lage zu ermitteln! Sie werden sich umgehend wieder ins Krankenhaus gehen und sich auskurieren!“ blaffte sie ihn an. Alex sah sie mit einem Kühlen Blick an. „Ich habe mich entlassen und werde jetzt nach Semir suchen! Sie werden unterwegs sein und ich vom Büro aus. Dazu muss ich nicht 100% Einsatzbereit sein!“ gab er ziemlich gelassen von sich. Kim sah ihn an. „Denken Sie wirklich, das es Gerkhan hilft, wenn Sie zusammenbrechen?“ kam nun leiser, ja fast fürsorglich von ihr. Alex lächelte leicht. „Ich habe nicht vor, zusammen zu brechen und so schwer verletzt, dass ich keinen Bürodienst machen kann. Notfalls schlafe ich auch hier im Büro. Haben Sie etwas herausgefunden?“ Kim setzte sich. „Ich war eben bei der Witwe von Koch. Sie sagte aus, dass wohl vor dem Mord an Ihrem Mann ein dunkler Van in der Nähe der Wohnung stand und das bestätigte auch der Nachbarn Tauber, der sich als Hobbydetektiv herausstellte, konnte uns dann auch ein Kennzeichen durchgeben, was gerade überprüft wird.“ Alex nickte nachdenklich. „Okay, Frau Baur hat das gleiche ausgesagt. Sie hat ebenfalls einen dunklen Transporter gesehen. Das heißt der Täter hat die späteren Opfer beobachtet. Wir sollten mit Andrea sprechen, ob sie auch einen dunklen Van gesehen hat.“ legte Alex fest und griff nach seinen Krücken. Kim sah ihn ernst an. „Sie können sitzen bleiben. Andrea weiß über alles Bescheid und hat ihre Aussage ebenfalls schon gemacht. Sie hat keinen Wagen bemerkt. Aber es ist gut möglich, dass es ihr nicht aufgefallen ist.“ Alex stöhnte leise auf und es entging Kim nicht, das er Schmerzen hatte. „So für heute war es genug für Sie. Jenny wird Sie nach Hause fahren und morgen wieder abholen.“ legte sie fest und zu ihrer Überraschung stimmte Alex zu. Sie rief Jenny ins Büro und diese half Alex in ihren Wagen. „Hast du heute schon was gegessen?“ wollte sie von ihm wissen. „Diesen Krankenhausfraß kannst du nicht als Essen bezeichnen. Ich denke, ich lass mir gleich eine Pizza kommen.“ meinte er nur. Jenny lächelte. „Also wenn du nichts dagegen hast, dann schließe ich mich dir an. Essen zu zweit fördert den Appetit.“

    Semir kam wieder zu sich und spürte heftige Kopfschmerzen. Er setzte sich auf und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Sein Magen meldete sich, denn seit er hier war, hatte er nichts zu essen bekommen. Doch nicht nur das, auch die Nachwirkung des ihm eingeflößten Alkohol, tat sein Übriges.War es wohl schon Nacht? Oder war es noch Tag? Nach wie vor waren seine Augen und sein Mund verklebt. Seit er hier war hatte er nichts mehr gesehen und er verstand es nicht. Er hatte seinen Peiniger längst erkannt und er wusste auch, was diesen verwirrten jungen Mann zu den Taten trieb. Wenn er das, was Jaron Schwarz ihn offenbart, dass sein Vater sich an Katrin Schwarz sexuell missbrauch hatte. Scheinbar wurde auch Jaron misshandelt, was natürlich ziemlich schlimm war, aber es rechtfertigte keine Morde. Bisher hatte Jaron ihn keine Chance gegeben, sich mit ihm zu unterhalten, doch er wollte es noch einmal versuchen. Vielleicht konnte er den Mann zum Aufgeben überreden. Noch hielt er es möglich, diesen Mann von seinem Vorhaben ihn zu töten abzubringen. Dieser Mann war krank! Er brauchte Hilfe. Natürlich mussten die Taten bestraft werden, doch dieser Mann brauchte Hilfe und er konnte ihm helfen. Er hatte doch gelernt, wie man einen psychisch Kranken bearbeitete. Wie man vorgehen konnte, um so einen Menschen zum Aufgeben zu bringen, war das Hauptthema in der letzten Weiterbildung. Er wollte, nein, er musste es versuchen. Wie auf Befehl öffnete sich die Tür und er zog sich zusammen. „Mhhhmmmm.“ machte er. Schritte kamen auf ihm zu und zu seiner Verwunderung spürte er die kalten Finger an seinen Augen. Mit einem schmerzhaften Ruck zog sein Peiniger das Klebeband von den Augen. Auch der Knebel verschwand. „Wir können jetzt das Versteckspiel lassen, oder? Du weißt ja, wer ich bin. Respekt! Du bist der Erste, der so weit gekommen ist, meine Schwester wird in zwei Tagen zurückkommen und bis dahin müssen wir fertig sein. Semir sah ihn an. „Herr Schwarz, bitte. Seien Sie vernünftig. Sie können doch nichts mehr ändern. Es ist grausam, was Ihr Vater getan hat. Er wird für alles bezahlen. Ich werde Ihnen dabei helfen.“ versprach er und löste damit bei Jaron Schwarz einen Lachkrampf aus.


