Beiträge von Elvira

    Ich bin leidenschaftlicher Vorgucker und muss gestehen, dass ich mir nicht viel aus dieser Folge mache oder vorher irgendwie viel erwartet habe. Dennoch gebe ich zu, dass ich angenehm unterhalten wurde. Das war eine der Folgen, wo das einmalige Ansehen reicht.

    Semir als Bürge für Ronny.Der Richterspruch war doch ziemlich sonderbar. Auch der Sturz von Semir war stark übertrieben. Da hätte er sich mehr brechen müssen als nur Arm und Bein. Diese Frau der Zigarettenmafia war sowas von unglaubwürdig aber auch wenn die Story nicht wirklich einen Hintergrund hatte, konnte ich bei einigen Situationen doch lachen. Und als Paul dann auch noch den Roller machte, erinnerte mich das doch sehr an "Hals - und Beinbruch".


    Aber ich gebe auch zu, dass ich die ernsteren Folgen viel lieber mache. Für mich müssen keine Autos in die Luft gehen oder ständig wilde Schießereien durchzogen werden. So wie die Folgen vorher und alles ist gut.

    Florian Winter sah Semir und Paul an. „Ich bin seit drei Jahren an Kehrbaum dran und bisher konnte ich ihn auch mehrmals festnehmen, aber immer wieder haben seine Anwälte ihn rausgeholt, weil die Beweise nicht handfestgenug waren. Und jetzt ist es wieder das Gleiche. Die einzige Person die uns helfen könnte, ist tot.“ gab er leise zu verstehen. Semir nickte leicht und er sah zu Paul. „Nun, das ist in erster Hinsicht logisch, aber was, wenn Kehrbaum nicht weiß, dass Michelle tot ist? Und wer weiß, was sie Ben erzählt hat. Immerhin waren sie ja im Auto zusammen. Kehrbaum dürfte doch daran interessiert sein, dass er an die Informationen herankommt, die Michelle gesammelt hat, wenn er wusste, dass sie eine Polizistin war oder aber herausfinden möchte, was sie Ben erzählt hat.“ dachte er laut nach. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Florian Winter zog die Schultern hoch. „Sie denken, Michelle hat alles verraten? An einen Mann, den sie überhaupt nicht kennt?“ hakte er nach. „Nein, das denke ich nicht. Aber wir könnten Kehrbaum in dem Glauben lassen, dass sie es getan hat. Was denken Sie, würde er wohl dann tun?“ Florian dachte nach. „Nun, er würde versuchen den Zeugen auszuschalten. Den einzigen Zeugen, den es neben Michelle noch gab. Ihren Freund. Aber damit bringen Sie Ihren Freund ziemlich in Schwierigkeiten. Ich meine, es wäre denkbar, das Kehrbaum bereits weiß, in welchem Krankenhaus er liegt.“ gab er zu bedenken. „Nun, es ist zwar richtig, aber bisher wurden in der Presse keine Namen genannt und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von Kehrbaums Männer beim Autoverleih war, um dort nachzuhaken.“ mischte Paul nun mit. „Die Sache hat dennoch einen Haken. Wir müssen mit unserer Vorgesetzten sprechen.“ warf Semir nachdenklich ein. „Dann sollten wir das tun. Aber, wenn wir die Sache durchziehen, unterstehen Sie dem BKA und damit meinem Kommando!“ legte Florian Winter fest. Semir und Paul sahen sich an und nickten gleichzeitig. „Gut, dann sprechen wir mit Frau Krüger.“ meinte Semir, stand auf und ging mit den Beiden ins Büro von Kim Krüger, die aufsah. „Ist das wahr? Ben Jäger ist zurück?“ stellte sie die Frage. „Ja. Aber nur für einen Besuch. Er wird wieder abreisen, sobald seine Verletzungen geheilt sind und er alle wiedergesehen hat.“ lächelte Semir und wirkte etwas traurig. „Frau Krüger, das ist Florian Winter vom BKA. Es geht um die Frau, die beim Unfall ums Leben gekommen ist. Sie war verdeckte Ermittlerin.“ erklärte Paul nun. Kim reichte Winter die Hand und wies auf die Besucherecke. „Wie können wir Ihnen helfen?“ wollte sie nun wissen und Florian Winter berichtete über das, was er auch schon Semir und Paul gesagt hatte. Als er endete holte Kim Krüger tief Luft. „Ich bin im Grunde genommen einverstanden. Wir müssen aber für die Sicherheit von Herrn Jäger sorgen! Er muss in ein Zeugen-schutzprogramm aufgenommen werden!“ mahnte sie. Florian Winter war sichtlich erleichtert. „Darum werde ich mich kümmern. Sobald er entlassen werden kann, wird er in eine Schutzwohnung kommen und solange er im Krankenhaus ist, werden zwei Beamte vor seiner Tür wachen.“ legte er fest.

    Der Tag verging und Semir fuhr gegen fünf nach Hause, wo Andrea bereits auf ihn wartete. „Hallo mein Schatz. Wie war der Tag?“ wollte sie von ihm wissen. „Ben ist wieder da.“ antwortete er. Andrea sah ihn erstaunt an. „Ben ist zurück? Für immer?“ fragte sie. Semir schüttelte den Kopf. „Nein, er wollte uns besuchen.“ stellte er sofort richtig. „Und warum hast du ihn nicht direkt mitgebracht?“ hakte sie nun nach. Semir atmete tief durch. „Er liegt im Krankenhaus. Ben hatte einen Unfall.“ erklärte er und Andrea sah ihn erschrocken an. „Ist er schwer verletzt?“ Semir zog die Schultern hoch. „Wie man es nimmt, er hat eine Kugel in der Schulter, zwei Rippen gebrochen und eine Gehirnerschütterung. Er wird ein paar Tage in der Klinik bleiben.“ Andrea nickte leicht. „Was genau ist denn passiert? Hat er das Autofahren in Deutschland vergessen?“ versuchte sie zu scherzen doch Semir ging nicht darauf ein. „Nein, er wurde wegen seiner Begleitung von der Autobahn geschossen. Und die ist tot.“ war die Antwort, die Andrea erneut erstaunen ließ. „Oh mein Gott! Das muss ja schlimm für Ben sein. Wie verkraftet er es?“ hakte sie sofort nach und die Sorge um den Familienfreund war deutlich zu hören. „Nun, es war nicht seine Freundin. Die Frau hat ihn am Flughafen um Hilfe gebeten und du kennst ihn ja. Bei schönen Frauen, kann er einfach nicht nein sagen.“. Andrea nickte. „Okay, und was sagt er dazu?“ Semir stöhnte auf und zog die Schultern hoch. „Nichts. Er kann sich nicht erklären, was die Kerle von der Frau wollten, die er mitgenommen hatte. Ich muss gleich noch mal zu ihm und ein paar Sachen rüberbringen.“. Er lehnte gegen den Türrahmen und sah sie mit müden Augen an. „Okay, willst du vorher was essen?“ fragte sie nun. Semir nickte und sah sich um. „Wo sind denn die Kinder?“ wollte er wissen, denn es war sehr ruhig im Haus. „Dana ist mit denen draußen. Ayda und Lilly wollten ihr das Versteck zeigen.“ gab Andrea lächelnd von sich. Semir sah sie nun erstaunt an. „Dana ist schon da? Ich dachte sie kommt erst morgen.“. Er zog die Augenbrauen zusammen. „Ja, sie ist schon heute Mittag angekommen. Sie wollte aber nicht zur Wache kommen, weil du ja doch eine Menge zu tun hast und selten dort bist.“. Semir nickte und zog den Autoschlüssel aus der Tasche. „Ich hole mal eben Bens Sachen rein. Kannst du das Essen schon mal warm machen? Ich fahre dann nach dem Essen direkt zu Ben.“. Andrea lächelte und küsste ihn sanft. „Dein Wunsch ist mir Befehl, mein türkischer Hengst.“

