Beiträge von susan

    Also ich denke auch, dass die jungen Männer irgendwo gemeinsam sind-nur hoffe ich, dass die noch nicht tot sind!
    Witzigerweise habe ich auch Freunde-die gehen eigentlich ganz bürgerlichen Berufen nach, aber ihre Freizeit verbringen sie indianisch. Die haben statt ner Sauna ne Schwitzhütte im Garten, wo anderen nen Wohnwagen haben fahren die mit dem Tipi in Originalausrüstung zum Treffen mit Gleichgesinnten und bevor sie zum Arzt gehen, suchen sie erst mal ihren Schamanen auf. Übrigens sind die auch fantastische Bogenschützen und haben das im Verein gelernt, oh Mann-gerade tun sich Abgründe auf! Vor allem war ich da auch schon öfter zu Besuch wenn die ein größeres Lager mit vielen Tipis hatten und die indianische Lebensart gepflegt haben-das hat mir immer super gefallen und bei deren Hochzeit war das Highlight der indianische Geschichtenerzähler und das Lamm am Spieß!
    Also bin ich mir ganz sicher, dass es auch rund um Köln so organisierte Indianerfans gibt und die kennen sich alle untereinander-komm Semir, gib dir nen Ruck und geh Büffel jagen-irgendwie muss man nämlich in die Kreise reinkommen!

    Semir war völlig erschöpft ins Bett gefallen. Er hatte noch kurz überlegt, aber dann in der PASt angerufen, dass er heute später kommen würde. Er würde und konnte sich jetzt einfach keinen Wecker stellen! Vor dem Haus hatten zwei uniformierte Kollegen Wache geschoben. „Hallo Semir!“ begrüßte ihn der eine, der schon gelegentlich mit ihm zu tun gehabt hatte. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse. Niemand hat sich dem Gebäude genähert, seitdem du weg warst!“ berichtete er und Semir dankte ihm herzlich. „Ich bin jetzt daheim und nachher gehen meine Frau und die Kinder sowieso aus dem Haus. Ich denke, ihr könnt den Einsatz abbrechen, denn wenn wir den Verbrecher nicht schnappen, müssen die eh in eine Schutzwohnung!“ teilte er seinen Kollegen mit, die sich herzlich verabschiedeten und dann in ihr Revier fuhren. Semir schlüpfte neben Andrea ins Bett, die sich schlaftrunken umdrehte. „Wie geht es Sarah und Ben?“ wollte sie im Flüsterton wissen, denn Semir hatte sie aus dem Krankenhaus schnell angerufen und über die Neuigkeiten informiert-auch dass sie bewacht wurden- und Semir sagte: „Soweit gut-bringst du die Kinder dann nachher weg und gehst zur Arbeit? Bis mittags stehe ich auf und dann überlegen wir gemeinsam mit der Krüger, wie hoch die Gefahr für euch einzuschätzen ist und was wir weiter unternehmen!“ Andrea nickte und stand wenig später auf, denn wenn sie nun nochmals einschlief, würde sie in einer Stunde nicht mehr aus dem Bett kommen.

    Als sie ein bisschen später ein ankommendes Auto und Geräusche aus der Garage hörte, sah sie hinunter und bemerkte, dass ihr Vermieter sehr blass, aber ohne Hund die Haustür aufsperrte. Sie eilte die Innentreppe hinunter. „Wie geht es Fido?“ fragte sie und war schon auf das Schlimmste gefasst, aber ihr Vermieter lächelte sie an: „Ihm geht es Gott sei Dank gut! Er wurde in der Klinik sofort operiert, die haben die Kugel entfernt und meinen, er wird wieder völlig gesund werden!“ sagte er erleichtert. „Ich habe so lange gewartet, bis die Operation zu Ende und er wieder richtig wach war. Morgen können wir ihn vermutlich schon nach Hause holen, allerdings muss er sicher noch einige Wochen einen Verband tragen und geschont werden-ich bin nur glücklich, dass uns dieser wundervolle Hund erhalten bleibt!“ sagte der Mann. Andrea war ebenfalls erleichtert und konnte fast die Tränen nicht zurückhalten. „Alles Gute!“ sagte sie herzlich und ging dann wieder nach oben um die Kinder zu wecken.

    Als die Krüger ins Büro kam, sah sie erst einmal interessiert die Polizeieinsätze der vergangenen Nacht in Köln durch, die sie durch eine Art Ticker aus der Zentrale gemeldet kriegte. Dann stutzte sie. Das war doch Gerkhans Adresse! Sie scrollte zurück und klickte die Info an. Schießerei mit mehreren Verletzten war da zu lesen. Gleich bei der Meldung zuvor war ein Einbruch mit Schusswaffengebrauch, aber ohne verletzte Personen vermeldet. Ach du liebe Güte-und das war Gerkhans aktuelle Adresse! Was war da los und warum hatte ihr niemand Bescheid gesagt, wenn einer ihrer Männer in ein Verbrechen verwickelt war! Sie versuchte Semir zu erreichen, aber der hatte sein Handy auf lautlos und das Festnetztelefon auf dem sie als Nächstes anrief, war zwar im Flur vor dem Schlafzimmer, aber Semir hörte es vor Erschöpfung einfach nicht. Andrea hatte den Rolladen geschlossen und so schlief er einfach und lud seine Batterien wieder auf.
    Gerade wollte die Krüger aufspringen und zu ihrem Hauptkommissar nach Hause fahren und nach dem Rechten sehen, da bog Susanne um die Ecke, die ebenfalls vor 10 Minuten ihren Dienst angetreten und die Nachrichten von der Nachtschicht übergeben bekommen hatte. „Semir hat vor zwei Stunden angerufen-er kommt heute später-Gründe hat er keine genannt!“ richtete sie die Info der Nachtdienstkollegin aus. Die Krüger atmete auf-immerhin war er wohl am Leben, aber das würde sie herausfinden, was da heute Nacht losgewesen war! Nach kurzer Überlegung rief sie in der zuständigen Polizeidienststelle an und fragte, was denn in der Nacht vorgefallen war. Einer der Beamten, der beim Einsatz dabei gewesen war, war zufällig noch anwesend und der berichtete ihr kurz von den nächtlichen Vorfällen. „Wir wurden über die Leitstelle kurz nach Mitternacht zu einem Einbruch beordert. Als wir ankamen, war dort ein verletzter Hund, aber der Einbrecher der ihn angeschossen hatte, war schon über alle Berge. Es gab aber keine Personenschäden und entwendet wurde auch nichts. Frau Gerkhan, die Frau unseres Kollegen war auch anwesend und hat uns berichtet, dass ihr Mann versucht, den Einbrecher zu verfolgen. Wenig später kam dann über die Leitstelle ein zweiter Einsatzbefehl ganz in der Nähe, ein Notarzt hatte eine Schussverletzung gemeldet und als die Kollegen dort eintrafen, war da Semir Gerkhan und die Verletzte war die Lebensgefährtin vom Kollegen Jäger. Er und seine Freundin wurden ins Krankenhaus gebracht, die Schussverletzung hatte die Frau, aber Jäger hat vor Ort Blut erbrochen und wurde deshalb auch mitgenommen!“ erzählte der Polizist und verabschiedete sich nun in den wohlverdienten Feierabend. „Ach nur schnell-in welches Krankenhaus wurden die Verletzten gebracht?“ wollte Frau Krüger wissen und als der Kollege antwortete: „In die Uniklinik!“ nickte sie und beschloss, dort erst einmal selber nach dem Rechten zu sehen.„Bonrath-sie halten die Stellung! Nachdem unsere Personaldecke nun ziemlich ausgedünnt ist, darf einfach nichts mehr passieren. Ich fahre zur Uniklinik und schaue, wie es Jäger und seiner Freundin geht!“ informierte sie ihn und Dieter nickte. Zusammen mit Susanne hielt er die Stellung und disponierte die freien Kollegen.

