Alex verfolgt seine Vergangenheit bis in seine Träume. Er kann kaum wieder einschlafen und stellt eigentlich selber fest, dass es für ihn wichtig wäre, mit jemandem darüber zu reden. So ganz schafft er es noch nicht, sich zu öffnen, aber immerhin fährt er früh morgens schon zu Semir und geht danach mit dem frühstücken-ein Anfang ist gemacht! Typisch Mann-bevor man selber abspült, geht man lieber in die Raststätte!
Beiträge von susan
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@'Elvira: Aber das geht leider nur, wenn der Kreislauf stabil genug ist, dass man auch Propofol oder Midazolam geben kann. Sonst muss man das eben ohne Sedierung durchstehen und es kommt halt darauf an, ob da was gemacht werden muss,oder nicht-ich spreche da aus Erfahrung-hatte auch schon ein blutendes Magengeschwür und keine Sedierung zur Blutstillung-angenehm ist was anderes! So ne Routinemagenspiegelung ist wirklich nicht schlimm auch ohne Dröhnung, da muss ich dir zustimmen, aber sobald was gemacht werden muss tendiert der Wohlfühlfaktor gegen Null!
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Semir und Milena wissen jetzt, wo sie sich befinden und vielleicht bringt es ihnen einen Vorteil, dass Semir sich hier so gut auskennt. Allerdings würde ich mit meinen Kindern nicht in die Nähe eines Unterschlupfs einer Drogenbande gehen, da könnte der Wald drumherum noch so schön sein!
Auch Colin und die Chefin erfahren von Hartmut den Aufenthaltsort der beiden-hoffentlich kommen die rechtzeitig zur Unterstützung! -
Als Semir seinen Wagen in der Tiefgarage des Krankenhauses geparkt hatte, fragte er sich zur Intensivstation durch. Dort wurde er von einem Arzt in Empfang genommen. „Sind sie ein Angehöriger von Herrn Redka?“ fragte er mitfühlend, aber Semir schüttelte den Kopf und zeigte seinen Polizeiausweis vor. Mit kurzen Worten erklärte er, dass ein Haftbefehl gegen Redka wegen mehrerer Gewaltverbrechen vorlag und er sich vergewissern müsse, dass der nicht haftfähig sei. Der Intensivarzt führte Semir in eine Zweierbox. In einem der Betten lag Redka, der nicht gut aussah. Nicht nur die dunklen Haare und die operativen Veränderungen, sondern vor allem die massive Schwellung des ganzen Körpers entstellten ihn regelrecht. Er lag voll verkabelt und beatmet in dem Intensivbett und der Anästhesist erklärte Semir mit ernster Miene: „Unser Patient hat eine schwere Asphyxie erlitten, das bedeutet, dass alle Organe, vor allem aber das Gehirn durch den längerdauernden Sauerstoffmangel Schäden davongetragen haben. Um eine endgültige Prognose zu stellen ist es noch zu früh, aber wie die bisherigen Untersuchungen beweisen, wird er nie mehr ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wenn er das Ganze überlebt, dann als Pflegefall, aber eines kann ich mit Sicherheit ausschließen, dass er jemals haftfähig wird!“ erklärte er und Semir nickte mit ernster Miene. Gut-so etwas hatte niemand verdient, aber in gewissem Maße war Redka an seinem Zustand einfach selber schuld-wer so blöd war, sich vor einer geplanten Narkose den Bauch voll zu schlagen, der war sehenden Auges ins Verderben gerannt.
„Könnten sie bitte versuchen Angehörige zu ermitteln-ich würde gerne die weitere Vorgehensweise mit denen abstimmen, wir haben bisher noch keine einzige Telefonnummer, nur die Personendaten die uns die Schönheitsklinik mitgeschickt hat.“ bat der Doktor und Semir versprach, sich darum zu kümmern. Er hinterließ noch seine Visitenkarte, wenn sich an Redka´s Zustand noch etwas ändern sollte, bat darum, auch sofort verständigt zu werden, falls er verstarb und machte sich dann erleichtert auf den Weg nach Hause. Er brauchte wegen regem Verkehr zwar länger als zur Hinfahrt, aber er freute sich schon, seine Familie wieder zu sehen und Sarah und Ben mitteilen zu können, dass sie gefahrlos in ihre Wohnung zurückkehren konnten.Ben hatte seine Augen erschrocken auf den Stationsarzt gerichtet. Der trat an sein Bett, wo sich Sarah inzwischen von ihrem Stuhl erhoben hatte und fragte freundlich: „Herr Jäger, wie geht es ihnen denn?“ und begann ihn abzuhören und zu untersuchen. Er musste zugeben, dass er ein verdammt schlechtes Gewissen deswegen hatte, dass ihm die Sache mit dem Spritzenabszeß durch die Lappen gegangen war. Er hoffte jetzt einfach, dass das ab sofort problemlos verheilen würde und auch keine Folgeschäden deswegen eintraten. Auch er fand, dass Ben zwar erschöpft aussah, aber so wie er sich anfühlte war das Fieber durchaus gesunken und er beschloss, nachdem er fertig war, das Pflegepersonal herein zu beordern-die sollten seinen Patienten frisch machen und dafür sorgen, dass er sich wohl fühlte. Sarah schaute ihn nun herausfordernd an und fragte, warum sich der Zustand so verschlimmert habe und der Arzt sah verlegen zu Boden. „Ich muss gestehen, ich habe versäumt, das Antibiotikum weiter anzuordnen. Mein Fokus war völlig auf die gastrointestinale Blutung und deren Nachbehandlung gerichtet, die Information mit der Eiterung hatte ich überlesen und möchte mich auch in aller Form deshalb entschuldigen!“ erklärte er und Sarah und Ben nahmen das zur Kenntnis. „Ich habe jetzt eine Bitte an sie!“ sagte Sarah nun in forderndem Ton und der junge Arzt sah sie fragend an. „Ich liege momentan auf der Entbindungsstation, aber meine Wehen haben aufgehört. Ich würde jetzt gerne mein Bett hier in diesem Zimmer haben und wie sie vielleicht wissen, arbeite ich hier im Haus und kenne da auch sehr viele Leute!“ sagte sie mit einem leicht drohenden Unterton und Ben musste innerlich grinsen. So bestimmend kannte er seine Sarah eigentlich gar nicht-obwohl vor seinem Entzug war sie ja auch so konsequent gewesen und er war ehrlich gesagt froh deswegen. Jetzt hatte er das Schlimmste hinter sich und das körperliche Verlangen nach irgendwelchen Drogen war verschwunden. Klar, manchmal versuchte sein Kopf ihm noch vorzugaukeln, wie notwendig er dieses Teufelszeug bräuchte, aber wenn er wie gerade eben sein Kind dann berührte, durch Sarah´s Bauchdecke hindurch den kleinen Körper fühlen konnte, die Beinchen in seine Hand boxten und er dann merkte, wie das kleine Wesen zu ihm hinstrebte, dann wusste er, dass es das wert war!
Der junge Arzt musste nun ebenfalls grinsen. „Ich werde mein Möglichstes tun!“ sagte er und griff im Hinausgehen auch gleich zum Telefon. So kam es, dass kurze Zeit später Sarah´s Bett neben dem ihres Freundes stand und der von einem jungen Pfleger fürsorglich gewaschen und das Bett frisch bezogen wurde. Nun warteten sie gemeinsam auf den Abruf zur Magenspiegelung und Sarah versicherte ihrem Geliebten: „Ben, ich gehe da mit, ich lass dich jetzt nicht mehr alleine!“ und er nickte dankbar. -
Jetzt gibt es neue Erkenntnisse-das Blut ist Pferdeblut! Da muss ich euch-auch wenns vielleicht eklig ist, jetzt ein wenig aufklären. Blut sieht ja wenn man es verschüttet, verspritzt etc immer nach viel mehr aus. Wenn bei uns mal ein Erythrozytenkonzentrat daneben geht, platzt, runterfällt oder was auch immer sind das nur 200ml, aber du denkst das wären fünf Liter der Sauerei nach zu urteilen! Jeder Mensch und auch jedes Tier kann locker ein Siebtel seiner Blutmenge spenden/ verlieren/ etc, ohne dass ihn das merklich beeinträchtigt. Gerade bei der Herstellung von Seren nutzt man das bei Pferden sehr aus. Nachdem ein normal großes Pferd mindestens 500kg, meistens mehr hat, kann es locker ohne nennenswerte Beeinträchtigung den Verlust von ein paar Litern verschmerzen. Beim Schlachten ist man als Laie das erste Mal völlig schockiert, wie viel etwa 35 Liter Blut tatsächlich sind! Also müsste der Indianer nicht mal an einen Schlachthof gehen-der müsste nur auf der nächsten Pferdekoppel die Zossen ein wenig anzapfen, dann wärs das!
