Kim wartete bis Ben Jäger den Raum verlassen hatte und wandte sich dann Paul zu. „Denken Sie, dass er wirklich der echte Ben Jäger ist? Wir haben doch mittlerweile gelernt, dass die Gegner diesmal ziemlich ausgefuchst sind.“ wollte sie von ihm wissen. Paul streckte sich. „Ganz ehrlich? Ich bin etwas ratlos. Mir sind in der letzten Zeit zu viele Dinge passiert. Aber ich kann Hilfe gebrauchen und wenn er doch einer der Täter ist, dann führt er mich vielleicht zu Semir. Und wen nicht, dann könnte er mir helfen…“ versuchte er zu erklären. „Ben Jäger ist kein Polizist mehr! Er kann Ihnen nicht helfen!“ stieß Kim aus. Paul lachte leise auf. „Ich weiß, dass er kein Polizist mehr ist. Dennoch kann er uns helfen. Frau Krüger, bitte. Ich brauche jemanden, der mit mir den Fall bearbeitet und mir hilft, Semir zu finden. Außerdem hätte ich ihn dann unter Beobachtung. Bitte…“ Paul sah seine Vorgesetzte flehend an. Kim stöhnte auf. „Herr Renner, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß, dass Sie jede Hilfe brauchen können, aber Herr Jäger darf offiziell nicht ermitteln. Er ist kein Polizist mehr.“ Paul stieß wütend Luft aus. „Frau Krüger, das weiß ich! Ich weiß auch, dass es Vorschriften gibt, aber hier stimme ich Jäger zu. Es geht um Semir und da ist mir jedes Mittel Recht! Denken Sie doch mal an den Kindern von Semir. Wollen Sie ihnen die Nachricht überbringen, wenn wir ihn irgendwo tot auffinden? Nur, weil Sie sich an den Vorschriften gehalten haben? Wie würden Sie sich fühlen, wenn dann klar wird, dass wir den Tod hätten verhindern können, wenn Sie mich … uns … gelassen hätten? Es muss doch keiner erfahren und ich werde dafür sorgen, dass Herr Jäger nicht ermittelt. Er ist einfach ein stiller Berater.“ erklärte Paul und Kim sah ihn schweigend an. Ihr Schweigen dauerte eine ganze Weile und Paul hatte schon die Sorge, dass sie ablehnt. Doch dann holte sie tief Luft und nickte ergeben. „Also gut. Aber Sie übernehmen die Verantwortung für Jäger. Ich will nicht, dass er eine eigene Tour fährt. Er darf Sie begleiten und beraten, aber er wird bei keiner Vernehmung dabei sein!“ legte sie fest. Paul grinste und sprang auf. „Danke Chefin. Ich habe gewusst, dass Sie es genau wie ich sehen.“ Schon verließ er das Büro der Vorgesetzten und ging in sein eigenes, wo Ben Jäger auf dem Besucherstuhl saß und an den Fingernägeln knabberte. „Falls Sie Hunger haben, können wir jetzt was frühstücken. Ich habe einen Mordshunger und während wir essen, kann ich Sie auf den aktuellen Stand bringen.“ Ben Jäger sah ihn erstaunt an. „Die Krüger hat Ja gesagt?“ wollte er wissen und sah durch das Bürofenster auf Kim, die wohl seinen Blick bemerkte und ihn anlächelte. „Ja. Sie sieht es genau wie ich. Sie können mir beratend zur Seite stehen.“ Paul grinste breit und auch Ben Jäger lachte auf. „Na, dann sollten wir auf Du gehen. Ich bin Ben.“ Paul nickte. „Paul…“ Die Männer reichten sich die Hand. „Okay, was haben wir bisher?“ wollte Ben nun wissen. Paul brachte ihn auf den aktuellen Stand.
Ben hörte schweigend zu und nickte als Paul endete. „Okay, wenn ich es richtig verstanden habe, fing alles an Semirs 50. Geburtstag an. Er bekam Geschenke, die ihn an Tom Kranich erinnern ließen und nur wenig später steht dieser Kranich auf dem Friedhof neben ihn und schlägt ihn nieder. Semir hört noch eine Bedrohung bevor er bewusstlos wird. Kurz darauf kamen dann SMS und dieser hinterhältige Anschlag, bei dem Dana fast gestorben ist. Im Krankenhaus versucht ein falscher Arzt, der in der Mappe war, Semir aus dem Krankenhaus zu holen, was aber schief läuft, denn der türkische Hengst schlägt aus. Er kann sich wieder auf Station retten. Dann dieser Unfall. Wem hast du erzählt, dass du und Semir auf dem Schiff seid?“ wollte Ben wissen. Paul dachte nach. „Also ich habe es Semir im Krankenhaus gesagt. Andrea und die Kinder warten dabei.“ Ben nickte. „Und noch jemand?“ Paul sah ihn an. „Nein, mir fällt sonst keiner mehr ein. Und hier im Büro habe ich es Susanne erzählt. Thilo Sandberg hat es zufällig mitbekommen. Ich habe aber nicht erwähnt in welchem Hafen das Boot liegt. Das heißt aber auch, dass man wusste, wann Semir aus dem Krankenhaus entlassen wurde und das wusste das Krankenhauspersonal und auch Thilo. Man muss uns vom Krankenhaus gefolgt sein.“ gab er von sich. „Nun dann gäbe es eigentlich nur einen Mitwisser. Dieser Thilo Sandberg.“ Paul stöhnte auf und schüttelte den Kopf. „Ich hatte ihm im Verdacht, aber mittlerweile denke ich, dass er nichts damit zu tun hat.“ Ben Jäger sah ihn an. „Warum ist er wieder aus dem Täterkreis raus?“ Paul atmete tief durch. „Ich kann es dir eigentlich gar nicht sagen. Er ist noch nicht lange hier und er hat die Tochter von diesem Reich aus den Akten gefischt. Er denkt das sie dahinter steckt. Wenn er wirklich zu den Tätern gehört, dann hätte er es sicher anders gemacht.“ Ben zog die Schultern hoch. „Wirklich? Denk doch mal nach. Er lenkt den Verdacht auf diese Tochter und stellt sie als Sündenbock hin. Damit fällt er aus dem Verdächtigenkreis und kann alles nur erdenklich tun, um Semir zu entführen. Wo war er, während ihr unterwegs ward?“ Paul zog die Schultern hoch. „Das weiß ich nicht.“ Paul sah seinen neuen Partner erschrocken an. „Du meinst, der hat meine Aufmerksamkeit absichtlich auf Wehner gelenkt?“ Ben lächelte leicht und nickte. „Hat doch geklappt oder?“ Paul sah ihn an. „Man, ich war so dämlich! Ich habe die Wehner natürlich vernommen und sie hat mir Stein und Bein geschworen, damit nichts zu tun zu haben. Ich habe ihr echt geglaubt. Sie war völlig erschrocken, als wir das Haus stürmten. Dann sollten wir uns noch mal mit Thilo unterhalten!“ knurrte er und in seiner Stimme war die Wut über den neuen Kollegen deutlich zu hören. Ben hielt Paul fest, als dieser aus dem Büro stürmen wollte. „Lass ihn doch. Vielleicht ist er so einfältig und führt uns zu Semir. Wir sollten ihn beobachten.“ schlug er vor. Es klopfte. Susanne trat ein. „Paul, eben hat und die Bundespolizei vom Flughafen angerufen. Sie haben Dean Staubmann verhaftet.“ Paul und Ben sprangen auf und fuhren nur wenige Augenblicke später vom Parkplatz.