    Die Hauptkommissare fuhren zur PAST zurück, wo Semir direkt zu Susanne ging. „Kannst du mal bitte alles in Erfahrung bringen, was mit Michelle Kastner zu tun hat? Und ich meine wirklich alles!“ bat er die Sekretärin, reichte ihr den Ausweis und sie machte sich umgehend an die Arbeit. Sie brauchte nur eine halbe Stunde bis sie bei Semir und Paul im Büro stand. „Ich habe Michelle Kastner durch. Alles was auf dem Ausweis steht ist korrekt.“ Sie machte eine Pause und Semir sah sie fordernd an. „Aber?“ wollte er wissen. „Das ist die einzige Information, die ich über Michelle Kastner finden konnte. Es gibt keine Angaben zu den Eltern, zu ihrer Schulbildung oder Ausbildung oder sonst etwas. Und deshalb habe ich auch beim BKA und LKA angefragt und siehe da, ein Herr Florian Winter vom BKA hat sich gemeldet. Er wird sich gleich hier einfinden und er hat mich gebeten, euch darum zu bitten die Füße stillzuhalten, bis er hier ist.“ gab sie recht fordernd zurück. Semir und Paul wechselten einen Blick. „Okay…“ meinte Semir und zog das Wort sehr in die Länge. Die Sekretärin ging wieder an ihren Platz und tatsächlich kam nach einer guten Stunde ein junger Mann ins Büro. Susanne brachte ihn zu den Beiden und stellte ihn vor. „Hauptkommissar Florian Winter vom BKA. Das sind…“ fing sie an. „Gerkhan und Renner, ja ich weiß. Meine Herren, ich muss Sie bitten die Ermittlungen in dem Fall umgehend einzustellen. Sie gefährden das Leben einer verdeckten Ermittlerin!“ kam direkt von dem Mann. Wieder wechselten Semir und Paul einen Blick. „Ist Ihnen nicht bekannt, dass die junge Frau bei dem Unfall ums Leben gekommen ist?“ fragte Semir und Florian Winter starrte ihn erschrocken an. „Was???“ fragte er nach. „Michelle Kastner, so hieß die Dame laut Ausweis, hat den Unfall nicht überlebt. Sie starb auf dem Weg ins Krankenhaus an einer Kugel im Genick. Es tut mir leid…“ erklärte der türkische Hauptkommissar. Florian Winter setzte sich. „Das ist wirklich eine verdammt schlechte Nachricht…“ stöhnte er auf und Semir hatte das Gefühl, das da mehr war. „Warum erzählen Sie uns nicht die ganze Geschichte?“ Der BKA-Beamte senkte den Blick. Als er Semir wieder ansah, bemerkte der türkische Hauptkommissar die Tränen in den Augen. „Da gibt es eigentlich nicht viel. Michelle Kastner hieß eigentlich Michelle Winter, war auf Kristof Kehrbaum angesetzt und meine Frau. Sie hatte es tatsächlich geschafft, eine Beziehung zu Kehrbaum aufzubauen und wir hatten so gehofft, dass er ihr gegenüber etwas von seinem Deal erzählt. Seit einer Woche hat sie sich nicht mehr gemeldet und wir hatten ausgemacht, dass wir uns am Sonntag treffen wollten. In einem Café in der Kölner Innenstadt.“ berichtete er stockend. Man merkte ihm seine Trauer deutlich an. Semir nickte leicht. „Es tut uns wirklich leid um Ihre Frau. Mein Beileid. Mein Freund Ben hat sie auf dem Flughafen-Parkplatz aufgefischt. Sie erzählte ihm, dass Kehrbaum sie jagte. Während der Flucht kam es zu einer Schießerei, wobei eine Kugel die Heckscheibe und die Nackenstütze des Beifahrersitzes, wo Ihre Frau saß, durchschlug. Sie lebte noch, als ich sie aus dem Wagen zog und ist dann auf den Weg ins Krankenhaus verstorben. Mein Freund liegt in der Uniklinik.“ gab er von sich. Florian Winter atmete tief durch. „Hat Ihr Freund noch mehr Informationen? Wie geht es ihm?“ Semir hörte, dass der Mann wirklich besorgt war. „Außer einer Kugel in der Schulter, eine Gehirnerschütterung und zwei gebrochenen Rippen, ist er gut davongekommen. Leider weiß er nicht mehr viel über das, was sie ihm erzählt hat. Ich denke mal, dass er an einer vorübergehenden Amnesie leidet.“

    Kristof Kehrbaum stand am Fenster und sah in den Garten. Er machte sich Gedanken über das, was Michelle dem Mann, der ihr zur Flucht verhalf, wohl erzählen konnte oder bereits erzählt hatte. Noch wusste er ja nicht einmal, ob sie überhaupt etwas über seine Geschäfte wusste. Maik hatte den Verdacht gehabt, dass sie eine Polizistin war, die auf ihn angesetzt wurde. Doch einen Beweis konnte er noch nicht erbringen. Kristof war immer sehr vorsichtig und selbst Maik wusste nicht alles, aber mit Michelle hatte er noch nie über seine Geschäfte gesprochen und vermied es immer in ihrer Nähe irgendwelche Deals abzuwickeln. Frauen waren nicht zum Arbeiten und Denken gemacht. Sie hatten nur die Aufgabe, den Männern zu dienen und gut auszusehen. Mehr brauchten sie nicht. Seine Gedanken schwirrten und als eine Hand sich auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen. Maik stand hinter ihm. „Alles gut?“ wollte sein Komplize wissen und Kehrbaum nickte. „Ja, ich dachte nur an Michelle. Ich muss unbedingt wissen, ob sie den Unfall überlebt hat. Ich muss wissen, ob sie ihrem Retter noch etwas erzählen konnte. Ich muss es einfach wissen.“ gab er nun zur Antwort. Maik sah ihn an. „Wichtiger wäre doch wohl, diese verdammte Speicherkarte zu finden! Ich weiß, dass sie ein Gespräch aufgenommen hat! Ich habe sie dabei erwischt aber ich weiß nicht, wie viel. Wenn sie den Termin und auch den Übergabeort hatte, dann ist unser Geschäft mit Mironov in Gefahr! Wenn ich den Unfall richtig einschätze, dann sind die Insassen mit Sicherheit schwer verletzt. Da müsste schon eine große Menge an Schutzengel im Dienst gewesen sein, wenn Michelle das überlebt hat. Und der Typ? Was kann er schon wissen?“ beruhigte er seinen Boss. Kristof sah ihn an. „Wenn die Beiden wirklich verletzt sind, dann müssten sie im Krankenhaus sein. Die Frage ist nur in welchem und wie finden wir es raus? Bei der Polizei anrufen, bringt nicht viel, denn die dürfen mir gar keine Auskunft geben.“ beklagte er sich weiter. Maik musste dieser Aussage zustimmen. „Aber was ist mit der Feuerwehr? Die waren sicher auch vor Ort und wenn du denen eine schreckliche, herzergreifende Geschichte erzählst, dann werden sie dir zumindest sagen, wo die Beiden sind.“ schlug er vor und Kristof griff direkt zum Telefon. „Feuerwehr Köln!“ hörte er die sonore Stimme eines Mannes. „Ja guten Tag, hier spricht Kristof Meyer. Ich habe von einem schrecklichen Unfall auf der A 3 gehört. Meine Freundin und ich, wir haben uns gestritten und sie ist danach mit einem jungen Mann weg, der einen Porsche fuhr. Ich habe große Angst, dass sie am Unfall beteiligt ist.“ erklärte er und ließ einen sehr traurigen Ton in der Stimme mitschwingen. „Auf der A 3 sagten Sie?“ hakte der Mann am anderen Ende nach. „Ja…“ antwortete Kristof. „Also eigentlich können wir Ihnen keine Auskunft geben, das müssen Sie verstehen. Das einzige was ich Ihnen sagen kann ist, dass beide Insassen in die Uniklinik gebracht wurden.“ antwortete der Mann und Kristof grinste leicht. „Können Sie mir auch die Zimmernummern sagen?“ wollte er nun wissen. „Leider nein. Wir sind nur dafür da, die Patienten dem Krankenhaus zuzuführen. Da müssen Sie dann schon im Krankenhaus anrufen. Ich kann Ihnen gern die Nummer geben.“ Kristof nahm seinen Kugelschreiber zur Hand. „Ich höre!“ gab er an. „0221-297450. Das ist die Nummer der Notaufnahme. Dort erfahren Sie mehr.“ gab der Mann zu und Kristof beendete das Gespräch. Anschließend wählte er die Nummer, die er eben bekommen hatte. Auch hier wiederholte er, was ihn zum Anruf trieb und wurde mit der Station verbunden, auf der Michelle und der Mann liegen sollte. „Schwester Anja, Station 3B.“ hörte er eine sehr angenehm klingende weibliche Stimme. „Kristof Berg hier, ich bin der Freund von Michelle Kastner, die auf der Autobahn einen Unfall hatte.“ fing er an. „Einen Augenblick, ich schaue nach. – Also eine Frau Kastner liegt nicht auf unserer Station. Wir dürfen auch per Telefon gar keine Auskunft geben.“ erklärte die Schwester. „Ich bin die einzige Person, die sie überhaupt hat. Bitte, ich muss wissen, ob sie verletzt wurde. Bitte helfen Sie mir…“ flehte Kristof. „Tut mir leid, da kann ich keine Ausnahme machen.“ kam zur Antwort. Kristof fluchte verhalten und legte auf. So kam er nicht weiter.


