Beiträge von susan

    Ben kam gut aus seiner Startposition weg. Er war Zweiter nach Günther Haug, während die drei anderen Fahrer auf den hinteren Plätzen fuhren. Ben merkte, wie das Blut pulsierend durch seine Adern schoss und die Adrenalinausschüttung in hellwach werden ließ. Ja das war es-ein Gefühl wie ein Orgasmus-der Rausch der Geschwindigkeit, das Fühlen der Strecke und des Fahrzeugs mit jeder Faser seines Körpers. Er war eins mit der Rennmaschine, gab gefühlvoll Gas und versuchte zunächst einmal Dietmar, der ja direkt hinter ihm war, am Überholen zu hindern. Er suchte die Ideallinie, holte auf den Geraden das Letzte aus dem Motor heraus, um in letzter Sekunde, wie er es gelernt hatte, vor den Schikanen abzubremsen. Allerdings musste er voller Neid anerkennen, dass sowohl vor, als auch hinter ihm zwei Könner am Werk waren.
    Günther blieb stur auf der Ideallinie. Ohne nur in irgendeiner Weise zu zögern, befuhr er mit traumwandlerischer Sicherheit den Kurs, wie Ben neidlos anerkennen musste. Man merkte die jahrzehntelange Rennerfahrung und wie er Ben einmal im Vertrauen erzählt hatte, waren sein Bruder und er in ihrer aktiven Zeit nur nicht erfolgreicher gewesen, weil sie eben einem dieser kleinen Privatteams angehört hatten, die nicht das Geld hatten, wie die großen Autohersteller, sondern ihre Fahrzeuge selber herrichten und tunen mussten. Anscheinend war Günther ein versierter Mechaniker, der das auch mal gelernt hatte und Dietmar hatte sich um die Elektronik gekümmert. Klar hatten sie kleinere Sponsoren gehabt, aber mit den Summen, die da ausgegeben wurden, hatten sie nicht mithalten können und waren so eben nicht in dem Maße erfolgreich gewesen, wie die Werksfahrer, die hinter sich Millionenkonzerne hatten. Deshalb waren sie damals gar nicht so unglücklich gewesen, als die deutsche Tourenwagenszene sich völlig verändert hatte und einige Jahre keine Meisterschaften mehr stattgefunden hatten. Sie hatten in dieser Zeit das Gelände gepachtet, die Kartbahn eröffnet und so ihr Auskommen gehabt. Jetzt sahen sie ihre Berufung in der Förderung junger Talente und nutzten ihre Beziehungen zur Szene, um den Leuten auch etwas zu bieten.
    Ben hatte allerdings bei seinen durchaus stattgefundenen Recherchen herausgefunden, dass es bisher keiner ihrer Schützlinge geschafft hatte, den internationalen, oder auch nur regionalen Durchbruch zu schaffen, wobei Günther ihm mit Tränen in den Augen versichert hatte, dass der tödlich verunglückte Andreas Benko das Zeug dazu gehabt hätte und kurz vor der Entdeckung gestanden habe.

    Nun musste sich Ben allerdings wieder am Riemen reißen, denn beinahe hätte er zu spät vor einer Kurve gebremst und das konnte übel ausgehen. Sie waren nun allerdings schon mehrere Runden unterwegs und Ben merkte langsam, wie anstrengend das eigentlich mental, wie auch körperlich war, denn Rennwagen auf Idealkurs zu halten. Heute Morgen hatte er noch gefröstelt und seine dicke Jacke angezogen, aber jetzt lief ihm unter seinem Rennanzug das Wasser vorne und hinten herunter. Er hatte nach dem Rennen sicher zwei Kilo weniger! Als er einen flüchtigen Blick in den Spiegel warf, war Dietmar noch immer dicht hinter ihm, während die beiden tunesischen Fahrer bereits mit einigem Abstand hinterherfuhren. Ben überlegte, dass die beiden Haug-Brüder diesen Kurs, der natürlich wesentlich kürzer war, als eine offizielle Rennstrecke, vermutlich gut kannten, denn ihr Umgang mit Brami, der in etwa in ihrem Alter war, war sehr vertraut gewesen. Die fuhren hier sicher nicht zum ersten Mal, umso stolzer war Ben, dass er sich eigentlich ganz gut schlug. Über den Helmfunk hatte Brami ihm seine Rundenzeiten mitgeteilt und die waren gar nicht so schlecht. Immerhin war er ja erst seit Kurzem im Geschäft und die Haug-Brüder waren eigentlich langjährige Profis. Aber Ben nahm nun seine ganze Konzentration zusammen-wenn er es heute schaffen würde, an Günther vorbeizukommen und dieses Rennen zu gewinnen, würde für ihn ein Traum in Erfüllung gehen!
    Auf der nächsten langen Geraden versuchte er sich schon in die Ideallinie zum Überholmanöver zu bringen. Er beschleunigte sein Fahrzeug auf beinahe 300 Sachen und hatte die nächste Schikane für den Überholvorgang geplant. Er würde erst ganz kurz zuvor abbremsen und dann innen an Günther vorbeiziehen-das musste einfach klappen! Dietmar war dicht hinter ihm und trieb ihn sozusagen vor sich her-einen kurzen Augenblick schoss Ben durch den Kopf: Wie ein Jäger das Wild- aber dann ging er in der letzten Sekunde auf die Bremse-und es geschah-nichts!

    Semir hatte im fernen Köln inzwischen schon die Hälfte des Wohnzimmers gestrichen. „Puh Schatz-jetzt machen wir mal Pause!“ sagte er aufseufzend, denn langsam ging das in die Knochen. Andrea holte kurz einen Döner beim Türken um die Ecke und Semir nutzte die Wartezeit und schaute im Internet nach, wie das Wetter in Cartagena in Südspanien war. „Trüb und Nieselregen!“ murmelte er. „Da hat Ben ja mal verdammtes Pech, da hätte er ja gleich zuhause bleiben können!“ dachte er noch, bevor er sich heißhungrig auf seine Mittagsmahlzeit stürzte, die Andrea inzwischen gebracht hatte.

    Nun hat immerhin Alex Semir gebeichtet, was mit Sonja vorgefallen ist. Der lässt die Sache erst mal auf sich beruhen, denn immerhin verdächtigt auch Alex Sonja ein bisschen-der wird schon nicht unvorsichtig werden, da ist Semir der Adligen ja eher positiver gegenüber eingestimmt als sein Partner.
    Aber Alex macht jetzt Nägel mit Köpfen und fragt die Vorstandsetage wegen des Undercovereinsatzes.

