Beiträge von Elvira

    Nachdem Andrea sich beruhigt hatte, ging sie zu Dana, die bereits auf normaler Station lag und sehnsüchtig auf Nachricht wartete. Sie klopfte an und hörte von ihrer Stieftochter ein leises „Ja“. Andrea trat ein. Dana richtete sich auf und mittlerweile schaffte sie es ganz allein. „Andrea, gibt es Neuigkeiten von Papa?“ wollte das Mädchen wissen und Andrea nickte. „Ja, er liegt jetzt auf der Intensivstation, hier im Krankenhaus. Die Frau, die ihm das angetan hat, wurde verhaftet.“ Dana sah sie verwundert an. „Eine Frau? Willst du damit sagen, eine Frau hat auf uns geschossen?“ Wieder nickte Andrea. „Aber warum? Wer ist diese Frau?“ hakte Dana nach. Doch diese Frage konnte Andrea ihr nicht beantworten, denn das wusste sie selbst auch nicht wirklich. „Denkst du, ich kann zu Papa?“ wollte Dana wissen. „Dana, Papa schläft jetzt erst einmal. Er muss sich erholen und ich denke wir sollten ihn erst einmal schlafen lassen. Morgen wird es vielleicht möglich sein. Ich werde morgen erst zu dir kommen und dann gehen wir gemeinsam zu ihm, ja?“ Dana legte sich wieder hin und nickte. „Wie geht es dir denn?“ wollte Andrea nun wissen. „Ganz gut, glaub ich. Ich habe heute schon Gehübungen gemacht. Es hat ganz toll geklappt, aber es war sehr anstrengend.“ Andrea nahm ihre Hand. „Ich bin mir sicher, dass du schon ganz bald wieder gesund bist. Und dann wirst du mit deinem Vater gemeinsam einen Urlaub machen. Nur du und er.“ versprach Andrea. Dana sah sie an. „Andrea, ich würde lieber gern einen Urlaub mit allen aus meiner Familie machen. Du, Ayda, Lilly, Papa und ich. Wir sind eine Familie und ich bin sehr glücklich darüber.“ Andrea schluckte schwer und nickte. „Dann werden wir alle Urlaub machen. Nur wir fünf. Wir werden an die Nordsee fahren und ein paar erholsame Tage haben. Am Strand spazieren gehen und die Ruhe genießen.“ versprach sie. Dana lächelte leicht. „Das hört sich gut an.“ Andrea blieb noch ein paar Minuten bei Dana und verabschiedete sich dann. Sie musste sich nun darum kümmern, dass wieder ein normales Leben anfangen konnte.


    Erst am Nachmittag des nächsten Tages öffnete Semir vorsichtig die Augen. Er sah sich um und hörte ein nerviges Piepen. Mi seinen Händen fühlte er die weiche Unterlage auf der er lag und sah sie Wände, die in diesem Raum in einem sanften friedlichen Ton gestrichen war. Es war eine angenehme, freundliche Atmosphäre. Es war eine angenehme, freundliche Atmosphäre. „Hey, mein Held …“ hörte er jemanden an er linken Seite sagen und wandte seinen Kopf in die Richtung. Andrea sah ihn an und neben ihr saß Dana. Er schloss noch einmal die Augen und öffnete sie wieder. Auch jetzt sah er Dana und Andrea neben sich sitzen und nur langsam begriff er, dass er der Hölle entkommen war. Er wollte seine Hände heben und spürte sofort, dass sein linker Arm irgendwie nicht wollte. Doch er sah, dass sein rechtes Handgelenk verbunden war. Er versuche zu lächeln, doch es gelang ihm nicht wirklich. Andrea stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Nein, keine Angst. Du träumst nicht. Es ist alles vorbei.“ Semir entspannte sich. „Hey Partner, lange nicht gesehen.“ drang eine Stimme an sein Ohr, die er auch blind erkannt hätte. Semir fixierte die Person und stutzte. „Ben?“ Zweifel war deutlich zu hören. „Ja, ich bin es. Und ich habe deinen Partner mitgebracht. Was machst du denn eigentlich für Sachen?“ tadelte Ben ihn. Semir wollte lachen, doch er bekam es nicht zustande. Er schloss die Augen. „Ich hatte einige Probleme.“ gab er leise zu. „Ja, ich weiß. Aber der Kerl, der mit meinem Gesicht herumgelaufen ist, sitzt. Die Krankenschwester, die dich so drangsaliert hat, ebenfalls. Ihr seid wieder sicher.“ Semir sah ihn erneut an. Paul stand neben Ben und hob einfach nur den Daumen nach oben. Semir wandte sich nun Dana zu. „Mein Schatz, wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Papa, mir geht es gut. Mir geht es wirklich gut. Ich erhole mich jeden Tag ein bisschen mehr.“ gab seine Tochter von sich. Semir wollte sich erheben, doch die Kraft reichte nicht aus. Er sackte sofort zurück. „Ich denke, es ist besser, wenn du liegen bleibst. Du siehst nämlich gar nicht so gut aus.“ grinste Ben. Semir streckte die Hand zu Dana aus und diese ergriff sie. „Ich liebe dich,“ gab er leise von sich und deutlich waren die Tränen in den Augen zu sehen. Er bekam nicht mit, wie Ben Paul anstieß und auf die Tür wies. „Ja, dann lassen wir euch mal allein.“ Paul und Ben verschwanden.

    Hallo und herzlich willkommen. Es gibt so viele gute Geschichten mit Ben und Semir, das das Auflisten sicher keine gute Idee ist. Mein Vorschlag: Lies dich einfach mal durch. Jeder Autor hat da sein Spezialgebiet, was er in seinen Geschichten bearbeitet und jeder Leser weiß selbst was man lesen will. Eingrenzen kann man das höchstens von dem Jahr an, wo Ben bei Cobra einsteigt. Von daher viel Spaß beim Stöbern.

    So dann feede ich hier auch noch mal. Also ich bin mir absolut sicher, das Ben noch lebt. Denn wenn er in einer der Geschichten sterben würde, dann käme die Wut vieler Leser mit voller Wucht auf dich, Mikel. Und das willst du ja nicht. Aber du hast die Trauer von Semir und all den Anderen sehr gut dargestellt. Ben ist zwar nicht mein Lieblingsprotagonist aber immerhin leidet Semir bei dir seelisch. Ich geh ihn mal trösten :D

    Nutze doch einfach mal die Suchfunktion. Wenn dir da das gewünschte nicht angezweigt wird, dann existiert es auch nicht mehr. Dies kommt dann, wenn ein User (in diesem Fall der Autor) gelöscht wurde. Oder aber die Story selbst gelöscht hat. Also wenn nichts angezeigt wird, dann ist da nichts.

    Es reicht, wenn du im Suchfeld einen Schlüsselbegriff (in deinem Fall "Luna") eingibst. Einfach mal testen

    Zunächst einmal willkommen im Kreis der Autoren, doch was bitte soll das sein? Der Text strotzt nur so von Rechtschreibfehlern. Kein Komma, keine Groß- und Kleinschreibung. Einfach nur hinter einander etwas aufgeschrieben, was einer Aufzählung gleicht. Und dann...dann...dann hat er...dann macht er...dann tut er? Da musst du glaub ich noch mal ran und üben

    Es könnte die Folge "Nervensäge" sein. Das wäre die einzige Folge, die mir nun einfallen würde. Ach und @Cobra 11 fan. Wer sich über die Rechtschreibfehler anderer aufregt, sollte selbst nach Möglichkeit keine machen. Miky88 ist aus Italien und hat vermutlich den Übersetzer von Google genutzt.

    Andrea, Marianne, Paul und Ben kamen im Krankenhaus an und fragte sich nach Semir durch. Sie bekamen die Information auf welche Station Semir nach seiner Behandlung gebracht wurde und wandten sich dem Fahrstuhl zu. „Ich werde mich jetzt selbst noch mal richtig versorgen lassen. Ich hoffe sehr, dass Herr Gerkhan bald wieder auf dem Damm ist.“ verabschiedete Marianne sich. Paul reichte ihr die Hand. „Danke für alles.“ Marianne ging in Richtung Ambulanz und die Anderen betraten den Fahrstuhl. Als sie auf der Station ankamen, sahen sie gerade den Arzt im Flur stehen und sofort stürmte Andrea auf ihn zu. „Herr Dr.?“ rief sie und der Mediziner drehte sich zu ihr. „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“ wollte der Mann wissen. „Ich bin Andrea Gerkhan! Mein Mann liegt hier bei Ihnen und…“ erklärte Andrea. „Ach ja… Dr. Winkler. Aber hier sind Sie falsch. Ihr Mann liegt auf der Intensivstation.“ erklärte der Mediziner. Andrea sah ihn erschrocken an und war für einen Augenblick sprachlos. Auch Paul sah den Mann im weißen Kittel an. „Ist es so schlimm?“ fragte er. Dr. Winkler atmete tief durch. „Nun, es ist nicht alles im grünen Bereich. Auf der Fahrt hierher hatte er einen Herzstillstand und musste mehrere Minuten reanimiert werden. Die Besatzung konnte ihn aber noch einmal davon überzeugen, dass es besser ist, wenn er noch nicht geht. Derzeit ist er zwar stabil, aber das kann immer noch kippen. Er hat eine Stichwunde im unteren Bauchbereich rechts. Sie ist zwar nicht tief, aber der Blutverlust war nicht zu missachten. Sein linker Oberarm ist gebrochen. Hier mussten wir den Arm richten und er trägt jetzt einen Fixateur. Sieht zwar nicht sehr gut aus, aber es erfüllt seinen Nutzen. Sein Körper ist mit Hämatomen übersät und wir konnten eine geringe Menge an Wasser in den Luftwegen feststellen. Seine Hand- und Fußgelenke sind durch die Fesselungsmale gezeichnet. Alles andere sind kleinere Verletzungen, die von selbst heilen. Aber - und das ist eine gute Nachricht – es gibt keine organischen Verletzungen. Er wird intensiv überwacht und ist derzeit auch nicht ansprechbar.“ endete der Arzt. Andrea wurde blass. „Kann ich dennoch zu ihm?“ fragte sie ängstlich. Der Arzt nickte. „Aber nicht lange. Er braucht vor allem Ruhe.“ mahnte er und brachte sie zu Semir. Als sie an seinem Bett stand und sah, dass er an unzähligen Schläuchen und Maschinen angeschlossen war, die seine Vitalfunktionen überwachten, stöhnte sie leise auf. Sein Gesicht war angeschwollen und schimmerte in vielen Farben. Auf der Wange lag eine große Mullkompresse und die Handgelenke waren verbunden und der Fixateur sah grausam aus. Sie hielt ihre Tränen nicht mehr zurück und griff seine Hand, die sie sanft drückte.


