Beiträge von Elvira

    Maik grinste leicht und senkte den Kopf. „Nun, ich habe mal nach Ben Jäger gegoogelt und interessantes gefunden. Ben Jäger ist der Sohn von diesem Baumogul Konrad Jäger. Du weißt schon, dieser alte reiche Sack, der auf fast jedem zweiten Bauschild steht. Aber das ist nicht alles, was ich herausgefunden habe. Dieser Gerkhan scheint ein sehr guter Freund von ihm zu sein und ich habe erfahren, dass Jäger, bevor er nach Amerika ausgewandert ist, Bulle bei der Autobahn war.“ berichtete er. Kehrbaum zog die Augenbrauen hoch. „Das steht alles auf seiner Seite?“ hakte er ungläubig nach. Sein Komplize lachte auf. „Nicht ganz. Aber ich habe ja auch meine Kontakte und von einem weiß ich halt, dass Gerkhan und Jäger ganz dicke sind. Sie waren Dienstpartner in der aktiven Bullenzeit von Jäger.“ endete Maik und Kehrbaum strahlte über das ganze Gesicht. „Wie geil ist das denn! Dann ist es einfach an Jäger ranzukommen. Wir schnappen uns Gerkhan und zwingen Jäger sich in unsere Hände zu begeben! Oder besser noch, wir lassen uns von Gerkhan zeigen, wo die Schutzwohnung ist.“ schlug er vor, doch Maik schüttelte den Kopf. „Die erste Variante ist nicht gut. Die Bullen würden eine Falle aufbauen. Aber die zweite Idee finde ich durchsetzbar. Allerdings wird es ziemlich hart werden, Gerkhan die Informationen zu entlocken. Der wird sich nicht durch ein paar Schläge dazu hinreißen lassen, das Versteck zu verraten.“ mahnte er. Kehrbaum nickte nachdenklich. „Okay, dann schnappen wir uns ihn und zwingen Winter dazu, ihn gegen Jäger austauschen zu lassen. Was meinst du würde Winter tun, wenn wir uns den Bullen schnappen?“ wollte er von Maik wissen und dieser zog die Schultern hoch. „Du hast Recht, die Bullen halten zusammen, wenn einer aus ihrem Haufen in Gefahr ist. Gut möglich, dass ihnen dann ein Zeuge egal ist aber es wäre auch sehr gut möglich, dass die dann alles daran setzen Gerkhan zu befreien und den Zeugen zu schützen. Wir müssten Jäger und seine Bewacher überraschen. Irgendwie müssen wir es schaffen, dass sie sich nicht wehren können.“ dachte Maik laut nach und Kehrbaum hob die Hand. „Ich habe es!“ stieß er aus und sah Maik breit grinsend an. „Und wie?“ wollte Maik wissen, doch Kehrbaum grinste nur. „Lass dich überraschen. Hol dir Krüger und Sanchez dazu und bringt mir Gerkhan! Alles andere werden wir danach besprechen aber ich kann dir versichern, dass es sehr vergnüglich wird.“


    Für Ben verging der Tag sehr langweilig. Er saß in der Schutzwohnung vor dem Fernseher oder las Zeitung oder spielte auf seiner Gitarre, die Semir ihn gebracht hatte. Doch nach dem vierten Tag hatte er die Nase voll. „Man, es ist bisher nichts passiert! Ich muss in sechs Tagen wieder zurück! Wie soll das denn gehen?“ fauchte er Paul an, der gerade zu ihm reinkam. „Schreiben Sie dem Veranstalter, dass Sie krank sind und nicht auftreten können.“ schlug er vor doch er erntete von Ben nur einen ernsten, ja fast wütenden Blick. „Sie haben keine Ahnung oder? Wissen Sie, was ich für eine Konventionalstrafe dann zahlen muss? Ich kann dann nie wieder dort auftreten! Das ist schädlich für meine Karriere!“ fauchte er wütend. Paul nickte. „Wenn Sie tot sind, ist es auch schädlich. Hören Sie Ben. Ich bin mir sicher, dass wir Kehrbaum schon sehr bald dingfest machen können und dann müssen Sie nur noch zur Gerichtsverhandlung kommen, denn Sie sind dann der Kronzeuge. Aber so lange werden Sie noch die Geduld aufbringen müssen. Glauben Sie mir, Semir und dieser Winter werden ihn sicher in weniger als sechs Tagen haben.“ versprach Paul und sah ihn freundlich an. Ben stöhnte auf. „Okay, ich vertraue Ihnen. Aber es ist verdammt langweilig. Kann ich nicht wenigstens meinen Vater besuchen gehen? Sie könnten doch auf mich aufpassen. Setzen Sie mich in eine schusssichere Limousine oder sonst was.“ bettelte er nun und Paul lächelte leicht. „Vielleicht kriegen wir das hin. Ich könnte Sie im Kofferraum schmuggeln. Jetzt mal im Ernst! Sie wissen doch wie das abläuft. Auch wenn niemand weiß wo Sie jetzt sind, können Sie sich nicht frei bewegen. Ihr Vater könnte herkommen. Genau wie Ihre Schwester. Ich könnte meine Kollegin Frau Dorn anordnen, beide abzuholen.“ schlug Paul nun vor und Ben sah ihn an. „Wirklich? Das wäre sehr gut. Ich vertraue den Leuten von der Autobahn. Das war mal meine Familie und Jenny kenne ich ja auch noch. Mit anderen Worten, ja…darauf würde ich mich einlassen. Meine Familie wird mich sicher nicht verraten.“ stimmte er nach einigen Minuten Bedenkzeit zu. Es klopfte an der Tür und Jenny trat ein. Ben stand auf. „Wow!“ staunte er, denn er hatte Jenny zuletzt als eine sehr junge Polizistin kennen gelernt und nun stand vor ihm eine schöne Frau. „Du hast dich ganz schön verändert.“ machte er ihr das Kompliment. „Danke Ben. Schön dich zu sehen. Ich habe dir ein Bild mitgebracht. Es zeigt vermutlich den Mann, den du als Jack Dalton erkannt hast. Ist er das?“ wollte sie wissen und reichte ihm das Bild.

    Auf dem Flur der PAST trat Semir auf Florian zu. Er wies auf den Verhörraum. „Das war eben nicht abgesprochen. Ich will nicht, dass Sie vom Fall abgezogen werden, aber wenn Krüger das gesehen hätte, dann würden Sie jetzt einen Einlauf bekommen.“ mahnte er, denn die Situation eben war schon sehr grenzwertig. „Der Kerl weiß doch genau, was gespielt wird.“ fauchte Florian. „Ja, das ist mir klar. Dennoch, seine Rechte sind unantastbar und wenn wir jetzt einen Ermittlungsfehler machen, dann triumphiert Kehrbaum davon.“ stellte der Deutschtürke richtig. „Ich werde mich künftig zusammenreißen. Hat er denn was gesagt?“ versprach Florian. Bevor Semir antworten konnte, klingelte sein Handy und er sah, das Ben ihn anrief. „Ben? Ist alles in Ordnung?“ fragte er sofort. „Ja, alles gut. Ich habe mich an etwas erinnert! Kennst du die Daltons?“ stellte Ben die Frage und Semir sah etwas erstaunt zu Florian. „Nein, wer ist das?“ hakte er deshalb auch nach. „Das ist eine Bande in Lucky Luke und der Typ, der am Steuer von dem Wagen saß, der mir und Michelle gefolgt ist, sah genau aus wie Jack Dalton. Das Gesicht war so extrem spitzzulaufend und kantig.“ berichtete Ben. „Okay, Jack Dalton… ich kenne diese Figur nicht oder erinnere mich nicht. Kannst du ein Phantombild erstellen?“ wollte Semir von Ben wissen. „Ja, schick mir Hartmut und du bekommst ein Superbild.“ versprach Ben. „Ist so gut wie auf den Weg zu dir.“ gab Semir zurück und beendete das Gespräch, um Hartmut den Auftrag zu geben, mit dem Laptop zu Ben zu fahren, um ein Phantombild zu erstellen. Florian sah ihn an. „Was genau ist los?“ fragte er nach. Semir steckte das Handy ein. „Ben erinnert sich an Jack Dalton.“ gab er von sich und Florian lachte leise. „Ja, den kenne ich auch. Das ist einer von der Verbrecherbande in Lucky Luke. Was hat das mit unserem Fall zu tun?“ wollte er wissen. „Er sagte, dass der Fahrer aussah wie Jack Dalton. Sagt Ihnen das was?“ hakte Semir nun nach und Florian dachte nach. „Dann brauchen Sie kein Phantombild anfertigen. Ich weiß, wer es war.“ gab der BKA-Mann von sich. „Aha!“ kam erstaunt von Semir. „Ja, Maik Pfeiffer sieht genauso aus. Er hat ein sehr kantiges spitzzulaufendes Gesicht. Ich zeige Ihnen gleich ein Bild. Dann hat Pfeiffer Michelle getötet?“ fragte er doch nun schüttelte Semir den Kopf. „Er war der Fahrer. Geschossen hat jemand anderes. Leider kann Ben sich nur an den Fahrer erinnern aber wir sollten uns Pfeiffer mal vorknüpfen. Es würde auf jeden Fall passen. Pfeiffer ist die rechte Hand von Kehrbaum und räumt unbequemes aus dem Weg.“ stellte er fest. „Die Bilder von der Karte helfen uns nicht wirklich weiter. Wir müssen warten, bis die Waffen eintreffen und können nur hoffen, das Jäger bis dahin in der Wohnung sicher ist.“ meinte er und Semir musste ihm zustimmen. „Sind die Kollegen schon informiert?“ hakte er nun nach. „Ja, ich habe den Dienststellenleiter des Zolls darüber informiert und sie werden nun jedes einlaufende Schiff eingehend prüfen.“ Semir ließ sich von Florian ein Bild von Pfeiffer zeigen. „Drucken Sie es aus und dann zeigen wir es Ben. Wenn er ganz klar sagt, dass Pfeiffer der Fahrer war, haben wir einen Grund, ihn zu verhören.“