    Jenny und Kim gingen zu dem Nachbarn und sahen ihn bereits an der Tür stehen, als sie sein Grundstück betraten. „Ahhh, die Polizei, dein Freund und Helfer, nicht wahr?“ strahlte der Mann, den Kim Krüger auf gute 60 bis 65 Jahre schätzte. „Sieht man uns das schon äußerlich an?“ wollte Jenny wissen und Kim zog die Schultern hoch. „ich habe das Auto überprüft, wenn Sie wollen. Wissen Sie, einer muss in dieser Straße ja für Ordnung sorgen.“ erklärte Tauber und reichte den Frauen die Hand. Kim stellte sich und Jenny vor. Sie fragte nach dem Hintergrund nach diesem Misstrauen. „Wissen Sie, ich bin Krimiautor. Ich habe schon vier Bestseller geschrieben und irgendwie identifizier ich mich mit meinem Protagonisten. Es ist mein Hobby, Verbrechen aufzuklären.“ Kim sah Jenny gequält an. „Herr Tauber, es geht uns um den dunklen Transporter, der hier gestanden hatte. Frau Koch sagte uns, dass Sie es bemerkt haben. Haben Sie denn auch den Fahrer gesehen?“ Michael Tauber dachte kurz nach. „Nein. Einen Fahrer habe ich nie gesehen. Aber ich habe das Kennzeichen. Das ist HEI – DI 81. Wissen Sie meine Frau, Gott sei ihrer Seele gnädig, hieß Heidi und daran erinnerte ich mich immer wieder, wenn ich den Wagen gesehen habe.“ Jenny notierte sich das Kennzeichen. „Wie oft haben Sie den Wagen denn vor dem Verschwinden von Herrn Koch gesehen?“ hakte Kim nach. Wieder dachte Tauber nach. „Also bestimmt eine Woche lang. Der Wagen stand immer an der gleichen Stelle.“ „Herr Tauber, ist Ihnen sonst noch etwas merkwürdig vorgekommen?“ Tauber schüttelte den Kopf. „Oder doch! Ich weiß nicht ob es damit zu tun hat, aber hier war ein Pärchen vor der Tür. Ganz schwer verliebt. Ich habe das sofort erkannt. Die wollten sich eine Wohnung ansehen, ein eigenes Nest bauen, haben sich aber wohl in der Adresse geirrt. Aber der Wagen ist nicht von denen gewesen.“ lächelte der selbsternannte Detektiv. „Den Namen kennen Sie aber nicht?“ wollte Kim wissen und der Mann schüttelte den Kopf. Nach einer Weile hatten Jenny und Kim genug gehört und verabschiedeten sich von Tauber.

    Der Tag ging für Alex sehr langsam vorbei. Bis vor zwei Stunden lag er allein im Zimmer und bekam nun einen jungen Mann als Bettnachbarn. Dieser lag scheinbar immer noch in Narkose und ab und an kam die Schwester rein um sich um den Mann zu kümmern. Er selbst starrte auf den Fernseher, doch er verfolgte das Programm nicht, Seine Gedanken waren bei Semir, der nach wie vor verschwunden war. Er griff zum Handy und rief Kim Krüger an. „Frau Krüger, gibt es etwas Neues? Haben Sie einen Hinweis?“ wollte er wissen. „Noch nicht. Wir sind dran Herr Brandt. Wir werden Sie informieren.“ versprach seine Vorgesetzte doch mit dieser Antwort gab Alex sich nicht zufrieden. „Frau Krüger, ich werde mich entlassen und Sie vom Büro aus unterstützen!“ legte er fest. „Das werden Sie nicht!!! Sie bleiben im Krankenhaus, bis der Arzt Sie für entlassungsfähig hält! Wir finden Gerkhan ohne Ihre Hilfe!“ widersprach Kim, doch er hörte den Rest nicht mehr, denn er beendete das Gespräch direkt. Er warf die Decke zur Seite und stand auf. Die Schmerzen, die in der Hüfte aufkamen als er sich auf seine Beine stellte, versuchte er zu ignorieren und auch die in der Schulter, als er sich auf die Krücken stützte. Mit großer Mühe schaffte er es zum Schrank und holte seine Sachen hervor. Er brauchte eine ganze Weile bis er angezogen war und sah dann noch einmal auf seinen Bettnachbarn, der immer noch tief schlief. Auf Krücken humpelte er aus dem Raum und traf auf dem Flur mit der Stationsschwester. „Wo wollen Sie denn hin?“ fragte sie harsch. „Ich muss meinen Freund finden und entlasse mich selbst.“ „Herr Brandt, Sie können doch im Augenblick nicht einmal auf Ihren eigenen Beinen stehen. Was wollen Sie da für Ihren Freund tun?“ fragte sie vorwurfsvoll, doch Alex bestand auf die Entlassung und so gab die Schwester klein bei und rief den Arzt dazu, der die Entlassung nur widerwillig unterschrieb. Eine knappe Stunde später war er im Büro der PAST und klinkte sich wieder in den Fall ein.