    „Hey Schatz… Oh mein Gott, was hat diese Frau nur mit dir gemacht.“ schluchzte sie. Sanft strich sie ihm über die unverletzte Wange und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das werden wir alles hinbekommen und wenn du wieder gesund bist, dann werden wir in unser Haus ziehen. Wir werden wieder eine glückliche Familie sein. Wie damals. Ich werde mich um alles kümmern. Aber bitte… bitte bleib bei mir. Bitte! Ich kann ohne dich nicht leben.“ Von Semir kam keine Reaktion. Er hatte seine Augen fest geschlossen. Die Tür ging auf und auch Paul und Ben traten ein. Die Beiden stellte sich hinter ihr und fast gleichzeitig legte sie ihre Hand auf Andreas Schultern. „Er packt das schon.“ versprach Paul. „Ja, und dann wird er wieder Autos schrotten und der Krüger die Nerven rauben.“ hängte Ben an. „Es sieht alles so grausam an. Sie hat ihn fast geschafft. Sie hätte ihn fast umgebracht!“ weinte Andrea weiter. „Wie kann eine Frau so grausam sein?“ hängte sie fragend an, doch auf diese Frage wussten weder Ben noch Paul eine Antwort. „Na komm, lassen wir ihn schlafen. Er ist hier in guten Händen. Niemand wird an ihn rankommen und ich denke, er wird sehr bald wieder fit sein.“ versprach Paul noch einmal. Sanft zog er Andrea hoch und verließ mit ihr den Raum. An der Tür sah er Ben an. „Ich komme gleich!“ erklärte der neu gewonnene Freund. Als die Beiden den Raum verlassen hatten, setzte Ben sich auf den Stuhl, auf dem eben noch Andrea saß. „So mein Freund! Damit du Bescheid weißt, solltest du dir doch überlegen, abzutreten, dann bin ich total sauer auf dich! Ich bin nicht nach Deutschland gekommen um dich zu beerdigen, ist das klar? Also, streng dich an!“ Bevor er ging, legte er noch seine Hand auf die Schulter von Semir. Dann wandte er sich ebenfalls der Tür zu und verließ den Raum.

    Alex Hoffmann brachte eine noch völlig benommene Julia Herbst aus dem Haus und Paul ging ihnen entgegen. Ben folgte ihm und beiden war die Wut anzusehen. „Sie können froh sein, dass ich Polizist bin und einen Eid geleistet habe. Denn sonst würde ich Ihnen eigenhändig den Hals umdrehen.“ fauchte er wütend. Ben sah ihn an. „Ich bin kein Bulle mehr. In Amerika löst man solche Fälle einfacher. Da hat der eine oder Andere einfach einen Unfall.“ erklärte er. Doch Julia schien nicht zu begreifen, was gesagt wurde und ließ sich ohne Gegenwehr in den Streifenwagen setzen. Sie klarte auf und lehnte den Kopf nach hinten. „Ich brauche einen Arzt. Ich bin vergiftet worden.“ sagte sie leise zu Paul. Dann ging ihr Blick zu Ben, der gerade die Tür zuschlagen wollte. „Ich… ich habe nur für Gerechtigkeit gesorgt!“ stieß sie aus. „Das können Sie dem Richter erzählen. Zwei Zeugen sprechen schon mal gegen Sie!“ Julia sah ihn erstaunt an. „Ich habe nur das getan, was getan werden musste! Gerkhan hatte Schuld daran, dass Marianne so ein ärmliches Leben leben musste! Er hat dafür gesorgt, dass sie in diese Familie kam und ihr Stolz gebrochen wurde. Jemand musste das Recht in die Hand nehmen! Jemand musste diesem Bullen zeigen, dass er nicht alles machen kann! Besorgen Sie mir bitte einen Arzt!“ zeterte sie. „Der hat gerade Wichtigeres zu tun.“ knurrte Paul und Ben schlug die Tür zu. Julia wurde weggebracht. Die beiden Männer gingen zurück zum Arzt, der sich gerade erhob und Semir auf die Trage legen ließ. „Wie sieht es aus, Doc?“ Der Arzt atmete tief durch. „Wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen! Es steht nicht gerade gut um ihn. Wir fahren in die Uniklinik nach Köln.“ Paul sah kurz zu Ben. Die Türen vom Krankenwagen wurden geschlossen und die Fahrt ging mit Blaulicht und Sirene los. Paul wandte sich an Ben und reichte ihm die Hand. „Danke für deine Hilfe.“ „Kein Problem, Paul. Freunde sind zum Helfen da. Lass uns zu Andrea fahren und ihr die gute Nachricht überbringen und dann ins Krankenhaus zu Semir.“ schlug Ben vor. Paul sah zum Haus. „Die Spusi muss noch gerufen werden.“ Ben nickte. „Willst du dir das selbst anschauen?“ Nun schüttelte Paul stumm den Kopf. „Was ist mit Ihnen?“ wollte er nun von Marianne wissen, die auf der kleinen Bank saß. Ihr Arm war verbunden. „Ich würde gern mit Ihnen fahren, wenn es in Ordnung ist.“ bat sie leise. Paul und Ben wechselten kurz einen Blick und sahen sie dann an. „Klar, Sie dürfen bei uns mitfahren.“ Sie gingen zum Wagen, orderten die Kollegen über Funk an den Ort und fuhren dann los.


    Jenny öffnete die Tür, als es klingelte und sie sich vergewissert hatte, das Freund und nicht Feind vor der Tür stand. „Es ist ausgestanden.“ gab Paul, der nun im Flur stand, von sich. Jenny sah ihn erstaunt an. „Ihr habt die Kerle?“ wollte sie wissen. „Es war eine Frau. Julia Herbst heißt sie und sie war die Krankenschwester.“ Die Augen von Jenny wurden größer. „Das glaub ich nicht! Das heißt, sie war die ganze Zeit bei Semir und der Familie? Sie hätte jeder Zeit zuschlagen können?“ Paul nickte. „Warum hat sie das nicht getan?“ hakte Jenny nach. „Sie ist lesbisch und in dieser Marianne Wehner verliebt. Semir war ihrer Meinung nach schuld an dem, was mit Marianne nach der Verhaftung ihres Vaters, passiert war. Die Frau hat ihn schwer misshandelt und er liegt jetzt in der Uni. Wir fahren gleich zu ihm. Aber er ist nicht ansprechbar.“ Jenny nickte. „Andrea ist gerade von Dana hergekommen und wollte sich hinlegen.“ gab sie von sich, doch in diesem Augenblick kam Andrea aus ihrem Zimmer. Sie hatte die Worte gehört und sah Paul skeptisch an. „Ist das wahr?“ Paul lächelte. „Ja, Ben und ich haben ihn befreit. Es geht ihm den Umständen entsprechend.“ Andrea senkte den Kopf. „Paul, was ich letztens zu dir gesagt habe…“ fing sie an. Paul trat auf sie zu und nahm sie ihn den Arm. „Schon gut. Es ist alles gut. Ich bin dir nicht böse. Es war eine Ausnahmesituation.“ Sanft strich er über ihren Rücken. „Danke Paul…für alles.“ Andrea löste sich von ihm. „Schon gut. Lass uns zu Semir fahren.“ schlug Paul vor. „Wo ist denn Ben?“ wollte Andrea nun wissen. „Er sitzt im Auto und wartet auf uns.“ Gemeinsam verließen sie die Wohnung und stiegen nur wenig später zu Ben ins Auto. Andrea sah Marianne feindselig an. „Was machen Sie hier?“ fauchte sie sie an. „Marianne Wehner hat Semir gerettet, Andrea. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann würde Semir jetzt nicht im Krankenhaus liegen.“ Nur zögerlich setzte Andrea sich neben Marianne. „Sie war auch im Krankenhaus! Sie hat sicher mit dieser Julia Herbst gemeinsame Sache gemacht!“ warf sie ihr vor. Marianne schüttelte den Kopf. Sie berichtete auf der Fahrt ins Krankenhaus, was passiert war.

