Beiträge von susan

    Hildegard wurde langsam unruhig. Die Kinder hatten ebenfalls bereits zu quengeln begonnen: „Wo sind Papa und Semir mit unseren Ponys, wir wollen endlich Reiten!“, beschwerte sich Tim, als plötzlich das Geräusch rasender Hufe im fliegenden Galopp zu hören waren. Zugleich schrammte irgendetwas über den Asphalt und jetzt konnte Hildegard nur erschrocken die Kinder zur Seite ziehen, als die beiden kleinen Füchse, denen das Blut über die Hinterbeine lief, hintereinander in Panik an ihnen vorbei schossen, während die Trümmer der Kutsche ihnen immer wieder in die Hinterhand krachte, wenn sie die Richtung änderten. Die beiden Pferdchen waren fast weiß vom Schweiß, der ihre kleinen Körper bedeckte. Ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen und obwohl sie völlig erschöpft waren, rannten sie immer noch um ihr Leben, wie Pferde als Fluchttiere das eben taten, wie es ihnen ihr Instinkt eingab.


    „Um Himmels Willen- da muss etwas Schreckliches passiert sein!“, rief Hildegard und überlegte fieberhaft welches Vorgehen jetzt sinnvoll war. Dann griff sie zu ihrem Handy, wählte die 112 und setzte einen Notruf ab, ohne zu wissen was eigentlich geschehen war, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass Gefahr im Verzug war und man jetzt professionelle Hilfe brauchte um die Verunfallten zu finden und fest zu stellen, ob sie verletzt waren.


    Schnell verlud sie dann die Hunde, bat die Kinder in ihre Kindersitze zu klettern, schnallte das kleine Mädchen an- Tim konnte das selber- und rief nebenbei dem Pferdehändler zu, der ebenfalls fassungslos gemeinsam mit seinem aktuellen Kunden den Ponys nach schaute, die gerade an der Hofeinfahrt vorbei geschossen waren. „Kümmern sie sich um die Tiere, holen sie einen Tierarzt, egal tun sie auf jeden Fall was- ich suche die Kutschenbesatzung“, und einige der Pferdeleute rannten nun den Ponys nach, während andere Nachbarn die im Garten gesessen hatten und durch den Radau aufmerksam geworden waren, ebenfalls in ihre Autos sprangen, um nach Semir und Ben zu suchen, denn eines war klar- es musste etwas passiert sein. Hildegard war sich auch sicher, Ben hätte sie angerufen und Bescheid gegeben, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, aber sie wusste in welche Richtung die Kutsche aufgebrochen war und so schwärmte nun ein Suchtrupp aus.


    Gerade begannen Ben´s Kräfte zu erlahmen, da regte sich etwas unter ihm und ein gequältes Husten verriet, dass in Semir noch Leben war. Sofort hörte Ben auf zu Drücken und rief keuchend. „Semir, kannst du mich hören?“, und jetzt öffnete der schwerst Verletzte die Augen einen kleinen Spalt und sah Ben an, ohne ihn so richtig zu erkennen. Gerade wollten die Augen wieder zu fallen, da bettete der Dunkelhaarige den Oberkörper seines Freundes auf seinen Schoss und richtete ihn ein wenig auf. Er merkte wie schwer dem kleinen Türken das Atmen fiel und neben der Erleichterung dass er noch lebte, hatte er schreckliches Mitleid als er die Schmerzen wahrnahm, die sein Freund aushalten musste.


    Verdammt was sollte er tun? Semir brauchte dringend professionelle Hilfe, aber wenn er ihn jetzt hier alleine ließ um die zu besorgen oder wenigstens unter den Kutschentrümmern ein Handy zu suchen, dann würde er nicht mitkriegen, wenn der erneut aufhörte zu atmen und dann war sein Todesurteil unterzeichnet. So erleichtert er war, dass Semir wenigstens wieder einen Kreislauf hatte, so verzweifelt war er auch, weil ihm klar wurde, dass er alleine nichts, aber auch gar nichts ausrichten konnte. Semir hatte vor Qual auf geschrien als er ihn aufgerichtet hatte und er hatte panische Angst ihm jetzt noch mehr Schmerzen zu zufügen, wenn er ihn erneut bewegte.


    Plötzlich näherten sich auf der ein Stück entfernten Straße zwei langsam fahrende Fahrzeuge und Ben erkannte voller Erleichterung als vorderstes Auto den Caddy von Hildegard. Noch nie in seinem Leben war er so dankbar gewesen. „Hier- hier sind wir! Verständigt schnell einen Notarzt, Semir ist in Lebensgefahr!“, brüllte er und wedelte mit den Armen, achtete dabei aber sehr darauf, seinen Freund nicht erneut zu bewegen, der dennoch aufstöhnte. Als Semir wieder hustete, kam schaumiges Blut aus seinem Mund und Ben wagte ihn gar nicht eingehender zu betrachten, denn auch die Arme waren irgendwie völlig verdreht und verschoben und er meinte unter seinem Shirt einen Knochen am Oberarm vorspießen zu sehen.


    Hildegard und das nach ihr fahrende Fahrzeug hatten ihn bereits entdeckt, aber es war auf direktem Weg wegen des Grabens nicht möglich mit einem Auto zu ihnen zu gelangen. Allerdings musste ja auch der Bauer irgendwie auf seine Wiese fahren und so versuchte Hildegard einen Zufahrtsweg für den Rettungsdienst zu finden, während der Nachbar mit dem Autoverbandskasten zu den Verunfallten rannte.