    Maik stürmte in das Büro von Kehrbaum, der ihn kurz ansah. „Heller wurde verhaftet!“ erklärte er. „Verdammt! Der Plan hat nicht geklappt. Wir müssen Jäger aus dem Weg räumen. Mir ist egal, wie du es anstellst, aber tu was! Ist der Anwalt bereits auf dem Weg zu Heller?“ wollte Kehrbaum wissen. „Ja, er hat mich angerufen, dass er das Mandat von Heller übernimmt und er in spätestens drei Stunden wieder frei ist. Allerdings werden die Bullen mir zu unbequem und wir wissen nicht, wo Jäger versteckt ist.“ maulte Maik. „Dann finde es raus! Wo haben sie ihn gepackt?“ fragte Kehrbaum. „Zwischen Stürzelberg und Düsseldorf.“ kam sofort die Antwort. „Dann werden die ihn irgendwo zwischen diesen Städten in eine Wohnung gebracht haben. Aber da wird er mit Sicherheit überwacht werden und diese Wohnungen sind sicher.“ gab Kehrbaum nachdenklich von sich. „Okay, aber wie kommen wir an ihn ran. Das einfachste wäre, wenn uns jemand zur Wohnung führt aber das funktioniert sicher nicht auf normalem Wege.“. Maik fasste sich an sein spitzes Kinn und rieb es. „Es sei denn, wir würden ihm glaubhaft machen, dass es ein Kollege ist, der zur Wohnung will.“ ließ er seine Gedanken freien Lauf und Kehrbaum sah ihn interessiert an. „Weiter!“ forderte er seine rechte Hand auf. „Ist nur ein flüchtiger Gedanke. Ich würde auch sehr gern wissen, was die Bullen wissen. Aber wie sollen wir darankommen?“ wollte Maik wissen. Kristof sah ihn an. „Nun, ich vermute, dass Michelle diesem Jäger einiges erzählt hat. Vermutlich hatte sie mehr, als nur diese Aufzeichnung von dem Gespräch. Wir müssen uns mehr mit ihm beschäftigen. Wenn er jetzt in einer Schutzwohnung ist, kommen wir nicht an ihn ran, aber wir könnten uns Winter vorknüpfen und ihn ausquetschen.“ schlug er vor doch Maik schüttelte den Kopf. „Der Typ weiß eh schon zu viel über uns. Der wird uns gar nichts sagen! Denk mal daran, als wir ihn durch die Mangel gedreht haben. Der war verstockt und du hättest von einer Mauer mehr erfahren als von ihm. Was ist denn mit diesem Gerkhan?“ machte er den Gegenvorschlag. Kristof dachte kurz nach. „Wie kommst du denn auf den?“ wollte er wissen und sah ihn erstaunt an.

    Semir und Florian waren mittlerweile an der PAST angekommen und ließen Heller in den Verhörraum bringen. Als Semirs Handy klingelte griff er danach und meldete sich. Er hörte sich die Beschwerde von Paul an, rollte mit den Augen und sah Florian kurz an. „Okay, ich schicke dir gleich Jenny. Du kannst Martin dann nach Hause schicken aber mach ihm klar, dass er niemanden die Adresse des Hauses verraten darf! Was ist mit Ben?“ wollte er von Paul wissen. „Er kocht gerade für uns.“ gab dieser zurück und Semir lachte auf. „Oha, das konnte er damals überhaupt nicht. Aber gut, lasst es euch schmecken. Der Mann, der euch von der Straße fegen wollte, heißt Frank Heller und gehört zu den Leuten von Kehrbaum. Wir werden ihn gleich verhören.“ erklärte Semir. „Okay, pass auf, ich traue Martin wirklich zu, dass er jedem die Anschrift nennt und deshalb denke ich, kann er hier vor den Monitoren sitzen. Das schafft er und danach sollte er sich lieber zur Computerkriminalität versetzen lassen.“ schlug Paul vor und Semir war damit einverstanden. Er beendete das Gespräch und nickte Florian zu. „Dann werden wir uns Heller mal vornehmen.“ schlug er vor. „Darf ich auch rein?“ wollte Florian wissen und Semir lachte auf. „Ich sehe da keinen Grund, warum das nicht so sein sollte.“. Sie betraten den Verhörraum und Heller, der am Tisch saß, sah sie an. „Was zum Teufel wollen Sie von mir?“ fauchte er die Beiden an. „Nun da wüsste ich schon einiges. Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Nötigung und ich finde sicher noch mehr.“ drohte Semir und sah Heller ernst an. „Ich habe nichts getan! Dieser Typ hat mich ausgebremst und ich konnte den Aufprall einfach nicht mehr verhindern. Bevor ich von Ihnen verhört werde, will ich meinen Anwalt sprechen!“ gab dieser von sich. Semir nickte. „Sie bekommen gleich die Möglichkeit, ein Telefonat zu führen.“ versprach er. „Wozu? Wir haben ihn doch gesehen. Er hat den Wagen ohne jeden Grund gerammt und die Insassen damit in große Gefahr gebracht!“ fauchte Florian. Semir sah ihn an und wusste genau, was sein Kollege für ein Spiel spielte. Böser Bulle, guter Bulle. Er nickte. „Ja, du hast Recht aber dennoch hat er als Verdächtiger Rechte, die wir einhalten müssen.“ ermahnte er ihn. Florian warf eine Akte auf den Tisch. „Bisher haben Sie nur kleinere Delikte auf dem Kerbholz. Aber Entführung oder gar Mord ist schon eine Nummer größer. Sie können Ihre Situation lediglich verbessern.“ meinte er und beugte sich vor.

    Frank Heller legte die Arme auf den Tisch und sah den Hauptkommissar an. „Hören Sie, ich weiß, dass ich ein Fehler gemacht habe. Aber es ist doch niemandem etwas passiert. Wenn der Penner im Auto das Tempo nicht reduziert hätte, wäre gar nichts gewesen. Der hat mich ausgebremst.“ beschwor er eindringlich. Gerkhan nickte. „Wir wissen, dass Sie zu Kehrbaum gehören. Wir wissen auch, dass sie bereits seit dem Krankenhaus hinter dem Wagen her waren. Warum? Was wollten Sie von den Leuten? Sollten Sie den Zeugen zu Kehrbaum bringen?“ fragte er weiter. Heller lehnte sich zurück. „Ich habe keine Ahnung von was Sie sprechen. Sie haben doch gar keine Handhabe. Ich sage nichts ohne meinen Anwalt.“. Heller verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Was ist mit meinem Telefonat?“ wollte er wissen und Gerkhan reichte ihm das Handy. Doch nun war es Heller, der auflachte. „Darf ich mein eigenes benutzen?“ fragte er mit süffisanter Stimme. „Nur zu!“ munterte Gerkhan ihn auf und Heller wählte seinen Anwalt an. Nachdem er seinem Gesprächspartner über die aktuelle Sachlage informiert hatte, beendete Heller das Gespräch und sah Gerkhan an. „Mein Anwalt rät mir, nichts mehr zu sagen. Und alles, was ich bisher gesagt habe, widerrufe ich.“ verkündete er. „Pass mal auf du verdammter Spinner! Ich weiß, dass du den Zeugen beseitigen wolltest! Und wenn du wirklich was für dich tun willst, dann hilf uns Kehrbaum zur Strecke zu bringen!“ fauchte Florian, der bisher weiterhin ruhig geblieben war und packte Heller am Kragen. „Florian! Jetzt ist gut! Geh bitte raus. Ich mach es allein.“ forderte Gerkhan seinen Kollegen auf, der tatsächlich den Raum verließ. Als die Tür sich wieder geschlossen hatte, setzte Gerkhan sich Heller gegenüber und sah ihn an. „Nun, egal was Sie wissen. Für den gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr werden Sie erst einmal einwandern.“ legte er fest. Gerkhan stand auf und ging zur Tür dann drehte er sich noch einmal um. „Wollen Sie mir nicht doch etwas erzählen?“ fragte er und Heller schüttelte den Kopf. „Gut, dann warten Sie in der Zelle bis Ihr Anwalt hier ist.“ Gerkhan rief einen uniformierten Kollegen dazu und ließ Heller abführen.

    „Cobra 11 an Zentrale! Wir sind auf dem Weg zur Schutzwohnung! Werden durch einen schwarzen Kastenwagen verfolgt. Kennzeichen: D – FR 109. Befinden uns jetzt auf der B9 in Höhe von Wahler Burg in Richtung Düsseldorf!“ hörte Semir über Funk. Er und Florian kamen gerade vom BKA zurück, wo dieser mit der Anzeige von Kehrbaum konfrontiert wurde. Der Vorgesetzte von Florian ermahnte ihn doch Semir erklärte, dass alles im Rahmen blieb und ganz so ablief wie er und der Kollege vom BKA es sich vorgestellt hatten. „Bringen Sie den Kerl endlich hinter Gitter!“ war der Befehl des Vorgesetzten von Florian und die Hauptkommissare stimmten ihm zu. „Hier Semir! Wir sind ganz in der Nähe!“ gab Semir durch, schaltete Blaulicht und Sirene an und trat das Pedal durch. Der BMW schnurrte zufrieden. Nach wenigen Minuten hatten sie die Bundesstraße erreicht. „Paul, wir sind jetzt in Höhe Udesheim! Wo seid ihr?“ wollte Semir wissen und wartete auf die Meldung von seinem Freund und Partner. „Wir sind jetzt Stürzelberg!“ gab Paul zur Antwort. „Okay, wir sind gleich auf der Höhe von ihm. Halt dich dann bitte fest!“ forderte Semir Florian auf, der sich sofort am Griff festhielt. „Da ist er!“ schrie Semir, griff die Handbremse und riss das Lenkrad herum. Der BMW drehte sich auf der Stelle, als der Kastenwagen ihn passiert hatte und legte eine saubere 180iger hin. Nun war der Kastenwagen zwischen ihm und Paul. „Florian, versuch ihm die Reifen wegzuschießen!“ bat Semir und schon lehnte der Kollege vom BKA sich aus dem Fenster, zielte auf den Kastenwagen und traf direkt. Der Fahrer des Kastenwagens verlor die Kontrolle über den Wagen und schlingerte heftig. Dann legte sich der Wagen auf die Seite. „Okay Paul! Wir kümmern uns um die Insassen. Bring du Ben in die Schutzwohnung!“ befahl Semir über Funk, stoppte den Wagen direkt vor dem, auf der Seite liegenden Kastenwagen und Florian sprang genau wie er raus, um die Personen aus den Wagen zu holen. Sie öffneten die hinteren Türen und stellten fest, dass es nur eine Person gab, die im verunfallten Wagen bewusstlos lag. Sie zogen ihn heraus und Semir durchsuchte ihn sofort. „Frank Heller! Das ist einer von Kehrbaums Männer!“ stieß er aus und Florian nickte nur. „Auf die Geschichte bin ich gespannt.“ knurrte Semir, packte den Fahrer und stieß ihn unsanft gegen den Wagen. Mit schnellen Handgriffen war der Mann mit Handschellen gefesselt. Heller kam wieder zu sich und sah Semir verwirrt an. „Hast du was zu deiner Verteidigung zu sagen?“ knurrte er ihn an. „Ich habe nichts getan!“ kam von dem Mann. „Ja, das höre ich nicht zum ersten Mal.“ antwortete Semir und verfrachtete den Mann in den BMW. „Sie sind festgenommen! Ich mache Sie darauf aufmerksam …“ rappelte Florian die Belehrung runter und ließ dann die Tür zuschnappen.