    Semir würgte und geriet in Panik. Er konnte nicht ausspucken und drohte an seinem Erbrochenen, was er im Mund hatte, zu ersticken. Ihm blieb nichts Anderes übrig, als es erneut zu schlucken und gegen die Übelkeit anzukämpfen. Es gelang nur unter großer Anstrengung der Selbstkontrolle. Er atmete stoßweise durch die Nase. Es dauerte eine ganze Weile, bis sein Peiniger wieder bei ihm war. Das Klebeband verschwand und Semir würgte erneut. Ein großer Schwall des eingeflößten Alkohols verbreitete sich auf dem Boden. Er lehnte sich zurück und spürte die Wirkung des Alkohols und dennoch bekam er die Worte des Mannes mit. „Ich muss mich wohl beeilen. Das waren deine Kollegen. Sie suchen dich aber wie kommen die auf mich? Sag es mir! Habe ich irgendwo einen Fehler gemacht?“ Trotz seiner ausweglosen Situation musst Semir auflachen. „Mehr als nur einen Fehler. Sie standen schon lange im Kreis der Verdächtigen. Meine Kollegen werden sicher in Kürze wieder hier sein und mich befreien.“ verunsicherte er den Mann lallend und hoffte inständig damit Recht zu behalten. Er spürte die durch den Alkohol verursachende Schwere im Körper und die Müdigkeit. Er schloss die Augen und versuchte sich bequem hinzulegen, doch das schien seinem Peiniger nicht zu gefallen und trat zu. Semir schrie auf, krümmte sich und erbrach erneut. „Welchen Fehler?!“ Der Mann packte sein Genick und drückte sein Gesicht in das Erbrochene. „Welchen Fehler?“ wiederholte er, doch Semir antwortete nicht. Jaron Schwarz drückte Semirs Kopf wieder gegen die Wand. „Sag mir, welchen Fehler ich gemacht habe!!!“ Doch auch jetzt antwortete Semir nicht. Nicht das er nicht wollte, aber er konnte aufgrund des Alkoholkonsums keinen klaren Gedanken fassen und verstand den Inhalt der Frage einfach nicht. Erst nach einer ganzen Weile gab sein Gegner auf und sah ein, dass es keinen Sinn hatte. „Okay, dann werden wir uns später unterhalten und dann wäre es für dich gut, wenn du gesprächiger bist.“ Semir bekam nur am Rande mit, dass Jaron den Raum verließ.

