Beiträge von susan

    An einem der folgenden Tage war Ben pünktlich um 20.00 Uhr zum Seminar, das außer ihm noch mehrere andere junge Männer besuchten. Frauen waren überhaupt keine vertreten. Ben hatte pünktlich Feierabend gemacht, war erst nach Hause zu Sarah und Tim und hatte sich um 19.30 Uhr nochmals verabschiedet, weil er eine Ermittlung führen müsse. Als er um 22.00 Uhr wieder heimkam, schwirrte sein Kopf vor lauter Flaggenkunde und Theorie, aber er musste anerkennen, dass Günther Haug das sehr gut erklärt hatte und er hatte auch etwas zum Lernen mit nach Hause gebracht und für den nächsten Abend gleich eine Stunde auf der Kartbahn gebucht. Ben vermied es Semir davon zu erzählen, auch der hatte so abfällig den Kopf geschüttelt, als er von seinem Rennfieber gehört hatte.
    Beinahe jeden Abend fuhr er nun direkt nach der Arbeit konzentriert mit einem Kart, aber natürlich hielt er auch die Augen offen, um irgendwelche verdächtigen Beobachtungen zu machen. Genauso lief es in den kommenden Wochen auch ab und vor einem Wochenende musste man leider wegen eines Schlechtwettereinbruchs mit dem ersten Glatteis des Jahres alle Rennaktivitäten absagen, so dass Ben ein gemütliches Familienwochenende verbrachte, während er am nächsten wieder unterwegs war. Sarah hatte die etwas verlängerten Arbeitszeiten Ben´s mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Tim schlief untertags noch lang und war abends meistens bis zehn wach, so dass Ben trotzdem noch genügend Zeit mit seinem Sohn verbrachte. Klar hatte Ben oft ein schlechtes Gewissen Sarah gegenüber, dass er sie eigentlich hinterging, aber er konnte ihr doch nicht plausibel machen, dass er als frisch gebackener Familienvater plötzlich Autorennen fahren wollte, dabei war das nur halb so gefährlich, wie immer alle dachten, wenn man die Sicherheitsvorschriften beachtete, die er jede Woche in den Seminaren lernte.

    Dietmar Haug saß konzentriert in einer Elektrowerkstatt und baute den Helmfunk in Ben´s neuen Helm ein. Es sah fast aus, wie in Hartmut´s Reich und als Ben sich dort umblickte, bat ihn Dietmar mit einem Lächeln, doch Platz zu nehmen. Ben wunderte sich inzwischen, warum Semir bei den beiden Brüdern so ein ungutes Gefühl verspürt hatte, er fand die zwei ganz sympathisch und war sich fast sicher, dass die mit dem Tod von Benko gar nichts zu tun hatten. Da musste man bei den Ermittlungen vermutlich anderswo ansetzen-vielleicht hatten die Kredithaie, bei denen er Schulden hatte, ihm einen Schreck einjagen wollen, denn dass der Unfall gleich tödlich enden würde, hatte ja keiner ahnen können! Seitdem Ben sich öfter auf dem Gelände aufhielt, mit jedem ein freundliches Wort wechselte und auch sonst unheimlich darauf konzentriert war zu lernen, die Ideallinie zu finden und jeden Tipp, von denen die beiden Brüder eine Menge hatten, aufzusaugen, war er inzwischen in die Gemeinschaft der Rennfahrer aufgenommen. Da gab es richtige Männerfreundschaften, aber auf der Bahn fuhr jeder um den Sieg. In den Werkstätten waren Mechaniker am Werk, die eine milchkaffeefarbige Gesichtsfarbe hatten. Ben konnte nicht sagen, aus welchem Land die kamen und ehrlich gesagt konnte er die auch nicht auseinanderhalten. Es waren eine ganze Menge und Ben konnte sich die Gesichter nicht sonderlich gut merken. Als er sich vorsichtig in den Nebengebäuden umsah, entdeckte er dort eine Art Schlafsaal, eine Küche und eigene Sanitärräume-anscheinend wohnten die sogar zeitweise hier, aber die Karts waren gut gewartet und die groben Reparaturen an den Tourenwagen nahmen auch diese Männer vor, während für das Feintuning Günther und Dietmar zuständig waren.

    Als Ben einmal bei wundervollem Herbstwetter an einem Werktag im späten November frei hatte und ihn sein Weg wie selbstverständlich zu der Kartbahn führte, weil Sarah mit Tim bei einer Freundin war, wurden gerade zwei Rennwagen aufgeladen und als Günther ihn sah, lud er ihn ein, doch mit zu einem neu angelegten Autobahnstück zu kommen, das noch nicht für den allgemeinen Verkehr freigegeben war. „Das ist zwar illegal was wir hier machen, aber du wirst uns schon nicht an die Autobahnpolizei verpetzen!“ sagte Dietmar lächelnd und Ben fuhr erst ein gehöriger Schreck in die Glieder. Hatten die rausgefunden, wo er arbeitete? Aber mit den nächsten Worten zerstreute Dietmar seine Bedenken. „Die Trainingsmöglichkeiten sind ja rar und wenn wir so schönes Wetter haben, müssen wir jede Gelegenheit im Umkreis ausnutzen. Das tut ja niemandem weh und du freust dich auch, wenn du zu deinem nächsten Rennen ein fein abgestimmtes Fahrzeug unterm Hintern hast!“ erklärte er. Man hatte schnell Ben´s Rennausrüstung eingepackt und als der Autotransporter unauffällig hinter der kurz beiseite geräumten Absperrung verschwand und die Auto´s abgeladen wurden, hatte er einen Moment ein schlechtes Gewissen, dass er das zuließ, aber das verging sehr schnell, als er nun die beiden Fahrzeuge nacheinender ausfahren durfte, das Kurvenverhalten testen und jedes Mal entweder Günther oder Dietmar mechanisch und auch elektronisch an der Abstimmung feilten. Über den Helmfunk war er mit den beiden verbunden und kam sich vor, wie ein Profi. Zum Schluss liefen die beiden Wagen wie ein Glöckchen und als Highlight fuhr er nun ein Rennen gegen Günther Haug. Obwohl die Fahrzeuge gleichwertig waren, Ben sich alle Mühe gab und das Rennfieber wieder von ihm Besitz ergriffen hatte, gelang es ihm nicht den zu schlagen-da war wirklich ein Meister seines Fachs am Werk!

    Ben hatte natürlich im Internet recherchiert und tatsächlich waren die beiden Brüder, bevor die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft Anfang der Neunziger damals abgeschafft worden war, aufgehende Sterne am Rennfahrerhimmel gewesen. Heute gab es ja wieder eine DTM-nur stand das M hintendran jetzt für Masters und Privatteams hatten wegen der immensen Kosten keine Chance mehr. Heute waren das Duelle der Autohersteller gegeneinander, während früher das fahrerische Können im Vordergrund gestanden hatte und auch kleine Teams zum Zug kamen. Allerdings war das tatsächlich eine eigene Szene mit eigenen Regeln und je mehr Ben da hinein schnupperte, desto mehr Gefallen fand er daran. Wenn er an seiner Kurventechnik feilte, an seine-und die Grenzen des Fahrzeugs- ging, dann war er glücklich! Der Geruch nach verbranntem Gummi war viel besser in seiner Nase als jedes Parfum und er merkte, wie er das Gelernte auch im Alltag begann umzusetzen! Als er letzthin mit Semir auf dem Beifahrersitz einen flüchtigen Verkehrsrowdie verfolgt hatte, war es ihm nur durch seine inzwischen ausgefeilte Rennroutine gelungen an dem dran zu bleiben und ihn letztendlich zu überholen und auszubremsen und Semir hatte nur bewundernd gesagt: „Whow-das war jetzt richtig gut!“ und Ben hatte daraufhin geschmeichelt gelächelt.

    Nun hat es geklappt, obwohl es eng geworden ist, konnten Semir und Milena erst mal entkommen. Allerdings wäre das ohne die Verstärkung wohl verdammt schief gegangen-sogar Bonrath greift zur Waffe und schiesst.
    Nun sind sie im Krankenhaus und Alex ist heilfroh seinen Partner zu sehen, genauso wie Semir!
    Anscheinend gehört Colin doch-trotz sprachlicher Verständigungsprobleme zu den Guten, was ich erst mal bezweifelt hatte.
    Jetzt müssen noch die beiden konkurrierenden Drogenbanden ausgeschaltet werden, ob das allerdings so problemlos gelingt?

    Nun werden alle Verdächtigen überprüft. Wie ich mir schon gedacht habe, bekommt Sonja gehörig wegen ihrer Extratour den Kopf gewaschen-ich glaube nicht, dass sie sich der Gefahr nur im Entferntesten bewusst war!
    Die Jungen wirken ganz harmlos, aber vielleicht ist der eine gar kein so schlechter Schütze, sondern spielt das nur?
    Der wahrscheinlichste Täter natürlich ist Simon Weber und auch wenn der ein paar Pfeile und Bogen ins Pfandhaus gebracht hat-deswegen kann er anderswo ja noch welche haben. Außerdem traut ihm seine Ex-Frau anscheinend so ziemlich alles zu und mit Indianern kennt er sich auch aus-ich würde sagen, das ist aktuell der Hauptverdächtige, aber nachdem ich Elli kenne, wird das nicht so einfach werden!