    Paul hielt seinen Wagen vor der Schutzwohnung an und stieg aus. Er ließ Ben raus und hielt die Hand auf. „Die Waffe bitte!“ forderte er freundlich. Ben nickte und reichte sie ihm. „Sorry, aber ich lasse mich ungern erschießen und der junge Kollege dort, scheint noch nicht reif für einen solchen Dienst zu sein. Schicken Sie den noch mal auf die Schulbank.“ schlug der Exkommissar vor und Paul musste ihm Recht geben. Sein junger Kollege stieg nun auch aus und übergab sich vor dem Auto. Paul schüttelte tadelnd den Kopf und betrat mit Ben zusammen die Schutzwohnung. „Ihr Raum ist links. Die Fenster können Sie ruhig öffnen, denn es ist Gitter davor, aber bitte stellen Sie sich nicht direkt in die Schusslinie!“ forderte er Ben auf, der leicht grinste. Paul wies Martin an, die Monitore einzuschalten und sich davor zu setzen. Davon schien der Junge wenigstens etwas zu verstehen. „Ich würde vorschlagen, dass du, wenn das hier vorbei ist, dich bei der Internetabteilung bewirbst, denn dass du noch mal zum Schutz einer Person abgestellt wirst, kann ich mir kaum vorstellen. Mein Bericht wird entsprechend ausfallen.“ verkündete Paul, der ziemlich wütend auf den jungen Kollegen war. „Ich weiß, dass es nicht gut war, aber das war mein erstes Mal und… ich hatte …“ stammelte er. „Angst? Dann gebe ich dir einen guten Rat. Lass dich in eine andere Abteilung versetzen, denn das ist das Tagesgeschäft bei uns. Wenn Ben nicht gewesen wäre, dann hätte man uns erschossen!“ fauchte Paul wütend und Ben legte ihm die Hand auf die Schulter. „Noch ist doch gar nicht klar, dass die auch Waffen hatten. Die wollten mich vermutlich nur entführen und zu diesem Kehrbaum bringen.“ versuchte er die Situation zu beruhigen. „Das ist nicht sicher! Ich rufe Semir gleich an und frage nach. Sie könnten sich ja auch nützlich machen. Wenn Sie kochen können, dann stellen Sie sich in die Küche und zaubern etwas. Der Kühlschrank ist voll!“ knurrte Paul. Ben lachte auf. „Ich kann kochen, die Frage ist, ob Sie das auch essen.“ gab er zurück. „Kann nicht schlimmer sein, als Semirs Kochkünste. Ich ruf ihn mal an.“ Paul zog sein Handy hervor und wählte Semir an. „Ja, ich bin es. Wir sind in der Schutzwohnung angekommen. Schick mir aber bitte einen erfahrenen Kollegen. Mit Martin kannst du hier nichts anfangen. Bin schon froh, wenn er sich nicht in die Hose macht.“ forderte Paul von seinem Partner.

    Paul fuhr zu der von Florian angegebenen Adresse und wurde von einer jungen Frau empfangen. Erstaunt sah er sie an. „Wer sind Sie?“ wollte er sofort wissen. „Miranda Laufer vom BKA. Und mit wem habe ich die Ehre?“. Paul zog seinen Ausweis aus der Tasche und hielt ihr diesen vor die Nase. „Renner, Kripo Autobahn. Florian Winter hat mir die Anschrift gegeben, da diese Wohnung als Schutzwohnung für einen Zeugen dienen soll.“ erklärte er und die junge Frau nickte. „Dann kommen Sie doch rein.“. Sie gab die Tür frei und Paul drückte sich an ihr vorbei. Ihm fiel auf, dass die Fenster alle vergittert waren, was es Eindringlingen unmöglich machte, in die Wohnung zu kommen und das war für ihn ein Pluspunkt. „Wir haben hier insgesamt drei Zimmer und ein Durchgangszimmer. Küche, Bad alles vorhanden.“ erklärte Miranda Laufer. Sie zeigte ihm jeden Raum und Paul war zufrieden. Die Wohnung war modern eingerichtet und der Durchgangsraum diente als Überwachungs-zentrale. „Jeder Raum ist videoüberwacht und die Fenster sind, wie Sie ja sehen können, vergittert. Die nächste Nachbarschaft ist mehr als 1 km entfernt.“. Paul nickte. „Sehr gut. Dann werden wir unseren Zeugen hier unterbringen. Mit wem muss ich Kontakt aufnehmen?“ wollte er nun von Miranda wissen. Sie lächelte leicht. „Mit mir. Ich werde alles vormerken. Hier sind die Schlüssel.“. Sie reichte ihm die Schlüssel und verließ das Haus. Paul sah sich noch einmal den Raum an, in dem Ben Jäger für einen kurzen Zeitraum wohnen würde. Direkt hinter der Tür stand das große Bett und am Fenster eine kleine Sitzgruppe, die zum Verweilen einlud. Von diesem Raum aus, konnte man direkt in ein Badezimmer gehen, welches ohne Fenster war. Neben einer Dusche war hier auch eine große Badewanne angebracht. Die Toilette war in einem weiteren separatem Raum, der auch von dem Zwischenraum abging. Er griff zum Handy und wählte Semir an, der sich nach nur wenigen Sekunden meldete. „Die Wohnung ist perfekt. Die Fenster sind vergittert, die nächste Nachbarschaft ca. 1 km entfernt. Alle Räume sind videoüberwacht. Ich denke, Ben ist hier sicher.“ versprach er. „Sehr gut. Dann komm zurück zur PAST.“ befahl sein Freund und Partner. Paul steckte das Handy ein und verließ die Schutzwohnung. Er sah sich noch einmal auf der Straße um. Die Wohnung lag ziemlich weit draußen aber er hielt sie auf jeden Fall für wesentlich besser, als die, die er zuvor gesehen hatte. Er fuhr zur PAST zurück, wo Semir ihn auf den aktuellen Stand brachte.

    Der nächste Morgen kam und Ben war bereits vollständig angezogen, als Paul bei ihm auftauchte. „Sie sind ja schon bereit.“ staunte der junge Mann und Ben nickte. „Aber sowas von. Ich muss hier raus!“ stimmte er zu und griff mit dem unverletzten Arm seine kleine Tasche. Als sie den Wagen erreicht hatten, bemerkte Ben einen jungen uniformierten Polizisten, der sich so unauffällig umsah, dass es schon auffällig war. „Macht er das zum ersten Mal?“ wollte er von Paul wissen und dieser nickte. „Ja, er ist zum ersten Mal als Personenschützer eingesetzt. Meine Kollegin sollte es erst machen, aber sie hat noch einen Termin und wird später zu uns stoßen.“ erklärte Paul weiter. Ben stieg hinten ein und schnallte sich vorbildlich an, während Paul und sein Kollege sich auf die vorderen Sitze fallen ließen. Die Fahrt ging los und Paul sah ständig in den Rückspiegel. Nach wenigen Minuten bemerkte er einen Wagen, der nun schon seit dem Krankenhaus hinter ihm war. „Wir werden verfolgt. Ein dunkler Kastenwagen mit Düsseldorfer Kennzeichen. Gib es mal durch und lass dir den Halter geben.“ forderte Paul seinen Kollegen auf, der umgehend zum Mikro griff. „D – FR 109“ hängte Paul an, da der Kollege nicht einmal nach der Kombination fragte. Auch Ben drehte sich um. „Wenn Sie mir eine Waffe geben, dann kann ich bei meiner Bewachung helfen.“ schlug er vor, doch Paul schüttelte den Kopf. „Ich denke, solange wir in der Stadt sind, wird nichts passieren. Aber wir müssen noch ein ganzes Stück auf der Landstraße fahren. Dort werden die sicher zuschlagen.“ mutmaßte er. „Müssen wir denn über die Landstraße?“ wollte der Kollege nun wissen. „Ja, müssen wir. Aber keine Sorge. Wir sind zu dritt und können das schaffen.“. Paul lächelte zuversichtlich. Nach guten zehn Minuten Fahrt kamen sie auf die Landstraße und tatsächlich versuchte der Kastenwagen nun dichter aufzuschließen. Da Paul nicht wusste, ob die Insassen des Wagens bewaffnet waren, sah er Ben durch den Rückspiegel an. „Ben, gehen Sie in Deckung! Legen Sie sich auf den Sitz und rühren sich nicht!“ forderte er ihn auf. Der Kastenwagen schloss nun auf und rammte den Dienstwagen von Paul. Es gab einen Ruck, doch davon ließ der junge Kommissar sich nicht beirren. „Geben Sie mir verdammt nochmal Ihre Waffe!“ fauchte Ben nun. „Martin, könntest du jetzt mal was machen?“ wandte Paul sich an seinen Begleiter, doch der hockte nur ängstlich zusammengezogen auf dem Beifahrersitz. Wieder rumste es und der Wagen machte einen Satz nach vorn. „MARTIN!!“ schrie Paul. Plötzlich bemerkte er, dass jemand ihm die Waffe aus dem Holster zog. „HEY!!!“ stieß er aus und sah kurz in den Rückspiegel. „Ich schütze mich dann mal selbst!“ knurrte Ben, schlug kurzerhand die Heckscheibe kaputt und gab zwei gezielte Schüsse auf den Verfolger ab.