    Ben, die Haug-Brüder und Brami trafen sich beim Frühstück. Ben war voller Tatendrang und freute sich auf den Tag. Das Grundstück des reichen Tunesiers wurde von einer Menge Sicherheitsleute bewacht und im Vorbeigehen sah Ben, dass in einem Nebengebäude eine Art Speisesaal fürs Personal war. Dort war alles wesentlich einfacher gehalten, während die Villa Brami´s vor Luxus nur so strotzte. Als sie-diesmal mit zwei Geländewagen-das Grundstück verließen, ritt gerade die Tochter Brami´s auf einem wunderschönen, lackschwarzen Araberhengst vorbei und sah ihnen sinnend nach.
    Nun fuhren sie etwa eine Stunde, vorbei an Golfplätzen, Ferienanlagen und riesigen Hotels. Ben erinnerte sich daran, was er in der Schule über Tunesien gelernt hatte. Dort waren eigentlich überwiegend die Küstenregionen besiedelt und es zog sich sozusagen ein grünes Band entlang des Mittelmeers, während im Landesinneren vor allem eines war: Wüste-die Sahara! Nun ließen sie besiedeltes Gebiet hinter sich, es wurde rauer und rauer, Felsformationen ragten in die Luft und eine unheimlich klare Luft ohne ein einziges Stäubchen war zu sehen. Die beiden großen Porsche Cayenne waren natürlich klimatisiert, aber Ben hatte sich morgens noch gedacht, dass es für Afrika hier noch verdammt frisch war und fröstelnd seine Winterjacke wieder angezogen. Endlich kamen sie an eine Strecke, an der schon geschäftiges Treiben herrschte. Über den Rundkurs mit mehreren Schikanen fuhr eine Kehrmaschine, Mechaniker hatten einige Boliden aus den Garagen gefahren und das Geräusch von Mehrzylindern die brummend aus der Tiefe ihrer Motoren ihre Kraft hören ließen, brachte Ben´s Herz zum aufgeregten Schlagen. Wie in Deutschland bei den Haug-Brüdern waren auch hier alte Tourenwagen aus den Neunzigern sorgfältig gewartet und hergerichtet. Über und über mit schnittigen Aufklebern versehen boten sie ein Bild der Nostalgie-in solchen Fahrzeugen waren schon Hans-Joachim Stuck und der Meister-Klaus Ludwig-wohl der erfolgreichste Tourenwagenfahrer aller Zeiten, unterwegs gewesen. Ben erinnerte sich, was er auf Wikipedia gelesen hatte-es hatte Jahre gegeben, in denen die Tourenwagenmeisterschaften ein höheres Budget verbraten hatte, als die damalige Formel eins-etwas was man sich heute fast nicht mehr vorstellen konnte! Allerdings hatten sich die Autohersteller dann so nach und nach wegen der immensen Kosten zurückgezogen und die kleineren Privatteams die ganz früher noch existiert hatten, waren sozusagen ausgestorben. Außerdem war die Vergleichbarkeit der Fahrzeuge nicht gegeben gewesen-jeder Hersteller hatte so seine eigenen Tricks und die Reglements schafften es nicht, da Ordnung reinzubringen. Man hatte dann versucht mit sogenannten Handicaps, wie im Galopprennsport-ebenfalls in Form von Gewichten-zu arbeiten, aber auch das hatte keine Gerechtigkeit gebracht.

    Ben war sich völlig im Klaren darüber, dass er in seinem Alter als Rennanfänger international nie eine Chance haben würde, aber das war auch nicht sein Ziel und reich war er schon-also brauchte er auch keinen Sponsor, aber er hatte sich einen Kindheitstraum erfüllt, indem er in diesen Fahrzeugen über die Rennstrecken-oder noch nicht eröffnete Autobahnstücke, wie er sich schuldbewusst erinnerte-über den Asphalt cruiste, den Geruch verbrannten Gummis einsog, dem Röhren der Motoren lauschte und das Gefühl spürte, wenn sein rechter Fuß das Gaspedal durchtrat, während der linke zur Bremse ging-ganz anders als beim normalen Autofahren.
    Zwei tunesische Fahrer, bereits in Rennanzügen, waren zu ihnen getreten. Ben begrüßte sie, konnte sich aber kaum verständigen, weil er nur ein paar Brocken französisch sprach-irgendwie hatte er diese Sprache, obwohl er sie in der Schule durchaus gehabt hatte-weitgehend verdrängt. Aber hier kam man mit englisch schlechter durch, denn neben der Landessprache tunesisch-arabisch, war Tunesien früher unter französischem Protektorat gestanden und dies hatte sich noch vielerorts erhalten. Ben´s Rennanzug und Helm waren aus Deutschland mit dem Flieger mitgebracht worden und so zog er sich, ebenso wie die Haug-Brüder, nun um. Dann wurden ihnen ihre Fahrzeuge zugewiesen. Ben bekam einen alten Porsche und Günther sagte lächelnd: „Da musst du dich nicht so umstellen, bei diesem Fahrzeug, das kennst du von zuhause.“ Als Günther sich umdrehte erhaschte er einen Blick von Brami, der nun lächelnd zu Boden blickte. Zwei einheimische Mechaniker blickten Ben irgendwie mitleidig an, hatte er den Eindruck, aber pah-denen würde er es zeigen, die dachten wohl, er hätte diesen Wagen nicht im Kreuz, weil sie ihn damit noch nie hatten fahren sehen!

    Ben wand sich wie die anderen seitlich ins Fahrzeug hinein-wegen des Überrollbügels konnte man in ein Rennfahrzeug nicht normal einsteigen-und auch das Lenkrad wurde erst danach aufgesteckt. Einen Moment hatte er das Gefühl, da hätte etwas gewackelt, aber dann beruhigte er sich-was er sich nur schon wieder einbildete! Über den Helmfunk gab nun Brami ihnen Anweisungen, der wie ein kleiner Junge vor seiner Carrerabahn auf einer erhöhten Tribüne saß, flankiert von seinem Leibwächter. Brami, der ja perfekt deutsch sprach, bat nun die Fahrer auf den Kurs, der von der Kehrmaschine inzwischen vom Saharasand befreit worden war. Vermutlich aus Kostengründen gab es keinerlei Fangzäune in den Auslaufflächen, sondern überall war Sand, allerdings teilweise durchaus von kleinen Felsen durchsetzt. Allerdings hatte Ben das zwar wahrgenommen, aber vor freudiger Erwartung klopfte inzwischen sein Herz bis zum Hals und er schob die Sicherheitsbedenken einfach beiseite. Ein wenig schuldbewusst rief er sich in Erinnerung, dass er ja eigentlich noch Psychologentermine wegen seiner Traumata und seiner Suchttherapie machen sollte, aber seitdem er bei Pro-Racing verkehrte, hatte er da keinen mehr wahrgenommen-wie viel aufregender war es doch stattdessen in den Rennsport hinein zu schnuppern! Das war gerade seine Therapie! Irgendwie hatte er sein Leben lang auf so eine Gelegenheit gewartet und sie nun einfach beim Schopf ergriffen, als sie sich ihm im Zuge der Ermittlungen bot. Das war vielleicht egoistisch, auch Sarah gegenüber, aber ein klein wenig Privatleben brauchte auch ein Polizist und Familienvater!
    Aber nun schob er die Bedenken beiseite, während er sich, wie die anderen Fahrer auch, erst langsam mit dem Kurs vertraut machte und die Motoren und Reifen warm gefahren wurden. Nach mehreren Einzelrunden, auch schon in höheren Geschwindigkeiten, nahmen er und seine Mitfahrer die Startaufstellung ein und auf die Anweisung von Brami hin, schwenkte einer der Mechaniker die Starterflagge und das Rennen begann.