    Jetzt bin ich regelrecht froh darüber, dass Andrea es Semir gesagt hat, dass sie Bescheid weiß! Diese Versteckspielen ist es ja, was dem die komplette Urlaubsfreude vermiest, wobei das Schwimmen mit den Kindern ihn sich er eine Weile von seinen Sorgen ablenkt.
    Ja ich bin ja gespannt, ob Ben deswegen zuhause einen Rüffel kriegt, oder ob es Semir darauf beruhen lässt. Aber erst muss er von seinem Ausflug mit André-vermutlich in die Berge-heil zurück kommen! :/

    Ben hatte sich kurz bei Sarah gemeldet, aber die hatte gar keine Zeit für ihn und aus dem Hörer tönte ein fröhliches Lachen. „Schatz ich genieße den Tag mit meiner Freundin, Tim findet das andere Kind sehr aufregend und gluckst immer vor sich hin. Ich hoffe, dein Dienst ist nicht all zu stressig!“ sagte sie und man hörte fast ein schlechtes Gewissen heraus, aber Ben versicherte ihr sofort, dass es bei ihm ganz in Ordnung sei und er sich auf den nächsten Abend freute, wenn er sie und Tim wiedersah. Auch in der PASt gab er Bescheid, dass die Ermittlungen liefen, er aber in keiner Gefahr schwebe und so verging auch der nächste Vormittag mit speziellem Renntraining wie im Flug. Nach der Rückkehr nach Köln stiegen seine Trainingspartner in ihre Wagen und fuhren davon, nicht ohne das nächste Event gebucht zu haben. Allerdings waren zwei der jungen Männer gerade nicht flüssig und so kam man überein, sich zusammen zu telefonieren.
    Die beiden Haug-Brüder hatten das Wohnmobil in einer Garage geparkt und bevor sie begannen die Fahrzeuge abzuladen, baten sie Ben zum Gespräch. „Und Ben-wie hat es dir gefallen?“ fragten sie und Ben konnte ihnen nur mit echter Begeisterung sagen: „Sehr, sehr gut!“ „Du hast aber auch Talent und das richtige Auge für die Ideallinie, dazu schnelle Reaktionen-ich würde vorschlagen, falls du interessiert bist, können wir aus dir etwas Großes machen!“ schmierte ihm Dietmar Honig ums Maul und Ben, dem durchaus bewusst war, dass es jetzt ums Geschäft ging und er bald vermutlich mehr erfahren würde, lächelte geschmeichelt. „Doch ich muss gestehen, ich habe Blut geleckt-jetzt sagt mir bitte erst einmal, was ihr für dieses tolle Wochenende kriegt!“ bat er, aber die beiden Brüder schüttelten energisch den Kopf. „Das war frei, wie wir dir schon gesagt haben, aber wenn du jetzt Interesse hast, dann kostet jedes Rennwochenende 500 €-manchmal auch mehr, wenn wir teure Rennstrecken buchen, wie z. B. letzte Woche den Nürburgring. Außerdem müsstest du bei uns Kurse als Vorbereitung auf die Rennlizenz belegen-da wird die nötige Theorie gepaukt, das ist unbedingt notwendig. Dann brauchst du einen Rennanzug und den speziellen Helm mit Mikrophon, damit man dich von außen coachen kann. Blöderweise steht nun das Winterhalbjahr bevor und da müssen wir immer kurzfristig nach Wetterlage disponieren, darum haben wir auch Connections zu Rennstrecken im Süden, z. B. in Spanien, Portugal und Tunesien. Dort nehmen wir aber Autos vor Ort-das wäre viel zu aufwändig mit dem Transporter dorthin zu fahren. Wir setzen uns dann mit unserer Mannschaft in den Flieger und lassen das triste mitteleuropäische Winterwetter hinter uns. Allerdings kostet natürlich die Miete für die Fahrzeuge dort nochmals extra-das Ganze ist nicht ganz billig, aber bei uns schauen sich immer wieder Sponsoren um, die Talente suchen und abwerben, es ist bei deinem fahrerischen Können schon ohne großes Training durchaus möglich, dass du den internationalen Durchbruch schaffst und irgendwann bei den DTM-den Deutschen Tourenwagen Masters starten kannst, du musst nur fleißig trainieren. Gerade so Überholmanöver und Taktik kann man auch mit den Karts üben, das geht außer bei Glatteis fast ganzjährig!“ erklärte er und Ben nickte artig.
    So kam es, dass er wenig später die Bestellung für einen Rennanzug mit passendem Helm abgegeben hatte und für den kommenden Mittwochabend die erste Theoriestunde gebucht hatte. Außerdem musste er Vereinsmitglied werden und hatte so mal eben ganz locker 3000€ ausgegeben. Gut-er hatte das Geld, aber ein Normalverdiener ohne ererbtes Vermögen kam da schon an die Kante. Allerdings hatte Ben nun schon wieder den dunklen Wagen um die Ecke stehen sehen und er wollte einfach den Tod Benko´s aufklären-dessen Eltern hatten es verdient, dass man den oder die Mörder vor Gericht stellte, auch wenn es ihren Sohn nicht mehr lebendig machte.
    Gerade als er zu seinem Porsche ging, um zu Frau und Kind zu fahren, sah er einen kleinen Mann in Monteurkleidung um eine Ecke huschen, aha hier wurde sogar am Sonntag geschraubt, dachte er noch und fuhr nach Hause.

    Sarah und Tim waren guter Dinge als er dort ankam, sie bestellten eine Pizza und machten einen Salat dazu und während Sarah begeistert von den beiden schönen Tagen mit ihrer Freundin erzählte, hielt Ben mit den Informationen hinterm Berg, damit sich Sarah nicht beunruhigte. Dienst und Privatleben sollte man trennen, sonst gab das bloß Verwicklungen!

    Am nächsten Morgen wurde er zum Rapport zur Chefin bestellt und Semir hörte ebenfalls zu. Der hatte das Familienfest heil überstanden, beneidete aber Ben glühend, als der von seinen Wochenenderlebnissen erzählte, das war schon besser gewesen als der Familienklatsch mit artigem Kaffee trinken. Die Krüger sah Ben merkwürdig an: „Also auf den Nenner gebracht Herr Jäger-sie haben bisher noch überhaupt nichts ermittelt, sondern sich auf Staatskosten ein schönes Wochenende gegönnt. Seien sie aber versichert, dass wir das der Spesenabteilung nicht glaubhaft machen können, dass die da irgendwelche Seminare bezahlen. Sie bekommen die Stunden, aber mehr auch nicht!“ erklärte sie Ben eindringlich und der nickte. „Und wenn sie mir nicht binnen Kurzem irgendetwas Greifbares liefern, dann wird der Einsatz abgebrochen und der Fall zu den Akten gelegt-haben wir uns verstanden!“ sagte sie scharf und Ben stimmte wortlos zu. Als er später mit Semir auf Streife war, schwärmte er dermaßen von dem Rennfeeling, dass der ihn ebenfalls mit schräg geneigtem Kopf ansah: „Also ehrlich gesagt bin ich jetzt auch ein wenig überrascht von deiner Begeisterung, aber schau bloß, dass du bald was rausfindest, sonst wars das!“ sagte er und Ben grinste frech. „Na ja die Krüger kann mir aber nicht vorschreiben, was ich in meiner Freizeit mache und für was ich mein Geld ausgebe!“ und nun stöhnte Semir auf.

    Ben hatte der Chefin schon mitgeteilt, dass er einen Anruf erhalten hatte und er wohl über Nacht mit den Haug-Brüdern in die Pfalz fahren würde. „Jäger gehen sie kein Risiko ein. Sobald sie angekommen sind, melden sie sich in der Zentrale und behalten sie das Handy immer am Mann, damit wir sie notfalls orten können, ich denke aber, die sind ja völlig ahnungslos, dass wir sie verdächtigen am Tod von Benko Schuld zu sein und wir hatten die Eltern gebeten, nichts davon zu erwähnen, dass ihr Sohn ermordet worden ist!“ sagte die Chefin und ging am Freitagabend ebenfalls in ihr freies Wochenende.
    Ben hatte Sarah mitgeteilt: „Schatz, ich muss am Wochenende dienstlich in die Pfalz-bin also zum ersten Mal in der Nacht nicht da, aber ich weiss nicht, wie ich das der Krüger erklären soll, dass ich keine Einsätze mit Fremdübernachtung mehr machen will!“ grübelte er, aber Sarah lachte ihn beinahe aus. „Jetzt mach dir mal deswegen keine Sorgen! Das ist schließlich dein Job und nach den Geschehnissen erst vor wenigen Wochen sind wir doch alle froh, dass du den noch hast-da hast du doch erst gemerkt, wie wichtig dir die Arbeit bei der Autobahnpolizei ist. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sich dein Berufsleben völlig verändert, nur weil du jetzt Vater bist. Was sollte da Semir sagen? Der ist sogar zweifacher Vater und da hat auch noch nie jemand gesagt, er dürfe deswegen auf keinen Außeneinsatz mehr. Tim und ich kommen schon alleine zurecht, aber wenn du das jetzt sagst, dann rufe ich gleich meine Freundin an, die hat einen einjährigen Sohn und ist nach ihrer Heirat von Köln weggezogen. An einem Tag hin-und zurückzufahren ist der wegen dem Kind zu viel, aber wenn sie dann bei mir übernachten kann, dann sieht die Sache gleich anders aus! Wir haben die ganze Zeit schon überlegt, wie wir das anstellen sollen, damit wir uns endlich wieder einmal sehen und sie vor allem Tim einmal kennenlernen kann. Außerdem ist es auch für Tim schön, mal ein Kleinkind zu beobachten-bisher kennt er ja vorwiegend Ayda und Lilly, aber die sind gegen ihn halt schon recht groß, obwohl sie ja total süß mit ihm sind!“ erklärte sie Ben und so war der dann gar nicht mehr so abgeneigt von seinen Außenermittlungen.
    Als allerdings am Samstagmorgen um sechs der Wecker klingelte, verfluchte er seine Zusage. Mann-er hätte sagen sollen, dass er vor neun überhaupt nicht konnte, aber so quälte er sich aus dem Bett, duschte kurz und trank schnell zwei Tassen Kaffee, während heute Sarah und Tim erst nach ihm aufstanden. Kurz trat er noch vors Bett und musterte die beiden wichtigsten Personen in seinem Leben, die nochmals eingeschlafen waren, hauchte Tim einen zarten Kuss aufs Köpfchen und holte dann seinen Porsche aus der Tiefgarage, um pünktlich um sieben an der Kartbahn zu sein.

    Dort war schon einiger Betrieb. Auf einem Autotransporter waren vier ältere Tourenwagen aufgeladen, ein großes Wohnmobil stand bereit und außer den Haug-Brüdern waren noch drei andere junge Männer da, allerdings alle deutlich jünger als er, die ganz aufgeregt miteinander schwatzten. Sie stellten sich alle vor und Günther Haug sagte: „Das ist Ben Jäger- und das sind für dieses Wochenende ihre Trainingspartner. Die trainieren schon eine ganze Weile bei uns und sind alle auf dem Absprung in den großen Sport. Manche haben ihre Rennlizenz schon beinahe, andere noch nicht, aber nachdem wir ja jetzt auf der privaten Bahn eines Automobilherstellers fahren dürfen, spielt das auch keine Rolle. Ich hoffe sie finden Gefallen an unserem Sport!“ sagte er und setzte sich ans Steuer des Wohnmobils, während sein Bruder den Autotransporter fuhr.

