Beiträge von Elvira

    Semir sah den Arzt an. Eine Frage brannte ihm regelrecht hat auf der Zunge. „Was ist mit meinem Bauch? Meine Niere? Der Verband…“ wollte er von ihm wissen und der Arzt lächelte leicht. „Herr Gerkhan, ich kann Sie beruhigen. Sie haben Ihre Niere noch. Der Schmerz, den Sie spüren ist der Wundschmerz der Naht. Dieser Kollege hat zwar den Schnitt gemacht, aber Ihr Kollege hier, war schneller.“ Semir sah zu Alex. „Du?“ fragte er zweifelnd. Alex setzte sich auf den Besucherstuhl. „Ich wäre fast zu spät gekommen.“ erklärte er. „Ich habe dich gesucht. Selbst als alles darauf hindeutete, dass du tot bist. Wir haben ja deinen Wagen gefunden und die Leiche darin.“ hängte er an und Semir schloss die Augen. „Sam…“ sagte er leise. „Ja, das weiß ich jetzt auch. Stefan Andreas Moppe, dein Freund aus vergangenen Tagen und dein Informant. Was ist passiert, Semir?“ Semir dachte nach und schilderte, woran er sich erinnern konnte und Alex hörte schweigend zu. „Wir haben Wagner. Den Arzt musste ich erschießen, als er dir deinen Bauch bereits geöffnet hatte. Hast noch mal Glück gehabt. Diesmal war es verdammt knapp gewesen.“ Semir nickte und Alex bemerkte, dass Tränen über das Gesicht seines Freundes liefen. „Ist alles in Ordnung?“ Semir schüttelte den Kopf. „NEIN!“ stieß er aus und weinte hemmungslos. Er brauchte eine Weile bis er sich beruhigt hatte und Alex hielt ihn einfach nur fest. Er ließ Semir los, als dieser sich wieder richtig hinlegen wollte. „Dieser Arzt und Wagner … sie haben mich gezwungen mit anzusehen, wie sie Sam verunstaltete, damit man ihn leichter für mich halten konnte.“ kam von ihm. Alex legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Dank der modernen Medizin, ist es denen aber nicht gelungen. Ich soll dir von allen Gute Besserung wünschen. Andrea wird sicher nachher noch kommen. Sie kann es kaum erwarten.“ Semirs Lachen war eine Mischung aus Freude und Trauer. „Ich freu mich, dass ich sie wiedersehen darf. Ich dachte wirklich, dass es aus ist. Das ich da nicht wieder rauskomme…“

    Dr. Windlicht bemerkte natürlich, was mit seinem Patienten los war und spritzte ihm etwas durch den liegenden Zugang. „Sie werden sich gleich beruhigen. Denn was Sie im Augenblick brauchen, ist Ruhe.“ Semir nickte und sah wieder zu Alex. „Geht es wieder?“ Semir schüttelte den Kopf. „Er wird gleich ruhiger. Der ganze Stress der letzten Tage muss erst einmal verarbeitet werden.“ erklärte der Dr. Windlicht. „Danke Alex, dass du mich nicht aufgegeben hast.“ kam leise von Semir. „Ich habe mir auch die Wunde an der Schulte angesehen. Sie wurde fachmännisch behandelt.“ Semir nickte und sah den Arzt an. „Dieser Arzt war besorgt, dass sie sich entzünden könnte und so die Organe unbrauchbar machte.“ Dr. Windlicht stieß empört Luft aus. „Dieser Klinke ist eine Schande für die ganze Branche! Erst tötet er ein kleines Mädchen und dann dieser Mist mit den Organen! Er hat den Tod verdient!“ fauchte er. Semir schloss die Augen. „Niemand sollte über Leben und Tod entscheiden. Er sagte mir, dass die Niere, die er mir entnehmen wollte, einem jungen Mann eingepflanzt werden sollte, der wohl Nierenkrebs hatte. Er sollte auch dort im Krankenhaus gewesen sein.“ erinnerte Semir sich. Alex nickte. „Wir haben den Jungen gefunden und er liegt in der Uniklinik. Wenn ich es richtig verstanden hatte, haben sie eine Niere für ihn gefunden.“ Semir atmete tief durch. „Für diesen ganzen Mist ist Sam in meinen Armen gestorben. Aber ich weiß, dass er nun bei seiner Frau und seiner kleinen Josie ist.“ Alex senkte betrübt den Kopf. „Tut mir leid, Semir.“ Semir sah ihn an. „Wenn ich hier raus bin, dann muss ich mich darum kümmern, dass Sam in das Grab zu seiner Familie kommt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich nicht hier.“ Alex nickte nachdenklich. „Darum kümmern wir uns. Marvin ist schon ganz heiß dem Jungen das Grab zu gestalten. Er hat dank der Magenuntersuchung die Suche nach dir gestartet.“ Semir sah ihn fragend an. „Im Magen von Sam waren Reste von Schweinefleisch zu finden und da du kein Schwein isst, konntest du es nicht sein. Das war für mich der Beweis, den ich brauchte um ganz offiziell nach dir zu suchen und dann kam die DNA-Analyse und bestätigte den Verdacht. Und dann rollten die Räder an. Krüger hat ganz schön Druck gemacht.“ lachte Alex. Es klopfte an der Tür. Ehe Semir reagieren konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Andrea kam mit den Kindern in den Raum. Ganz vorsichtig nahmen sie Semir nacheinander in den Arm. Als Andrea an der Reihe war, weinte er leise. Andrea hielt ihn fest. „Alles wird gut. Jetzt wird alles wieder gut…“ sagte sie leise in sein Ohr.

    Alex verließ seinen Partner und deren Familie und fuhr zur PAST wo seine Kollegen auf ihn warteten. „Und ist er aufgewacht?“ stieß Susanne die Frage aus, die wohl allen auf der Zunge brannten. Alex nickte erleichtert. „Ja, er ist wach. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut und ich denke, er wird noch eine Woche im Krankenhaus verbleiben, bis die Fäden der unfreiwilligen Operation gezogen werden. Er ist etwas labil was die Psyche angeht, aber das bekommt er wieder in den Griff.“ Er sah allen an, dass sie sehr erleichtert waren. Kim Krüger bemerkte die Versammlung und rief Alex zu sich ins Büro. Nur wenig später saß er ihr gegenüber. „Gute Arbeit, Brandt. Wie haben das alte Krankenhaus komplett durchsucht. In einem der Räume haben wir einen 18jährigen Junge gefunden, der an der Dialyse lag. Er hat den Kollegen erzählt, dass er dort eine neue Niere bekommen sollte, die sein Vater bezahlt hat. Der junge Mann liegt jetzt in der Uniklinik und wartet dort auf sein Organ. Er ist an oberster Stelle, aber bisher hat sich noch kein Spender ergeben.“ berichtete sie. Alex nickte nachdenklich. „Es tut mir sehr leid für den Jungen. Ich hoffe, er kommt auf legaler Weise zu einem neuen Organ.“ Kim sah ihn an. „Wie geht es Gerkhan?“ Alex wiederholte das, was er bereits allen anderen schon berichtet hatte und Kim hörte schweigend zu. „Wie kommen Sie denn mit Jenny als Partner zu Recht?“ warf sie ein und Alex sah sie erstaunt an. „Semir wird seinen Dienst sicher wiederaufnehmen!“ kam sofort von ihm. Kim lachte leise. „Das soll er auch, aber er wird erst einmal vier Wochen Urlaub nehmen und sich vollständig erholen. Bis dahin wird Jenny mit Ihnen den Dienst tun.“ legte sie fest. Alex zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht, ob Semir so lange ohne uns auskommen wird. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er wohl schon morgen seinen Dienst machen.“ Kim senkte den Kopf. „Das denke ich auch, dennoch wird er den Urlaub machen. Frau Schrankmann richtet ihm übrigens die besten Genesungswünsche aus. Um es mit ihren eigenen Worten zu sagen, sie ist ihm dankbar, dass er den Staat nicht unnötige Kosten verursacht hat.“ Alex schluckte eine Bemerkung runter.

    Ende….

    Epilog:

    Wagner wurden wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

    Semir erholte sich von diesem Abenteuer und trat wie gefordert den Urlaub an, den Kim Krüger ihn auferlegt hatte. Nach vier Wochen war er sichtlich erholt und freute sich auf den Einsatz mit Alex.