    Die ältere Frau hatte auch schnell ab gewägt, ob es sehr sinnvoll war, den Kindern den Anblick eines Schwerstverletzten zu zumuten und war zu dem Schluss gekommen, dass es besser war, die Rettung zu koordinieren. Sie konnte auch nicht mehr als Erste Hilfe leisten und das machten soeben der Nachbar und Ben, wie sie auf die Entfernung erkennen konnte. So teilte sie via Handy der Leitstelle den ungefähren Unfallort mit, fand bald auch die Zufahrt zur Wiese und wartete darauf den Rettungsdienst einzuweisen. Tim und Mia- Sophie waren ganz still geworden und das kleine Mädchen presste sein Kuscheltier, ein kleines Pony, fest an sich und ein paar Tränchen suchten sich ihren Weg. Auch Tim, der sonst manchmal ziemlich altklug war, sagte kein Wort, außer einmal „Papa!“


    Während aus der Ferne schon die Martinshörner zu hören waren, drehte Hildegard sich nun zu den Kindern um und versuchte sie ein bisschen zu beruhigen und abzulenken, wobei sie sogar aus der Entfernung das viele Blut gesehen hatte. „Jetzt kommt gleich der Notarzt und die Sanitäter, die helfen Semir und bringen ihn in die Klinik. Eurem Papa ist wohl nicht allzu viel passiert“, erklärte sie und hoffte, dass das auch den Tatsachen entsprach.


    Nun erschienen zwei Streifenwagen und zwei Rettungswagen, davon einer mit Notarzt und als Hildegard ausstieg und winkte, kamen sie auch sofort in ihre Richtung gefahren. Es waren keine weiteren Worte mehr nötig und wenig später sprang die Notärztin aus dem vorderen Fahrzeug, das nahe des Baums gehalten hatte und während der Rettungsassistent und die Sanitäter das Equipement heran trugen, begann sie sich einen Überblick über die Verletzungen zu verschaffen.
    Ein Uniformierter war derweil zu Hildegard getreten und fragte: „Was genau ist passiert und wo sind die Pferde, die die Kutsche gezogen haben?“, woraufhin sie nochmals erzählte was sie wusste und jetzt machte sich die Streifenwagenbesatzung auf die Ponys zu suchen, falls die nicht wieder im Stall waren, denn es sollten keine weiteren Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.
    Der eine der Sanitäter war derweil ans Funkgerät gegangen und orderte einen Rettungshubschrauber, denn jetzt ging es um jede Minute!

    Ob das gut oder schlecht ist, dass Kim Krüger und der Oberstaatsanwalt ein Paar sind, kann ich nicht beurteilen. Ich hoffe mal dass Jennys Hypothese stimmt :D .
    Ach das hatte ich ganz verdrängt, dass in deiner Story @Mikel, Hartmut und Jenny zusammen sind.
    Eigentlich haben Hartmut´s Ermittlungen, die dann durch die Anschlagsserie jäh unterbrochen wurden, ja schon ein paar minimale Hinweise ergeben. Fakt ist, dass Ben nieder geschlagen wurde und nicht das Weite gesucht und sich ins Ausland abgesetzt hat. Und ich hoffe und bete jetzt, dass der auf dem Helm gefundene Fingerabdruck irgendeinen Hinweis auf Ben´s Entführer und vor allem auf seinen möglichen Aufenthaltsort geben.
    Mann und Semir, schalte gefälligst dein Bauchgefühl ein, du musst doch spüren dass dein Freund noch am Leben ist und deine Hilfe braucht!

    Es scheint als wäre Ben am Ende seiner Kräfte angelangt. Jetzt hat ihn Gabriela bald so weit wie sie möchte- nämlich gebrochen, körperlich und vor allem auch seelisch. Ich hoffe sehr er fängt sich wieder, denn sonst ist sein baldiger Tod sehr wahrscheinlich. Allerdings stellt sich die Frage wie viel Folter ein Mensch überhaupt ertragen kann- armer Ben!


    Semir wird indessen sozusagen zwangsverpflichtet, bei der Fahndung nach den Attentätern mit zu machen- na ja wenn er wüsste, dass er sozusagen an genau demselben Fall arbeitet, wäre er vielleicht nicht so frustriert deswegen. Wobei eigentlich ahnt er das ja schon ein bisschen- ich hoffe die Akten geben irgendwelche Aufschlüsse, denn lange hält Ben nicht mehr durch!

    Lucas ist mit allen Wassern gewaschen, doch jetzt geht es um das Leben seiner Familie und ich denke, er wird einfach alles tun, um die zu retten.
    Die Asiaten sind auch Profis im Geschäft und so sagt er denen die halbe Wahrheit- und Anna Engelhardt ebenfalls. Letztendlich spielt er aber sein eigenes Spiel, aber damit erinnert er mich sehr an Semir.
    Ich hoffe jetzt, dass er es irgendwie schafft die Asiaten soweit zu befriedigen, dass man an den Aufenthaltsort der Geiseln ran kommt, aber die sind ja auch nicht blöd und werden das nur zulassen, wenn er im Gegenzug den Stick liefert.
    Meine einzige Hoffnung ruht auf Hartmut, denn man kann solchen Verbrecherorganisationen doch nicht solche Informationen überlassen- die in meinen Augen einzige Lösung ist entweder ein gefakter Stick im Austausch, oder dass man zufällig auf den Ort stößt, wo die Geiseln fest gehalten werden.

    Ben erfährt nun im Video, wie rachsüchtig und grausam Gabriela ist- nun ja, eigentlich wusste er das ja schon, aber nun bekommt er mega Angst um Semir und Andrea. Aber was nützt ihm das in seiner momentanen Situation braucht er selber dringend Hilfe, sonst überlebt er die Folterungen des Metzgers nicht.
    Ich hatte großes Mitleid mit Ben, aber ich war auch stolz auf ihn, weil er sich bisher nicht hat brechen lassen. Ich bin mir aber sicher, wenn er keine Hilfe von außen bekommt, wird er das Ganze hier mit dem Leben bezahlen, denn der Söldner hat mit ihm auch noch eine Rechnung offen. ;(

    Irgendwie habe ich das Gefühl ich hätte eine ganz andere Folge angeschaut als ihr anderen ;) . Mir hat sie nämlich richtig gut gefallen und ich fand es auch eine starke schauspielerische Leistung von Gizem Emre, genauso wie von Lion.
    Semir ist natürlich wieder sehr in den Papamodus gefallen, das gefällt mir nicht so mega gut, aber trotzdem waren sehr viele emotionale Momente in der Folge und sowas mag ich.
    Gut -es ist nicht alles logisch, aber die Idee mit diesem Minicomputer war sehr gut von Boris von Sychowski, der ja das Drehbuch geschrieben hatte. Ich bin der Überzeugung wenn es sowas real gäbe, könnte man die moderne Welt untergehen lassen. Das wäre also wirklich eine gefährliche Waffe in den Händen der falschen Menschen.


