Semir sah den Arzt an. Eine Frage brannte ihm regelrecht hat auf der Zunge. „Was ist mit meinem Bauch? Meine Niere? Der Verband…“ wollte er von ihm wissen und der Arzt lächelte leicht. „Herr Gerkhan, ich kann Sie beruhigen. Sie haben Ihre Niere noch. Der Schmerz, den Sie spüren ist der Wundschmerz der Naht. Dieser Kollege hat zwar den Schnitt gemacht, aber Ihr Kollege hier, war schneller.“ Semir sah zu Alex. „Du?“ fragte er zweifelnd. Alex setzte sich auf den Besucherstuhl. „Ich wäre fast zu spät gekommen.“ erklärte er. „Ich habe dich gesucht. Selbst als alles darauf hindeutete, dass du tot bist. Wir haben ja deinen Wagen gefunden und die Leiche darin.“ hängte er an und Semir schloss die Augen. „Sam…“ sagte er leise. „Ja, das weiß ich jetzt auch. Stefan Andreas Moppe, dein Freund aus vergangenen Tagen und dein Informant. Was ist passiert, Semir?“ Semir dachte nach und schilderte, woran er sich erinnern konnte und Alex hörte schweigend zu. „Wir haben Wagner. Den Arzt musste ich erschießen, als er dir deinen Bauch bereits geöffnet hatte. Hast noch mal Glück gehabt. Diesmal war es verdammt knapp gewesen.“ Semir nickte und Alex bemerkte, dass Tränen über das Gesicht seines Freundes liefen. „Ist alles in Ordnung?“ Semir schüttelte den Kopf. „NEIN!“ stieß er aus und weinte hemmungslos. Er brauchte eine Weile bis er sich beruhigt hatte und Alex hielt ihn einfach nur fest. Er ließ Semir los, als dieser sich wieder richtig hinlegen wollte. „Dieser Arzt und Wagner … sie haben mich gezwungen mit anzusehen, wie sie Sam verunstaltete, damit man ihn leichter für mich halten konnte.“ kam von ihm. Alex legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Dank der modernen Medizin, ist es denen aber nicht gelungen. Ich soll dir von allen Gute Besserung wünschen. Andrea wird sicher nachher noch kommen. Sie kann es kaum erwarten.“ Semirs Lachen war eine Mischung aus Freude und Trauer. „Ich freu mich, dass ich sie wiedersehen darf. Ich dachte wirklich, dass es aus ist. Das ich da nicht wieder rauskomme…“
Dr. Windlicht bemerkte natürlich, was mit seinem Patienten los war und spritzte ihm etwas durch den liegenden Zugang. „Sie werden sich gleich beruhigen. Denn was Sie im Augenblick brauchen, ist Ruhe.“ Semir nickte und sah wieder zu Alex. „Geht es wieder?“ Semir schüttelte den Kopf. „Er wird gleich ruhiger. Der ganze Stress der letzten Tage muss erst einmal verarbeitet werden.“ erklärte der Dr. Windlicht. „Danke Alex, dass du mich nicht aufgegeben hast.“ kam leise von Semir. „Ich habe mir auch die Wunde an der Schulte angesehen. Sie wurde fachmännisch behandelt.“ Semir nickte und sah den Arzt an. „Dieser Arzt war besorgt, dass sie sich entzünden könnte und so die Organe unbrauchbar machte.“ Dr. Windlicht stieß empört Luft aus. „Dieser Klinke ist eine Schande für die ganze Branche! Erst tötet er ein kleines Mädchen und dann dieser Mist mit den Organen! Er hat den Tod verdient!“ fauchte er. Semir schloss die Augen. „Niemand sollte über Leben und Tod entscheiden. Er sagte mir, dass die Niere, die er mir entnehmen wollte, einem jungen Mann eingepflanzt werden sollte, der wohl Nierenkrebs hatte. Er sollte auch dort im Krankenhaus gewesen sein.“ erinnerte Semir sich. Alex nickte. „Wir haben den Jungen gefunden und er liegt in der Uniklinik. Wenn ich es richtig verstanden hatte, haben sie eine Niere für ihn gefunden.“ Semir atmete tief durch. „Für diesen ganzen Mist ist Sam in meinen Armen gestorben. Aber ich weiß, dass er nun bei seiner Frau und seiner kleinen Josie ist.“ Alex senkte betrübt den Kopf. „Tut mir leid, Semir.