    Marvin Traber löste sein Versprechen ein und ließ Stefan Andreas Moppe im Familiengrab beisetzten und übernahm sämtliche Kosten.

    Das erste was er hörte, war dieses verdammte nervige Piepen und irgendwie dumpfe Schläge. Sie klangen, als kämen sie aus einer anderen Welt und er stöhnte leise auf. Er wollte nichts hören, er wollte doch nur schlafen. Einfach nur schlafen. Mühsam versuchte er Worte zu formen, doch irgendwie schaffte er es nicht. Langsam öffnete er die Augen. Er brauchte eine Weile bis es geschafft hatte und sah sich um. Seine Umgebung war nicht mehr die, die er in Erinnerung hatte und doch kannte er die Umgebungsgeräusche. Dieses gleichmäßige Piepen erinnerte ihn an den medizinischen Geräten, die die Vitalfunktionen überwachte. Und schlagartig war die Erinnerung da. Erschrocken ging seine Hand an die linke Bauchseite. Er spürte einen Verband und nun sah er in Richtung der Geräusche. Man überwachte tatsächlich seine Funktionen. Er war immer noch im Krankenhaus. Er war immer noch in den Händen von diesem Wahnsinnigen, der sich Arzt schimpfte und ihm die Organe nach und nach entnehmen wollte. Sein Widerstand erwachte und er wusste, er musste weg! Seine rechte Hand ging zur Decke und er warf sie zur Seite. Als er sich aufrichten wollte, spürte er einen stechenden Schmerz in der linken Bauchseite. Ihm wurde schwarz vor Augen und er ließ sich einfach wieder ins Kissen fallen. Die erste Niere hatte er also verloren. Wieder schloss er die Augen. Er fühlte sich unendlich schlapp, doch seine Gedanken ließen ihn nicht zu Ruhe kommen. Das man auch mit einer Niere leben und alles machen konnte, war ihm bewusst, doch darüber brauchte er sich ja keine Gedanken machen, denn die nächste Operation stand bereits fest. In drei Tagen sollte er seine zweite Niere verlieren und dann sein Herz, seine Lungen und seine Leber? Semir spürte, wie die Tränen ihm über das Gesicht liefen und er wischte sie weg. Erst jetzt registrierte er, dass er seine Arme und Beine bewegen konnte. Sie waren nicht gefesselt, doch das wunderte ihm nicht wirklich denn er war sehr schwach. Zu schwach um etwas zu unternehmen. Sein Körper musste die Narkose und auch die Operation verarbeiten und das würde sicher ein oder zwei Tage dauern. Und dann…? Dann war es zu spät.

    Alex betrat das Krankenhaus und ging auf die Intensivstation. Hier musste er warten, bis man ihn einließ und Dr. Windlicht kam zu ihm. „Herr Brandt, ich kann wirklich noch nichts sagen. Ihr Kollege schläft noch. Vor morgen kann ich Ihnen sicher gar nichts sagen.“ bekam er von dem Arzt zu hören und hob beschwichtigend die Hand. „Ich weiß, aber ich will sichergehen, dass es ihm gut geht. Bitte, ich will doch nur ein paar Augenblicke zu ihm.“ bat Alex leise. Dr. Windlicht stöhnte auf. „Also gut. Kommen Sie mit.“ gab er klein bei und ging mit dem Polizisten zu dem Zimmer, in dem Semir schlief. Leise öffnete der Arzt die Tür und sie traten ein. Die Geräte, die die Lebensfunktionen überwachte, piepten gleichmäßig, doch als der Arzt die Werte sah, stutzte er. „Herr Gerkhan? Hören Sie mich?“ wollte er wissen, doch der Patient rührte sich nicht. „Er schein noch zu schlafen.“ murmelte Alex und in diesem Augenblick öffnete Semir die Augen. Langsam drehte er den Kopf in dessen Richtung. „Hey, schön, dass du auch mal wach wirst.“ tadelte Alex ihn und machte einen Schritt auf das Bett seines Freundes und Partners zu. „Alex?“ kam fragend von Semir und er nickte. „Guten Morgen Partner. Hast du ausgeschlafen?“ wollte er von Semir wissen. Dieser schien noch eine Weile zu brauchen, um zu realisieren, was passiert war. „Was? Wo…?“ fragte Semir leise. „Du bist im Marien-Hospital und damit in Sicherheit.“ Alex zog sich einen Besucherstuhl heran und wollte seinem Partner gerade erzählen, was passiert war, als der Arzt ihn hinaus bat. „Ich muss erst einmal ein paar Untersuchungen machen.“ erklärte Dr. Windlicht. Alex nickte. „Ich komm gleich wieder Partner.“ versprach er und ging zur Tür. Noch einmal sah er zu Semir und bemerkte, dass sein Partner zusammenzuckte, als der Arzt in sein Blickfeld geriet. „Alex…bitte bleib hier…“ kam leise bettelnd von seinem Partner. Alex sah den Arzt an. „Also gut, wenn es sein Wunsch ist. Ich will nur die Funktionen untersuchen und ein paar Fragen stellen.“ erklärte Dr. Windlicht.

    Oha, da hat es Semir richtig erwischt. Ich sehe ihn da liegen, verklebte Augen, Schläuche überall... sehr gut beschrieben. Hoffe der Hirndruck steigt wirklich nicht.

    Eine Panne bei Jenny und Endres? Irgendwie klingt das nach einem Anfängerfehler! Der Sender ist am falschen Wagen. Bin gespannt wie es nun weitergeht.

    „DOC!!! Was ist mit ihm?“ hielt Alex Brandt den Arzt auf, als dieser auf seinen Wagen zugehen wollte. „So wie es aussieht, sollte ihm eine Niere entnommen werden. Und so wie es aussieht, hat der Kollege das nicht geschafft. Ich habe die Wunde jetzt erstmal so verschlossen, das die Blutung geschlossen ist. Sie wird im Krankenhaus noch intensiver behandelt.“ Alex schloss erleichtert die Augen. „Das heißt, ich bin noch rechtzeitig gekommen? Ist das ganz sicher?“ Der Arzt senkte den Kopf. „Ich kann Sie beruhigen. Wir haben eben im Wagen einen Ultraschall gemacht. Beide Nieren sind vorhanden.“ Es knackte im Funkgerät des Arztes und er meldete sich. „Wir haben in der dritten Etage einen jungen Mann liegen. Er ist an der Dialyse angeschlossen und redet davon, eine neue Niere bekommen zu sollen.“ „Bin sofort da!“ rief der Arzt und ließ Alex stehen. Alexander Hoffmann kam zu ihm. „Danke Alex…“ kam von Brandt. „Gern geschehen. Weißt du, ob die ihm die Niere entnommen haben?“ Alex Brandt schüttelte den Kopf. „Der Doc sagte, wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.“ „Gott sei Dank.“ Kam von Hoffmann und in diesen drei Worten war die Erleichterung deutlich zu hören. Alexander Brandt bedankte sich bei seinem Namensvetter für die Unterstützung. Alex Brand ließ die Spurensicherung in das alte Krankenhaus kommen. Er verließ mit Jenny den Keller und setzte sich auf die letzte Stufe der Treppe nach oben. Mit den Händen fuhr er durch sein Gesicht und stöhnte leise auf. „Er wird es schon schaffen.“ versuchte Jenny ihn zu trösten und Alex nickte nur. „Klar, ich hoffe nur, wir sind noch rechtzeitig gekommen.“ Jenny setzte sich neben ihn. „Das denke ich schon. Lass uns ins Krankenhaus fahren und nach Semir sehen. Ich will wissen, wie es um ihn steht.“ bat sie leise. Alex stand auf und zog sie auf die Beine. „Ja, ich will es auch wissen.“ sagte er. Nur wenig später waren sie unterwegs zum Krankenhaus. „Willst du Andrea schon Bescheid geben?“ fragte Jenny. „Lass uns erst einmal abwarten, wie es um Semir steht. Wir können sie dann immer noch informieren. Ich denke, dass wird das Beste sein, denn dann können wir sie darauf vorbereiten.“ bat er und Jenny nickte nachdenklich. Er parkte das Auto auf dem großen Parkplatz des Krankenhauses und ging mit einem mulmigen Gefühl in Richtung Notaufnahme, wo Semir bereits in einem Behandlungsraum versorgt wurde. Für Alex und Jenny hieß es nun warten, bis ein Arzt zu ihnen kam. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn auch nach zwei Stunden Wartezeit, hatte sich kein Arzt bei ihnen gemeldet. Alex ging in dem Wartebereich auf und ab und sah immer wieder auf den Gang, von dem mehrere Räume abgingen. Hier und da huschte eine Krankenschwester oder ein Pfleger über den Gang. Dann kam ein Arzt aus einem Raum, kam auf ihm zu und sah ihn fragend an. „Sind Sie der Kollege von Herrn Gerkhan?“ wollte er von Alex wissen und dieser nickte. „Wie geht es ihm?“ wollte er sofort wissen. Der Arzt atmete tief durch. „Man hat wohl versucht, ihm eine Niere zu entnehmen. Ich habe die Wunde verschlossen.“ Alex nickte. „Der Notarzt sagte mir bereits, dass es nicht gelungen ist. Was ist sonst mit ihm?“ „Wie gesagt, wir haben die Wunde verschlossen. Was allerdings ein wenig Sorgen bereitet ist die Narkose. Scheinbar hat der Kollege ihm etwas zu viel gespritzt. Wir werden ihn auf die Intensivstation bringen und überwachen, bis er wieder wach wird. Bis dahin werden wir keine Besuche zulassen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.“ Der Mediziner sah Alex ernst an und dieser nickte.

