Semir hatte eine Schmerzspritze bekommen und ein leichtes Betäubungsmittel, damit die Wunde versorgt werden konnte. Jetzt hatte er die Augen geschlossen und fühlte sich, als hätte er etwas getrunken. „Hey Partner. Bist du in Ordnung?“ wollte Paul wissen, der nun an seinem Bett stand. Semir sah ihn mit einem müden Blick an. „Die Naht ist wieder aufgegangen. Der Doc hat mir eine leichte Betäubung gemacht und die Wunde geklammert. Mir geht es entsprechend.“ bat Semir leise. Paul sah ihn ernst an. Wieder schloss er die Augen. „Was ist passiert, Semir?“ drang Pauls Stimme an sein Ohr. „Ich wurde wach, weil mich jemand berührte und da stand der Kerl dann. Er sagte, wenn ich nicht mitgehe, würde er meiner Familie etwas antun. Ich wollte sie in Sicherheit wissen und bin mit ihm gegangen. Vor der Tür habe ich Jenny noch versucht einen Hinweis zu geben, aber sie hat es nicht verstanden.“ Semir schloss kurz die Augen. „Hast du Schmerzen?“ fragte Paul. „Nein, ich bin nur etwas erschöpft. Ich konnte in der Tiefgarage den Kerl in die Flucht schlagen und habe mich dann wieder in den Fahrstuhl auf die Station geschleppt.“ Paul nickte nachdenklich. „Der Doc kennt diesen Kerl nicht. Hast du ein Kennzeichen?“ Semir nickte leicht. „K-DK 43 und dann noch zwei Zahlen, aber die fallen mir nicht ein. Ich gehe davon aus, dass es geklemmt ist. Die denken an alles. Aber irgendwie muss der an seine Sachen gekommen sein. Ausweis und so…“ Paul legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Schlaf du jetzt und erholt dich.“ „Paul … bitte. Meine Familie muss in Sicherheit. Ich brauche Hilfe.“ bat er leise. Paul nickte. „Es ist alles gut. Vor Danas Zimmer sitzen zwei Beamte. Und dein Zimmer wird auch bewacht. Aber ich werde Thilo ablösen. Ich werde gleich auch mit dem Chefarzt sprechen, dass er nur noch einen Arzt und maximal zwei Krankenschwestern bei dir reindürfen. Du ruhst dich aus und vor allem schlaf. Du brauchst jetzt Zeit, damit du Gesund wirst.“ Semir nickte nur. Es kamen keine Widerworte und Paul legte seinem Partner die Hand auf die Schulter. „Wir kriegen das hin. Und du wirst ruhig bleiben und dich erholen, okay?“ Semir antwortete nicht. „Semir! Ist das angekommen?“ Erst jetzt nickte der Hauptkommissar.
Paul verließ Semirs Zimmer und wandte sich noch einmal an Jenny. „Von wem hast du die Mappe?“ Jenny sah ihn an. „Schwester Marianne hat sie mir gegeben und sie hat gesagt, dass ich dort alle Personen finde, die hier auf der Station arbeiten. Ich konnte doch nicht wissen, dass dieser Kerl nicht hier arbeitet. Ich meine, er war in der Mappe und er trug Arztkleidung und einen Ausweis der Klinik.“ versuchte Jenny ihr Handeln zu begründen. Paul nickte leicht. „Ich weiß, entschuldige, dass ich eben so ausgerastet bin. Du hast einen guten Job gemacht, weil du mich direkt informiert hast. Komm doch mal kurz.“ bat er sie und ging ein Stück vom Tisch. Thilo sah ihn etwas enttäuscht an, dass er nicht in das Gespräch eingezogen wurde. „Mir werden die Zufälle etwas zu viel. Erst lügt er Semir an, dann ist er zufällig auf der Toilette, wenn hier etwas passiert. Ich will ihn aber nicht stutzig werden lassen. Ganz klar ist, dass du jemand anderen zur Unterstützung bekommst. Thilo wird von mir mit den Ermittlungen betreut und eines kann ich dir versprechen. Sollte mir da etwas auffallen, dann wird er ein böses Erwachen haben!“ versprach Paul und der Ton in seiner Stimme ließ hören, dass er es ernst meinte. „Wenn du ihn ermitteln lässt, dann kann er seine möglichen Komplizen doch warnen!“ gab Jenny zu bedenken. „Ja ich weiß, aber dann habe ich ihn unter Kontrolle. Nur keine Sorge, mir wird da schon was einfallen. Ich werde außerdem die Krüger in meinen Verdacht einbinden.“ Jenny nickte. „Okay, wen willst du mir schicken?“ Paul dachte kurz nach. „Mark! Er ist erfahren und kann dich sehr gut unterstützen.“ Jenny nickte leicht. „Alles klar. Übrigens, bevor dieser Arzt auftauchte, hat Thilo sehr viele SMS geschrieben. Die dürften auf dem Handy sein.“ Paul nickte nachdenklich.