    Ich habe mich zunächst auch aufs Glatteis führen lassen und dachte Dana erliegt wirklich den Reizen von Timo, der ja absolut nicht unattraktiv war, aber die ist wie der Vater- unangepasst, ungehorsam, missachtet Vorschriften, aber sie hat einen guten Riecher, es kann was aus ihr werden und sowohl ihr Vater als auch die Chefin glauben an sie.
    Der Stunt mit dem Gebäudelauf von Daniel war erste Sahne und ich war generell mit der Action zufrieden.


    Das Einzige was ich wieder mal monieren muss, sind die medizinischen Dinge.
    Dramaturgisch gut und emotional umgesetzt, aber als Fachfrau stellen sich sowohl im OP, als auch auf der Intensiv, sogar noch später auf Normalstation alle Haare auf. Da waren so viele Fehler, die kann ich gar nicht alle aufzählen, aber das Hahnebüchenste war wirklich der Blick auf einen geöffneten Brustkorb mit schlagendem Herz bei einem Bauchschuss. Um so einen Einblick zu bekommen muss man den Thorax öffnen, das Brustbein spalten und Rippenspreizer einsetzen, das geht aber nicht über einen eher kleinen Bauchschnitt. Ist ja klar, dass das dramaturgisch gut kommt, wenn man solches medizinische Filmmaterial verwendet, aber das war schon dick aufgetragen. Dann hätte man gleich die Kugel im Thorax landen lassen können, oder von unten eindringen und das Zwerchfell durchschlagen- aber auch da hat man dann einen Schnitt vom Hals bis zum Schambein wenn es blöd läuft. Aber ist ja klar- die Explosionen sind ja auch nicht echt und realistisch, warum sollten es dann die medizinischen Sequenzen sein. Allerdings habe auch ich mit gezittert, ob Finn wohl überlebt und intensiv nach gedacht, ob der nicht aus der Serie aussteigen wollte- das wäre nämlich eine passende Gelegenheit dazu gewesen.
    Aber so fand ich es ganz gut, dass zwischendurch auch die Jungen mal wieder ran dürfen, solange das Buddypaar Semir und zweiter männlicher Hauptcharakter passen, ist alles gut.
    Mein persönlicher Alptraum nach Daniels Ausstieg wäre nämlich Dana als Partnerin von Semir.
    Aber wie gesagt ich habe mich gut unterhalten gefühlt und fand das war eine starke Folge in der "Nach- Ben- Ära".

    Ben kam sich vor wie in einem Alptraum. Völlig mechanisch begannen seine Beine zu laufen und sich auf den Baum zu zubewegen. Aus den Augenwinkeln sah er die Ponys davon rennen, sie schleppten jedes noch ein kleines Stück der Kutsche hinter sich her, aber das war ihm im Augenblick völlig egal.
    „Semir, SEMIR! Was ist mit dir?“, stieß er völlig verzweifelt hervor, während er hektisch nach seinem Handy kramte, um den Notruf ab zu setzen. Aber da war nichts, vermutlich hatte er es bei seinem Sturz verloren. Aber er konnte nicht umdrehen um es zu suchen, denn sein Gefühl sagte ihm, dass es jetzt um jede Minute ging. Er konnte zwar nicht richtig auftreten, vermutlich hatte sein Knöchel doch etwas ab gekriegt, aber die Schmerzen spürte er fast nicht, als er sich so schnell wie möglich humpelnd auf den Baum zu bewegte. Er hörte keinen Laut und nichts, aber auch gar nichts bewegte sich und die Angst um seinen besten Freund nahm mit jedem Schritt zu.


    Endlich nach gefühlten Minuten, obwohl es vermutlich nur Sekunden gewesen waren, kam er am Unglücksort an und sah Semir mit völlig verdrehten Gliedern regungslos mit dem Gesicht nach unten vor dem mächtigen Stamm liegen. Überall war Blut, aber das kümmerte ihn nicht, es war das Blut seines besten Freundes und davor ekelte er sich genauso wenig wie vor dem Blut seiner Frau und der Kinder. Nochmal sprach er den kleinen Türken an, aber der regte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich.


    Jetzt machte es sich bezahlt, dass sie als Polizisten regelmäßig ausführliche Schulungen in Erster Hilfe bekamen, erst vor wenigen Wochen hatte er einen ganzen Samstag lang gemeinsam mit seinem Partner seine Kenntnisse aufgefrischt und sie hatten als Team die Puppe des Ausbilders mehrfach wieder belebt. Die Schulung war mit viel Gelächter abgelaufen, man war sich einig gewesen, dass man bei jungen hübschen Frauen durchaus eine Atemspende machen würde, aber nie bei einem Saufbruder unter der Brücke, sie hatten erneut erfahren, dass das Wichtigste war den Kreislauf in Gang zu halten, damit das Gehirn mit Sauerstoff versorgt wurde, aber jeder hatte gehofft, dass er seine Kenntnisse nie anwenden müsste und schon gar nicht bei jemandem der einem nahe stand.


    Früher hätte Ben vielleicht gezögert, weil er ja Wirbelverletzungen bei Semir nicht ausschließen konnte und auf gar keinen Fall für eine etwaige Querschnittlähmung verantwortlich sein wollte, aber die Worte des Ausbilders hallten in seinem Kopf. „Wenn sie eine bewusstlose Person finden, legen sie sie flach auf den Rücken und wenn die nicht ansprechbar ist und keine Lebenszeichen von sich gibt, beginnen sie sofort mit der Komprimierung des Brustkorbs. Halten sie sich nicht damit auf verzweifelt irgendwo einen Puls zu suchen oder heraus zu finden, ob der Bewusstlose noch atmet, sie verlieren nur kostbare Zeit und das Leben ist primär wichtiger als eine fragliche Wirbelverletzung, die ja nicht automatisch auch zu Behinderungen führt“, und so drehte er seinen Partner um, zog ihn vom Baum weg, legte ihn flach auf den Rücken und begann den Brustkorb rhythmisch zu komprimieren.