    Andrea wartete zuhause auf Nachrichten von Alex, doch es kam nichts. Sie hatte schon mehrfach versucht, ihn zu erreichen, doch er meldete sich einfach nicht. Als es am späten Abend an der Tür klingelte sprang sie auf und stürmte zur Tür. Sie riss sie auf und sah in das Gesicht von Jenny und Alex. „Habt ihr ihn gefunden? Wo ist er? Wie geht es ihm?“ schoss sie die Fragen ab. Alex drängte sie in die Wohnung. „Andrea, beruhige dich. Ja, wir haben ihn gefunden. Er liegt im Krankenhaus.“ Andrea sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Ja und? Was ist mit ihm? Ist er schwer verletzt?“ hakte sie nach. Alex holte tief Luft. „Man wollte ihm eine Niere entfernen. Wir konnten es aber verhindern. Semir liegt derzeit in einer tiefen Narkose auf der Intensivstation im Marien-Hospital. Die Ärzte lassen im Augenblick keine Besuche zu, weil sie nicht sicher sind, ob er … ob er wieder wach wird. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat der Arzt ihm mehr gespritzt, als gut ist.“ Alex Stimme wurde immer leiser. Andrea, die vor Alex stand spürte, wie die Beine weich wurden und sie schwankte. „Oh mein Gott!“ Jenny nahm sie in den Arm. „Andrea, ich bin mir sicher, dass er wieder aufwacht. Ich glaube nämlich auch, dass dieser verdammte Arzt das Mittel zwar stärker dosiert hat, aber nicht tödlich. Denn er wollte ihn ja noch …“ Alex stieß sie mit dem Ellbogen an und warnte sie mit seinem Blick. „Ähm… Ich will nicht umsonst durch ein Krankenhaus gerast sein. Ich weiß, dass er es schafft. Semir ist ein Kämpfer und das weißt du auch.“ beschwor sie die Freundin ihres Kollegen und diese nickte. Doch Jenny sah auch die Tränen, die ihr die Wange herunterliefen. „Es wird alles gut. Wir sind nur froh, dass wir ihn gefunden haben.“ Andrea nickte. „Danke…für alles.“ Jenny senkte den Kopf und nickte. „Wir sind eine Familie und das hat sich auch diesmal wieder bewiesen. Soll ich dich morgen abholen und dann fahren wir gemeinsam ins Krankenhaus?“ bot Jenny an. Andrea nickte. „Ich glaub, das ist besser. Wenn ich selbst fahre, dann könnte ich vielleicht einen Unfall bauen. In mir bebt es. Was ist mit dem Mann, der ihm das angetan hat? Was ist mit Angelface?“ Nun mischte Alex mit. „Der Arzt, der Semir die Niere entnehmen wollte, wurde von mir erschossen. Ich wollte es nicht, aber… als ich geschossen habe, da drehte sich der Kerl um und die Kugel ging in die Brust. Angelface oder besser Wagner sitzt dort, wo er hingehört. Im Gefängnis und er wird nicht so schnell wieder freikommen. Sobald Semir wach ist, wird er alles erzählen und ich denke, dass Wagner diesen Sam alias Stefan Andreas Moppe erschossen hat.“ Andrea nickte. „Ja, wenn er wach wird.“ Alex sah sie an. „Natürlich wird er wach! Andrea! Er wird wieder wach. Du wirst sehen morgen macht er alle Ärzte und Schwestern wieder madig.“

    Jenny rannte hinter Alex her und auch Alexander Hoffmann folgte ihm. „Warte Jenny!“ rief Alex ihr zu, doch Jenny ließ sich nicht aufhalten. An der Tür stoppte sie und prüfte ihre Waffe. Alexander Hoffmann hielt sie am Arm fest. „Du gehst da jetzt nicht allein rein. Wir wissen nicht, was darin los ist. Ich werde dich begleiten, okay?“ Er griff an die Tür lächelte sie leicht an und nickte. „Okay, ich bin soweit!“ verkündete sie. Alex öffnete die Tür und Jenny schlupfte durch. Der SEKler folgte ihr sofort und als sie wenige Schritte gegangen waren, hörten sie eine drohende und gleichzeitig höhnische Stimme. Jenny macht ihm ein Zeichen und er verstand. Er deckte seine Kollegin, die mit einem harten Tritt die Tür öffnete. Das Bild was ihnen bot, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren, doch das dauerte nur Sekunden. Alex Hoffmann sprintete los und ehe der Mann, der seinen Kollegen im Griff hatte, reagieren konnte schlug er mit der Waffe zu. Der Mann, der einem Gorilla glich, sackte zusammen und Alex Brandt ging mit zu Boden. Er blieb liegen und hustete sich die Seele aus dem Leib. Jenny kümmerte sich sofort um ihn und sah ihn besorgt an. „Ist alles in Ordnung?“ Alex Brandt brauchte eine Weile bis er antwortete, doch als er nickte war Jenny erleichtert. „Kannst du aufstehen, Alex?“ Wieder kam ein Nicken. „Semir, … er … er ist… im OP…“ kam schwerfällig von ihm. „Wo?“ hakte Jenny nach, doch auf diese Frage konnte Alex keine Antwort geben. Er erholte sich sichtlich und ließ sich von Jenny und seinem Namensvetter auf die Beine ziehen. „Gehen wir hoch! Der OP ist auf der ersten Etage! Alex, du gehst mit deinen Leuten auf die zweite!“ bat er und der Einsatzleiter des SEK nickte und verschwand. Sie rannten die Treppen hoch und stießen die Tür auf. Alles schien verlassen. Sie stellten sich neben er ersten Tür und Jenny machte ihm ein Zeichen, dass sie dort rein wollte. Alex verstand und nickte. Er stellte sich links neben die Tür und Jenny trat mit voller Wucht die Tür auf. Der Raum dahinter war leer. Alex drückte den Sprechknopf an seinem Headset. „Cobra 11 an Adler 1, bei uns negativ! Stellt das Gebäude auf den Kopf!“ gab er durch. Es knackte kurz und dann kam ein leises „Okay…“ zur Antwort. Drei Räume weiter, hatten er und Jenny den Raum erreicht, wo Semir die letzten Tage verbracht hatte. „Also hier war auf jeden Fall jemand. Die Zahnbürste ist eindeutig benutzt und im Waschbecken sind deutlich Zahnpastaspuren. Die Dusche wurde auch benutzt.“ erklärte sie und bemerkte seinen erstaunten Blick. „Wasserspuren, die eigentlich nicht sein sollten. Außerdem liegt ein Handtuch am Boden.“ lächelte sie. „Aha…“ murmelte Alex. „Weiter geht es!“ Jenny nickte und gemeinsam gingen sie die restlichen Räume durch. Die erste Etage war leer. „Rauf in die zweite!“ befahl Alex. Wieder nahmen sie die Treppen und auch die zweite Etage war unbewohnt. „Was ist mit dem Keller?“ wollte Jenny wissen. „Da ist doch nur die Leichenkammer, wenn ich das richtig sehe und eine kleine Pathologie.“ murmelte Alex und sah auf die Notizen, die er sich gemacht hatte. „Na und? Da kann man auch Operationen durchführen.“ Dieser Logik konnte Alex nicht widersprechen und gab den Standortwechsel an Alexander Hoffmann weiter.