    Nun sind Semir und Alex direkt am Geschehen. Alex ist sogar noch vor Semir fit-das wäre mit Ben nicht passiert! ;)
    Obwohl sie den Wald durchsuchen finden sie keine Spuren und irgendwie stehen sie gerade auf dem Schlauch, wie sie weiter ermitteln sollen. Vielleicht finden sie mit Holgers Aussage das Kellerversteck-oder Alex wird eben doch Lockvogel!

    Irgendwie war das jetzt auch wieder ein schwer verständliches Kapitel. Anscheinend bleiben Semir und Hartmut als einzige zurück, während die Chefin und der Rest der Truppe abzieht-ich glaube, das wolltest du uns sagen, aber es ist jetzt eher eine Vermutung meinerseits.
    Irgendwer zieht dann eine Waffe, aber ist der jetzt ein Teil der Leute die um Alex rumstehen, oder ist der Mann irgendwo völlig anders her gekommen? Das erschließt sich mir jetzt nicht. Auf jeden Fall hat der jetzt sein Magazin verballert und Semir konnte ihn stellen-vielleicht wird die Sache nun bald klarer!

    Der vierstündige Flug verlief völlig ereignislos. Der Pilot bat alle Mitreisenden doch die Handys auszuschalten, damit die Flugelektronik nicht gestört wurde. In den heutigen großen Passagiermaschinen war das nicht mehr notwendig, da die Geräte dort abgeschirmt waren, aber Ben beeilte sich der Aufforderung nachzukommen. Erst lagen die Alpen wie ein weißes großes Band mit ihren schneebedeckten Gipfeln unter ihnen und dann flog der Pilot die gesamte italienische Küste entlang, um von Sizilien aus dann das Mittelmeer zu überqueren. Ben konnte sich nicht satt sehen an den wundervollen Bildern aus den Flugzeugfenstern. Unterwegs bot ein Steward alkoholfreie Getränke an und auch kleine Snacks wurden gereicht. Um 18.00 Uhr landete die Maschine in Monastir und bis sie durch die Zollkontrolle gelaufen waren und ihre Stempel in die Pässe erhalten hatten, verging nur eine sehr kurze Zeitspanne, denn das dortige Flughafenpersonal behandelte den tunesischen Geschäftsmann wie einen König. Im Gegensatz zum europäischen Standard wirkte der kleine Flughafen eher familiär und davor parkte eine Stretchlimousine, deren Chauffeur mit tief gesenktem Kopf die Türen aufhielt und die kleine Truppe dann weiter zum Landsitz Brami´s, zwei Stunden entfernt, in der Nähe der Stadt Sousse, beförderte. Die Temperaturen waren angenehm, auch jetzt am Abend waren es noch über 20°C und Ben wurde-ohne es zu bemerken- mit Argusaugen beobachtet, als er sein Handy im Wagen einschaltete.

    In der großen Villa angekommen, wurden den Gästen Zimmer zugewiesen und dann bat man sie zu einem fürstlichen Dinner. Ben, der nach dem anstrengenden Reisetag einen Riesenhunger hatte, genoss die tunesischen Spezialitäten. Zuerst wurde eine wohlschmeckende Suppe gereicht und später gab es Huhn und Lamm in vielerlei Variationen. Edles Gemüse, Salate, Kichererbsen und Couscous vervollständigten das Menü und zum Nachtisch gab es noch eine Art Blätterteiggebäck mit Nüssen und Honig. Dazu wurden alle Arten alkoholfreie Getränke gereicht und Ben probierte sogar den angebotenen heißen Pfefferminztee, dem der Gastgeber vor allem zusprach. Seine Frau war tief verschleiert, aber die Tochter, die- wie er stolz erzählte- ein Gymnasium besuchte und fast perfekt deutsch sprach, war westlich gekleidet und verhielt sich kaum anders als ein europäischer Teenager. Sie spielte zwischendrin immer mit ihrem Handy rum und teilte Bilder und Nachrichten mit ihren Freunden. Nach dem Essen ging man noch auf die Terrasse und genoss eine Wasserpfeife und da kam sie ein wenig mit Ben ins Gespräch, der ihr unheimlich gefiel. Als er ihr dann allerdings Foto´s von Sarah und Tim zeigte und von seiner Familie zu schwärmen begann, zog sie sich bald enttäuscht in ihr Zimmer zurück.
    „So Ben-jetzt schlaf dich aus-morgen nach dem Frühstück gehts auf die private Rennstrecke am Rande der Sahara, die unser Gönner sich da ausschließlich für den Privatgebrauch hat bauen lassen. Es sind keine Sandstürme gemeldet und so werden wir morgen ein paar tolle Rennen fahren!“ kündigte Günther an und tatsächlich sank Ben wenig später in die weichen Kissen seines Himmelbettes und fiel in einen traumlosen Schlaf. Mitten in der Nacht wachte er auf einmal auf. Jetzt war ihm eingefallen, wem der Mann am Flughafen ähnlich gesehen hatte! Dem internationalen Terroristen nach dem man im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsgipfel fahndete. Kurz beschlich Ben ein ungutes Gefühl, aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Diese Leute sahen doch alle fast gleich aus und so genau hatte er ihn auch nicht gesehen-was er sich nur schon wieder einbildete! Aber wenn er zurück in Deutschland war, würde er der Sache nachgehen und mit Semir darüber sprechen-sie hatten schließlich noch die ganze Woche Zeit, aber jetzt würde er sein Wochenende genießen!

    Sarah verlebte ein paar wundervolle Tage mit ihrem Bruder und seiner Familie. Der kleine Tim wurde von allen gehätschelt und geliebt und war der kleine Prinz in der Kinderschar. Sie hatte mit Ben ausgemacht, dass sie erst am Sonntag wieder telefonieren würden, denn er wusste nicht, wie seine Tage ablaufen würden und wenn er im Rennauto saß konnte er nun beileibe keine Ablenkung gebrauchen, darum hatten sie diese Regelung auf seinen Wunsch hin getroffen, aber Sarah gestand ihm ja durchaus sein Privatleben zu-er sollte auch mal Urlaub von der Familie machen dürfen!

    Semir hatte am Freitag tatsächlich gemeinsam mit Andrea die Farbe besorgt. Die Kinder wurden übers Wochenende zu den Großeltern gebracht, so konnten Andrea und er ungestört arbeiten und am Freitagabend hatten sie das Wohnzimmer ausgeräumt und alles abgedeckt, damit Semir gleich am Samstagmorgen beginnen konnte zu streichen.

    So ganz hat Semir bei der Verfolgungsjagd seinen Wagen doch nicht geschrottet-aber was nicht ist, kann ja noch werden,jedenfalls bessert sich Alex´ Laune gerade!
    Bin ja gespannt, warum der Fahrer des Caddy abgehauen ist-hoffentlich sind die Insassen noch vernehmungsfähig!