    Es durchlief ihn kalt- irgendwie fühlte es sich nicht so an wie die paar Male, als er bereits als Ersthelfer an einen Unfall gekommen war und mit der Reanimation begonnen hatte. Semir´s Brustkorb war instabil und es machte ihm Angst, dass der schlaff und leichenblass unter seinen Händen lag und keine Schmerzen zu fühlen schien, obwohl das Blut aus seinem Mund lief. Würde er es schaffen ihn ins Leben zurück zu holen?


    Ohne zu Zögern unterbrach Ben die Herzdruckmassage nach 30 Aktionen, kniete sich neben Semir´s Kopf, überstreckte den und blies ihm zweimal seinen Atem ein, obwohl er danach metallischen Blutgeschmack im Mund hatte. Sofort machte er dann mit der Massage weiter, zählte laut mit und versuchte den Takt des Liedes „Staying alive“ von den Bee Gees zu verinnerlichen, um den richtigen Rhythmus zu behalten, aber mit jeder Minute wuchs seine Verzweiflung. Er tastete kurz und verzweifelt nach Semir´s Handy um professionelle Hilfe zu holen, aber auch das konnte er nicht finden und so langsam begannen seine Muskeln zu schmerzen und seine Kräfte zu erlahmen. Von Semir kam kein Lebenszeichen und nun machte sich Panik und abgrundtiefe Verzweiflung in Ben breit. So wie es aussah war Semir tot und er hatte ihn sozusagen umgebracht. Er hatte gedacht zwei solch kleine Ponys wären ein besseres Spielzeug, aber welche Kräfte die entwickeln konnten, davon hatte er keine Ahnung gehabt. Wenn er doch nur nie auf so einen blöden Gedanken gekommen wäre!


    Niemand außer ihm wusste wie schwer verletzt sein Partner war und dass der ohne professionelle Hilfe keine Chance haben würde und so pumpte Ben weiter das Blut durch den Kreislauf seines besten Freundes und seine Tränen tropften auf ihn, während er verzweifelt weiter drückte, nicht wissend, ob das noch irgendeinen Sinn machte, was er hier tat.

    Lucas bekommt einen Vorschlag zur Übergabe-Stick gegen Geiseln.
    Er geht darauf ein und die Entführer benutzen auch technisches Gerät, um nicht geortet zu werden.
    Dennoch haben Hartmut und sein belgischer Kollege schon ein paar Informationen zusammen getragen- ich hoffe die führen zu Ben- äh zum Ziel ;) .

    Nun beginnt die interne Ermittlungsarbeit. Semir erklärt der Chefin dass Lucas zu den Guten gehört, wobei auch bei mir da noch kein völliges Vertrauen da ist, aber ich denke das ist aktuell nebensächlich.
    Hartmut´s Erkenntnisse werden von der Meldung der belgischen Polizei bestätigt, man weiß jetzt also wo Christian und Ben sich aufgehalten haben, die Blutspuren weisen darauf hin dass sie verletzt sind, aber damit hat es sich.
    Ich denke Semir, Hartmut und meinetwegen auch Lucas müssen jetzt schnell dorthin fahren, vielleicht finden sie ja doch noch irgendwelche Hinweise auf den Aufenthaltsort der Entführten und sind dann vor Ort wenn die Entführer sich melden.
    Und Jenny-bitte male den Teufel nicht an die Wand, es reicht schon so!

    Zunächst einmal das Wichtigste: Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, musste mich nicht fremd schämen und das Thema war interessant.
    Ich war allerdings auch ein wenig enttäuscht, dass man aus den Szenen in der Past nicht noch ein wenig mehr heraus geholt hat. War prinzipiell eine super Sache mit einer Jenny die da ohne Wissen der Geiselnehmer rumgeistert und Informationen nach draußen weiter geben kann. Eigentlich war das gut gemacht, aber es hat mich nicht so mit gerissen wie ich es gerne gehabt hätte und ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht warum das so war.
    Das mit den von den Hinterbliebenen engagierten Söldnern, die aber eigentlich die Geisel töten sollten, damit der sich nicht an den technischen Defekt erinnert und seinen ehemaligen Arbeitgeber damit anschwärzt, war ein wenig weit her geholt und die Ballerei war mir fast ein wenig too much.
    Aber was ich stark fand war Semir´s Reaktion dem Lokführer gegenüber- er begegnet dem neutral und menschlich und auch Paul gibt ihm zu verstehen, dass er für ihn immer noch ein Mensch ist- dessen schauspielerische Leistung war echt super. Die Zerrissenheit, die Reue, die Selbstzweifel ,die bis zum versuchten Suizid auf dem Dach mit einer intelligenten Rettung gingen, waren super gespielt und die Szenen in dem Zug waren für mich mitreißend und spannend.
    Das Finale war ebenfalls irgendwie tröstlich als der Lokführer und die Hinterbliebenen, die selber völlig an der Kante sind. aufeinander treffen und dann doch emotional reagieren.
    Wobei natürlich der Restalkohol trotzdem sicher eine Rolle gespielt hat und der Lokführer auch eine gerechte Strafe bekommen musste- ja das war schade, dass man da das Strafmaß nicht erfahren hat- hätte ja z. B. eine Radiomeldung sein können.
    Aber ich war gut unterhalten und freue mich auf die nächsten Folgen.

    Oh nein- für Ben gehts in die nächste Runde! ;(
    Diesmal sogar mit Videoaufzeichnung. Ich denke die Bilder sollen dann Semir zugespielt werden, damit der dadurch ebenfalls gefoltert wird, halt eher psychisch.
    Aber ich an Ben´s Stelle würde mir vor Angst in die Hosen machen- der Arme!

    Jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr zwischen Lucas und Semir- zwei Väter mit Verantwortung die erpresst werden.
    Lucas packt aus und ja auch ich habe sowas Ähnliches schon vermutet. Allerdings bist du Campino ja auch immer wieder für eine Überraschung gut, aber das werden wir dann schon noch rausfinden.
    Momentan scheint es so, als wäre Semir´s Familie in Sicherheit und Lucas wird vor die Entscheidung gestellt das Wohl der Menschheit, oder seine Familie zu verteidigen- ich denke nur das wird beides nicht funktionieren.
    Semir und Hartmut-macht hinne, findet die Entführten und passt dabei auf, dass der Stick nicht in die verkehrten Hände gelangt! Wetten Hartmut kann da irgendwas drehen und ein ungefährliches Duplikat erstellen, ohne dass das gleich auffällt!

    Hui-ui-ui, das war vielleicht ein spannendes Kapitel!
    Anscheinend wurden das Abbremsen des Fahrzeugs und der Unfall durch einen technischen Defekt beim Audi verursacht, wobei das eigentlich egal ist. Fakt ist- André lebt noch- zunächst wenigstens- und schien auch nicht lebensbedrohlich verletzt zu sein, wenn er noch die Gunst der Stunde nützt und zu fliehen versucht.
    Die Biker haben sachgemäß erste Hilfe geleistet und die Unfallstelle abgesichert, aber mit Anja hat niemand gerechnet.
    Sag mal was spielt denn die für ein doppeltes Spiel? Sie muss ja schon vorher einen perfiden Plan gefasst haben, weil sie Alex seine Waffe entwendet hat und jetzt spielt ihr das Schicksal André in die Hände.
    Ich hoffe sehr, dass sie nicht zur Mörderin geworden ist, sondern André nur an einer Flucht hindern wollte, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Dabei braucht man den doch lebend, um zu erfahren wo Leon steckt.
    Ich hoffe wir erfahren bald wie es weiter geht!

    Der Sonntag war angebrochen. Ben hatte heute genügend zu tun seine Kinder am Vormittag zu beschäftigen. Zum Mittagessen holte er im Gasthof des Ortes etwas und Sarah versuchte mehrmals auf zu stehen, aber ihr Kreislauf machte einfach noch nicht mit. „Zu schade- ich hätte so gerne unsere neuen Familienmitglieder kennen gelernt, aber das geht einfach noch nicht!“, sagte sie traurig und legte sich wieder flach. Immerhin hatte sie schon ein wenig Appetit und die Erkältung schien auch besser zu werden. Sie war sich sicher in ein, zwei Tagen war sie wieder auf dem Damm, aber heute würde ihr ein weiterer Ruhetag einfach gut tun. Mittags meldete sich auch noch Hildegard, die zwei Wochen im Urlaub gewesen war. „Eine Freundin gleichen Alters und ich waren in Österreich beim Bergwandern und hatten die Hunde mit. Frederik ist jetzt ganz durchtrainiert“, erzählte sie. „Ich habe für die Kinder was mit gebracht und würde sie gerne besuchen kommen, ich habe sie jetzt drei Wochen nicht gesehen und habe Sehnsucht nach den Kleinen!“, gestand sie Ben und der erzählte ihr von ihrer neuesten Errungenschaft. „Die Ponys muss ich mir unbedingt anschauen kommen, wann seid ihr denn heute bei denen?“, fragte sie und so verabredeten sich alle für 15.00 Uhr am Hof des Pferdehändlers. Mia-Sophie erwachte rechtzeitig von ihrem Mittagsschlaf und so beschloss Ben mit seiner Familie wieder dorthin zu laufen, dann war der Hund gleich ausgeführt und die Kleinen konnten sich unterwegs noch ein wenig austoben, nicht dass es den Pferdchen dann zu viel wurde.

    Heute hatten die beiden ihre Fahrradhelme dabei, somit war Sarah ebenfalls zufrieden, mahnte viele Fotos an und beauftragte Ben weitere Erkundigungen zu den Ponys ein zu holen. „Frag wo sie herkommen, Papiere werden sie keine haben, sonst wären sie nicht so günstig gewesen, wer sie eingeritten und eingefahren hat und nicht zuletzt wie sie heißen“, erhielt Ben detaillierte Aufträge. „Und lass dir eine Kopie von den Equidenpässen geben, dann wissen wir vielleicht mehr über ihre Vergangenheit“, bat sie dann noch und Ben zog jetzt die Stirne kraus. Equidenpass- so ganz dumpf fiel ihm da eine Schulung ein, deren Inhalt ihm aber nicht mehr völlig im Gedächtnis war, obwohl das eigentlich ja zu seinem Job gehörte. In Deutschland musste seit 2009 jeder Equide, also Pferde, Ponys, Esel, Maulesel und Maultiere, sogar Zebras und ihre Kreuzungen einen Pass besitzen. Alle ab einem Stichtag Geborenen mussten zur Ausstellung des Passes auch einen Mikrochip implantiert haben, der sie zweifelsfrei identifizierte, ansonsten war das Pferd dort beschrieben mit Wirbeln und farbigen Abzeichen. Der Pass musste bei jedem Transport mitgeführt werden und sagte zwar nichts über die Besitzverhältnisse aus, aber es gab den Behörden eine Handhabe erstens beim Ausbruch von Tierseuchen und zweitens falls eine Gemeinde eine Pferdesteuer erheben wollte, was immer wieder versucht wurde.

    Er fragte sich zwar was das für einen Sinn machte, etwas über die Vergangenheit ihrer Ponys zu recherchieren, aber wenn Sarah da so scharf drauf war- meinetwegen. Für ihn waren das einfach niedliche Tierchen zum Reiten, Fahren und Kuscheln für die Kinder, alles andere spielte doch keine Rolle.


    So trafen sich alle miteinander pünktlich um 15.00 Uhr vor dem Anwesen des Pferdehändlers, wo erneut mehrere Autos herum standen und Pferde ausprobiert wurden. Die Kinder hatten ihre Ponys auch sofort entdeckt, die grasten wieder auf der kleinen ziemlich abgefressenen Weide und kamen sofort zum Zaun als sie Gras rupften und ihnen anboten.
    „Die sind ja süß!“, bemerkte Hildegard und Ben musste lächeln als er die Freude der Kinder sah. Lucky spielte mit seinem Freund Frederik und auch Semir betrachtete die beiden Roten mit einem Grinsen im Gesicht. Da würden sie nacheinander mit der Kutsche fahren müssen, die konnten seiner Meinung nach gerade zwei Erwachsene, oder einen Erwachsenen und die beiden Kinder ziehen. „Aber erst wollen wir reiten!“, verkündete Tim ganz wichtig als Pferdeneubesitzer und Ben suchte nun den Händler, der gerade wieder eines seiner übrigen Tiere einem potentiellen Käufer anbot.


