Semir sah die Gestalt an. „Sie?“ fragte er erstaunt, als er die Person nun erkannte. „Ja ich. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, als Rächer die Person zu vernichten, die meinem Glück im Wege stehen. Dich! Nur weil du noch lebst, kann sie mir nicht vertrauen, kann sie mich nicht lieben. Die Vergangenheit hängt immer noch in ihr und sie kann nicht loslassen. Ich werde ihr dabei helfen. Ich warte schon so lange ihr meine Liebe zu gestehen. Jetzt wird sie bereit sein, mir zu folgen. Jetzt wird sie zu mir kommen, denn ich mache ihr das größte Geschenk, was ich ihr geben kann. Sie kann endlich mit der Vergangenheit abschließen.“ erklärte seine Gegnerin. Semir schüttelte den Kopf. „Ist das wirklich der Grund? Denken Sie, so können Sie Marianne an sich binden? Was, wenn sie ihre Gefühle nicht mit Ihnen teilen will? Wollen Sie sie dann auch töten, so wie mich?“ hakte er nach. Sie lachte auf. „Ich weiß, dass sie mich liebt. Ich weiß es. Nur du standst unserem Glück noch im Wege. In zwei Tagen wird es vorbei sein. Dann wirst du sterben, aber nicht ich werde dir den tödlichen Stoß geben. Sie wird es tun! Und damit wird sie die Vergangenheit endlich abschütteln.“ Semir hörte den höhnischen Unterton. Er senkte den Kopf. „Denken Sie wirklich, dass Sie damit durchkommen? Sie werden nicht lange mit Marianne zusammen sein, denn meine Kollegen werden Sie bekommen.“ versprach er. Anstatt zu antworten, nahm sein Gegner eine kleine Flasche, öffnete sie und hielt sie ihn an den Mund. „Trink!“ forderte sie ihn auf, doch Semir drehte den Kopf weg. „Ich will nicht wieder einschlafen!“ stieß er aus. „Willst du, dass ich mir Dana vornehme? Ich komme ohne Weiteres an sie heran. Keiner würde irgendwas unternehmen können. Ich kenne Gifte, die sehr schnell wirken. Trink!“ wiederholte sie. Semir fügte sich, denn er hoffte, dass er so seine Tochter vor dem Tod schützen konnte. Sie hielt ihm erneut die Flasche hin und er schluckte den Inhalt runter.
Julia fuhr gegen Mittag ins Krankenhaus, um ihren Dienst anzutreten. Zunächst war eine Besprechung angesetzt, wie bei Dana Wegener weiter verfahren werden sollte. Für die Betreuung wurde sie ausgewählt, da sie das Mädchen bereits die ganze Zeit betreute und ihre Stimme Dana bekannt war. Julia wusste, dass die Kollegen der Frühschicht bereits angefangen hatten, die Narkosemittel zu verringern. Aus Erfahrung wusste sie auch, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis das Mädchen die Augen öffnete und bis dahin musste sie die Werte kontrollieren. Vor allem aber war es wichtig, dass man mit ihr sprach. Eigentlich sollten dann die Familienmitglieder bei dem Patienten zu sein, doch sie wusste, dass diese unter Schutz stand und der Vater verschwunden war. Somit fiel ihr die Aufgabe zu. Auch wenn sie genügen zu tun hatte und nun auch Mariannes Part übernehmen musste, wollte sie sich die Zeit nehmen. Der Arzt trat ein. „Julia, wenn sich etwas tut, ich bin im Arztzimmer! Rufen Sie mich bitte sofort!“ befahl der Stationsarzt und sie nickte kurz. Wieder sah sie auf die Geräte, die die Werte aufzeichneten. Bisher sah alles sehr gut aus. Julia lächelte leicht und strich Dana sanft über die Wange. „Willkommen im Leben…“ gab sie leise von sich. Sie drehte sich um und verließ den Raum, damit sie sich um die anderen Patienten kümmern konnte. In einer halben Stunde würde sie dann noch einmal zu dem Mädchen gehen und alles überprüfen. Gern hätte sie die Familie von Dana informiert, denn Familienangehörige während der Aufwachphase konnten sehr hilfreich sein, doch sie hatte keinerlei Telefonnummern. Als sie nach einer knappen halben Stunde wieder bei Dana war, hatte sich noch nichts verändert. Julia wusste, dass es manchmal Komplikationen geben konnte, wenn der Patient aufwacht, doch sie war sich sicher, dass Dana Wegener stark genug war.