Dr. Mahler weiss inzwischen nach der Obduktion auch die Todesursache von Justin. Erst dachte ich bei Brechnuss an das homöopathische nux vomica, aber bei Strychnin haben dann alle Alarmglocken geschellt-Leute, Strychnin wird zum Strecken von Heroin benutzt, bin sehr gespannt, was als nächstes passiert, vor allem, weil Alex doch ein wenig verliebt ist! -
Als Sarah am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich nach einer erholsamen Nacht viel besser. Das Baby der Zimmerkollegin hatte die Nacht auf deren Wunsch hin-sie hatte zuhause schon ein Kind-im Säuglingszimmer verbracht und war nur einmal zum Stillen gebracht worden, so hatten sich die beiden Frauen gut erholt, Sarah hatte sich schon gewaschen und befand, dass Ben und sie heute dringend normale Klamotten brauchten! Bisher war es ihr egal gewesen im Krankenhaushemdchen und weißem Bademantel herumzulaufen, aber jetzt war damit Schluss, sie brauchte ihre Zivilkleidung. Gut-Semir war zwar nicht da, aber vielleicht konnte sie eine Kollegin zu Andrea schicken, die ihre beiden Reisetaschen aus dem Haus herbrachte oder sowas. Fast ein wenig schuldbewusst dachte sie daran, dass vermutlich ihre Eltern, aber auch Konrad und Julia gerne von ihrem Krankenhausaufenthalt gewusst hätten, vielleicht würde sie die heute anrufen! Man schrieb noch ein CTG, aber es waren keine Wehen zu erkennen und die Herztöne des Kindes waren gleichmäßig und außerdem turnte das Baby schon wieder heftig herum, so wie Sarah das ja nicht anders kannte. Also wurde die Bettruhe aufgehoben und Sarah durfte sich ganz normal bewegen und auch längere Strecken laufen.
Nach dem Frühstück machte sie sich guten Mutes auf zu Ben. Er war gestern zwar extrem erschöpft und müde gewesen, aber inzwischen hatte man sicher die Elektrolytstörungen ausgeglichen und vielleicht ging es ihm nach einer Nacht voll Schlaf endlich wieder so weit besser, dass er auch langsam aufstehen konnte. Das Laufen klappte bei Sarah schon wieder wunderbar, sie hatte kein Ziehen oder einen Druck nach unten, die Wundschmerzen in der Hand waren mit gelegentlichen Paracetamol-oder Ibuprofengaben, die dem Kind nicht schadeten, erträglich und wenn man heute die Wunddrainage gezogen hatte, wagte Sarah sogar schon ans Heimgehen zu denken! Hoffentlich schnappte Semir den flüchtigen Verbrecher und sie konnten bald wieder in ihre Wohnung zurück!
Sie kam an Ben´s Zimmer an, klopfte kurz und freute sich schon auf das Gesicht ihres geliebten Partners, wenn sie alleine und ohne Begleitung vor ihm stand. Als kein „Herein“ ertönte schüttelte sie den Kopf-schlief der schon wieder tief und fest-na klar er war ja schließlich Morgenmuffel, es war gerade halb neun, eine Zeit, die er immer als unmenschlich zum Aufstehen bezeichnete und was sollte er im Krankenhaus auch tun, anstatt zu schlafen? Leise trat sie ins Zimmer und nun erschrak sie erst einmal fürchterlich. Ben lag blass und krank aussehend in einem völlig zerwühlten Bett. Er hatte nur einen Kopfkissenbezug auf seiner Scham liegen, an seinen Beinen sah man verrutschte Wadenwickel und er warf sich mit geschlossenen Augen unruhig von einer Seite zur anderen. „Ben-was ist los, was ist passiert?“ fragte sie erschrocken und musterte den dick verbundenen Arm auf der Schiene. Ben öffnete mühsam die Augen und ein gequältes Lächeln huschte über seine Züge-„Hallo, wie geht´s dir?“ stellte er die Gegenfrage, die aber von Sarah sofort abgeschmettert wurde. „Bei mir ist wie du siehst alles ok, aber was um Himmels Willen hast du heute Nacht getrieben?“ wollte sie wissen und fasste ihn mit ihrer gesunden Hand und prüfendem Krankenschwesternblick an. Er fühlte sich schon noch heiß an, aber nach ihrer Erfahrung war das Fieber wohl wenig über 38°C. Allerdings sprachen die Wadenwickel, die noch am Infusionsständer hängende, aber leere Paracetamolinfusionsflasche und der vor getrocknetem Schweiß klebrige Körper ihres Lebensgefährten eine eigene Sprache.„Was war denn los?“ fragte sie mitleidig und Ben antwortete: „Ich habe gestern Schüttelfrost gekriegt und dann haben sie mir in der Ambulanz den Spritzenabszess nochmal aufgeschnitten!“ erklärte er in kurzen Worten. „Und, war´s schlimm?“ fragte Sarah mitleidig, während sie sich schon einen Stuhl heranzog und sich an Ben´s Bett setzte. Der nickte nur-näher wollte er nicht darauf eingehen. Sie sah sich suchend nach einem Becher um-gerade bei Fieber war es wichtig, dass Ben genügend trank, aber missbilligend konstatierte sie, dass da überhaupt nichts Flüssiges auf dem Nachtkästchen stand. „Ich gehe schnell raus und hole dir nen Schnabelbecher oder ne Mineralwasserflasche, damit du wenigstens was trinken kannst!“ kündigte sie an, aber Ben schüttelte den Kopf. „Warum-hast du keinen Durst?“ wollte Sarah mit gerunzelter Stirn wissen und erhob sich schon halb, denn Ben´s Lippen waren trocken und aufgesprungen-was war denn das für eine Versorgung hier auf der Normalstation, sowas würde es bei ihnen auf der Intensiv nicht geben!
„Sarah ich darf noch nichts trinken-ich hatte schwere Magenblutungen und hatte in der Nacht als wir eingeliefert wurden noch ne Magenspiegelung, bei der sie die gestillt haben. Heute wollen sie das kontrollieren, aber sie haben mir gesagt ich muss streng nüchtern bleiben!“ sagte Ben einfach, dem nun klar war, dass man Sarah von dieser Sache wohl noch nichts erzählt hatte, aber es jetzt unmöglich war, das weiter zu verheimlichen. Sarah, die ja schon im Aufstehen begriffen war, sank wieder auf den Stuhl zurück. „Oh nein-armer Schatz!“ sagte sie mitleidig und fasste unbewusst mit der Hand auf ihren Bauch, in dem das Baby gerade wieder wie wild herumtobte. Ben drehte sich zu ihr und legte ebenfalls seine gesunde Hand auf ihren Bauch und nahm Kontakt zu seinem Kind auf, das daraufhin schnell ruhiger wurde. „Geht´s euch beiden auch gut?“ fragte Ben besorgt und Sarah nickte, war aber wie immer fasziniert, wie schnell der Papa seinen Sprössling beruhigen konnte. „Bei uns ist alles in Ordnung, mach dir da nur keine Sorgen!“ sagte sie schnell und Ben schloss erschöpft seine Augen und schreckte erst wieder auf, als sich die Tür öffnete und der Stationsarzt hereinkam.Semir hatte nach dem anstrengenden Tag sehr gut geschlafen. Er bekam ein üppiges Frühstück serviert und machte sich nun-wie mit der lokalen Polizeidienststelle abgemacht- auf den Weg zum Revier. Die eingetütete Waffe Redka´s hatte man dort im Waffenschrank eingeschlossen und als er ankam, wartete schon der Revierleiter auf ihn. „Wie ich gehört habe, war wohl ein richtig schwerer Junge zu Gast an unserem schönen Bodensee, aber das Schicksal hat ihn wohl selber gestraft!“ sagte er und schüttelte Semir herzlich die Hand. „Mein Kollege, der Nachtdienst hatte, hat mir schon berichtet, dass wir noch nach Rauschgift suchen müssen, ich habe den Hundeführer mit dem Spürhund schon informiert, der kommt innerhalb der nächsten Stunde aus Ravensburg hierher!“ informierte er seinen Kölner Kollegen und bot Semir einen Kaffee an, der das Angebot dankend annahm. Tatsächlich traf wenig später der Hundeführer mit einem belgischen Schäferhund ein und gemeinsam mit mehreren Einsatzkräften machten sie sich auf den Weg zum Parkplatz der Klinik. Semir hatte die Zeiten überschlagen-nachdem das Burgerrestaurant erst um sechs öffnete, Redka dort ja fürstlich gefrühstückt hatte, was ebenfalls eine gewisse Zeit gedauert haben musste und der Verbrecher dann pünktlich um sieben in der Klinik eingetroffen war, wie ihm gestern der Professor erzählt hatte, hatte der gar keine so großen Umwege machen können. Das Versteck des Rauschgifts war entweder im Wagen oder ganz in der Nähe der Klinik-vermutete Semir wenigstens. So brachen sie wenig später alle zusammen auf-eine weitere Streife unterstützte sie- und der Professor raufte sich die Haare, als er beim Blick aus dem Fenster zwei Polizeifahrzeuge und den silbernen BMW auf dem Parkplatz vorfahren sah.
