Die Gruppe ging immer weiter, doch egal welchen Platz sie anhand der Bilder auch identifizierten, alle waren leer. Fluchend stand Semir nun am Gleis und sah die Strecke runter. „Wenn er auf einen Zug aufgesprungen ist, dann kann er jetzt überall sein.“ knurrte er. René kam zu ihm. „Ich denke nicht, dass er mit dem Zug fährt. Der Weg hier endet gegenüber dem Hotel. Es ist gut möglich, das Rudowski sich dort versteckt. Oder aber man hat ihn dort gesehen. „Das wäre ziemlich leichtsinnig von Rudowski. Immerhin kann er sich doch denken, dass wir hinter ihm her sind.“ gab Semir nun zu bedenken. René senkte den Kopf. „Nun, da wir eh diesen Weg bis zur Straße gehen müssen, können wir dort doch einfach mal freundlich anfragen. Das kostet uns nichts.“ schlug er nun vor und Semir konnte dem nichts entgegensetzen. Sie gingen schweigend den Weg entlang, doch dann ergriff Semir wieder das Wort. „René, was meinten Sie damit, dass Sie jetzt die Aussage Ihrer Tochter verstanden haben?“ wollte er wissen. Der Drogenfahnder sah ihn an. „Bevor meine Tochter starb, sagte sie mir, dass sie ohne ihn nicht leben kann. Ich habe es aber falsch interpretiert und gedacht, sie meinte es so, weil er ihr Dealer sei. Aber ich glaube, sie hat ihn wirklich geliebt. Der einzige der Schuld an dem Tod meiner Stephanie hat, bin ich. Ich war der Grund weshalb sie weggelaufen ist. Ich habe sie aus dem Haus getrieben…“ quälte sich der Mann mit Vorwürfen. Semir sah ihn nur kurz an und wusste nicht, was er sagen sollte. Der Mann tat ihm leid. Er hatte das erlebt, was Eltern niemals erleben sollten. „Meine Mutter sagte mir immer, dass es nicht natürlich sei, wenn die Kinder vor den Eltern sterben. Aber sie sagte auch, dass es nie an einem allein liegt. Ich denke, Sie haben lediglich die Probleme durchlebt, die jedes Elternteil irgendwann erlebt. Die Pubertät ist nicht einfach. Ich habe auch eine Tochter, die gerade darin steckt. Und ich gebe es nur ungern zu, aber ich habe vor dieser Zeit verdammt viel Angst. Ich weiß nicht, wie ich ihr begegnen soll. Soll ich ihr Verbote auferlegen? Oder soll ich ihr die Freiheit lassen um die Erfahrung zu machen, dass nicht alles gut sein kann?“ gab er nun zu. René sah ihn ernst an. „Reden Sie mit ihr und vor allem respektieren Sie auch die Wünsche von ihr. Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie ich und halten sich für perfekt.“ warnte er ihn.
Sandra sah triumphierend auf den Toten, hockte sich hin und prüfte den Puls. Zufrieden stellte sie fest, dass Rudowski tot war. Kein Wunder, immerhin hatte sie ihm fünf Kugeln verpasst. Doch leider hatte sie auch eine von ihm abbekommen. Sie ging an den Oberarm vorbei und verpasste ihr einen schmerzenden Streifschuss der heftig blutete.Sie durchsuchte den Toten und fand eine größere Menge Bargeld. Mehrere Geldrollen brachte sie zu Tage und sah sie sich an. Dann zuckte sie mit den Schultern und steckte es ein. Ein kleiner Nebenverdienst von dem niemand was wissen musste, dachte sie sich und erhob sich wieder um sich umzusehen. Scheinbar hatte keiner hier im Hotel etwas bemerkt. Nun ja, für sie war es wichtig, dass der Job erledigt war und das war es. Wie immer holte sie eine kleine Hühnerfeder aus ihrer Tasche und legte sie dem Toten in die Hand. Der Gockel hat wieder zugeschlagen, dachte sie nur und setze sich wieder an den Tisch. Doch dann fiel ihr siedend heiß an, dass sie die Patronenhülsen aufsammeln musste. Doch gerade wollte sie damit anfangen, als eine Gruppe von Männern den Hof betrat. Sofort bemerkte sie die Uniformen von zweien der Männer und schaffte es gerade sich noch wieder an den Tisch zu setzen, wo sie eben noch den Kaffee genossen haben. Die Waffe steckte sie schnell in ihre Tasche. Die Jacke konnte sie nicht mehr tauschen und so musste sie hoffen, dass keiner von den Männern ihre Wunde bemerkte. Die Ankömmlinge schienen die Situation im Hof schnell zu überblicken und schon hockte sich einer von ihnen zum Wiesel und prüfte den Puls. Sie sah, wie er seine Kollegen ansah und den Kopf schüttelte. Sie sah, wie er seine Kollegen ansah und den Kopf schüttelte. Sandra grinste leicht. Wenn sie einen Job übernahm, dann erledigte sie ihn auch gründlich. Maik Rudowski alias „das Wiesel“ würde niemanden mehr etwas erzählen können. Der Mann stand wieder auf und sah sich um. Gerade rechtzeitig kam nun der Koch aus seiner Küche und sah mit weit aufgerissenen Augen auf den Toten und auch die Servicekraft kam heraus. Sandra bemerkte, dass beide geschockt waren und spielte nun ebenfalls einen geschockten Gast. Der Mann, der eben noch den Puls geprüft hatte, kam zu ihr, während ein junger blonder Mann zu der Kellnerin und dem Koch ging. Sie bewegte unbewusst den Arm und spürte sofort die Wunde. Verdammt, wenn der Bulle ihr auf die Schliche kam, dann war sie geliefert. Sie musste von hier verschwinden, aber wenn sie es jetzt tat, dann würden die Bullen sicher sehr aufmerksam werden.