    Jenny saß neben Kim Krüger und dachte nach. „Der Mann war ziemlich nervös, oder?“ Kim Krüger nickte. „Das macht ihn aber nicht zum Täter. Gerkhan und Brandt hätten ihn sonst sicher schon in die Mangel genommen. Haben Sie denn einen Verdacht in der Akte gelesen? Gab es da Hinweise?“ Kim sah sie kurz an. Jenny atmete tief durch. „Ich habe mich zur Hälfte durchgearbeitet. Semir und Alex hatten keine wirklichen Verdächtigen. Sie haben von Frau Baur den Hinweis bekommen, dass vor dem Verschwinden ein schwarzer Van vor dem Haus stand und sie vermuteten, dass Baur beobachtet wurde.“ Berichtete sie. Kim nickte leicht. „Was ist mit den anderen Angehörige der toten Kollegen?“ Jenny zog die Schultern hoch. „Okay, dann sollten wir sie befragen.“ Legte Kim Krüger fest und fuhr zur Witwe von Phillip Koch. Als sie dort ankamen und an der Tür klingelte, öffnete ein Mädchen von knappen Acht vielleicht neun Jahren. „Lara! Wer ist denn da?“ hörten sie eine Frau fragen die nun mit einem Geschirrtuch in der Hand aus der Küche kam. „Kim Krüger, Kripo Autobahn. Das ist meine Kollegin Dorn. Frau Koch, es geht um Ihren Mann. Hätten Sie etwas Zeit uns ein paar Fragen zu beantworten?“ Die Frau nickte und sah das Mädchen an. „Lara, gehst du bitte auf dein Zimmer?“ Das Mädchen nickte und verschwand ohne Widerworte. „Gehen wir ins Wohnzimmer. Haben Sie den Mörder?“ Kim schüttelte den Kopf. Wir brauchen Ihre Hilfe. Haben Sie vor dem Tod Ihres Mannes etwas bemerkt? Hatte er sich verändert? Was er nervös?“ fragte sie und Nadja Koch dachte nach „Er selbst nicht, aber einige Tage zuvor berichtete mir ein Nachbar, dass er einen dunklen Transporter vor unserem Haus stand. Ich habe nicht viel darum gegeben, weil dieser Nachbarn ein Hobbydetektiv war. Er sah in allem ein Kriminalfall und jeden ein Verbrecher.“ berichtete Nadja. Kim sah kurz zu Jenny. „Hat der Nachbar denn auch jemanden gesehen?“ fragte sie weiter. Nadja Koch schüttelte den Kopf. „Sie können ihn gern selbst fragen Michael Tauber schreibt sich jedes Kennzeichen von Fahrzeugen auf, die seiner Meinung nach nicht in die Straße gehörte.“ Jenny schrieb sich den Namen auf und fragte nach der Adresse. Nach einigen Minuten verabschiedeten sich die Polizistinnen von Nadja Koch.

    ich weiß, du bist nicht du aber ich habe die Befürchtung oder sagen wir die Hoffnung, das der Plan schief geht. Paul geht es gsr nicht gut. Aber mal sehen, ob Alex nun eine Spur findet. Bis er Semir und Paul findet, kann es ruhig noch etwas dauern.


    Jaron genehmigte sich ein ausgiebiges Frühstück. Er genoss den frisch aufgebrühten Kaffee und die aufgebackenen Brötchen, die er mit Käse und Salami. Er ließ sich viel Zeit und verschwendete keinen Gedanken daran, dass sein Opfer im Keller vor sich hinvegetierte. Nach einer guten Stunde war er fertig, putzte sich die Zähne und ging anschließend in den Keller. Er schloss die Tür zu dem Raum auf, hinter der sein Opfer auf dem Boden hockte. Dieser zuckte zusammen und richtete sich auf, als Jaron vor ihm stand. Obwohl er immer noch die Augen verklebt hatte, konnte er sicher ahnen, wer vor ihm stand. „Na, gut geschlafen?“ verhöhnte er seinen Gefangenen und trat ihn in die Seite. Sein Opfer stöhnte auf und krümmte sich leicht. Jaron hockte sich vor ihn hin. „Na, hast auch Durst? Ich habe was Feines für dich.“ lachte er und holte eine Flasche Wodka hervor. Er öffnete sie, zog seinem Opfer das Klebeband vom Mund und hielt ihm die Flasche an den Mund. Scheinbar dachte dieser, er würde jetzt Wasser bekommen und öffnet freiwillig den Mund. Jaron hielt seinen Kopf fest gegen die Wand gepresst und schüttete seinem Opfer den Alkohol in den Mund. Als dieser merkte, was er trank wollte er den Kopf drehen, doch Jaron hielt ihn eisern fest. Die Gegenwehr wurde heftiger und so presste Jaron sein Opfer mit dem Bein den Kopf an der Wand, griff mit der nun freien Hand an die Nase seines Opfers und drückte sie zu. Mit der anderen Hand presse er den Flaschenhals in den Mund des Gefangenen. „Schön austrinken!!!“ lachte er, während sein Opfer um sein Leben trank. Sicher hätte er die Flasche leerlaufen lassen, doch das Klingeln an der Haustür oben, ließ ihn innehalten. Als er die Flasche wegzog, sprudelte der Wodka aus dem Mund seines Opfers und es hustete und würgte. Doch Jaron ließ ihn keine Zeit zur Erholung und verklebte ihm schnell den Mund. Dann verschwand er und öffnete nur wenig später die Haustür. Er sah zwei Frauen davorstehen. „Ja bitte?“ fragte er. Die ältere Frau zeigte ihm einen Ausweis. „Krüger, Kripo Autobahn. Wir würden gern mit Frau Katrin Schwarz sprechen!“ kam fordernd von ihr.