    Alexander Hoffmann traf vor dem Fahrstuhl im Keller auf Jenny und Alex Brandt. „Wir haben Stimmen gehört! Dritter Raum auf der linken Seite.“ flüsterte Jenny ihm zu. Alex Hoffmann nickte und wies seine Leute nur mit Fingerzeig auf ihre Plätze. Dann sah er Alex an. „Okay, dann wollen wir mal.“ Alex Brandt ging voran und stoppte vor einer Tür, an der „Pathologie“ stand. Er sah zu Jenny und wies sie an, gemeinsam mit ihm die Schiebetür zu öffnen und so dem SEK die Möglichkeit zu geben, in den Raum zu stürmen. Alex zählte stumm runter und zeigte Hoffmann die Finger. Doch plötzlich öffnete sich die Tür und sie mussten umdenken. Alex handelte kurz und schmerzlos und schlug mit der Handkante zu. Der Mann brach zusammen und wurde von zwei SEK-Männern aufgefangen, gefesselt und in einen anderen Raum gesperrt. Jetzt musste schnell gehandelt werden und Alex Brandt stürmte zusammen mit dem Einsatzleiter des SEK in den Raum. Beide hielten die Waffe im Anschlag und sahen auf die Szenerie, die sich ihnen nun bot. Alex sah seinen Freund scheinbar in tiefer Narkose auf dem Tisch liegen. Ein Mann, der vor diesem Tisch stand, legte gerade das Skalpell zur Seite und griff ein Werkzeug, das an eine Zange erinnerte. Er hatte nur Sekunden zeig, die Situation zu erkennen und einen Entschluss zu fassen. Er legte an und zielte auf den Arm. Dann drückte er ab doch genau in diesem Augenblick drehte sich der Arzt zu ihn um. Die Kugel, die eigentlich nur den Arm treffen sollte, traf die Brust. Mit einem erstaunten Blick sank Dr. Klinke zu Boden und war sofort tot. Der Polizist rannte sofort zum Tisch und sah auf seinen Freund. Aus der Wunde trat viel Blut hervor und in seiner Panik drückte er alles, was er an Verbandsmaterial fand auf die Wunde. „SEMIR! ICH BRAUCHE SOFORT EINEN ARZT!!“ schrie er laut. Jenny rief über Funk Notarzt herein, den sie schon im Schlepptau hatten und nur wenige Augenblicke später trat ein Arzt ein. Er nahm sich sofort Semir an und stoppte die Blutung, soweit es ihm möglich war. „Wir bringen Ihn sofort ins Krankenhaus auf die Intensivstation!“ Er ließ Semir auf eine Liege packen und zum Rettungswagen bringen. Nur wenig später waren sie mit Blaulicht und Sirene unterwegs ins Marien-Hospital.

    Semir lag in seinem Bett und haderte mit seinem Schicksal. Diesmal war es aus. Es war vorbei. Jetzt war die Betäubung komplett aus den Beinen gewichen, doch nun war es zu spät. Die Tür wurde laut aufgestoßen und zwei Mann traten ein. Sie lösten die Bremsen von dem Bett und schoben es raus. Semir sah auf die Lichter, die über ihm hinwegsausten und Panik erwachte in ihm. Er zerrte verzweifelt an den Fesseln, bäumte sich auf und fing an zu schreien. Doch all das, schien den Männern egal zu sein. Sie schoben das Bett in den Fahrstuhl und es ging kurz abwärts. Nur wenig später wurde das Bett durch eine weitere Tür geschoben und Semir lag in einem Raum, der stark nach Desinfektionsmittel roch. Er sah auf die vielen medizinischen Dinge und die machten ihm noch mehr bewusst, dass nun das Ende von ihm eingeläutet wurde. Dann trat ein Mann in grüner Montur ein. Mit Verspätung erkannte Semir den Arzt. „So, dann wollen wir mal. Ich setzte Ihnen jetzt die erste Spritze und damit werden Sie ruhiger. Wenn der Blutdruck zu hoch ist, dann kann es gefährlich werden. Sie müssen sich entspannen.“ Semir glaubte den Mann unter dem Mundschutz grinsen zu sehen. Er drehte seinen Kopf nach rechts und spürte wie die Nadel in seinen linken Handrücken bohrte. Das Mittel was der Arzt ihm spritzte, breitete eine wohlige Wärme in seinem Körper aus. „Zieht ihn aus und dann auf den OP-Tisch!“ hörte er den Arzt sagen und die Gurte wurden gelöst. Die Männer packten ihn und machte Semir sich schwer. Er wandte sich in deren Griff, doch es brachte nichts. Als er mit seinem nackten Rücken auf der kalten Oberfläche des Tisches lag, schrie er kurz auf. Der Tisch hatte keine Unterlage, wie Semir es sonst aus dem OP kannte. Es war ein eiserner Tisch, der mehr an die Pathologie erinnerte. Schnell waren die Gurte, die man Semir anlegte, mit dem Gestell des Tisches verbunden. Semir sah sich immer wieder um und Dr. Klinke schien seine Gedanken zu bemerken. „Ja, das ist die Pathologie. Es ist auch nicht üblich, dass Personen, die hier liegen, eine Narkose bekommen oder angebunden werden. Bei Ihnen mache ich eine Ausnahme. Aber wir können es auch ohne Narkose machen.“ Semir sah ihn panisch an. „Sie sind ein Teufel!“ stieß er aus und Klinke lachte höhnisch. „Ich habe schon schlimmeres gehört.“ Der Polizist sah, wie er eine weitere Spritze aufzog und ihm wurde übel. Er war verloren! Er war diesem Teufel in Weiß völlig ausgeliefert. Der Mediziner drehte sich wieder zu ihn um und grinste leicht. „So, suchen Sie sich einen schönen Traum aus. Wenn Sie wieder aufwachen, werden Sie ein Menschenleben gerettet haben. Das ist doch eine gute Sache, oder? Und nun entspannen Sie sich.“ Dr. Klinke setzte die Spritze auf den Zugang, drückte den Kolben runter und Semir atmete tief durch. Er schloss die Augen und spürte diese wohlige Wärme, die sich immer weiter ausbreitete. Seine Umgebung tauchte in eine farbenfrohe Welt und verlor die Bedrohlichkeit. Er fühlte, als hätte er zu viel getrunken. Die zweite Spritze bekam er gar nicht mehr mit.

    Alex Hoffmann sah Alex an. „Hör mal, wir sollten besonnen vorgehen. Ihr kommt in drei Minuten nach! Ich will erstmal sichergehen, dass das hier keine Falle ist!“ legte der Einsatzleiter fest. Mit einem bestimmenden Blick sah er seinen Namensvetter an und dieser nickte ergeben. Nur wenig später kam das „OK“ über Funk und Alex Brandt lief los. Er erreichte die Eingangstür, sah noch einmal zu Alex und Jenny und betrat dann das Krankenhaus. Mit kurzen Blicken versuchte er sich einen Überblick zu verschaffen, doch gerade als er sich einen Raum ansehen wollte und die Tür bereits geöffnet hatte, spürte er einen harten Schlag gegen die Brust. Alex ging zu Boden und brauchte einen Augenblick um wieder Luft zu schnappen. Vor ihm sah er zwei Beine und langsam an diesen hoch. Vor ihm stand ein Mann, der mehr an „Hulk“ aus der Comicserie von „Marvel“ erinnerte. Nur war dieser nicht grün. Der Mann bestand scheinbar nur aus Muskeln. Alex rutschte langsam bis zur Wand und Hulk folgte ihm. „Wer bist du?“ fauchte er, packte Alex an der Weste und stieß ihn gegen die Wand. Die Hand des Mannes legte sich um den Hals und drückte erbarmungslos zu. „Wenn du hier bist, um deinen Kumpel zu retten, dann bist du leider zu spät. Der liegt nämlich schon auf den OP-Tisch. Er wird jetzt sein erstes Organ spenden und dann das zweite und so weiter.“ grinste Hulk. Alex versuchte sich zu befreien, doch er spürte schnell, dass die Luft knapp wurde. Jetzt musste er alles auf einer Karte setzen. Er konzentrierte sich und ließ sein rechtes Bein hochschnellen und traf auch, wo er treffen wollte, doch das interessierte „Hulk“ nicht wirklich. Alex wurde schwarz vor den Augen und er wäre wohl schon zusammengesunken, wenn sein Gegner ihn nicht gehalten hätte.