Semir öffnete mit Handschuhen Redka´s Wagen und der Spürhund zeigte an, dass der Kofferraum auf jeden Fall nach Rauschgift roch. Allerdings fanden sie bei der groben Durchsuchung keine Behälter, auch nicht in den gängigen Verstecken in der Karosserie. Nun machten sich die fünf Polizisten und der Hund vom Parkplatz weg auf den Weg Richtung Hauptstraße. Der Hund lief frei und war sehr gehorsam, schnüffelte überall und so liefen sie den ersten Halbkreis entlang der Straße um die Klinik. Wenn sie jetzt keinen Zufallstreffer hatten, dann musste eben mit größerem Personalaufwand gesucht werden-gut es war auch nicht auszuschließen, dass Redka die Drogen vielleicht an einen Mittelsmann übergeben hatte, aber irgendwie hatte Semir das im Gefühl, dass das nicht so war.
Sie kamen an einen kleinen Waldweg, der von der Klinikzufahrt abzweigte und da entdeckte Semir frische Reifenspuren. Gut er hatte jetzt keinen Profilabdruck dabei, aber vielleicht war das der entscheidende Hinweis. Sie folgten den Spuren und konnten in dem aufgeweichten Boden wenig später erkennen, dass dort der Wagen abgestellt worden war. Nun nahm der Hund plötzlich Witterung auf und lief konzentriert mit der Nase am Boden voraus in den Wald hinein, wo er wenig später den typischen Laut für einen Fund ausstieß. Aufgeregt schwanzwedelnd sprang er an einer alten knorrigen Eiche hoch, die viele Spechthöhlen und Ausbuchtungen aufwies und tatsächlich-als sie näher kamen, konnten sie eine große Baumhöhle entdecken. Der Hund musste Sitz machen und bekam überschwängliches Lob und ein Leckerli und Semir fasste mit behandschuhten Händen in die Höhle und holte daraus zwei schwarze Koffer hervor. Nach dem Öffnen überzog sein Gesicht ein Lächeln. Dicht an dicht lagen darin die Rauschgiftpäckchen und Semir wandte sich freudestrahlend um: „Kollegen, wir haben gefunden, was wir gesucht haben-die Zusammenarbeit zwischen der Polizei von Baden- Württemberg und Köln war mal wieder sehr erfolgreich!“ lobte er und nun mussten die Kollegen vom Bodensee fast ein wenig über die Euphorie des kleinen Türken lachen. Sie gingen zum Parkplatz zurück, einer der Polizisten fuhr Redkas Wagen in die nächste KTU und Semir verabschiedete sich, nachdem er noch einige Unterschriften geleistet hatte und machte sich, bevor er nach Hause zurückfuhr, noch auf den Weg nach Ravensburg, wo in der Oberschwabenklinik Redka immer noch auf der Intensivstation beatmet wurde. -
Nun bekommt Frau Krüger Unterstützung in Form von Milenas Partner Colin. Vielleicht sollte ihn die Chefin mal ein wenig aufklären, was da gerade abgeht-aber bitte außerhalb des Zimmers, wenn doch Alex gerade erst wieder eingeschlafen ist...
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Das ist aber merkwürdig! Justin Krämer ist schon seit zwei Tagen tot, aber trotzdem ist da eine frische Blutspur auf der Rastplatztoilette. Von wem stammt das Blut und warum wurde Justin gerade dort abgelegt? Ich halte es zumindest für unwahrscheinlich, dass er es geschafft hat, da zwei Tage vor sich hinzugammeln, ohne entdeckt zu werden-immerhin werden ja auch Rastplatztoiletten sauber gemacht! Der Junge ist auch nicht an den Pfeilverletzungen gestorben, aber woran dann? Vielleicht an dem merkwürdigen Gift?
Semir und Alex überlassen es Jenni und Bonrath Frau Krämer die traurige Nachricht zu überbringen-das tut wohl niemand gerne!
Hartmut hingegen hat sich näher mit den Pfeilen beschäftigt und probiert auch das eine oder andere Scherzchen, was allerdings nicht allzu toll ankommt bei seinen Kollegen. Was er uns jetzt allerdings noch nicht mitgeteilt hat-war das jetzt ein Jagdpfeil oder ein Kriegspfeil bei den beiden Opfern. Elsternfedern weisen vermutlich auf einen eher jüngeren Indianer hin, sind aber auch bei uns relativ leicht zu kriegen-da braucht man z. B. nur bei mir im Garten schauen, wir haben zwei Elsternnester in unseren hohen Bäumen. -
Als der Arzt auf der inneren Station Ben´s Arm besah, fiel ihm gleich auf, dass der heiß, rot und viel dicker als normal war. War hier vielleicht die Ursache des Fiebers zu finden? Über der Ellenbeuge war ein fachmännischer Verband, den hatte man in der Nacht seiner Einlieferung in der Ambulanz noch angewickelt, bevor er zur Magenspiegelung gegangen war, aber seitdem hatte niemand mehr einen Blick darauf geworfen-schließlich band man z. B. auch Ersatzangios so ein, damit die geschützt waren. Ben hatte inzwischen begonnen wirres Zeug zu reden und konnte sich nur sehr unwillig von seiner Decke trennen, um untersucht zu werden-ihm war doch so kalt. Als der Arzt den Verband aufschnitt, atmete er tief ein-oh verdammt, da hatten sie echt was übersehen! Die Innenseite des Arms war von Eiter überkrustet, es hatte sich eine richtige Beule gebildet und der durchweichte Verband klebte so stark an Ben, dass es dem Arzt Mühe machte und Ben einen Schmerzenslaut entlockte, die Gaze zu lösen. Das musste auf jeden Fall sofort chirurgisch revidiert werden und antibiotisch abgedeckt musste sein Patient auch werden, sonst drohte eine Blutvergiftung! So zog der Arzt die Handschuhe aus, desinfizierte seine Hände und zog erst einmal die Kurve zu Rate.
In der Nacht war er alleine für über 100 Patienten zuständig, sich um sowas zu kümmern war an und für sich tagsüber Sache des Stationsarztes, aber jetzt interessierte ihn doch, ob die Eiterung bereits beschrieben war, oder wie lang die schon bestand. Aus Ben, der sich gerade zähneklappernd in seine Decke hüllte, war nichts herauszukriegen und so las der Arzt den Aufnahmebericht-und tatsächlich, da stand es dick und fett beschrieben: „Eröffneter Spritzenabszeß linke Ellenbeuge, abgedeckt mit Ciprofloxacin oral“ und nun ärgerte sich der Arzt. Das hatte irgendwer zwischen Notaufnahme, Aufnahmestation und gastroenterologischer Station verbummelt. Klar hatte im Augenblick die akute lebensbedrohliche Magenblutung im Mittelpunkt gestanden, aber später musste man sich trotzdem den Patienten von Kopf bis Fuß anschauen und auch die Medikation überprüfen. Nun war eine Lücke von über einem Tag in der Antibiotikagabe entstanden und so hatten sich die Keime weiter vermehren können. Man würde nun trotzdem das Ciprofloxacin intravenös weitergeben, aber der Arm musste sofort vom Chirurgen angeschaut und saubergemacht werden, außerdem war ein Abstrich ratsam, falls man doch ein anderes Antibiotikum brauchte. So griff der Arzt zum Telefon und verständigte seinen Kollegen der Dienst in der chirurgischen Notaufnahme hatte. „Bringt ihn gleich runter!“ ordnete der an-wir haben gerade ein wenig Luft, ich seh ihn mir sofort an!“ sagte er und so war Ben kurz nach Mitternacht durch die langen Gänge des Krankenhauses im Bett unterwegs in die Notaufnahme.