    Kim Krüger kam in der Klinik an und fragte, wo Ben lag. Man schickte sie auf die gastroenterologische Station. Mann-da hatten Jägers Magenbeschwerden ja wohl einen ernsteren Hintergrund gehabt. Sie hatte erst gedacht, er würde das simulieren und in Wirklichkeit gäbe es einen völlig anderen Grund für seinen Krankheitsausfall, wobei sie sich ehrlich gesagt auch nicht hatte vorstellen können welchen, aber Fakt war, dass Jäger schon seit einigen Tagen-nein sogar Wochen-schlecht aussah und auch abgenommen hatte. Als sie an der Zimmertüre klopfte, ertönte ein schwaches: „Herein“.
    Ben lag alleine in dem Zweibettzimmer. Er war sehr blass und über ihm hingen zwei Infusionsflaschen. „Wie geht’s ihnen denn?“ fragte Kim Krüger mitleidig und trat an sein Bett. Erst eine halbe Stunde vorher war Ben von der Aufnahmestation, wohin die Patienten nachts kamen und die auch ein begrenztes Monitoring hatte, auf ein normales Zimmer verlegt worden. Sein Kreislauf war halbwegs stabil, man hatte vor der Verlegung nochmals Blut abgenommen und der Hb-Wert war nicht weiter gefallen-ein Zeichen, dass die Blutung stand. Nun würde man seinen Wasser-und Elektrolythaushalt auffüllen, er blieb streng nüchtern, durfte also wirklich nur den Mund ausspülen und am nächsten Tag würde man eine Kontroll-ÖGD machen. Das alles hatte man ihm vor der Verlegung mitgeteilt und er war so müde und fertig, dass er dazu nur mit dem Kopf genickt hatte. Nun antwortete er auf die Frage der Chefin. „Na ehrlich gesagt geht´s mir nicht so gut-aber am meisten mache ich mir Sorgen um meine Lebensgefährtin. Die wurde gestern angeschossen, hat sich das Handgelenk gebrochen und Wehen hatte sie auch. Ich kann aber noch nicht aufstehen, ich habe es schon mehrfach versucht, aber es geht einfach nicht, dabei will ich doch nur zu ihr!“ sagte er völlig mutlos. „Und warum sind sie hier?“ wollte die Chefin nun wissen. „Ich habe Magengeschwüre und hatte auch Brechdurchfall seit ich nicht mehr im Dienst bin. Jetzt hatte ich heute Nacht eine Magenblutung und die wurde bei einer Spiegelung gestillt, ich fühle mich aber immer noch sehr schwach!“ berichtete er verzweifelt. „Wo liegt denn ihre Freundin?“ fragte Kim Krüger mitleidig. „Angeblich auf der Entbindungsstation, aber ich habe sie nicht mehr gesehen, seitdem ich hier im Krankenhaus bin-nur Semir hat mir das ausgerichtet!“ erklärte er mutlos und die Krüger nickte. „Ich werde mal sehen was ich rausfinden kann!“ sagte sie freundlich und fragte sich dann zur Entbindungsstation durch.

    Sarah, die die Chefin ja auch kannte, lag mit einer Mutter, die ihr Baby schon bekommen hatte in einem Zweibettzimmer. „Sarah, wie geht´s ihnen denn?“ fragte die Chefin herzlich und konstatierte erleichtert, dass sie noch einen dicken Bauch hatte. Also war das Kind noch nicht geboren-es war doch noch eine Weile vor dem Termin, das wusste sie, denn da hatte Jäger flexiblen Urlaub beantragt. Auch bei Sarah hing eine Infusion, der eine Arm war dick verbunden und ruhte in einer Schiene. Als Sarah sah, wer sie da besuchte, versuchte sie zu lächeln. Oh nein-hoffentlich flogen sie jetzt nicht auf-bis jetzt hatten sie Ben´s Entzug doch so gut geheim halten können. „Ich war schon bei ihrem Partner-er macht sich große Sorgen um sie, kann aber noch nicht aufstehen!“ sagte sie. Sarah nickte. „Ja er hatte ziemlichen Brechdurchfall und war recht mies beieinander, darum sind wir ja auch beide hier gelandet!“ sagte sie harmlos. Die Chefin fragte nun: „Sie wurden ja angeblich in Semir´s Haus angeschossen-was zum Teufel haben sie denn da gemacht?“ fragte sie und Sarah antwortete verzagt. „In unserer Wohnung waren Holzkäfer und deshalb musste der Kammerjäger kommen. Bis das gelüftet ist, mussten wir ausziehen und mit Brechdurchfall wollte Ben auch nicht in ein Hotel. Deshalb hat uns Semir die kleine Einliegerwohnung im Keller seines Hauses angeboten-die ist bewohnbar und war für ein paar Tage die beste Lösung. Vergangene Nacht kam allerdings ein Einbrecher und hat auf uns geschossen!“ erzählte sie und hoffte innerlich, dass ihr die geschönte Geschichte abgekauft wurde. „Haben sie den Mann erkannt?“ fragte die Chefin, aber Sarah schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn noch nie zuvor in meinem Leben gesehen!“ versicherte sie wahrheitsgemäß. Die Chefin zeigte ihr auf ihrem Smartphone ein Foto von Redka, aber Sarah schüttelte den Kopf. „Eine Ähnlichkeit besteht, aber mehr auch nicht!“ erklärte sie.
    Nun kam die Schwester herein und stöpselte Sarah´s Infusion ab. „Sie haben gelockerte Bettruhe, dürfen also schon kurz aufstehen, sollen sich aber noch viel ausruhen. Das letzte CTG war nicht auffällig und wir hoffen jetzt, dass das auch so bleibt. Sollte der Bauch hart werden oder sie Kreuzschmerzen kriegen, dann melden sie sich bitte!“ sagte sie und nun hatte Sarah gleich eine Bitte: „Ich möchte unbedingt zu meinem Verlobten!“ sagte sie und die Krüger sah sie überrascht an-von einer Verlobung hatte sie ja noch gar nichts gehört! „Zum Laufen ist das zu weit, aber wenn ihr Besuch sie im Rollstuhl fährt, können wir das durchaus verantworten!“ erlaubte die Schwester das mit einem breiten Lächeln und so kam es, dass beim nächsten Türöffnen Ben plötzlich seine Sarah vor sich hatte, sie daraufhin fest in die Arme schloss und ihr Liebesschwüre ins Ohr flüsterte. Frau Krüger ging sogar kurz aus dem Zimmer, um das Paar nicht zu stören. Zehn Minuten später allerdings fuhr sie die zufriedene Sarah, die immer noch nichts von der Magenblutung wusste, dann aber zurück in ihr Zimmer und machte sich auf den Rückweg zur PASt-einer musste hier wenigstens arbeiten.

    Gut-Erklärung akzeptiert, aber es hat sich für mich einfach unverständlich gelesen, denn ich dachte, nachdem sie Florian ja doch das Skalpierungsfoto gezeigt hatten, wäre das zweifelsfrei gewesen.
    Nun identifiziert der aber seinen Bruder vor Ort. Erste Obduktionsbefunde sind auch schon da-hui da waren die Toxikologen aber fix!
    Aber sehr merkwürdig kommt mir diese Melanie vor!

    Gut-Justin ist es nicht. Anscheinend war der Fotograf der Leiche aber so rücksichtsvoll, das Blut auf dem Gesicht zu wischen und das so zu bearbeiten, dass man die Skalpierung nicht erkennen kann. Warum man der Frau aber trotzdem das Foto noch unter die Nase halten musste, verstehe ich nicht ganz, denn dann konnten anhand des gezeigten Fotos von Justin -das das mit ins Grab soll ;)-Semir und Alex ja selber feststellen, dass er das nicht war-und dann gibts ja zur Sicherheit heute noch die DNA-Tests.

    Genauso bringt mich das jetzt zum Grübeln: Semir und Alex erkennen zweifelsfrei, dass der Mann auf dem Foto derselbe wie der ist, der vor ihnen steht. Was soll also die blöde Frage? Entweder das ist ein Zwilling (oder Drilling-Mehrling) oder der ist gerade von den Toten auferstanden, hat seinen Skalp wieder aufgesetzt und ist schnell vor ihnen ins Hochhaus geeilt.

    Oh-Lukas hat also Milena und die anderen verraten! Allerdings hat er es selber mit dem Leben bezahlt-würde sagen-Pech gehabt, aber wer sich mit Verbrechern einlässt, muss mit sowas rechnen.
    Anscheinend sind da ja zwei gegeneinander agierende Verbrecherbanden am Werk, die alle mit Rauschgift schmuggeln und unsere Helden sind da gehörig zwischen die Fronten geraten!
    Die Chefin kommt nun Alex näher, aber der kann nun in seinem Zustand wirklich nichts machen, außer gesund werden. aber ich finde es sehr schön, dass er sich so Sorgen um seinen neuen Partner macht!

    Gut-das habe ich kapiert, dass nur Bella und die Verbrecher getötet wurde und die Krüger inzwischen eingetroffen ist und Semir und Jenni gerettet hat. Der Rest ist allerdings ein wenig konfus-was soll diese SMS und wer hat die geschrieben?

    In der Schönheitsklinik am Bodensee wurde gespart. Obwohl es eigentlich deutschlandweit üblich war, dass im OP der Anästhesist eine Narkosefachkraft zur Seite hatte, die sich zusammen mit dem Arzt um alle Dinge rund um die Narkose kümmerte, war das in dieser Privatklinik-wie übrigens in vielen Privatkliniken-anders. Der Anästhesist stellte ja für die Narkose eine eigene Rechnung und wenn er da eine Helferin haben wollte, dann musste er sie aus diesem Säckel selbst bezahlen-anders als in normalen Kliniken, wo die Anästhesieschwestern/pfleger vom Haus angestellt waren und meist eine Fachweiterbildung hatten. So hatte, wie so viele andere, zwecks Gewinnoptimierung auch dieser Narkosefacharzt beschlossen, dass er so eine Hilfe nicht brauchte. Er checkte seine Geräte selber, zog sich alleine die Medikamente auf und richtete zum Intubieren her. Nur bei der Intubation selbst half kurz der Springer, dessen Aufgabe das aber eigentlich nicht war. Der wurde dafür aber extra entlohnt.