    Marianne beobachtete Julia sehr genau und lächelte verschmitzt, als diese zusammensackte. „Du solltest mich nicht für dumm halten, Julia.“ stieß sie verächtlich aus. Sie wartete noch einen Augenblick und ging dann wieder zu Semir Gerkhan. Als sie die Tür öffnete und den Raum betrat, sah sie erschrocken auf dem Mann, der nun am Boden lag. „Herr Gerkhan?“ fragte sie und ließ sich neben ihn auf die Knie fallen. Mit geübten Griff suchte sie den Puls und schloss erleichtert die Augen, als sie ihn spürte. Er war schwach und unregelmäßig, aber er schlug. Sie rüttelte ihn sanft. „Herr Gerkhan, Sie müssen sich jetzt noch einmal zusammenreißen! Wir müssen hier weg! Hören Sie mich?“ Von dem Mann kam zunächst kein Ton. Marianne sah sich verzweifelt um. Sie selbst war verletzt und konnte ihn nicht allein hier rausbekommen. „Herr Gerkhan! Bitte, Sie müssen mir helfen!“ Tatsächlich kam der Mann wieder zu sich und sah sie etwas verwirrt an. „Okay, kommen Sie! Wir werden jetzt raus zum Wagen gehen. Ich habe die Schlüssel und dann nur weg hier!“ mahnte sie ihn. Sie zog ihn mit ihrer gesunden Hand hoch und legte den Arm um ihm, als er für wenige Augenblicke auf den eigenen Beinen stand. „Okay, denken Sie, dass Sie das schaffen?“ Gerkhan nickte nur. Er musste sich darauf konzentrieren, nicht wieder zusammen zu brechen. „Okay, wenn Sie nicht mehr können, dann sagen Sie es mir! Und haben Sie keine Angst, sich auf mich zu stützen. Ich werde uns beide hier rausbringen!“ versprach sie und ging los. „Stufe nach oben!“ mahnte sie Gerkhan und dieser hob mit letzter Kraft seine Füße so hoch, dass er die Stufe überwinden konnte. Dann waren sie an der frischen Luft, doch bis zum Wagen war es noch ein Stück und sie ahnte, dass es nur sehr langsam vorangehen würde. Hoffentlich hielten die KO-Tropfen noch länger an und Julia würde erst wieder aufwachen, wenn sie Gerkhan in Sicherheit gebracht hatte. Sie hatten den Wagen noch nicht erreicht, als der Polizist plötzlich zusammensackte und zu Boden ging. Es ging so unverhofft, dass auch Marianne ihn nicht mehr halten konnte. Sie ließ ihn los und drehte ihn auf den Rücken. Ihre eigenen Schmerzen missachtete sie und fing an, die Wiederbelebung durchzuführen, als sie feststellte, dass Gerkhan nicht mehr atmete.


    Paul und Ben erreichten gleichzeitig mit dem SEK die Hütte und sahen Marianne Wehner am Boden über Semir gebeugt hocken. Kaum stand der Dienstwagen, sprang Paul auch schon raus, zog seine Waffe und rannte zu ihm. „SEMIR!! Weg von ihm!!“ schrie er, zerrte Marianne zur Seite und warf sich neben seinen Partner. „Helfen Sie mir. Ich bin verletzt. Sie müssen mich ablösen!“ stieß Marianne aus und Paul übernahm die lebensrettenden Maßnahmen. Nach einigen Augenblicken verbesserte sich der Zustand von Semir, doch jeder wusste, dass hier dringend ein Arzt erforderlich war. Diesen hatte Ben bereits über Funk zur Hütte geordert. „Frau Wehner! Wo ist Frau Herbst jetzt?“ wollte Paul wissen. „Sie schläft. Ich habe sie mit KO-Tropfen außer Gefecht gesetzt. Ich weiß aber nicht wie lange sie schläft.“ stöhnte Marianne und hielt ihre Schulter. Jetzt spürte sie wieder ihre eigenen Schmerzen und das die Wunde wieder blutete. Auch Ben saß nun bei Semir und stützte seinen Kopf. Marianne reichte ihm ihre Jacke und knüllte sie mit einer Hand zusammen. „Legen Sie ihm die unter den Kopf. Ich weiß nicht, was er einstecken musste, aber es ist nicht wenig. Er hat eine Stichwunde in der rechten Seite. Sie hat einen Taser benutzt und ich muss Ihnen sicher nicht sagen, was das anrichten kann.“ Ben nickte. „Sind Sie schwer verletzt?“ wollte er von ihr wissen, als er das Blut sah. Marianne lächelte bitter. „Er ist schlimmer dran. Julia hat auf mich geschossen, als ich verhindern wollte, dass sie ihn tötete.“ gab sie von sich. Er sah besorgt auf seinen Expartner und Freund, der nicht ansprechbar war. Paul sah Alex Hoffmann an, ohne die Wiederbelebungsmaßnahmen zu unterbrechen. „Alex … kümmerst du dich um Herbst?“ Der SEK-Mann nickte. „Kein Problem. Bleib bei ihm, die Dame holen wir raus.“ Schon war der Mann verschwunden. Ben schlug Semir leicht ins Gesicht. „Semir! Hey, komm schon mein Freund!“ Doch er reagierte nicht. Paul sah Marianne Wehner an. „Wussten Sie es schon die ganze Zeit? Haben Sie Gewissensbisse bekommen?“ fragte er und ließ seine Stimme hart klingen. „Nein, ich habe es erst vor knapp zwei Stunden erfahren. Julia hatte eine Überraschung und ist mit mir dann hierhergefahren. Und die Überraschung war er. Sie hatte ihn bereits übel mitgespielt.“ Jetzt setzte sie sich neben Paul. „Sie glauben mir nicht?“ fragte sie. Paul zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Aber ich werde es herausfinden.“ Die Sirene kündigte die Kollegen der Rettung an und nur wenig später kümmerte sich der Notarzt um Semir und ein Sanitäter um Marianne.

    „Herr Gerkhan, ich werde Ihnen helfen! Sie müssen aber noch etwas Geduld haben. Ich löse Ihnen die Fessel aber ich bitte Sie, bleiben Sie hier und verhalten sich ruhig. Ich werde Julia ausschalten.“ raunte Marianne Semir zu. „Helfen Sie mir. Rufen Sie meine Kollegen, bitte…“ flehte er leise. „Hier haben wir keinen Handyempfang. Sobald ich Julia ausgeschaltet habe, komme ich zurück und dann verschwinden wir hier.“ versprach sie. Sie nahm die Zange und kniff die Kabelbinder durch. Semir stöhnte leise auf, als die Blutzirkulation wieder einsetzte. Seine Handgelenke waren blau unterlaufen und es kribbelte als würden tausend Ameisen unter seiner Haut herumlaufen. Marianne sah sich um, ob sie etwas fand, was sie als Verbandsmaterial für die Stichwunde nutzen konnte, doch hier lag nichts, oder es war so verdreckt, dass sie es nicht nutzen konnte. Kurzerhand zog sie ihr Sweatshirt aus und dann ihr T-Shirt. Dann drückte sie das T-Shirt auf die Wunde und Semir schrie leise auf. „Ganz ruhig! Ich muss jetzt gehen, sonst wird Julia ungeduldig, aber sobald sie schläft, komme ich zurück, das verspreche ich Ihnen und dann werde ich Sie ins Krankenhaus bringen.“ versprach sie erneut. Semir nickte nur. „Können Sie das Shirt auf die Wunde drücken?“ bat sie ihn, doch Semir konnte nicht. Seine Hände gehorchten ihm nicht und so musste Marianne improvisieren. „Okay, dann werde ich Ihren Gürtel zur Hilfe nehmen.“ murmelte sie, löste den Gürtel und befestigte damit den Notverband. Als sie den Gürtel anzog stieß Semir einen Schrei aus. „Entschuldigung…“ kam von Marianne. Nur wenig später verschwand sie und Semir harrte in seinem Gefängnis auf. Er fühlte sich schwach und ihm war schlecht. Seine Rippen schmerzten von den Schlägen, die Julia ihn angedacht hatte und auch die Elektroschocks schienen ihre Spuren hinterlassen zu haben. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sein Herz stolperte, dass es nicht mehr so schlug, wie es schlagen sollte. Die Stichwunde am Bauch hatte Marianne notdürftig versorgt, aber der Blutverlust machte sich bemerkbar. Um die Wunden im Gesicht konnte sie sich nicht kümmern, denn auch er wusste, dass Julia Herbst sich nicht lange hinhalten ließ. Er schloss die Augen und atmete konzentriert, damit er seinen Pulsschlag normalisieren konnte. Schwindel überkam ihm und Übelkeit. Er versuchte beides mit tiefen Atemzügen entgegen zu wirken und tatsächlich wurde es besser. Dennoch bekam er das Gefühl, dass sein Brustkorb immer enger wurde und das Luftholen zur Tortur. Sollte das eine Nachwirkung der unfreiwilligen Tauchgänge sein oder die Misshandlung mit dem Taser? Er hatte das Gefühl, dass sich ein Gürtel um seine Brust legte und dieser wurde immer enger gezogen. Panik kam auf. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn. Er war im Augenblick vollkommen auf sich allein gestellt.


