Beiträge von susan

    Ich kanns nicht fassen! Jetzt redet Semir Tacheles mit Ben, sagt ihm die absolute Wahrheit und der Dödel tut immer noch bockig, obwohl ihm innerlich die Worte Semir´s schon ans Herz gehen. Der kleine Türke hat einen guten Entschluss gefasst und Ben verklickert, wie er gerade auf andere wirkt- er hat ihm auch alle Türen offen gelassen, aber Ben´s doofer Stolz, Eigensinn oder wie auch immer man das benennen will, gibt nicht nach. Er führt weiter eine sinnlose Observation durch und wie es sein muss, pennt er ja sogar noch ein dabei.
    Aber dann holt ihn der Anruf seiner wohl neuen Partnerin in diesem Fall-Jenny-aus dem Schlaf! Ich hoffe jetzt sie hatte nur wieder Alpträume und spürt Kevin, den sie so unendlich vermisst und es ist nicht irgendeiner von Anis´ Leuten oder wer auch immer in ihrer Wohnung!

    Bei allem Ärger und Stress-Ben versteht seinen Job. Auch wenn Lukas seine Verfolger primär bemerkt hat und versucht sie zum Affen zu machen-Semir hätte auf gegeben, aber Ben hat einen Plan B, der letztendlich auch funktioniert. Ob er natürlich was bringt, steht auf einem anderen Blatt, aber immerhin überlistet er Lukas und der denkt, er habe seine Verfolger abgehängt.
    Auch Lukas sitzt zwischen mehreren Stühlen, wie das Telefongespräch vermuten lässt, aber ich möchte inzwischen immer dringlicher wissen, welche brisanten und wertvollen Informationen auf dem Stick zu finden sind-und überhaupt: Wo steckt Christian? :?:

    Ben wird mit einer eiskalten Dusche aus der Bewusstlosigkeit geweckt, aber ich kann mir sein Entsetzen vorstellen, als er Gabriela´s Stimme erkennt und sie dann auch zu Gesicht bekommt. Dadurch bekommt seine Entführung eine andere Dimension und Gabriela weiß auch nichts Besseres, als ihm auch mit zu teilen, dass sie für all sein Unbill in der letzten Zeit verantwortlich ist-diese Schlange.
    Erst war er taff und ungebrochen, aber ich glaube so langsam beginnt seine innere Stärke zu bröckeln-der arme Ben! ;(

    André diese Ratte! X(
    Jetzt hat der doch tatsächlich ein Messer dabei und verletzt damit unseren Lieblingsbiker! Hoffentlich nicht zu schwer, denn Timur ist mir schon schwer ans Herz gewachsen!
    Aha eine neue Liebe hat die Ratte auch schon-und noch dazu denkt er mit seiner verzerrten Wahrnehmung, dass Laura ihn in die Hölle gestürzt hätte-dabei war das doch genau umgekehrt.
    Warum schiebt sich immer Anja´s Gesicht vor mein inneres Auge-irgendwie befürchte ich immer noch, dass die sich mit André zusammen getan hat, aber das würde sie doch ihrem Bruder und den Kindern nie antun-oder doch? ;( Oder ist es Sabrina, oder doch jemand völlig anderes, der mit André zusammen ist?
    Jetzt hoffen wir einfach, dass Timur und Cengiz den rücksichtslosen und gefährlichen André verfolgen können und die Polizei rechtzeitig eingreift bevor es Tote gibt!

    Die junge Schwester war relativ neu auf der Intensivstation. Sie hatte zuvor in einem kleinen Haus gearbeitet und es war ziemlich schwierig die ganzen neuen Ärzte und Kollegen auseinander zu halten, die in einem so riesigen Haus wie der Uniklinik unterwegs waren. Auch war sie schwer beeindruckt von jedem der einen weißen Kittel an hatte und ob der ein Namensschild trug oder nicht, sie grüßte vorsichtshalber jeden freundlich und versuchte höflich und zuvorkommend zu sein-schwierig genug war es mit den ganzen Geräten zurecht zu kommen, für die sie erst so nach und nach eine Einweisung bekam. Sie hörte den Türöffner und sah die Ärztin oder was auch immer, mit der Brille tief auf der Nase, angestrengt aufs Klemmbrett blicken, wo wohl ein Konsilzettel befestigt war und fragte freundlich: „Kann ich ihnen helfen?“ Die Ärzte auf der Intensivstation trugen andere Kleidung, aber das hatte sie schon heraus gefunden- Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter und viele andere Mitarbeiter die ihre Patienten nicht berührten, sondern eher mit Worten arbeiteten, warfen nur einen weißen Kittel über ihre Zivilkleidung und diese Frau war auch sehr elegant und Eindruck erweckend. Das Haar hoch gesteckt, die madonnenhaften Gesichtszüge ohne Schminke und doch attraktiv und was besonders imponierte-sie hatte verschiedenfarbige Augen-wie hieß das noch gleich-ah ja Irisheterochromie.