    Jetzt bin ich fast erleichtert, dass Holger entkommen konnte-allerdings habe ich noch eine kleine Restsorge, dass der Pfeil irgendwie vergiftet war, oder eine schwere Infektion verursacht.
    Der Vertreter hat den Indianer auch gesehen, aber da muss nach den anderen Vorkommnissen Holger eh keine Angst haben, dass man ihn nicht für voll nimmt! Schlank-sportlich, 1,70m-das könnte Männlein oder Weiblein sein! Ich denke Jenni und Bonrath werden jetzt ganz schnell Semir und Alex aus dem Bett schmeißen!

    Jetzt weiß Semir also, was die Kollegen in der PASt für Wetten laufen haben und er ist enttäuscht! Allerdings muss er doch ehrlich zugeben, dass das ja nicht von ungefähr kommt!
    Kleiner Rückblick noch auf eine alte Folge-ja der Prüfer musste damals so einiges mitmachen, war hinterher aber ganz still, als er mal live bei einem Einsatz von Semir und Ben dabei war-und deren Aufklärungsrate spricht ja für sich!
    Aber nun könnte Alex seine Wette doch noch gewinnen-mal sehen, was bei der Verfolgungsjagd so rauskommt!

    Kevin und Jenni beim Ermitteln-die passen eigentlich total gut zusammen, aber nach außen wirken die beiden jung und unerfahren und bringen damit gleich den Bruder des Toten gegen sich auf-dabei hat Kevin zumindest schon viel Erfahrung, was kann der denn dafür, dass er so jung wirkt?
    Immerhin werden die beiden dann rein gebeten und können die Angehörigen befragen, was aber keinerlei neue Erkenntnisse bringt. Sehr mysteriös was hinter den ganzen Morden steckt, aber unsere Helden werden da schon was dazu raus finden, da bin ich mir sicher.
    Ja ich denke auch dass Kevin heute wieder Jessianschweigestunde hat und deshalb das Mittagessen mit Jenni ausschlägt, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!

    Sarah hatte mittags angerufen. Mit einer längeren Pause war sie in guten fünf Stunden Fahrt auf Norderney angekommen. Tim war sehr brav gewesen und Ben hörte ihn jetzt im Hintergrund krähen, denn seine Cousinen und Cousins machten gerade Blödsinn mit ihm, was ihm außerordentlich gut gefiel. „Ach Ben-es ist so schön hier-schade dass du nicht mitfahren konntest!“ bedauerte Sarah. „Das nächste Mal komme ich mit!“ versprach Ben und musste sich dann verabschieden, denn Semir war gerade dabei einen Schnellfahrer in der Achziger- Zone zu verfolgen und letztendlich zu überholen und Ben musste nun die Kelle raushalten, um ihn zum Stehen zu bringen. „Ich melde mich morgen noch kurz vor dem Abflug-gib meinem kleinen Schatz nen fetten Kuss von mir!“ trug er Sarah auf, bevor er auflegte.
    Abends ging Ben heute ausnahmsweise noch mit Semir nach der Arbeit auf einen Absacker. Jeder trank am Tresen ein Bier und Semir musterte sinnend seinen Freund. „Jetzt hoffe ich nur, dass dein Rennwochenende auch so entspannend wird, wie du dir das vorstellst!“ sagte er und Ben grinste. „Na aufregender als bei dir auf dem Beifahrersitz kanns auch nicht werden!“ sagte er flapsig und kassierte dafür einen Rempler von Semir. Wenig später fuhren beide gut gelaunt nach Hause und Ben schmiss auch gleich seine Sachen in eine kleine Reisetasche. Die Winterjacke hatte er an, aber er packte hoffnungsvoll zwei kurzärmlige T-Shirts und ne kurze Hose ein. Vielleicht konnten sie wirklich dem Sommer ein bisschen hinterher reisen-es wäre schön, denn das Kölner Dezemberwetter kotzte ihn an! Allerdings sagte die Wettervorhersage für Südspanien leider keine allzu hohen Temperaturen und sogar leichten Nieselregen, aber mit 20°C wäre es auf jeden Fall wesentlich wärmer als hier in Deutschland.

    Zügig verging der Freitag Vormittag und bis sie sich versahen war es Mittag und die Chefin wünschte ihrer Mannschaft ein schönes Wochenende. „Erholen sie sich gut, denn dann steht uns eine harte Woche und ein anstrengendes Wochenende bevor. Die freien Tage werden rotierend gegeben, ich würde vorschlagen, Herr Gerkan und Herr Jäger beginnen gleich mit Montag und Dienstag und dann machen wir weiter!“ sagte sie und nun strahlten Ben und Semir. „Super-vier Tage frei, das wird Andrea freuen, die wollte schon die ganze Zeit, dass ich das Wohnzimmer streiche!“ flüsterte Semir seinem Freund zu und verdrehte die Augen, so dass Ben herzlich lachen musste. „Ich finds auch gut, dann habe ich Zeit für Sarah und den Kleinen, wenn wir am Sonntagabend alle wieder zuhause sind!“ freute sich auch Ben und stieg nun frohgelaunt in Semir´s BMW und gemeinsam brausten sie vom Hof Richtung Flughafen. Die Tasche lag da schon den ganzen Morgen drin und Ben´s Dienstmercedes stand brav vor der PASt, falls der die nächsten Tage benötigt würde.
    Am Flughafen angekommen zückte Ben sein Handy. Er war gut in der Zeit und als er Günthers Nummer anrief, sagte der ihm, wo er und die anderen Mitreisenden zu finden waren. „Hast du einen Reisepass dabei?“ fragte Günther-„wir haben nämlich vielleicht eine Planänderung!“ kündigte er an und Ben sah vorsichtshalber in seiner Brieftasche nach und da lag der Pass. „Ich bin zu allen Schandtaten bereit, der Pass liegt parat!“ sagte er lachend und verabschiedete sich mit Handschlag und einem herzlichen Dank von Semir, der ihm erst ein schönes Wochenende wünschte und ihm dann sinnend nachsah, während er auf eine Lücke zum Ausfahren aus der Haltebucht wartete. „Warum braucht der einen Reisepass-Spanien ist doch EU-Land?“ überlegte er, aber dann verwarf er den Gedanken. Er würde jetzt nach Hause fahren und sich seelisch und moralisch auf ein arbeitsreiches Wochenende einstellen. Verdammt-warum konnte er nicht die finanziellen Mittel wie Ben haben-der würde vermutlich die Wohnung in seiner Abwesenheit von einer Firma renovieren lassen, aber von sowas konnte er nur träumen! Also würden Andrea und er jetzt dann ins Fachgeschäft fahren und Farbe kaufen und dann war Ausräumen angesagt!