    Als Redka nun vom Propofol einschlief, hatte sein Anästhesist alles gut vorbereitet und sah dieser Routineaufgabe auch völlig relaxed entgegen-immerhin hatte er diesen Patienten erst in der vergangenen Woche problemlos intubiert. Redka bekam noch das Fentanyl gespritzt und nun überstreckte der Anästhesist den Kopf und begann das Laryngoskop einzuführen. Kaum berührte er das Gaumensegel begann Redka zu würgen und plötzlich waren da Unmengen von angedauten Speiseresten. Redkas Spontanatmung war teilweise noch erhalten und bevor der Narkosearzt zum Sauger greifen konnte, hatte Herbert eine Riesenladung Erbrochenes eingeatmet. Verzweifelt versuchte der Narkosearzt zu saugen, aber die Brocken waren zu groß, als das man sie so hätte herausholen können. Die Luftröhre war wie zubetoniert und innerhalb kürzester Zeit wurde der Patient kitzeblau, weil überhaupt keine Luft mehr in ihn ging. Der plastische Chirurg hatte einen engen Zeitplan und hatte vor Beginn der Operation noch ein Patientengespräch geführt. Es war also üblich, dass der erst in den OP kam, wenn der Patient schon auflag und die Desinfektionsmaßnahmen beendet waren-erst dann rief man ihn an. So war der Narkosearzt nun also der einzige Arzt im OP. Die instrumentierende Schwester und der Springer hatten zwar vor vielen Jahren mal eine konventionelle Ausbildung in der Krankenpflege gemacht, arbeiteten nun aber schon viele Jahre außerhalb der Notfallmedizin. In so einer Privatklinik hatte man angenehme Arbeitszeiten, keine Wochenend-und Nachtdienste, da konnte man alt werden im Job.

    „Schnell, ich brauche nen größeren Sauger!“ befahl der Narkosearzt, aber weil er die Sachen ja immer selber vorbereitete, wusste der Springer erst nicht, wo er suchen sollte und so dauerte und dauerte das. Der Narkosearzt hatte derweil den Intubationsversuch abgebrochen, schmiss das Laryngoskop zur Seite, griff zur Maske und versuchte nun mit Maske und Ambubeutel mechanisch Luft und Sauerstoff in seinen Patienten zu pumpen, aber weil die Luftröhre total verlegt war, funktionierte das einfach nicht. Inzwischen war Redka nicht mehr blau, sondern fast schwarz im Gesicht und begann bradykard zu werden. Nun erst begann auch die instrumentierende, steril gewaschene Schwester zu begreifen, dass hier ein echter Notfall vorlag. Bisher hatte sie immer noch peinlich darauf geachtet, sich ja nicht unsteril zu machen. Endlich reagierte auch sie und griff zum Telefon: „Herr Professor-schnell, wir brauchen im OP ihre Hilfe, der Patient erstickt!“ schrie sie in den Hörer und der plastische Chirurg meinte seinen Ohren nicht zu trauen-sowas durfte in seiner Klinik doch einfach nicht vorkommen! Zusammen mit seinem Assistenten, der ebenfalls plastischer Chirurg werden wollte und nun zum Lernen beim Professor war, hetzte er in den OP-Bereich. Ohne sich umzukleiden stürzten die beiden Ärzte in den Saal und fanden dort drei völlig verzweifelte Personen vor, die irgendwie versuchten, Luft in den tiefblauen Patienten zu pumpen, der inzwischen nur noch eine Herzfrequenz von 20 hatte und eine nicht mehr messbare Sauerstoffsättigung.
    „Was ist passiert?“ wollte der Professor wissen. „Der Patient war nicht nüchtern und hat aspiriert, ich kriege ihn nicht intubiert!“ schrie der Narkosearzt hektisch. Während der eine Arzt nun begann Redka´s Herz zu massieren, weil der inzwischen am EKG eine Nulllinie hatte, gelang es nun dem Professor und dem Narkosearzt gemeinsam mit einer Magillzange-einer Spezialzange mit der man Fremdkörper aus dem Rachenraum holen konnte- den oberen Atemweg soweit frei zu bekommen, dass man unter Sicht den Tubus einführen konnte. Nun beatmete man Redka mit reinem Sauerstoff und als der Chirurg aufhörte zu reanimieren, sah man, dass er wieder einen Herzschlag hatte. Sehr sehr langsam begann sich der Pulsschlag wieder zu normalisieren, aber als der Narkosearzt mit zitternden Fingern den Tubus verklebte, sagte er verzweifelt: „Das hat viel zu lange gedauert!“
    Er holte aus seiner Schublade eine Taschenlampe und leuchtete in Redka´s Augen. Die Pupillen waren weit und lichtstarr. Der Professor schluckte, als er es sah-eines war klar-dieser Patient war auf jeden Fall aus Sauerstoffmangel schwer hirngeschädigt. Gut, was noch kommen würde, das konnte man nicht vorhersagen, das hing auch mit von der weiteren Versorgung ab, aber auf jeden Fall würde er das nicht folgenlos überstehen. Fassungslos musterten die Anwesenden auch den Schmodder, den man abgesaugt und rausgeholt hatte. Deutlich konnte man die Reste von Hamburgern oder Ähnlichem erkennen. „Mein Gott-der muss sich vor weniger als zwei Stunden noch den Bauch mit Fast Food vollgeschlagen haben, dabei habe ich in meinem Narkoseaufklärungsgespräch eindeutig darauf hingewiesen, dass er zuletzt am Vorabend etwas Leichtes essen solle, trinken durfte er ja bis vier Stunden vor der OP!“ sagte der Narkosearzt kopfschüttelnd.

    Schweren Herzens rief man nun die Leitstelle an. „Wir brauchen in der Bodenseeklinik einen Hubschrauber. Wir hatten einen Narkosezwischenfall und der Patient ist reanimiert worden, momentan hat er einen Kreislauf, aber er muss so schnell wie möglich in ein Zentrum!“ erklärte der Narkosearzt dem Koordinator in der Leitstelle und der versprach, sofort einen Flieger loszuschicken. Wenig später übernahm der Hubschraubernotarzt den Patienten. Auch er sah kopfschüttelnd auf die Speisereste, die man extra noch hatte liegen lassen, dass der auch die Ursache für die Asphyxie erkennen konnte. „Mein Gott wie unvernünftig manche Leute sind!“ stellte auch er fest. „Nun wird er das vielleicht mit dem Leben bezahlen!“ und dann machten sie den Patienten soweit transportfähig. Der Notarzt legte noch einen arteriellen Zugang, damit er Redka während des Flugs überwachen konnte. Auch ein RTW war zugefordert worden, der ein wenig später kam, aber man musste den intubierten Patienten ja erst mal irgendwie zum Hubbi befördern und so nahm die Notfallroutine ihren Lauf. Eine halbe Stunde später war Redka im nächsten Großklinikum auf der Intensivstation, aber er hatte unterwegs bereits begonnen Krämpfe zu bekommen-ein schlechtes Zeichen. Der Professor versuchte nun, während sich das OP-Team auf den nächsten Eingriff vorbereitete und die Räumlichkeiten sorgsam desinfiziert wurden, Angehörige zu verständigen. Redka hatte aber nur eine Handynummer hinterlassen und einen zugehörigen Namen: Rudolf Heimer. Als niemand hinging, auch keine Mailbox, zuckte der Arzt mit den Schultern-er würde es später noch einmal versuchen und vielleicht konnte seine Bürokraft über den Namen noch eine andere Nummer herausfinden.

    In der KTU läutete derweil in dem Päckchen, in dem Heimer´s Sachen für die Spurensicherung bereit lagen, das Handy, aber keiner ging ran. In Hartmuts Abwesenheit waren seine Kollegen schwer überfordert und versuchten nur irgendwie den Betrieb aufrecht zu erhalten-denn der hatte sonst alle Fäden in der Hand und koordinierte die Arbeitsaufteilung, aber stattdessen war der gerade gemeinsam mit Jenni in einem Taxi auf dem Heimweg vom Krankenhaus. „Jenni-ich finde das so toll von dir, dass du mich zuhause unterstützt!“ sagte er liebevoll und die junge Frau, in deren Bauch es ordentlich kribbelte, nickte mit strahlenden Augen und musste sich eingestehen-sie war verliebt!

    Oh Mist-es war tatsächlich Lukas-allerdings wurde der ermordet und das ist natürlich eine Schuld, die erneut schwer auf Milena lastet-immerhin hat sie ihre Freunde erst zur Waldhütte geführt und so wahrscheinlich Lukas in Gefahr gebracht! Milena ist sich sicher, dass Alex auch tot ist, aber Semir fühlt, dass sein Partner noch lebt.
    Der hat zwar noch Schwierigkeiten mit dem Sprechen, aber er kann schon ein I-Pad bedienen-Respekt! Allerdings läuft mir da ein warmes Gefühl den Rücken runter-Alex macht sich vor allem Sorgen um Semir und nicht um sich selber-schmelz!
    Jetzt hoffe ich, dass Semir und Black Cat mithilfe von Lukas´Handy eine Möglichkeit finden zu fliehen-bin gespannt, wie sie das anstellen wollen!