    Nach zehn Minuten kam Marianne wieder zu Julia, die auf der Couch saß und einfach nur vor sich hinstarrte. „Da bist du ja endlich. Ich habe alles gepackt. Aber ich werde erst morgen fahren. Jetzt werden wir deine Wunde versorgen.“ sagte sie, als Marianne sie berührte und öffnete den Erste-Hilfe-Kasten. „Du hast ihm wirklich verdammt gut zugesetzt. Er hat viele Wunden und ist dem Tod näher, als dem Leben.“ erklärte sie sachlich. Julia nickte. „Ja, das war auch mein Plan. Ich wollte, dass er um sein Leben bettelt, wenn es soweit ist.“ schwärmte sie. Marianne nickte nur. Sie stöhnte auf, als Julia die Wunde versorgte. „Weißt du was, ich hole uns ein Glas Wein und dann stoßen wir auf alles an, ja?“ schlug sie vor, als die Wunde versorgt war. Nun war es Julia die nickte. Marianne verschwand in die Küche und sah Julias Tasche auf dem Tisch stehen. Sie hatte, als sie die Tabletten herausgeholt hatte, gesehen, dass sie ein Fläschchen mit KO-Tropfen in der Tasche hatte und holte diese nun heraus. Sie ließ ein paar Tropfen daraus in ein Glas fallen und füllte mit Wein nach. Anschließend ging sie wieder zu ihrer Freundin und reichte ihr das Glas. „So, da bin ich wieder. Lass uns auf die Zukunft anstoßen.“ Sie lächelte Julia freundlich an und gab ihr das Glas. Doch Julia schien skeptisch zu sein. „Ich möchte dein Glas haben!“ forderte sie auf. Marianne sah sie an. „Was? Warum?“ wollte sie wissen. „Ich will dein Glas! Gib es mir!“ Julias Stimme ließ ahnen, dass sie ihre Forderung durchsetzte. Marianne reichte ihr zögerlich das Glas. „So und nun trink dein Glas leer! Auf EX!“ forderte ihre Freundin sie auf. „Hör mal, was …“ fing Marianne auf. Julia sah sie herausfordernd an. „Trink!“ wiederholte sie mit einem scharfen Ton. Nun führte Marianne den Befehl aus. Julia sah sie ernst an und nickte. „Sehr gut.“ lobte sie. „Setz dich. Wir machen uns jetzt einen wundervollen Abend. Trinken wir darauf, dass deine Rache nun vollzogen ist.“ lächelte Julia und trank.

    Langsam ging Marianne auf Julia zu und hielt ihre Wunde mit der gesunden Hand bedeckt. Die Waffe presste Julia dem Mann immer noch an die Schläfe und der irre Ausdruck in den Augen ließ erahnen, dass sie ihren Racheplan durchführen würde. Sie wollte diesen Mann, der in ihren Augen Schuld am Schicksal von Mariannes Leben war, töten. Marianne kannte Julia schon sehr lange und wusste, dass sie ihren Entschluss durchführen würde. Niemand konnte sie aufhalten. Niemand! Die Schusswunde brannte, doch sie nahm keine Rücksicht mehr darauf. „Warum hast du mir nie gesagt, was du wirklich für mich empfindest? Wir hätten diesen Irrtum doch direkt klären können.“ gab sie von sich. Julia zuckte zusammen und sah sie etwas irritiert an. „Bitte was? Irrtum? Was für ein Irrtum?“ hakte sie nach. „Julia, ich kann dich nicht lieben. Du bist eine Frau! Genau wie ich! Ich bin nicht lesbisch.“ versuchte Marianne zu erklären. Julia schüttelte leicht den Kopf. „Was soll das heißen? Du hast doch meine Zärtlichkeiten erwidert! Du hast doch all die Streicheleinheiten genossen, oder nicht?“ Marianne nickte. „Ja, aber das heißt doch nicht, dass ich dich liebe! Ich mag dich als Freundin. Du bist die Beste, die ich mir jemals vorstellen könnte, aber deswegen heirate ich dich doch nicht. Denkst du wirklich, du kannst dir mit dem Mord an Gerkhan, meine Zuneigung erkaufen?“ hakte sie weiter nach. Sie spürte, dass Julia unschlüssig wurde und machte nun einen Schritt auf sie zu. Sie griff das Handgelenk von Julia und nahm ihr die Waffe ab. „Wenn wir ihn jetzt ins Krankenhaus bringen, können wir sagen, wir haben ihn an der Straße gefunden. Es fällt doch nicht auf. Lass ihn.“ versuchte sie weiter. Julia sah mit verhasstem Blick auf den Polizisten. „Er weiß das ich es war! Er wird mich jagen, das weiß ich!“ stieß sie aus. Marianne lächelte. „Dann musst du dich verstecken. Hau ab! Verlass Deutschland und sobald du weg bist, werde ich seine Kollegen informieren und sagen, dass ich ihn gefunden habe. Ich werde sage, dass ich nicht weiß, wo du bist.“ schlug sie nun vor.


    Semir bekam die Situation nur verschwommen mit. In seinem Körper tobten die Schmerzen, doch er entspannte sich etwas, als die Waffe von seiner Schläfe verschwand. Er hörte wie Marianne alles versuchte, um Julia von der Tat abzuhalten, doch er zweifelte daran, dass sie es wirklich schaffen würde. Julia hatte seinen Tod beschlossen und sie würde es durchsetzen, da war er sicher. Er versuchte mit Marianne Blickkontakt aufzunehmen und bemerkte, wie sie ihn musterte. „Denkst du, die Bullen würden dir glauben?“ fragte Julia. „Ich werde mir was einfallen lassen. Pack deine Sachen und ich kümmere mich um ihn damit er die Nacht übersteht.“ bat Marianne. Julia lachte leise. „Der verkraftet das schon. Denk an deinen Vater, er hat es auch alles durchmachen müssen und niemand hat ihm geholfen. Denk an diesen Mann, der zu Tode gequält wurde!“ mahnte sie ihre Freundin. Marianne nicke. „Ja, ich weiß was mein Vater durchmachen musste. Los geh ins Haus und pack deine Sachen. Ich werde seine Schnittwunde versorgen. Sag mal, hast du auf seine Kinder geschossen? Ich meine, du selbst?“ wollte sie plötzlich wissen. Wieder lachte Julia auf. Marianne zog Semir das Klebeband vom Mund und er leckte sich über die wunden Lippen. „Ich habe nicht geschossen. Zwei Idioten haben für mich die Arbeit übernommen und leider nur stümperhaft ausgeführt. Aber das ist jetzt auch egal. Seine Kinder werden nun erfahren, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. Vielleicht findet seine Frau ja einen anderen Mann, der sich dann an die Mädchen vergreift und sie dann das durchmachen, was du durchgemacht hast.“ gab Julia wirr von sich. „Bitte helfen Sie mir, Marianne! Ihre Freundin braucht Hilfe…“ erklärte Semir leise. Julia sah ihn wütend an und schlug mit der flachen Hand zu. „Halt deinen Mund! Du hast hier gar nichts zu melden!“ fauchte sie ihn an. Marianne zog sie weg und stellte sich zwischen ihr und Semir. „Lass dich doch nicht provozieren. Geh! Ich werde alles andere erledigen!“ mahnte sie zum Aufbruch und tatsächlich ging Julia. „Wir werden gleich noch Wein trinken, ja?“ wollte sie wissen, bevor sie ganz verschwand. Marianne lächelte und stimmte zu. Sie wartete bis Julia verschwand. Dann wandte sie sich Semir zu.

    Marianne sah Julia an. Sie bemerkte diesen fiebrigen Glanz in ihren Augen. „Was sagst du da?“ wollte sie von ihr wissen. Julia lachte. „Ich will dich heiraten! Ich habe doch gemerkt, dass du mich auch willst. All diese Gespräche. Du hast mich in den Arm genommen und ich habe dich getröstet. Wir sind ein perfektes Paar, aber er…“ sie wies auf Semir. „… er lässt es nicht zu. Ich habe auf ihn schießen lassen. Leider wurden er und die Kinder nur verletzt. Eigentlich sollte seine Familie sterben, damit er spürt, was du gespürt hast. Er sollte erfahren, wie man sich fühlt, wenn man allein auf der Welt ist. Wenn man das Liebste, was man hat, verliert. Ich wollte ihn an das erinnern, was er dir angetan hat. In Erinnerung an Frank Reich! Einem Mann, der mir das wunderschönste, liebenswerteste Wesen geschenkt hat, das es gibt. Dich! Marianne ich liebe dich! Ich will nicht mehr ohne dich leben. Lass uns ihn töten und dann werden wir unseren ersten Tanz auf seinem Grab machen.“ Marianne schüttelte ungläubig den Kopf. „Soll das heißen, dass ich dir die ganze Schieße zu verdanken habe? All diesen Ärger mit der Polizei? Der Stress auf der Arbeit?“ fauchte sie los. „Nein! Das hast du ihm zu verdanken! Er ist der Schuldige! Ich bin diejenige, die dir die Chance gibt, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen! Endlich glücklich zu sein! Mit mir!“ Julia wunderte sich, das Marianne sich nicht über diese Überraschung freute und ließ sich ihre Enttäuschung auch wieder anmerken. Sie wandte sich an Semir und zog den Taser hervor. „Was hast du vor?“ wollte Marianne wissen, doch Julia sagte nichts und setzte den Taser an. Marianne sah, wie er krampfte und machte einen schnellen Schritt auf Julia zu. „Hör auf!“ schrie sie verzweifelt und schlug Julia den Taser aus der Hand. Dieser flog unter das Regal, welches in der Ecke stand. Julia drehte sich um und sah sie wütend an. „Lass mich! Er hat es verdient!“ fauchte sie Marianne an und schlug zu. Sie traf Marianne so hart, dass die junge Frau zu Boden ging und ein wenig benommen liegen blieb. Als sie wieder klar war, sah sie das Julia einen alten Trommelrevolver in der Hand hielt. Sie lachte irre und drehte die Trommel. „Hier ist eine Kugel drin. Wo ist sie wohl? Was denkst du, wie oft ich abdrücken muss, bis er die Kugel im Kopf hat?“ Julia sah Marianne an und diese erkannte, dass sie handeln musste, wenn sie einen Mord verhindern wollte.


