Semir und Ludger Beerbaum gingen einen Schritt. Es gab auf dem Gelände der Aachener Soers ja genug Rasenfläche. „Sagen Sie, Ihr Kollege war vorhin etwas komisch, als er mir von seinem Pflegepferd erzählt hat, warum?“ „Na ja, das sollte er Ihnen besser selber sagen!“ „War es so schlimm?“ „Also gut. Sein Vater wollte ihn loswerden. Er hat Tom eine Beschäftigung gesucht und hat ihm dann ein Pflegepferd vor die Nase gesetzt. Tom hat die Zeit mit dem Pferd sehr genossen und ich glaube auch, dass es Tom gut tun würde wieder mit Pferden zu arbeiten!“ „Ich glaube auch. Wissen Sie, als mein Vater damals mir mein erstes Pferd gegeben hatte, da war ich fast immer bei meinem Pferd und habe mit ihm geredet. Man hat das Gefühl, dass es endlich jemanden gibt, der einem zuhört, auch wenn es dumm klingt, aber ich hatte immer das Gefühl, dass das Pferd meine Gefühle genau kannte. Er konnte es an meiner Haltung sehen, ob ich traurig, gut gelaunt oder wütend war. Wenn er mich dann angestupst hat, dachte ich immer, dass er mir Trost spenden wollte!“ „Das verstehe ich. Ich hatte nie etwas mit Pferden zu tun!“ „Das könnten wir ja ändern!“ „Ach Herr Beerbaum, ich glaube nicht, dass ich jemals reiten lerne. Arbeiten Sie lieber mit Tom!“
Ludger musste zugeben, dass beide Kommissare sehr nette Menschen waren, mit denen man gut reden konnte. „Ich bin mal gespannt wie das Gelände hier nachher aussieht, wenn die Hindernisse drauf stehen!“ „Es sieht toll aus. Die Blumen, die Atmosphäre. Aachen ist einfach ein Traum für jeden Pferdefan. Hier kann man gut ausreiten, hier gibt es viele schöne Turniere und vor allem viele Galoppstrecken!“ „Sagen Sie, wenn Sie mit den Pferden arbeiten, gehen Sie dann auch mal ausreiten oder machen Sie nur etwas auf dem Platz?“
„Ich gehe natürlich auch ausreiten. Es ist so, dass ein Pferd, wenn es nur im Stall steht und auf dem Platz geht, einfach die Lust verliert. Man muss dem Pferd auch etwas Abwechslung verschaffen!“ Semir nickte „Ich glaube, dass Tom einfach nicht der Wahrheit ins Auge sieht, weil sie so schmerzhaft ist!“ „Ja gut, man verbindet das natürlich! Wenn man mit Pferden eine schlechte Erfahrung gemacht hat, oder wenn man diese schlechte Erfahrung in Zusammenhang mit dem Pferd stellen kann, dann kann es wirklich schmerzlich sein!“
„Ja, das denke ich auch, aber Tom lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Ich bewundere Tom, was er ohne Hilfe aus seinem Leben gemacht hat. Er ist angesehener Hauptkommissar, hat eine eigene Wohnung, einen sehr guten Charakter und ist der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Ich weiß nicht, was ich unter diesen Umständen aus meinem Leben gemacht hätte!“ „Ja, es ist schon erstaunlich. Er scheint aber einen Dickschädel zu haben!“
„Oh ja, das hat er!!! Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann bekommt er das auch meistens durch!“ „Herr Gerkhan, ich habe da noch eine bitte!“ „Was denn?“
„Ich weiß ja nicht, aber ich habe die Angst, dass die Typen, die mich bedrohen, Marie etwas tun könnten. Ich habe ihren Eltern versprochen auf das Mädchen auf zupassen!“
„Machen Sie sich da mal keine Sorgen, wenn Tom bei ihr ist, dann kann ihr nichts passieren! Er hasst es nämlich, wenn Gewalt gegen Frauen im Spiel ist!“ „Das kann ich gut verstehen, am besten wir gehen wieder zurück zu den beiden!“ Semir nickte und beide machten sich wieder auf den Weg. Als sie um die Ecke bogen sahen sie Tom und Marie, die gerade eines der Pferde putzten. „Ach sie mal an!“ Semir sah Tom zu. Er schien wirklich in seinem Element zu sein. So vorsichtig und fürsorglich kannte er seinen Freund gar nicht, vor allem nicht mit einem Tier. Er hatte immer gedacht, dass Tom eigentlich gar nichts mit Tieren zu tun hat, doch jetzt hatte er ein ganz anderes Bild von Tom.