    Sarah war inzwischen wie abgesprochen in den OP gebracht worden. Man desinfizierte gründlich unter der Achsel des verletzten Armes und dann stach der Anästhesist in der Einleitung mit einer langen dünnen Nadel genau dorthin. Ehrlich gesagt hatte Sarah sich das schlimmer vorgestellt und als eine kleine Menge Betäubungsmittel eingespritzt worden war, war der ganze Arm nach und nach taub geworden. Man stimulierte mit Klebeelektroden die Nervenbahnen zur Kontrolle noch elektrisch, spritzte ein paarmal nach, aber nach etwa 15 Minuten saß die Plexusanästhesie und sie wurde in den Saal gefahren. Beim Saubermachen der Schusswunde hatte sie noch eine Wehe, aber nachdem die vorbei war, lag sie ganz still auf dem Rücken und ließ den Unfallchirurgen und seine Assistenten machen. Man wickelte, nachdem die Schusswunde schmerzfrei versorgt war, den Arm von unten nach oben straff mit einer Gummibinde, brachte dann eine Art Blutdruckmanschette an, die auf 250mm/Hg aufgepumpt wurde, wickelte dann die Gummibinde wieder ab und hatte so ein nahezu blutleeres Operationsfeld. Nach Desinfektion und Abdecken wurden die Tücher so angebracht, dass sie nichts sehen konnte und während die Operateure ihre Arbeit machten, bekam sie Kopfhörer mit ihren Lieblingssongs ins Ohr gesteckt und ab und an unterhielten sich der Anästhesist und der Gynäkologe freundlich mit ihr. Es wurde gehämmert und geschraubt wie im Heimwerkerkeller, aber nach etwa 30 Minuten war die Fraktur mit ein paar Platten versorgt und sie hatte während der ganzen Zeit keine einzige Wehe gehabt. „Anscheinend wirkt unser gutes Magnesium!“ sagte der Gynäkologe mit einem breiten Lächeln und nun wurde auch Sarah ein wenig lockerer. Man deckte sie nochmals mit einer Bleischürze ab, machte mit dem Bildwandler, einem mobilen Röntgengerät, ein Kontrollbild in jeder Ebene und nachdem das gut aussah, wurde die Blutleere aufgemacht, eine Drainage eingelegt und der Wundverschluss durchgeführt. Man klebte sterile Kleber darüber. Eine stabilisierende Schiene kam über die elastische Binde und nun war in weniger als einer Stunde die OP fertig.
    Sarah´s Arm war immer noch taub und fühlte sich an, als würde er ihr nicht gehören und das würde auch noch mehrere Stunden so bleiben. Der Vorteil war aber auch, dass sie darin keine Schmerzen hatte und so nahm sie das gerne in Kauf. Für eine halbe Stunde kam sie noch in den Aufwachraum und als man sie dann aus dem auf die Frauenstation fuhr, löste sich aus dem Schatten vor dem Aufwachraum Semir, der dort auf sie gewartet hatte.

    Sarah hatte schon gefragt, ob ihr jemand sagen konnte, was mit Ben war, aber man hatte sie vertröstet, dass man das später herausfinden würde, wenn sie wieder auf Normalstation war. Sarah hoffte nun, dass es ihm gut ging und man nicht herausgefunden hatte, warum sein Wasser- und Elektrolythaushalt dermaßen entgleist waren. Als nun Semir auf sie zu trat und besorgt fragte: „Sarah wie fühlst du dich? Ich warte schon eine ganze Weile auf dich, denn Ben will unbedingt wissen, wie´s dir geht!“ fiel ihr fast ein Stein vom Herzen. Wenn Ben sprechen konnte und sich Sorgen um sie machte, war er anscheinend nicht so schlimm krank. „Die haben meinen Handgelenksbruch in einer Leitungsanästhesie versorgt, so habe ich keine Narkose gebraucht. Die Wehen werden seltener und jetzt hoffe ich, dass das Baby doch noch ein wenig drinbleibt!“ sagte Sarah zufrieden. Semir überlegte, ob er ihr von Ben´s Magenblutung erzählen sollte, aber da beschloss er, dass Aufregung für Mutter und Kind wohl nicht so toll wären. Außerdem konnte er selber die Augen kaum mehr offen halten-immerhin hatte er höchstens drei Stunden geschlafen und die Nacht zuvor auch kaum mehr. Kurz entschlossen sagte er: „Sarah-Ben liegt auf der Aufnahmestation. Ich gehe jetzt noch kurz zu ihm und sage ihm, dass du die Operation gut überstanden hast und dann gehe ich nach Hause und lege mich noch für ein paar Stunden hin!“ und Sarah nickte. „Richte Ben aus, dass ich ihn liebe und jetzt schlafen wir alle erst mal ein Ründchen, ich glaube, das haben wir bitter nötig!“ sagte sie und nun war der Pfleger vom Fahrdienst mit ihr an der Station angekommen. Semir hatte mit geholfen, das Bett zu schieben, aber jetzt verabschiedete er sich mit einem festen Händedruck von Sarah und ging noch kurz zu Ben.

    Der lag monitorüberwacht, aber sonst ganz friedlich in seinem Bett und hatte sich vor Sorge um Sarah bisher nicht zu schlafen getraut. „Semir-wie geht´s ihr-und bin ich schon Papa?“ sprudelte er hervor, aber Semir schüttelte lächelnd den Kopf. „Ben ich soll dir schöne Grüße ausrichten, Sarah wurde an der Hand bereits operiert, das ging irgendwie ohne Narkose und die Wehen haben sich beruhigt. Sie ist trotzdem auf der Entbindungsstation, aber es geht ihr gut. Jetzt schlaf erst mal ne Runde-ich fahre jetzt auch nach Hause und gönne mir noch ne Mütze voll Schlaf, denn ich befürchte, die Krüger wird in ein paar Stunden unangenehme Fragen an mich haben. Ich glaube aber, das wird alles ein gutes Ende nehmen, das habe ich im Gefühl!“ sagte er mit einem breiten Grinsen und drückte Ben zum Abschied die Hand. Der nickte müde und als Semir auf leisen Sohlen das Zimmer verließ, war er auch schon eingeschlafen.Als Semir vors Krankenhaus trat, ging bereits vor Kölns prächtiger Silhouette die Sonne auf und die Luft war rein und frisch. Aufseufzend ging er zum Taxistand und nannte seine Heimatadresse, wo er wenig später ankam.

    Na da hat Alex ja noch mal glück gehabt! die Reanimation war erfolgreich und so wies aussieht war die Operation erfolgreich und man konnte ihn sofort extubieren-ein gutes Zeichen! Kim nimmt nun an seiner Seite Platz und agiert zugleich als Personenschützerin-vielleicht nicht das Verkehrteste!
    Semir und Milena versuchen sich derweil zu befreien, aber bevor sie ihre Fesseln mit den Scherben durchgesägt haben, bekommen sie in ihrem Gefängnis Gesellschaft. Wer ist das, wenn Milena deswegen gleich losschreien muss? Lukas-oder wer sonst?

    Oh ja die Urlaubsstimmung kam gut rüber! Jeder der schon mal im Süden in nem annehmbaren Hotel war, kennt diese Stimmung-und auch die Optik, die sich wohl in vielen Hotels gleicht.
    Allerdings kann Semir sich trotz aller Freude, Vertrautheit und Verständnis für seinen alten Freund nicht so richtig entspannen. Semir sei nicht dumm-berede dein Problem mit André, dems ja sichtlich gut geht-sonst kannst du den Rest der Ferien nicht so richtig genießen!

    Ben und Semir waren inzwischen in der Endoskopie angelangt. Der Pfleger, der das Bett schob, öffnete die äußere Tür. „Der Wartebereich ist dort vorne!“ versuchte er es und Semir sah ihn unsicher an und hätte sich auch von Ben gelöst, aber der ließ ihn einfach nicht los. „Semir bleib bei mir!“ bat er und nun kam schon die Endoskopieschwester heraus, die durch die offenstehende Innentür gehört hatte, dass der angekündigte Patient jetzt wohl da war. Mit einem Blick erfasste sie die Situation: „Da hat wohl jemand große Angst!“ sagte sie freundlich und trat zum Bett, um dem Pfleger beim Rangieren zu helfen. „Bitte-kann mein Freund nicht bei mir bleiben?“ fragte Ben und die Schwester lächelte. „Wenn der behandelnde Arzt nichts dagegen hat-meinetwegen-ich frag´ ihn mal!“ antwortete sie und trat in den Nebenraum, in dem der Gastroenterologe gerade Überschuhe und eine bodenlange Plastikschürze anzog. Nach ein paar Worten kam sie wieder heraus und half, das Bett neben den Untersuchungstisch zu rangieren. „Er hat nichts dagegen-sie können dableiben!“ gab sie Semir Bescheid. Diese Situation kam gar nicht so selten vor und wenn die Patienten ruhiger waren, wenn eine vertraute Person bei ihnen war, dann sollte es ihnen Recht sein. Anders als im OP stellte das auch kein Hygieneproblem dar-eine gastroenterologische Abteilung war kein Sterilbereich.