    Unterwegs wurde geschwatzt und so erfuhr Ben, wie das bei Pro-Racing so ablief. Wenn man bei der Firma trainieren wollte, musste man für jedes Trainingswochenende eine Teilnahmegebühr berappen. Fuhr man offizielle Rennen, brauchte man eine Rennlizenz, die aber ziemlich schwierig und auch teuer zu erwerben war und da war Pro-Racing auch zu klein, um dort Prüfungen abzuhalten, also musste man dafür zu einem anderen Rennveranstalter. Allerdings konnte man verschiedene Vorbereitungsseminare buchen und man wurde anscheinend gebauchpinselt, wie Ben aus den Erzählungen der jungen Männer, die sich allesamt als aufgehende Sterne am Fahrerhimmel sahen, entnehmen konnte. Immer wieder kämen Sponsoren beim Training und den privaten Rennen, die auch gegen andere Kleinfirmen aus anderen Städten gefahren wurden, vorbei und suchten nach talentierten Nachwuchsrennfahrern. „Andreas, der letztes Wochenende tödlich verunglückt ist, wäre der nächste gewesen, der in den Profisport abgewandert wäre, aber so haben wir alle miteinander jetzt eine neue Chance!“ erzählte ihm einer der jungen Männer namens Fred freimütig und Ben nickte dazu. Wenn er sich das Ganze so anhörte, konnte er sich nicht vorstellen, warum sich Sponsoren gerade bei so einer Klitsche umschauen sollten. Der Autotransporter hatte schon bessere Tage gesehen und Ben war sich fast sicher, dass er den eigentlich aus dem Verkehr ziehen müsste, wenn er den ausgiebig filzte. Das Wohnmobil war zwar ein großes Mehrtonnermodell mit Küche, Dusche, Toilette und sechs Sitz-und Schlafplätzen an Bord, aber das war auch schon uralt und Ben war sich nicht sicher, ob das beim nächsten Mal noch durch den TÜV kommen würde.
    Nach mehrstündiger Fahrt kamen sie an einer komplett eingezäunten Teststrecke eines Automobilherstellers an. Nur ein Gebäude mit Sanitärräumen und einer Tankstelle war da und ein junger Mann kam heraus und sperrte ihnen kurz das Tor auf, damit sie hineinfahren konnten. Ben sah, wie zwei Hunderter in dessen Tasche verschwanden und dann fuhr der mit seinem Auto davon, während die Haug-Brüder nun das Wohnmobil an Strom und Wasser anschlossen und dann nacheinander die Tourenwagen abluden, die auch schon alle bessere Tage gesehen hatten. Es waren ein BMW, ein Opel Calibra, ein Mercedes und ein Alfa-alle schon alt, aber anscheinend gut gewartet und mit vielerlei schnittigen Aufklebern versehen. Man konnte aber noch durchaus das Serienmodell erkennen. Dietmar Haug erklärte voller Elan: „Das hier sind originale Klasse zwei Tourenwagen, also alle sehr nah an den Serienmodellen, aber sie werden sehen, Herr Jäger-die gehen ab wie die Sau!“ und nun kamen alle Teilnehmer des Trainingswochenendes überein, sich ab sofort zu duzen. Ben ging kurz zur Toilette und gab in der Zentrale Bescheid, wie ihm die Krüger aufgetragen hatte, aber dann gesellte er sich wieder zu den anderen.

    Ben sah das Leuchten in den Augen der jungen Männer und konnte es erst nicht verstehen. Als er aber wenig später zum ersten Mal in einem der Fahrzeuge mit Günther Haug als Beifahrer um die Strecke kurvte, begannen auch seine Augen zu leuchten-so geil hatte er sich das nicht vorgestellt! Man hatte ihm einen Rennanzug und einen Helm geliehen und er fühlte sich nun fast wie ein Profi, als er sich mit den Anweisungen des Instruktors die Strecke erschloss. Erst fuhren alle mehrere Runden ohne Gegner auf der Bahn und er versuchte mit Anweisungen die Ideallinie zu finden, aber dann stieg sein Rennlehrer aus und nun begann er gegen die drei anderen Rennen zu fahren. Er genoss den Rausch der Geschwindigkeit, den Nervenkitzel, ging an die Grenzen der Technik und vergaß völlig, dass er Polizist war und hier eigentlich ermitteln sollte. Er merkte kaum, dass er Hunger und Durst hatte-wenn die Instruktoren ihn nicht gezwungen hätten, zwischendurch einen Energydrink und eine Flasche Wasser zu sich zu nehmen, hätte er das völlig vergessen. So verging ein wundervoller Samstag und als am frühen Abend der Grill angeheizt wurde und man Steaks und Würstchen briet, mehrere Kästen Bier vernichtete und über den ereignisreichen Tag sinnierte, sagten seine Kontrahenten voller Neid: „Mensch Ben-du fährst als wenn du in deinem Leben nichts anderes gemacht hättest!“ und genauso fühlte er sich auch!

    Erst serviert Alex Sonja ab, nur um dann Semir gegenüber so zu tun, als wäre die nicht interessiert-das verstehe wer will!
    Auf jeden Fall ermitteln jetzt Semir und Alex weiter, aber Sonja kommt ihnen zuvor und besucht die Exfrau ihres Exmitglieds. Gut-die behauptet, er würde sich auf Mallorca aufhalten, aber da ist man in kurzer Zeit mit dem Flieger wieder zurück-das entlastet den Mann jetzt nicht! Wetten dafür kriegt Sonja, die auf Alex richtig scharf ist, erst mal nen Anschiss, vermutlich sogar von beiden!
    Alex lernt noch seine Vereinsmitglieder kennen, aber da käme wohl auch nur einer in Frage-bloß wo wäre da das Motiv?

    Nachdem die Jungen von der Kartbahn abgezogen waren, trat Günther Haug zu seinem Bruder. „Hast du den Typen gesehen-und vor allem seinen Wagen?“ fragte er und der lachte. „Wer in jungen Jahren so einen Porsche fährt ist ein verkappter Rennfahrer-auch wenn der Wagen ein Oldtimer ist. Klar ist dem sein Baby zu schade, um auf der Straße herum zu rasen und seinen Führerschein zu riskieren, aber gegen sein Rennfieber haben wir ja was!“ sagte er lachend und klatschte seinen Bruder ab. „Ich habe seine Telefonnummer-ich denke, wir werden da fürs kommende Wochenende was einfädeln-damit wir auch bald wieder flüssig sind!“ sagte er. Die beiden milchkaffefarbigen Mechaniker in einem der Gebäude schweißten derweil mehr als nachlässig einen Überrollbügel in ein Serienfahrzeug ein und unterhielten sich dabei leise in ihrer Muttersprache.

    Die nächsten Tage verbrachten Semir und Ben mit Routinearbeit. Die Chefin hatte aufmerksam Ben´s Schilderungen zugehört und gab ihm dann Donnerstag und Freitag frei, wenn er am Wochenende bei den Verdächtigen im Fall Benko ermitteln sollte. „Herr Gerkan-sie können wie geplant ganz normal bis Freitag arbeiten und haben dann das Wochenende frei-nachdem sie ja als Polizist bei der Firma Pro-Racing bekannt sind, können sie Herrn Jäger da wohl kaum unterstützen!“ erklärte sie ihm und Semir nickte zustimmend. Natürlich wäre er für Ben da, wenn der seine Hilfe brauchte, aber am Sonntag wurde der Geburtstag seiner Schwiegermutter gefeiert und da wäre Andrea wohl sauer, wenn er da kurzfristig einfach nicht mitkommen würde. Allerdings hasste er solche Familienfeiern und hätte lieber gearbeitet, aber er hatte schon zu oft kurzfristig abgesagt-langsam würde das auffällig! Außerdem war für ihn Wochenendfreizeit wichtiger als für Ben-denn der hatte noch keine schulpflichtigen, bzw. Kindergartenkinder, die ja auch etwas vom Papa haben wollten.

    Der kleine Tim hatte inzwischen sein Impffieber überwunden und war wieder gesund und fröhlich wie eh und je. Ben verbrachte zwei wundervolle freie Tage mit Sarah und dem Kleinen und brachte bei einem wunderschönen Rheinpromenadenspaziergang bei wärmender Oktobersonne das Gespräch nochmals auf die Hochzeit. Die ersten Wochen nach der Geburt waren so aufregend gewesen, da hatten sie einfach keinen Kopf frei gehabt, aber jetzt fand Ben, dass man jetzt durchaus endlich einen Termin finden könne. Sie hatten den Kleinen gleich als Tim Jäger am Standesamt angemeldet, denn Sarah wollte ganz traditionell den Namen ihres Mannes annehmen, wenn sie verheiratet waren und das Gesetz erlaubte ja inzwischen diese Regelung.
    Auf Ben´s Frage, wann sie denn jetzt endlich heiraten würden, sagte Sarah: „Ben-sei mir nicht böse-aber wie ich dir ja schon gesagt habe, habe ich da ganz traditionelle Vorstellungen. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen bei Eiseskälte im Schneematsch zu heiraten. Ich will da warme Temperaturen und bis Mai kann man da wohl gar nichts planen. Klar könnten wir erst Mal aufs Standesamt, aber ich hätte eigentlich gerne einen einzigen Hochzeitstag, vormittags die amtliche Trauung und am Nachmittag dann die kirchliche und Tim´s Taufe auch gleich dazu-findest du das jetzt sehr vermessen von mir?“ wollte sie wissen, aber Ben schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein-dein Wunsch ist mir Befehl-du musst mir nur versprechen, dass du dir inzwischen nicht von anderen Männern den Kopf verdrehen lässt!“ sagte er und Sarah sagte lachend: „Verdammt, aber genau das ist schon passiert!“ woraufhin sie Ben entsetzt ansah. „Der andere Mann ist genau zwei Monate alt, hat keine Zähne im Mund und ist gerade dabei seine dunkle Haarpracht abzuwerfen und ein kleiner Glatzkopf zu werden!“ sagte Sarah lächelnd und blickte liebevoll in den Kinderwagen, in dem der kleine Tim warm eingepackt friedlich schlief. Nun blieb Ben, der den Wagen geschoben hatte stehen, machte die Bremse fest und nahm dann Sarah fest in seine Arme: „Das ist aber auch die einzige Konkurrenz, die ich dulden werde!“ sagte er fröhlich lachend und küsste seine Freundin und Mutter seines Kindes zärtlich. „Gut-dann haben wir ja noch ein wenig Zeit-aber wir fangen rechtzeitig zu planen an und die Einladungen zu verschicken-ich versprechs dir!“ sagte Sarah und nun war Ben zufrieden. Sie liefen weiter und kehrten danach noch in einem Café ein, wo sie auf den Stühlen draußen die letzten wärmenden Strahlen der Herbstsonne genossen und sich einen Cappuchino, bzw Tee mit einem wundervollen Stück Nusstorte gönnten.