    Marianne fühlte sich über die Wange, die von dem Schlag heftig brannte. Sie saß immer noch am Boden und war über die Tat von Julia geschockt. Wie konnte diese Frau, die sie so sehr umsorgt hatte, plötzlich so ausrasten? Sie sah, wie sie dem Mann die Waffe an die Schläfe drückte. Panik war in seinem Gesicht zu sehen. „Julia, nein! Tu es nicht! Bitte, was soll das denn?“ fragte sie und lenkte ihre Freundin ab. Diese lachte leise und drückte eiskalt ab. Marianne sah, wie der Mann, der nur noch ein Häufchen Elend war, zusammenzuckte. „Oh, da hatten wir wohl noch einmal Glück gehabt. Keine Kugel drin.“ verhöhnte Julia ihn und lachte verächtlich auf. „Vielleicht die nächste Kammer?“ Sie spielte das perfide Spiel durch. Doch gerade als sie den letzten Schuss abgeben wollte, griff Marianne sie erneut an. Sie hatte den Taser gefunden und setzte ihn nun gegen ihre Freundin ein. Julia zuckte zusammen, als das Gerät auf ihrer Haut aktiviert wurde. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Fratze und mit einem sonderbaren Ton ging sie zu Boden und blieb liegen. Marianne warf den Taser weg und sah sich suchend um. Die Handfesseln von dem Mann konnte sie nur mit einer Zange lösen und die lag auf dem Tisch, der nicht weit von ihr entfernt stand. Sofort griff sie das Werkzeug und setzte an. Doch sie hatte zu viel Zeit verloren und das rächte sich sofort. Gerade als sie die Zange ansetzte, hörte sie einen Schuss und spürte im gleichen Augenblick einen Einschlag in der Schulter. Geschockt ging sie zu Boden und ihre Hand ging zur Schulter. Sie spürte die Wärme ihres eigenen Blutes. „Du wirst mich nicht davon abhalten! Er wird dafür bezahlen, dass du einen so schrecklichen Pflegevater hattest! Das dein Vater starb! Das du dafür leiden musstest, weil du seine Tochter warst! Ich bin dein Rächer! Und wenn diese Sache ausgestanden ist, dann werden wir heiraten und glücklich sein!“ drang die hysterische Stimme von Julia an ihr Ohr. Marianne glaubte nicht richtig zu hören. „Was soll das heißen? Julia! Bitte, ich brauche einen Arzt. Bitte, ich blute!“ bat sie. Ihre Freundin sah sie kurz an und nickte. „Ich werde mich gleich um dich kümmern. Aber erst wird er sterben. Das wollte ich eigentlich dir überlassen, aber scheinbar bist zu zu schwach dazu. Sieh zu! Sieh, wie er stirbt, damit wir glücklich werden können.“ Marianne schüttelte den Kopf. „Denkst du, ich könnte mit dir glücklich werden, wenn ich weiß, dass du einen Menschen umgebracht hast? Denkst du, ich will ständig auf der Flucht sein?“ fragte sie mit fester Stimme. Julia sah sie an. „Ich tue es nur für dich! Ich liebe dich und für dich werde ich alles machen. Alles, damit du glücklich wirst.“

    Ben schlug mit der Faust auf dem Tisch und Paul zuckte zusammen. „Das gibt es doch gar nicht! Wir müssen doch etwas von dieser Julia finden! Wo kann sie Semir hingebracht haben?“ Paul rieb sich die Augen. „Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass weder Staubmann noch Fringer uns dabei helfen können. Das waren nur Handlanger.“ stöhnte er. Ben nickte nachdenklich. „Das sehe ich auch so.“ Susanne kam rein. „Paul! Ben! Ich habe etwas gefunden. Julia Herbst hat eine Hütte in der Eifel! Diese Hütte liegt am Braunen Acker 63. Das ist mitten im Wald an einem See.“ Ben und Paul sprangen auf. „Von hier aus brauchen wir ungefähr 70 Minuten!“ erklärte Ben und schon rannte er raus. Paul setzte nach und sprang ins Auto, welches Ben schon startete. „Das ist mein Auto!“ maulte Paul. „Nur keine Sorge, ich habe das Autofahren in Deutschland nicht verlernt.“ gab Ben von sich und gab Gas. Im Rückspiegel konnte Paul erkennen, dass sich das von Susanne angeforderte SEK-Team anhängte. Er sah noch einmal skeptisch zu Ben, der sich auf die Fahrt konzentrierte. „Gib Gas! Wir müssen Semir da rausholen und ich habe absolut keine Lust mit einer Leiche nach Hause zu kommen.“ mahnte er. Ben nickte nur. „Diese Julia Herbst ist echt durchgeknallt. Wenn ich das jetzt richtig sehe, ist sie in Marianne verliebt und will ihr vermutlich einen Antrag machen. Semir ist ihr Verlobungsgeschenk. Aber die wird mich gleich mal kennenlernen!“ versprach er. Paul sah ihn kurz an. „Klar, dieser Reich wurde im Gefängnis zu Tode gefoltert und die Beamten haben ihm die Erste Hilfe verweigert. Da Semir Reich verhaftet hat, sieht Julia ihn als Schuldigen und auch bei dem was mit Marianne passiert ist.“ Paul sah auf den Tacho. Ben trieb den Wagen zur Hochform an. „Ich hoffe, du hast den Wagen wirklich unter Kontrolle. Wenn wir bei Tempo 200 abschmieren, dann bleibt nicht mehr viel übrig, was man beerdigen kann.“ gab er zu bedenken. „Nur keine Sorge. In Amerika ist der Highway sicher stärker genutzt als die Autobahnen hier. Außerdem haben wir doch Blaulicht. Wichtiger ist, dass wir rechtzeitig kommen!“ Paul sah ihn an und nickte dann. „Stimmt allerdings.“ Er überprüfte seine Waffe, die er sicher heute noch brauchte. Doch er wusste auch, dass es jetzt auf jede Minute ankam. Er wusste das Semirs Leben am seidenen Faden hing.


    „Ich werde dir jetzt die Augen verbinden, damit du die Spannung bis zum letzten Augenblick genießen kannst. Dreh dich um!“ forderte sie Marianne auf, als sie den Anbau erreicht hatten. Marianne führte den Befehl aus. Mit einem dunklen Tuch verband Julia ihr die Augen. „Okay, ich führe dich jetzt zu deiner Überraschung.“ erklärte Julia, griff Marianne an dem Arm. Diese machte ein paar unsichere Schritte auch wenn sie Julia vollkommen vertraute. „Achtung! Stufe und unten!“ mahnte Julia sie und Marianne trat vorsichtig eine kleine Stufe runter. „Du machst es aber verdammt spannend.“ lachte sie. „Okay, stopp! Ich muss eben die Tür öffnen. Und nicht an der Augenbinde werkeln!“ mahne Julia sie. Marianne harrte aus. Sie hörte eine Tür knarren und wurden von Julia in den Raum gedrückt. „Okay, jetzt nimm die Binde ab!“ forderte Julia auf und Marianne folgte dem Befehl. Marianne nestelte an dem Knoten und sah sich im Raum um. Ihr Blick fiel auf den Mann, der auf dem Stuhl saß, das Gesicht völlig verschwollen und sie sah das viele Blut. Marianne schlug ihre Hände vor den Mund. Die Augen hatte sie weit aufgerissen und starrte auf den gefesselten Mann. „Oh mein Gott! Was hast du getan?“ wollte sie von Julia wissen. „Ich habe ihm gezeigt, dass er seinem Schicksal nicht entkommen kann und das er für das, was er getan hat, zahlen muss. Wenn er seine Strafe bezahlt hat und deinem Vater gefolgt ist, können wir endlich glücklich sein. Wir können heiraten und eine Familie gründen.“

    Semir sah auf, als die Tür zu seinem Gefängnis geöffnet wurde. „Du kannst dich schon mal auf deinen Abgang vorbereiten. Morgen Abend ist es soweit. Morgen wird sie dich erschießen und vorher werde ich ihr meine Liebe gestehen und ihr den Antrag machen. Du bist mein Geschenk an sie. Sie wird überglücklich sein und endlich ein sorgenfreies Leben führen können, denn du wirst ihr das Glück nicht versauen! Du wirst nie wieder irgendjemanden das Leben vermiesen. Aber jetzt will ich noch einmal ein wenig Spaß haben. Ich will, dass du um dein Leben wimmerst! Ich will dich am Boden sehen, so wie er am Boden lag und um sein Leben bettelte.“ Julia Herbst sah ihn höhnisch an und am liebsten hätte er ihr die passende Antwort gegeben, doch sie schien darauf keine Lust zu haben. „Oh nein, Marianne schläft gerade und erholt sich von dem Stress, den du und dein Kollege auf sie abgeladen habt. Ich will nicht, dass du sie mit deinem Schreien weckst, das verstehst du doch, oder?“ Sie lächelte ihn an und griff in die Tasche. Nur wenig später entdeckte Semir den Schlagring, den sie sich über die Finger gestriffen hatte. Er versuchte ihr zu sagen, dass sie mit dem Wahnsinn aufhören sollte, doch sie schien für die Blicke, die er ihr zuwarf, nicht zugänglich zu sein. Semir stöhnte auf, als ihm die Faust mit dem Schlagring an der linken Wange traf. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und er spürte wie der Schlagring ihm die Wange aufriss. Blut lief heiß aus der Wunde über die Wange und an dem Hals runter. Er stöhnte auf und stieß einen erstickten Schrei aus. Dann folgte ein zweiter und ein dritter Schlag. Semir sackte zusammen und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an. „Du kannst scheinbar nicht mehr viel ertragen. Dann sollten wir Schluss machen, nicht wahr? Nicht dass du stirbst bevor sie etwas davon hat. Ich werde sie vielleicht überreden es nicht mit der Waffe zu machen, das ist viel zu schnell. Besser ein Messer, oh ja, wollen wir mal testen, ob es scharf ist?“ Julia Herbst lachte irre auf und nur wenig später spürte Semir einen Stich in der rechten Bauchseite. Julia schien genug zu haben und verließ den Raum. Als sie die Tür wieder verschlossen hatte, zerrte er mit aller Kraft, die ihm noch blieb. an den Fesseln. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen und er spürte wie das Blut aus der Stichwunde lief.