Die Nachtschwester hatte in der Zeit ihrer Abwesenheit ihre Station mit der Nachbarstation zusammengeschlossen, aber trotzdem fluchte sie verhalten-sie hatte eigentlich überhaupt keine Zeit für solche Exkursionen. Wenig später wurde Ben´s Bett auf dem Flur vor einem Behandlungsraum abgestellt, die Schwester legte die Unterlagen auf den Schreibtisch zu ihren Kollegen und dann stand Ben da fürs Erste-und stand und stand. Inzwischen war nämlich ein Verkehrsunfall mit mehreren unterschiedlich schwer Verletzten eingeliefert worden und die hatten natürlich erst mal Vorrang. Erst als eine gute Stunde später alle Unfallopfer entweder im OP waren, auf der Aufnahmestation oder ambulant versorgt, hatte wieder jemand Zeit für Ben, der inzwischen aufgehört hatte zu frieren, sondern jetzt die Decke weit von sich gestrampelt hatte. Nun war ihm auf einmal schrecklich heiß und unangenehm. Er bekam es kaum mit, wie er in den Behandlungsraum gefahren wurde, wo ihm die diensthabende Schwester erst einmal die Temperatur maß. „40,8°C-ja das wundert mich nicht, dass sie da nicht ganz bei sich sind!“ sagte sie und zog ihm erst mal das nass geschwitzte Krankenhaushemd aus. Der Arzt auf der Station hatte nur locker eine Kompresse auf dem Arm befestigt, aber auch die war schon wieder durchweicht. Der Chirurg zog die Lampe näher und nun schien auf Ben´s Arm das unbarmherzige, aber blendfreie helle Licht. Kurz überlegte der Arzt, aber nachdem man ja nicht wissen konnte wie viel Eiter sich da noch entleeren würde und ob Ben still hielt, beschloss er, ihn doch auf einen OP-Tisch umzulagern. Die waren in der Ambulanz fahrbar und so rangierte man das Bett daneben, zog Ben, der gar nicht so richtig wusste, wie ihm geschah, mithilfe eines Rollbretts hinüber und lagerte den Arm auf einen Armhalter aus und machte ihn am Handgelenk mit Klettbändern in dieser Position fest. Nachdem Ben genau da versuchte sich umzudrehen, weil er irgendwie gar keinen so richtigen Peil hatte, wo er war und die Gefahr bestand, dass er vom Tisch purzeln würde, legte man über seine Oberschenkel noch einen gepolsterten Gurt und machte ihn so fest. Die Schwester maß am anderen Arm in den die Infusion tropfte, den Blutdruck, aber der war gerade 80/40 mm/Hg und so beschloss der Chirurg, dass ausschließlich eine Lokalanästhesie möglich wäre-ein zusätzliches Opiat würde den Blutdruck weiter senken und man wollte ja keinen Intensivpatienten fabrizieren.„Herr Jäger, sie haben da eine üble Entzündung in ihrer Ellenbeuge-ich muss das jetzt sauber machen. Sie bekommen dazu eine örtliche Betäubung, ich kann ihnen aber nicht garantieren, dass die vollständig wirkt-das ist in entzündetem Gewebe manchmal nicht so ganz möglich!“ informierte er Ben, der aber irgendwie nicht so richtig kapierte, was der Arzt von ihm wollte. Darum wurde vorsichtshalber der Infusionsarm auch noch festgebunden und nun lag Ben auf dem Rücken straff fixiert, nur mit einem dünnen Tüchlein über seiner Körpermitte auf dem Tisch und hatte furchtbare Angst.
Der Arzt desinfizierte seine Hände mehrfach, zog dann einen sterilen Kittel und Handschuhe an-Haube, Mundschutz und Schutzbrille hatte er zuvor schon angelegt, denn niemand hatte Lust von spritzendem Eiter getroffen zu werden. Zunächst ließ er sich von der Schwester ein Abstrichröhrchen anreichen und versenkte es tief in Ben´s Ellenbeuge, damit man vor Desinfektion und Lokaler die vorhandenen Keime unverfälscht nachweisen und dann ein Antibiogramm erstellen konnte. Ben schrie überrascht auf, das hatte ziemlich weh getan-und die Schwester nahm das Röhrchen entgegen und nun strich der Arzt mit einem chirurgischen Basisset erst einmal großflächig die Armmitte ab und deckte ein großes gefenstertes Lochtuch darüber. Dann ließ er sich die Lokalanästhesie anreichen und zog sie in einer Spritze aus dem Basisset auf. „Achtung-piekt!“ warnte er seinen Patienten, der aber das Einspritzen mit stoischer Ruhe über sich ergehen ließ. Danach nahm der Arzt allerdings ein Skalpell und eröffnete mit einem großen kühnen Schnitt, das Gewebe erneut-und zwar viel weiter, als Sarah das getan hatte. Nun schrie Ben wieder auf, denn die Lokale wirkte tatsächlich nicht sonderlich gut! Nun wischte und drückte der Arzt mit desinfektionsmittelgetränkten Kompressen die Ellenbeuge sauber, schnitt hier noch ein wenig und spreizte dort noch weit, während Ben laut vor sich hin jammerte und ihm der Schweiß in Strömen vom Körper lief. Zu guter Letzt legte der Arzt noch mehrere Lagen Jodoformtamponade ein, damit die Wunde auch offen blieb und der Eiter abfließen konnte. Ein dicker Verband und eine gepolsterte Schiene, um den Arm ruhig zu halten vervollständigte die Behandlung.
Wenig später machte man Ben los, der inzwischen vor Überforderung leise vor sich hin schluchzte und zog ihn mit dem Rollbrett wieder in sein Bett. Die Schwester deckte ihn nur mit einem dünnen Laken zu und rief dann ihre Kollegin auf der Station zur Abholung an. Die hatte schon begonnen sich Sorgen zu machen, wo ihr Patient so lange blieb, aber sie hatte auch keine Zeit gehabt, da einmal nachzufragen. „Der Verband muss mindestens einmal täglich gewechselt werden, am besten mit einem Austausch der Tamponade. Wir machen fürs Erste mit Ciprofloxacin 400mg i.v. zweimal täglich, beginnend sofort, weiter, bis wir Befunde vom Abstrich haben. Ich werde meinen Kollegen von der Tagschicht Bescheid geben, damit die sich das nochmals anschauen und jetzt hoffen wir, dass wir durch die Lokalentlastung einer Sepsis noch mal aus dem Weg gegangen sind-kontrollieren sie aber bitte trotzdem stündlich Puls und Blutdruck, damit uns da nichts entgeht-und ach ja, ich würde gegen das hohe Fieber auch 1g Paracetamol anhängen, das hilft zusätzlich gegen die Schmerzen, senkt aber den Druck nicht!“ ordnete der Arzt noch an, der sich inzwischen wieder ausgezogen und seine Hände erneut desinfiziert hatte. Er fixierte seine Anordnungen noch schriftlich und wenig später war die Schwester mit einem völlig fertigen Ben auf dem Rückweg zu ihrer Station. Sie hängte im Zimmer angekommen sofort nacheinander das Antibiotikum und danach das fiebersenkende Schmerzmittel an und machte ihm nach kurzer Überlegung noch Wadenwickel. So lag Ben nun fiebernd und schwitzend in seinem Bett, während Sarah und Semir, genauso wie alle anderen friedlich schliefen. -
Macht nix-kenn ich irgendwoher! Freu mich wieder auf den Alltag! Danke dass du Bescheid gegeben hast!
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Dr. Hauff entdeckt nun auf der Toilette des Rastplatzes die nächste Leiche-sogar noch ganz frisch und mit Mütze auf der geschundenen Birne. Allerdings ist der dann ein ganz schön empfindsamer Arzt, denn normalerweise filetieren Ärzte während ihres Studiums mehrere Leichen und sehen auch danach so einiges-aber der ist halt ein empfindsames Exemplar!