    Am Donnerstagnachmittag läutete Ben´s Handy und mit unterdrückter Nummer meldete sich Günther Haug. „Herr Jäger-der Wetterbericht sagt für dieses Wochenende bestes sonniges Herbstwetter. Ich hatte ihnen ja versprochen, ihnen einen interessanten Vorschlag zu machen. In diesen Breiten sind wir da im Winterhalbjahr immer auf die Witterung angewiesen, aber der Renngott ist ihnen anscheinend glücklich gesonnen. Es ist uns gelungen, eine Teststrecke bei einem kleinen Automobilhersteller für dieses Wochenende zu bekommen. Wenn sie Lust haben, können sie dazu stoßen-Treffpunkt ist am Samstag früh um sieben bei unserer Anlage-von dort fahren wir gemeinsam-Fahrer, Equipement und wir- auf die Strecke in der Pfalz, wo wir das Wochenende mit Training, einigen Tourenwagenrennen und einfach viel Spaß verbringen werden. Leider sind auf dieser Strecke Zuschauer nicht möglich, aber wir bleiben da unter uns und dann können sie einmal spüren, wie es ist unter Rennatmosphäre, ohne Rücksicht auf die Straßenverkehrsordnung ein Auto auszufahren, die Ideallinie zu finden und auch gegen andere anzutreten!“ erklärte er ihm. „Für Speis und Trank ist gesorgt-wir haben einen Trailer dabei, in dem wir schlafen können und wegen den Kosten-für dieses Wochenende sind sie unser Gast und wenn sie danach kein Interesse mehr haben, dann wars das-sonst können wir uns dort über alles Weitere unterhalten!“ erklärte er und Ben versprach am Samstag früh an der Kartbahn zu sein.

    Ben und Kevin ermitteln! Momentan ist keine Verbindung der weiteren Morde zu Bauer Electronics zu sehen, aber anders als die Staatsanwaltschaft glauben Ben und Kevin da nicht dran-die Chefin anscheinend auch nicht! Auch ein Rückblick auf einen anderen Fall bringt die Beamten zum Gruseln, aber man hofft, dass hier diesmal kein Wahnsinniger am Werk ist!
    Kevin beansprucht schnell Jenni für sich, während Ben mit Hotte zur nächsten Befragung losziehen darf-na wenn sich da nicht was anbahnt! (Natürlich nicht bei Hotte und Ben! :D )

    Die Nacht bei der jungen Familie war sehr unruhig, denn Tim war quengelig und bekam Fieber nach der Impfung. Er schlief zwar immer wieder ein, aber sowohl Sarah als auch Ben waren am nächsten Morgen ziemlich erschöpft. „Schatz du siehst, das hatte überhaupt nichts mit deinen Qualitäten als Babysitter zu tun, dass er sich gestern nicht hat beruhigen lassen!“ sagte Sarah beim Frühstück und Ben nickte müde. Nach der dritten Tasse Kaffee ging es einigermaßen und mit ziemlich wenig Elan machte Ben sich auf in die PASt.
    Dort wurde er schon von Semir und der Chefin erwartet, die ihm vom gestrigen Nachmittag erzählten. „Herr Jäger-ich würde vorschlagen, sie fahren heute Abend bei diesem Rennveranstalter vorbei und versuchen etwas herauszubringen, ohne sich als Polizist zu erkennen zu geben!“ ordnete die Chefin an und Ben nickte. Den Vormittag über sahen Semir und er die Aktenordner genauer durch, die sie in Benko´s Wohnung mitgenommen hatten und stellten fest, dass er insgesamt 20000 € Schulden hatte, davon 5000 € bei seiner Hausbank und 15000 € bei einem Kredithai, der der Polizei bekannt war, sich aber immer haarscharf am Rande der Legalität aufhielt. Man konnte ja niemandem vorwerfen, er hätte die Kreditverträge vor der Unterzeichnung nicht genau gelesen.Was interessant war-Andreas hatte sorgfältig alle Belege über Seminare, Ausrüstung und die Rennwochenenden aufgehoben. Die Firma Pro-Racing hatte in den letzten drei Jahren sozusagen jeden Cent, den der junge Mann verdient und geerbt hatte, erhalten. Er verdiente in der Fabrik netto 1650 €, davon gingen etwa 700 € für Miete, Nebenkosten und den Unterhalt seines Autos drauf. Der Rest und etwa 1000 € extra-anscheinend zunächst aus dem Erbe und danach durch die Kredite finanziert- hatte er in seine Rennkarriere gesteckt. „Wetten der Junge hat sich nur das Allernötigste gegönnt, gegessen hat er bei der Mama und die hat auch seine Wäsche gewaschen, aber welch ein Blödsinn, sich wegen seines Hobbys dermaßen zu verschulden!“ schüttelte Ben den Kopf. „Ich werde mich da heute Nachmittag mal umsehen, aber jetzt lass uns noch ne Runde Streife fahren und dann gleich was essen gehen-ich verhungere!“ teilte er Semir mit und der klappte den letzten Ordner zusammen und erhob sich ebenfalls, denn Ben war schon fast zur Tür raus.
    „Du fährst!“ bestimmte Ben-„ich muss nach dem Essen vielleicht noch ein wenig ausruhen, wenns abends vermutlich später wird-ich habe nämlich das Gefühl, ich hätte heute Nacht keine Minute geschlafen!“ erklärte er Semir und auf dessen Nachfrage erzählte er von seinem aufregenden Abend als Babysitter und Semir konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sich die Situation vorstellte. Sie kehrten am nächsten Dönerstand ein und tatsächlich begann Ben auf dem Beifahrersitz danach zu schnarchen, als Semir ihre gewohnte Runde über die Autobahnen kurvte. Es war aber auch nichts Auffälliges zu sehen und deshalb ließ Semir seinen Partner ein wenig ausruhen, bis sie gegen 15.00 Uhr wieder zurück in der PASt waren.

    Ben hatte Sarah informiert, dass es abends vermutlich später werden würde, aber da konnte sie nichts dagegen sagen-immerhin hatte er am Vortag ja auch früher Feierabend gehabt. Sie hatte sich mittags mit Tim ein wenig hingelegt und war deshalb nicht mehr ganz so müde, allerdings war der schon anstrengend mit seinem Fieber und wollte ständig herumgetragen oder gestillt werden. Allerdings wollte Ben lieber mit seinem Privat-PKW fahren, nicht dass den Rennstallbetreibern auffiel, das der Mercedes ein Polizeifahrzeug war, womit bei Autoprofis zu rechnen war. Er fuhr deshalb kurz heim, tauschte nach kurzer Überlegung den Mercedes gegen seinen privaten Porsche, küsste Tim aufs heiße Köpfchen und Sarah auf den Mund, bevor er wieder Richtung Kartbahn verschwand. Er erzählte Sarah auch nicht, wo er hinfuhr-das war schließlich ein dienstlicher Auftrag, das ging sie nichts an.

    Als Ben gegen 17.00 Uhr an der angegebenen Adresse ankam, war da schon ziemlich was los. Überwiegend Jugendliche kurvten unter Gejohle mit mehreren Karts um die Rennstrecke, es gab einen Helmverleih und man konnte die Fahrzeuge gegen eine Gebühr viertelstundenweise mieten. Dafür brauchte man auch keinen Führerschein und die Mopeds die vor dem Gelände standen sprachen eine eigene Sprache. Ben wollte gar nicht wissen, welches davon nicht frisiert war-aber ehrlich gesagt hatte er das mit seinen Kumpels im Internat auch gemacht und Semir war da sowieso Profi drin, drum drückten die beiden da immer mal ein Auge zu und verzichteten auf eine Anzeige, wenn die kleinen Tuner sich freiwillig bereit erklärten, die Fahrzeuge wieder in den legalen Urzustand zurück zu versetzen.
    Kaum hatte er seinen Oldtimerporsche neben den Mopeds und einigen wenigen PKW geparkt, kam auch schon ein recht gut aussehender Mittvierziger auf ihn zu. „ Hallo erst mal!“ sagte er überfreundlich und streckte Ben die Hand entgegen. „Ich bin Günther Haug und einer der Inhaber dieser Kartbahn, wie kann ich ihnen helfen?“ fragte er und Ben musterte die kleine Bahn und sagte: „ Ben Jäger-ich wollte immer schon mal in so einem Teil ein wenig durch die Gegend cruisen und jetzt ist mir im Internet ihre Adresse in die Hände gefallen. Kurz entschlossen habe ich mir gedacht, ich schau jetzt einfach mal vorbei und da ist ja ordentlich was los!“ sagte er und Haug lächelte beflissen. „Natürlich können sie da sofort eine Probefahrt machen-es ist ganz nett und wir geben uns auch alle Mühe das für unsere Kunden interessant zu gestalten. Es gibt freies Training, immer mal wieder Rennen, einen Vereinscup und was am Besten ist-die erste Probefahrt ist sogar kostenlos, wie sie sicher im Internet gelesen haben!“ sagte er und bat Ben mit einer Handbewegung ihm zu folgen.
    So kam es, dass kurz darauf Ben mit einem geliehenen Helm kurz in die Bedienung eines Karts eingewiesen wurde, die Strecke für die Proberunden für ihn gesperrt wurde und er wenig später in bester Rennfahrermanier versuchte die Ideallinie zu finden. Haug beobachtete ihn und winkte mit einer Flagge wie in der Formel eins einige Runden später ab. „Sie haben Talent, Herr Jäger-wenn sie möchten, lasse ich jetzt die Jungs wieder auf die Strecke, dann können sie mal versuchsweise gegen echte Konkurrenten fahren!“ sagte er. Ben wollte es sich erst nicht eingestehen, aber es machte tierischen Spaß gegen die anderen zu fahren und beinahe ein wenig verbissen legte er seine in jahrelangem Training auf der Autobahn geschulten Reflexe und Rennfahrerqualitäten bloß und machte die Jungen binnen Kurzem nass. Ein Lächeln überzog sein Gesicht als er 15 Minuten später aus dem Kart stieg. „Das hat Spaß gemacht!“ sagte er und Haug lächelte ebenfalls. „Herr Jäger-bei ihrem Talent habe ich etwas viel Besseres für sie-haben sie das kommende Wochenende schon was vor?“ fragte er und Ben verneinte nach kurzem Nachdenken. „Geben sie mir ihre Handynummer-ich melde mich bei ihnen!“ sagte er und Ben gab sie ihm. Aus dem Augenwinkel hatte er hinter einem der Gebäude einen dunklen BMW stehen sehen-das könnte das Auto gewesen sein, das sich an der Unfallstelle von Andreas Benko vom Acker gemacht hatte-er würde dran bleiben.
    Nach einem Gruß setzte er sich wieder in seinen Porsche und fuhr nach Hause. Sarah war beinahe überrascht, dass er nicht wesentlich später als sonst zuhause erschien, allerdings erklärte er ihr, während sie gemeinsam zu Abend aßen, dass er vermutlich am nächsten Wochenende schon wieder arbeiten müsse. „Dann schau doch bitte, dass du dafür unter der Woche frei kriegst-Tim und mir ist das egal an welchem Wochentag du zuhause bist!“ sagte Sarah und Ben küsste sie zärtlich ob ihres Verständnisses. Er hatte Semir eine kurze SMS geschickt: „Bin auf dem Heimweg-die Sache läuft!“ und nun konnte sich der auch ohne Sorgen seiner Familie widmen und beide genossen ihren Feierabend.