    Kim sah den jungen Mann ernst an. „Meine Schwester ist noch bis Sonntag in Japan. Sie ist Stewardess.“ erklärte der junge Mann. Kim sah kurz zu Jenny und nickte dann. „Herr Schwarz, es geht noch einmal um den Wagen Ihrer Schwester, Können Sie uns vielleicht helfen?“ Jaron Schwarz lächelte nervös, was Kim nicht entging. „Ich wüsste nicht wie. Aber kommen Sie doch erst einmal reim.“ bot er an und gab den Weg frei. Kim und Jenny traten ein. Mit schnellem Blick sah Kim sich um und registrierte die Größe der Wohnung, die einen sehr gepflegten Eindruck machte. Auch die Tür die scheinbar in den Keller führte, blieb ihr nicht verborgen. „Haben Sie uns den Wagen jetzt wiedergebracht?“ wollte der junge Mann wissen. Kim lachte auf. „Nein, die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Herr Schwarz, können Sie sich erklären, warum wir keine Aufbruchspuren an dem Wagen gefunden haben?“ Jaron Schwarz zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf. Er sah auf die Uhr was Kim ebenfalls registrierte. „Wir haben außer den Fingerabdrücken von Ihrer Schwester und Ihnen, keine anderen gefunden. Der Wagen wurde nicht aufgebrochen und das lässt nur einen Schluss zu. Der Dieb hatte einen Schlüssel. Wir müssen das dringend klären!“ Jaron Schwarz nickte. „Wie schon gesagt, meine Schwester ist am Sonntag wieder zurück. Ich denke, dass es wohl gegen acht am Abend sein wird. Kann sie Sie dann anrufen?“ wollte er wissen und sah wieder auf die Uhr. „Haben Sie noch etwas vor?“ fragte Kim nun. „Ja, ich habe noch einen Termin bei meinem Psychologen.“ bestätigte Jaron Schwarz. Kim reichte ihm die Karte. „Ihre Schwester soll sich dann bei uns melden. Sagen Sie ihr, dass es wirklich wichtig ist.“ Jaron Schwarz nickte und nahm die Karte an sich. Kim und Jenny wandten sich zum Gehen und Jaron Schwarz begleitete sie zur Tür. Nur wenig später waren sie wieder auf dem Weg zur PAST.


    Semir hatte nur für wenige Stunden in einer sehr unbequemen Lage geschlafen. Der Schlaf war nicht erholsam und er hatte Angst vor dem, was noch kam. Jaron Schwarz hatte ihn in der Nacht in Ruhe gelassen, doch das würde sicher nicht so bleiben. Dieser Mann hatte einen großen Hass auf Polizisten und es schien mit dem Vater zu tun zu haben. Er erinnerte sich, dass Jaron sagte, sein Vater habe ihn immer bestraft, wenn er, Jaron, darum bat, die Schwester in Ruhe zu lassen. Semir konnte sich denken, was der Vater mit seiner Tochter machte und plötzlich ergab alles einen Sinn. Die Kollegen, die getötet wurden, standen für Jaron in Verdacht sich an ihre Töchter zu vergehen. Doch er glaubte nicht wirklich an diesen Vorwand. Für ihn schien Jaron Spaß daran zu haben, andere Menschen zu quälen. War es draußen schon hell? Würde Jaron gleich wieder zu ihn kommen und weitere Qualen ausgedacht hatte? Wie auf Kommando öffnete sich die Tür und Semir zog sich zusammen. „Wir müssen leider umziehen. Scheinbar bekommen wir neue Nachbarn. Du tust gut daran ganz friedlich zu sein.“ mahnte ihn Jaron und presste ihm wieder einen Lappen auf die Nase. Semir versuchte sich zu befreien indem er seinen Kopf hin und her warf. Doch es war vergebens. Er verlor die Besinnung und sackte zusammen. Er bekam nicht mit, dass Jaron ihn in eine Kiste sperrte, diese auf eine Sackkarre packte und aus dem Keller brachte. Genauso wenig bekam er mit, dass es kurz über die Straße in den Keller des Hauses ging, indem Jaron mit seiner Schwester wohnte. Als er wieder aufwachte, saß er wieder gefesselt in einem Raum. Diesmal hockte er am Boden und die Fesseln hielten seine Hände, die um ein Rohr führten, auf dem Rücken. Er spürte Kopfschmerzen, eine Nebenwirkung der Chloroformbehandlung aufkommen. Er lehnte seinen Kopf gegen das Rohr und versuchte möglichst viel Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen. Durch den Knebel war es sehr schwer genügend Luft zu bekommen, doch er dachte nicht ans Aufgeben. Als die Kopfschmerzen aufhörten, machte er sich daran, gegen die Fesseln zu kämpfen.