    „Ja, ja- da drin sind die Sättel und das Zaumzeug, Putzzeug liegt irgendwo rum, dort hinten steht ihre Kutsche und das Geschirr ist auf der Sitzbank!“, wandte er sich beiläufig an Ben und deutete auf die etwas baufällige Scheune. Als der Dunkelhaarige nun noch wegen der Equidenpässe und der Namen fragte, wandte sich der Pferdehändler leicht genervt um. „Sie sehen doch dass ich jetzt keine Zeit habe, ich suche die nachher raus und mache eine Kopie- ach ja und die beiden heißen Rocky und Rambo!“, teilte er noch mit und Ben vergaß völlig zu fragen wer denn wer war, aber letztendlich war das auch egal, er bezweifelte sowieso dass die Kinder die beiden auseinander halten konnten.


    Er war dann mächtig froh dass Semir dabei war, denn als er das Pferdezubehör entdeckt hatte- er glaubte zumindest dass das die Sachen waren die die Tierchen gestern getragen hatten- hatte er keine Ahnung wie die an zu legen waren. Er hatte zwar als Jugendlicher einige Zeit Reitstunden nehmen müssen, weil sein Vater gefunden hatte das gehöre dazu, aber richtig gerne hatte er das nie gemacht. Und da waren die Pferde immer gesattelt und bandagiert gebracht worden, er musste nur noch aufsteigen. Einen Einblick ins Westernreiten hatte er wegen eines Falls vor einigen Jahren auch einmal bekommen, war aber dann wegen eines schweren Reitunfalls im Krankenhaus gelandet und hatte sich seither nicht mehr für den Reitsport interessiert.


    Während nun Hildegard mit den Kindern draußen wartete, begann ein munteres „Fang das Pony!“, denn als die beiden Roten ihre Absicht erkannten sie ein zu fangen, hauten sie blitzschnell ab und immer wenn Semir oder er eines der beiden in eine Ecke gedrängt hatte, rannten sie plötzlich wieder wild bockend los. „Hui die sind vielleicht lustig, da würde ich die Kinder jetzt nicht gleich drauf setzen, ich schlage vor, ich lass die vor der Kutsche erst ein wenig laufen, danach werden die schon brav sein. Du hattest doch gesagt sie wären lammfromm? Ich würde behaupten die sticht der Hafer!“, lachte Semir und hatte es jetzt irgendwie geschafft einem der Ponys das Halfter über zu streifen und es fest zu halten. Es stieg nochmals kurz, gab sich dann aber geschlagen und ließ sich zum Anbindeplatz hinterher zerren. So schwierig hatte Ben sich das Ganze nicht vorgestellt, aber als sein Kumpel weggebracht wurde, gab das zweite Pony auch auf und als Ben das Halfter angelegt hatte, ging es nun doch mit ihm mit. Puh er war schon völlig außer Atem und dabei hatten sie doch noch gar nichts gemacht!


    Die Kinder standen nun neben ihnen, aber nachdem die Ponys alle beide überhaupt nicht ruhig waren, an den Halftern zerrten, ihre Zähne in den Anbindebalken schlugen und aufgeregt hin und her trippelten, trauten sich die beiden Kleinen kaum näher und Semir übernahm das mit dem Putzen fast alleine. „Na die Klöten haben die beiden auch noch, wusstest du dass du zwei Hengstchen gekauft hast?“ fragte er Ben und der schüttelte stumm den Kopf und schalt sich selber einen Deppen. Als sie die Hufe auskratzen wollten, standen die beiden stocksteif auf allen vier Beinen und machten keine Anstalten auch nur ein Beinchen zu geben und so verzichteten sie schulterzuckend darauf. Wenigstens bissen und traten sie nicht, aber als Semir nun gemeinsam mit Ben die Kutsche, die auch schon bessere Tage gesehen hatte, heran schob und das Brustblattgeschirr beäugte, sagte er: „Das Zeug ist auch nicht mehr ganz taufrisch, aber es wird hoffentlich halten. Ich würde sagen jetzt setzen erst wir beide uns auf die Kutsche, bzw. du hältst nach dem Anschirren die beiden fest bis ich drauf sitze und steigst dann zu, unser beider Gewicht wird die Herrschaften schon müde machen! Kinder wir fahren jetzt eine Runde und wenn Rocky und Rambo Dampf abgelassen haben, dürft ihr erst mitfahren und später natürlich reiten“, beruhigte er die Kleinen die schon ganz geknickt waren und an Hildegards Hand hingen.


    Irgendwie bastelte er jetzt das Geschirr an die Ponys, verschnallte es so wie er dachte und stopfte zu guter Letzt den beiden dann noch kleine Fahrkandaren in die Ponymäulchen. Die kauten wild darauf rum, schlugen mit den Köpfen und die Scheuklappen nahmen ihnen die Sicht nach rechts und links. Nun zog Semir das Gespann herum, so dass die Köpfe der Ponys Richtung Ausgang zeigten, hängte die Kreuzleine an den Gebissen ein und jetzt hatte Ben gut zu tun die beiden Roten irgendwie daran zu hindern sofort los zu rennen. Semir schwang sich auf den Kutschbock, griff nach den Zügeln und rief Ben dann zu „Kannst loslassen- ich hab sie!“ und kaum trat der beiseite sausten die Ponys schon los wie angestochen. Ben schaffte es gerade noch von hinten auf die kleine Kutsche auf zu springen, wenn er sich nicht gut fest gehalten hätte, wäre er schon wieder unten gelegen. Semir hatte irgendwie die Pferdchen auf die Dorfstraße gelenkt und die gaben erst mal Gas. Ben war ja einen flotten Fahrstil gewohnt, aber jetzt war ihm fast ein wenig unheimlich, als sie regelrecht über den Asphalt flogen. Gott sei Dank war kein Verkehr und als sie nun Kilometer machten und jetzt bereits außerhalb des Örtchens waren, fielen die beiden Kleinen irgendwann dann doch in Trab.