Immerhin informiert er die Polizei und Jenni und Bonrath rücken an, um die Beweise zu sichern.
Alex und Semir ermitteln derweil bei der Sonja von Falkenstein und Alex ist tatsächlich ein wenig verliebt. Allerdings sollen sich Semir und Alex da nicht auf die falsche Fährte locken lassen-deutschlandweit gibt es tausende von Bogenschützenvereinen und wahrscheinlich Hunderttausende Bogenschützen-wenn ich da nur in mein näheres Umfeld kucke. die sollen sich mal in Köln umschauen-auch da sind noch viele andere unterwegs, die halt vermutlich nicht organisiert sind, aber deswegen trotzdem schießen können! -
Semir startete auf der Autobahn durch. Erstaunlicherweise hatte er überhaupt keine Staus und Behinderungen und so war er nach guten vier Stunden schon kurz vor dem Ziel. Allerdings knurrte sein Magen nun ganz gewaltig. Gut-es ging zwar schon auf 19.00 Uhr zu, aber wenn er heute Abend nicht mehr hineingelassen wurde in die Klinik, würde er sich eben irgendwo in der Nähe ein Zimmer nehmen und dann gleich morgen früh anfangen zu ermitteln. Da sah er ein bekanntes Burgerrestaurant neben der Straße liegen-das kam ihm gerade Recht. Da musste er nicht anstehen, ging allerdings schon hinein, denn eine Toilettenpause war auch vonnöten. Nach einem kurzen sättigenden Imbiss erreichte er 30 Minuten später die Klinik und war erst einmal überrascht. Im Leben wäre er nicht darauf gekommen, vor einer medizinischen Einrichtung zu stehen. Stattdessen war das hier eine Art Hotel direkt am Ufer des Bodensees mit großem Parkplatz, einem Restaurant in dem gut gekleidete Menschen den schönen lauen Abend bei Kerzenschein auf der Terrasse oder drinnen genossen. Manche Kunden hatten ihre Angehörigen mit einquartiert oder es fanden Treffen mit Geschäftspartnern statt. Gut, wenn man genau hinsah, konnte man bei manchen Menschen Antithrombosestrümpfe statt feiner Seidenstrümpfe erkennen. Manches Auge war noch etwas verschwollen, in einigen Nasen steckten noch kleine Tamponaden, aber insgesamt herrschte ein sehr ruhiges, angenehmes Klima und es roch förmlich nach Geld. Auch der eine oder andere Scheich mit Begleitung war zu erkennen-das war ja klar, um die Finanzierung musste man sich bei so einer Klientel wohl keine Sorgen machen!
Eine Servicekraft mit bodenlanger Schürze trat freundlich auf ihn zu und fragte: „Kann ich ihnen helfen-suchen sie jemanden, oder möchten sie erst einmal ein Gläschen Edelzwicker haben, den kann ich heute wärmstens empfehlen, dazu eventuell einen Elsässer Zwiebelkuchen und vielleicht ist es mir möglich, die Person, nach der sie Ausschau halten, herzubitten!“ erbot sich der junge Mann dienstbeflissen. Semir überlegte kurz. War sein Umschau nach Redka halten so offensichtlich gewesen? Er hatte aber weder ihn, noch jemanden, der ihm nur im Entferntesten ähnlich sah, erblicken können und so setzte er sich tatsächlich an einen Tisch in einer Ecke, von wo aus er die ganze Terrasse überblicken konnte, ließ sich das Vorgeschlagenen bringen und dachte nach, wie er das jetzt wohl am besten anpacken sollte. Vielleicht sollte er wirklich nach dem Motto: „Frechheit siegt!“ einfach Redka an seinen Tisch bitten lassen. Wenn der ihn aus der Nähe sah, würde er ihn zweifelsohne erkennen, aber er war schließlich bewaffnet und gut in Form-auch wenn der dann zu fliehen versuchte, er würde ihm nachstellen und ihn fast mit Sicherheit einholen können. Außerdem hatte er auf dem Parkplatz draußen ein einziges Fahrzeug mit Kölner Kennzeichen gesehen und sofort eine Halterabfrage gemacht. Wie erwartet war das auf Herbert Redka zugelassen und so war fast anzunehmen, dass der hier auch unter seinem Klarnamen war-der hatte nicht mit der Kombinationsgabe der Polizei gerechnet! Semir hatte den Wagen ganz elegant eingeparkt-damit war eine Flucht unmöglich!
So warf er nur einen Blick in Richtung des Kellners und wie in der gehobenen Gastronomie üblich, hatte der seine Kundschaft im Blick und war wie ein Schatten sofort bei ihm. Nachdem langsam die Sonne blutrot über dem See unterging, zündete der Mann eine Kerze auf dem Tisch an und als Semir nun nach Herbert Redka fragte, meinte er, dass einen Moment die Gesichtszüge des jungen Mannes entglitten. „Darf ich fragen, wen ich melden soll?“ fragte der Kellner noch, aber Semir sagte nur freundlich: „Das soll eine Überraschung sein!“ und dann verschwand der Mann eilig im Inneren des Restaurants. Semir blätterte beiläufig in der Karte und hatte das Arrangement von Weisswein und Zwiebelkuchen frisch aus dem Holzofen auch gleich gefunden-als er allerdings den Preis sah, blieb ihm beinahe der nächste Bissen im Hals stecken. Dafür konnte er mit der ganzen Familie essen gehen, inclusive Vor-Nachspeise und Getränken, aber das war jetzt momentan egal-einmalig war das schon mal machbar und vielleicht konnte er das auch unter Spesen abrechnen-er stellte sich schon das Gesicht der Krüger vor, wenn er die Rechnung präsentierte.
Es dauerte nicht lang und dann kam der Kellner mit einem hervorragend gekleideten, groß gewachsenen Mann um die fünfzig heraus und zeigte unauffällig auf Semir. Eines war klar-das war nicht Redka und als der Mann nun langsam näher kam, aber an fast jedem Tisch kurz aufgehalten wurde, ein paar Worte wechselte und anscheinend fast jeden mit Namen kannte, war es Semir beinahe klar, wen er da vor sich hatte. Tatsächlich trat der Mann kurz darauf zu ihm, stellte sich als Professor und Klinikinhaber vor und nahm gegenüber von Semir Platz. Ohne dass er etwas sagen musste, hatte er schon ein kleines Fläschchen edles Mineralwasser und ein feines Glas vor sich und während er daran nippte, sagte er auch schon: „Ich habe gehört, sie möchten gerne zu Herrn Redka-darf ich fragen, wer sie sind? Oder sind sie vielleicht sogar Rudolf Heimer, den ich heute schon den ganzen Tag vergeblich zu erreichen versuche?“ wollte er wissen und nun beschloss Semir, diesen Trick einfach mal zu probieren. Anscheinend hatte der Professor keine Ahnung, wie Heimer aussah und nun wollte Semir doch erst mal hören, was er zu sagen hatte. Er nickte deshalb, ohne sich näher zu erkennen zu geben und nun hob der Professor, der sichtlich nervös war und sich immer wieder über die Lippen leckte, zu sprechen an: „Herr Heimer-ich muss ihnen leider eine schreckliche Mitteilung machen. Herr Redka sollte heute Morgen operiert werden, aber anscheinend hatte er nicht verstanden, was der Narkosearzt ihm gesagt hatte und auch hatte unterschreiben lassen-vor einer Narkose sollte man nüchtern sein. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten nicht nüchterne Patienten zu intubieren, aber das muss man dann vorher wissen und wählt dann auch andere Medikamente und eine andere Technik. Langer Rede kurzer Sinn-Herr Redka hat bei der Narkoseeinleitung massiv erbrochen und dabei auch Erbrochenes in die Lunge aspiriert. Es waren solche Mengen an Speiseresten, dass wir-obwohl sich drei Ärzte und zwei Pflegekräfte sofort um ihn gekümmert haben-eine ganze Weile gebraucht haben, um die Atemwege wieder frei zu bekommen. Leider war er inzwischen schon reanimationspflichtig und sein Gehirn und seine Organe eine ganze Zeit ohne Sauerstoffversorgung. Wir haben ihn danach sofort mit dem Hubschrauber nach Ravensburg in ein Haus der Maximalversorgung verlegt, aber es bleibt zu befürchten, dass er nie wieder aufwacht, wenn er es überhaupt überlebt. Ich habe gerade vorhin noch mit dem behandelnden Arzt telefoniert, er hat Krämpfe und viele Anzeichen die auf eine schwere Hirnschädigung schließen lassen. Es tut mir sehr leid, dass das passiert ist-aber uns trifft keine Schuld-wer kommt schon auf die Idee, dass ein Patient kurz vor einer OP noch in einem Burgerrestaurant einfällt und sich den Bauch vollstopft? Sobald er aus der Narkose aufgewacht wäre und es medizinisch vertretbar gewesen wäre, hätte er sofort wieder etwas zu essen bekommen und bei seiner ersten OP hat das ja auch geklappt-es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, warum er das gemacht hat und er hat das auf jeden Fall mit seiner Gesundheit, wenn nicht mit seinem Leben bezahlt. Es ist jetzt auch gut, dass sie da sind, denn wir müssen natürlich das Zimmer räumen und vermutlich hat er auch noch ein Fahrzeug auf dem Parkplatz stehen. Wenn sie jetzt nicht gekommen wären, hätte ich die Polizei verständigen müssen, denn ich würde mich nie an Patienteneigentum vergreifen-nicht dass dann etwas fehlt und wir in irgendeiner Weise in Verdacht kommen. Das Zimmer ist momentan versperrt, aber wir können gerne sofort hineingehen und sie können zusammenpacken!“ sagte er regelrecht erleichtert, dass dieses Problem nun auch gelöst war.