    Sehr gefühlvoll beschrieben und endlich erfahren wir auch, wie es Semir geht. Nun ja, was heißt geht.....irgendwas störte mich daran, kann dir aber nicht wirklich sagen was. Und in der Tat interessiert es mich nicht, was medizinisch nicht korrekt ist. Hauptsache es passt dir in deiner Geschichte.

    Alex ist also jetzt erst einmal auf dem Abstellgleis und muss sich selbst erholen. Okay, das sei ihm gegönnt. Jetzt müssen sich die Jungs nur erholen und schon kann es auf die Autobahn gehen. Irgendwie ist es etwas ruhig um Steffi geworden. Soll sie doch sooooo unschuldig sein?

    Semir atmete tief durch und schloss kurz die Augen. Es war kurz vor sechs und so langsam taten seine Beine wieder ihren Dienst. Auf Krücken hatte er das Zimmer bereits verlassen und war nun auf Höhe der Treppen. Nur noch wenige Schritte und er hatte sie erreicht doch nun versagte nach dieser Kraftanstrengung seine linke Schulter. Er sackte zusammen, da er sich nicht mehr auf die Krücke stützen konnte. In letzter Sekunde konnte er sich an der Haltestange festhalten, die an der ganzen Wand verlief und zum einen eine Stoßkante für die Betten wie auch eine Stütze für Patienten waren, die nicht sicher auf den Beinen war. Wie ein uralter Mann zog er sich an dieser Stütze bis zur Tür zum Treppenhaus, öffnete sie und robbte zur Treppe. Er setzte sich auf die erste Stufe und ruhte sich für einen kurzen Moment aus. Der Schweiß lieb ihm über das Gesicht, doch er wusste auch, dass er sich nicht zu viel Zeit lassen durfte. Erst wenn er hier raus war, konnte er ausruhen. Er zog sich am Geländer hoch und machte den ersten Schritt, doch nun passierte es. Sein linkes Bein gab nach und er stürzte die Treppen runter. Benommen blieb er am Absatz liegen. Genau in diesem Augenblick kam King-Kong von unten hoch. Semir sah ihn erschrocken an und wollte aus der Nähe von diesem Riesen kriechen, doch der stürzte sich auf Semir und packte ihn am Kragen. „Wo willst du denn hin?“ fauchte er ihn an, zog ihn hoch und stieß ihn gegen die Wand. Semir schrie auf und fing an sich zu wehren, doch gegen den Mann hatte er keine Chance. King Kong packte ihn am Kragen und zerrte ihn die Treppen wieder hoch. Dem Mann war es egal, ob sein Gegner lief oder nicht. Semir versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch er wusste auch so, dass er verloren hatte. Ohne etwas mit seiner Gegenwehr zu erreichen, wurde er von Carlos wieder in sein Zimmer gebracht. Der Mann warf ihn aufs Bett und schlug Semir mit der Faust ins Gesicht. Dieser versuchte nach dem Mann zu treten, doch King-Kong packte sein Bein und drückte so fest am Knöchel, das Semir aufschrie. Klinke kam in den Raum. „Okay, das reicht, Carlos!“ brachte er sich ein und sah auf Semir. Der Gorilla schien es gewohnt zu sein, sofort zu gehorchen und trat zurück. Klinke sah tadelnd auf seinen Patienten. „Herr Gerkhan, schon wieder eine Dummheit. Was denken Sie, sollte ich jetzt tun?“ wollte er von ihm wissen und richtete eine Waffe auf Semir. Dieser sah ihn ruhig an und hoffte inständig, dass die Geldgier groß genug war. „Wenn Sie mich jetzt töten wollen, dann können Sie die Organe vergessen. Denken Sie wirklich, dass meine Kollegen sich so verarschen lassen? Man hat sicher schon herausgefunden, dass ich nicht der Tote bin.“ versuchte er. Dr. Klinke lachte leise. „Das sehe ich anders. Aber egal. Sie werden in drei Stunden unterm Messer liegen und danach ist eh Schicht im Schacht. Carlos wird Sie jetzt für die OP vorbereiten. Sie tun gut daran, wenn Sie sich nicht wehren.“ mahnte der Arzt. Schon fing Carlos an, ihn auszuziehen. Als er fertig war, trat Klinke wieder ans Bett. „Sie werden verstehen, dass ich Sie jetzt wieder anbinden werde, bis die OP durchgeführt wird. Die Tests haben wir bereits alle durchgeführt und es besteht für die Organe kein Risiko.“ Nur wenig später war Semir mit den Gurten wieder an Armen und Beinen am Bett gefesselt.

    Gegen acht betrat Isolde Maria Schrankmann das Büro von Kim Krüger. Sie hielt ein Schreiben in der Hand, was sie an ihr weiterreichte. „Ich hoffe, Sie finden Gerkhan noch.“ sagte sie und Alex stutzte, denn es hörte sich wirklich an, als würde sie es ernst meinen. „Schauen Sie nicht so! Ich sehe Gerkhan als einen sehr wertvollen Beamten an. Außerdem würden die Beerdigungskosten nicht in das Budget passen.“ stellte sie klar, als sie den Blick bemerkte. Mit einem Murren steckte Alex den Durchsuchungsbeschluss ein. Jenny stürmte ins Büro. „Das SEK ist da!“ sagte sie nur und drehte wieder um. Alex stürmte nun ebenfalls raus und war nur wenig später mit dem SEK am Krankenhaus. Vor den Toren des leeren Gebäudes sah Alex Brandt seinen Namensvetter an. Dieser hatte einen Grundriss des Gebäudes. „Also das Krankenhaus hat insgesamt sieben Etagen. Semir kann also überall stecken. Hast du irgendeine Ahnung, wo wir anfangen sollen?“ Alex sah auf das Gebäude. „Hast du eine Liste mit den Stationen, die damals eingerichtet waren?“ Hoffmann sah auf den Plan. „Also hier drauf nicht. Tut mir leid, wenn wir nicht wissen, wo er ist, dann müssen wir Etage für Etage durchgehen.“ Alex Brandt griff sein Handy und wählte Susanne an. „Susanne, wir brauchen dringend eine Auflistung welche Stationen im Krankenhaus auf welche Etagen waren!“ „Einen Moment!“ Alex sah Hoffmann an und lächelte. „Alex! Also, es gab auf der ersten die Intensivstation, dann auf der zweiten die Orthopädie, auf der Dritten war die Entbindungsstation und vierte war die für Inneres. Im Keller sind die Kühlräume für die Toten und eine eigene Pathologie.“ zählte Susanne auf. „Danke…“ er beendete das Gespräch und sah Hoffmann wieder an. „Ich würde sagen, dass wir direkt die Erste nehmen. Intensivstation! Das klingt doch nach Organentnahme, oder?“ Alex Hoffmann dachte nur kurz nach und nickte. „Das könnte sehr gut möglich sein. Okay, pass auf. Ich werde zwei meiner Leute jetzt erst einmal um das Gebäude herumgehen lassen, damit wir einen Zugang finden.“ Alex Brandt sah ihn an. „Wir nehmen den Haupteingang!“ legte er fest und wollte losgehen. „Wo willst du denn hin?“ fragte Jenny und hielt ihn fest. Alex zog seine Waffe und prüfte sie. „Ich hole Semir jetzt da raus!“

    Dana hat mir diesmal sehr gefallen. Die Aufnahmeprüfung hat sie also bestanden und so ist der Weg für sie offen in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Wenn sie diese Richtung beibehält, dann könnte ich mich an sie gewöhnten. Semir und Dana waren diesmal die Hauptakteure, doch es hat mich nicht gestört. Es war bodenständig und auch Paul war nicht so blass wie sonst. Auch er hat mir heute gefallen.

    Dana hat den gleichen Dickkopf wie Semir und setzt ihn auch ein. Das gefällt mir mehr als die Dana, die sich an Paul ranschmeißt. Jetzt bleibt es doch ein wenig spannend, ob Dana die Ausbildung auch beendet und tatsächlich als Polizistin bestehen kann.

    Fazit: Die Folge war gut, aber es ist immer noch Luft nach oben! Ich würde mir wünschen, dass die Macher hier anknüpfen und nicht auf diese dümmliche Comedyschiene fahren.