    Man brachte das Bett auf die gleiche Höhe und zog Ben mithilfe eines Rollbretts mitsamt der Patientenunterlage auf den Tisch. Dort lagerte man ihn auf die rechte Seite. Ben war einfach nur erleichtert, dass Semir bei ihm bleiben durfte. Allerdings wurde ihm nun schon wieder furchtbar schlecht und auch schwindlig. Er packte die mitgebrachte Nierenschale aus Pappe fester und erbrach erneut hellrotes Blut. „Oh-das ist ja eine ganze Menge!“ sagte der Arzt, der inzwischen zu dem Grüppchen getreten war, überrascht. „Haben wir schon einen Hb?“ wollte er wissen und der Pfleger, der jetzt aber dringend zurück in die Notaufnahme musste, sagte: „Blut haben wir vorhin abgenommen und ins Labor geschickt. Die Werte müssten eigentlich schon im PC sein!“ und während die Schwester Ben eine neue Nierenschale gab und ihm den Mund mit einem feuchten Einmaltuch abwischte, verschwand der Pfleger, nicht ohne zuvor die Mappe mit den Unterlagen in der Ecke des Raumes, wo auch der Computer stand, abzulegen. „Alles Gute Herr Jäger!“ wünschte er ihm noch und verschwand dann eilig um die Ecke und stellte das Bett dabei noch vor der Tür ab, damit es ihm Raum nicht engte.

    Der Arzt gab nun sein Passwort ein, holte sich Ben´s aktuelle Patientendaten auf den Bildschirm und musterte die mit gerunzelter Stirn. „Das geht auch nicht erst seit gestern!“ sagte er, denn Ben´s ganzer Elektrolythaushalt war völlig entgleist. Der rote Blutfarbstoff war bei neun, was deutlich unter dem Normwert, aber noch nicht lebensbedrohlich war. Allerdings fehlten eine Menge Elektrolyte und trotz Sarah´s Infusionstherapie war das Blut auch ziemlich eingedickt, weil Ben zu wenig Flüssigkeit in sich hatte. „Seit wann geht das und hatten sie auch Durchfälle?“ wollte er von Ben wissen. Der hatte sich wieder ein wenig beruhigt und im Augenblick war ihm auch nicht mehr schlecht, nur der metallische Geschmack von Blut in seinem Mund war mehr als unangenehm. „Ich habe schon seit fast drei Wochen Magenbeschwerden und kaum Appetit!“ sagte er wahrheitsgemäß. Er hoffte, dass der Arzt den Grund dafür weder erfragte, noch von selber draufkam. „Hatten sie beruflich oder privat viel Stress?“ wollte der Arzt nun wissen und Ben nickte. „Durchfall hatte ich erst seit ungefähr zwei Tagen!“ sagte er ehrlich-„da aber heftig!“ fügte er hinzu und der Arzt nickte. Das-zusammen mit dem Entzündungsherd- erklärte die Werte und während die Schwester nun einen Fingerclip über Ben´s Zeigefinger schob, der die Sauerstoffsättigung und die erhöhte Pulsfrequenz mit Infrarot maß und mit einem leichten Piepen anzeigte und ihm noch ein automatisch alle fünf Minuten aufpumpendes Blutdruckmessgerät um den Oberarm schlang, erklärte er, was er nun machen würde.

    „Hatten sie schon mal eine Magenspiegelung?“ fragte er, aber Ben schüttelte den Kopf. „Dann erkläre ich ihnen kurz den Ablauf: Ich werde ihnen jetzt einen flexiblen Schlauch mit einem innenliegenden Kaltlichtkabel über den Rachen in den Magen vorschieben. Sie helfen mir dabei am besten, wenn sie einfach auf Kommando schlucken. Dabei kann ich mir die Speiseröhre, den Magen und den Zwölffingerdarm ansehen und hoffentlich die Blutungsquelle erkennen. Falls es möglich ist, werde ich die Blutung entweder unterspritzen oder einen Clip daraufsetzen. Wenn das nicht geht, müssen die Chirurgen ran-aber das hoffen wir jetzt mal nicht!“ sagte er und setzte dann eine Schutzbrille auf und zog Handschuhe an. Semir wurde gebeten, hinter Ben zu treten. Er hielt dessen eine Hand ganz fest und hatte auch beruhigend die andere Hand auf dessen Schulter abgelegt. Man schob Ben einen Beißschutz in den Mund und machte ihn am Hinterkopf fest, damit er das wertvolle Gerät nicht beschädigen konnte, indem er drauf biss. Das große Licht wurde gelöscht, die Schwester steckte das Kaltlichtkabel des schwarzen Instruments am Lichtspender ein und startete den Videobildschirm. Durch die kleine Kamera wurden die Bilder von der Endoskopspitze auf einen großen Videobildschirm übertragen und während man noch ein wenig Gleitgel auf die Gerätespitze gab, führte der Arzt das Instrument schon in Ben´s Mundhöhle ein.
    Voller Mitleid sah Semir, der gebannt auf den Bildschirm blickte, dass Ben´s Rachen von der ganzen Spuckerei und der vielen Säure knallrot und wund war. „Jetzt bitte schlucken!“ sagte der Arzt ruhig und Ben bemühte sich, der Aufforderung nachzukommen. Allerdings musste er schrecklich würgen, aber trotzdem konnte man zwei Öffnungen erkennen, die eine, die in die Luftröhre und die andere, die in die Speiseröhre führte. Mit traumwandlerischer Sicherheit navigierte der Gastroenterologe das Gerät um die Kurve und während Ben laut würgte, ihm die Tränen in die Augen schossen und der Schleim aus der Nase lief, war der Arzt mit dem Instrument nun in der Speiseröhre angelangt. Zentimeter um Zentimeter inspizierte er die, während Ben beinahe Semir´s Hand zerquetschte. Der Arzt hätte Ben ja gerne ein Beruhigungsmittel gegeben, aber obwohl die Infusion zügig in ihn tropfte, war sein Kreislauf nicht sonderlich gut und jedes sedierende Medikament senkte zusätzlich noch den Blutdruck und Ben war sowieso an der Grenze zum Schock.
    Auch die ganze Speiseröhre war wund, aber zu seiner Erleichterung bestätigte sich die Befürchtung des Arztes nicht. Manchmal kamen starke Blutungen aus dem oberen Gastrointestinaltrakt nämlich von Krampfadern in der Speiseröhre, den sogenannten Ösophagusvarizen. Allerdings waren die ein Zeichen eines erhöhten Pfortaderdrucks und der kam meistens von einer Leberzirrhose bei chronischem Alkoholkonsum, was eine schlechte Prognose bedeutete. Das war aber bei Ben nicht gegeben und während Semir seinem Freund beruhigend über Schulter und Rücken strich, wischte die Schwester dessen laufende Nase mit Zellstoff ab und kühlte seine Stirn erneut mit einem feuchten Tuch. Endlich war das Instrument im Magen angelangt und der war schon wieder zur Hälfte mit frischem, hellrotem Blut gefüllt, was Semir entsetzt und gebannt registrierte. Der Sauger wurde angesteckt und schlürfend saugte der Arzt das Blut und den Magensaft durch den Spülgang des Geräts, damit er überhaupt etwas sehen konnte. Ben war schon wieder furchtbar übel gewesen, aber die Erleichterung setzte bald ein, als sein Magen sich entleerte. Als man das Blut abgesaugt hatte, konnten die Anwesenden die Ursache der Magenblutung erkennen. Ben´s ganzer Magen war flächig entzündet im Sinne einer Gastritis. Man sah aber mehrere große Krater-das waren Magengeschwüre, wie der Internist den Anwesenden erklärte. Mehrere davon hatten anscheinend größere Blutgefäße angefressen und so zu diesen starken Blutungen geführt. Nach allen Regeln der Kunst stillte der Arzt nun soweit möglich eine Blutungsquelle nach der anderen. Wenn er einen Gefäßstumpf mit der Zange greifen konnte, setzte er durch den Arbeitsgang einen Clip darauf, oder andere Gefäße wieder unterspritzte er mit Suprarenin, einem stark gefäßverengenden Medikament. Die Schwester hatte jetzt heftig zu tun-sie reichte die Instrumente an, die alle an langen Schnüren oder Kabeln saßen oder zog Medikamente auf. Ben merkte, wie in seinem Bauch herumgefuhrwerkt wurde und manchmal tat das sogar ziemlich weh, aber Semir war sein Fels in der Brandung. Dessen beruhigendes Streicheln und die warme tröstende Hand war alles, worauf Ben sich noch konzentrierte. Er hatte die Augen geschlossen und hoffte nur, dass es bald vorbei wäre. Immer wieder musste er würgen, aber nach unendlich scheinender Zeit streckte der Arzt, der inzwischen selber ganz verschwitzt war, seinen schmerzenden Rücken, spülte den Magen ein letztes Mal mit Eiswasser und sagt dann befriedigt: „Also-vorerst steht die Blutung!“ Er schob das Instrument noch ein Stück in den Zwölffingerdarm aber damit war die Reichweite des Geräts erreicht. Auch dort waren einige Geschwüre zu finden, aber die bluteten nicht. Vorsichtig zog der Untersucher das Instrument zurück, das Deckenlicht ging an und man löste die Verschnallung von Ben´s Beißschutz und nahm den aus seinem Mund. „Vorerst haben sie´s geschafft, Herr Jäger. Sie kommen jetzt über Nacht auf die Aufnahmestation, wo wir engmaschig ihren Blutdruck und die Blutwerte kontrollieren werden. Morgen machen wir eine Kontroll-ÖGD und hoffen, dass die Blutung weiterhin steht. Außerdem kriegen sie von uns ein ausgefeiltes Infusionsprogramm und Medikamente intravenös, die die Magensäurebildung hemmen. So hoffen wir, dass das Ganze abheilen kann und sie dann ihre Ruhe haben. Alles Weitere besprechen wir, wenn sie sich ein wenig erholt haben!“ erklärte der Arzt und Ben nickte. Zu mehr war er auch nicht mehr fähig-er war nur noch fix und fertig. Die Schwester holte das Bett herein und gemeinsam zogen sie Ben hinüber und deckten ihn zu. Der Fahrdienst wurde angerufen und brachte Ben wie angekündigt auf die Aufnahmestation. Semir lief mit und Ben flüsterte nur: „Semir-schau bitte, ob du herausfinden kannst, wie´s Sarah geht!“ und der nickte und machte sich auf den Weg.