    Ben rief noch kurz Sarah an und die wünschte ihm ebenfalls viel Spaß und dann fand er auch sofort das kleine Grüppchen. Zu seiner Überraschung war kein einziger anderer Fahrer dabei, den er kannte, aber außer den Haug-Brüdern standen zwei arabisch aussehende Männer mit schwarzen Haaren dort. „Ben darf ich vorstellen-das ist einer unserer Sponsoren Said Brami, ein reicher tunesischer Geschäftsmann-und das ist sein Leibwächter!“ sagte Günther Haug und Ben schüttelte deren Hände und nannte seinen Namen. „Monsieur Brami ist sehr rennsportbegeistert, er hat uns zu diesem Kurztrip eingeladen!“ erklärte Günther und nun machten sie sich auf den Weg zur Passkontrolle. „Wir haben kurzfristig umdisponiert!“ sagte nun Dietmar. „In Spanien ist kein allzu tolles Wetter, aber in Nordafrika brennt die Sonne vom Himmel-hier gerade kaum vorstellbar. Deshalb haben wir auch das Reiseziel geändert und darum die Frage nach dem Reisepass!“ erklärte er. „Was wäre jetzt gewesen wenn ich keinen dabei gehabt hätte?“ fragte Ben und nun zuckte Günther mit den Schultern. „Dann hättest du eben hierbleiben müssen!“ sagte er und nun ärgerte sich Ben kurz, denn sowas hätte man auch früher klären können. Aber dann erschien ihm die Aussicht auf Sonne und ein tolles Rennwochenende einfach zu verlockend und er schob seinen Missmut beiseite. Als Reiseziel wurde Monastir angegeben, ein Flugplatz in Tunesien und nachdem sie kurz gecheckt worden waren, wurden sie durchgewinkt und man wünschte ihnen einen guten Flug. Auf einem kleinen Flugfeld stand ein hoch moderner Learjet, wo gerade ein paar arabisch aussehende Männer die letzten Reisevorbereitungen trafen. Einer davon kam Ben irgendwoher bekannt vor, aber er verwarf den Gedanken sofort. Woher sollte er einen tunesischen Mechaniker kennen, das bildete er sich nur ein! Der hatte auch eine starke Brille auf und ein Käppi, so dass man ihn eh schlecht erkennen konnte. Während sie nun mit ihrem kleinen Gepäck in den Jet stiegen, ging der Mann langsam Richtung Abfertigungshalle-der blieb anscheinend in Köln.Wenig später waren sie in der Luft und während sie den grauen deutschen Himmel hinter sich ließen und Kurs Richtung Alpen nahmen, schob Ben alle trüben Gedanken beiseite und freute sich wie ein kleines Kind auf seinen Kurztrip!

    Anscheinend hat die ganze PASt gewettet, wie lange Semir´s neuer Wagen hält. Ich würde da auch sagen-nicht lange, aber dass deswegen Alex´ Laune immer schlechter wird, ist wirklich nicht nötig.
    Zum vorigen Kapitel wollte ich noch schreiben, dass es leider in Deutschland nicht möglich ist, eine Leiche legal als Privatmann zu transportieren. Man muss da gewerblich als Bestatter angemeldet sein und über ein passendes Fahrzeug verfügen-das hat auch was mit Totenwürde zu tun. Da schmeisst man seine verstorbene Oma nicht einfach in eine Kiste und karrt sie durch die Lande, sondern das muss ein Sarg sein und im internationalen Verkehr sogar ein zugeschweisster Metallsarg. Also angeblicher Beförderungsschein hin oder her-der Typ hatte Glück dass die Oma-soweit ich mich erinnern kann- da schon nicht mehr drin lag, sonst hätten ihn Semir und Alex sicher aus dem Verkehr gezogen!

    Ja Alex hat durchaus seine Gründe warum er noch keine neue Beziehung zulassen kann-allerdings hätte er das Sonja vielleicht sagen sollen, bevor er mit ihr in die Kiste gehüpft ist!
    Auf Holger wird inzwischen mitten in der Nacht zur Jagd geblasen! Wieder einmal findet die Verfolgung in der Nähe einer Autobahn statt. Ich bibbere mit ihm, dass er es schafft vor dem verrückten Indianer zu fliehen!

    Ben hatte kaum die Tür aufgeschlossen, da kam ihm Sarah schon entgegen und drückte ihm seinen Sohn in die Hand. „Ben-gut dass du kommst-stell dir vor, ich habe dir doch schon erzählt, dass ich eine Tante habe, die auf Norderney lebt und da sogar ein Haus hat. Die hat sich jetzt neu verliebt-mit 58 Jahren stell dir vor und ist jetzt zu ihrem Freund nach Hamburg gezogen. Nun stellt sie das Haus, das sie nicht verkaufen oder vermieten will, falls es mit der Beziehung auf Dauer doch nicht klappt, der Verwandtschaft zum Urlaubmachen zur Verfügung. Mein Bruder und seine Frau haben gerade eine Vertretung für ihren Reiterhof gefunden und jetzt haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit Tim zu einem verlängerten Wochenende dorthin kommen möchte. Ich war als Kind sehr oft bei dieser Tante und liebe diese Insel und das rauhe Klima, das ist auch super für Tim´s Bronchien, die Luft ist dort einfach besser als im Kölner Vorweihnachtssmog. Ich habe jetzt spontan zugesagt-natürlich nur wenn du nichts dagegen hast. Ich würde morgen früh gleich fahren und wenn du möchtest, könntest du am Freitagabend oder Samstag ja nachkommen!“ sprudelte sie aufgeregt hervor und packte weiter ihre Koffer. Ben schüttelte lächelnd den Kopf. „Na da wünsche ich dir doch viel Vergnügen, aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich doch lieber nicht mitkommen. Ich bin nämlich heute auch etwas gefragt worden-ob ich nämlich am Freitag mit nach Südspanien fliegen möchte, da bei einem Autorennen zusehen!“ schwindelte er ein wenig. Dass er gedachte selber zu starten, verschwieg er, denn dann hätte sich Sarah nur Sorgen gemacht, dabei war das Fahren auf der Rennstrecke wesentlich ungefährlicher als im normalen Straßenverkehr. Da hatte man Auslaufzonen, Überrollbügel, keinen Gegenverkehr, Radfahrer und Fußgänger.