    Marianne wachte am nächsten Morgen durch den Duft des Kaffees auf, den Julia frisch zubereitet hatte. „Hey Dornröschen, aufgewacht?“ lachte sie, strich ihrer Freundin sanft über die Wange und Marianne reckte sich. „Na, geht es dir besser? Ich habe das Frühstück schon vorbereitet.“ gab Julia von sich. Marianne stand auf. „Oh man, die Tabletten haben mich echt umgehauen. Aber ich habe diesen Schlaf auch gebracht. Mir geht es jetzt richtig gut.“ „Sehr schön. Dann geh bitte mal schnell duschen und dann frühstücken wir gemeinsam.“ Marianne nickte und verschwand. Als sie wenig später am Frühstückstisch saß, sah sie nach draußen. „Was machen wir denn heute? Das Wetter ist so klasse. Wollen wir gleich noch spazieren gehen?“ schlug sie vor. Julia war einverstanden. „Und dann werden wir uns deine Überraschung vornehmen.“ stimmte sie zu. Sie gingen nach dem Frühstück um den See herum und setzten sich auch eine Weile ans Ufer. Marianne sah auf den See, der unendlich schien. „Es ist einfach herrlich hier.“ meinte sie leise. Julia hielt die ganze Zeit schon ihre Hand. „Sag mal Julia, was für eine Überraschung hast du denn nun für mich?“ versuchte Marianne wieder heraus zu finden. Julia lachte leicht. „Na dann komm, gehen wir zurück und dann darfst du sie sehen. Ich bin mir sehr sicher, dass dir das Drumherum auch gefallen wird.“ Marianne schüttelte den Kopf. „Du bist echt verrückt. Aber du bist meine beste Freundin. Danke, dass du mich dafür ausgewählt hast. Du bist so eine wunderbare Frau und wenn du in den letzten Tagen nicht so zu mir gehalten hättest, dann wäre ich sicher daran zerbrochen.“ Julia reckte sich unmerklich. Die Worte von Marianne gingen runter wie Öl. Sie brauchten eine gute Stunde, bis sie die Hütte erreicht hatten und Marianne bemerkte, dass der Weg nun zum Anbau führte. Sie lachte auf. „Du hast es wirklich gemacht? Du hast dir eine Sauna gebaut?“ wollte sie wissen. Doch Julia sah sie nur geheimnisvoll an.

    Im Krankenhaus schlug Dana am frühen Abend die Augen auf. Sie sah sich verwirrt um und bemerkte, dass jemand an ihrem Bett saß und ihre Hand hielt. Sie zog die Hand zurück, denn sie brauchte einen Augenblick um zu erkennen, wer die Person war. „Andrea?“ fragte sie mit einer sehr heiseren Stimme. „Ja, Dana. Ich bin es. Schön, dass du wieder da bist.“ Sie sah, das Andrea weinte und lächelte leicht. „Warum wieder da? Was ist denn passiert?“ wollte sie wissen. Bevor Andrea antworten konnte, kam der Arzt herein. „Frau Wegener, ich bin Dr. Wild. Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Wir werden jetzt ein paar Tests machen, um zu erfahren, wie weit Sie in Ordnung sind. Sind Sie bereit?“ Dana nickte zögerlich. Der Arzt schlug die Decke zur Seite und fing an, mit Akupunkturnadeln in ihr Bein zu stechen. Bei jedem zuckte sie zusammen. „Sehr gut, die Reflexe sind da. Spüren Sie das?“ Er strich mit dem Finger unter der Fußsohle entlang und Dana zuckte auch hier. „Sehr gut. Drücken Sie bitte meine Hand, so fest Sie können!“ forderte Dr. Wild auf. Er legte seine Hand in Danas und sie drückte zu. Der Druck war sehr schwach, doch scheinbar reichte es aus, um den Arzt zufrieden zu stimmen. „Sehr gut. Können Sie mich denn auch verstehen?“ Dana nickte leicht. „Sehr gut, Frau Wegener wissen Sie, was passiert ist?“ Dana dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Ich werde Ihnen sagen, was passiert ist. Sie sind vor einigen Tagen zu uns gekommen, weil man auf Sie geschossen hat. Die Wunde ist sehr gut verheilt und der Rest kommt noch. Die Erinnerungen daran, werden sich leider nicht ganz ausschalten lassen. Sie werden sicher bald wieder alles wissen. Wichtig ist, dass Sie auf dem Weg der Besserung sind. Schwester Doris wird Sie jetzt etwas frisch machen und dann fangen wir an, mit ein paar Bewegungen. Sie müssen jetzt wieder mobilisiert werden.“ erklärte Dr. Wild und Dana nickte leicht. „Andrea, wo ist Papa?“ fragte sie leise und sie sah, wie Andrea zum Arzt sah, der nun den Kopf schüttelte.


    Marianne und Julia aßen in der gemütlich eingerichteten Küche. „Erfahre ich heute was die Überraschung ist?“ wollte Marianne von Julia wissen. „Nein, morgen erst.“ erwiderte ihre Freundin. „Was ist es denn? Du kannst es mir doch verraten.“ bettelte sie, doch Julia lachte nur. „Nein, du wirst es erst morgen erfahren. Aber ich denke, du wirst dich riesig freuen. Aber ich muss noch ein wenig daran arbeiten.“ Marianne sah ihre Freundin an. „Ist es eigentlich Zufall, dass du ausgerechnet Morgen ausgesucht hast?“ fragte sie nun. Julia sah sie an. „Was meinst du?“ hakte sie nach. „Du weißt doch, dass morgen der Todestag meines Vaters ist, also meines leiblichen Vaters.“ „Oh das meinst du. Ja, das weiß ich natürlich. Und ich finde es ist der richtige Tag für mein Geschenk.“ Marianne stöhnt auf und ihre Hand ging zum Kopf. Julia bemerkte es. „Was ist?“ wollte sie wissen und die Sorge war deutlich zu hören. „Ich habe Kopfschmerzen.“ gab Marianne von sich. „Du, ich habe in meiner Tasche Tabletten. Nimm doch eine ein und leg dich eine Weile hin. Das wird dir sicher sehr gut tun.“ Marianne kramte in der Tasche ihrer Freundin und fand die Tabletten. Da sie ihrer Freundin vertraute, sah sie gar nicht erst auf die Packung und drückte eine der kleinen Tabs heraus. Nur wenig später fühlte sie, dass die Schmerzen nachließen. „Ich glaub, ich schlaf eine Runde. Dann geht es sicher bald besser.“ meinte sie zu Julia und legte sich tatsächlich ins Bett. Julia deckte sie zu und küsste sie sanft auf die Wange. „Schlaf ein bisschen.“ Marianne nickte und schloss die Augen. Sie spürte plötzlich eine sonderbare Veränderung in sich. Die Welt drehte sich und sie fühlte sich irgendwie leicht. Die Schmerzen waren vollkommen verschwunden und sie spürte, dass sie sehr müde wurde. Sie versuchte Julia zu fixieren. „Bist du sicher, dass es nur Aspirin war?“ wollte sie lallend wissen. Julia lache laut auf. „Nein, das waren natürlich Drogen. Was hältst du denn von mir. Natürlich war es Aspirin. Schlaf jetzt erst einmal. Ich werde die Küche aufräumen und mich noch um etwas Anderes kümmern.“ versprach Julia. Marianne nickte nur noch schwach und schon fielen ihr die Augen zu.

    Marianne und Julia kamen derweil an der Hütte in der Eifel an. Julia hielt direkt vor der Hütte und Marianne stieg aus. Zufrieden sah sie auf den See und löste das Haarband, welches ihre Haare am Hinterkopf zusammenhielt. „Es ist immer wieder herrlich hier.“ sagte sie leise. Julia stellte sich hinter ihr und umarmte sie von hinten. „Ja, hier können wir richtig abschalten und uns gemütliche Abende gönnen, bevor der ganze Stress wieder losgeht und wir wieder arbeiten müssen.“ stimmte sie zu. Sie lehnte den Kopf an Mariannes Rücken und diese lächelte leicht. „Was ich dich noch fragen wollte, gestern, als wir vor dem Kamin lagen und Wein getrunken haben. Was war danach? Irgendwie kann ich mich an nichts erinnern.“ wollte sie wissen. Julia lachte leise. „Du hast ja auch die Flasche Wein fast allein geleert. Hey, es ist alles gut. Wir hatten gestern noch sehr viel Spaß gehabt. Es war ein wundervoller Abend.“ versprach sie. Marianne nahm ihre Hand und schaute wieder auf den endlos erscheinenden See. Julia war die beste Freundin, die sie jemals bekommen konnte. Seit sie in der Klinik war, kümmerte sie sich um Marianne. Sie war immer an ihrer Seite und Marianne musste insgeheim zugeben, dass sie die Nähe von der Frau genoss. Wie oft hatte sie und Julia schon Urlaub zusammen verbracht und sich wunderbar verstanden. Julia war umsichtig und stets um sie besorgt. Julia war die einzige, die sofort spürte, wenn sie sich nicht wohl fühlte und das zeichnete eine gute Freundin aus. Diese Hütte, in der sie nun mit Julia das Wochenende verbrachte, gehörte einmal deren Mutter. Nach ihrem Tod vor fünf Jahren hatte sie diese übernommen und modernisiert. Sie erinnerte sich auch, dass die Hütte einen schönen Anbau hatte, den Julia zur Sauna umbauen wollte. Ob sie es wohl schon getan hatte? Ob das die Überraschung war, von der sie gesprochen hatte?