    Jenny startete direkt mit der Fortsetzung der Sichtung der Akten von Semir und Alex. Sie las sich jede Notiz durch und machte sich selbst Notizen über Dinge die sie mit Alex abklären wollte. Sie war so tief in der Arbeit, dass sie nicht bemerkte, dass Kim Krüger in den Raum trat. „Frau Dorn? Haben Sie etwas gefunden?“ Jenny sah sie an. „Nicht wirklich. Ich habe mir die Unterlagen angesehen aber Semir und Alex scheinen hier auch auf dem Schlauch gestanden. Nichts deutet darauf hin, dass sie schon einen Verdacht hätten. Allerdings haben sie in einer Aussage einen dunklen Van stehen. Das würde zu den Reifenspuren von der Baustelle passen.“ Kim sah sie erstaunt an. „Okay, hat Hartmut schon den Typ?“ Jenny nickte. „Die Suche nach dem Auto läuft bereits. Außerdem geht Hartmut noch die Zugangsdaten der Polizeidaten.“ Kim nickte. „Ja, das wollte ich eben fragen, weil Frau Grabner mir eben sagte, dass der Täter in Polizeikreisen stammen könnte.“ bestätigte sie. Jenny lächelte leicht. „Okay, das heißt wenn wir jemanden finden der Zugang zu dem Programm hat und einen dunklen Van fährt, haben wir unseren Täter. Und wenn wir ihn dann mit dem Fall in Verbindung bringen können, ist jeder Zweifel ausgehoben.“ Kim lächelte leicht. „Wenn das so einfach wäre. Frau Grabner hat mir ein paar Dinge über Täter offenbart. Es sind zwar nur Vermutungen, aber einige machen wirklich Sinn. Da werden wir ansetzen. Wir gehen die Aussagen der Beteiligten durch. Haben Sie sich die schon angesehen?“ legte Kim fest und Jenny nickte. „Ja, sie sind unauffällig. Nach Ansicht von Semir hat der Täter diesen Josh Bauer beobachtet. Ich bin auf eine Notiz von Semir gestoßen. Er hat aufgeschrieben, sich noch einmal mit Katrin Schwarz zu unterhalten. Das ist die Besitzerin des Fahrzeugs, womit mal die letzten Kollegen in die Falle gelockt hat.“ Kim sah sie an. Dann fahren wir doch einmal zu der Dame.“ legte sie fest und fuhr mit Jenny zu Familie Schwarz.

    Elli.Zumindest hast du, äh , ich meine Jaron , nicht Semir's hübsches Gesicht verbrannt. Bis jetzt.
    Und Hartmut hat eine Spur. Das müssen ja seltene Reifen für diesen Peugeot sein, dass er es so genau bestimmen kann. Nur für diesen Typ hergestellt. Gibt es sowas? Oder ist das Fiction

    Nun, er muss es genießen und du auch. :D Was diese Reifenmtyp angeht, da muss ich zugeben, habe ich bei einem Film gespinst. Gut möglich, das es nur Fiktion ist.


    Kim kam in die PAST und sah, das Jenny Besuch hatte und erkannt Yvonne Grabner. Sofort ging sie in das Büro. „Frau Grabner! Ich brauche jetzt Ihre Hilfe!“ sagte sie in einem harschen Ton. „Frau Krüger, Frau Grabner sagte mir gerade …“ fing Jenny an. „Das kann sie mir selbst sagen! Sie gehen die Akte durch und tragen das zusammen, was Gerkhan und Brandt bisher herausgefunden haben!“ befahl Kim und Jenny nickte. Wenig später saß Yvonne bei Kim im Büro. „Frau Grabner, was denken Sie über den Täter?“ Yvonne senkte den Kopf. „Meiner Meinung nach ist es ein Mann. Er scheint gute Kontakte zur Polizei zu haben. Ist vielleicht selbst einer. Ich vermute, dass er schlechte Erfahrung mit der Polizei gemacht. Vielleicht sogar auf familiärer Seite.“ Erklärte sie. Kim nickte leicht. „Sie meinen er benutzt interne Informationen?“ hakte sie nach und diesmal bestätigte Yvonne dies mit einem Nicken. „Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?“ Yvonne holte Luft. „Der Mörder wusste wer zu welchem Einsatz fuhr oder aber wer Dienst hatte und das steht ja nicht in der Zeitung, oder? Außerdem hat er sich immer Männer mit Familie ausgesucht, immer waren Kinder –genauer gesagt, Töchter- vorhanden. Das könnte darauf schließen lassen, dass es vielleicht mit seiner Mutter oder Schwester zu tun hat.“ Kim sah die Profilerin erstaunt an. „Haben Sie das auch Brandt und Gerkhan so dargelegt?“ Yvonne nickte und berichtete alles, was sie den Hauptkommissaren erzählt hatte. „Mir schien es allerdings so, dass die Herren nicht wirklich darauf Wert legten. Das war ganz offensichtlich bei Herrn Brandt zu merken.“ Kim sah sie an. „Also gut. Fassen wir noch einmal zusammen. Der Täter ist männlich, er hat Kontakte zur Polizei. Sie denken, dass er Polizisten umbringt, die er mit der Vergangenheit in Verbindung bringt?“ Yvonne schüttelte den Kopf. „Ich denke es ist sehr großer Hass, den ihn treibt. Frau Krüger, ich würde Ihnen gern den Täter liefern aber das kann ich nicht. Ich hoffe, Sie finden Herrn Gerkhan schnell, denn es ist gut möglich, dass der Täter hier noch einmal die Grenzen überschreitet. Man sollte aber auch bedenken, dass der Täter kein eiskalter Mörder ist, sondern vermutlich krank.“ Der Blick von Kim jedoch. Ließ erahnen, dass sie es anders sah.