    Semir bemerkte, dass es seinem Freund nicht besonders gut ging. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Okay, ruh dich aus, ja? Ich werde heute Abend noch einmal wiederkommen. Kann ich dir etwas mitbringen?“ Sein Expartner sah ihn an. „Ich habe gar nichts hier. Mein Gepäck ist im Auto. Kannst du das für mich holen?“ bat er ihn. Semir lächelte leicht. „Ist schon passiert. Ich werde deine Koffer mit nach Hause nehmen. Kannst du dir vorstellen, was die Männer von ihr wollten?“ Ben stöhnte leise auf. „Ich weiß es nicht, wirklich. Sie hatte mich um Hilfe gebeten. Kann sein, dass sie mir was erzählt hat, aber ich kann mich nicht daran erinnern.“ gab er zu. Semir wechselte kurz einen Blick mit Paul und dieser senkte den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass die Erinnerung zurückkommt. Bis dahin werden wir uns das Auto ansehen. Du wirst hierbleiben, klar?“ Er sah Ben warnend an und dieser nickte ergeben. „Scheiße, ausgerechnet heute bin ich noch mit Brenda verabredet.“ Semir stutzte. „Wer ist denn Brenda?“ hakte er nach. „Meine Stewardess auf dem Flug. Sie hat mich sehr gut betreut und ich wollte mich erkenntlich zeigen.“ Ein Lacher von Semir folgte. „Du hast dich also nicht verändert. Erst schrottest du wieder ein Auto und dann nimmst du dir jede Frau, die nicht bei drei auf dem Baum ist.“ tadelte er ihn. „Was ist denn mit deiner Freundin, für die du aufgehört hast?“ Ben zog die Schultern hoch und zuckte vor Schmerzen zusammen. „Das hat irgendwie nicht geklappt. Wir haben uns als Freunde getrennt und ab und an treffen wir uns noch.“ erklärte er. „Warte! Mir fällt was ein. Michelle hat mir was von einem Gespräch gesagt. Und sie hat einen Namen genannt. …“ Ben dachte angestrengt nach. „Aber ich kann mich nicht an den Namen erinnern.“ gab er leise zu. Semir sah kurz zu Paul. „Okay Ben … versuch es. Was weißt du noch?“ Sein Expartner brauchte einen Augenblick. „Als ich auf mein Gepäck wartete, da habe ich Michelle mit zwei Männern in der Halle gesehen. Einer von ihnen hat sie geohrfeigt. Ich wollte zu ihr, doch die Kollegen vom Zoll haben mich aufgehalten und als ich noch einmal zu ihnen sah, waren sie verschwunden. Ich habe mir den Wagen beim Verleih abgeholt und wollte los. Da kam sie zu mir.“ endete Ben. Semir nickte nachdenklich. „Was war mit dem Gespräch, von dem du erzählt hast?“ Ben dachte erneut nach und erinnerte sich dann. „Kristof Kehrbaum! Ja, … das ist der Name, den sie genannt hatte. Aber da ist noch was. Irgendwas…ich kann mich nicht erinnern.“ Semir sah zu Paul, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. Jetzt atmete er tief durch. „Ich kenne Kehrbaum. Er soll angeblich mit Waffen dealen. Bisher hatte man ihm allerdings nichts nachweisen können.“ gab er von sich. „Dann wird es Zeit, dass man ihm das Handwerk legt. Okay, ich werde dich auf dem Laufenden halten, aber du wirst nichts unternehmen. Du bist kein Polizist mehr und ich weiß nicht, ob dieser Kehrbaum dich vielleicht auch sucht.“ mahnte Semir und Ben nickte. „Ich bin derzeit eh nicht in der Stimmung den Kerl aufzumischen.“ gab er zu und schloss erneut die Augen.

    Hartmut sah auf, als die Hauptkommissare eintraten. „Könnt ihr hellsehen? Ich wollte euch gerade anrufen.“ begrüßte er die Beiden. Semir sah ihn an und wies mit dem Kopf auf den Porsche. „Hast du was im Wagen gefunden?“ wollte er sofort wissen. Hartmut zog die Schultern hoch. „Ich bin zwar noch nicht durch, aber ich weiß, warum der Fahrer die Kontrolle über den Wagen verloren hat. Eine Kugel hat den linken Vorderreifen durchschlagen. Wer auch immer das Auto gefahren hat, der kann froh sein, wenn er lebend aus dem Wrack rausgekommen ist.“ berichtete er und stockte, als er den ernsten Blick von Semir sah. „Was ist?“ fragte er nach. Semir atmete durch. „Der Fahrer war Ben.“ erklärte er. Hartmuts Augen wurden groß. „Ben? Welcher Ben? Du meinst doch nicht unseren Ben, oder?“ fragte er. Semir nickte leicht. „Doch, genau den meine ich. Seine Begleitung ist auf den Weg ins Krankenhaus verstorben. Wir haben die Kerle zwar verfolgt, aber sie konnten entkommen, weil sie Unschuldige mit in die Sache gezogen haben. Nach Bens Aussage, waren die Kerle hinter seiner Begleitung her. Ich habe mir gedacht, dass vielleicht etwas im Auto zu finden ist.“ informierte er den Techniker und der nickte nachdenklich. „Ich habe eine Geldbörse gefunden. Eindeutig eine Damengeldbörse. Sie liegt vorn auf dem Schreibtisch. Wenn sie auf dem Beifahrersitz war, dann muss sie sehr schwer verletzt worden sein. Eine Kugel hat die Nackenstütze durchschlagen. Wenn sie nicht kleiner als du warst, dann müsste die Kugel auch getroffen haben. Allerdings habe ich nicht sehr viel Blut gefunden.“ berichtete der Techniker nun weiter. „Kannst du auch nicht. Kurz darauf hat die eine Kugel, die du im Vorderreifen gefunden hast, für den Unfall gesorgt. Direkt danach überschlug sich der Wagen und landete auf dem Dach. Dann hat er auch noch Feuer gefangen.“meldete Paul sich nun zu Wort und Hartmut sah ihn erschrocken an. „Das ist ja grausam. Und was sagt Ben dazu?“ fragte der Techniker nun und man hörte deutlich die Sorge über den alten Freund. Paul ging zum Schreibtisch und untersuchte die Geldbörse. „Dreihundert Euro in diversen Scheinen, ein bisschen Kleingeld und ein Ausweis.“ zählte er auf. „Aha, und wie hieß die Dame?“ wollte Semir direkt wissen. Paul sah auf den Ausweis. „Die Dame hieß Michelle Kastner und war gemeldet im Hubert-Schaller-Weg 14 in Oberhausen und jetzt darfst du dreimal raten, wer da noch wohnt.“ ließ Paul von sich hören. Semir wandte sich ihm zu. „Kristof Kehrbaum?“ fragte er. „Der Kandidat hat 100 Punkte.“ bestätigte Paul seinen Verdacht. „Gut, dann sollten wir versuchen, alles über diese Michelle Kastner herauszufinden. Ich will alles von ihr wissen. Denn irgendwas stinkt gewaltig.“ schlug Semir vor. „Hartmut, wenn du noch was findest, dann ruf uns an! Ach so, Ben liegt in der Uniklinik in Köln!“ rief er dem Techniker zu und verschwand mit Paul.