    Kristof Kehrbaum ging zu Maik zurück, der ihn fragend ansah. „Das war unser Freund Winter vom BKA und er hat etwas sehr Interessantes getan. Er hat mich angegriffen und angeschrien. Ich hätte Michelle getötet und sie ihm weggenommen. Der war vollkommen fertig wegen dem Tod der Kleinen. Da frage ich mich doch, warum er solche Gefühle hegt. Ich denke, da ist mehr als bisher vermutet. Du hattest mit deinem Verdacht Recht. Sie war ein Bulle und sie schien mit diesem Winter sehr vertraut zu sein. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Tränen in den Augen hatte.“ berichtete er und Maik nickte wissend. „Ich wusste, dass dieses Miststück ein Geheimnis hat. Dann hat sie doch das Gespräch aufgezeichnet und vermutlich haben die Bullen sich das schon angehört.“ mutmaßte er und nun stimmte Kehrbaum seinem Komplizen zu. „Ja und noch was. Er war nicht allein. Ein gewisser Gerkhan von der Kripo Autobahn hat mir von einem Zeugen berichtet. Ich denke mal, dass er diesen Jäger meint. Und der scheint gesungen zu haben. Die wussten vom Streit mit Michelle. Und wer weiß, was die noch wissen. Wir wissen nicht, was Michelle diesem Kerl erzählt hat. Was mir Gerkhan aber auch klargemacht hat ist, dass er sich nicht so einfach in die Schranken weisen lässt. Die werden diesen Jäger mit Sicherheit ins Schutzprogramm aufnehmen und ihn rund um die Uhr bewachen. Wenn er erst einmal aus dem Krankenhaus kommt, dann ist er für uns nicht mehr erreichbar! Lass dir was einfallen!“ fauchte er. Maik nickte leicht. „Ich werde mir was überlegen, aber solange er im Krankenhaus liegt, können wir nicht an ihn ran. Aber irgendwann wird er ja auch entlassen und dann können wir ihn packen. Heller wird ihm folgen, wenn er das Krankenhaus verlässt und sagt uns dann Bescheid.“ schlug er vor. „Wir haben den Vorteil, dass die Bullen nicht wissen, wann wir den Deal durchziehen. Sie kennen vermutlich den Übergabeort, aber den haben wir jetzt ja geändert. Die Waffen kommen am 9. und Mironov wartet auf unseren Anruf. Um das Geschäft werde ich mich kümmern, du wirst dich mit dem Zeugen beschäftigen.“ legte Kehrbaum fest. „Denkst du, die Bullen lassen sich so einfach ruhigstellen?“ wollte Maik nun wissen. Kehrbaum zog die Schultern hoch. „Egal wie du es anstellst. Ich will nicht, dass die Bullen mir das Geschäft versauen! Bevor das Geschäft mit Mironov über die Bühne geht, muss der Zeuge verschwinden!“ mahnte er. Maik sah ihn prüfend an. „Hast du so eine Angst vor diesem Winter? Was kann der schon wissen? Der ist doch eine arme Socke.“. Sein Boss nickte leicht. „Der macht mir keine Sorgen. Dieser Gerkhan ist es. Der kann uns verdammt gefährlich werden.“ mahnte Kehrbaum und zündete sich eine Zigarre an, an der er genüsslich zog und den Rauch inhalierte.


    Der Mann vor Ben lächelte. „Ich bin der Physiotherapeut. Martin Ringstein ist mein Name.“ stellte er sich vor. „Ah, und Sie sollen jetzt Bewegung in meinen Arm bringen? Ist es dafür nicht noch zu früh? Ich meine, ich bin erst seit zwei Tagen hier und die Wunde ist ja noch recht frisch.“ setzte Ben nun dagegen und erntete ein erneutes Lachen. „Nicht ganz. Ich soll Ihnen, da Sie ja nicht warten können einige Bewegungen zeigen, die Sie zunächst mit dem gesunden Arm machen sollen. In einer Woche dürfen Sie dann den verletzten Arm bewegen.“ erklärte der Therapeut und Ben nickte. „Gut, das sollte ja funktionieren.“ stimmte er zu und ließ sich einige Übungen zeigen. „Das Beste wäre, wenn Sie einen kleinen Knautschball hätten. Den drücken Sie dann mit der Hand zusammen und spannen so auch die Muskulatur im Arm an. Aber nicht zu viel auf einmal! Maximal zehn Minuten am Stück und dann mindestens drei Stunden Pause. Danach noch einmal zehn Minuten. Die nächste Übung ist die Spannung der Schulterblätter. Dazu breiten Sie die Arme aus und lassen sie kreisen. Möglichst weit nach außen.“ Ringstein machte die Übungen vor und Ben merkte sich alles. Dann fing er an, die Bewegungen mit dem gesunden Arm zu üben. „Okay, das krieg ich auf jeden Fall hin.“ versprach er. „Sehr schön. Hier habe ich noch ein paar Zeichnungen, dann sehen Sie die einzelnen Übungen und führen Sie richtig aus. Aber denken Sie an die Pausen. Sie können nichts erzwingen.“ mahnte der Therapeut und verabschiedete sich wieder. Ben sah sich die Übungen an und führte sie erneut durch, als Ringstein den Raum verlassen hatte. Nach einigen Minuten zog er den verletzten Arm aus der Schlinge und versuchte die Bewegungen damit zu machen. Doch nach wenigen Minuten ließ er es sein, denn die Schmerzen wurden extrem und er stöhnte auf. Schnell legte er wieder die Schlinge an und legte sich hin. Sein verletzter Arm pochte wild und die Schmerzen waren kaum auszuhalten, doch er klingelte nicht nach der Schwester, denn wenn jetzt jemand kam, dann wurde seine Entlassung morgen auch verlegt und so hielt er für eine weitere Stunde die Schmerzen aus. Als das Mittagessen gebracht wurde, bemerkte die Schwester allerdings, dass etwas nicht stimmte. „Herr Jäger? Sie brauchen mich gar nicht so unschuldig anzusehen. Sie haben Schmerzen, nicht wahr?“ Ben nickte ergeben. „Ich habe wohl eine falsche Bewegung gemacht. Haben Sie was gegen die Schmerzen da?“ wollte er nun wissen und die Schwester nickte lächelnd.

    Semir sah Florian nach und wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. Er sah Kehrbaum an. „Ich entschuldige mich für das Verhalten von meinem Kollegen.“ erklärte er. „Das ist auch notwendig. Ich werde mir dennoch die Option erhalten, Anzeige gegen ihn zu schalten.“ gab Kehrbaum von sich. „Das ist natürlich Ihr Recht. Herr Kehrbaum, Michelle Kastner ist gestern bei einem tödlichen Unfall verstorben. Kannten Sie sie näher?“ fragte Gerkhan nun und Kehrbaum nickte. „Ja, sie war meine Freundin.“ bestätigte der Verbrecher nun. „Aha, und was ist gestern passiert?“ Kehrbaum sah ihn an. „Lassen Sie uns doch ins Büro gehen. Im Sitzen spricht es sich besser.“ schlug er vor und wies auf eine Tür hinter Semir. Dieser lächelte leicht und trat ein Stück zur Seite. „Nach Ihnen.“. Kehrbaum ging an ihn vorbei und öffnete die Tür. „Bitte, nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee vielleicht?“ bot er an, doch Semir lehnte ab. „Wir waren gestern am Flughafen und haben auf einen guten Bekannten gewartet. Michelle war gestern ziemlich … wie soll ich sagen … zickig. Ja, das ist das richtige Wort. Sie schien ihre Tage gehabt zu haben. Nichts konnte man ihr Recht machen.“ berichtete Kehrbaum. Semir sah ihn ernst an. „Hatten Sie Streit?“ fragte er weiter. „Streit? Nun ja, Streit würde ich es nun nicht nennen. Wie kommen Sie denn darauf?“ Kehrbaum schien tatsächlich überrascht. „Wir haben eine Zeugenaussage, dass Sie Michelle eine Ohrfeige verpasst haben. Das ist der Zeuge, der dann von Ihnen und Ihrem Komplizen auf der Autobahn verfolgt wurde.“ berichtete Semir. „Ach, und wer bitte ist der Zeuge? Ich war nicht auf der Autobahn. Er muss sich irren!“ legte Kehrbaum fest und Semir grinste. „Er? Ich sagte nicht, dass der Zeuge ein Mann ist, oder? Woher wollen Sie das denn wissen, wenn Sie nicht auf der Autobahn waren?“ fragte er weiter und lehnte sich zurück. Kehrbaum stand auf. „Herr Gerkhan, ich ziehe es vor, keine Fragen mehr zu beantworten. Wenn Sie noch mehr Dinge wissen wollen, dann laden Sie mich ganz offiziell vor und ich werde mit meinem Anwalt zur Dienststelle kommen!“ entschloss er und Semir stand auf. „Michelle starb an einer Kugel. Sie wird gerade untersucht und dann wissen wir genau, aus welcher Waffe sie abgefeuert wurde. Ich werde diese Informationen entsprechend werten und Sie werden von mir hören, wenn ich noch etwas von Ihnen zu wissen wünsche. Sagen Sie, hatte Michelle außer Ihnen noch ein paar Feinde?“ Kehrbaum sah ihn an. „Michelle hatte gar keine Feinde. Auch mich nicht. Herr Gerkhan, ich gebe Ihnen einen guten Rat. Unterlassen Sie diese Unterstellungen, denn das kann sehr übel für Sie enden.“ mahnte er ihn. Semir sah ihn mit leicht zugekniffenen Augen an. „Wollen Sie mir drohen, Herr Kehrbaum? Dann gebe ich Ihnen auch einen guten Rat. Hören Sie auf damit, denn, wenn ich mich festbeiße, werden Sie mich nicht mehr los.“ versprach Semir und verließ das Haus des Mannes.

    Florian sah auf, als Semir wieder ins Auto stieg. Er grinste leicht. „War das gut?“ wollte er von ihm wissen und Semir kniff ein Auge zu. „Ja, ich habe es dir direkt abgenommen. Kehrbaum hat mir gesagt, dass er eine Anzeige gegen dich schalten wird und wenn dein Vorgesetzter nicht genau Bescheid wüsste wie meiner, würdest du von dem Fall wegen persönlichen Differenzen abgezogen werden.“ gab er von sich. Florian lachte auf. „Ja, das ist wohl wahr. Weißt du… Richard Weise ist nicht nur mein Vorgesetzter. Er ist mein Freund und engster Vertrauter. Und das war er auch für Michelle. Da Kehrbaum nun weiß, dass sie tot ist, wird für ihn klar sein, dass es nur einer erzählt haben kann. Dein Freund Ben. Damit wird er jetzt auf jeden Fall alles daransetzen, dass Ben nicht mehr vor Gericht gegen ihn aussagen kann.“ antwortete der BKA Mann. Semir nickte. „Ja und wir können jetzt mit Sicherheit damit rechnen, dass Kehrbaums Männer sich an seine Fersen heften wird, sobald er aus dem Krankenhaus ist. Wir müssen sehr gut auf ihn aufpassen.“ dachte er laut nach. Sein Handy klingelte und er sah, dass Paul anrief. „Paul! Was gibt es?“ fragte er und machte den Lautsprecher an. „Ich bin an der Wohnung. Bist du sicher, dass das eine Schutzwohnung ist?“ wollte sein Partner wissen. „Wenn du an der richtigen Adresse bist, dann schon. Hoppegartener Straße 9.“ gab Semir zurück. „Ja, das ist korrekt. Aber Semir, die Wohnung ist alles andere als eine Schutzwohnung. So ein Loch habe ich selten gesehen. Hier im Haus sind mehrere Flüchtlingsfamilien mit Kindern untergebracht. Hier kannst du Ben kaum unterbringen.“ berichtete Paul und Florian stieß Semir an. „Ich weiß noch eine andere Wohnung. Sie liegt etwas außerhalb, aber auf jeden Fall gibt es keine Nachbarn.“ warf er ein. „Wo genau ist die?“ wollte Semir nun wissen. „In der Hiobstrasse 18 in Düsseldorf.“ antwortete Florian und Semir gab die Adresse an Paul weiter. „Sieh dir die Wohnung an!“ forderte Semir seinen Partner auf. „Wie ist das mit Kehrbaum gelaufen?“ fragte Paul nun und Semir klärte ihn auf. „Sehr gut, dann können wir die nächsten Stunden ja mit Action rechnen.“ Semir sah Florian an und stöhnte auf. „Freu dich lieber nicht darauf. Okay, gib mir Bescheid wie die Wohnung in Düsseldorf aussieht.“ bat er Paul und beendete das Gespräch.