“ Semir sah ihn an. „Wenn ich hier raus bin, dann muss ich mich darum kümmern, dass Sam in das Grab zu seiner Familie kommt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich nicht hier.“ Alex nickte nachdenklich. „Darum kümmern wir uns. Marvin ist schon ganz heiß dem Jungen das Grab zu gestalten. Er hat dank der Magenuntersuchung die Suche nach dir gestartet.“ Semir sah ihn fragend an. „Im Magen von Sam waren Reste von Schweinefleisch zu finden und da du kein Schwein isst, konntest du es nicht sein. Das war für mich der Beweis, den ich brauchte um ganz offiziell nach dir zu suchen und dann kam die DNA-Analyse und bestätigte den Verdacht. Und dann rollten die Räder an. Krüger hat ganz schön Druck gemacht.“ lachte Alex. Es klopfte an der Tür. Ehe Semir reagieren konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Andrea kam mit den Kindern in den Raum. Ganz vorsichtig nahmen sie Semir nacheinander in den Arm. Als Andrea an der Reihe war, weinte er leise. Andrea hielt ihn fest. „Alles wird gut. Jetzt wird alles wieder gut…“ sagte sie leise in sein Ohr.
Alex verließ seinen Partner und deren Familie und fuhr zur PAST wo seine Kollegen auf ihn warteten. „Und ist er aufgewacht?“ stieß Susanne die Frage aus, die wohl allen auf der Zunge brannten. Alex nickte erleichtert. „Ja, er ist wach. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut und ich denke, er wird noch eine Woche im Krankenhaus verbleiben, bis die Fäden der unfreiwilligen Operation gezogen werden. Er ist etwas labil was die Psyche angeht, aber das bekommt er wieder in den Griff.“ Er sah allen an, dass sie sehr erleichtert waren. Kim Krüger bemerkte die Versammlung und rief Alex zu sich ins Büro. Nur wenig später saß er ihr gegenüber. „Gute Arbeit, Brandt. Wie haben das alte Krankenhaus komplett durchsucht. In einem der Räume haben wir einen 18jährigen Junge gefunden, der an der Dialyse lag. Er hat den Kollegen erzählt, dass er dort eine neue Niere bekommen sollte, die sein Vater bezahlt hat. Der junge Mann liegt jetzt in der Uniklinik und wartet dort auf sein Organ. Er ist an oberster Stelle, aber bisher hat sich noch kein Spender ergeben.“ berichtete sie. Alex nickte nachdenklich. „Es tut mir sehr leid für den Jungen. Ich hoffe, er kommt auf legaler Weise zu einem neuen Organ.“ Kim sah ihn an. „Wie geht es Gerkhan?“ Alex wiederholte das, was er bereits allen anderen schon berichtet hatte und Kim hörte schweigend zu. „Wie kommen Sie denn mit Jenny als Partner zu Recht?“ warf sie ein und Alex sah sie erstaunt an. „Semir wird seinen Dienst sicher wiederaufnehmen!“ kam sofort von ihm. Kim lachte leise. „Das soll er auch, aber er wird erst einmal vier Wochen Urlaub nehmen und sich vollständig erholen. Bis dahin wird Jenny mit Ihnen den Dienst tun.“ legte sie fest. Alex zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht, ob Semir so lange ohne uns auskommen wird. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er wohl schon morgen seinen Dienst machen.“ Kim senkte den Kopf. „Das denke ich auch, dennoch wird er den Urlaub machen. Frau Schrankmann richtet ihm übrigens die besten Genesungswünsche aus. Um es mit ihren eigenen Worten zu sagen, sie ist ihm dankbar, dass er den Staat nicht unnötige Kosten verursacht hat.“ Alex schluckte eine Bemerkung runter.
Ende….
Epilog:
Wagner wurden wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Semir erholte sich von diesem Abenteuer und trat wie gefordert den Urlaub an, den Kim Krüger ihn auferlegt hatte. Nach vier Wochen war er sichtlich erholt und freute sich auf den Einsatz mit Alex.
Marvin Traber löste sein Versprechen ein und ließ Stefan Andreas Moppe im Familiengrab beisetzten und übernahm sämtliche Kosten.