    Kristof Kehrbaum schlug wütend auf das Lenkrad. „Verdammt!“ fauchte er, als er sah, dass sich der Porsche überschlug. „Warum? Den Unfall hat sie mit Sicherheit nicht überlebt. Und somit ist das Problem gelöst.“ grinste Maik und steckte seine Waffe ein. „Das siehst du so, aber wir haben die Karte nicht und wenn sie doch nicht tot ist? Was dann? Wir müssen uns vergewissern, ob sie es überlebt hat. Aber nicht jetzt. Die Bullen werden mit Sicherheit alles auf links drehen!“ knurrte Kristof. Maik nickte nachdenklich. „Denkst du, sie hat diesen Kerl gekannt, der ihr geholfen hat?“ fragte er nun. „Ich weiß nicht. Sah mir nicht nach einem Bekannten aus. Hör zu, du wirst dich mal schlau machen, wem der Wagen gehörte! Ich muss wissen, ob sie tatsächlich diese Aufnahme hatte und vor allem was damit passiert ist. Wenn du Recht hast und sie ein Bulle ist, dann müssen wir den Deal verschieben!“ mahnte Kristof nun. Maik nickte kurz. „Ich werde mich darum kümmern. Und wenn ich weiß, wer der Kerl ist, dann werden wir ihn auch beseitigen müssen. Gut möglich, dass Michelle ihm alles erzählt hat. Wir können keine Mitwisser brauchen!“ stellte er sachlich fest und erntete einen kurzen Blick von Kristof. „Das ist dein Job! Finde sie und den Kerl und beseitige das Problem. Wir haben nur noch drei Wochen bis Mironov kommt und sich die Waffen holt!“ Maik nickte leicht. „Nur keine Sorge. Das Problem wird schnell beseitigt werden. Wir sollten auf dem nächsten Parkplatz die Kennzeichen austauschen. Die Bullen werden es sicher durchgegeben haben und jede Streife hält nun Ausschau danach.“ bemerkte er und nur wenig später fuhr Kristof auf einen leeren Parkplatz, wo sie in wenigen Augenblicken die falschen Kennzeichen, die über die regulären gesteckt waren, abnahmen und einfach ins Gebüsch warfen. Etwas später fuhr er wieder auf die Autobahn. Unbehelligt kamen sie zu seinem Grundstück, wo Kristof ausstieg und das Steuer an Maik übergab. „Enttäusche mich nicht! Ich will spätestens heute Abend hören, dass das Problem erledigt ist. Egal wie, aber finde Michelle! Sie dürfte nach dem Unfall verletzt sein und damit in irgendeinem Krankenhaus in Köln oder Düsseldorf liegen. Ruf alle an und erkundige dich!“ Maik sah ihn schräg an und grinste. „Verlass dich auf mich. Ich werde sie finden. Beide!“ versprach er und fuhr davon.


    Semir und Paul fuhren zunächst zur PAST und gaben einen kurzen Bericht ab, bevor sie zur Uniklinik fuhren. Dort angekommen, fragten sie sich nach Ben Jäger durch. Bevor sie zu ihm reingingen, suchte Semir den Arzt auf, um sich über den Gesundheitszustand von seinem Freund zu erkundigen. „Nun, wir haben Herrn Jäger eine Kugel aus der Schulter geholt. Sie hat zum Glück nur Weichteilschaden verursacht. Er ist noch etwas benommen und deshalb wird er Ihnen sicher keine Fragen beantworten können. Außerdem hat er eine Gehirnerschütterung, zwei gebrochene Rippen und einige Hämatome, die durch den Unfall verursacht wurden. Bei seiner Begleitung sieht es leider anders aus. Sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Neben der Kugel im Genick, hatte sie auch mehrere innere Verletzungen. Leider konnten wir nichts mehr machen.“ erklärte der Arzt und Semir sah betreten zu Boden. „Doc, ich... ich habe die Frau aus dem Auto gezogen. Es musste alles schnell gehen und ich konnte keine Rücksicht auf die Verletzungen nehmen…“ fing er an. Der Arzt legte ihm die Hand auf die Schulter. „Das ist schon okay. Sie haben die Verletzungen sicher nicht verstärkt. Sie hätte keine Chance gehabt. Da ich keine Male vom Gurt gesehen habe, nehme ich an, dass sie nicht angeschnallt war. Noch etwas, wir haben es Herrn Jäger noch nicht gesagt.“ Der Polizist ahnte worauf das Gespräch hinausging und nickte. „Ich sag es ihm. Haben Sie noch mehr bei der Frau gefunden?“ Der Arzt sah ihn ernst an. „Allerdings. Sie scheint schon vorher einiges einstecken müssen. Wir haben am ganzen Körper Hämatome gefunden. Neue und alte.“ Semir verbeugte sich kurz und ging dann mit Paul, der bereits vor dem Zimmer wartete, zu Ben rein. Ben hatte die Augen geschlossen und Semir überlegte einen Augenblick, ob er den Besuch vielleicht aufschieben sollte, doch dann drehte Ben den Kopf und sah ihn an. „Hey, wie geht es dir?“ wollte Semir wissen. „Geht so. Ich bin etwas durchgeschüttelt worden.“ versuchte der Expolizist zu scherzen, doch als er lachte, verzog er gleichzeitig das Gesicht vor Schmerzen. Er zog sich am Handgriff hoch. „Bleib lieber liegen! Du hast eine Gehirnerschütterung.“ mahnte Semir ihn. „Geht schon. Der Doc meint ich hätte Glück gehabt. Außer der Kugel in der Schulter, zwei Rippen die gebrochen sind, ist alles soweit heile. Nun ja, der Kopf hat noch was abbekommen. Wisst ihr was über die Kerle?“ stellte Ben die Gegenfrage. „Nein, das wollten wir dich gerade fragen. Ach so, der junge Mann an meiner Seite ist Paul Renner.“ Ben reichte Paul die Hand. „Semir, die wollten das Mädchen haben. Michelle. Sie hat mich auf dem Parkplatz am Flughafen um Hilfe gebeten. Sie war auf der Flucht vor diesen Kerlen und als ich sie mitgenommen habe, da haben die Jagd auf mich gemacht. Ich habe keine Ahnung wer das war, aber Michelle hatte große Angst. Wie geht es ihr?“ Semir zog die Schultern hoch und senkte gleichzeitig den Kopf. „Sie hat es nicht geschafft. Tut mir leid.“ sagte er leise. „Scheiße…“ kam von Ben und er legte sich wieder hin. „Hat sie dir etwas erzählt? Vielleicht wer die Typen sind, vor denen sie solche Angst hatte? War irgendwas auf dem Flug?“ Ben dachte kurz nach. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß es nicht. Ich kannte sie ja gar nicht.“ Semir stutzte. „Seid ihr denn nicht zusammen geflogen?“ fragte er nun erstaunt. „Nein, ich habe sie erst auf dem Parkplatz kennen gelernt.“ erklärte Ben weiter. Semir nickte und sah ihn an. „Hast du genug von den Staaten?“ wollte er wissen. „Nein, ich wollte euch einfach mal besuchen. Hör mal, ich denke doch, dass du den Fall bearbeitest oder? Ich muss wissen, warum Michelle sterben musste.“ fragte Ben leise und Semir sah kurz zu Paul. „Ja, wir bearbeiten den Fall. Der Porsche ist bereits in der KTU und du kennst Hartmut ja. Er findet was.“ Ben nickte leicht. Er schloss die Augen und holte tief Luft.