    Das glaube ich, dass der Finder der Leiche fix und fertig ist. Wer nicht beruflich mit Toten umgeht, den haut so ein Erlebnis sicher erst mal um-gut dass er nach der Befragung mal dem Arzt vorgestellt wird!
    Nun erfahren Alex und Semir, dass drei junge Männer vermisst werden und suchen als Erstes die Mutter von Justin auf. Die ist verständlicherweise am Ende-das wäre ich auch, wenn mein Sohn vermisst würde! Ich denke, es wird jetzt anhand von DNA-Abgleichen möglich sein, Justin entweder zu identifizieren oder auszuschließen. Die Ungewissheit, die die Mutter durchmacht, ist so ziemlich das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann.
    Jetzt muss ich aber schon ernsthaft nachfragen Elli-findest du wirklich, dass jemand mit 45 oder 55 Jahren so richtig alt ist? Ehrlich gesagt unterliege ich zwar nicht dem Jugendwahn, fühle mich aber in der Blüte meines Lebens und bin leistungsfähiger und fitter, zudem privat und beruflich belastbarer als je-und ich bin immerhin sechs Jahre älter als die "Alte", die Mutter von Justin. Klar habe ich auch schon geregelt, was nach meinem Tod so passieren soll, aber ich hoffe doch, dass das noch ne Weile dauert, immerhin muss ich ja noch 16 Jahre arbeiten! Und in meinem Freundes-Bekannten- und Kollegenkreis ist das überwiegend auch so. Bei uns in der Arbeit ist jeder unter 80 jung und ich kenne genügend über Neunzigjährige, die so manchen Jüngeren beim Joggen noch nass machen! Also ehrlich gesagt fühle ich mich da fast ein wenig diskriminiert-wenn du nicht nur wenig jünger wärst als ich, wäre ich sogar beleidigt! Der Durchschnittsdeutsche wird gut über 80 Jahre alt, ich bin also noch gut im Rennen-und du auch!

    Sarah war inzwischen in der chirurgischen Notaufnahme versorgt worden. Man hatte sie zum Röntgen gebracht, weshalb sie erst zurückgeschreckt war. „Man darf doch in der Schwangerschaft überhaupt nicht röntgen!“ hatte sie angstvoll gefragt, aber sowohl der Röntgenologe, wie auch der inzwischen eingetroffene Gynäkologe hatten das Gegenteil beteuert. „Sarah, die Strahlenbelastung beim Röntgen der Hand entspricht etwa der beim Aufenthalt in den Bergen oder einer Flugreise. Wir decken dich großflächig mit einer Bleischürze ab, da musst du keine Angst um dein Kind haben!“ beruhigten sie die beiden. Ein Wehenschreiber und ein Ultraschallgerät standen auch schon bereit und nachdem die Röntgenuntersuchung vorbei war, was Sarah ziemliche Schmerzen bereitet hatte, weil man die Hand dazu aus der Schiene hatte nehmen müssen, widmete sich der Gynäkologe sich seiner Patientin.
    Erst untersuchte er sie vaginal und sagte dann: „Der Muttermund ist zwar etwas verstrichen, aber noch nicht geöffnet, wenn wir Glück haben, können wir die Geburt noch ein Weilchen aufschieben!“ erklärte er, während Sarah wieder von einer heftigen Kreuzschmerzattacke überrollt wurde. Die Sensoren des Wehenschreibers, die man mit einer Art Netz über ihren prallen Bauch gespannt hatte, schlugen aus und der Arzt betrachtete die Kurve interessiert. „Wenn es uns allerdings nicht gelingt, den Uterus zur Ruhe zu bringen, dann wird das Kind in wenigen Stunden zur Welt kommen, aber es hält die Wehen gut aus-die Herztöne verändern sich währenddessen nicht und das ist ein gutes Zeichen!“ teilte er ihr dann mit und Sarah hätte ihn schlagen können. Das war ihr schließlich auch klar geworden, dass eine Frühgeburt drohte, als sie erfahren hatte, dass diese wiederkehrenden Kreuzschmerzen echte Wehen waren. Es war noch nicht so schlimm, dass es nicht auszuhalten gewesen wäre, aber angenehm war etwas anderes. Außerdem hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie die Eröffnungswehen zuhause mit Ben´s Unterstützung, vielleicht teilweise in der warmen Badewanne, erleben könnte und sie erst ins Krankenhaus fahren würden, wenn die Geburt schon ziemlich weit fortgeschritten war. Jetzt lag Ben irgendwo getrennt von ihr in diesem riesigen Krankenhaus, sie war verletzt und musste Angst um ihr Kind und um ihn haben und alles war plötzlich ganz anders. Was sie allerdings beruhigte war, dass Ben zwar Kreislaufprobleme hatte, aber nicht angeschossen war. Er war sicher von den Elektrolyten her völlig entgleist und deshalb schwächelte sein Kreislauf, aber wenn man die nach der Blutabnahme zielgerichtet substituierte, dann würde es ihm schnell wieder besser gehen. Außerdem würde normalerweise niemand auf die Idee kommen ein Drogenscreening zu machen und Heroin wäre nach dieser Zeit im Urin und Blut schon nicht mehr nachweisbar, nur in einer Haarprobe oder anderen speziellen und auch teuren Untersuchungen.

    Der Frauenarzt machte noch eine Ultraschalluntersuchung des Uterus, aber dem Baby gings gut und es trat wieder zornig nach dem Schallkopf und versuchte davon zu schwimmen, wie auch immer in der Praxis ihres Gynäkologen. „Na der kleine Treibauf hält wohl nichts von mir!“ sagte der Arzt schmunzelnd und wischte seinen Schallkopf mit einem Desinfektionstuch ab. „Das Kind ist wohlauf und wenn es jetzt zur Welt käme, wäre es zwar ein Frühchen, aber es hätte vom Zeitpunkt her vermutlich keine Probleme mit der Atmung. Es wäre zwar noch ein wenig klein, könnte vielleicht die Temperatur noch nicht so gut halten, aber sonst wäre es nicht in akuter Gefahr. Wir werden jetzt erst mal eine Magnesiuminfusion anhängen und wenn das nicht zum Erfolg führt, schießen wir mit Wehenhemmern nach.“ erklärte er. Er hatte auch die Narbe an Sarah´s Bauch gemustert, wo sie vor wenigen Monaten einer Messerattacke zum Opfer gefallen war. „Zum damaligen Zeitpunkt war die Gefahr für dein Kind viel höher, Sarah, aber jetzt kannst du das Ganze ziemlich gelassen sehen, ich tu´s auch!“ sagte er in aller Gemütsruhe und alleine diese Aussage beruhigte Sarah schon und sie beobachtete, wie er die Magnesiuminfusion hochdosiert über einen Infusomaten anhängte.