    Nacht zum Sonntag, 7. Mai 2017

    Semir lag wach in seinem Bett. Immer wieder war er eingeschlafen, doch Ruhe fand er nicht. Jetzt starrte er einfach an die Decke. Nach einer gefühlten Ewigkeit fasste er sich an den Oberschenkel und auch diesmal spürte er zwar, dass er etwas anfasste, doch an seinen Beinen spürte er die Berührung nicht. Alles war taub. Verdammt, wenn das nicht endlich nachließ, dann würde er am Morgen die erste Niere verlieren. „Wacht doch auf!!“ bettelte er leise und schlug auf seine Beine, doch nichts passierte. Er musste hier weg, aber solange seine Glieder nicht das taten, was er wollte, konnte er es vergessen. Er sah auf die Uhr. Es war drei in der Nacht. Um sieben spätestens würde der Arzt von dem er immer noch nicht den Namen wusste, wieder hier auftauchen und ihn für die OP vorbereiten. Bis dahin musste er verschwinden. Er musste einfach! Was tat Alex wohl gerade? Lag sein Partner im Bett und schlief? Hatte sein Partner sich von diesem Trick den Wagner und dieser teuflische Arzt beirren lassen? Er spürte wie eine Träne an seiner Wange herunter lief. Diesmal war es aus. Er konnte nichts tun, er war hilflos. Er musste sich damit abfinden, dass er hier sterben würde. Und danach verscharrte der Arzt ihn im Garten und niemand würde ihn suchen. Er schloss die Augen für einen kurzen Moment, doch dann riss er sie wieder auf und man sah deutlich Entschlossenheit in ihnen. Nein! Du wirst nicht aufgeben, Semir! Du hast eine Chance!! mahnte er sich in Gedanken selbst. Noch war Zeit. Noch konnte die Narkose in seinen Beinen vorbei sein, ehe der Arzt kam. Vielleicht konnte er selbst etwas unternehmen um diese verdammte Betäubung zu verkürzen. Wieder schlug er sich auf seine Beine. Immer wieder und wieder. Die Narkose war ihm gestern um sieben gesetzt worden und jetzt war es Drei. Sechs Stunden waren vergangen. Wie lange dauerte die Narkose? Es gab doch eine zeitliche Begrenzung. Wieder ging sein Blick auf die Uhr. Halb vier! Noch blieben ihm dreieinhalb Stunden, wenn der Arzt um sieben zu ihm kam. Erneut schlug er auf seine Beine und diesmal spürte er tatsächlich etwas. Dieses Kribbeln! Als würden die Beine aufwachen! Semir jubelte leise und sofort dachte er daran, dass er es beschleunigen musste. Er setzte sich auf und fing an, seine Beine zu bewegen. Immer wieder zog er sie mit den Händen ran und massierte die Füße. Nach einer guten Stunde wurde es besser. Doch schon kamen die nächsten Gedanken. Würde er direkt danach laufen können? Was, wenn seine Beine ihn nicht mehr trugen? Darüber kannst du dir Gedanken machen, wenn es soweit ist, legte er fest. Er arbeitete emsig weiter und bekam immer mehr Gefühl. Wieder sah er auf die Uhr. Halb Fünf! Verdammt, die Zeit wurde knapp. Vielleicht sollte er es einfach versuchen! Er musste es versuchen! Er nahm sein linkes Bein in die Hand und ließ es am Bettrand einfach runterhängen. Das gleiche tat er mit dem rechten. Dann packte er an den Griff am Ende des Bettes und zog sich dort hin. Langsam rutschte er vom Bett, nahm die Krücken und wollte sich auf die Beine stellen, doch die versagten. Die Krücken fielen um. Semir landete am Boden und blieb kurz liegen doch er gab nicht auf. Er robbte zum Bett und zog sich wieder hoch. Er versuchte es erneut, doch auch jetzt wollten seine Beine ihm einfach nicht gehorchen.

    Alex und Jenny saßen bei Kim Krüger im Büro. „Denken Sie, Wagner weiß, wo sich Semir befindet?“ fragte sie. Alex zog die Schultern hoch. „Das kann ich nicht einschätzen. Wenn ja, dann frage ich mich, warum er nicht dort war, wo Semir ist. Was hat Susanne denn noch über Klinke herausgefunden?“ Kim sah auf ein Stück Papier vor sich. „Nun, Dr. Werner Klinke galt als Koryphäe auf dem Gebiet der Transplantation. Er war vor seiner Inhaftierung in der Nierderauer Klinik in Köln-Marsdorf angestellt. Die Klinik ist allerdings vor drei Jahren geschlossen worden. Der damalige Besitzer Paul Nierderauer fand keinen Nachfolger und hat die Klinik aus Altersgründen aufgegeben.“ berichtete Kim. Jenny sah sie an. „Aber die Inneneinrichtung steht doch sicher noch dort oder ist alles verkauft worden?“ Kim zog die Schultern hoch. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Darüber ist nichts bekannt. Denken Sie, dass Klinke dort mit Semir ist?“ Alex stand auf. „Das wäre gut möglich! Frau Krüger, bitte besorgen Sie mir einen Durchsuchungsbeschluss für die Klinik!“ bat er. Kim Krüger nickte und sah auf die Uhr. „Wir haben es jetzt fünf. Die Staatsanwaltschaft ist erst ab acht besetzt. Sie sollten sich beide für drei Stunden hinlegen. Wenn Semir wirklich dort ist, dann müssen Sie ausgeruht dorthin gehen.“ Alex sah zu Jenny, die mit dem Kopf schüttelte. „Mit Kaffee kriegen wir das auch hin!“ legte die junge Polizistin fest und Alex stimmte ihr stumm zu. „Wir machen den Zugriff auf jeden Fall mit Alex Hoffmann. Er ist der Beste!“ beschloss die Reviervorsteherin. Jenny sah zu Alex. „Gehen wir Kaffeetrinken und machen uns bereit!“ schlug sie vor. Gemeinsam mit ihrem Zeitpartner ging es in die Küche, wo Jenny einen extrem starken Kaffee kochte. „Denkst du, wir finden Semir?“ fragte sie besorgt. Alex sah sie an. „Ich kann es dir nicht sagen, aber ich werde mir Wagner gleich noch einmal vorknüpfen!“ Jenny stieß Luft aus. „Das ist doch völlig egal! Ich meine, das ist doch logisch! Klinke ist Facharzt für Transplantationen. Der wird die Organe von Semir verkauft haben oder verkaufen und wird ihn sicher ausschlachten wie diesen Penner! Eine weitere Vernehmung bringt überhaupt nichts! Wir müssen Klinke finden!“ fauchte sie.

    Also ich würde nicht nach Hause gehen, wenn mein Mann im OP liegt. Egal wie lange es dauert. Tilidin, dieses Teufelszeug ist als auch im Spiel. Kein Wunder das Deniz so austickt. Wenn ich das richtig verstanden habe, setzt dieses Zeug die Schmerzgrenze hoch und man fühlt sich übermächtig. Schlimm solche Drogen. Nur befürchte ich, dass es Deniz jetzt nicht mehr viel hilft.

    „Warum haben die diesen Sam umgebracht und ausgeschlachtet?“ wollte Jenny von Alex wissen, als sie in seinem Büro waren. Alex zog die Schultern hoch. „Es geht, so viel steht schon fest, um Organhandel.“ Jenny sah ihn erstaunt an. „Ja gut, aber die Organe von einem Säufer und Penner? Ich meine, die Leber wird sicher hin sein.“ warf sie ein. Alex nickte. „An Leber und anderen Organen kann man aber eine Identifizierung machen. Zumindest anhand des Zustandes kann man genau sehen, ob der Besitzer ein gutes oder schlechtes Leben geführt hat. Wie du schon richtig bemerkt hast, ist die Leber eines Säufers sehr schnell von einer Person, die nichts trinkt zu unterscheiden.“ warf Hartmut ein, der immer noch mit den Videos beschäftigt war. Ehe Alex darauf antworten konnte, stürmte Susanne rein. „Das Kennzeichen gehört zu einer Spinnerei Weber, die vor einem knappen Jahr geschlossen wurde. Das Fahrzeug läuft aber noch auf die Firma.“ stieß sie hektisch aus. Alex sah sie an. „Hast du…?“ fragte er und schon reichte Susanne ihm einen Zettel. „Schönborner Straße 44 in Junkersdorf.“ Alex griff seine Jacke, drückte der Sekretärin einen Kuss auf die Wange. „Danke, du bist wirklich ein Ass! Informiere das SEK!“ lobte er sie. „Danke Hartmut! Du hast mir auch sehr geholfen.“ wandte er sich an den Techniker. Dieser hob nur kurz die Hand und lächelte unsicher. Jenny folgte ihm und gemeinsam mit dem SEK ging es nach Junkersdorf. Die Spinnerei war auf einem ziemlich großen Gelände, welches durch einen stählernen Zaun eingerahmt war. Doch das Tor war offen und es schien schon lange niemand mehr hier gewesen zu sein. Doch dann sah Alexander Brandt das gesuchte Fahrzeug vor einem Gebäude stehen und winkte seinem Namensvetter zu. Sie verständigten sich mit Handzeichen und stürmten gemeinsam in den Raum, aus dem sie Stimmen hörten. „POLIZEI!! ALLES AUF DEN BODEN!!“ schrien die SEK-Beamte und die Männer, die sich hier im Raum befanden, drehten sich erschrocken zu ihnen um und hoben größtenteils die Hände. Doch einer von ihnen startete die Flucht. Er sprang aus dem Fenster und Alex Brandt hetzte hinterher.