    Die Quoten haben sich in der gestrigen Folge leicht erholt. Insgesamt sahen 2,55 Mio. Zuschauer die Folge und erreichten somit 13,9 % Marktanteil. Damit war das die beste in dieser Staffel. Die Wiederholung danach hatte leider keinen Erfolg. Mehr als 9,2 Prozent waren für "Cobra 11" nicht drin.

    Quelle: DWDL.de

    Paul ist also in dieser Folge in den Urlaub geflogen. Es sei ihm gegönnt, aber ich denke, er wäre sehr schnell zurückgekommen, wenn er gewusst hätte, in welche Gefahr Semir hier gerät. Die Hintergrundgeschichte fand ich sehr gut. Das ist doch mal was Anderes gewesen. Die Familie ist für die Mafia scheinbar immer Grund genug, Rache zu üben. Und Semir gerät mittenrein. Für mich war klar, dass er den Carlo verfolgen wird, unser türkischer Hengst lässt sich nicht einfach niederschlagen und kehrt es unter den Tisch.

    Ich muss zugeben, ich habe die ganze Zeit mit Semir gelitten. Die Spannung war super und bis zum Schluss wusste man nicht, ob Semir nicht doch getötet werden würde. Die Action war super, nichts Neues aber dennoch immer wieder schön anzusehen. Wieder ein Dienstwagen Schrott und wieder steigt Semir unbeschadet aus dem Wagen. Hier hätte er sich mindestens etwas brechen müssen, oder wenigstens sichtbare Verletzungen. Aber er hat nicht einmal eine Schramme.

    Finn gefällt mir immer besser. Er wird in die Ermittlungsarbeiten eingebunden und sein Text wird immer länger. Er ist mittlerweile auch ein vollwertiges Mitglied und ich würde mich freuen, wenn es weiterhin so gut mit ihm läuft.

    Erdogan habe ich die Verzweiflung, als Carlo den unschuldigen Autofahrer getötet hat, vollkommen abgenommen. Er hat seine Rolle mit dem erforderlichen Ernst gespielt. Es gab keine unnötige Comedy und die Musik war super unterlegt. Das gesamte Team war da und auch Hartmut hatte mal wieder eine größere Rolle. Was mir allerdings aufgefallen ist war, dass der Code für Geiselnahme sich geändert hat. In der Folge „Tag der Finsternis“ lautete der Code für Geiselnahme „509“ und diesmal war es „231“.

    Paul versuchte an den Fliehenden heran zu kommen, was sich als äußerst schwierig erwies, da der Fahrer des Geländewagens unbeteiligte Fahrzeuge rammte und einfach aus dem Weg schob. Mehrere Fahrzeuge stellten sich quer und Paul hatte Mühe ihnen auszuweichen. Drei schaffte er, doch der vierte stellte sich direkt vor ihn und er stieg in die Eisen. Einen Zusammenstoß konnte er nicht mehr vermeiden. Der Aufprall war so heftig, dass er mit dem Kopf auf das Lenkrad stieß und sich eine Kopfverletzung zuzog. „Scheiße!!" schrie er und schlug wütend auf das Lenkrad. Er stieg aus und ging im Schnelldurchgang die Insassen der anderen Fahrzeuge durch. „Brauchen Sie einen Rettungswagen?" wollte er von einem der Fahrer wissen, der aus einer Wunde an der Stirn blutete. Dieser sah ihn nur mit glasigen Augen an, worauf Paul die Rettung vor Ort bestellte. „Bleiben Sie erst einmal sitzen." bat er den Mann und dieser nickte leicht. Die Insassen der nächsten zwei Fahrzeuge waren glücklicherweise nicht verletzt. Bei dem Auto, das er seitlich gerammt hatte, sah es dann schon anders aus. Der Fahrer lehnte bewusstlos über dem Lenkrad und auf der Rückbank weinte ein ca. fünfjähriges Mädchen laut und herzzerreißend. Sie rief immer wieder nach ihrem Papa und als Paul die Tür öffnete, sah sie ihn mit verängstigten Augen an. „Hey, kleine Maus. Alles wird gut. Komm erstmal raus. Komm zu mir!" forderte er das Mädchen auf und löste den Gurt, doch sie drückte sich in die hinterste Ecke des Wagens und schüttelte den Kopf. Krampfhaft hielt sie einen Plüschhund fest. „Na komm… es ist alles gut. Ich bin von der Polizei. Komm zu mir…" versuchte er weiter und langsam schien die Kleine Vertrauen zu fassen. Ein Stöhnen ließ Paul aufhorchen. Sofort unterbrach er sein Vorhaben das Mädchen herauszuholen und kümmerte sich um den Fahrer. „Hören Sie mich? Die Rettung ist gleich da. Bleiben Sie ganz ruhig sitzen. Sie haben eine üble Wunde am Kopf. Außerdem scheinen Sie eingeklemmt zu sein." bat er ihn. „LEAH!!" kam leise von dem Mann. „Ihrer Tochter geht es soweit gut. Ich kümmere mich um sie." Der Mann sah ihn kurz an. „Wer sind Sie?" fragte er leise. „Paul Renner, Kripo Autobahn. Wissen Sie, wie Sie heißen?" stellte Paul nun die Gegenfrage. „Rainer Herzog…" bestätigte der Mann. „Okay Herr Herzog. Soweit ich sehen kann, ist Leah nicht verletzt. Wissen Sie noch was passiert ist?" Der Verletzte sah ihn an. „Man hat uns gerammt." stöhnte er. „Alles klar. Die Rettung kommt gerade."