    Am Ende des Tages hatte auch Hartmut einen kleinen Erfolg zu vermelden. Sofort griff er zum Handy und wählte Jenny an. „Jenny, ich bin es! Die Reifenspuren gehören zu einem Peugeot Traveller Active L 2! Die Reifenspuren passen eins zu eins. Ich habe auch schon eine Suche laufen, um die Besitzer von solchen Fahrzeugen in NRW sind, herauszufinden.“ berichtete er und hörte einen leichten Seufzer von Jenny. „Dann hoffe ich für Semir, dass es nicht zu viele sind.“ Hartmut lächelte leicht. „Wenn du mehr Hilfe brauchst, dann melde dich bei mir.“ Bat er und Jenny versprach es. „Wie weit bis du denn mit der Recherche der Nutzer?“ wollte sie wissen. Hartmut sah auf seinen Zettel. „Das hatte ich jetzt zur Seite geschoben, weil ich die Reifenspuren untersucht habe, mache da aber direkt weiter. Vielleicht können wir das, wenn wir den Besitzer des Vans abgleichen.“ schlug er vor. „Kümmerst du dich bitte darum? Ich gehe gerade die Ermittlungsakte der Beiden durch.“ bat Jenny und Hartmut lächelte leicht. „Mach ich.“ versprach er und beendete das Gespräch. Er wollte das Handy zurück auf den Tisch legen als es erneut klingelte. Das Display zeigte Alex Nummer an. „Alex, wie geht es dir?“ fragte der Techniker sofort. „Nicht gut. Hast du was herausgefunden?“ „Ja! Der Wagen dessen Spuren wir gefunden haben, gehört zu einem Peugeot Traveller Active L 2. Ich lasse mir gerade vom PC eine Liste der Besitzer zusammenstellen.“ „Okay, hör mir zu, diese verletzte Person, die anglich unter dem Gerüst lag, war …“ erzählte Alex und wurde von Hartmut unterbrochen. „… ein Nubbel. Ich habe sie gefunden. Der Nubbel ist eine Karnevalspuppe, die am Aschermittwoch verbrannt wird und damit der Karneval offiziell beendet.“ berichtete der Techniker. „Kannst du das eingrenzen? Gehört es zum kölnischen, düsseldorferischen oder was für ein Karneval?“ wollte Alex wissen. „Zum Kölnischen. Der Nubbel ist der Sündenbock für alles und mir der Verbrennung sind alle Sünden während des Karnevals gebüßt.“ Er hörte wie Alex durchatmete. „Dann ist unser Täter ein Kölner?“ „Das kannst du leider nicht so pauschalieren. Diese Dinger kann jeder kaufen.“ machte Hartmut wieder alle Hoffnung nieder.