Nun hob allerdings Semir zu sprechen an: „Ich muss sie leider enttäuschen, aber ich bin nicht Rudolf Heimer, sondern mein Name ist Kriminalhauptkommissar Semir Gerkhan und ich ermittle gegen Herbert Redka wegen mehrere Verbrechen, unter anderem Rauschgifthandel, Einbruch versuchter Mord, Entführung und noch anderer Delikte. Rudolf Heimer wurde bei einem Mordversuch von der Polizei erschossen und ich werde mir natürlich gerne das Zimmer des Verdächtigen anschauen-wir vermissen da nämlich noch was!“ sagte er und nun erhoben sich die beiden. „Die Rechnung geht selbstverständlich aufs Haus!“ sagte der Professor, der nun seinerseits von der Mitteilung des kleinen Polizisten mehr als geschockt war. „Wenn ich nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, hätte ich Herrn Redka natürlich nie behandelt!“ beteuerte der Professor wieder und wieder, denn er hatte nun gehörig Angst um seinen guten Ruf.
Gemeinsam gingen sie nun zu Redkas Zimmer-allerdings hatte sich der Professor noch vorsichtshalber Semir´s Ausweis zeigen lassen. Die Tür wurde geöffnet und Semir durchsuchte in kurzer Zeit fachmännisch das luxuriöse Patientenzimmer. In einer Schublade fand er die Waffe, mit der vermutlich Sarah angeschossen worden war und der Arzt wurde blass. Der Professor hatte noch kurz aktuelle Bilder Redkas geholt und Sarah´s Beschreibung passte nun wie die Faust aufs Auge. Semir, der natürlich Handschuhe trug, tütete die Waffe für weitere Untersuchungen ein und packte dann sogar- wie gewünscht- Redkas Sachen in den Koffer. Am Zimmer würden sie keine Spuren mehr finden, das Rauschgift war auf jeden Fall nicht hier-das musste anderswo versteckt sein. Als Semir nebenbei den Zeitrahmen gemeinsam mit dem Professor durchging, stellte er überrascht fest, dass der wohl direkt von Köln hierhergefahren war. Das Burgerrestaurant öffnete erst um sechs und um acht war Redka bereits im OP gewesen, die Rezeption hatte ausgesagt, er wäre um sieben eingetroffen, also musste der Stoff irgendwo hier in der Nähe versteckt sein. „Herr Professor-ich werde morgen einen Einsatz mit Rauschgiftspürhunden durchführen, aber heute Abend ist das nicht mehr sinnvoll!“ sagte Semir und der Arzt raufte sich regelrecht die Haare. „Mein Gott, was werden nur meine Patienten denken!“ jammerte er, aber Semir blieb ungerührt.Wenig später war er an seinem Wagen, Redkas Sachen und die Waffe im Kofferraum. Kurz überlegte er, wo er schlafen sollte, denn es war inzwischen schon nach neun geworden, aber dann machte er sich zur nächsten Polizeidienststelle auf-die sollten ihm dabei helfen, ein Quartier zu finden. Er erklärte dem diensthabenden Beamten in der Kleinstadt sein Begehr und so kam es, dass er wenig später in einer kleinen Pension sein müdes Haupt zur Nacht bettete. Zuvor hatte er noch schnell Andrea angerufen und ihr gesagt, dass keine Gefahr für sie und die Kinder mehr bestand. Die war noch kurz hinausgelaufen, hatte den uniformierten Beamten vor dem Haus Bescheid gegeben und so hatten alle eine ruhige Nacht-außer Ben. Der bemerkte, wie er immer schlapper wurde und als er schließlich Schüttelfrost bekam, holte die Nachtschwester den diensthabenden Arzt, der ihn erst einmal begann von Kopf bis Fuß durch zu untersuchen!
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Ja diese Sonja von Falkenstein ist reich-und außerdem gefällt sie Alex super gut!
Aber ist sie wirklich in diesem Moment ehrlich und kennt die verschwundenen Jungs nicht, oder lügt sie Alex dreist ins Gesicht? Wir lassen das mal auf uns zukommen, ich denke wir werden das bald erfahren!
Also ehrlich gesagt, diese 7km hätte ich noch ausgehalten, schwanger oder nicht-na ja-außer es wäre evtl Stau. Aber nun macht sozusagen unmittelbar vor zuhause die Familie noch ein Päuschen-bin gespannt, was da noch passiert, oder was die finden!
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Du wirst lachen Elli-aber an unserem Krankenhaus haben wir tatsächlich ne Wohnung direkt anschließend an eine Station. die ist hotelmäßig voll möbliert und primär hatten sich die ein paar Gönner unseres Hauses bereitstellen lassen, ein Arztehepaar das keine Nachkommen hatte und so bis zum Schluss versorgt werden konnte. Lange war das gar nicht nötig, hat sich aber fürs Haus voll rentiert, denn die haben ihr ganzes Vermögen in eine Stiftung einfließen lassen aus der z. B. Stipendien und Fortbildungen finanziert werden. Aktuell residiert da der Hofstaat einer iranischen Prinzessin, wir haben nämlich ein paar ziemlich gute und berühmte Ärzte, die bei uns operieren-ein onkologischer Gynäkologe und ein Unfallchirurg und Orthopäde mit Professur, die Privatpatienten aus der ganzen Welt, Hochleistungssportler usw behandeln. Wenn da Not am Mann ist, wird auch mal eine ganze Station gesperrt-gerade die Scheichs bringen das locker wieder rein. Das läuft aber in allen Krankenhäusern so, in vielen Kliniken gibt es inzwischen V.I.P. Stationen. Witzigerweise werden die Patienten zwar ein wenig gebauchpinselt, aber medizinisch wird jeder Kassenpatient genauso behandelt-also alles nur Schein!
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Wie ich mir das jetzt zusammenreime, war Bella kein zufälliges Opfer, sondern wurde mit Bedacht entführt und getötet, um Alex Brandt weh zu tun. Nebenbei versuchen deren Freunde Alex ebenfalls zu töten. Allerdings wirkt das durch die Ich-Perspektive gerade sehr verworren und die Sache mit der Visitenkarte-ok, mal sehen, was unsere Helden zu diesem Typen herausfinden können.
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Jetzt überwältigen Milena und Semir relativ problemlos die beiden unterbelichteten Wachen. Jetzt sind sie also auch noch bewaffnet, ich hoffe, die Flucht gelingt!