    Jenny kam an der Unfallstelle an und sah Paul am RTW stehen. Sofort rannte sie zu ihm. „Bist du in Ordnung? Du blutest!“ stieß sie aus. Seine Hand ging zur Stirn wo getrocknetes Blut zu fühlen war. „Ist nicht so wild. Hör zu, Jenny. Ich fahre jetzt zu Semir zurück. Der ist beim Porsche bei „KM 308“. Der Sportwagen hat sich überschlagen und das sah verdammt nochmal nicht gut aus." erklärte er. Jenny sah auf den Mercedes. „Deinen Wagen darfst du aber noch nicht nehmen. Der wird eh nicht mehr fahren. Nimm meinen und pass bitte darauf auf." bat sie ihn und reichte gleichzeitig den Schlüssel. Paul wollte ihr einen Kuss geben, doch Jenny drehte sich weg. „Nicht im Dienst!" mahnte sie ihn und resigniert nahm Paul den Schlüssel, stieg in den BMW von Jenny und fuhr zur ersten Unfallstelle zurück. Als er dort ankam, standen auch hier bereits die Krankenwagen und die Verletzten wurden versorgt. Er sah Semir an der Leitplanke lehnen, hielt an und stieg aus. Semir sah ihn mit traurigen Augen an. „Sorry, die sind mir entkommen. Hat der Fahrer was gesagt?" wollte er von seinem Partner wissen. Semir sah in Richtung Porsche. „Nein noch nicht. Ich kenne ihn." erklärte er. „Was? Woher?" hakte Paul sofort nach. „Er ist mein Expartner Ben Jäger." gab sein Partner leise von sich. „Expartner? Du meinst, vor mir?" fragte Paul weiter und Semir schüttelte den Kopf. „Nein, der Expartner vor deinem Expartner. Ben ist damals wegen der Musik nach Florida ausgewandert und war nach meinem Wissen sogar erfolgreich." erklärte Semir weiter. Paul nickte leicht. „Und was wollte er hier?" Semir sah zum Rettungswagen. „Er wollte mich mit seinem Besuch überraschen." gab er von sich und sah ihn an. Paul zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Das ist ihm gelungen. Ist er schwer verletzt?" Semir zog die Schultern hoch. „Ich kann das nicht beurteilen. Er war kurz bewusstlos und hat eine Schusswunde in der Schulter. Aber er war nicht allein. Seine Freundin ist schwerer verletzt. Ich musste sie durch eine Crashrettung aus dem Wagen holen, weil er anfing zu brennen. Ich konnte keine Rücksicht auf ihre Verletzungen nehmen und wenn sie jetzt deswegen…" er stockte. Der Arzt kam aus dem Rettungswagen und sah Semir lächelnd an. „Also was ich sagen kann, der Mann hat eine Kugel in der Schulter. Wir bringen ihn jetzt in die Uniklinik." Semir sah auf den zweiten RTW, in dem die Frau lag. „Was ist mit ihr?" Der Arzt holte tief Luft. „Bei ihr sieht es leider sehr ernst aus. Ich habe sie zwar stabilisieren können, aber das kann jederzeit kippen. So wie es aussieht, hat sie eine Kugel im Nacken. Wenn Sie Glück hat, dann sitzt sie im Knochen fest. Dann hat sie eine Chance im Rollstuhl ihr Leben zu verbringen. Das aber nur mit sehr viel Glück. Erst einmal müssen die Kollegen im Krankenhaus sie durchbekommen und das sieht - da bin ich ganz ehrlich - sehr schlecht aus. Da der Transport mit dem Auto die Schäden verstärken würden, haben wir den Heli geordert. Er kommt gleich und dann geht sie ebenfalls in die Uniklinik.“ Es dauerte nicht lang, bis der Heli auf der gesperrten Autobahn landete und die Verletzte eingelagert wurde. Dann hob der Heli wieder ab und Semir sah ihm nach. Auch der RTW mit Ben raste mit Blaulicht und Sirene davon. Semir wandte sich noch einmal zum Porsche, der mittlerweile durch die Feuerwehr gelöscht war. „Schauen wir mal, ob wir noch etwas von seinem Gepäck retten können.“ bat er seinen Partner und der ging sofort mit ihm zum Fahrzeug. Sie packten alles, was sie noch retten konnten, in den Dienstwagen und stiegen ein. „Paul, wir fahren erst mal zurück zur PAST und dann später ins Krankenhaus. Ben muss mir erklären, was das zu bedeuten hatte." Sein Partner nickte und stieg ein. Gemeinsam ging es zunächst zur PAST zurück.


    Semir und Paul waren ebenfalls auf der A 3 in Richtung Köln unterwegs. Es war recht ruhig und das Wetter ließ die Laune von Semir, der gerade aus dem Türkeiurlaub zurück war, in den Keller fahren. „Ich hätte meinen Urlaub verlängern sollen. Denn dann könnte ich jetzt am Strand liegen, die Sonne und das Meer genießen und hätte nicht dieses Scheißwetter!" fauchte er wütend. Paul lachte leise. „Du hast drei Wochen Urlaub gehabt! Das sollte doch für mindestens ein halbes Jahr reichen, oder?" Sein Partner setzte sich gerade hin. „Für ein halbes Jahr? Ich brauche mehr! Außerdem sieht man doch, dass es sehr ruhig ist. Du hast sicher eine ruhige Kugel geschoben, oder?" Paul sah ihn kurz an. „Nein, es war alles andere als ruhig. An der A4 hat ein Autofahrer mehrere Handgranaten gefunden. Die Dinger lagen in einem Koffer und wir können nur froh sein, dass Hauptfeldwebel Sterner, die Gefährlichkeit der Granaten erkannte und uns informierte." Paul spielte den Empörten. „Okay, habt ihr schon eine Spur?" wollte Semir nun wissen. „Nein, wir mussten den Fall abgeben. Das BKA hat übernommen und ich bin darüber nicht böse." erklärte Paul weiter. Semir lachte auf. „Und wie weit bist du in deinem Härtefall "Jenny"?" fragte er nun. Sein Partner sah ihn kurz an. „Wir sind zusammen. Seit einer Woche und wir stehen dazu. Jenny ist eine verdammt tolle Frau. Sie hat alles, was ich an einer Frau schätze. Sie ist intelligent, sie ist schön, sie ist schlau…" schwärmte Paul von seiner Kollegin. Der türkischstämmige Polizist hob mahnend den Zeigefinger. „Das kann gefährlich werden. Wenn Frauen zu schlau sind, dann kann das zu großen Problemen führen. Ich spreche aus Erfahrung." Paul sah ihn erneut an. „Ja, und ich weiß auch, wer bei dir und Andrea die Hosen anhat." stimmte er zu. Das Grinsen verschwand aus Semirs Gesicht. „Gar nicht wahr. Wir führen eine sehr harmonische Ehe. Andrea hat ihren Job, Dana hat ihre Ausbildung, Ich bin auch voll ausgelastet. Ayda und Lilly …" zählte er auf und Paul hob die Hand. „Ja, ist gut jetzt. Ich werde schon aufpassen, dass es bei uns nicht so laufen wird." Semir sah aus dem Fenster. „Wollt ihr denn heiraten?" hakte er nach einer Weile nach. „Das wissen wir doch jetzt noch nicht. Wir sind gerade eine Woche zusammen!" Semir wollte gerade antworten, als ein Porsche rechts an ihnen vorbeiraste! „HEY!!!" fauchte er und schon rauschte ein Geländewagen ebenfalls rechts vorbei. „Die spinnen wohl! Na, die werden mich gleich kennen lernen!" versprach er und griff zum Funkgerät. „Cobra 11 an Zentrale! Wir haben auf der A3 zwei Fahrzeuge, die sich ein Rennen liefern! 1. Kennzeichen, ein Porsche: D - BG 765 und 2. Kennzeichen, ein Geländewagen: D - KK 490! Haben die Verfolgung aufgenommen!" gab er durch. Er wusste, dass die Kennzeichen nun geprüft wurden und er in wenigen Augenblicken wusste, hinter wen er und Paul nun her waren.

