Lucas sah, dass sein Gefangener schlief. Er öffnete leise die Tür zum Gefängnis. In der Küche stellte er die Einkäufe hin. Er nahm die privaten Sachen von Semir mit und nahm auch die gebrauchten Handtücher raus. Er sah noch einmal zufrieden auf den Mann, den er nun schon drei Tage gefangen hielt. Wenn du hier wieder raus kommst, bist du nervlich am Boden, dachte er nur und lachte leise. Er ging wieder raus und setzte sich vor den Monitoren. Morgen, mein Freund wirst du dich wünschen zu sterben, dachte er. Kranich hat dich nicht gefunden und die ersten 24 Stunden sind fast um. Ich habe mir was ganz besonderes ausgedacht. Wir werden gemeinsam viel Spaß mit einander haben und Kranich bekommt es auf Video zu sehen. Heute war nur ein kleines Vorspiel. Morgen wirst du richtig leiden. Er lachte leise und ging zu Bett.
Tom saß gegen Mitternacht immer noch im Büro. Er rätselte über die Hinweise nach.
Liegt am Wasser, nicht am Fluss
Der Freund ist nah, nicht fern
Er konnte nichts damit anfangen. Wieso gab es keinen dritten Hinweis. Es waren nun schon drei Tage vergangen, seit Semir in Händen dieses Wahnsinnigen war. Bisher nur ein Lebenszeichen. Was wenn er schon tot ist? Tom schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verdrängen. Wenn das so wäre, dann hätte er sich nicht die Mühe gemacht, das Rätsel aufzustellen, sagte er sich. Weißhaupt wollte etwas erreichen. Aber was? Wollte er Tom zeigen, dass er Macht über ihn hatte? Wollte er ihn beweisen, dass das Gefängnis ihn nicht fertig gemacht hatte, das er nicht aufgab? Gegen eins fuhr auch Tom nach Hause.
Am nächsten Morgen wachte Semir wieder durch die Helligkeit auf. Er stand auf und sah, dass seine eigene Kleidung weg war. Er ging in die Küche, und bemerkte dass der Kühlschrank wieder voll war, Kaffee, Brot. Alles war wieder da. Okay mein Freund, dachte er du willst also spielen? Ich spiele mit. „Hey? Hörst du Arsch mich?“ fragte er in den Raum. Keine Antwort „Ich weiß das du mich hörst. Wo sind meine Sachen?“ Keine Antwort. „Wenn ich schon hier versauern soll, dann sag mir wenigstens warum?“ Es kam nichts zurück. Semir resignierte. Der Mann wollte ihn nervlich am Boden sehen. Doch er schwor sich, dass es nicht so weit kommen wird. Er ließ sich nicht fertig machen. „Dein Freund sucht nicht nach dir.“ hörte er aus dem Lautsprecher. „Du bist ihm anscheinend egal.“ Semir schüttelte den Kopf. „Mit Sicherheit nicht. Er sucht mich. Und er wird mich finden. Wenn ich dann vor dir stehe, dann wirst du es bereuen, mich hier festgehalten zu haben.“ Ein Lachen folgte. „Wir werden heute ein schönes Spiel zusammen spielen. Das heißt „Zeig deinem Freund wo du bist.“ Du wurdest per Video aufgenommen. Das schicke ich deinem Freund. Der Film wird ihn sicher gefallen.“ „Sie sind Krank.“ „Ach findest du wirklich? Soll ich dir zeigen wie krank ich wirklich bin? Stehst du auf Havy Metall-Musik?“ Semir schüttelte den Kopf. „Weißt du wie es ist stundenlang so eine Musik zu hören?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Dann mach dich darauf gefasst. Denn du wirst die nächste Stunde nichts anderes hören. Die Lautstärke ist das schönste an der Musik.“ Dann ging es los. Über die Lautsprecher kam die Musik. Sie war laut und unerträglich. Semir hielt sich die Ohren zu. Er versuchte die Lautsprecher zu ersticken. Nichts half. Er schrie, doch die Schreie wurden durch die Musik übertönt. Nach einer Stunde saß Semir am Boden und zog die Beine an. Endlich hörte die Musik auf. „Aufhören, bitte!“ flehte Semir. Er stand langsam auf und donnerte gegen die Tür. Er trat dagegen und hämmerte mit den Fäusten dagegen. „Lass mich endlich raus! Bitte. Ich will nicht mehr!“ rief er. Doch bei Lucas löste das nur Lachen aus. Er sah wie Semir langsam an der Tür runterrutschte und er sah die Tränen in den Augen. Es war soweit. Dieser Mann war fertig. Er hatte ihn geschafft.