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Kaum kamen sie an der KTU an und gingen zu Hartmut´s Computerarbeitsplatz, da sahen sie ihn schon dasitzen. Das verletzte Bein hatte er auf einen zweiten Stuhl gelegt und mit Jagdfieber im Gesicht wies er auf ein Handy und andere Dinge, die vor ihm lagen. „Als ich die Sachen Heimer´s in der Tüte angeschaut habe, die der bei seinem Tod dabei hatte, habe ich plötzlich gesehen, dass das Handy noch an war und obwohl der Akku schon schwach ist, stellte ich fest, dass heute schon mehrmals immer dieselbe Festnetznummer versucht hat, ihn zu erreichen. Jetzt habe ich mal recherchiert, wer da ständig anruft-das ist ne Schönheitsklinik am Bodensee. Nun fuhr ein Ruck durch Semir. Moment mal, Schönheitsklinik, da war doch was? Genau-nun fiel ihm wieder ein, dass er bei der Durchsicht von Redka´s Sachen von der einen Prospekt gesehen hatte, neben noch einigen anderen deutschlandweit. Ein unglaublicher Gedanke bemächtigte sich seiner: Was wäre, wenn Redka dort sein Aussehen soweit verändert hatte, dass man ihn nicht mehr auf Anhieb erkennen konnte? Hatte Sarah nicht gesagt, dass eine Ähnlichkeit zwischen dem Foto des blonden Redka und dem dunkelhaarigen Einbrecher bestanden habe? Vielleicht hatte der sich tatsächlich so umoperieren lassen, dass er nicht mehr zu erkennen war? Allerdings war der doch dann in Köln-oder etwa schon nicht mehr? Wenn er nun allerdings noch in der Nacht dorthin zurück geflüchtet wäre, warum zum Teufel rief dann ständig jemand auf Heimer´s Handy an? Redka wusste doch dann, dass Heimer tot war?
Gerade als Semir blitzschnell hin-und her-überlegte, läutete das Handy. Alle Anwesenden, die gespannt auf das kleine Teil geblickt hatten, zuckten zusammen, die Chefin reagierte aber schnell und sagte zu Semir: „Gehen sie ran!“ Der nickte und drückte auf „Gespräch annehmen“ aber in diesem Augenblick verabschiedete sich der Handyakku völlig und so war ein Gesprächsaufbau nicht möglich. Hartmut hatte ja die Nummer notiert, so konnte man jederzeit zurück rufen, allerdings hatte Semir es sich nun anders überlegt. Er teilte seine Überlegungen der Chefin, Hartmut und Jenni mit. „Wenn Redka nun doch nicht der Attentäter von heute Nacht war, dann ist naheliegend, dass er Patient in der Klinik ist und vielleicht überhaupt noch nichts von Heimer´s Tod weiss. Dann müssten wir ihn dort überraschen und festnehmen. Wenn er aber der Einbrecher war und danach sofort in die Klinik zurückgefahren ist, dann könnte er das Rauschgift aus dem Porsche mitgenommen haben. Auch dann müssen wir dorthin, um den Stoff zu bergen und ihn festzunehmen. Ich glaube, da führt kein Weg daran vorbei-ich muss an den Bodensee!“ erklärte er.
Langsam nickte die Chefin. Semir´s Erklärungen waren einleuchtend. Wenn sie nun selber dort anriefen, würde Redka misstrauisch werden und sicher zu fliehen versuchen. Auch die örtliche Polizei war vielleicht schwer zu überzeugen, in der Klinik zu ermitteln, solange man noch nichts Näheres wusste-der Professor war sicher ein einflussreicher Mann dort und hätte es nicht so gern, wenn seine Kunden beunruhigt würden, da musste jemand in Zivil rein. „Gut Gerkhan-sie haben mich überzeugt, fahren sie in die Klinik-nur-ich kann nicht mitfahren, sonst läuft hier in Köln überhaupt nichts mehr, bei unserer dünnen Personaldecke. Seien sie vorsichtig und fordern sie rechtzeitig die örtliche Polizei zu!“ gab sie sich geschlagen. „Ich fahre zuvor nur schnell bei Sarah und Ben im Krankenhaus vorbei-und ach ja Chefin, solange wir nichts Näheres wissen und Redka wirklich festgenommen ist, bräuchte ich trotzdem über Nacht Polizeischutz für meine Familie, ab morgen, dem letzten Schultag, fährt meine Frau dann mit den Kindern zu ihren Eltern, aber ich dachte ja eigentlich, dass ich abends daheim bin und selber auf meine Familie aufpassen kann.“ erklärte der kleine Polizist. „Ich rede mit dem örtlichen Revier-ich hoffe, die machen das noch für eine Nacht!“ sagte die Chefin und bis sie sich versahen, war Semir schon in Aufbruchsstimmung und ließ sich von Hartmut die Adresse geben, damit er sie ins Navi eingeben konnte. Wechselwäsche für eine Nacht und Waschzeug hatten er und Ben immer in einer kleinen Tasche im Wagen liegen-wie oft hatten sie schon schnell weggemusst, also musste er vorher auch nicht zuhause vorbei. Andrea würde er von unterwegs aus anrufen und so konnte er gleich starten.
Er nahm die Chefin noch bis zur PASt mit, fuhr dann zur Uniklinik und fragte an der Rezeption nach Ben´s Zimmernummer. Wenige Minuten später stand er vor ihm. Ben war zwar immer noch blass, aber er wirkte auf ihn ein wenig besser als heute Nacht. „Wie geht´s dir?“ fragte er und Ben nickte. „Geht schon-ich bin fast die ganze Zeit am Pennen. Die Chefin war auch schon da, aber sie war total nett und hat Sarah im Rollstuhl zu mir gefahren!“ erzählte er und Semir sagte: „Ich weiss-sie hat es mir schon erzählt. Sie ist bisher auch noch nicht misstrauisch und ich fahre jetzt an den Bodensee und versuche Redka festzunehmen“ sagte er und erzählte Ben noch in kurzen Worten von den Vorkommnissen. „Wenn der dann allerdings auspackt, dann müssen wir doch eine Zukunft als Privatdetektive ins Auge fassen!“ erklärte er seinem Freund und der nickte. „Wenn´s dann eben so ist, dann können wir´s auch nicht ändern!“ sagte er schwach. „Mir ist das gerade eh ziemlich egal. Viel wichtiger ist, dass Sarah wieder gesund wird und unser Baby fit zur Welt kommt!“ und da konnte Semir ihm nur zustimmen. Er sah gehetzt auf die Uhr-Mann er hatte eigentlich überhaupt keine Zeit mehr, nun auch noch nach Sarah zu schauen, da klopfte es an der Tür und Sarah wurde von einer Kollegin von der Intensiv, die gerade Feierabend nach der Frühschicht hatte und kurz bei ihrer Freundin vorbeigeschaut hatte, mit dem Rollstuhl hereingefahren. Semir wechselte noch drei Worte mit ihr und machte sich dann mit einem kurzen Gruß auf den Weg zu seinem Wagen. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt-jetzt musste Redka sich warm anziehen, der Terrier war in Aktion!
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Es ist doch immer das selbe! Hartmut will sein unerschöpfliches Wissen an den Mann bringen und was erntet er dafür: Missachtung- wie gemein! Aber Semir kennt ihn lange genug und teilt gleich Alex mit, wie man den klugen Kriminaltechniker wieder besänftigen kann. Auf jeden Fall ist dieses Gift nicht so einfach an jeder Straßenecke zu erwerben, ich denke, das müsste rauszufinden sein, wer hier mit diesen Drogen umgeht!
Inzwischen bekommen zwei junge Männer Unterricht im Bogen schießen-ob der Champ das nicht vielleicht zu gut kann? -
Wie allgemein üblich checkt Ben erst mal das Facebookprofil des Verdächtigen-da stehen allerdings keine großen Neuigkeiten drin. Nachdem sie so überlegt haben, was der wohl für Beweggründe für einen Verrat und Mord haben könnte, betritt Jenny den Raum. Kevin ist da gar nicht abgeneigt, obwohl Ben sofort versucht, ihm jede Annäherung auszureden! Warum denn bloß?