    „Cobra 11 für Zentrale! Das erste Fahrzeug ist auf die "Fly and Drive" zugelassen. Das ist ein Autoverleih direkt am Flughafen Düsseldorf. Das zweite Kennzeichen ist unbekannt!" Die Kommissare wechselten einen Blick und Paul trat das Gaspedal durch. Semir schaltete das Blaulicht und die Sirene an und sie kamen den Flüchtenden immer näher. „Der erste Tag und dann sowas!" fauchte Semir wütend und starrte auf den Geländewagen, der direkt vor ihnen fuhr. Plötzlich bemerkte er, dass der Mann auf dem Beifahrersitz eine Waffe aus dem Fenster hielt und auf den Porsche zielte. Nur kurz darauf knallte es, die Heckscheibe des Sportwagens zersprang und der Fahrer hatte arge Probleme den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Verdammt!" stieß er aus und zog ebenfalls die Waffe. Mit kurzen schnellen Handgriffen war sie überprüft und er ließ die Seitenscheibe runter. „Das haben wir gleich!" versprach er, legte an, zielte und drückte ab. Fast gleichzeitig mit dem Knall zersprang die Heckscheibe des Geländewagens und auch hier schien der Fahrer für einen Augenblick die Kontrolle zu verlieren. Wie von Semir erhofft, ließen die Männer im Geländewagen von dem Porsche ab und schossen nun auf die Polizisten. Als die Kugeln in die Karosserie einschlugen, vergrößerte Paul den Abstand und beide gingen in Deckung. Doch schnell galt das Interesse der Männer im Wagen wieder dem Porsche. Vorsichtig wagte Semir sich aus der Deckung als keine Schüsse mehr kamen. Er setzte sich auf und Paul tat es ihm nach. „Nun gib mal Gas!" fauchte Semir seinen Partner an. Ein weiterer Schuss fiel und er sah wie der Porsche heftiger schlingerte und der Fahrer die Kontrolle verlor. „Der rast direkt in die Baustelle!" schrie er. Schon hob der Porsche ab, flog über die Leitplanke auf den Grünstreifen, überschlug sich mehrfach und blieb letztendlich auf dem Dach liegen. Der Geländewagen raste davon. Paul stieg in die Eisen und ehe der Wagen stand, sprang Semir raus. „Schnapp sie dir! Ich kümmere mich um den Schwachmaten im Porsche!" befahl er, schlug die Tür zu und Paul raste hinter den Fliehenden her. Semir rannte zum Porsche und riss die Fahrerseite auf. Im Fahrzeug lagen zwei bewusstlose Personen. Der Fahrer hatte sich im Gesicht verletzt und blutete. Semir sah ihn an und stutzte. „BEN?!" Die Frau auf dem Beifahrersitz schien nicht angeschnallt gewesen zu sein und hatte mehrere sichtbare Verletzungen im Gesicht, an den Händen und auch an den Beinen. Es gab ein floppendes Geräusch und Semir sah auf. Der Wagen fing an zu qualmen und nun hieß es schnell zu sein. Semir packte Ben und zog ihn heraus. In sicherer Entfernung von dem qualmenden Wagen, legte er ihn ab und rannte erneut zum Porsche. Der Rauch wurde immer stärker und er konnte nicht auf die Rettungskräfte warten. So packte er auch hier zu, nahm in Kauf, dass die Verletzungen der Frau noch schlimmer wurden und zog sie ebenfalls aus dem Fahrzeug. Vorsichtig legte er sie in sicherer Entfernung ab und brachte sie in die stabile Seitenlage. Mehr konnte er nicht für sie tun. Dann ging er zu Ben und drehte ihn so, dass auch er in die stabile Seitenlage kam. Sofort fiel ihm eine Wunde an der Schulter auf. Scheinbar hatte Ben eine Kugel abbekommen. „BEN! Komm schon! Mach die Augen auf!" fauchte er ihn an, schlug ihm sanft ins Gesicht und tatsächlich öffnete Ben seine Augen. Er fixierte Semir und grinste leicht. „Dann habe ich mich doch nicht geirrt…Partner…" kam schwerfällig von ihm. Erleichtert schloss Semir die Augen. „Nein… du hast dich nicht geirrt. Bleib ruhig liegen, der Rettungswagen kommt gleich."


    Michelle kam aus dem Toilettenraum und zuckte zusammen, obwohl sie genau wusste, dass Kehrbaum dort stand. Sofort griff er sie am Arm, drückte fest zu und presste sie an die Wand. „Gib mir dein Handy! Sofort!!" fauchte er sie an. Sie sah ihn ängstlich an und hier brauchte sie nicht einmal zu spielen. Sie hatte wirklich Angst vor diesem jähzornigen Mann. „Warum? Was willst du damit?" fragte sie unsicher. „Ich will die Karte! Ich weiß, dass du ein Gespräch aufgezeichnet hast! Gib es mir!" Michelle nickte und reichte ihm das Gerät. Sofort sah Kehrbaum auf das Handy und durchsuchte es. „Willst du mich verarschen? Wo ist die Karte?" fauchte er sie an. „Die ist da drin. Wirklich, ich… ich…" stammelte sie. Er packte sie am Hals und drückte sanft zu. Sein Gesicht näherte sich immer mehr dem ihren. „Willst du es wirklich auf die Spitze treiben?" Der Druck wurde heftiger und Michelle liefen Tränen über die Wange. „Bitte … ich habe nichts gemacht…" flehte sie leise. Sie sah sich hilfesuchend um, doch scheinbar bekam niemand etwas von dem mit, was sich hier abspielte. Nach wenigen Augenblicken ließ Kehrbaum sie los. „Wir werden das zuhause klären. Du weißt doch sicher, dass dein Leben in meiner Hand liegt, oder? Du wirst ab sofort weder telefonieren, noch im Netz surfen! Dein Handy behalte ich!“ knurrte er leise und der Ton ließ deutlich hören, dass er keine Gegenworte duldete. Michelle nickte leicht. Er zog sie am Arm in Richtung Ausgang und sie ließ sich eine Weile mitschleppen. Kehrbaum schien mit keiner Gegenwehr zu rechnen und so konnte sie die Überraschung auf ihre Seite verbuchen. Kurz vor dem Ausgang zum Parkplatz explodierte sie regelrecht. Sie riss sich los, drehte sich blitzschnell zu Kehrbaum um, hob das Bein und trat ihm in die Weichteile. Der Waffenhändler ging mit einem lauten Schmerzschrei zu Boden und sie wusste genau, dass er eine Weile brauchte, bis er wieder auf die Beine kam. Auch Maik wollte eingreifen und auch er war schnell ausgeschaltet. Als Kehrbaum zu Boden ging, wandte sie sich zu Maik, holte mit der Faust aus und traf ihn empfindlich im Magen. „Du verdammtes Miststück!“ kam schmerzerfüllt von ihm. Michelle zog sich die Highheels aus, rannte auf den Parkplatz und sah sich panisch um. Der Parkplatz war im Gegensatz zu der Halle nicht wirklich voll. Nur ein Mann, der gerade seinen Gepäckwagen in die Bucht schob, konnte sie entdecken. Scheinbar wollte dieser gerade abfahren. „HILFE!!! HELFEN SIE MIR!!“ schrie sie laut und rannte auf den Porsche zu. Der junge Mann sah sie und blieb stehen. Sie sah kurz zurück und registrierte, dass Kehrbaum wie auch Maik sich schneller erholt hatten, als sie es sich gewünscht hatte. „MICHELLE!!!“ schrie Kehrbaum laut und sie hörte die Wut deutlich, was sie noch schneller laufen ließ.

    In einem Nebenraum musste Ben seine Koffer öffnen. „Herr Jäger, Sie sind gerade aus den USA gekommen?" Er bestätigte es mit einem kurzen Nicken. „Genau genommen aus Florida, wo die Sonne scheint und Winter ist, wenn es knappe 18 Grad sind." schwärmte er von seiner neuen Heimat. „Haben Sie etwas zu verzollen?" wollte der Beamte nun wissen und wieder bestätigte Ben es. Er holte einige Dinge aus dem Gepäck und zeigte es vor. Der Zollbeamte besah sich die Sachen und schrieb die dafür vorgesehenen Zollgebühren auf. „Würden Sie die Koffer bitte einmal ausräumen?" bat der Mann Ben nun und der leerte freiwillig seine Koffer. Dieser wurde nun von dem Beamten sehr intensiv geprüft. „Sie dürfen auch gern einen Spürhund dransetzten." schlug Ben nun vor und erntete einen kritischen Blick des Zollbeamten. Die Durchsuchung brachte nichts zu Tage und so konnte Ben die Sachen wieder einräumen, den Zoll bezahlen und seines Weges ziehen. Dieser führte ihn zum Schalter des Autoverleihs am Flughafen. Bevor er in Florida gestartet war, hatte er bereits einen Porsche reserviert, damit er nicht allzu lange warten musste. Mit dem Schlüssel in der einen Hand und den Gepäckwagen vor sich herschiebend, ging es auf den Parkplatz des Flughafens. Schnell verstaute er sein Gepäck und die Geschenke, die er für Semir und seine Familie gekauft hatte und ließ den Kofferraumdeckel zuklappen. Dann schob er den Gepäckwagen in die dafür vorgesehene Parkbucht und ging wieder zum Wagen. Noch einmal ging sein Blick skeptisch gen Himmel. „HILFE!! HELFEN SIE MIR! BITTE!!" hörte er aus einer Entfernung und sah in die Richtung. Eine junge Frau kam auf ihn zugestürmt. „Bitte helfen Sie mir! Nehmen Sie mich mit, egal wohin! Ich muss weg! Bitte…" Jetzt erkannte Ben die junge Frau, die eben von dem Mann geschlagen wurde. Nicht weit von ihr stürmten zwei Männer auf sie zu. Ben spürte, dass eine Bedrohung von diesen Männern ausging. „Steigen Sie ein!" forderte er sie auf. Er warf sich auf den Fahrersitz und gab Gas. „Was wollen die Männer von ihnen?" fragte Ben, als sie auf der A 3 in Richtung Köln waren. „Ich habe ein Gespräch gehört, was ich nicht hätte hören sollen." gab sie leise von sich. „Ich heiße Ben. Wie heißen Sie?" Er sah sie kurz an. „Michelle." Sie sah nervös nach hinten. „Und wer sind die Männer, die hinter Ihnen her sind?" bohrte Ben weiter nach. „Das ist Kristof… Kristof Kehrbaum. Ich habe gehört, dass er einen Waffendeal durchziehen will. Mit einem Russen, glaub ich. Bitte helfen Sie mir!“ Sie holte ihre Geldbörse raus und hielt wenig später eine Speicherkarte in den Fingern. „Auf dieser Speicherkarte ist alles drauf! Sorgen Sie dafür, dass es zur Polizei kommt, bitte! Es ist sehr wichtig. Wenn mir etwas passiert, dann muss das zur Polizei!" flehte sie und es klang sehr glaubhaft und als Ben in den Rückspiegel sah, bemerkte er einen Geländewagen, der dicht auffuhr. Im Spiegel sah er den Mann am Steuer, der sich mit finsterer Miene auf die Straße konzentrierte. „Okay, ich verspreche es.“ Er nahm die kleine Speicherkarte und steckte sie in seine Hosentasche. Im gleichen Augenblick knallte es, die Heckscheibe zersprang und Michelle stieß einen merkwürdigen Ton aus.