    Als nun der Unfallchirurg wieder ins Zimmer kam und sich am PC die Röntgenbilder der Handgelenksfraktur betrachtete, sagte er: „Das muss zeitnah operativ versorgt werden-wie siehts denn aus-macht ihr einen Kaiserschnitt und hinterher dürfen wir uns an der Hand austoben, oder wie ist der Stand der Dinge?“ fragte er den Gynäkologen. Sarah sah ihn ganz entsetzt an. Sie wollte keinen Kaiserschnitt, wenn es nicht medizinisch unbedingt notwendig war und gerade hatte ihr doch der Frauenarzt noch erklärt, dass man die Geburt sehr wahrscheinlich noch aufhalten könne. Aber eine Sectio, das war sowas Endgültiges und noch dazu in Vollnarkose. Sie hatte sich so darauf eingestellt die Geburt aktiv mitzumachen, das durfte doch nicht wahr sein. Nun verließen die beiden Ärzte kurz das Zimmer und Sarah hörte draußen ein Wortgefecht. Sie brach derweil in Tränen aus und prompt kam die nächste Wehe. Sie fühlte sich alleine und verlassen und als in diesem Moment eine ihrer Kolleginnen , die Nachtschicht hatte und durch die Klinikbuschtrommel erfahren hatte, dass Sarah eingeliefert war und mal nachsehen wollte, was überhaupt los war, zur Tür hereinkam, musste sie erst einmal jemanden trösten. Als sie von Sarah in der Kurzfassung erfahren hatte, weshalb die beiden Ärzte sich da draußen nicht einigen konnten, sagte sie kurz entschlossen: „Ich muss jetzt wieder hoch, aber ich schicke dir den anästhesiologischen Oberarzt, der hat nämlich OP-Dienst, runter-dann kann der auch noch seinen Senf dazugeben und pass auf, der findet eine Lösung, mit der alle zufrieden sind!“ prophezeite sie und so war es auch. Kurz darauf gesellte sich draußen eine dritte Stimme dazu, zu Sarah war schon eine Schwester der Notaufnahme zur seelischen Unterstützung, gesandt von ihrer Kollegin, geeilt und wenig später traten drei zufriedene Ärzte ins Zimmer.
    „So-jetzt haben wir eine Lösung, die hoffentlich alle zufrieden stellt. Sarah-wir werden dir eine Plexusanästhesie machen-das war eine Leitungsbetäubung des Armes-und dann kann deine Hand und die Schusswunde versorgt werden. Dem Kind macht das nichts aus und danach kommst du zur Beobachtung auf die geburtshilfliche Station. Der Gynäkologe kommt mit in den OP, falls es da Komplikationen geben sollte und der Operateur hat versprochen, sofort aufzuhören zu operieren, wenn du eine Wehe hast. So werden wir das Kind schon schaukeln-im wahrsten Sinne des Wortes!“ sagte der Anästhesist und nun war Sarah zufrieden. Während die OP-Vorbereitungen anliefen, fragte sie nach Ben, aber niemand konnte oder wollte ihr sagen, auf welcher Station der lag und wie´s ihm ging. Aber sie beruhigte sich-er war hier im Haus ja in besten Händen und sie konnte gerade sowieso nichts für ihn tun.

    Na aber Gina! Wohlerzogene Hunde jagen doch keine Kaninchen! ;) Allerdings hat die Hündin etwas gefunden, was viel interessanter ist als so ein Häschen, nämlich ne echte Leiche!
    Der sklapierte Tote wird nun entdeckt und Semir und Alex werden zum Fundort gerufen-ja das ist sicher kein schöner Anblick-ich habe schon Skalpierungsverletzungen gesehen, ihr glaubt gar nicht, wie sowas blutet-vermutlich auch noch posthum!
    Aber erste Erkenntnisse sind gewonnen-der Bogenschütze war sehr geübt und ich denke, wir werden noch ein wenig über indianische Geschichte erfahren in dieser Story!

    Also-obwohl ich nachher in den Spätdienst muss, habe ich mir die Geschichte nochmal reingezogen-und die neuen Kapitel natürlich dazu.
    Oh je-jetzt hat sich die Wunde bei Alex entzündet, dem gehts total schlecht und so beschließt Milena ein letztes Mal als Black Cat aufzutreten-na immerhin befielt ihr das ja sozusagen die Polizei, das ist also durchaus rechtens. Ihr gelingt es auch, den Sender auszuschalten, aber leider war sie zu spät dran und jetzt wird Alex bei vollem Bewusstsein operiert und die anderen wahlweise bewusstlos geschlagen oder entführt.
    Als die Chefin aufwacht, ist sie mit einem schwer verletzten, halb ausgebluteten Alex alleine in der Waldhütte und von den anderen fehlt jede Spur. Sie befördert den armen Alex mit dem eigenen Wagen ins Krankenhaus, aber dem gehts schon massiv schlecht. Gerade als man ihn für die OP vorbereiten will, bekommt er Kammerflimmern und schwebt so in akuter Lebensgefahr-hoffentlich können die Ärzte ihn retten.
    Semir und Black Cat werden derweil an einen unbekannten Ort gebracht und der Verdächtige im Verhörraum bekommt von seinem Anwalt wohl gesteckt, dass die Katze wieder aktiv ist.
    Sehr spannend und emotional geschrieben, Jenni-wie das wohl weitergeht?

    Wenig später kam das zweite Einsatzfahrzeug. Ben hatte sich wenigstens ein wenig beruhigt, denn weiter war nichts mehr gekommen und ihm war auch nicht mehr übel-nur aufrichten konnte er sich einfach nicht, weil sein Kreislauf nicht mitspielte! Die bereits vorher eingetroffenen Polizisten hatten Ben inzwischen befragt, was denn eigentlich geschehen war. „Meine Freundin und ich haben fest geschlafen. Anscheinend hat Sarah, schon bevor ich es bemerkt habe, gehört, dass jemand ins Haus eingedrungen ist!“ erklärte Ben seinen uniformierten Kollegen. „Bevor ich sie davon abhalten konnte, ist sie aufgestanden, um nach dem Rechten zu sehen!“ erzählte er weiter. „Wegen meiner Magen-Darm-Problematik, deswegen wollten wir auch nicht ins Hotel, habe ich einige Zeit gebraucht, um hoch zu kommen und als ich hier im Treppenabgang angekommen bin, hörte ich nur das Geräusch einer Pistole mit Schalldämpfer, die gerade abgefeuert wird. Im selben Moment sah ich Sarah die Treppe herunter purzeln und ab da weiss ich nichts mehr, bis eben gerade vorhin, als ich aufgewacht bin und sich Sarah in meine Arme geflüchtet hat!“ erzählte er und konnte sich in der selben Sekunde nicht mehr beherrschen und schluchzte einen Moment hemmungslos drauflos. Zu viel war in den letzten Stunden auf ihn eingeprasselt-klar, schon sein Vater hatte ihm immer versucht einzubläuen, dass Jungs nicht weinten, aber gerade waren die ganzen Ermahnungen vergessen.

    Die uniformierten Kollegen kannten Semir und Ben nicht und so glaubten sie ohne Nachfrage die Story mit dem Kammerjäger und dem vorübergehenden Asyl in dem Keller des Hauses, das gerade renoviert wurde. Sie warfen einen kurzen Blick in die Kellerräume und dann barg die dazu gerufene Spurensicherung die beiden Kugeln. Das eine Projektil steckte tief in der Wand und das andere war bereits deformiert und hatte Gewebereste an sich, was darauf schließen ließ, dass das die Frau getroffen hatte. Semir erklärte den Kollegen noch genau, wie Sarah und Ben dagelegen hatten, als er gekommen war und dass vermutlich er das Ziel des Verbrechers gewesen war-immerhin war das sein Haus und es war sicher kein Zufall, dass danach bei seiner zweiten Wohnadresse eingebrochen worden war. Er hoffte nur, dass sich die ermittelnden Kollegen jetzt nicht fragten, woher der Attentäter denn so plötzlich die aktuelle Anschrift hatte. Auch auf die zerbrochene Terrassentür, die er aber nicht benutzt hatte, um keine Spuren zu verwischen, wies er hin. Dann allerdings fiel ihm noch was ein: „Wenn der Verbrecher jetzt weiss, wo meine Familie zu finden ist, würde ich die Kollegen für diese Nacht wenigstens um Personenschutz für sie bitten, nicht dass der nochmal zurückkommt. Ich selber fahre mit meinen Freunden ins Krankenhaus und morgen werden wir eine andere Lösung, vielleicht eine Schutzwohnung, finden, wenn die Fahndung die nach der Beschreibung meines Vermieters wohl bereits eingeleitet ist-was die uniformierten Beamten bestätigten- erfolglos verlaufen sollte!“ vermeldete er, denn er wollte Ben jetzt in diesem völlig aufgelösten Zustand nicht alleine lassen und hätte zuhause keine ruhige Minute. Der hatte sich inzwischen wieder ein wenig beruhigt und sagte leise: „Danke!“