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Hartmut und Jenni hatten sich gerade bei ihm zu Hause eingerichtet und lagen nun ganz zufrieden nebeneinander auf dem Sofa und unterhielten sich, da läutete schon zum ersten Mal das Telefon. Einer von Hartmut´s Kollegen suchte verzweifelt etwas, konnte es aber nicht finden. Detailliert beschrieb Hartmut, wo das Ding zu finden war und tatsächlich später kam die Rückmeldung: Gefunden! Innerhalb der nächsten drei Stunden kam ein Anruf nach dem anderen-man suchte Vorgänge auf dem Computer, Werkzeuge, es war ein Wunder, dass das Personal nicht verloren ging. „Hartmut, wie machst du das nur?“ fragte Jenni sprachlos. „Die verlieren oder verlegen ja noch ihren eigenen Kopf, wenn da keiner aufpasst!“ Hartmut sah betreten zu Boden. „Na weisst du-irgendwie sind wir schon eine Truppe von Freaks. Jeder hat seine Spezialität und da sind die alle auch wirklich gut, nur so mit dem organisieren und ordnen-das haut manchmal einfach nicht hin und so klappt das halt am besten, wenn einer die Fäden in der Hand hält-und das bin eben ich. Wenn ich normalerweise in Urlaub gehe, dann bereite ich das langfristig vor, dann weiss auch jeder was er in meiner Abwesenheit zu tun hat und dann kommen diese Anrufe auch eher selten, aber ich bin ja nun schon zwei Tage ohne Vorbereitung weg-da kollabieren die fast.
Übrigens-wie geht´s dir? Mir geht´s echt gut, die Schmerztabletten wirken und langsam habe ich mich auch ans Krückenlaufen gewöhnt!“ teilte er ihr mit. Jenni zuckte mit den Schultern-dann allerdings verzog sie ein wenig das Gesicht-das war definitiv die verkehrte Bewegung, aber dann beteuerte sie: „Bei mir ist es auch nicht mehr schlimm, ich kann halt mit dem Arm nichts machen, aber sonst geht es!“ erklärte sie und so sagte Hartmut nach einem Blick auf die Uhr. „Es ist jetzt eigentlich Mittagessenszeit und ich hätte auch Hunger. Was wäre, wenn ich mal Semir anrufe-vielleicht könnte der uns, wenn er nicht gerade weit weg nen Einsatz hat, abholen und in die KTU fahren? Dann könnte ich da nach dem Rechten sehen, wir nehmen uns unterwegs irgendwo was zu futtern mit und ich bereite die Sachen dort so vor, dass meine Mitarbeiter auch mal ein paar Tage ohne mich zurechtkommen!“ schlug er vor und Jenni stimmte nach kurzer Überlegung zu.So kam es, dass kurz nach eins-Semir war gerade mit einer Tasse Kaffee in der Hand vom Mittagessenstisch aufgestanden-sein Telefon klingelte. „Hartmut-geht in Ordnung, ich nehme euch auf dem Weg mit-ich fahre auch jetzt erst zur Arbeit, warum erzähle ich euch unterwegs!“ sagte er und wandte sich dann wieder Andrea zu: „Also dann ist das abgemacht: Du fährst jetzt dann mit den Kindern zu deiner Freundin und bleibst dort so lange, bis ich Feierabend habe. Dann kann ich abends wieder auf euch aufpassen. Ich hatte ganz vergessen, dass ja ab morgen Ferien sind, das heißt, zumindest vorrübergehend könntest du mit den Kindern dann auch zu deinen Eltern, bis ich herausgefunden habe, wer da eingebrochen ist und warum, denn dass das eindeutig mir gegolten hat, ist ja klar-ich weiss nur nicht, wer gerade so eine Wut auf mich hat, dass er mich erledigen möchte-na ja sagen wir mal so-eine Ahnung habe ich schon, aber das müssen wir erst ermitteln und den Kerl festsetzen!“ erklärte er ihr und Andrea sah traurig zum Fenster hinaus. Hörte das denn nie auf? Ständig gerieten Semir, aber auch die Kinder und sie wegen seines Berufs in Gefahr. War es das wirklich wert?
Aber dann schob sie die trüben Gedanken zur Seite und berichtete Semir, dass Fido wohl überleben würde und morgen schon nach Hause käme. „Der kriegt eine Riesenwurst von mir und ich denke, an den Tierarztkosten sollten wir uns auch beteiligen-immerhin hat der Einbruch ja vermutlich mir gegolten, das weiss unser Vermieter nur nicht!“ überlegte Semir laut. Andrea nickte-ob der allerdings so begeistert wäre, wenn er das erführe, wagte sie zu bezweifeln!So kam es, dass wenig später Semir, dem vor dem Gespräch mit der Chefin schon Angst und Bange war, mit Hartmut und Jenni im Schlepptau, die inzwischen auch auf dem Laufenden waren, erst zur KTU fuhr, wo er sie mit ihren Pizzakartons raus ließ und dann weiter in die PASt tigerte. Immer langsamer wurden seine Schritte, je näher er dem Büro der Chefin kam, die gerade telefonierte. Er setzte sich ihr gegenüber auf den Stuhl und wollte gerade ansetzen zu sprechen, da stand die auf und griff nach ihrer Jacke: „Gerkhan auf zum Hafen-Heimer´s Porsche wurde gefunden-und dabei einige aufschlussreiche andere Dinge!“ erklärte sie ihm. „Und außerdem weiss ich Bescheid was heute Nacht los war und habe Jäger und seine Verlobte schon im Krankenhaus besucht, wobei sie das Wort „Verlobte“ besonders betonte. „Geht es den beiden gut?“ fragte Semir und erwartete fast seine Suspendierung, aber die Chefin lächelte. „Na ja gut ist was anderes, aber ich denke, die werden beide wieder auf die Füße kommen!“ erklärte sie und Semir atmete innerlich auf, auch als er erfuhr, dass Ben auf Normalstation lag und Sarah ihn schon besucht hatte, das klang doch gut und vielleicht würde die Geschichte doch noch ein gutes Ende nehmen.
Am Hafen angekommen wurden sie schon von einem Hundeführer mit Drogenspürhund und einigen Männern von der Spusi erwartet. Das Garagentor war fachgerecht aufgemacht und der Hundeführer erklärte, wie es zu diesem Zufallsfund kommen konnte. „Nach dem mein Hund schwere Arbeit in den Lagerhäusern geleistet hatte, wollte ich ihm ein wenig Erholung gönnen und bin mit ihm an diesen Garagen vorbei in Richtung zu dem kleinen Wiesenstück da vorne gegangen, wo ich ihn laufen und wälzen lassen wollte, um ihm die Arbeitsfreude zu erhalten und ihm eine Pause zu gönnen. Als wir hier vorbeigelaufen sind, wurde er plötzlich ganz aufgeregt, hat den Boden beschnuppert und einen Drogenfund am Garagentor angezeigt. Ich habe meine Kollegen gerufen, die haben versucht den Besitzer rauszufinden, der aber nicht gesagt hat, an wen er die Garage vermietet hat und in Absprache mit der Staatsanwaltschaft durften wir sie öffnen. Dort drinnen steht ein schwarzer Porsche und da ist uns gleich die Fahndung eingefallen und wir haben sie verständigt. Neben dem Fahrzeug liegen schwarze Klamotten auf dem Boden und der Hund will auch ins Fahrzeug, was bedeutet, dass dort ebenfalls Drogenspuren sind!“ erklärte er. Semir besah sich die am Boden liegende Kleidung. Genauso hatte Sarah ihm die Kleidung des Attentäters beschrieben-sollten sie hier die Verbindung entdeckt haben? „Wir müssen versuchen an der Kleidung DNA-Spuren zu finden, vielleicht können wir die zuordnen!“ sagte Semir.
Die Chefin, die seine Gedanken erraten hatte, sagte: „Ich habe Sarah schon ein Bild von Redka gezeigt, aber sie konnte nur eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Einbrecher feststellen-vielleicht gehören doch noch mehr Leute zu dieser Bande!“ vermutete sie und Semir nickte mutlos. Wenn das so war, würde es sehr schwer sein, ihr Lügenmärchen aufrecht zu erhalten, je mehr Leute von Ben´s Drogensucht wussten, desto erpressbarer waren sie. Er sah sich schon in einer Privatdetektei untreue Ehemänner beschatten und beinahe verzweifelt wurde ihm bewusst, wie sehr er seinen Beruf doch liebte.
In diesem Augenblick allerdings läutete sein Telefon und Hartmut war dran: „Semir, du glaubst nicht, was ich rausgefunden habe! Kannst du gleich in die KTU kommen!“ sagte er aufgeregt und Semir sagte nach kurzer Rücksprache mit der Chefin zu. Der Porsche würde ebenfalls dorthin zur Untersuchung gebracht werden und nun war Semir, der aufs Gas drückte, gespannt, was Hartmut für sie für eine Überraschung hatte.