    Rolf Wagner sah erschrocken auf die Männer, die laut schreiend in den Raum stürmten. Er griff seine Tasche und sprang aus dem Fenster. Nach einer geschickten Rolle, kam er auf die Beine und rannte auf eine der alten Hallen zu. „Stehenbleiben!!“ hörte er den Mann, der hinter ihm her rannte, doch Rolf dachte gar nicht daran. Ein Schuss hallte und obwohl er nicht getroffen wurde, zuckte er zusammen. Er sah kurz nach hinten. Der Vorsprung reduzierte sich immer mehr. Wagner rannte die Treppe hoch, doch gerade als er in der Mitte war, hörte er es knarzen und sauste auch schon durch die Stufe eine Etage runter. Er schrie und versuchte den Sturz abzufangen. Doch als er den Boden erreichte, knickte er um. Er griff an seinen Fuß und schrie vor Schmerzen auf. Es klickte und Wagner sah langsam in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er sah in die Mündung einer Waffe. „Endstation Wagner!“ kam von dem Mann mit den eisblauen Augen. „Nicht schießen! Bitte, nicht schießen, ich ergebe mich…“ jammerte er und hielt sich den Knöchel. „Ich brauche einen Arzt!“ bettelte er, doch der Polizist reagierte nicht. Als zwei weitere Polizisten dazu kamen, befahl der Mann den Kollegen Wagner abzuführen und dabei gingen die Beamten nicht gerade zimperlich vor. „Ich habe ein Recht auf ärztliche Behandlung!“ schrie Wagner. Der Mann mit den eisigen Augen nickte. „Der Arzt wird zur Dienststelle kommen. Bis dahin werden Sie sicher nicht verbluten.“ knurrte er. Nur wenig später saß er mit verbundenem Knöchel im Verhörraum und hatte die Arme verschränkt. Der Polizist, der ihn festgenommen hatte, saß ihm gegenüber. „Wo ist mein Kollege?“ wollte er wissen. Wagner lachte leise. „Ihr Kollege ist tot. Er ist in seinem Wagen verbrannt.“ Der Polizist schüttelte den Kopf. „Ich muss Sie enttäuschen, Ihr kleiner Trick ist durchgefallen. Wir wissen, dass der Tote nicht mein Partner ist. Also, wenn Sie auch nur irgendwas Gutes tun wollen, dann erleichtern Sie Ihr Gewissen!“ forderte der Beamte ihn auf, doch Wagner lachte höhnisch auf. „Willst du mich verarschen, Bulle? Du wirst mich doch in den Knast stecken und wenn du deinen Kollegen findest, dann wird Klinke mich umbringen!“ Der Polizist sah ihn an. „Dr. Werner Klinke? Steckt er in dieser Sache mit drin?“ hakte er nach. „Wenn ich dir helfe, dann will ich einen Deal!“ stieß Wagner aus und beugte sich vor. „Und wie soll der Deal aussehen?“ wollte der Polizist wissen. Wagner verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich will Haftverschonung und ins Kronzeugen-programm. Neuer Name, neue Wohnung, neue Arbeit!“ forderte Wagner und sein Gegenüber lachte laut auf. „Ich werde es mit der Staatsanwaltschaft besprechen. Aber erst brauche ich einen Beweis, dass du es ernst meinst.“ forderte er von Wagner.

    Alex stürmte in die PAST und stoppte direkt vor Susanne. „Ich habe eine Information von diesem Krankmüller bekommen. In Ossendorf soll ein Arzt gesessen haben. Kunstfehler und Wagner wollte nach dem Knast einen neuen Vertriebszweig mit Organen eröffnen. Ich nehme an, dass Wagner mit diesem Arzt, dessen Namen ich noch nicht kenne, ins Geschäft gekommen ist und die Leiche deshalb keine Organe mehr hat.“ Er holte tief Luft. „Das könnte gut sein. Wir haben erst drei Videos durch. Also Semir und dieser Sam sind in eine Schießerei geraten. Sie sind in den Wald und wurden verfolgt. Auf dem Bild ist eindeutig Wagner zu sehen und dieser Mann.“ Susanne drehte den Monitor und Alex sah einen ihm fremden Mann darauf. „Wer ist das?“ wollte er wissen. „Das ist Dr. Werner Klinke. Er ist eine Koryphäe in Transplantationstechniken. Vor elf Jahren hat er eine Transplantation im Vollrausch durchgeführt. Die Patientin war ein neunjähriges Mädchen, was durch die Trunkenheit verblutete, weil Dr. Klinke die Bauchschlagader aufschnitt. Ein Alkoholtest ergab einen Promillegehalt von 2,3%0. Die Eltern haben Anzeige erstattet und die Richter sahen es als Körperverletzung mit Todesfolge an.“ Alex nickte. „Hast du eine Meldeadresse?“ Susanne schüttelte den Kopf. „Er hat sich seit seiner Entlassung aus der Haft nicht angemeldet. Die alte Adresse lautet Konrad-Adenauer-Ufer 17.“ Der Polizist stöhnte leise auf. „Kannst du eine Streife hinschicken?“ bat er die Sekretärin und ging in sein Büro, wo Hartmut mit den Bändern beschäftigt war. „Hallo Hartmut, hast du noch was für mich?“ wollte er von dem Techniker wissen. „Ja, ich habe ein Kennzeichen für dich. LEV – HV 544. Ich habe das Susanne bereits weitergegeben, damit sie herausfindet, wer der Halter ist.“ „Danke, ist die Krüger auch im Büro?“ Hartmut sah ihn an und zog die Schultern hoch. „Ich glaub schon.“ Alex verschwand, um die Chefin auf den aktuellen Stand zu bringen. Als er ihr Büro betrat, saß Andrea bei ihr. „Andrea…“ stieß er aus. Die Exfrau und aktuelle Freundin seines Partners stand auf und sah ihn unsicher an. „Hast du etwas gefunden? Weißt du wo Semir ist?“ wollte sie wissen. „Ich bin dran. Ich habe einen Hinweis bekommen, aber ich muss ihn noch auswerten.“ Andrea nickte enttäuscht. „Was sollen wir denn tun? Ich kann doch nicht nur warten. Wir müssen ihn doch finden!“ Sie wurde lauter und Alex sah sie mahnend an. „Ich bin dran. Andrea, versuche dich zu beruhigen. Ich bin allein und ich kann nicht schneller arbeiten.“ bat er sie eindringlich. Andrea senkte den Kopf und wollte gerade antworten, als es erneut an der Tür klopfte. Nach Aufforderung von Kim Krüger trat Jenny Dorn in den Raum. „Jenny! Bist du wieder okay?“ Die junge Polizistin lächelte leicht. „Okay ist relativ. Ich bin einsatzfähig und ich will dir helfen. Ich will dieses Schwein finden.“ erklärte sie. Alex nickte ihr dankbar zu. Er brachte seine Partnerin auf den aktuellen Stand und man sah deutlich, wie erleichtert Jenny war, als sie erfuhr, dass es nicht Semir war der im Wagen verbrannte. Er sah auf die Uhr. Auch dieser Tag neigte sich dem Ende.