    Sonja kann sogar Hartmut noch etwas über Pfeile beibringen! Außerdem gibt es die nächsten Hinweise-beide Exmitglieder kämen in Frage-wohl auch altersmäßig, falls der Vermisste auch wirklich mit seinem zukünftigen Entführer/ Mörder in der Bahn saß.
    Und Alex-wi9e unhöflich! Da serviert er doch tatsächlich Sonja ab, weil er angeblich schlafen muss-so ein Bauer!

    Zu dem heutigen zweiten Teil des Kapitels gibt es eine Vorlage, die ich euch nicht vorenthalten will-genauso ist es nämlich meinem Mann ergangen, als ich nach der Geburt unseres ersten Kindes zur Rückbildungsgymnastik war-ich bin danach nie mehr hingegangen-der Stress für den armen Papa war einfach zu groß! ^^

    Semir und Jenni kamen wenig später an der Kartbahn von Pro-Racing an. Einige heruntergekommene Gebäude zierten das mit Maschendraht umzäunte Gelände, das in einem Industriegebiet außerhalb Kölns in der Nähe eines Schrottplatzes lag. Quer über den Platz verlief die asphaltierte Bahn, die in den Auslaufflächen geschottert und mit Fangzäunen versehen war. Im Kurvenbereich waren zum Teil Strohballen aufgeschichtet, falls jemand mit den Karts von der Fahrbahn abkam, aber insgesamt wirkte das Gelände wie ausgestorben. Semir und Jenni blickten sich unschlüssig um, als plötzlich mit jovialem Lächeln ein gut aussehender Mittvierziger in Mechanikerkleidung auf sie zukam. Er war aus einer der Garagen getreten und wischte sich gerade die Hände an einem Schmierlumpen sauber. „Wie kann ich ihnen helfen?“ fragte er beflissen und Semir, der sich erst gewundert hatte, wie er sie wohl bemerkt hatte, sah nun auf den zweiten Blick überall kleine Kameras installiert, die anscheinend den Eingang und das ganze restliche Gelände überwachten. Semir zog seinen Dienstausweis hervor und Jenni, die ebenfalls in Zivil war, tat es ihm gleich. „Gerkhan und Dorn-Kripo Autobahn“ stellte Semir sie vor. „Ich hätte gerne etwas zu Andreas Benko gewusst!“ und nun sperrte der Mechaniker das Tor auf, das mit einem Vorhängeschloss gesichert war. „Kommen sie rein!“ sagte er fröhlich lächelnd. „Was wollen sie denn über unseren Champion wissen?“ fragte er und bedeutete ihnen mit einer Bewegung vorzugehen.
    Semir und Jenni traten ein und hinter ihnen verschloss er das Tor wieder. „Bei uns finden am Montag keine Rennen statt. Ab Dienstag ist freies Training und Montags haben wir nach einem für uns alle anstrengenden Rennwochenende eigentlich Ruhetag. Allerdings müssen die Fahrzeuge ja auch irgendwann gewartet werden und darum sind mein Kollege und ich heute zugange!“ erklärte er und bat sie in eine Art Tagungsraum, der allerdings ungemütlich kalt war. „Wir heizen leider nur, wenn auch Seminare stattfinden!“ entschuldigte er sich und bot ihnen etwas zu trinken an, was die beiden höflich ablehnten. „Um nochmals zum Thema zu kommen: Was hat Andreas denn angestellt, dass sich die Autobahnpolizei gleich für ihn interessiert? Ist er etwa im Privatleben auch so gerast, wie er das auf den Rennstrecken der Welt macht-unser neuer Stern am Fahrerhimmel!“ lächelte er und Semir, dem dieser Mann einen ganze Spur zu überheblich wirkte, sagte kurz. „Leider hat Herr Benko gestern sein letztes Rennen bestritten-er ist am Abend auf der A1 tödlich verunglückt!“ teilte er mit und nun war oder tat der Mechaniker völlig überrascht. Semir, der ja ein gutes Bauchgefühl hatte, war der Überzeugung das Entsetzen und die Trauer, die der Mann nun an den Tag legte, wären gespielt, das war aber auch nur an seinem Gefühl fest zu machen. Nach außen stimmte die Mimik und Gestik, die entsetzten Worte des Bedauerns-alles war genau richtig und wirkte trotzdem aufgesetzt. Semir wusste einfach, dass dieser Mann zu Benko´s Tod zumindest etwas wusste, wenn er nicht sogar seine Finger im Spiel hatte!

    Der griff auch gleich zu seinem Handy und hatte Sekunden später seinen Kompagnon am Apparat: „Dietmar-kommst du bitte schnell in den Seminarraum, ich habe gerade eine schreckliche Nachricht erhalten!“ rief er in den Hörer und wenig später stand ein zweiter Mann vor ihnen, der eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit dem anderen hatte. „Das ist mein Bruder und Geschäftsmitinhaber Dietmar Haug-ich bin übrigens Günther Haug!“ stellte er sich mit etwas Verspätung vor. „Dietmar-du wirst es nicht glauben, aber die Herrschaften von der Polizei haben mir gerade erzählt, dass unser bester Fahrer Andreas gestern tödlich verunglückt ist-ich bin immer noch ganz außer mir!“ heuchelte er und nun tat auch der andere geschockt und betroffen.„Wie ist es denn passiert?“ wollte er wissen und Semir beschloss im selben Augenblick nichts davon zu erwähnen, dass Andreas ermordet worden war. „Herr Benko war auf dem Weg nach Hause und wir sind deswegen auf sie gestoßen, weil er neben sich auf dem Beifahrersitz einen Pokal mit ihrem Firmenemblem hatte. Wie sie schon vermutet haben ist er zu schnell in eine Baustelle gerast, hatte daraufhin einen Reifenplatzer und ist dann gegen einen Betonpfeiler geprallt. Er hatte einen Genickbruch und war sofort tot!“ informierte Semir die beiden Männer. „Uns hätte jetzt nur interessiert, wo er zuvor war und seine Eltern haben uns an sie verwiesen. Vielleicht war er ja übermüdet-wir müssen jetzt einfach aus reiner Formsache ermitteln, auch wenn es ihn nicht mehr lebendig macht,“ erzählte Semir harmlos und bemerkte gleich den Blick, den die beiden Brüder unauffällig miteinander wechselten.
    „Wir hatten gestern gemeinsam mit zwei anderen deutschen Rennveranstaltern den Nürburgring für unsere interne Wertung gemietet. Das ist immer das Highlight des Jahres für unsere Fahrer-sozusagen die Hausstrecke. Sonst sind wir eher im benachbarten Ausland unterwegs, da sind die Mieten nicht so hoch. Andreas war der Gesamtsieger und hat wieder einmal den Pokal mit nach Hause genommen. Er war unser talentiertester Rennfahrer und hätte eine große Zukunft vor sich gehabt. Es tut mir sehr leid, dass er verunglückt ist-weiss man denn schon, wann die Beerdigung stattfindet?“ fragte der Mechaniker und Semir sagte: „Keine Ahnung, da müssen sie sich schon mit den Eltern in Verbindung setzen-alles weiss die Polizei auch nicht!“ und so stellte Semir noch einige belanglose Fragen, ohne dabei etwas herauszufinden. Die beiden Männer erklärten nur, dass sie mit aufgemotzten Straßenfahrzeugen Rennen veranstalteten und das schon für viele Fahrer der Zugang zum Rennsport gewesen sei. „Bei uns schauen auch immer wieder Sponsoren vorbei, die sich nach talentierten Nachwuchsfahrern umsehen-wir betreiben parallel dazu die Kartbahn und wie man an den Schumacher-Brüdern sehen kann, sind das keine schlechten Zugangsvoraussetzungen für den großen Sport!“ prahlte der eine der Brüder und Semir hätte beinahe verächtlich gelacht. Dieser Vergleich spottete jeder Beschreibung-das war, als wenn sich eine Schülerin für einen Katalog ablichten ließ und sich dann auf die Stufe mit Heidi Klum stellte-es war zwar dasselbe Metier, aber eine ganz andere Klasse.
    Allerdings würden sie so nichts weiter herausbekommen, denn die Brüder mauerten und als Semir beim Hinausgehen noch in Richtung der Garagen schauen wollte, stellte sich der eine einfach in den Weg. Ohne Durchsuchungsbefehl würden sie hier nichts zu sehen kriegen, aber irgendwo musste ja das Motiv für den Mord liegen! Als sie sich verabschiedet hatten war Semir irgendwie sehr unzufrieden und auch Jenni teilte seine Vermutungen: „Da stimmt etwas nicht, aber wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir an die Typen rankommen!“ überlegte er und Jenni sagte langsam: „Na am besten als Kunde!“ und nun sah Semir sie erst zweifelnd an, aber dann überzog ein Lächeln sein Gesicht. „Jenni-du bist genial-na da werde ich Ben morgen gleich mal darauf vorbereiten, dass er jetzt einen potentiellen Rennfahrer mimen muss!“ und etwas besser gestimmt fuhren sie zurück zur PASt, um der Chefin zu berichten.

