Semir versuchte seine Atmung zu kontrollieren, doch der Druck, den Struck ausübte, ließ ihn leicht panisch werden. Seine Luft wurde immer knapper, doch dann kam der Mann wieder zur Besinnung und ließ ihn los. „Julian, bring ihn in unsere besonderen Räume.“ forderte er seinen Komplizen auf ohne ihn anzusehen. Er beugte sich zu Semir runter. „Morgen Abend wirst du durch die Straße der Schmerzen laufen. Ich werde dich als unreine Kraft bezichtigen und meine Anhänger werden dich strafen! Sie werden dich halb tot prügeln und ich werde genüsslich zusehen. Julian, bring ihn morgen Abend um neun raus!“ Julian und ein weiterer Mann packten Semir und schleiften ihn durch den Raum. „Sie werden damit nicht durchkommen!“ stieß Semir aus und sträubte sich gegen seine Bezwinger. Es ging über den Hof und an dem Brunnen, der in der Mitte stand, öffnete sich eine Klappe im Boden. Semir stutzte kurz. Deshalb hatte sie bei der Durchsuchung nichts gefunden. Struck hatte hier einen Geheimgang gebaut. Eine Treppe wurde sichtbar und als Semir sie runtersteigen wollte, bekam er einen Stoß in den Rücken und verlor das Gleichgewicht. Aufgrund der auf dem Rücken gefesselten Hände konnte er den Sturz nicht abmildern und blieb am Treppenende reglos liegen. Seine Peiniger gaben ihm keine Zeit sich zu erholen und zerrten ihn auf die Füße. Semir wurde durch einen langen Gang gestoßen und anschließend in einen Raum. Die Tür wurde zugezogen und verschlossen. Nur wenig später wurde das Licht gelöscht und Semir stand in kompletter Dunkelheit. Er ließ sich auf den Boden nieder und spürte jede Rippe. Bei dem Sturz hatte er sich garantiert zwei der Rippen gebrochen, wenn nicht noch mehr. Semir verfluchte seinen Alleingang und hoffte inständig, dass Alex schon bald auf die Suche nach ihm ging. Sein Partner war nicht dumm und würde sicher eins und eins zusammenzählen können. Er robbte zur Wand, lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Struck brauchte ihn noch und so lange war sein Leben sicher, denn ohne ihn hatte Struck kein Druckmittel. Doch sobald die Übergabe vorgenommen wurde, da war er sich ganz sicher, würde Struck ihn eiskalt umbringen.
Julian ging zu Struck zurück. „Was hast du vor?“ wollte er erneut wissen. „Nun, wie ich schon sagte. Ich werde Gerkhans Kollegen übermorgen anrufen und Lösegeld fordern.“ gab Struck von sich. Julian lachte leise. „Denkst du, die werden ihn freikaufen?“ Struck grinste leicht. „Weißt du, es heißt immer der Staat lässt sich nicht erpressen aber ich weiß es besser. Jeder seiner Kollegen wird alles tun, um ihn unversehrt zurück zu bekommen. Wie du schon festgestellt hast, hat er Familie und dein Plan eines seiner Kinder oder seine Frau zu holen, war ja nicht falsch. Aber die Kollegen werden immer so angriffslustig, wenn man sich an der Familie vergreift. Da ist es doch schon besser, wenn man einen Erwachsenen hat. Außerdem sind Frauen und Kinder nervig. Die jammern rum und das zerrt an den Nerven. Morgen werden wir Gerkhan durch die Straße schicken. Ich habe mir da schon etwas überlegt.“ Julian nickte. „Und heute? Willst du ihn einfach so im Raum lassen?“ Struck nickte. „Er kann nichts machen. Seine Hände sind mit Handschellen gefesselt und mir ist noch kein Bulle untergekommen, der die ohne Hilfe lösen kann. Er macht da keine Ausnahme. Ich werde morgen noch meinen Spaß haben.“ grinste er. Julian sah ihn an. „Ich halte es für ziemlich gefährlich, ihn hier zu behalten. Die Kollegen werden ihn sicher vermissen. Was, wenn die wieder mit einer Hundertschaft anrücken und den Bauernhof auseinandernehmen?“ Struck hörte das Julian Angst hatte und legte seinen Arm um die Schultern des jungen Mannes. „Was sollten sie denn finden? Gerkhan kann da unten um Hilfe rufen, bis er heiser ist. Niemand wird ihn hören. Glaub mir, er ist da so sicher wie in Abrahams Schoss. Die haben den Gang schon beim ersten Mal nicht gefunden. Warum sollten sie es jetzt tun?“ Julian zog die Schultern hoch. „Okay, ich vertraue dir. Was willst du denn noch mit ihm machen?“ Struck nahm seine Hand zurück und setzte sich auf die Couch. „Nun, ich denke, ich werde ihn noch zur Rechenschaft ziehen. Was ist eigentlich mit dem Verräter? Woher wussten die Bullen das der Deal läuft?“ Julian stöhnte leise auf. „Ich weiß es nicht. Einen Verräter kann ich eigentlich ausschließen. Vielleicht hatten die Bullen nur Glück?“ Struck schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Glück. Aber vielleicht sagt Gerkhan uns ja, wer uns verraten hat.“ Julian nickte nachdenklich. „Wann willst du ihn befragen?“