    Dr. Werner Klinke sah grinsend auf seinen Patienten, der nun wieder im Bett lag. „Machen Sie die Schulter frei!“ forderte er seinen Patienten auf, der den Befehl umgehend ausführte. Mit einer Verbandsschere schnitt er den nassen Verband auf und besah sich die Wunde. „Sehr schön. Sie heilt sehr gut. Normalerweise würde ich sagen, dass wir am Donnerstag die Fäden ziehen, aber dann werden Sie ja eh nicht mehr leben.“ lachte er. Der Polizist sah ihn nicht einmal an. Klinke legte einen neuen Verband an und holte das Tablett vom Tisch. Er stellte es auf den Nachttisch. „So, jetzt werden Sie essen und dann bekommen Sie eine kleine Entspannungshilfe.“ lächelte er. „Hören Sie, …“ fing Gerkhan an, doch Klinke hob nur kurz die Hand und der Polizist stockte mitten im Satz. „Nicht reden! Essen!“ forderte er. Auch dieser Befehl wurde ausgeführt. Gerkhan aß sehr langsam und schien das Essen regelrecht runter zu würgen. Klinke bemerkte es natürlich und sah ihm zu. „So schlimm ist das Essen nun auch nicht. Wie es weitergeht wissen Sie ja und ich würde mich freuen, wenn Sie weiterhin so kooperativ sind. Es täte mir wirklich sehr leid, wenn ich andere Saiten aufziehen müsste. Und nun kommt die Nachtruhe.“ grinste er und nahm die Spritze in die Hand. Gerkhan sah ihn erschrocken an. „Das ist eine Rückenmarksnarkose. Sie werden, sobald ich sie gesetzt habe, ab der Hüfte nichts mehr spüren. Es ist wie eine Querschnittslähmung. Damit ist sichergestellt, dass Sie sich heute Nacht nicht aus dem Staub machen. Ich will meine Patienten, die sehr viel Geld für die Organe gezahlt haben, nicht enttäuschen. Das verstehen Sie doch sicher, oder?“ Gerkhan nickte fast automatisch. „Gut, setzten Sie sich jetzt bitte auf und drehen mir den Rücken zu!“ forderte Klinke. „Nein!“ kam mit fester Stimme von Gerkhan und Klinke lachte leise. „Herr Gerkhan, tun Sie sich selbst den Gefallen und bleiben Sie wie bisher friedlich. Carlos, den Sie ja schon kennen gelernt haben, würde sonst böse werden und ich verspreche Ihnen, es wird kein Vergnügen sein, wenn er es wird. Hinsetzen!!“ wiederholte Klinke. Er bemerkte, wie der Polizist seinen Komplizen anschaute und sich dann langsam aufsetzte. „So geht doch. Und nun ganz stillhalten!“ mahnte er seinen Patienten und stach zu. Gerkhan zuckte kurz zusammen, doch das störte nicht. „So, das reicht bis ich morgen wieder hier bin. Legen Sie sich wieder hin!“ Der Polizist tat es und zog die Decke hoch. „Gute Nacht!“ grinste Klinke und verließ mit seinem Komplizen den Raum.

    Oh jetzt bemerkt Deniz dass er quasi verarscht wurde. Hoffentlich kommt er jetzt zur Vernunuft. Wieder sehr gut geschrieben. Alex wird die Beiden jetzt sicher vernehmen, allerdings befürchte ich, dass er nicht sehr viel aus diesen verblendeten Kerlen herausbekommt. Er sollte hier an die Vernunft, sofern sie noch irgendwo vorhanden ist, apellieren. Apropos Vernunft. Was macht Semir?


    Semirs Geduld wurde auf eine sehr harte Probe gestellt und mittlerweile hatte er sein Bein wieder unter Kontrolle. Er sah auf, als die Tür sich öffnete. Der Arzt trat ein und trug ein Tablett. Er sah, dass neben dem Teller eine Spritze lag und sah Klinke an. „Geht es Ihnen gut? Schmerzen in der Schulter? Fieber? Unwohlsein?“ fragte der Arzt, als wäre Semir ein ganz normaler Patient. „Nein…“ gab dieser gepresst von sich. „Sehr gut, ich habe auch eine gute Nachricht für Sie. Schon morgen trifft der erste Patient ein. Nierenkrebs und das heißt, dass Sie dann eine Niere spenden werden. Drei Tage danach die zweite und dann werden Sie an der Dialyse angeschlossen werden, damit Ihr Herz und Ihre Leber weiterhin brauchbar bleiben. Ich habe sogar einen passenden Patienten für die Lungen gefunden, ist das nicht super?“ zählte der Arzt auf. Semir antwortete nicht. Der Arzt sah auf die Urinflaschen. Sie war nicht einmal zur Hälfte gefüllt. „Sie trinken zu wenig, das ist nicht gut für die Nieren.“ bemerkte er. Semir grinste leicht. „Was wollen Sie dagegen tun?“ fragte er. „Nun, ich hätte sicher die Möglichkeit Ihnen Flüssigkeit zukommen zu lassen, aber das wollen wir beide doch nicht. Möchten Sie duschen?“ Semir stutzte und nickte gleichzeitig. „Gut, Sie dürfen gleich und danach werde ich dann den Verband wechseln. Die Wirkung der Spritze von heute Morgen sollte doch schon vorbei sein, nicht wahr?“ Semir zog die Schultern hoch und sah den Arzt an. „Keine Ahnung. Ich habe kein Gefühl im Bein.“ kam schon fast gleichgültig von ihm. Er hoffte, dass er eine Möglichkeit bekam, zu fliehen, doch der Arzt schien einer von der Sorte zu sein, die sichergehen wollten und genau wusste was er tat. „CARLOS!!“ rief er laut und ein Mann wie ein Bär trat ein. Semir zuckte zusammen und er sah, wie der Arzt eine Nadel aus der Tasche zog. „Wir testen mal. Sie sollten ganz ruhig bleiben, denn wenn Carlos böse wird, dann dürfte es nicht gut sein.“ mahnte Klinke und legte das Bein frei und stach zu. Semir zuckte zusammen und der Arzt sah ihn tadelnd an. „Herr Gerkhan, warum lügen Sie mich an? Denken Sie, Sie könnten fliehen? Vergessen Sie das einfach. Das wird nicht funktionieren. Aufstehen und ins Bad!“ Der Ton wurde schärfer und der Polizist hielt es für gut, erst einmal zu tun, was der Mann von ihm forderte.

    Semir ging in Richtung Bad und sah den Mann, den der Arzt Carlos nannte genau an. Die Muskeln waren überall unter dem T-Shirt, welches sicher zwei Nummern größer besser gewesen wäre, zu sehen. Bevor er das Bad betrat hielt der Arzt ihn fest und öffnete die Tür. Er zog den Schlüssel ab. „Es ist nicht nötig abzuschließen.“ grinste er und Semir nickte nur. Während das Wasser lief überlegte er, wie er den Arzt und King Kong überwältigen konnte. Außerdem hatte er nicht einmal was zum Anziehen. Die ganze Zeit trug er dieses verdammte OP-Hemd. Spinnst du eigentlich? Der Kerl will dich ausnehmen und du machst dir Gedanken, ob du zum öffentlichen Ärgernis wirst?“ tadelte er sich selbst. Vielleicht fand er hier etwas, dass ihm helfen konnte. Er sah sich in dem kleinen Badezimmer um und öffnete den kleinen Schrank. Dieser Arzt hatte sogar an eine Zahnbürste und Zahncreme gedacht. Doch das war es auch schon. Hier gab es nicht, was er gebrauchen konnte. Er stöhnte ergeben auf und nutzte dann die Utensilien. Er fühlte sich zwar besser und seine Gedanken kreisten. Noch musste er nicht aufgeben. Vielleicht schaffte er es in der Nacht zu entkommen. Dieser Arzt und auch King Kong würden sicher auch irgendwann mal schlafen können und diese Chance musste er nutzen. Er zuckte zusammen, als es heftig gegen die Tür klopfte. Verdammt, er hatte die Zeit vergessen. Schnell öffnete er die Tür und zuckte im gleichen Augenblick zurück. Carlos stand vor ihm und Semir sah ihn respektvoll an. Diesen Mann sollte er nicht reizen. Der Arzt grinste leicht und stellte sich hinter King Kong. „Ich dachte, ich sollte Ihnen auch jetzt noch einmal zeigen, dass Sie keine Chance haben. Hier haben Sie einen Pyjama. Und jetzt ab ins Bett!“ forderte der Arzt. Semir zog sich an und drückte sich an King Kong vorbei.