    Ben und Paul fuhren wieder zur PAST und setzten sich selbst an den PC, um alles über Julia Herbst herauszufinden. Der Nachmittag schritt immer weiter voran und Paul wie auch Ben spürten die Müdigkeit. „Verdammt, wir sind jetzt schon mehrfach so nah gewesen und jede Spur führt ins Nichts!“ fauchte Paul wütend. Ben sah ihn an. „Wir können leider nicht zaubern.“ Paul nickte. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Es ist einfach verhext. Diese verdammte Person war immer in Semirs Nähe! Ich habe es total vergessen. Sie hatte gehört, das Semir und ich auf dem Boot sind! Sie hat alles mitbekommen und sie konnte auch alles regeln. Der Kreis schließt sich. Die Nachrichten sind aus der Klinik ins Netz geschickt worden. Von dieser Julia Herbst! Und diese Anmerkung von der Kollegin ist jetzt auch klar. Julia ist lesbisch und in Marianne Wehner verliebt. Meinst du, dass Wehner das weiß?“ wollte Paul wissen und sah Ben an. Dieser zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung. Aber das erklärt schon mal, warum der Rächer uns immer einen Schritt voraus war. Sie wusste sehr viel. Damit ist Thilo auf jeden Fall rehabilitiert. Er hat wirklich nichts damit zu tun.“ antwortete er. Paul nickte und ging zum Fenster. „Wir müssen alles über diese Julia Herbst herausfinden. Ich bin mir sicher, dass sie Semir verschleppt hat. Nur wie soll sie es allein geschafft haben, ihn aus dem ersten Versteck rauszuholen, um ihn wer weiß wohin zu bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Semir sich so einfach von einem Ort zum anderen bringen lässt.“ Paul sah Ben fragend an. „Du vergisst, dass sie Krankenschwester ist. Sie hat die Möglichkeit an Schlafmittel zu kommen. Sie hat auf alles Zugriff. Sie kennt sicher Tricks und Kniffe, einen Mann von Semirs Gewicht zu verlegen, denn das ist ja auch ihr Job.“ mutmaßte Ben. Paul konnte ihm nur zustimmen. „Okay, die Zeit drängt! Wir müssen sie finden!“

    Andrea und Kim erreichten das Krankenhaus und saßen nur wenig später am Bett von Dana, die immer noch schlief. Andrea nahm die Hand ihrer Stieftochter und streichelte sie leicht. Tatsächlich öffnete das Mädchen die Augen, doch nur für wenige Augenblicke und dann schloss sie sie wieder. „Dana?“ fragte Andrea leise. Doch jetzt kam keine Reaktion. „Geben Sie ihr Zeit. Sie braucht ein wenig um aus dem tiefen Schlaf zu kommen. Nur weil sie zwischendurch die Augen öffnet, heißt es nicht, dass sie wach ist. Sie spürt die Veränderung aber es dauert sicher noch bis zum Nachmittag, vielleicht sogar bis zum Abend, bis sie wirklich die Augen öffnet.“ erklärte die Krankenschwester. Andrea sah sie an und nickte. „Wird sie sich an alles erinnern können?“ wollte sie besorgt wissen. „Das ist nicht so einfach zu beantworten. Am besten fragen Sie da den Arzt.“ Wieder nickte Andrea und sah auf Dana, die immer unruhiger wurde. Am Nachmittag kam der Arzt dazu und auch ihm stellte Andrea die Frage nach der Erinnerung. „Nun, es ist gut möglich, dass ihr Gehirn ein paar dieser Erinnerungen ausschaltet, um sie zu schützen. Sehen Sie, das menschliche Gehirn ist eine wunderbare Maschine, wenn Sie es so betrachten. Dinge, die nicht gut für uns sind, werden einfach ausgeblendet. Diese Erinnerungen kommen aber später wieder. Nämlich dann, wenn man sie begreifen und verarbeiten kann.“ Andrea sah den Arzt an. „Danke für diese Aufklärung. Wird sie mich denn erkennen?“ Nun holte der Arzt tief Luft. „Es kann sein, dass sie am Anfang keinen erkennt. Dennoch ist es sehr wichtig, dass Sie hier sind. Wenn es möglich ist, würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie hierbleiben würden, bis sie aufgewacht ist. Es tut dem Patienten sehr gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Auch wenn sie vermutlich den Namen vergessen haben könnte, wird sie wissen, dass sie Sie kennt.“ bat der Mediziner. Andrea sah noch einmal auf Dana und nickte dann. „Selbstverständlich.“


    Paul holte die gesehene DVD aus dem Laufwerk und stand auf. „Wo willst du hin? Wir sind noch nicht fertig!“ mahnte Ben. „Ich weiß, aber ich brauche Kaffee sonst fallen mir gleich die Augen zu.“ stöhnte der junge Polizist. Ben grinste leicht. „Den brauch ich auch.“ stimmte er zu. Nur wenig später kam Paul mit zwei gefüllten Tassen zurück. Ben startete die nächste DVD und genehmigte sich einen Schluss aus der Tasse. Paul rieb sich müde die Augen und sah wieder auf den Monitor. Sein Handy brachte ihm eine willkommene Abwechslung. „Andrea, wie geht es Dana?“ wollte er wissen und auch Ben sah kurz auf. --- „Das klingt sehr gut. Und was sagt der Arzt wegen den Erinnerungen?“ --- „Ah, interessant. Ich hoffe, dass es wirklich so ist. Andrea, wenn sie wach ist, dann sag ihr bitte nicht, was mit Semir ist. Ich denke, das ist nicht gut für sie.“ bat Paul und horchte erneut. Doch plötzlich stieß Ben ihn an. „Paul! Ich habe die Person!“ stieß er aus. „Ich melde mich wieder, Andrea!“ gab Paul über Handy durch und wartete nicht einmal die Antwort ab. Er sah gebannt auf den Monitor und Ben setzte die Cursor ein Stück zurück. „Hier! Diese Frau hat eine große Menge an Bargeld, das sie auf den Tisch legt, siehst du das? Und sie zahlt es ein! Jetzt werden wir uns mal die Aufnahmen, der anderen Perspektiven ansehen.“ murmelte Ben und nur wenig später sahen sie das Gesicht der Frau. Paul kniff die Augen zusammen. „Also ich will es nicht beschwören, aber es könnte diese Julia Herbst sein.“ stieß er plötzlich aus. Ben sah ihn an. „Und die ist in der Klinik wo Semir und seine Familie waren.“ stellte er sachlich fest. Mit einem Nicken beantwortete Paul die Ahnung von Ben. Sofort griffen sie ihre Jacken und rannten raus. Sie fuhren zum Krankenhaus und wollten Schwester Julia Herbst vernehmen, doch als sie ankamen, trafen sie nur eine Kollegin an. „Wo ist denn Frau Herbst?“ wollte Ben wissen. „Sie hat für das Wochenende frei genommen. Vielleicht verreist sie für ein paar Tage.“ gab die Kollegin von sich. „Wissen Sie wohin?“ Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid. Ich habe keinen besonderen Kontakt zu der Dame.“ Paul hörte einen ironischen Unterton. „Was meinen Sie damit?“ Er sah kurz zu Ben. „Nun, Marianne Wehner und Julia Herbst … die haben eine sehr innige Beziehung. Aber ich denke, Julia interpretiert da mehr rein, als es Marianne lieb ist.“ lächelte die Kollegin geheimnisvoll. Paul sah sie unruhig an. „Hören Sie, es interessiert mich nicht, welche sexuelle Ausrichtung Ihre Kollegin hat. Ich muss wissen, wo sie hin ist! Haben Sie eine Vermutung? Was ist mit Marianne Wehner?“ fragte er nun eindringlicher und ließ auch seine Ungeduld aus den Worten klingen. „Die wurde aufgrund von mir unbekannten Gründen beurlaubt.“ „Gott verdammt!“ fauchte Ben wütend. Sie fuhren zu Marianne Wehner nach Hause, doch auch dort öffnete niemand. Kurzerhand verschafften sie sich Zugang zur Wohnung und durchsuchten sie. Leider lief das ohne Hinweis auf den Verbleib von Marianne ab. Paul griff zum Handy und schrieb Julia Herbst und Marianne Wehner zur Fahndung aus.

    Der nächste Morgen kam und für Ben und Paul endete eine weitere Nacht ohne viel Schlaf. Sie sichteten die Videobänder und hatten nur noch fünfzehn Stück vor sich. Die Augen tränten vor Anstrengung und sie sahen sich jede Person, die an den Schaltern der Bank traten, genau an. Paul rieb sich die bereits geröteten Augen und starrte wieder auf den Monitor. „Das sind ganz schön miese Aufnahmen. Die Qualität ist grausam. Wie wollen wir denn da was erkennen?“ stöhnte er auf. Ben sah ihn nur kurz an. „Nun, wenn wir was gefunden haben, dann holen wir uns Hartmut zur Hilfe. Der wird die Bilder schon schärfer bekommen.“ gab er von sich und konzentrierte sich wieder auf den Monitor. Die Stunden vergingen, ohne dass sie etwas Interessantes sahen und Bens Magen meldete sich mit einem lauten Knurren. „Hunger?“ fragte Paul. „Den habe ich immer. Susanne wollte uns gleich was machen.“ gab Ben von sich ohne vom Monitor aufzuschauen. Tatsächlich kam die Sekretärin nur eine halbe Stunde später mit belegten Brötchen und frischem Kaffee in das Büro. „Das Krankenhaus hat angerufen. Dana steht kurz vor dem Erwachen. Frau Krüger ist zu Andrea gefahren um sie abzuholen.“ erklärte sie und stellte den Beiden alles hin. Ben sah kurz auf die Köstlichkeiten und ein Grinsen zog sich von einem Ohr zum anderen. „Muffins! Du hast echt Muffins bekommen?“ Susanne lachte auf. „Ja, mit deiner Lieblingsfüllung. Guten Appetit.“ sagte sie und verschwand wieder. Die beiden Polizisten frühstückten und nahmen sich die nächste DVD vor. „Können wir die DVDs nicht irgendwie eingrenzen?“ wollte Paul nach einer Weile wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Bei der Einzahlung ist lediglich das Datum angegeben und die Buchung. Nicht aber um wie viel Uhr die Person am Schalter war. Wir müssen uns alle ansehen. Nur keine Müdigkeit vortäuschen. Sind nicht mehr viele.“ gab er sarkastisch von sich und biss ins Brötchen.