    Paul lachte auf. „Den Satz hast du auch schon zu mir gesagt. Nach all dem, was du mir über Ben erzählt hast, frage ich mich nur, ob er sich an diese Anweisung hält.“ Semir nickte nachdenklich. „Ich hoffe es. Bisher wissen wir nicht wirklich viel von Kehrbaum und seinen Leuten. Nur das, was in der Akte steht und das ist ziemlich vage. Aber so, wie ich Kehrbaum einschätze, wird er sich von niemanden das Geschäft versauen lassen. Okay Paul, Ben wird morgen entlassen, das heißt das du dich noch mal in der Schutzwohnung umschaust und alles vorbereitest. Jeder Raum wird genau wie das Haus via Kamera überwacht. Wir machen ein Klingelzeichen aus, damit es keine Missverständnisse gibt. Dreimal schnell und zweimal kurz…“ legte der Deutschtürke fest und Paul nickte. „Okay, ich würde vorschlagen, dass Jenny mit mir die Bewachung von Ben macht. Ich meine, zwei Leute sollten doch besser sein, als nur einer, oder?“ Semir grinste breit. „Da sehe ich kein Problem drin, denn ich denke, dass du den klaren Kopf behältst und wenn nicht, dann wird Jenny es tun. Okay, Florian und ich fahren jetzt zu Kehrbaum und werden ihm die Nachricht überbringen und ihm auch sagen, dass es einen Zeugen gibt. Was er sicher schon weiß, denn seine Leute haben ihm sicher schon berichtet.“ erklärte er und stand auf. Er reckte sich ausgiebig und man hörte die Knochen knacken. „Okay Florian, ich würde sagen, wir werden nun ganz offensichtlich gegen Kehrbaum agieren. Kennt der Mann Sie?“ wandte er sich an dem BKA-Mann. „Ja, ich habe ihn schon mehrfach auf die Dienststelle zitiert. Und immer ist er direkt mit seinem Anwalt aufgetaucht, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Warum fragen Sie?“ Semir grinste leicht. „Wir wissen, dass Michelle bei ihm gemeldet war und wir untersuchen diesen Fall ja schließlich. Also müssen wir ihn befragen.“ gab er von sich. Paul stöhnte leise auf. „Ich versteh schon. Ich mach die ganze Arbeit und ihr kutschiert durch die Gegend. Lasst euch nur nicht von Kehrbaum fressen.“ mahnte er und lachte auf. Auch Semir lachte, doch er wurde schnell ernst. „Paul, ihr werdet morgen sehr vorsichtig sein müssen. Ich bin mir sicher, dass Kehrbaum versuchen wird, Ben zu beseitigen. Wenn es nicht im Krankenhaus geht, dann sicher in der Schutzwohnung oder aber auf den Weg dahin. Du hast Florian ja gehört, er hat immer wieder versucht Kehrbaum an den Karren zu pissen, nur hat sein Anwalt immer wieder eine Möglichkeit gefunden, ihn frei zu bekommen. Das wird ihm nicht noch einmal passieren.“ versprach er und Paul murrte etwas, stimmte dann jedoch zu. Semir verschwand mit Florian.

    Kristof Kehrbaum saß am Frühstückstisch, als Maik hereinkam. „Und?“ wollte er sofort von ihm wissen und wies ihn mit einem Kopfnicken auf, sich zu setzen. „Ich war gestern Abend im Krankenhaus und habe mich umgesehen. Vor dem Zimmer von Jäger sitzen zwei Polizisten und damit ist klar, dass er bereits einiges erzählen konnte. Leider konnte ich nicht zu ihm, denn die durchsuchen die Leute, die zu Jäger reinwollen. Irgendwas ist da faul. Dieser Typ wird besser bewacht als Fort Knox!“ berichtete Maik. Kehrbaum nickte nachdenklich. „Also müssen wir ihn auf jeden Fall beseitigen. Er wird mit Sicherheit als Kronzeuge in einem Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Das heißt auch, dass wir nicht an ihn rankommen, wenn er entlassen wird. Außer wenn wir wüssten wo man ihn versteckt. Wir müssen ihn irgendwie aus dem Weg räumen.“ mahnte Kehrbaum eindringlich. Maik griff zur Kaffeekanne und füllte sich eine Tasse. „Ich habe Frank vor dem Krankenhaus gelassen. Er wird dem Kerl folgen, wenn er aus der Klinik entlassen wird.“ meinte er und Kehrbaum sah ihn an. „Okay, sobald Frank dann weiß, wo der Kerl ist, werden wir ihn beseitigen. Was ist mit Mironov?“ hakte der Waffenhändler nach. „Er lässt sich auf keine Terminverschiebung ein. Die Waffen müssen am 28. übergeben werden. Ich konnte allerdings den Ort ändern. Es werden nun die Ruinen von Niehl sein. Sie liegen direkt an der A57 und wir können schnell abhauen, sollten die Bullen dort aufkreuzen. Mironov war zwar nicht erbaut davon, aber er meinte, dass er derzeit das Gefühl hat, beobachtet zu werden. Er kann nicht ausschließen, dass die Bullen ihn im Visier haben. Nach seinen Informationen soll es wohl das BKA sein, was ihn auf dem Kicker hat. Er will die Waffen auf jeden Fall haben.“ erklärte Maik weiter und nahm sich ein Brötchen. Kehrbaum nickte nachdenklich. „Also gut. Sobald das Problem mit diesem Jäger vorbei ist, bereite den Deal vor.“ befahl er. Maik nickte. Es klingelte an der Tür und nur wenig später trat die Hausdame von Kehrbaum an den Tisch. „Da sind zwei Herren von der Polizei.“ erklärte sie leise. Kehrbaum legte die Serviette auf den Tisch und stand auf. „Bleib du hier!“ befahl er Maik und verließ den Essraum. In der Diele standen zwei Männer von denen er einen kannte. „Herr Winter, wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen. Was kann ich diesmal gegen Sie tun?“ wollte er mit einem süffisanten Ton wissen. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Das ist mein Kollege Gerkhan von der Kripo Autobahn. Kennen Sie Michelle Kastner?“ fragte der Polizist und Kehrbaum grinste. „Ja, die Dame kenne ich flüchtig.“ bestätigte er. „Flüchtig? Sie kennen Ihre Mitbewohnerin nur flüchtig? Wissen Sie, dass sie gestern ermordet wurde?“ fragte Winter nun und die Stimme hörte sich sehr gepresst an. Kehrbaum lachte auf. „Wollen Sie mich diesmal wegen Mord verhaften?“ wollte er nun wissen und Winter fing regelrecht an zu zittern. „Du hast sie umgebracht! Du verdammtes Schwein!!! Du hast sie mir weggenommen!!!“ schrie er plötzlich und griff Kehrbaum an, der versuchte, sich von dem wütenden Mann zu befreien. „Winter!!“ rief Gerkhan dazwischen und hielt Winter fest und löste die Fäuste von ihm, die sich im Revers von Kehrbaum gekrallt hatten. „Dieser Mistkerl hat sie umgebracht! Sie hat ihm nichts getan! Sie war unschuldig…“ fauchte er und fing tatsächlich an zu weinen. „Geh raus und warte dort auf mich… bitte.“. redete Gerkhan auf Winter ein, der nickte und den Flur verließ. Kehrbaum zog seine Krawatte zurecht und schüttelte tadelnd den Kopf.

    „Was sagt denn Ihr Freund zu unserem Plan?“ hakte Florian nach und Semir sah ihn an. „Er ist einverstanden und will uns helfen. Sein Eifer besteht vor allem darin, dass er wissen will, warum Michelle sterben musste. Als ich ihm sagte, dass sie eine Polizistin war, sah er erschrocken aus. Das heißt, Michelle hat ihm nichts gesagt und ich vermute, dass sie ihn damit schützen wollte. Leider weiß er nicht mehr alles aber es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich an Dinge erinnert. Im besten Fall hat er die Männer ja auch gesehen und kann sie beschreiben. Sehen Sie, Ben war bis vor sieben Jahren selbst noch Polizist. Er war mein Partner hier und hat den Dienst wegen der Liebe zur Musik quittiert und ist in die Staaten ausgewandert, wo er sehr erfolgreich ist.“ erklärte Semir dem BKA-Mann. Dieser lächelte leicht. „Das heißt aber auch, dass er, wenn es notwendig wäre, sich wehren könnte. Hat er eine Waffe?“ fragte er nun und Semir schüttelte energisch den Kopf. „Er ist offiziell kein Polizist mehr und somit darf er keine Waffe in der Öffentlichkeit tragen! Außerdem müssen wir Kehrbaum im Glauben lassen, dass Ben ein ganz normaler Mensch ist, der leider in eine blöde Situation geriet. Wenn Kehrbaum erfährt, das Ben mal zu unserem Verein gehört hat dann…“ erklärte Semir deutlich. Paul atmete tief durch. „… würde das nicht viel ändern. Für Kehrbaum ist es mit Sicherheit egal, ob Ben mal Bulle war oder nicht. Für ihn ist er ein Zeuge und nur tote Zeugen sind ungefährliche Zeugen.“ beendete er den Satz. Sein Partner sah ihn an und nickte. „Ja, leider. Deshalb müssen wir sehr gut auf ihn aufpassen. Ben war schon lange nicht mehr in einem Kampf verwickelt und wer rastet der rostet. Ich weiß nicht, wie weit er noch die Selbstverteidigung beherrscht.“ gab er zu bedenken. Paul lachte leise. „Glaub mir, wenn er wirklich in den Staaten lebt, dann hat er mindestens einmal die Woche die Chance sich zu verteidigen. Da herrschen andere Gesetze. Als ich in Florida mal surfen war, da habe ich…“ erzählte er und Semir hob die Hand. „Okay, dann kann er das vielleicht noch. Für mich ist es wichtig, das ihm nichts passiert. Und damit ich sicher sein kann, dass es so ist, wirst du ihn bei ihm bleiben, sobald er in der Schutzwohnung ist!“ legte er fest und sah seinen Partner an, der sich nun aufsetzte. „Bitte was? Wieso denn ich?“ hakte er nach. Semir grinste leicht und wollte gerade antworten, als sein Handy klingelte.