    Ben war überpünktlich zu Hause eingetroffen und Sarah freute sich. Seitdem sie ein gemeinsames Kind hatten war Ben wie verändert. Er war gewissenhafter und pünktlicher geworden als früher und so packten sie den Kleinen in die Familienkutsche und fuhren so zum Kinderarzt. Ben hatte großes Mitleid als der kleine Mann geimpft wurde und kurz weinte, aber sonst fand er den Kinderarzt eigentlich sehr sympathisch. Auch die anderen kleinen Patienten im Wartezimmer, wo sie kurz saßen, waren süß gewesen und ein etwa Zweijähriger hatte ihm immer Bauklötze gebracht-ach ein Leben mit Kindern war schon etwas Besonderes!
    Danach hatten sie zu Abend gegessen und Sarah hatte Tim noch gestillt, bevor sie gegangen war. „Falls er ganz schrecklichen Hunger kriegen sollte und anders nicht mehr zu beruhigen ist, habe ich ein wenig Muttermilch eingefroren, die müsstest du dann auftauen, warm machen und aus der Flasche füttern, aber ich denke, das wird schon klappen!“ sagte Sarah-die letzten Male hatte Ben das ja auch hingebracht- und verschwand zu ihrer Rückbildungsgymnastik. Kaum war sie aus dem Haus, da stellte Ben fest, dass Tim´s Schlafanzughose sich am Bein verdächtig gelbbraun färbte. Er ging mit ihm zur Wickelkommode und als er ihn auszog, sah er die Bescherung. „Mann-hättest du das nicht erledigen können, als die Mama noch da war!“ sagte Ben vorwurfsvoll und versuchte erst, seinen Sohn, der inzwischen zu weinen begonnen hatte, mit Feuchttüchern sauber zu machen, aber das war ein vergebliches Unterfangen! Tim weinte und strampelte und irgendwann trug Ben ihn wie er war ins Bad und hielt den kleinen Popo einfach unter den Wasserhahn. Gut-immerhin war er jetzt sauber, aber als er ihn in ein frisches Handtuch gehüllt wieder zurück ins Kinderzimmer trug und komplett neu anzog, hörte er trotzdem nicht auf zu weinen. Die Ader an seinem Kopf schwoll vor Kummer und Zorn an und Tim brüllte sich die Seele aus dem Leib. Ben versuchte ihn mit dem Schnuller zu beruhigen, aber den wollte er sowieso nicht gerne und spuckte ihn aus, sobald Ben ihn in das kleine Mündchen gestopft hatte.
    Ben wiegte den kleinen Tim in seinen Armen, wanderte mit ihm durch die Wohnung und sang ihm etwas vor, ohne dass der nur eine Sekunde zu weinen aufhörte. Sein Kopf war vom vielen Schreien inzwischen hochrot, die kleinen Bäckchen glühten und Ben wurde immer verzweifelter. Er holte die Milch in dem kleinen Beutelchen aus dem Gefrierschrank und suchte nach Flasche und Sauger. Verdammt-die musste man doch jetzt erst sterilisieren-wie ging das nochmal? Tim wurde bisher voll gestillt und Sarah hatte vor, das auch die ersten sechs Monate durchzuziehen, weil das einen Schutz gegen Allergien darstellte, wie sie Ben erklärt hatte, aber so hatte der eben auch gar keine Übung im Umgang mit einem Fläschchen. Auf seinem Smartphone suchte er die Anleitung zum Flaschen sterilisieren und holte dann einen Topf heraus, in dem er eine Menge Wasser zum Kochen brachte. Dafür hatte er Tim kurz weglegen müssen, der lauter und lauter brüllte und inzwischen anscheinend genauso verzweifelt wie sein Vater war. Ben überlegte, wie er ihn denn noch beruhigen könne und zog sich schließlich oben herum aus. Dann holte er Sarah´s Tragetuch, musste dann sogar die Bindeanleitung noch googeln, aber irgendwann hatte er sich seinen immer noch brüllenden Sohn um den nackten Oberkörper gebunden, tanzte nun beruhigende Lieder singend durch die Wohnung und hoffte, dass Sarah endlich kam, während das Wasser auf dem Herd langsam verkochte.
    So fand Sarah die beiden vor, als sie wenig später nach Hause kam und wenn Tim nicht so geweint hätte, hätte sie erst mal laut gelacht ob des Anblicks. So aber nahm sie einem erleichterten Ben ihren brüllenden Sohn ab, befahl ihm den Herd auszuschalten, von dem nur noch Dampfwolken aufstiegen und setzte sich auf das Sofa um zu stillen. Binnen Kurzem hatte Tim, der nur noch ab und zu seufzte, eine Portion getrunken und war eingeschlafen, während Ben sich den Schweiß von der Stirn wischte. „Jetzt weiß ich, warum das Stillen heißt!“ stöhnte Ben und machte sich erst einmal ein Bier auf.

    Huch liebe Leser sorry! =O
    Hatte das Kapitel eigentlich schon morgens fertig, aber erst jetzt festgestellt, dass ich vergessen hatte, es zu posten-ich hoffe ihr könnt mir verzeihen-außerdem ist bis jetzt noch gar nichts Richtiges passiert, aber ich verspreche es wird Leute, es wird! ;)

    Jetzt darf Alex zum ersten Mal schießen-leider ist das gar nicht so toll, wie er sich sicher vorgestellt hatte, da hilft das ganze Schießtraining mit Feuerwaffen halt nichts! Allerdings nimmt er anschließend Sonja mit zur PASt und von dort darf sie mit den Jungs zur KTU fahren, wo sie sich die Pfeile näher anschauen soll. (sitzt sie jetzt eigentlich vorne, hinten oder auf dem Dach-das war etwas unverständlich?)
    Der Freund sagt inzwischen aus, dass der Vermisste nach dem Junggesellenabschied mit der Bahn weitergefahren ist und dabei neben nem Indianer saß-hoffentlich kriegt der das nicht spitz, sonst ist das nächste Opfer des Indianers programmiert! :(

    Als Ben am Abend nach Hause gekommen war, hatte Tim schon geschlafen. Sarah, die er kurz angerufen hatte, war noch ein wenig wach gewesen, aber dann waren sie bald zu Bett gegangen. Tim hatte im Schlafzimmer ein praktisches höhenverstellbares Babybettchen, das man direkt ans Elternbett anbauen konnte und so zog ihn Sarah, wenn er zu quengeln begann, einfach zum Stillen herüber und so schliefen sie dann oft wieder ein. Wenn Tim allerdings gar keine Ruhe gab, dann war der Papa gefragt. Wenn er seinen Sohn in die Arme nahm, wurde der oft sehr schnell ruhig, wie das schon in Mamas Bauch funktioniert hatte. So waren die Nächte erholsamer als erwartet und morgens stand Sarah dann meistens mit dem Kleinen auf und gönnte Ben, der schließlich arbeiten musste, noch ein Stündchen Morgenschlaf. Sie konnte sich ja mittags nochmal hinlegen.Als sie gemeinsam frühstückten und Tim in seiner Wippe fröhlich vor sich hin krähte, erinnerte Sarah ihren Ben: „Denkst du auch dran, dass wir um sechzehn Uhr einen Termin beim Kinderarzt haben und ich abends in die Rückbildungsgymnastik möchte?“ und Ben nickte folgsam. Er hatte das mit der Chefin abgeklärt und die hatte ihm zugesagt, dass er deswegen eher Feierabend machen durfte. Gut-wenn es wie gestern später wurde, machten er und Semir das ja auch ohne zu jammern-eine Hand wusch die andere! Wenig später brach Ben auf und Sarah kümmerte sich um den Haushalt und das Baby.

    In der PASt angekommen gingen sie erst ihren Routinearbeiten nach und fuhren die erste Streife bis am späten Vormittag plötzlich Semir´s Handy klingelte. Hartmut war dran: „Jungs-ich habe doch den Wagen des Unfallopfers von gestern Abend in der Werkstatt. Das müsst ihr euch ansehen!“ sagte er aufgeregt und Semir und Ben beeilten sich, in die KTU zu kommen. Hartmut hatte das Fahrzeug grob auseinandergenommen und schickte sich jetzt zu langatmigen Erklärungen mit vielen Fremdworten an, die von Ben allerdings bald unterbrochen wurden. „Komm sags mit Worten, die ich auch verstehen kann, Einstein!“ und nun kam Hartmut auf den Punkt: „Bei dem Fahrzeug wurden die Bremsen manipuliert und zusätzlich ein ferngezündeter Sprengsatz im rechten Vorderreifen angebracht. Der Junge hatte an einer Gefällstrecke keine Chance-allerdings muss ihn ein Fahrzeug verfolgt haben, denn auch das Bremssystem wurde elektronisch außer Betrieb gesetzt. Das muss jemand gemacht haben, der sich sehr gut mit Fahrzeugen auskennt und der auch im richtigen Moment aufs Knöpfchen gedrückt hat!“ erklärte er und nun wechselten Semir und Ben einen Blick: „Dann war das also kein Unfall, sondern Mord-und vermutlich saß in dem Fahrzeug, das sich so schnell vom Acker gemacht hat, der oder die Mörder-so ein Mist!“ ärgerte sich Ben, dass er nicht auf das Nummernschild geachtet hatte. „Dann mal los-wir werden jetzt nochmals bei den Eltern vorbei schauen und in der Pathologie fahren wir auch gleich vorbei, ob der Doc schon mit der Obduktion fertig ist!“ forderte Semir ihn auf und wenig später waren sie zunächst auf dem Weg in die Gerichtsmedizin. Die Chefin war ebenfalls telefonisch davon in Kenntnis gesetzt worden, dass sie einen neuen Fall hatten und gab ihnen grünes Licht für ihre Ermittlungen und versprach, einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung des Ermordeten zu beschaffen.

