Als Semir mit Paul zu Boden ging, stieß der junge Hauptkommissar mit dem Kopf gegen die Wand und verlor das Bewusstsein. Ein Schuss ertönte dumpf und Semir zuckte herum und sah, wie ein junger Mann, der bisher vor den Monitoren stand, getroffen zu Boden fiel. Sofort drehte er sich zu Pfeiffer um und wollte aufstehen, doch als er die Mündung der Waffe, die auf ihn gerichtet war sah, blieb er ruhig liegen und hob leicht die Hände. Er bemerkte, dass die Waffe einen Schalldämpfer trug und somit konnte niemand den eben gefallenen Schuss hören. Die Erinnerung war wieder da. Er wusste wer dort vor ihm stand. „Pfeiffer, geben Sie auf! Sie haben keine Chance hier zu entkommen!“ Doch obwohl er sehr viel Selbstsicherheit in diese Worte legte, war er nicht davon überzeugt, dass es seine erwartete Wirkung tat und die Reaktion von Pfeiffer bestätigte ihn. Der Gangster lachte leise. „Oh, ich sehe das anders, Gerkhan. Wer ist noch hier?“ fauchte er ihn an, doch Semir wusste es nicht. „Wo ist der Zeuge?“ kam die nächste Frage und genau in diesem Augenblick kam Ben aus seinem Zimmer und überblickte die Situation, doch er konnte nicht mehr reagieren. Pfeiffer richtete die Waffe auf ihn und drückte sofort ab. „NEIN!!!“ schrie Semir und riss seine Augen weit auf, als Ben zu Boden ging und reglos liegenblieb. Die Waffe von Pfeiffer wurde wieder auf ihn gerichtet und jetzt kam auch Paul wieder zu sich. Pfeiffer spannte den Hahn und zerrte Semir auf die Beine, presste die Waffe in sein Genick und sah Paul drohend an. „Spiel hier nicht den sterbenden Schwan! Aufstehen!“ fauchte der Gangster ihn an. Es klingelte an der Tür. Pfeiffer sah Paul drohend an. „Du wirst öffnen und egal wer dort ist, wegschicken! Wenn nicht, dann knall ich ihn ab, ist das klar?“ Paul sah zu Semir, der ergeben nickte. Er konnte nichts tun. Der Gangster zerrte Semir in einen der Nebenräume und hielt seiner Geisel den Mund zu. „Wenn du auch nur einen Ton von dir geben solltest, dann lege ich dich um!“ Er verstärkte den Druck und Semir stöhnte leise auf. Dass er sich auf Gegenwehr konzentrierte, schien Pfeiffer nicht zu merken und als der Griff lockerer wurde, explodierte Semir. Blitzschnell ließ er die Ellbogen zurückschnellen und traf seinen Gegner in beiden Rippenseiten. Dieser ließ die Waffe fallen und schrie auf. Semir drehte sich um und verpasste ihm einen Faustschlag in den Magen und sein Gegner ging in die Knie. Doch auch der Mann gab nicht auf und schlug nun ebenfalls zu. Er traf Semir auf den Mund. Die Lippe platzte auf und für einen kurzen Augenblick war er benommen. Sein Gegner riss das Knie hoch und traf ihn am Kinn. Semir hatte Mühe das Bewusstsein nicht zu verlieren, doch er war hart im Nehmen. Ehe er wieder klar war, bekam er von Pfeiffer einen Tritt in die Rippengegend und schrie schmerzerfüllt auf. Er segelte regelrecht durch den Raum und blieb dicht an der Heizung liegen. Pfeiffer fühlte sich schon als Sieger und machte höhnisch grinsend einen weiteren Schritt auf ihn zu. Semir wartete, bis er dicht bei ihm war und holte dann seinen Gegner mit der Beinschere von den Beinen. Unglücklicher Weise schlug dieser mit dem Kopf auf die Kommode und blieb reglos liegen. Der Polizist quälte sich auf die Beine und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung das Blut von der Lippe. „Nicht mit Semir Gerkhan…“ stieß er aus, suchte nach der Waffe und verließ den Raum. Paul sah ihn erstaunt an. „Wo ist Pfeiffer?“ wollte er wissen. „Der schläft!“ fauchte Semir und sein Blick ging zu Ben. Dieser lag in seinem Blut auf dem Boden. Tränen stiegen in Semir auf und Paul trat an seiner Seite. „Alles gut.“ sagte er nur. Langsam wandte Semir den Kopf. „Alles gut? Ben ist tot! Es kann nicht alles gut sein.“
Paul legte Semir die Hand auf die Schulter. „Vertrau mir. Es ist alles gut. Lass uns Pfeiffer zum Revier bringen und vernehmen.“ bat er und der Deutschtürke nickte traurig. Sie holten Pfeiffer aus dem Schlafzimmer als dieser gerade wieder zu sich kam. Schnell legte Paul ihm die Handschellen an. „Dann haben wir ja schon Nr. 2 im Kasten.“ grinste Paul und zog Pfeiffer auf die Beine. „Das werdet ihr büßen, ihr verdammten Bullen!“ schrie Pfeiffer wütend und zerrte an den Fesseln, die er natürlich nicht abschütteln konnte. Als sie durch das Wohnzimmer gingen, fiel Pfeiffers Blick wieder auf Ben, der nach wie vor am Boden lag. „Wenigstens ist der Zeuge nicht mehr! Jetzt wird es euch schwerfallen, Kehrbaum etwas nachzuweisen.“ verhöhnte er Semir, der ebenfalls auf Ben sah und einen Augenblick stehen blieb. Paul bemerkte, wie es in Semir aussah und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Semir! Komm! Ich erkläre es dir gleich!“ forderte Paul ihn erneut auf. Sie gingen auf die Straße und übergaben Pfeiffer an die uniformierten Kollegen, die von Jenny, die zuvor geklingelt hatte, informiert wurden. Paul wandte sich wieder an seinen Partner. „Wir fahren direkt hinterher!“ legte er fest. Semir stieg in den Dienstwagen seines Partners und ließ sich zur PAST fahren. „Wir werden Pfeiffer durch die Mangel drehen, das schwöre ich und sobald wir wieder hier sind, wirst du mir erklären, wieso du das Versteck verraten hast.“ schwor Paul doch Semir antwortete nicht. Er sah in Gedanken die Tage, die er mit Ben Dienst machte, wie er mit Ben in Urlaub fuhr, sie sich stritten und wieder versöhnten. „Ist alles gut?“ riss Pauls Stimme ihn aus den Erinnerungen. „Nein… Pfeiffer wird sicher nicht reden. Der würde eher ins Gefängnis gehen, als seinen Boss zu verraten.“ meinte er mit leiser Stimme. „Semir, es ist alles gut. Sobald wir Pfeiffer vernommen haben, wirst du alles erfahren.“ versprach Paul erneut. „Was meinst du damit? Ben ist tot! Er liegt immer noch in der Wohnung und der junge Kollege, der nichts damit zu tun hatte, auch! Zwei tote! Das sind zwei zu viel!“ schrie Semir plötzlich laut durch den Wagen, doch Paul reagierte sehr gelassen und lenkte den Wagen durch Köln. Wütend schlug Semir mit der Faust auf die Ablage vor ihm. „Scheiße! Und ich bin daran schuld!“ fauchte er.