    Ben wollte gerade Anstalten machen sich gemütlich in den Innenraum der Kutsche zu ziehen und dort hin zu setzen, da sahen Semir und er plötzlich gleichzeitig einen Wagen, der ihr Interesse weckte. Ihnen kam nämlich ein knallgelber Audi R8 entgegen. „Das gibt’s doch nicht- das ist doch der Typ von der Autobahn! Den schnappen wir uns!“, rief Semir und schaffte es auf einer kleinen abgemähten Wiese neben der Straße ihr Gefährt in einem großen Bogen um zu drehen. Als der Fahrer des Autos, der bisher langsam getan hatte, sah, dass die Kutsche nun in seine Richtung fuhr, gab er Gas und drückte aus unerfindlichen Gründen auf die Hupe, woraufhin Rocky und Rambo völlig unkontrolliert durch gingen. Semir versuchte mit Kraft an den Leinen zu ziehen, aber die beiden wurden in ihrem rasenden Galopp nur noch schneller. Längst hatten sie die Straße verlassen und rasten in einem Affenzahn über eine Wiese und Ben klammerte sich verzweifelt hinten an der Kutsche fest, als plötzlich der Wegrain kam, es einen Schlag gab, woraufhin hinten an dem maroden Fahrzeug etwas weg brach und Ben unsanft in einen Graben katapultiert wurde. Er rappelte sich sofort wieder hoch, ihm war eigentlich nichts passiert, aber Semir war nun mit seinem Höllengefährt alleine unterwegs. Er war aufgestanden und hing mit aller Kraft in den Leinen, schrie dabei „Ho, ruhig!“, aber die Kutsche wurde immer nur noch schneller und schneller. Ein abgebrochenes Teil schleifte hinterher, rumpelte zusätzlich und flößte so den beiden Ponys, die nun um ihr Leben rannten, noch mehr Angst ein. Ben sah den einzelnen Baum auf den die Kutsche in aberwitzigem Tempo zuraste und schrie voller Panik: „Semir- spring ab!“, aber da war es schon passiert. Die Ponys rannten eines rechts, eines links an dem Baum vorbei, die Kutsche zerschellte an dem massiven Stamm und Ben sah seinen besten Freund mit voller Wucht und gemeinsam mit den Kutschentrümmern an den Baum fliegen.

    Terroralarm bei der Polizei! Bei feigen Anschlägen sind mehrere Polizisten ums Leben gekommen, ob da nicht ebenfalls Gabriela ihre Finger im Spiel hatte?


    Immerhin wird jetzt die Zeugenaussage von Basti und Anna aufgenommen und damit Ben wenigstens in dieser Hinsicht entlastet.
    Ich bin sehr froh dass Basti weiter auf seine Freundin achtet und Anna wenigstens zum Essen zwingt. Übrigens- wenn sie wieder arbeiten will, ist der Ring um den Hals sowieso besser, denn wegen der Hygienevorschriften ist an den Händen und Armen jeglicher Schmuck im Medizingewerbe verboten. Aber ich kann Annas Begründung dafür nur zu gut verstehen.
    Mann und Semir kann schon alleine bei der einfachen Durchsicht der Akten Ben eigentlich entlasten, weil das Verletzungsmuster des Opfers und die Zeugenaussagen sich nicht decken, ich glaube da hat mehr als ein Polizist Dreck am Stecken!
    Aber wie gut organisiert ist Gabriela, wenn sie sofort die Lücken im System und die bestechlichen Beamten entdeckt, ich hoffe nur, dass Semir seinen Freund findet, bevor es für den zu spät ist!

    Erst mal- Erleichterung! Bei mir wie bei Semir. Ayda wurde nicht gekidnapped, aber ehrlich gesagt- so lange nicht Andrea und Lilly ebenfalls in Sicherheit sind, wird der kleine Türke nicht zufrieden sein, mit Recht.
    Lucas hingegen weiß, dass sein vermutlich größter Alptraum schon wahr geworden ist und seine Familie sich in der Hand der Verbrecher befindet. Aber welches Spiel er auch spielt, auf welcher Seite er auch steht, ohne Semir kommt er nicht an seine Familie ran, denn man braucht vermutlich polizeiliche Fahndungsmöglichkeiten- und Hartmut- um den Aufenthaltsort der vier Vermissten heraus zu bekommen.
    Bislang weiß Semir auch noch nicht, dass Lucas sich in einer ähnlichen Situation befindet wie er selber, voller Sorge um das Liebste auf der Welt, das eigene Kind.


    Ben hingegen ist zu Untätigkeit verdammt und der einzige Profi unter den vier Entführten. Vielleicht wurden ja die Frau und das Kind nicht so professionell verschnürt und könnten ihn befreien? Aber ansonsten müssen die vier Entführten jetzt auf Semir und Lucas warten und dann hoffe ich, dass Lucas auf der richtigen Seite steht und nicht einfach mit Frau, Kind und Stick verschwindet, wenn es ihm möglich ist. Und immer noch verstehe ich die Zusammenhänge nicht völlig, aber genau deswegen liebe ich deine Geschichten so, Campino!

    „Ich glaube du bist total verrückt geworden!“, krächzte Sarah, als zuhause die Kinder nicht mehr zu halten waren und ins Schlafzimmer stürzten, laut rufend: „Papa hat uns Ponys gekauft!“ Ben versuchte zu erklären wie das gelaufen war und zückte dann auch sein Handy um Bilder der beiden Füchse mit den Kindern auf dem Rücken her zu zeigen. „Und nicht mal Helme haben die beiden auf!“, war das Erste was Sarah ins Gesicht stach. „Ach Mann und solche Winzlinge, was sollen wir denn mit denen anfangen wenn die Kinder zu groß für sie geworden sind? Ich dachte immer wir kaufen ihnen in ein paar Jahren zwei ältere und erfahrene Isländer oder Norweger, die kann ein Erwachsener auch reiten und gegebenenfalls korrigieren, da gibt es eine große Auswahl und die kommen auch damit zurecht, wenn sie nicht jeden Tag was tun, aber solche Minishettis sind die reinsten Temperamentsbolzen und die Haltung ist alles andere als einfach“, schimpfte Sarah vor sich hin.