    Ben sah aus dem Fenster und es gefiel ihm überhaupt nicht was er sah, als der Flieger nun die Wolken durchstieß und diese immer dichter wurden. Dass das Wetter in Deutschland nicht mit dem in Florida konkurrieren konnte, wusste er ja schon, aber heute zeigte es sich von einer extrem schaurigen Seite und je niedriger der Flieger ging, umso dunkler wurde es. Der Hinweis sich anzuschnallen leuchtete auf und er legte den Gurt an. Nur wenig später landete der Flieger auf dem Düsseldorfer Flughafen. Ben wartete bis die Passagiere aus der Economy-Class ausgestiegen waren und erhob sich dann, ging zum Ausgang wo Brenda, seine persönliche Stewardess, bereits auf ihn wartete. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ben." lächelte sie ihn an und er verbeugte sich leicht. „Vielen Dank Brenda. Denken Sie daran, dass ich nur ganz kurz in Deutschland bin und mich hier überhaupt nicht auskenne. Wenn Sie die Zeit finden, dürfen Sie mir gern die Stadt zeigen." Er hatte einen Zettel mit seiner Adresse zwischen Zeige- und Mittelfinger und hielt ihn ihr hin. Sie senkte den Blick, wurde leicht rot und nahm ihn zögerlich an. „Da sage ich nicht nein. Wie wäre es denn mit heute Abend um neun? Ich muss übermorgen schon wieder weg und dann sollte man doch jede Minute genießen, finden Sie nicht?" wollte sie von ihm wissen. Ben sah sie musternd an und nickte. „Dann sollten wir die Zeit wirklich nutzen. Heute Abend um neun passt perfekt." stimmte er zu und verließ den Flieger. Er freute sich auf den heutigen Abend und noch mehr darauf, morgen zu Semir zu fahren. Ein verschmitztes Grinsen umschmeichelte seine Lippen, als er daran dachte, das Semir gar nicht wusste das er in Deutschland war. Es würde morgen eine perfekte Überraschung sein, wenn er plötzlich in der PAST stehen würde. Er ging zum Gepäckband um seine Koffer in Empfang zu nehmen und hier wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Während er auf sein Gepäck wartete, beobachtete er die Menschen, die hier in der Halle waren und bemerkte diverse Dinge, die anderen entgingen. Das war noch ein Rest, den er sich aus seinem alten Beruf als Polizist bewahrt hatte. Nicht weit von ihm stand ein Pärchen welches sich sehr angeregt unterhielt. Auch wenn er kein Wort verstand, bemerkte er die Aggressivität im Gespräch. Und plötzlich holte der Mann aus und verpasste der Frau eine Ohrfeige. Sie taumelte einen Schritt zurück und er wollte sich gerade einmischen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Thomas Mannhaupt, Zoll! Würden Sie uns bitte folgen?" kam freundlich und Ben drehte sich um. Zwei Beamte vom Zoll standen vor ihm. Er nickte, griff seine Koffer die gerade kamen und folgte den Männern. Sein Blick ging noch einmal in die Richtung, wo das Pärchen eben noch war, doch nun war die Stelle leer.

    Michelle Kastner riss sich von Kristof los und rannte in die Toilette. Sie weinte leise und hoffte irgendwie, dass hier eine ihrer Kolleginnen war, der sie sich anvertrauen konnte. Doch hier war sie allein. Sie sah in den Spiegel, nahm ein Papiertuch und wischte sich das Blut von der Lippe. Wut stieg in ihr auf. Wenn sie diesem Kerl doch endlich zeigen konnte, mit wem er sich angelegt hatte. Doch noch hatte sie nicht genug an Hinweisen. Einer fehlte noch und dann konnte sie dieses Schwein endlich mit Hilfe ihrer Kollegen hinter Gitter bringen. Seit vier Wochen war sie nun schon bei diesem Mann, der sie wie Dreck behandelte. Er hielt sie wie eine Gefangene und sie durfte nur eines. Gut aussehen. Sie brauchte die Tür gar nicht erst öffnen, denn sie wusste genau das Kristof davorstand und sich vermutlich mit Maik, seiner rechten Hand unterhielt. In eine der Kabinen, die sie nun betrat, zog sie ihr Handy hervor. Leider musste sie feststellen, dass sie hier keinen Empfang hatte und fluchte leise. Dann wählte sie die eigenen Dateien und hörte sich noch einmal die Aufnahme an. „…werden am Rastplatz "Wilde Heide" übergeben. Miranov ist dabei und ich werde reich sein. Kümmere dich um die Waffen! Ich will alles hier haben, was der Russe bestellt hat." hörte sie die Stimme von Kristof und verzog leicht die Lippen. Genau dieses Gespräch, welches sie bei einer günstigen Gelegenheit aufzeichnen konnte, würde Kristof das Genick brechen. Die Tage von diesem Waffenhändler waren gezählt. Und kein Geld dieser Welt konnte das wieder gut machen, was sie im Augenblick durchmachte. Keine Belobigung war groß genug, dass sie sich wie Dreck behandeln ließ. Michelle wusste zwar, wo die Waffen übergeben werden sollten, doch noch hatte sie keinen Termin. Erst wenn sie diesen hatte, konnte sie ihre Kollegen informieren und einen entsprechenden Empfang für diesen Miranov und Kehrbaum vorbereiten. Sie tauschte die Speicherkarte aus ihrem Handy aus und steckte die alte in ihre Geldbörse. Beides steckte sie wieder in die Hosentasche, zog ab und stellte sich noch einmal vor den Spiegel, um sich etwas herzurichten. In drei Wochen spätestens würde sie wieder ihren Job machen. Einen normalen Job an dem sie am Abend nach Hause, in ihre eigenen vier Wände gehen konnte. Mit ihren Eltern telefonieren und vor allem wieder etwas Freude im Leben haben. Doch nun war es wichtig, diese Karte ihren Kollegen zukommen zu lassen. Die Frage war nur wie? Kehrbaum und seine Gefolgsleute würden verhindern, dass sie einen Brief versendete, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben. Sie verließ die Toilette und sah Kehrbaum ins Gesicht.