    Nun wurde er auf die Trage gepackt und in den zweiten RTW gebracht. Semir stieg mit ein und wenig später fuhr der Konvoi aus den beiden Krankenwagen los. Der Notarzt begleitet wie angekündigt das Fahrzeug in dem Sarah lag, aber wenn es irgendwelche Probleme im zweiten Wagen gäbe, die die Anwesenheit des Arztes erforderlich machten, dann würde man anhalten und er konnte umsteigen-das war eine Methode, die man häufiger anwandte. Mit Blaulicht durch das nächtliche Köln erreichten sie wenig später die Uniklinik. In der zentralen Notaufnahme wurden nun Sarah und Ben in zwei unterschiedliche Bereiche gebracht. Sarah kam in die Chirurgie und man forderte sofort einen Gynäkologen zu und Ben wurde in die Innere verbracht, denn Magenblutungen waren eindeutig deren Ressort. Ben wurde in der Zwischenzeit wieder schlecht und er erbrach erneut hellrotes Blut. Man legte einen zweiten Zugang entnahm daraus mehrere Blutröhrchen fürs Routinelabor und ließ für alle Fälle einmal vier Konserven kreuzen. Beim Erstellen der Anamnese gab Ben an, dass er schon seit einigen Wochen starke Magenprobleme habe und deshalb auch krankgeschrieben wäre. „Er hat schon seit Tagen nichts mehr gegessen!“ erklärte auch Semir, der keinen Millimeter von Ben´s Seite wich. „Gut, sobald die Blutwerte da sind, werden sie in die Endoskopie-Abteilung gebracht, dort werden wir eine notfallmäßige Magenspiegelung vornehmen, um die Blutungsquelle zu finden!“ erklärte der aufnehmende Internist und Ben nickte. Ihm war so elend-es war ihm völlig egal, was sie mit ihm anstellten, Hauptsache Semir blieb bei ihm. „Wie geht´s Sarah?“ flüsterte er, während er ausgezogen und mit einem Krankenhaushemd bekleidet wurde, aber im Augenblick konnte ihm niemand Auskunft geben. Man inspizierte auch den eröffneten Spritzenabszeß-gut, den würde man später vielleicht noch ein wenig nachresezieren, aber jetzt war die Blutstillung erst mal wichtiger. Während sich das Bett, in das man Ben inzwischen gelegt hatte, in Bewegung setzte, ließ der Semir´s Hand vor Angst und Verzweiflung einfach nicht los. „Semir geh nicht weg!“ bat er und der Pfleger zuckte mit den Schultern-das sollten die in der Endoskopie-Abteilung klären, ihm war das egal!

    Hallo Jenni!
    Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich schwer überlegt habe, weiterzulesen. Allerdings ist meine Zeit gerade sehr beschränkt und ich habe leider durch einen sehr konkreten Fall in meiner Familie und meinen Beruf sehr viel Erfahrung mit dem Umgang mit deiner Krankheit. Darum verfahre ich mit dir jetzt so, wie so viele Therapeuten mir das geraten haben-nämlich ganz normal und ich denke, so solltest und möchtest du auch behandelt werden. Und das ist jetzt keine Abwertung-nach wie vor, ich finde es mutig, dass du dich geoutet hast.

    Der Inhalt der Story ist mir leider durch die lange Pause nicht mehr geläufig und deshalb müsste ich sie, um ordentlich feeden zu können erneut von Anfang an lesen. Das tue ich gerne, denn ich glaube mich erinnern zu können, dass die Geschichte-wie so viele vor ihr-recht gut war. Aber ich mache es nur, wenn ich mir sicher sein kann, dass die Geschichte fertig ist. Wenn du mir jetzt bei den Feeds oder als PN mitteilst, dass die Story fertig ist und du nur die Kraft aufbringen musst, sie zu posten, dann werde ich ab sofort weiterlesen und auch feeden-sonst halt erst nach Beendigung der Geschichte.

    So-gerade habe ich es geschafft, endlich mal die Geschichte anzufangen.
    Semirs und Alex Vergangenheit holt die beiden zumindest im Traum ein-auch wenn das Leben für beide weitergeht! Aber irgendwie fangen die schon an, ein wenig vertrauter miteinander zu werden und das gefällt mir!
    Inzwischen skalpiert ein durchgedrehter Indianer sein Opfer-ich denke, nicht weit vom Rastplatz, an dem Semir und Alex zum Frühstücken gehen-oh Mann mit welchen Freaks müssen die beiden sich denn jetzt rumschlagen?

    Redka hatte die viereinhalb Stunden Fahrt beinahe hinter sich, aber seit einiger Zeit knurrte sein Magen. Erst hatte er noch überlegt, auf ein Frühstück zu verzichten, aber dann beschloss er, den Bedürfnissen seines Körpers nachzukommen. Immerhin hatte er eine anstrengende Nacht hinter sich und nur mit Mineralwasser würde er den kommenden Tag nicht so einfach überstehen. Er hatte vor der letzten OP schon solchen Hunger gehabt, sich da aber brav an die Vorgaben des Narkosearztes gehalten, der ihm empfohlen hatte, ab Mitternacht nichts mehr zu essen und zu trinken. Danach hatte er sich mit einem Mitpatienten unterhalten, der deswegen in lautes Gelächter ausgebrochen war. „Also bitte-das ist doch im Verhältnis ein kleiner Eingriff, was da gemacht wird und keine Magen- oder Darm-OP. Da muss man nicht stundenlang nüchtern bleiben. Ich hatte erst letztes Jahr sogar einen Eingriff am Dickdarm, da habe ich bis zum Vorabend normal gegessen und morgens sogar noch Glukoselösung zu trinken bekommen. Die sollen sich hier nicht so anstellen, ich habe noch nie wegen einer Operation auf meinen Frühstückskaffee verzichtet!“ hatte er erklärt. „Außerdem ist der Magen ja nach vier Stunden wieder völlig leer, da gilt man wieder wie nüchtern!“ hatte er ihm mitgeteilt und tatsächlich-auch im Internet wurde das bestätigt. Deshalb fuhr Redka kurz vor seinem Ziel beim nächsten Schnellimbiss raus und gönnte sich ein fürstliches Frühstück. Jetzt fühlte er sich wieder wie ein Mensch. Dann sah er auf die Uhr. Es war inzwischen sieben Uhr geworden. In einem kleinen Wäldchen kurz vor der Klinik, in dem er schon mehrmals spazieren gelaufen war, versteckte er die Koffer mit dem Rauschgift in einer Baumhöhle, die er da zufällig entdeckt hatte. Nun betrat er frohen Mutes und doch mit einem mulmigen Gefühl-immerhin hatte er heute eine OP vor sich- die Klinik und wurde an der Rezeption freundlich vom Servicepersonal begrüßt. „Ah Herr Redka, schön dass sie da sind-wir haben auch gleich eine erfreuliche Mitteilung für sie. Das OP-Programm musste ein wenig umgestellt werden und so sind sie gleich der Erste. Gehen sie doch bitte auf ihr Zimmer, duschen noch kurz und ziehen dann das bereitgelegte Hemd, die Thrombosestrümpfe und die Haube an-sie werden dann in Kürze abgeholt.“ sagte die bildhübsche, reizende Frau an der Anmeldung.
    Redka nickte-eigentlich war das ganz gut, der Erste zu sein-dann musste man nicht so viel nachdenken! Die Aufklärung und die Unterschrift waren in der Vorwoche schon erfolgt und als er kurz vor acht in den OP gebracht wurde, verzichtete man deshalb auf alle Formalien. Der Operateur lächelte ihn unter Haube und Mundschutz an und kurz darauf legte ihm der Anästhesist einen Zugang, spritzte das Narkosemittel und dann wusste er nichts mehr.

    Ben erbrach eine ganze Menge Blut und nun war dem Narkosearzt auch klar, dass der niedrige Blutdruck und der hohe Puls durchaus einen Hintergrund hatten. Ben war allerdings immer noch ansprechbar und seine Schutzreflexe funktionierten, so dass man zwar auf das zweite Einsatzfahrzeug wartete und die Infusion schneller stellte, aber sonst nichts weiter unternahm. Ben hatte völlig entsetzt an sich heruntergesehen und auch Semir musste schlucken, als er das Blutbad sah, dann fasste er sich allerdings ein Herz, kniete sich neben seinen Freund und griff nach dessen Hand, die Gott sei Dank nicht blutig war. „Semir ich habe Angst!“ flüsterte Ben und im Augenblick wusste Semir keine beruhigende Antwort darauf-ihm ging es nämlich genauso.
    Der Notarzt war inzwischen, ohne zu Sarah etwas zu sagen, wieder in das Fahrzeug geklettert und hatte nach der gesehen, aber sie lag völlig ruhig auf der Trage und der eine der Sanitäter unterhielt sich mit ihr. Man würde einen Teufel tun und sie beunruhigen, deshalb fragte der Notarzt nur kurz: „Geht´s ihnen gut?“ und Sarah bestätigte das. „Ich möchte nur warten, bis das zweite Fahrzeug da ist und den Sanitätern Übergabe machen und dann geht´s los!“ sagte er deshalb harmlos und Sarah nickte. Langsam wurde ihr wieder warm und der Schock ließ nach. Sie beide würden jetzt im Krankenhaus behandelt werden und in wenigen Tagen in ihre Wohnung zurückkehren. Das Baby würde sich schon noch ein wenig gedulden-sie hoffte es wenigstens. Als wenige Minuten später allerdings die starken Kreuzschmerzen wieder wie eine Welle über ihr zusammenschlugen, klammerte sie sich an der Hand des Sanitäters fest und war sich deswegen nun plötzlich gar nicht mehr so sicher-verdammt und Ben war zwar nur ein paar Meter und doch irgendwie meilenweit entfernt von ihr-dabei hatten sie das doch gemeinsam erleben wollen.