    Als sie das pathologische Institut betraten, war der Doc gerade in seinem Büro dabei, sich einen kleinen Imbiss zu genehmigen und lud die beiden auf einen Kaffee ein, den Semir dankend annahm, während sich Ben angewidert abwandte. Auch wenn dieses Büro hier aussah wie jedes andere, bildete sich Ben ein, dass es hier, wie im ganzen Gebäude, nach Leichen roch und er hätte hier nichts essen oder trinken können. Er hatte schon Probleme damit dem Doc die Hand zu reichen, obwohl der sicher bei der Arbeit immer Handschuhe trug, aber das war reine Kopfsache und Ben war jedes Mal froh, wenn er hier wieder draußen war! „Dr. Winterstein-hatten sie den jungen Unfallfahrer von gestern Abend-Andreas Benko-schon auf dem Tisch?“ wollte Semir nun wissen und der Arzt bejahte. „Der Tod trat augenblicklich durch Genickbruch ein-er musste wenigstens nicht leiden-das habe ich den Eltern schon gesagt, die ihn vorhin identifiziert haben. Ich habe die Leiche zur Bestattung frei gegeben. Das Tox-Screen aus Blut und Urin war negativ, kein Alkohol, keine Drogen, er war bis zu dem Unfall ein gesunder junger Mann!“ erklärte der Arzt. „Haben sich die Eltern irgendwie auffällig verhalten?“ fragte nun Ben, aber der Pathologe schüttelte den Kopf. „Das waren ganz normale, tief trauernde Eltern, die sicher zuvor die ganze Nacht kein Auge zugetan haben!“ erklärte er und die beiden bedankten sich für die Info. „Allerdings war der junge Mann kein Unfallopfer, sondern ein Mordopfer-sein Wagen wurde manipuliert!“ informierten sie den Arzt noch, der daraufhin durch die Zähne pfiff. „Dann mal auf und findet den Mörder, damit ich nicht nochmal einen so jungen Menschen obduzieren muss-welche Verschwendung!“ sinnierte der Arzt, Semir trank seinen Kaffee aus und sie machten sich erneut auf den Weg zu Andreas´ Eltern.

    Als sie an der Türe läuteten, wurde ihnen sofort geöffnet. Als sie die Stufen nach oben erklommen hatten, stand die Mutter mit vom Weinen geröteten Augen, ganz in schwarz gekleidet, vor ihnen. „Was wollen sie denn schon wieder?“ fragte sie müde und ihr Mann trat-ebenfalls ganz in schwarz-hinter sie. „Herr und Frau Benko-dürfen wir nochmal reinkommen-wir haben ihnen noch etwas mitzuteilen!“ bat Semir und die Eltern machten den Weg zum Wohnzimmer frei. „Wir haben Andreas schon identifiziert-er sah aus, als würde er noch leben-ich kann es immer noch nicht fassen, dass er sich zu Tode gerast hat!“ weinte die Mutter und nun sagte Ben sehr ernst: „Genau deshalb wollten wir noch einmal mit ihnen sprechen-hatte Andreas Feinde?“ wollte er wissen, aber ohne nachzudenken schüttelten beide Eltern den Kopf. „Er war so ein lieber Junge-überall beliebt, fleißig, gewissenhaft, nur diesen Spleen mit den Autorennen konnte ihm niemand ausreden!“ erklärte der Vater und nun ließ Semir die Bombe platzen. „Herr und Frau Benko-ihr Sohn hat sich nicht zu Tode gerast, sondern er wurde ermordet-sein Wagen wurde manipuliert und er hatte keine Chance!“ informierte er die Eltern und nach einer kurzen Schrecksekunde brach die Mutter in Tränen aus. „Oh mein Gott-so schrecklich das ist-aber wenigstens war er dann nicht selber schuld an seinem Tod!“ weinte sie. „Finden sie den Mörder-ich will ihn lebenslang hinter Gittern sehen!“ fügte nun der Vater ebenfalls tief betroffen hinzu und Semir und Ben versicherten, sich damit alle Mühe zu geben. Nun stellten Semir und Ben einige Fragen und die Eltern erzählten freimütig, dass Andreas erst in einem kleinen Betrieb ganz in der Nähe KFZ-Mechaniker gelernt hatte. „Na eigentlich heißt das ja heutzutage Mechatroniker, aber ich kann mich an die neuen Ausdrücke so schlecht gewöhnen!“ erklärte der Vater. „Irgendwann während seiner Ausbildung hat er dann angefangen, die ersten Autorennen bei Pro-Race zu fahren und war ab da Feuer und Flamme. Es gab kein anderes Thema mehr und er hat sogar mit seiner Freundin deswegen Schluss gemacht-die wollte das nicht mittragen!“ erinnerte sich der Vater. „Nach Abschluss seiner Ausbildung hätte ihn der Betrieb auch übernommen, aber da hätte er Samstags auch gelegentlich arbeiten müssen und das wollte er partout nicht, deshalb habe ich ihn in die Fabrik hineingebracht, in der ich auch seit Jahren beschäftigt bin und da hat er regelmäßige Frühschicht am Band und jeden Freitag schon mittags Feierabend. Danach hat er seine Sachen gepackt und war fast jedes Wochenende auf einer anderen Rennstrecke in Europa und wenn nicht dort, dann auf der kleinen Kartbahn des Veranstalters, um dort zu trainieren!“ erzählte der Vater. „Sein Opa hat ihm ein kleines Vermögen in Höhe von 50000 € hinterlassen, aber das hat er alles in sein Hobby gesteckt-ich glaube nicht, dass da noch viel davon übrig ist!“ fügte die Mutter voller Kummer hinzu. „Er war aber überzeugt, in Kürze den Durchbruch zu haben-er sagte, da wären schon verschiedene Sponsoren auf ihn aufmerksam geworden und würden ihn bei den Rennen und beim Training beobachten, er würde bald ganz offizielle Rennen fahren und hatte auch schon seine Rennlizenz gemacht, was alles nicht billig ist. Wir haben dem Frieden eh nicht getraut, aber solange der jeden Tag pünktlich und zuverlässig in die Arbeit ging und auch sonst ein lieber Junge war, haben wir halt gehofft, diese Spinnerei würde bald von selber aufhören, er würde eine nette Frau kennenlernen, heiraten Kinder kriegen und ein normales bürgerliches Leben führen!“ erzählten die beiden und Semir und Ben nickten.

    Die Chefin rief wenig später auf Semir´s Handy an: „Herr Gerkhan-ich habe den Durchsuchungsbefehl für Andreas Benzko´s Wohnung-sie können loslegen! Wenn die Angehörigen den sehen wollen, schicke ich ihnen Frau Dorn vorbei, die kann ihn bringen!“ informierte sie den kleinen türkischen Polizisten, aber die Eltern hatten da kein Interesse daran. „Hier nehmen sie den Schlüssel für die Wohnung-sehen sie zu, dass sie irgendwelche Hinweise auf den Mörder unseres Sohnes finden und bringen sie den hinter Gitter. Wir müssen nun die Kremierung und die Trauerfeier organisieren und die Verwandten verständigen!“ sagte der Vater und so begannen wenig später die beiden Autobahnpolizisten damit, die Wohnung des Opfers zu durchsuchen. Als Ben, der sich die Aktenordner vorgenommen hatte, die Unterlagen durchsah, pfiff er durch die Zähne. „Der junge Mann hat nicht nur das ererbte Vermögen durchgebracht, sondern auch Schulden bei der Bank und einem Kredithai. Aber schau dir mal die Belege an-die sind ja wahnsinnig-alleine für die Bahnbenutzung hat der jedes Wochenende über 500€ verbraucht-ich wusste nicht, dass das Fahren von Amateurrennen so ein teures Hobby ist!“ sagte er und Semir überlegte langsam: „Ich denke aber, genau da liegt das Motiv!“ und Ben konnte ihm nur zustimmen.
    Gegen drei waren sie mit der Durchsuchung der Wohnung fertig, sie nahmen die Unterlagen mit und versiegelten momentan die Wohnung. „Sobald wir Näheres ermittelt haben, werden wir die Wohnung freigeben, aber im Augenblick sind diese Unterlagen beschlagnahmt und die Wohnung darf nicht betreten werden. Wir geben uns alle Mühe den oder die Mörder ihres Sohnes zu ermitteln und halten sie auf dem Laufenden!“ erklärte Ben. „Ach ja-und falls die Frage des Nachlassgerichts kommen sollte, ob sie das Erbe ihres Sohnes annehmen wollen, würde ich das ausschlagen!“ sagte Ben noch und Semir sah ihn fragend an, als sie wieder im Wagen saßen. „Wenn die Eltern das Erbe annehmen, zahlen sie die nächsten Jahre die Schulden ihres Sohnes ab, so aber bleibt der Kredithai auf seinen Kosten sitzen und da ist was faul im Staate Dänemark-das sage ich dir!“ überlegte Ben verbissen und Semir pflichtete ihm bei-auch er hatte dieses Gefühl.
    Nach einem Blick auf die Uhr sagte Ben nun: „Tut mir leid Semir-aber ich kann leider nicht mit zu dem Rennveranstalter-wir müssen mit dem Kleinen zum Kinderarzt-er wird heute geimpft und da habe ich Sarah versprochen, dabei zu sein. Die Chefin hat das auch schon genehmigt!“ fügte er hinzu und Semir sagte, während sie die PASt ansteuerten, um dort die Akten auszuladen: „Kein Ding-dann nehme ich eben Jenni oder jemand anders mit-es gibt einfach Prioritäten im Leben und morgen früh sehen wir uns dann wieder in alter Frische!“ und so geschah es, dass wenig später Ben pünktlich zuhause war und Semir mit Jenni Dorn zur Bahn des Rennveranstalters fuhr.

    Diesmal hat es also zwei Motorradfahrer getroffen, die gerade ein Päuschen gemacht haben! Anscheinend hatten die Verfolger, die wussten, wo sie zu kriegen waren. Ja irgendein persönliches Motiv muss da beinahe dahinterstecken, denn der Täter wird nicht ohne Grund den einen in die Brust schießen und dem anderen übel das Gesicht zerballern!
    Ausserdem denkt auch der Pathologe, dass es derselbe Täter wie am Vortag war. Wo liegt das Motiv?
    Ja die Zeugenaussagen erinnern mich immer ein wenig an die Frage an meine neuaufgenommenen Patienten: Welche Tabletten nehmen sie? So kleine weisse! Wie heissen die denn und wogegen nehmen sie die? Das weiss ich nicht genau, so ähnlich wie...-aber die könnten auch rosa sein! ?( usw. Die Wahrnehmung eines jeden Einzelnen ist eben sehr unterschiedlich, aber ich würde auch dem Jungen am Meisten vertrauen!