    Tim quengelte ein wenig und Ben begann mit ihm herumzulaufen und ihn zu herzen und zu küssen, was ihn binnen Kurzem zum Gurgeln und Lachen brachte. „Es wird mir schon schwer fallen, vier Tage ohne euch beide auszuhalten, aber ich denke du kannst dich dann ein wenig erholen und die Kinder deines Bruders sind ja auch total süß und werden unseren kleinen Mann schon beschäftigen!“ sagte Ben und Sarah küsste ihn im Vorbeiweg. „Danke für dein Verständnis, aber ich wusste, dass du da nichts dagegen haben würdest-schließlich braucht jeder von uns noch ein bisschen Freiheit und Privatleben, auch wenn wir Eltern sind!“ sagte Sarah und packte geschäftig Kinderkleidung in einen zweiten Koffer. „Mann, da braucht man vielleicht viel Zeug, wenn man mit einem Baby verreist-gut dass du das große Auto gekauft hast-in meinem Polo würde ich das alles gar nicht unterbringen!“ bemerkte sie noch und Ben warf einen bewundernden Blick in die Ecke des Wohnzimmers, wo sich die Sachen stapelten. Wie konnte man nur so viel mitnehmen? Wenn er verreiste passten die Sachen für eine Woche in eine kleine Reisetasche!
    Endlich waren alle Sachen gepackt, Tim fielen nun schon beinahe die Augen zu und so wickelte ihn Ben noch ein letztes Mal vor der Nacht, zog ihm seinen Schlafanzug an und während sie nebeneinander auf dem Sofa Platz nahmen und Sarah den Kleinen noch stillte, fielen dem schon bald die Augen zu. Sarah legte ihn sanft in sein Babybettchen im Schlafzimmer und dann kuschelten sie und Ben auch noch eine Weile, bis sie sich ebenfalls schlafen legten. „Ich liebe dich Schatz!“ flüsterte Sarah ihm noch zu, bevor sie ihre Augen schloss und Ben sagte aus vollem Herzen: „Ich dich auch!“

    In der Früh standen sie zeitig auf und Ben trug die ganzen Sachen noch zum Auto und spielte mit seinem Sohn, damit der dann auf der Fahrt bald wieder müde wurde und schlief, aber das war mit ihm eigentlich kein Problem, denn der fuhr total gerne Auto und es war auf der Strecke auch bisher kein Stau gemeldet, wie Ben dem Verkehrsservice auf seinem Smartphone entnommen hatte. „Gute Fahrt Schatz, erhol dich gut, liebe Grüße an deinen Bruder und Familie-und ruf mich an, wenn du angekommen bist!“ ermahnte er sie noch. Sarah lächelte und sagte: „Dir auch viel Spaß-wo genau seid ihr jetzt nochmal?“ wollte sie wissen und Ben sagte: „In Cartagena in Spanien, da ist eine super Rennstrecke!“ und Sarah nickte.
    Das war Ben´s zweites Hobby neben der Musik. Er sah, wenn es vom Dienst her ging, alle Formel 1-Rennen im Fernsehen an und in letzter Zeit auch andere Autorennen mit Tourenwagen, die im Pay-TV rund um die Uhr anzuschauen waren-ach jeder hatte halt seine kleinen Meisen. Da konnte sie gut damit leben, denn Ben war ein liebevoller Vater und verständnisvoller Partner-nicht jeder hätte auf die Ankündigung, dass sie vier Tage verreisen würde, so gelassen reagiert. So sollte der mit seinen Autorennen auch ein schönes Wochenende haben und am Sonntagabend würden sie sich wieder zuhause treffen. Ben setzte Tim in seinen Kindersitz, winkte Sarah noch nach und ging dann glücklich in seine Wohnung zurück.
    Na prima, dann konnte er den Haug-Brüdern ja zusagen und schon bevor er zur Arbeit fuhr, schrieb er Günther eine Mitteilung und bekam auch prompt eine Antwort. „Ab wann kannst du am Freitag am Flughafen sein?“ lautete die Frage und nach kurzer Überlegung schrieb Ben: „So gegen eins könnte es klappen!“ und dann fuhr er zur Arbeit.

    Nachdem sie erst wieder einen weiteren Plan für den Wirtschaftsgipfel und die Personaleinteilung gemacht hatten, fuhren Semir und Ben auf Streife. Erst jetzt hatten sie Zeit für ein ausführliches Gespräch. „Semir-nachdem wir ja am nächsten Wochenende alle arbeiten müssen, hat doch die Chefin gesagt, wir hätten alle an diesem Freitag schon ab mittags frei. Jetzt habe ich ein Angebot, mit einem Learjet nach Südspanien zu einem Autorennen zu fahren, denn hier ist die Witterung gerade so mistig. Meinst du, du könntest mich evtl. zum Flughafen bringen?“ wollte Ben wissen und Semir nickte mit dem Kopf. „Das müsste schon gehen, aber schaust du da nur zu, oder fährst du selber?“ wollte er wissen. „Und was sagt Sarah denn dazu?“
    Ben druckste ein wenig herum. „Also dass ich nach Spanien fliege ist kein Problem-sie ist nämlich heute Morgen nach Norderney gestartet-ein Familienwochenende verbringen, da hätte ich eh nicht mitgewollt. Sie hat da nichts dagegen, nur habe ich ihr nichts davon gesagt, dass ich selber gelegentlich auf der Rennbahn rumkurve-sonst macht sie sich doch nur Sorgen!“ erklärte er seinem älteren Partner. „Ben-ich würde ihr das schon sagen, ich wusste es ja schon, denn anders sind deine fahrerischen Verbesserungen bei unseren Verfolgungsjagden gar nicht zu erklären, das ist ja für dich beruflich sogar nutzbar dieses Hobby, aber natürlich ist das gefährlich, das brauchst du dir auch nicht schön reden-allerdings ist das unser Job auch. Was mir mehr Bauchschmerzen bereitet ist, dass du das anscheinend bei dieser dubiosen Firma Pro-Racing machst-du weisst, dass mein Bauchgefühl bei diesen Haug-Brüdern anschlägt, die sind nicht sauber, ich weiss das einfach. Die haben was mit Benko´s Tod zu tun, ob du das glaubst oder nicht!“ redete er seinem Freund eindringlich ins Gewissen. Ben schwieg dazu-Semir immer mit seinem Bauchgefühl! „Also dann fährst du mich morgen nach Dienstschluss zum Flughafen?“ vergewisserte er sich und Semir nickte-natürlich-Ben war doch sein Freund, klar würde er das machen!

    Jetzt ist sie da deine zweite Geschichte! gut dass sie schon fertig ist, so können wir sicher sein, dass du nicht mittendrin aufhörst und das empfinde ich persönlich als großes Plus.
    Ja-Alex wird sich noch wundern, welchen Fahrzeugverschleiß sein neuer Partner hat-man merkt, dass die noch nicht allzu lange zusammenarbeiten!

    Semir ist zu Besuch bei Alex, Milena ist fürs Erste verarztet, da bricht in der Notaufnahme anscheinend die Hölle los. Alex und Milena versuchen gemeinsam zu fliehen, was auch gelingt, obwohl die Verfolger-diesmal in Form von Pupsies Ehefrau und einem rangniedrigem Lakaien ihnen ans Leder wollen.
    Leider kann ich mir der Begeisterung der anderen Leser nicht anschließen, die der Überzeugung sind, dass diese Kapitel gut geschrieben sind. Mir war es nämlich nur mit größter Anstrengung möglich die Lücken in der Geschichte zu schließen und Zusammenhänge herzustellen. Mir wäre es echt lieber, du würdest da nicht irgendwelche Fetzen posten, sondern die Geschichte einfach chronologisch erzählen. Aber das ist vielleicht nur mein Empfinden, wobei ich die Story nach wie vor sehr spannend finde und auch nur deswegen nicht aufgehört habe zu lesen!