    „Ja!“ hörte Ben die Stimme seines Expartners und Freundes. „Hallo Semir, ich bin es.“ antwortete er. „Ben! Schön, dass du dich meldest. Hast du schon die Uhrzeit, wann wir dich abholen können?“ wollte sein Freund wissen. „Werde erst morgen entlassen. Der Doc meint, ich solle mich noch ausruhen. Schon wegen der Gehirnerschütterung. Du kennst dieses ganze Blabla ja. Aber er würde sich auf morgen einlassen.“ erklärte er. „Das ist gut und ich sehe es auch so. Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu scherzen. Okay, Paul wird dich morgen abholen und dann in die Schutzwohnung bringen. Er wird die ganze Zeit bei dir bleiben und du wirst nichts unternehmen!“ legte Semir fest. „Okay, verstanden. Kommst du nachher noch mal her?“ bat Ben ihn. „Ja, ich komme später noch mal zu dir und Ben, auch wenn Paul noch sehr jung ist, ist er nicht einfach zu überwältigen. Du wirst keine Alleingänge machen, ist das klar?“ wiederholte Semir und Ben grinste. „Nur keine Sorge, meine aktive Zeit als Bulle und Draufgänger ist vorbei. Ich lebe viel bewusster.“ versprach er und beendete das Gespräch. Er legte sein Handy auf den Tisch und nahm noch mal die Zeitung in die Hand, die er sicher schon zum dritten Mal anfing zu lesen. Doch auch jetzt konnte er sich nicht darauf konzentrieren, denn er erinnerte sich daran, dass er durch den Rückspiegel den Fahrer des Fahrzeugs gesehen hatte, welches ihn und Michelle jagte. Er schloss die Augen und versuchte das Bild, welches sich gerade zeigte, zu halten und sich den Mann zu merken. Das erste, an das er sich erinnerte, war dieses kantige, ja regelrecht hartwirkende Gesicht. Es lief fast spitz zu und erinnerte ihn an die Daltons in „Lucky Luke“. Dieser Mann hatte sehr kurz geschnittene Haare. Die Augen … wie waren die Augen? Doch wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nicht erinnern. Die Kopfschmerzen breiteten sich aus und er atmete tief durch. Die Türe zu seinem Zimmer öffnete sich und er die Augen. Er fixierte eine männliche Person, die nun sein Zimmer betrat. „Herr Jäger?“ wollte der Mann wissen und Ben nickte und spannte sich. Er ballte seine Faust und spannte sich. Er war bereit sich zur Wehr zu setzen, wenn es notwendig war. „Wer sind Sie?“ fragte er deshalb.

    Semirs Handy klingelte und er meldete sich mit einem kurzen und knappen „Ja?“. „Ich bin es,“ verkündete Hartmut am anderen Ende. „Hast du noch was gefunden?“ wollte Semir nun wissen und legte sein Handy auf den Tisch. Er drückte die Lautsprechertaste, damit alle mithören konnten. „Okay, Winter und Paul hören mit. Schieß los!“. „Ja, also neben der Aufnahme, die du ja schon gehört hast, habe ich ein paar Bilder knacken können. Keine Ahnung, warum die mit einem Code gesichert waren. Auf den Bildern kannst du etliche Waffen sehen. Von der Kalaschnikow bis zu Panzerfäusten ist alles vorhanden.“ berichtete Hartmut und die drei Polizisten sahen sich an. „Spiel mir nochmal die Aufzeichnung ab!“ forderte Semir und nur wenig später hörten sie über den Lautsprecher Aufnahme: …werden am Rastplatz "Wilde Heide" übergeben. Mironov ist dabei und ich werde reich sein. Kümmere dich um die Waffen! Ich will alles hier haben, was der Russe bestellt hat.- Aufnahme ende. Die Bilder schicke ich dir per Mail oder besser, hast du bereits bekommen.“ endete Hartmut. „Danke Hartmut, gute Arbeit.“ bedankte sich Semir und beendete das Gespräch. Er sah Florian an. „Haben Sie die Stimme erkannt?“. Der BKA-Mann nickte. „Das war Kehrbaum. Eindeutig, aber da ist nur der Übergabeort genannt worden. Keine Uhrzeit oder ein Datum.“ antwortete er enttäuscht. „Was ist das für eine Karte gewesen?“ hängte er fragend an. „Ich war, wie eben gesagt, gestern Abend noch bei Ben und der hat in seiner Hosentasche diese Karte gefunden. Er sagt ganz klar, dass es nicht seine ist, was die Aufnahme ja wohl auch bestätigt. Sie gehörte Michelle.“ erklärte der türkische Hauptkommissar. „Okay, das heißt, dass es schon bald einen Deal gibt. Wir wissen wo, aber wir wissen nicht wann.“ warf Paul ein. Semir nickte. „Das stimmt nicht ganz. Ich habe mir von Hartmut einen Ausdruck von einem Bild geben lassen, was einen Kalender zeigt. Hier steht zum einen am 09.04., „Waffen kommen über Düsseldorf Hafen. Der 09.04. ist in drei Tagen. Das heißt, dass Kehrbaum eine neue Lieferung bekommt. Wir sollten die Kollegen von Düsseldorf darüber informieren, damit wir uns die Waffen krallen können!“ legte Semir fest und erntete zustimmendes Nicken. „Ein weiterer Termin ist der 28.04. Treffen mit Mironov! Das ist dann wohl der Übergabetermin für die Waffen.“ erklärte Semir weiter. Florian hob die Hand. „Gott! Sie hat tatsächlich Beweise gefunden. Ich vermute, dass Kehrbaum ihr auf die Schliche gekommen ist und sie deshalb gejagt hat.“ mutmaßte er. „Okay, weiß er denn schon, dass Michelle tot ist?“ wandte Paul sich nun an Florian und der schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht außer, wenn jemand von euch ihm die Nachricht überbracht hat.“. Semir stand auf, ging in das Großraumbüro und kam nach wenigen Minuten zurück. „Bisher wurde die Nachricht noch nicht überbracht. Ich würde sagen, das ist unser Part. Und wir sollten das auf jeden Fall jetzt machen“. Er sah Florian an und dieser nickte.

    Auch bei Ben begann der Tag. Die Schwester führte die typischen Aufgaben aus, die jeden Morgen im Krankenhaus durchgeführt wurden. Blutdruck messen, Fieber messen, Puls zählen und Betten machen. „Wann werde ich denn entlassen?“ wollte er von der Schwester wissen, als sie fertig war und sie sah ihn tadelnd an. „Sind wir denn so böse zu Ihnen, dass Sie es so eilig haben?“ wollte sie wissen und legte den Kopf etwas schief. Ben schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Aber ich würde gern meine Besuche durchführen und ich muss nächste Woche wieder in die Staaten fliegen, weil dann mein nächster Auftritt ist.“ erklärte er ruhig. Die Schwester sah ihn erstaunt an. „Was machen Sie denn in den Staaten? Sind Sie Magier? Schauspieler? Musiker?“ fragte sie lächelnd. „Musiker. Ich singe und nun ja, in Amerika muss ich eine gehörige Strafe zahlen, wenn ich nicht auftrete.“ gab er nun zu. „Dann würde ich sagen, Sie fragen den Arzt während der Visite.“ schlug sie nun vor und Ben war zufrieden. Er ging ins Bad und machte sich frisch. Als er fertig war, sah er aus dem Fenster. Die Sonne kroch aus ihrem Bett und es schien ein schöner Tag zu werden. Er setzte sich an den Tisch und nahm die Zeitung, die ihm die Schwester mitgebracht hatte. Schnell überflog er die Schlagzeilen und sah auch das Bild von Michelle auf der Titelseite. „Tödlicher Unfall nach illegalem Autorennen! Die Polizei sieht machtlos zu.“ lautete die Überschrift. Ben las den Text und schüttelte nur den Kopf. Die Tatsachen wurden von den Reportern natürlich nicht korrekt dargestellt. Sie schrieben tatsächlich nur von dem Autorennen und das die Polizei nichts tat. Man schrieb Mutmaßungen, wie der Unfall von Statten ging. Keiner von denen war vor Ort und hatte gesehen, was passiert ist, aber das kannte er ja zu genüge. Hauptsache die Auflagenzahl stimmte und die Zeitung wurde verkauft. Nur wenig später kam das Frühstück und heute hatte Ben schon mehr Hunger und genoss die Brötchen, den Kaffee und auch den Joghurt. Nur eine Stunde später wurde das Tablett herausgeholt und er musste auf die Visite warten. Nach einer weiteren Stunde trat der Chefarzt und seine Helfer ein. „Guten Morgen Herr Jäger, wie geht es uns heute?“ wollte der Mann wissen und sah sich sofort die Wunde an der Schulter an. „Mir geht es sehr gut. Doc, ich würde heute gern gehen. Ich habe noch jede Menge Termine und nächste Woche muss ich zurück in die Staaten.“ erklärte Ben nun dem Arzt. Dieser nickte kurz. „Nun, ich würde vorschlagen, dass Sie sich heute noch einmal ausruhen und morgen dann entlassen werden. Heute ist es noch zu früh.“ legte der Mediziner fest und Ben fügte sich dem. „Also gut, aber morgen auf jeden Fall. Ich muss meine Freunde und meine Familie besuchen und dann geht es zurück. Ich habe nächste Woche noch einen Auftritt.“ Wieder nickte der Arzt. „Schwester Angie hat es mir bereits erzählt. Ob das mit Ihrem Auftritt etwas wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber die Wunde heilt sehr gut.“ lächelte er und ließ durch die Schwester einen neuen Verband anlegen.