    Alex hatte sich von Kim Krüger verabschiedet und diese fuhr zur PAST zurück. Er lag im Bett und fühlte sich elendig. Er war schuld, dass sein Partner in die Hände von diesem Wahnsinnigen war und sicher schon qualvolle Stunden hinter sich hatte. Die Leiche von dem Kollegen, der nach Aussage des Rechtsmediziners, gefoltert wurde, kam ihm in den Sinn. Er hoffte, dass seine Vorgesetzte mit Jennys und Hartmuts Hilfe Semir noch rechtzeitig finden konnte. Nach einigem Grübeln entschloss er sich erneut, aufzustehen. Er warf die Decke zur Seite und setzte sich langsam auf. Diesmal klappe es auch ohne Schwindel und Übelkeit doch konnte er auch auf seinen Beinen stehen? Er sah sich nach einer Stützhilfe um, doch leider war nichts in greifbarer Nähe. Die Tür ging auf und eine Schwester trat ein. „Herr Brandt!!! Sie dürfen nicht aufstehen!!“ fauchte sie ihn an. „Ich wollte nur versuchen, ob es klappt. Ich muss zur Toilette.“ redete er sich raus. „Das geht nur in Begleitung. Wenn Sie umstürzen ist das kontraproduktiv! Ich hole Ihnen die Flasche oder die Pfanne.“ schlug die Schwester vor doch Alex schüttelte heftig den Kopf. „Ich will auf die Toilette! Holen Sie mir Krücken, oder so!“ forderte er. „Herr Brandt, Sie sind an der Schulter verletzt. Sie können unmöglich auf Krücken gehen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich hole den Toilettenstuhl.“ schlug sie nun vor. Alex lächelte leicht und stimmte dem dann zu. Die Schwester verschwand erneut und kam mit dem Toilettenstuhl zurück. Mit Hilfe der Schwester schaffte er ein paar schmerzhafte Schritte zu machen. Dies zeigte ihm aber auch, dass er nicht in der Lage war, nach Semir zu suchen. Als er wieder im Bett lag, war er völlig am Ende seiner Kräfte. „Würden Sie mir mein Handy geben? Es müsste in meiner Hose sein.“ bat er sie und die Schwester führte den Wunsch aus. „Sie sollten sich nicht zu sehr anstrengen, Herr Brandt. Das stört die Heilung.“ Mahnte sie noch und verschwand aus dem Zimmer. Alex sah ihr nach. Sie hatte ja Recht, doch er musste etwas tun, um Semir zu finden.

    Semir sank auf dem Stuhl zusammen. Seit Stunden war sein Peiniger dabei, ihm Schmerzen zuzufügen. Der Mann hatte ihm das Shirt ausgezogen indem er es mit dem Messer aufgeschnitten und entfernte. Anschließend drückte ihm der Mann Zigarren auf seinem Rücken aus. Er hatte das Gefühl, als würde der ganze Rücken brennen. „Mein Vater hat das jeden Abend mit mir gemacht. Immer wenn ich ihn bat, Katrin in Ruhe zu lassen.“ verhöhnte ihn der Mann. Damit war der letzte Zweifel aus der Welt geschaffen, der Mann, der ihn hier festhielt, war Jaron Schwarz. „Mhhhmmmm …“ machte er. „Also gut. Ich nehme dir den Knebel ab aber ich warne dich, wenn du schreist, dann werde ich dir für immer zum Schweigen bringen, klar???“ Semir hörte den drohenden Unterton und nickte. Er spürte Hände die ihm den Knebel lösten. „Herr Schwarz, was soll das denn? Was wollen Sie von mir?“ fragte er leise. Da er immer noch die Augen verklebt hatte, konnte er die Reaktion des Mannes nicht sehen und schrie unvermittelt auf, als Jaron ihm eine heftige Ohrfeige verpasste. „Du bist wie mein Vater! Du hast deine Tochter verletzt! So sehr, dass deine Frau sie zum Arzt bringen musste!“ schrie der Mann ihn an. Obwohl es nicht lustig war, lachte Semir auf. „Das ist Blödsinn. Ich liebe meine Kinder und vergehe mich nicht an ihnen. Ich bin Polizist!“ verteidigte er sich. Auch sein Peiniger lachte auf. „Ja selbstverständlich! Du bist Polizist! Ein ehrbarer Mann! Genau wie mein Vater! Er war auch Polizist und hat brav alle Bösen hinter Gitter gebracht! Und zu Feierabend hat er sich seine Tochter vorgenommen! Du widerst mich an! Ich will nichts mehr vor dir hören!!!“ Semir hörte wie Jaron wieder Klebeband abriss. „Nein, Jaron… Mhhhmmmm“ Wieder kam ein heftiger Schlag. „Mach dich auf lange schmerzhafte Stunden bereit! Doch jetzt wünsche ich dir eine unbequeme Nacht.“ ertönte dicht an seinem Ohr und er zuckte zusammen. Nur wenig später schlug die Tür zu und er war wieder allein. Seine Gedanken schwirrten. Jarons Vater war Polizist. Er und Alex hatten sich, genau wie diese Profilerin, geirrt. Es war kein Kollege, der seine Stellung missbrauchte, sondern ein Angehöriger eines Polizisten.