    „Mama- die sind sooo süß- wir versorgen die auch ganz alleine“, versuchte nun Tim seine Mutter milde zu stimmen und als sie sah wie die Mundwinkel ihrer Tochter zu zucken begannen, weil sie mit den Streitereien der Eltern überhaupt nicht zu Recht kam, beherrschte Sarah sich jetzt und ließ sich wieder in ihre Kissen zurück fallen. „Nun gut- jetzt haben wir sie halt, was sind es denn überhaupt, Wallache oder Stuten, wie alt sind sie und wie heißen die beiden?“, ballerte sie dann drei Fragen raus, die keiner der Drei vollständig beantworten konnte. „Der Händler hat gesagt es seien gesunde Fünfjährige, mehr weiß ich nicht- ach ja die Sättel sind dabei und eine Kutsche habe ich auch dazu erstanden“, beichtete Ben jetzt noch und nun musste Sarah grinsen. „Also ich habe ja vom Fahren keine Ahnung, aber ich weiß genau wer jetzt den Kutschenschein macht- und das bin nicht ich. Aber immerhin sind die beiden anscheinend wirklich ruhig und brav wenn ich mir die Fotos so anschaue und fünfjährig ist besser als dreijährig, dann haben sie die Pubertät schon weitgehend hinter sich wenn wir Glück haben. Lasst mich jetzt bitte wieder ein wenig ausruhen, ich muss erstens Pläne machen wo wir die beiden unterbringen und außerdem möchte ich euch nicht anstecken, wenn es nicht sowieso schon passiert ist.
    Ben du rufst am besten gleich deinen Vater an und versuchst für die nächste Woche einen Bautrupp zu organisieren, wir müssen hier so einiges vorbereiten!“, und jetzt ging Ben auf, dass er sich da in wenigen Minuten ganz schön was aufgeladen hatte. Aber egal, Hauptsache die Kinder waren glücklich und langsam beruhigte sich seine Sarah, das wäre auch das erste Mal dass sie irgendwelchen Viechern widerstehen konnte. Er war sich ganz sicher, wenn sie die beiden Wuschelmähnen zum ersten Mal streicheln würde, wäre es sowieso um sie geschehen und diese ganzen Diskussionen würden sich erübrigen.


    „Ich koche uns jetzt eine Nudelsuppe und bringe dir eine rauf mein Schatz!“, machte Ben gut Wetter und Sarah nickte „Tu das, ich werde auch versuchen was zu essen, aber bitte geht zuerst alle drei duschen und werft eure Kleidung in die Wäsche- mit Verlaub gesagt, obwohl ich noch nicht viel rieche, aber ihr stinkt!“, setzte sie noch nach und wusste dass dieser Geruch auf eine nicht so gute Haltung hin wies. Sauber gehaltene Pferde rochen nicht so streng, dieser Ammoniakgeruch kam von schlecht gemisteten und miefigen Ställen, aber bei ihnen würde das ganz anders aussehen- sie hatte schließlich Ahnung von Pferdehaltung, etwas was man von ihrem Mann nicht behaupten konnte.


    So beeilte sich Ben alles zu tun was Sarah verlangte, die Nudelsuppe aus der Tüte war auch für seine Kochkünste zumutbar und als später die Kinder im Bett lagen und auch Sarah bereits wieder schlief, griff er zum Telefon und rief Semir an.
    „Du hast was?“, lachte nun auch der. „Na wenn ich meinen Kindern immer gleich kaufen würde was sie sich wünschen, hätten wir hier einen Privatzoo- aber den habt ihr ja sowieso schon. Leider ist Andrea mit den Kindern heute zu den Großeltern gefahren, die wären sonst sicher ebenfalls begeistert. Irgendeine Patentante feiert morgen ihren 70. Geburtstag, ich konnte es verhindern dass ich mit muss- ich habe gesagt ich wäre auf Bereitschaft, aber wenn du möchtest komme ich morgen vorbei und schaue mir euren Familienzuwachs an. Ich weiß nicht ob ich dir das schon erzählt habe- wenn wir in den Ferien beim Opa in der Türkei waren, bin ich immer mit dessen Eselgespann durch die Gegend gekurvt, also Fahren beherrsche ich und kann auch ein Geschirr anlegen, dann können wir ja vielleicht mit euren zwei PS eine kleine Runde drehen“, schlug er vor und Ben stimmte freudig zu- wenigstens einer der hinter ihm stand.


    Im Stall beim Händler stand ein kleines Pferd derweil voller Angst ganz kurz angebunden in einem Zwangsstand und ein Mann dessen Augen verräterisch weite Pupillen hatte, schnippelte an seinem Hals herum, entfernte etwas und spritzte danach mit einer dicken Nadel an einer anderen Stelle hinein. „So jetzt sind Pass und Pferd wieder eins!“, lachte er dann, schlüpfte aus Tierarztmantel und Gummistiefeln, nahm sein Geld, ließ noch einen ganzen Karton Medikamente da, stieg danach in seinen knallgelben Audi R8 und schoss mit quietschenden Reifen vom Hof.

    Jetzt bin ich total ergriffen- schluchz! Mikel, du hast es fertig gebracht dass ich beinahe geheult hätte wie Basti und den Song kenne ich nur zu gut in live von unzähligen Konzerten und den CD´s die bei mir im Auto in Dauerschleife laufen, aber genial wie du das verwoben hast! :thumbup:
    Ben hatte eine dumpfe Vorahnung, aber für Anna ist das Ganze jetzt nur noch schrecklich, denn sie hat den Beweis dass Ben nur sie liebt und alles andere ein übles Spiel war.
    Aber immerhin ist Basti Zeuge dass Ben die Verletzung schon länger hatte und damit kann Semir hoffentlich die Chefin und den Staatsanwalt von seiner Unschuld überzeugen und damit eine intensive Suche mit allen Mitteln die die Polizei so hat, ermöglichen.