    Hallo Niki,

    in der Vergangenheit gab es viele Gemeinschaftsstorys, doch leider ist diese Art Geschichte schreiben mit der Zeit verloren gegangen und jeder schreibt für sich. Dazu zähle auch ich mich, denn ich mag es lieber, wenn nur meine Gedanken in Geschichten reifen, als sich auf Gedanken von anderen einzulassen. Aber jeder der möchte, darf sich gern daran beteiligen. Du kannst es also versuchen eine Gemeinschaftsstory zu starten und dann warten, bis sich da was tut.

    Gruß
    Elvira

    Am nächsten Morgen fuhr Semir zunächst zur KTU um die Speicherkarte an Hartmut zu geben, damit er die Daten darauf sichern konnte. „Du bist ja ganz schön früh auf den Beinen.“ staunte der Techniker. „Morgen Hartmut. Hör mal, Ben hat diese Speicherkarte gefunden. Seine ist es nicht und ich vermute, dass es die Karte von der toten Frau ist. Ich muss unbedingt wissen, was darauf ist!“ forderte Semir und Hartmut griff nach der kleinen Karte. „Dann würde ich sagen, wir schauen mal rein.“ schlug der Techniker vor und schob die Karte in das Fach am Laptop. „So, hier ist es…“ verkündete er und öffnete die Datei. Semir sah auf den Bildschirm und sah sich das an, was auf der Karte war. „Spiel mal die Datei ab!“ forderte er von Hartmut, der es sofort tat. Sie hörten das Gespräch, was Michelle aufgenommen hatte. Semir nickte nachdenklich. „Und was sind das für andere Dateien?“ wollte er von Hartmut wissen, der die nächste Datei öffnete. „Das sind Bilder.“ erklärte der Techniker und Semir nickte. „Okay, was beinhalten die?“ fragte er ohne Hartmut anzusehen. „Schauen wir mal.“ kam zum Vorschlag und schon wurde die erste Datei geöffnet. „Sieh mal! Das ist ein Bild von einem Kalender. Und da stehen auch Termine drin. 18.04. Treffen mit Mironov! Das ist ja in drei Wochen!“ las Hartmut vor. Semir nickte. „Okay, und da steht am 09.04. Waffen kommen über Düsseldorf Hafen… Druck mir das mal aus!“ forderte der Hauptkommissar von dem Techniker. Nur wenig später hielt er die Blätter in der Hand und wollte sich noch die anderen Daten zeigen lassen, doch die waren mit einem Zugriffscode gesichert. „Das dauert dann etwas. Ich rufe dich an, wenn ich die Daten geknackt habe.“ versprach Hartmut und Semir nickte. Er verließ die KTU, um Paul und Winter auf den aktuellen Stand zu bringen. Als er die PAST erreichte, waren die Beiden bereits im Büro. „Morgen, habe ich mich etwas verspätet. Ben hat noch was gefunden. Habt ihr auch was?“ fragte er, doch Paul schüttelte den Kopf. „Nein. Florian hat uns die Akten zur Einsicht freigegeben. Da sind ganz schöne Kaliber drunter.“ erklärte sein Partner und Semir ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er sah Florian an und bemerkte die dicken Augenringe. „Sind Sie in Ordnung?“ fragte er. Florian nickte leicht. „Klar, es ist nur sehr seltsam, wenn man weiß, dass die geliebte Frau nie wieder neben einem liegen wird. Dass man keine Kinder bekommen wird von einer wundervollen Frau und…“ gab er schwermütig von sich. Semir konnte dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen.

    Er senkte den Kopf. „Wissen Sie Florian, wenn man sich damit auseinandersetzt, dann hat man zunächst das Gefühl in ein unendlich tiefes Loch zu fallen. Aber wenn man gute Freunde hat, dann kann man auch das überwinden. Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, dann sind wir da.“ versprach er. Florian nickte dankbar. „Danke für die freundlichen Worte. Wir sollten uns aber jetzt erstmal die Kandidaten ansehen.“ lenkte er von sich ab und nickte Paul zu. „Zunächst ist da der Kopf der Bande, Kristof Kehrbaum. Der Mann ist seit frühester Jugend bereits kriminell und hat die Hälfte seines Lebens hinter Gitter gesessen. Von Diebstahl bis zum Mord ist alles vertreten. Kehrbaum ist 48 Jahre alt und verwitwet. Seine Frau kam bei einem Autounfall ums Leben. Kollegen von mir haben dahinter einen Mord gesehen, mit dem sich Kehrbaum möglichst unbeschadet aus der Ehe befreite. Dafür sind leider keine Beweise vorzulegen.“ endete Florian und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Semir las auf dem Bildschirm mit. „Seine Adresse ist noch aktuell. Michelle wohnte bei ihm?“ wollte er wissen und der junge Kollege vom BKA nickte. „Seine rechte Hand ist Maik Pfeiffer. Wenn Kehrbaum jemand für eine Drecksarbeit sucht, dann ist Pfeiffer sein Ansprechpartner. Und dann gibt es noch einen dritten im Bunde. Das ist Frank Heller. Er ist der Jüngste im Bunde und eher ein Mitläufer als vollwertiges Bandenmitglied. Der Rest sind einfach nur Befehlsempfänger, die allerdings auch einiges auf dem Kerbholz haben.“ endete der Bericht. Semir sah kurz zu Paul. „Und wer ist der Kunde von diesem Kehrbaum?“. „Das dürfte nach dem was mir Michelle vor drei Wochen erzählte, Oscar Mironov sein. Mironov ist aus Exjugoslawien und war dort eine lange Zeit Mitglied der jugoslawischen Volksarmee. Nach dem Zerfall von Jugoslawien hat er seine Beziehungen zu diversen militanten Gruppen spielen lassen und in der ganzen Welt Kontakt aufgenommen um Waffen, die er aus dem Lager der Volksarmee gestohlen hatte, zu verkaufen. Er hat seinen Sitz nach Deutschland verlegt. Leider ist uns nicht bekannt wo genau er diesen hat.“ Florian Winter senkte seinen Kopf. „Nun, das werden wir dann sicher bald herausfinden. Okay, ich war gestern noch bei Ben und habe ihn instruiert. Heute Morgen hat mich Markus, das ist einer der Beamten vor seiner Tür, informiert das gestern Abend ein Mann noch auf der Station gewesen ist, der von der Stationsschwester erwischt und des Hauses verwiesen wurde. Leider konnte er kein Foto machen. Ich vermute aber, dass es einer der Leute von Kehrbaum war.“ endete nun auch Semir.

    Mein Staffelfazit für diese Frühjahrsstaffel ist sehr schnell geschrieben.


    Für mich war die beste Folge „Die blinde Zeugin“ denn das war eine sehr bodenständige ernsthafte Folge ohne jeglichen Klamauk und zeigt, dass man auch anders kann.


    Danach ist für mich eindeutig die Folge „Autohacker“ eine sehr gute Folge. Auch wenn es sicher übertrieben war, wie man dieses Auto jetzt gehackt hat. Sie gefiel mir, sie war ernst und die Story war in meinen Augen sehr gut.


    Als dritte Folge „Kein Entkommen“ Auch hier war der notwendige Ernst, den ich in den Folgen die danach aufgelistet sind, vermisse. Ich habe auch wenn es klar war, das Semir nicht sterben würde, gefiebert und war von der Folge in der Tat gefesselt. Sie war gut, aber nicht so gut, wie „Die blinde Zeugin“.


    Danach folgt dann „Hooray for Bollywood“ und „Held der Straße“. Auch hier fand ich die Folgen recht angenehm als Unterhaltung muss es aber nicht immer so haben.


    Ganz weit abgeschlagen ist für mich das Staffelfinale „Klassenfahrt“Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich alles mitbekommen habe. Weder in der Vorschau auf TV-Now noch als Ausstrahlung über den Fernseher. Das ist eine Folge, die ich nicht noch einmal sehen muss. Die Handlung unter dem Niveau von Cobra, die Aktionen des Helden „Semir“ unter aller Sau.


    Was die Staffel an positives hatte, war, dass die Figur „Paul Renner“ immer besser wird. Ich bin mir sicher, dass Daniel es noch besser kann, wenn man ihn lässt. Und auch wenn diese Staffel nicht wirklich ins Schwarze traf, hoffe ich sehr, dass die nächste Staffel wieder besser wird. Ein Bitten, dass wesentlich weniger Comedy in den Folgen passiert, wird eh nicht durchgesetzt werden können. Leider

    Ben sah Semir an. „Du tust gerade so, als hätte ich keine Ahnung von meinem alten Job mehr. Ich habe das doch nicht verlernt.“ maulte er. „Trotzdem! Hier wirst du ohne meine Genehmigung keine Waffe tragen. Du bist vor unserem Gesetz ein Zivilist und hast dich dem zu beugen. Egal wie viel Erfahrung du hast.“. Semir verschränkte die Arme und sah ihn mit einem sehr ernsten Blick an. Ben grinste leicht. „Ja Papa, ich habe verstanden.“ Nun musste auch Semir lachen. Ben wurde nachdenklich. „Denkst du denn, dieser Kehrbaum wird anbeißen?“ hakte er nach, doch auf diese Frage konnte Semir nicht antworten. „Ich hoffe es. Wenn ich Winter glauben sollte, dann hat unser Freund vom BKA schon mehrfach versucht, diesen Kehrbaum etwas nachzuweisen. Immer wieder holte ihn ein Anwalt raus. Ich werde morgen mal die Akte von Kehrbaum aufrufen und mir seine Gefolgschaft ansehen. Vielleicht kenne ich ja einen von denen.“ gab der Deutschtürke von sich. Ben nickte leicht. „Also gut. Ich werde sicher morgen entlassen werden. Stehen Wachen vor meiner Tür?“ wollte er nun wissen und Semir grinste. „Ja, draußen stehen zwei Beamte. Sie kontrollieren jeden, der hier rein will. Nur wer sich als Angehöriger des Krankenhauspersonals oder aber von dir, ausweisen kann, darf auch rein. Wissen dein Vater und Julia, dass du hier liegst?“ Nun schüttelte Ben den Kopf. „Die wissen gar nicht, dass ich da bin. Habe sie bisher noch nicht erreicht.“ gab er zu. „Willst du sie denn nicht wiedersehen?“ Ben lachte auf. „Natürlich. Ich rufe sie morgen an, wenn ich nicht entlassen werden sollte. Was ich allerdings nicht glaube. Meinst du, ich könnte sie morgen besuchen, wenn ich doch entlassen werde? Wir müssen doch nicht direkt in eine Schutzwohnung, oder?“ Nun atmete Semir tief durch. „Ben…“ fing er an. „Ja schon gut… je schneller wir die Sache hinter uns bringen, umso schneller bin ich wieder freier beweglich. Okay, sei mir nicht böse aber der Tag steckt mir ziemlich in den Knochen. Wie wäre es, wenn du jetzt zu Andrea und den Kindern fährst und morgen nochmal vorbeikommst?“ schlug Ben vor. Semir war einverstanden denn auch er war müde. Er stand auf und reichte seinem Freund die Hand. „Ich werde den Beiden vor deiner Tür noch sagen, dass du heute nicht mehr gestört wirst. Sollte was sein, ruf mich an!“ forderte er ihn auf und Ben versprach es. Semir wollte gerade gehen als Ben die Speicherkarte einfiel. „Semir! Warte, ich habe noch was. Hier, diese Speicherkarte war in meiner Hosentasche. Ich weiß nicht wem sie gehört, aber meine ist es nicht!“ Er reichte das kleine Medium weiter an seinen Freund. Semir steckte die Karte ein und nickte leicht. „Arbeit für Hartmut, würde ich sagen. Also bis morgen.“