    Ach ich kann mir das nur zu gut vorstellen, wie Semir und André die Küstenstraße mit ihren Buggys entlangpreschen-da habe ich ein tolles Bild in meinem Kopf dazu! Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass du das so bildlich beschreibst, dass mein Kopfkino dazu einfach die passenden Bilder projeziert!
    Auch das Überbringen der Todesnachricht durch Hotte und Ben konnte ich mir gut vorstellen-da gehen die beiden Polizisten sehr sensibel vor und haben auch vorgesorgt, falls die Witwe da zusammenbrechen sollte. Aber die beherrscht sich wenigstens im Moment und eine Verbindung zu Bauer Electronics kann sie auch nicht herstellen!
    Wo liegt da der gemeinsame Nenner bei allen Morden? Und kommt Semir heil aus den Bergen zurück? Bin echt gespannt, wies weitergeht!

    Nun war der Winter auch in Köln angekommen. Beim ersten Schneefall drehten die Autofahrer durch. „Das wird jetzt wieder ne Weile dauern, bis sich alle an die Witterungsverhältnisse gewöhnt haben-und vor allem Winterreifen aufgezogen haben!“ stöhnte Semir. Bei jedem zweiten Unfall den die beiden aufnahmen, war eine unpassende Bereifung zumindest mit Schuld und so wurden viele Strafen verhängt-es hatte sich anscheinend noch nicht allgemein durchgesprochen, dass eine der Witterung angepasste Bereifung inzwischen vorgeschrieben war.
    Der Schnee wich totalem Schmuddelwetter und Sarah stöhnte, weil der Kinderwagen durch den Schneematsch kaum mehr vom Fleck kam. Als Ben abends nach Hause kam, hatte er strahlend ein Mitbringsel dabei-einen hölzernen Schlitten mit einem aufgeschraubten Sitz im Retro-Style. „Sieh mal, was ich für unseren kleinen Mann gekauft habe!“ sagte er voller Begeisterung. „Damit kommt er durch jede Schneewehe!“ und Sarah schüttelte lächelnd den Kopf. „Meinst du nicht, dass Tim da mit seinen vier Monaten noch ein wenig zu klein ist? Und außerdem kann er noch nicht einmal sitzen-ich glaube, da muss er noch ein wenig warten, bis er damit fahren kann!“ sagte sie und Ben schmollte. Er hatte sich schon mit seinem Sohn an einem der Schlittenberge die es auch in und um Köln gab, den Hang hinunter sausen sehen. Was hatte er den Schnee als Kind geliebt! Sie waren in den Ferien auch immer in die Schweiz und nach Österreich zum Ski-und Schlittenfahren gefahren, da hatte sogar sein Vater Spaß daran gehabt und mal Zeit mit Julia und ihm verbracht. So räumte er den Schlitten vorrübergehend in den Keller-seine und Tim´s Schlittenfahrerzeit würde noch kommen-das wusste er sicher!

    Nachdem nun auch auf der Kartbahn das Eis die Oberhand bekommen hatte, wurde im Moment bis zur Wetterbesserung überhaupt nicht mehr trainiert und als sich Ben an einem der nächsten Tage wieder zu einem Seminar einfand, nahm ihn nach dem Unterricht Günther Haug zur Seite. „Ben-hättest du Lust kommendes Wochenende mit uns nach Südspanien auf eine Rennstrecke zu fahren? In Cartagena ist bestes Wetter und mit dem Flieger sind wir in kürzester Zeit unten. Wir hätten da sogar einen rennsportbegeisterten Sponsor, der uns mit seinem Privatflugzeug mitnehmen würde!“ schlug er ihm vor und Ben, dem der Geruch nach verbranntem Gummi schon fehlte, sagte nach kurzer Zeit: „Ich muss das noch mit meiner Lebensgefährtin absprechen. Dieses Wochenende ginge sogar vielleicht-am nächsten muss ich nämlich arbeiten!“ sagte er, bisher war er aber noch nie gefragt worden, was er beruflich machte. Nun kam die Frage aber im selben Augenblick: „Wo schaffst du denn eigentlich Ben?“ wollte Günther wissen und einen Moment wollte Ben sagen: Im Baugeschäft meines Vaters, aber dann entschied er sich für die Wahrheit. „Ich bin bei der Autobahnpolizei!“ sagte er schlicht und nun sah ihn Günther mit offenem Mund an. „Und da verdient man so gut, dass man sich so nen Porsche leisten kann?“ fragte er -„und außerdem hättest du uns bei unserer illegalen Fahrt auf dem neuen Autobahnteilstück also sofort verhaften können!“ sagte er dann und begann laut zu lachen. Dann rief er nach seinem Bruder, der sich im hinteren Bereich des Seminarraums mit Papierkram beschäftigte: „Dietmar, hast du gehört, was unser neuer Rennstar hauptberuflich macht?“ fragte er laut und als Dietmar nun erstaunt näher kam, entgleisten ihm beinahe die Gesichtszüge, als es Ben auch ihm mitteilte, er hatte sich aber bald wieder gefangen. „Also dann sehen wir uns hoffentlich am Freitagmittag am Flughafen!“ sagte er und Ben ging nach Hause und überlegte schon die ganze Zeit, wie er das Sarah beibringen sollte, dass er das nächste Wochenende nicht mit ihr und Tim verbringen wollte.
    Als er davongefahren war, sagte Dietmar zu seinem Bruder: „Verdammt-wir müssen ihn loswerden-gerade jetzt ist das ja wahnsinnig ungünstig!“ und Günther antwortete langsam: „Da bin ich ganz deiner Meinung, aber ich habe da schon einen Plan!“

    Jetzt bin ich auch wieder auf dem Laufenden!
    Sonja und Alex verleben einen schönen Abend und landen letztendlich in Alex´ Bett. Anscheinend ist aber Alex innerlich noch nicht so weit für eine neue Beziehung-oder ahnt er, dass Sonja nicht die ist, die sie zu sein vorgibt? Dass sie statt dessen als Indianer verkleidet Jagd auf unschuldige junge Männer macht? Ich denke man kann mit dem Stimmverzerrer und dem Kostüm wohl gar nicht sagen, ob Mann oder Frau. Und die Begründung von Christian Neukauf, den Semir dann endlich verhört, hört sich auch nicht gerade überzeugend an-nur weil er ein Mann ist, ist er einer durchtrainierten Frau nicht automatisch überlegen-also kommt Sonja durchaus in die engere Wahl!
    Der arme Holger sitzt derweil im wohl selben Kellerverließ wie seine Vorgänger, aber bevor er sich wehren kann wird er mit einem Betäubungspfeil schachmatt gesetzt. Hoffentlich kommt bald Hilfe-sonst sehe ich schwarz für die Hochzeit mit seiner Doro!