    Auch für Semir fing der Tag an. Jetzt saß er in einem Stuhl, doch seine Bewegungsfreiheit war stark eingeschränkt. Seine Handgelenke waren mit Kabelbindern an den Armlehnen gefesselt und die Beine an den Stuhlbeinen. Die Kabelbinder schnitten tief ins Fleisch und Semir spürte seine Finger schon nicht mehr. Der Knebel war einem Klebeband gewichen. Mittlerweile wusste er, wer seine Peinigerin war. Julia Herbst, die Krankenschwester, die tagtäglich bei ihm war und die immer noch freien Zugang zu Dana hatte. Dies hatte sie auch erfolgreich als Druckmittel eingesetzt. Der Raum, in dem er sich befand hatte sich nicht geändert. Noch immer stieg ihm der Gestank von Müll in die Nase, doch das Licht hier war nicht sehr hell und so konnte er nicht allzu viel sehen. Er horchte, ob er etwas hören konnte, was ihm einen Hinweis gab, wo er sich befand, doch nichts. Draußen schien es totenstill zu sein. Dafür vernahm er allerdings Schritte, die vor der Tür seines Gefängnisses hielten. Nur kurz darauf drehte sich der Schlüssel und die Tür wurde aufgestoßen. „Du bist echt gut. Die Dosis, die ich dir verpasst habe, hätte eigentlich noch anhalten müssen. Aber egal. Morgen ist es soweit. Morgen bekommst du den Todesstoß. Und ich werde die Heldin sein.“ lachte Julia Herbst irre. Semir sah sie an. Am liebsten hätte er ihr geantwortet, doch er trug das Klebeband über dem Mund und Julia Herbst schien es nicht ändern zu wollen. Sie trat dicht vor ihn und hauchte ihn an. „Hast du Angst?“ wollte sie wissen und strich ihm mit zwei Fingern über die Wange. Semir zuckte zurück. „Weißt du, dass dich niemand retten wird? Dein Partner hat dafür gesorgt, dass meine geliebte Marianne nicht mehr arbeiten darf. Sie wurde beurlaubt, bis die Sache ausgestanden ist und sie zerbricht daran. Warum? Warum tust du ihr das an? Sie hat dir nichts getan, genau wie damals. Du hast ihr Leben zerstört! Und dafür wirst du nun die Rechnung bekommen.“ Unvermittelt schlug sie zu und Semir stöhnte auf, als die Hand in sein Gesicht klatschte. Die Wange brannte und er sah sie nur an. „Du wirst für die Sache bezahlen! Deine Kinder werden ohne dich aufwachsen, deine Tochter wird ohne dich zum Altar gehen und sie wird ihren Kindern erzählen, was du für ein toller Vater warst. Aber du wirst deine Enkelkinder nie kennenlernen.“ versprach sie. Sie griff in die Tasche und Semir sah, dass sie plötzlich einen Taser in der Hand hielt. „Jetzt werden wir noch einmal ein bisschen Spaß haben.“ Sie sah höhnisch auf das kleine Gerät. „Weißt du das man damit ihren Vater getötet hat? Sein Herz hat einfach verrückt gespielt. Du bist doch sicher härter im Nehmen, oder? Wollen wir das mal testen?“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hielt sie Semir das Gerät an den Arm. Ein starker Schmerz durchzuckte seinen Körper, sein Gesicht verzerrte sich und er stieß einen nicht identifizierbaren Laut aus, der durch das Klebeband unterdrückt wurde. „Oh, tut das weh? Er hat laut geschrien. Das sagte auf jeden Fall ein Freund von ihm. Kannst du auch schreien? Nur keine Sorge, dich hört hier keiner.“ Wieder setzte sie an und betätigte den Taser. Semir krampfte noch mehr, als beim ersten Mal.

    Marianne Wehner saß in ihrer Wohnung und starrte auf den laufenden Fernseher, ohne wirklich zu registrieren, was dort lief. Sie war so mit dem beschäftigt, was die letzten Tage passiert ist und suchte nach einem Grund. Sie war doch schon mehr als genug bestraft und immer wieder wurde sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Obwohl ihr Vater schon vor langer Zeit verstarb war er immer noch ein negativer Mittelpunkt in ihrem Leben. Sie stöhnte leise auf und sah auf das Bild, welches sie mit ihren Adoptiveltern zeigte. Es war ein Bild aus glücklicheren Tagen und sie erinnerte sich, dass es ein Picknick war, wo das Bild aufgenommen wurde. Sie waren an diesem Tag zu einem herrlichen See in Köln gefahren und hatten sich den ganzen Tag amüsiert. Ihre Adoptivmutter hatte das Foto aufgenommen und erst jetzt wurde ihr klar, dass ihr Adoptivvater schon dort sehr engen Körperkontakt gesucht hatte. Nur wenige Tage danach fing ihr Martyrium an. Von diesem Tag an, kam er jeden Abend, wenn seine Frau mit Hilfe von Schlaftabletten tief schlief, zu ihr und verging sich an ihr. Am Anfang hatte sie sich noch gewehrt, doch irgendwann schlief der Widerstand ein und sie ließ es einfach über sich ergehen. Mit 15 hatte sie dann Anzeigen erstattet, doch Walther Wehner war ein sehr angesehener Mann mit Freunden in allen Schichten. Ihre Anzeigen wurden niedergeschmettert und als Spinnerei abgetan. Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Sie nahm ihr Handy und sah, dass Julia anrief. „Hey Süße! Wie geht es dir?“ hörte sie ihre Freundin fragen. „Wie soll es mir gehen? Ich grüble den ganzen Tag nach dem Sinn dieser ganzen Scheiße! Ich finde keine Antwort. Warum passiert das? Was habe ich getan?“ stellte sie die Gegenfrage. „Oh, ich höre schon, du brauchst Abwechslung. Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende auf meine Hütte fahren? Da kannst du dich bei Spaziergängen frei entfalten und ich habe eine große Überraschung für dich.“ lachte Julia. „Das klingt gut. Was denn für eine Überraschung?“ hakte Marianne nach. „Das werde ich dir dann verraten, wenn es soweit ist. Bis dahin musst du dich leider gedulden. Also bis später. Ich komme heute Abend zu dir und wir essen gemeinsam.“ Julia beendete das Gespräch.


    Gegen Acht am Abend beendete Julia ihre Schicht und übergab an die Kollegin der Nachtschicht. Sie zog sich um und fuhr zu Marianne, die bereits mit dem Essen auf sie wartete. Marianne öffnete die Tür, als Julia davorstand. „Ich habe dich schon gesehen. Ich habe uns eine Paella gemacht. Hast du Hunger? Wie war der Dienst? Was macht Dana?“ überfiel sie Julia mit Fragen, die sie erst einmal umarmte. „1. Ja, ich habe großen Hunger. 2. Der Dienst war wie immer sehr anstrengend und 3. Dana ist in der Aufwachphase. 4. Habe ich morgen frei und dann fahren wir zur Hütte. Nur du und ich, wenn du Lust hast.“ Marianne nickte und senkte den Kopf. Julia bemerkte, dass sie traurig war und nahm sie in den Arm. „Hey, immer noch traurig wegen dem Zwangsurlaub?“ Marianne lächelte verlegen. „Ich fühle mich so schuldig obwohl ich nichts getan habe. Alles kommt wieder hoch! Mein Vater hat ein Verbrechen begangen und ich wurde dafür bestraft. Mein Adoptivvater vergewaltigt mich und ich bin schuld daran. Man schießt auf diese Familie des Polizisten und wieder bin ich diejenige, die dafür bluten muss. Das ist absolut nicht gerecht!“ sprudelte es aus ihr heraus. Julia nickte. „So sehe ich das auch. Aber es wird alles gut. Glaub mir, die Gerechtigkeit wird siegen und schon bald wirst du deinen Dienst wiederaufnehmen und wie früher lachen und tanzen.“ Marianne sah sie zweifelnd an. „Ich hoffe, du hast Recht. Lass uns essen und dann machen wir uns einen tollen Abend, ja?“ Julia lachte leise. „Natürlich meine Süße. Wir machen uns einen sehr schönen Abend, das verspreche ich dir.“ Der Ton von Julia hatte sich verändert, doch Marianne schien es nicht zu bemerken. Sie aßen und anschließend spülten sie das Geschirr. Nur eine Stunde später saßen sie im Wohnzimmer und schauten fern. Julia hatte eine Flasche Wein geöffnet und Marianne genoss die Gemütlichkeit und vor allem die Nähe ihrer besten Freundin. Sie legte sich hin, während Julia saß und Marianne legte ihren Kopf auf Julias Schoß. Immer wieder streichelte Julia über den Kopf ihrer Freundin und diese genoss die Zärtlichkeit. „Was würde ich nur ohne dich tun? Du bist die beste Freundin die man haben kann.“ gab sie von sich.