    Dieser Max ist mir nicht ganz koscher! Der tut so, als wäre überhaupt nichts passiert und es wäre ganz normal, dass sein Freund nach dem Junggesellenabschied verschwunden ist-entweder ist der doof, oder er weiss irgendwas!
    Alex lernt inzwischen schon wieder was Neues dazu. aus physikalischer Sicht ist das alles ganz logisch, was Sonja erklärt und ich verstehe das auch, aber ob ich deswegen ne gute Bogenschützin wäre, wage ich zu bezweifeln, während Alex da sicher total talentiert ist-und wenn nicht, ist es Sonja vermutlich auch egal! ;)

    Als die beiden Polizisten vor der Adresse ankamen, die in den Papieren stand, sahen sie, dass es ein Mehrfamilienhaus war, wo auf den obersten beiden Klingelschildern zweimal der Name Benko stand-einmal Andreas und darunter Hubert. Zunächst drückte Semir auf den obersten Knoopf, aber als auch nach dem zweiten Läuten kein Türsummer ertönte, läutete er bei Hubert Benko. Wenig später wurde die Tür geöffnet und Semir und Ben liefen in den vierten Stock, denn Aufzug gab es keinen. Eine einfach gekleidete Frau stand in der Tür und sah ihnen neugierig entgegen. „Sind sie eine Angehörige von Andreas Benko?“ wollte nun Ben wissen und zog gleichzeitig mit Semir seinen Dienstausweis. „ Wir sind Semir Gerkan und Ben Jäger von der Autobahnpolizei!“ setzte er hinzu und beide wiesen ihre Dienstausweise vor. Die Frau sagte alarmiert: „Andreas ist mein Sohn-hat er etwas angestellt, oder ist er gerast, wenn gleich Autobahnpolizisten deswegen zu uns kommen?“ fragte sie und nun bat Ben: „Dürfen wir reinkommen?“ und die Frau öffnete ihnen nun mit bangem Gesichtsausdruck die Tür und bat sie ins Wohnzimmer, wo ihr Mann im Jogginganzug vor dem Fernseher saß.
    „Hubert, die Herren sind von der Polizei!“ sagte sie und der Mann drückte auf den Ausschaltknopf der Fernbedienung und stand auf, um die beiden zu begrüßen. „Sie sind wegen Andreas da!“ fügte die Frau noch hinzu und nun blickte auch Hubert überrascht auf. „Was hat er denn angestellt,ist er wieder zu schnell gefahren?“ wollte der Vater wissen und Semir ergriff nun das Wort. „Leider liegen sie mit ihrer Vermutung wegen der überhöhten Geschwindigkeit richtig. Wir müssen ihnen leider die traurige Mitteilung machen, dass ihr Sohn vor weniger als einer Stunde in einer Baustelle an der A1 tödlich verunglückt ist. Wir waren kurz hinter ihm und er ist auf einer Gefällstrecke von der Fahrbahn abgekommen und an einen Betonpfeiler gerast. Er hatte einen Genickbruch und war wohl sofort tot!“ sagte er und nun sahen die geschockten Eltern ihn erst entsetzt an, um sich dann in die Arme zu fallen und beide hemmungslos zu weinen.

    Ben sah betreten zu Boden. Wie würde es sich anfühlen, wenn man als Eltern so eine Mitteilung bekam? Gut-deren Sohn war erwachsen-laut Papieren 21 Jahre alt- gewesen, aber man liebte seine Kinder doch ein Leben lang und wenn er sich jetzt vorstellte, dass in einigen Jahren Sarah und er einmal so eine schreckliche Nachricht kriegen würden-er könnte es nicht ertragen. Sein Sohn Tim war das Allerwichtigste in seinem Leben und egal in welchem Alter, man liebte seine Kinder einfach unendlich und erst jetzt konnte er ermessen, welches Leid sie hier dieser Familie übermittelt hatten! Sanft sagte er: „Es tut uns sehr leid-wir sind auch beide Eltern und können uns vorstellen, welchen Schmerz sie gerade aushalten müssen!“ und zog gleichzeitig eine Packung Papiertaschentücher auis der Jackentasche und streckte sie dem Ehepaar entgegen. Semir sah ihn ein wenig überrascht von der Seite an-so hatte er Ben noch nie erlebt, aber das Ehepaar Benko spürte die Empathie in seinen Worten, nahm dankend die Taschentücher entgegen und beruhigte sich ein wenig. „Aber er musste wirklich nicht leiden?“ vergewisserte sich die Mutter und Semir und Ben schüttelten gleichzeitig den Kopf.

    Der Vater sagte stockend: „Eigentlich haben wir sowas ja immer befürchtet, denn unser Sohn ist Autorennen gefahren. Wir hatten allerdings immer gedacht, dass wenn, etwas bei einem Rennen passieren würde, auch wenn er uns immer versucht hat weis zu machen, dass das völlig ungefährlich sei. Seine Worte waren immer: „Die Wahrscheinlichkeit im Straßenverkehr ums Leben zu kommen, ist wesentlich höher, als in einem Rennwagen auf einer Rennstrecke und nun hat sich das leider bewahrheitet!“ sagte er mit einem Schluchzen. Ben mischte sich nun ein: „Er hatte einen Pokal auf dem Beifahrersitz-kam er dann wohl gerade von einem Rennen?“ fragte er und der Vater nickte. „Wie fast an jedem Wochenende. Sein Veranstalter, dem er sein ganzes Geld in den Rachen geschoben hat, hatte dieses Wochenende den Nürburgring gemietet. Da war er ganz aus dem Häuschen, denn das kommt nur sehr selten vor. Letztes Wochenende war er auf dem Sachsenring, wieder ne Woche vorher in Brünn-ach wir kennen bald alle Rennstrecken in Europa-wenigstens von den Bildern und vom Namen her, denn das war seine Passion!“ erklärte er.
    Auch wenn das nun eigentlich nichts zur Sache beitrug, fragte Semir: „Wohnt er noch hier bei ihnen, oder hat er eine eigene Wohnung?" und nun erhob sich die Mutter, ging zum Schlüsselbrett im Flur und sagte: „Ich zeige ihnen sein Reich! Wir haben hier nur eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung und als die Mansardenwohnung darüber frei wurde, hat Andreas, der da gerade ausgelernt und in der Fabrik, in der mein Mann auch arbeitet, eine Stelle bekommen hatte, sie gemietet. Er kam zwar zum Essen immer noch runter, hat auch die Wäsche zum Waschen gebracht, aber sonst war er eben doch freier und selbstständiger!“ erklärte sie und stieg vor ihnen die Treppe hinauf. Als sie die Tür öffnete strahlten ihnen aus der modern aber nicht teuer eingerichteten Wohnung von allen Wänden Bilder entgegen. Andreas im Rennanzug-meistens auf dem Siegertreppchen, strahlend einen Pokal nach oben haltend und als die Mutter einen zweiten Lichtschalter bediente, ging das Licht in einem großen Vitrinenschrank an, der gefüllt war mit einer Unzahl glänzend polierter Pokale. „Er war sehr erfolgreich und der Veranstalter Pro-Racing hat ihm eine große Zukunft prophezeit!“ sagte die Mutter ein wenig stolz, aber dann zog ein Schatten über ihr Gesicht. „Jetzt ist es wohl vorbei-und er hat mit seiner Meinung Recht gehabt, der Straßenverkehr ist viel gefährlicher als jede Rennstrecke!“ jammerte sie und nachdem sich Semir und Ben noch kurz umgesehen hatten, verabschiedeten sie sich und wünschten den Eltern nochmals viel Kraft in diesen schweren Stunden. Die Identifizierung brauchten sie erst am nächste Tag vorzunehmen und nachdem Karten und Telefonnummern ausgetauscht waren, verließen Semir und Ben nachdenklich das bescheidene Mietshaus.

    „Hast du schon jemals etwas von einem erfolgreichen Rennfahrer aus der Region namens Benko gehört?“ fragte er Semir und der schüttelte den Kopf. Während sie langsam zur PASt fuhren, googelte Ben in seinem Smartphone den Namen und tatsächlich war in den Siegerlisten dieses winzigkleinen Rennveranstalters ständig Andreas Benko enthalten, aber sonst konnte man übers Internet nichts über ihn erfahren. „Gut das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, aber vielleicht erklärt es, warum er so schnell in die Baustelle gerast ist-einmal Rennfahrer-zumindest im Kopf-immer Rennfahrer!“ vermutete Ben und stieg in seinen Mercedes, um nach Hause zu Sarah und Tim zu fahren.

    Das hat jetzt auch bei mir ne ganze Weile gedauert, bis ich wieder auf dem Laufenden war, denn ich musste die Geschichte zumindest kurz überfliegen, um zu wissen, was bisher passiert ist-die Pause war wirklich ziemlich lang! Aber jetzt bin ich wieder drin.
    Oh-man muss sich Sorgen machen-Ben hat den halben Tag nichts mehr gegessen-er wird doch nicht krank sein! ;) Als Semir allerdings Jan´s Schränke durchforstet, bringt er doch eine passable Mahlzeit zustande und Ben beginnt auch sofort zu essen-na Gott sei Dank!
    Als dann allerdings Susanne´s Anruf kommt, verschlägt es den beiden Helden den Appetit. Die Leiche von Jan´s Partner wurde in der Isar gefunden und für Ben ist das die Bestätigung, dass Jan ein Verbrecher ist. Semir allerdings ist da neutraler-er möchte erst mal ermitteln und sich dann ein Urteil bilden. Aber auch er hält sich nicht an die Anweisung der Chefin, die nächsten Stunden in der Wohnung auf ihre Ankunft zu warten. Bin gespannt, wo die beiden jetzt hingehen-denn sie werden ja keine drei Stunden zum Münchner Flughafen brauchen! ;)

    In Flavio´s Villa wird derweil ein Sicherheitsdienst engagiert-vielleicht eine Hoffnung für Ben´s Freundin!

    Ach ja Sonja-ich hoffe du schreibst oder postest jetzt bald weiter, denn die Geschichte ist gut und spannend, aber wenn nun nochmals eine derart lange Pause kommt, bin ich raus!