    Nachdem Maik mit Oskar Mironov telefoniert hatte und den Treffpunkt verschieben konnte, fuhr er zum Krankenhaus. Auf dem Parkplatz angekommen, sah er sich sehr aufmerksam um. Hier standen vier oder fünf Fahrzeuge und er vermutete, dass diese dem Pflegepersonal gehörte. Ungesehen betrat er das Krankenhaus durch einen unbewachten Seiteneingang. In der großen Empfangshalle war weder die Anmeldung besetzt, noch liefen hier Personen durch den langen Gang. Suchend sah er sich nach den Aufzügen um und stieg nur wenig später in einen der Fahrstühle ein, um in den dritten Stock zu kommen. Als die Türen aufgingen, sah er sich erneut um. Die Besuchszeiten waren ja längst vorbei und jeder, der jetzt hier noch herumstreunte würde mit Sicherheit vom Pflegepersonal gebeten zu gehen, um den Patienten die erforderliche Ruhe zu gewähren. Doch seine Sorge war unbegründet, denn auch auf dem Gang der Station war niemand zu sehen. Er sah auf die Nummern der Türen und suchte nach dem Zimmer, in dem Ben Jäger liegen sollte. Doch plötzlich stoppte er. Das Zimmer von Jäger lag leicht schräg in einem weiteren Gang und davor saßen zwei uniformierte Polizisten. Verdammt! Das hieß doch, dass die Bullen diesen Jäger bereits verhört hatten und vielleicht sogar mehr wussten, als ihm lieb war. Wie dem auch sei, hier kam er nicht weiter. Diese Typen würden ihn sicher nicht so einfach reinlassen. Es sei denn, er wäre Arzt, dachte er weiter. Genau in diesem Augenblick kam ein Pfleger, der zu Jäger wollte und er sah, dass die Beamten ihn zunächst sogar durchsuchten und dann mit einem Ausweis die Identität prüften. Okay, das war eine Sackgasse. Schon beim Abtasten würden die Bullen seine Waffe finden. Er musste sich etwas überlegen. „Was machen Sie denn hier?!“ wurde er von einer sehr strengen Stimme in seinen Gedanken unterbrochen. Erschrocken drehte er sich um und sah in die finster blickenden Augen einer sehr resolut wirkenden Krankenschwester. „Sie werden die Station umgehend verlassen oder ich rufe den Sicherheitsdienst! Die Besuchszeiten sind lange zu Ende!“ fauchte sie ihn an. „Ich bin schon weg…“ versprach er und machte kehrt, denn er sah, dass auch die Polizisten aufmerksam zu ihnen herüberschauten. Schnell lief er zum Treppenhaus und verschwand. An Jäger heranzukommen, solange er hier lag, war unmöglich. So blieb nur die Chance, wenn er entlassen wurde. Das hieß, dass er sich vor dem Krankenhaus postieren musste und dann beobachtete, wann Jäger das Haus verließ. Er würde sich Frank Heller zur Verstärkung holen.

    Ben lag in seinem Bett und grübelte darüber nach, was vor dem Unfall passierte. Hatte Michelle ihm etwas erzählt? Warum konnte er sich nicht daran erinnern? Irgendwie war ihm, als hätte sie ihm etwas gesagt, doch ihm fiel es einfach nicht ein. Das Abendessen kam und Ben aß nur widerwillig, da er die Kost im Krankenhaus verabscheute. Sie war ungewürzt, das Brot trocken und die Wurst hatte sicher schon bessere Tage gesehen. Dennoch aß er, denn der Hunger war größer als alles andere. Die Krankenschwester sah ihn an. „Was ist denn mit Ihnen? Haben Sie Schmerzen?“ fragte sie besorgt. „Nein, das ist aushaltbar.“ lächelte Ben leicht. „Was ist denn dann mit Ihnen? Ist es wegen Ihrer Freundin?“. Ben sah sie an und wusste, dass sie ihn nicht verstehen würde. „Ja…“ gab er deshalb zu. „Aber ich bin mir sicher, dass Sie nichts dafürkönnen. Ich meine, Sie sind von der Straße abgekommen. Das kann jedem guten Autofahrer passieren. Grämen Sie sich nicht.“ lächelte sie ihm mitleidig an. Ben nickte. Er wusste ja, dass sie ihn nicht verstehen würde. „Können Sie mir mein Handy aus der Hose geben? Ich würde gern meinen Freund anrufen.“ bat er sie und sie führte diesen Wunsch aus. „Oh, ich glaube Ihre Speicherkarte ist aus dem Handy gefallen. Hier sehen Sie!“ meinte die Schwester und reichte ihm das Handy und eine Speicherkarte. Ben sah sie erstaunt an und bedankte sich. Er wartete, bis die Krankenschwester den Raum verlassen hatte und begutachtete sein Handy. Es schien den Unfall unbeschadet überstanden zu haben und als er es öffnete, sah er, dass seine Speicherkarte noch immer an seinem Platz war. Das hieß, dass diese Karte nicht ihm gehören konnte. Er baute das Telefon zusammen und wählte Semir an. „Semir, ich habe was gefunden!“ sagte er, als sein Freund sich meldete. „Ich habe auch einige Neuigkeiten und bin auf dem Weg zu dir. In knappen fünf Minuten bin ich da. Brauchst du noch was?“ Ben überlegte kurz und sah auf das Abendessen. „Ja! Bring mir vom Imbiss eine große Portion Pommes und eine Currywurst mit. Das hier, kann man einfach nicht essen.“. Er hörte Semir auflachen und dieser versprach ihm, den Wunsch zu erfüllen. Nur wenig später stand sein Freund an seinem Bett und reichte ihm die Tüte, aus der der Duft frisch frittierte Pommes und Currygeruch kam. Ben riss die Tüte auf und schob sich die Pommes rein. „Oh…ein Genuss!“ schwärmte er und sah Semir kauend an. „Und, was hast du?“ wollte er nun wissen. „Michelle war verdeckte Ermittlerin und auf diesen Kehrbaum angesetzt.“ fing Semir an zu berichten und Ben hörte schweigend zu, während er sein Imbiss-Essen verzerrte. Von Semirs Idee, war er begeistert. „Da bin ich dabei! Diesen Kerl bringen wir zur Strecke.“ versprach er. „Bekomme ich eine Waffe?“ hängte er fragend an, doch Semir schüttelte den Kopf. „Ben, du bist kein Polizist mehr! Du bist ein Zivilist! Du darfst keine Waffe tragen!“ mahnte er eindringlich. „Ich habe aber immer noch den Waffenschein und in Amiland trägt jeder eine Waffe.“ maulte Ben. „Wir sind nicht in den USA! Ich habe dir alles mitgebracht. Die Hygienesachen verstaue ich im Bad. Die anderen Sachen im Schrank.“

    Auch Kristof Kehrbaum saß am Tisch und aß eine Kleinigkeit. Maik, seine rechte Hand, saß bei ihm und bemerkte, dass ihm etwas beschäftigte. „Was ist?“ wollte er wissen. „Wir haben ein Problem. Ich habe mit dem Krankenhaus telefoniert. Aber da ich kein Verwandter bin, bekomme ich keine Auskunft.“ fing er an. Maik nickte. „Das haben wir gleich. Meine Schwester arbeitet in der Uniklinik.“ grinste er und griff zum Handy. „Hallo mein Engel, hier ist dein hoffnungsloser idiotischer Bruder.“ gab Maik von sich, als seine Schwester sich meldete. Kristof grinste leicht. „Ähm, warum ich anrufe. Eine Freundin von meinem besten Freund soll bei euch liegen. Station 3B. Sie hatte einen Unfall. Michelle Kastner… Ja, ich weiß, dass du diese Informationen eigentlich nicht rausgeben darfst. Ich will doch nur meinem Freund helfen. Niemand wird erfahren, dass ich es von dir habe, das verspreche ich dir!“ gab er durch und wurde nur wenige Augenblicke ernst. „Sie ist tot? Oh mein Gott…ja… ja… es ist … ich bin erschrocken. Was ist denn mit ihrer Begleitung?“ hakte er nach und zeigte mit dem Daumen nach oben. „Ben Jäger…ja… habe ich. Und auf welchem Zimmer liegt der Mann?“ Kristof lehnte sich zurück und schloss erleichtert die Augen. „Zimmer 332? Ich danke dir. Ach ja, wir sollten die Tage mal wieder was essen gehen. Was hältst du davon?“ lud Maik seine Schwester ein. „Ja, okay…wir telefonieren noch mal.“. Er beendete das Gespräch und sah Kristof grinsend an. „Damit ist eine Sache aus der Welt geschafft. Michelle wird niemanden mehr etwas erzählen.“ gab er zufrieden von sich. Kristof nickte nachdenklich. „Michelle nicht. Aber wer weiß, was sie ihrem Retter erzählt hat. Wir wissen nicht genau, was sie alles mitbekommen hat und wie weit die Aufzeichnung war. Wenn sie den Termin auch mitbekommen hat, dann ist das Geschäft in Gefahr. Pass auf! Wir müssen das Geschäft mit Mironov verschieben, oder einen anderen Treffpunkt ausmachen! Erkläre ihm, dass es Lieferschwierigkeiten gibt. Und dann kümmere dich um diesen Ben Jäger!“ forderte Kristof seinen besten Mann auf und dieser nickte. „Geht klar, Boss. Du kannst es als erledigt betrachten.“. Maik stand auf und verließ den Raum um die Befehle seines Bosses umgehend auszuführen.