    Im Fall Benko hatten Semir und Ben auf Ben´s Anregung hin auch noch die Firma des Kredithais überprüft. Als sie an der angegebenen Adresse ankamen, waren dort nur eine Sekretärin und zwei smarte Männer mittleren Alters in feinen Anzügen zu sehen. „Wie kann ich ihnen helfen?“ fragte der eine freundlich, aber als Semir und Ben ihre Dienstausweise zückten, wich sein Lächeln großer Verärgerung. „Ich weiss gar nicht, warum sich die Polizei für unsere Firma interessiert. Bei uns geht alles mit rechten Dingen zu!“ verteidigte er sich und Semir lachte höhnisch. „Ja genau-sie verleihen Geld für horrende Zinsen an Leute, die sich den Kredit eigentlich gar nicht leisten können und so manchmal sogar in den Ruin getrieben werden. Wenn jemand dann nicht zahlt, gibt es so nette Inkassofirmen, wo schwarz gekleidete Schränke dann zufällig bei denen vorbeikommen und denen mit allem Möglichen drohen, wenn sie das Geld nicht zurückzahlen. Eine reelle Bank weiss schon, warum sie so manchen Kredit eben nicht genehmigt!“ beschuldigte er den Kredithai, der sich daraufhin erhob und begann herumzulaufen und zu dozieren. „Sie denken, nur weil wir den Leuten zu höheren Preisen als andere Banken Geld leihen, sind wir Verbrecher? Das sehe ich aber anders! Wenn jemand einen großen Wunsch hat, oder eben auch ein Geschäft eröffnen möchte, was von den Großbanken als wenig aussichtsreich beurteilt wird, dann wird er von denen meist abgelehnt, wenn die Sicherheiten nicht passen. Wir hingegen kalkulieren so, dass der eine oder andere eben doch Erfolg hat und sein Geld zurückzahlen kann, eben weil wir ihm eine Chance gegeben haben. Ein paar werden das aber nicht schaffen, wobei ich da schon die erstaunlichsten Dinge gesehen habe. Dieses Risiko aber kalkulieren wir eben in unsere Kosten ein. Die die zahlen, finanzieren sozusagen diejenigen mit, die es nie schaffen werden, das geliehene Geld vollständig zu berappen.“ erklärte er die Philosophie seines Unternehmens. „Außerdem hat das Amt für Kreditwirtschaft ein waches Auge auf unsere Branche. Keiner unserer Verträge ist sittenwidrig-wir helfen eben nur, Wünsche zu erfüllen, die ansonsten nie wahr werden würden!“ fuhr er fort sich als Wohltäter der Menschheit darzustellen.
    Semir fuhr ihm nun beinahe über den Mund, während Ben nachdenklich zugehört hatte. Er persönlich hatte noch nie Geldsorgen haben müssen, denn er war sozusagen mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden, wenn er sich das nun allerdings so vorstellte, einen Lebenstraum zu haben und aus finanziellen Gründen keine Chance, den jemals zu erfüllen, dann waren die Erklärungen des Bankers gar nicht so abwegig. Semir sagte scharf: „Was können sie uns über ihren Kunden Andreas Benko erzählen, der vor kurzer Zeit tödlich verunglückt ist?“ fragte er und der Mann zuckte mit den Schultern. „Das ist jetzt so ein klassischer Fall, wo wir unser Geld vermutlich nie mehr wiedersehen werden. Der war ein angehender talentierter Rennfahrer, der sicher reich geworden wäre, wenn er überlebt hätte, aber wenn jetzt seine Eltern das Geld nicht zurückzahlen, dann werden wir wohl auf diesen Kosten sitzen bleiben!“ sagte er. „Sie haben ihn also an seinem Todestag nicht gesehen oder mit ihm gesprochen?“ fragte nun Ben und der Banker schüttelte den Kopf. „Ich hätte nichts von seinem Tod und glauben sie mir, Andreas stand kurz vor dem Durchbruch und war bemüht seine Zinsen regelmäßig zurückzuzahlen-das Geld hätten wir wiedergesehen, wenn er noch leben würde, dieser nette junge Mann!“ sagte der Kredithai bedauernd und so verabschiedeten sich die beiden Polizisten.

    Im Wagen sagte Ben nachdenklich: „So habe ich das noch gar nie gesehen, aber Semir lachte verächtlich auf. „Ben wach auf-diese Menschen leben in einer Grauzone der Legalität vom Leid und der Armut anderer Leute-und sie leben nicht schlecht dabei!“ wies er auf die beiden Luxuskarossen, die vor dem Bürogebäude standen. „Aber nichts desto trotz fehlt eigentlich das Motiv für einen Mord und wenn der als Abschreckung für nicht zahlungswillige Kunden gedacht gewesen wäre, würde jetzt die Unfalltheorie nicht funktionieren, dann wäre da schon lange publik geworden-vermutlich in der Bildzeitung-dass der junge Mann unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Das könnte man dann strategisch einsetzen, aber so müssen wir eben weiter nach den Mördern suchen-und für mich sind da immer noch die Haug-Brüder die Hauptverdächtigen!“ sagte er, um kurz darauf anzuhängen: „Und gehst du da jetzt eigentlich immer noch gelegentlich hin und versuchst vor Ort etwas rauszufinden?“ und Ben nickte stumm mit dem Kopf, ohne näher darauf einzugehen. Semir fiel sofort auf, dass Ben da nicht drüber reden wollte-oh je, er hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl dabei!

    An einem der nächsten Tage wurden sie zur Chefin gerufen. „Herr Jäger-wie weit sind sie mit ihren Ermittlungen im Fall Benko?“ fragte sie und Ben musste zugeben, dass er da absolut nichts hatte rausfinden können. „Gut Herr Jäger-dann ist ihr Undercovereinsatz hiermit beendet. Wir verfolgen den Fall zwar weiter, aber er ist nicht mehr in vorderster Front. Ich werde das der Staatsanwaltschaft nachher gleich mitteilen, aber wir wurden nun gebeten, die Augen offen zu halten-gesucht wird dieser Mann“ sagte sie und sie rief am großen Bildschirm ein Foto auf. „Er soll sich Gerüchten zufolge im Raum Köln aufhalten und ist dem internationalen Terrorismus zuzurechnen.“
    Semir und Ben musterten interessiert das Foto, das einen milchkaffeefarbigen, schwarzhaarigen Mann in Militärausrüstung und mit grimmigem Gesichtsausdruck zeigte. „Gibt es nähere Hinweise, wo er sich aufhalten könnte?“ fragte Semir, aber die Chefin schüttelte den Kopf. „Prägen sie sich das Gesicht ein und halten sie die Augen offen, demnächst findet in Köln ein Wirtschaftsgipfel statt und man befürchtet einen Anschlag. Das Auftreten solcher Männer im Umkreis bestätigt dieses Risiko und wir sind für die Sicherheit auf den Autobahnen rund um die Lokalitäten zuständig, wo der Wirtschaftskongress stattfindet. Kontrollieren sie verschärft und versuchen sie Polizeipräsenz zu zeigen-alles Weitere übernehmen andere Stellen, aber es darf auf unseren Autobahnen einfach nichts passieren. Wir werden Begleitschutz für die An-und Abreise bieten, die näheren Pläne werden wir jetzt dann gemeinsam ausarbeiten!“ sagte sie und so geschah es, dass für das übernächste Wochenende ein Plan ausgearbeitet wurde, der Sicherheit für alle Kongressteilnehmer bieten sollte.