Semir und Paul kamen zur Raststätte zurück, wo Jenny dabei war die anderen Geiseln zu befragen. Sie drehte sich zu ihn um und sah ihn gequält lächelnd an. „Und, was sagen sie?“ wollte er wissen. „Nicht viel. Die Geisel, die mitgenommen wurde, heißt Nadine Strohm, 22 Jahre alt, Studentin. Sie wollte mit ihrer Freundin Saskia Wehner, die ebenfalls unter den Geiseln war, in Urlaub fliegen.“ Sie wies auf einejunge Frau, die nicht weit von ihnen auf einer Bank saß. Semir und auch Paul sahen kurz hin. „Okay, was ist denn mit einer Täterbeschreibung?“ hakte Paul nach. „Negativ. Die Täter waren alle maskiert. Sie haben ihre Masken nicht runtergenommen.“ Jenny zog etwas ratlos die Schultern hoch. Semir nickte nachdenklich und sah sich um. „Die Täter müssen doch mit einem Auto hier angekommen sein. Die Raststätte und der Parkplatz werden hier doch sicher videoüberwacht. Was ist damit?“ Jenny nickte. „Der Betreiber sollte gleich hier auftauchen und uns die Aufzeichnungen zeigen können.“ bestätigte sie. „Okay Jenny. Gute Arbeit. Ihr solltet die Leute alle nach Hause schicken. Wenn alle weg sind, sollte nur noch das Täterfahrzeug hier stehen.“ legte er fest. Jenny sah Fin kurz an, der sich nun zu ihnen gesellte. „Also ich habe die Leute in der Tankstelle durch. Keiner hat was gesehen oder gehört. Was ist eigentlich mit dem Typen, der das Video gemacht hat?“ erinnerte Fin und wandte sich Jenny zu. „Der hat gefilmt, als alles schon passiert ist. Das Handy habe ich einkassiert.“ Semir sah sie an. „Zeig mir mal die Aufnahmen!“ forderte er sie auf und schon zog sie das fremde Handy aus der Tasche und ließ die Aufnahme ablaufen. Tatsächlich lieferte das Video keine neuen Erkenntnisse. „Okay, lösch das Video und dann kann er sein Handy zurückbekommen.“ befahl Semir nachdenklich, doch nun schüttelte Jenny den Kopf. „Der hat mich beleidigt! Der kann sich das auf dem Revier abholen!“ knurrte sie. Semir atmete durch und sah sie streng an. „Jenny, gib ihm das Handy zurück, wenn er noch hier ist. Wir sind doch nicht im Kindergarten. Die Beleidigung kannst du ja vermerken.“ bat er sie eindringlich. Seine junge Kollegin schmollte zwar etwas, kam dem Befehl aber nach.
Jenny sah den jungen Mann an, dem das Handy gehörte. „Das Video ist gelöscht! Die Beleidigung wird geahndet. Sie werden darüber noch Bescheid erhalten.“ Sie wollte gehen, doch der junge Mann hüstelte etwas. „Würden Sie meine Entschuldigung annehmen? Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich war einfach nur sauer, weil Sie mir das Filmen verboten haben.“ versuchte er. Jenny lächelte kühl und atmete tief durch. „Tut mir leid, aber ich habe auch meine Vorschriften, die ich einhalten muss. Das hätten Sie sich früher überlegen müssen. Sie können jetzt gehen.“ Der Mann verschwand und fuhr nur wenig später vom Parkplatz. Semir kam mit Paul zu ihr. „Und war es jetzt so schwer?“ Jenny atmete tief durch. „Ich habe übrigens mit einer Frau Dorothea Müller gesprochen, das ist die Kassiererin aus dem Restaurant. Sie hat den stillen Alarm ausgelöst.“ erklärte sie ohne auf die Bemerkung von Semir einzugehen. „Okay, kann sie mehr sagen?“ wollte er wissen. „Sie ist eine sehr gute Beobachterin, denn sie hat bemerkt, dass sich die Räuber nach ihrer Meinung etwas untypisch verhalten haben.“ erklärte Jenny. „Aha!“ gab Semir von sich. Jenny lächelte leicht. Dieses „Aha“ von ihm hörte sich immer wieder so an, als wäre er völlig erstaunt über die Äußerungen. „Am besten unterhaltet ihr euch mit ihr. Sie ist gerade auf der Toilette.“ Semir nickte. „Das werden wir. Was ist mit der Spusi? Sind die im Restaurant schon durch?“ „Hartmut hat sich umgesehen, aber er sagt, dass es kaum auswertbare oder brauchbare Spuren geben wird. Tausende von Fingerabdrücken, die sich nicht so einfach auswerten lassen, weil ja etliche Gäste dort im Restaurant waren und wir keinen ausschließen können.“ erklärte sie. Semir sah eine ältere Frau auf sich zukommen. „Ist sie das?“ fragte er Jenny ohne sie anzusehen. „Ja, das ist Dorothea Müller.“ bestätigte die junge Polizistin. Er wandte sich an Paul. „Sprich du doch mal bitte mit der Frau Wehner.“ bat er seinen Partner und ging der Frau entgegen. „Frau Müller?“ fragte er, als er bei ihr war und sie nickte. „Mein Name ist Semir Gerkhan von der Kripo Autobahn. Ich hätte ein paar Fragen an Sie.“ Dorothea lächelte. Sie gingen zu einer der Banken, die hier auf dem großen Parkplatz standen.