    Maria´s Hand war schon in Richtung Waffe gewandert, dieses kleine Aas hätte den Tod verdient, aber dann würde vermutlich durch den Knall das ganze Haus zusammen laufen und sie wollte ja warten, bis Semir Gerkhan ebenfalls hier eingetroffen war und dann die Hinrichtung ihrer beiden Erzfeinde zelebrieren. Denn schlimmer als ein schneller Tod war es, erst zuschauen zu müssen, wie der beste Freund vor den Augen langsam starb. Aber im Notfall würde sie eben rasch handeln und bis sich die Verwirrung gelegt hatte, war dann zumindest Jäger, der sie verschmäht und abgewiesen und deshalb den Tod verdient hatte, Vergangenheit.


    Sie hätte am Friedhof durchaus die Gelegenheit gehabt Gerkhan ab zu knallen. Als der kleine Türke durch die Grabreihen gehetzt war, war sie mehr als einmal in Schussposition gewesen, aber so einfach würde er es nicht haben. Sie hatte inzwischen auch die angegebene Zimmernummer Ben Jäger´s erspäht, draußen hing ein Schild „Isolierzimmer“, also würde es vermutlich eine Schleuse geben wo sie sich erst einmal verbergen konnte. Jetzt musste sie nur noch die kleine Schwester abwimmeln, aber da war das Schicksal wieder einmal zu ihren Gunsten. Ein roter, gefährlich klingender Alarm ertönte und während Maria mit gespielter Freundlichkeit in der Stimme sagte: „Danke-ich komme zurecht!“, eilte die junge Pflegekraft davon, um zu sehen welcher Patient ihre Hilfe benötigte-nicht ahnend, dass sie gerade dem Tode entronnen war. Maria wartete nicht lange sondern schlüpfte durch die Tür, die sie sorgfältig wieder hinter sich verschloss, in die Schleuse.


    Semir war in einen gleichmäßigen, wenig Kraft verschleißenden Trab gefallen, soweit das mit den vielen Menschen, die am Freitagnachmittag die Straßen bevölkerten, möglich war. Er würde in etwa 5 Minuten die Klinik erreichen und wäre vermutlich sogar vor Maria da- allerdings hatte er sie unterwegs nirgendwo entdecken können. Sie war immerhin frisch operiert und eine Frau, er konnte mit Sicherheit schneller laufen als sie. Außerdem rief er sich zur Ordnung- es war schließlich nur eine Vermutung, dass sie zu Ben wollte, vielleicht wollte sie einfach nur flüchten und war bereits auf dem Weg nach Holland oder in ein sicheres Versteck hier in Köln-wer wusste denn, welche Immobilien sie noch besaß und wo sie Bargeld und vielleicht sogar einen gefälschten Reisepass versteckt hatte. Er traute ihr alles zu, denn eines war diese Frau beileibe nicht, nämlich dumm! Aber er wäre erst zufrieden, wenn er Ben in Sicherheit und Maria wieder hinter Schloss und Riegel wusste.
    Ach Ben-würde das Verhältnis zwischen ihnen jemals wieder so sein, wie es gewesen war? Wenn er es ehrlich vor sich selber zugab, war er auch ein bisschen gekränkt. So sehr er sich bemühte zu verstehen und die Reaktion seines Freundes als Krankheitssymptom zu sehen, wie ihm Philipp Schneider geraten hatte- ganz tief in seinem Inneren war er enttäuscht, dass Ben ihm etwas Schlimmes zutraute. Sie waren doch die besten Freunde und er musste einfach wissen, dass er sich nie gegen ihn stellen würde.



    Maria überlegte kurz, weil aber alles ruhig war und das Personal zu dem Notfall geeilt war, zog sie in aller Seelenruhe ihren Blazer aus, wickelte die Schiene ab und warf sie achtlos in die Ecke, legte den Blazer wieder an und darüber Isolierkittel, Haube und Mundschutz. So würde man sie nicht auf Anhieb erkennen und ihr Opfer wäre arglos und ließ sie nahe genug heran kommen. Den Kittel würde sie als Schalldämpfer verwenden, dann wurde vielleicht gar niemand aufmerksam, denn vom Flur her hörte man Rufen nach weiteren Gerätschaften-anscheinend machte ein Patient größere Probleme. Sie überlegte kurz, wie lange sie noch warten sollte, aber die Ablenkung von außen kam gerade wie gerufen und sie würde auch mehrfach auf Jäger schießen und den jämmerlich leiden lassen, egal ob dieser Gerkhan dann dazu stieß, oder nicht.
    So öffnete sie nun die Tür und zu ihrer Überraschung saß eine junge Frau, ebenfalls in Patientenkleidung, an Jägers Bett. Der sah immer noch leidend aus, aber die liebevolle Vertrautheit der beiden Menschen versetzte Maria einen Stich. Irgendwo hatte sie die blonde Frau schon mal gesehen, das war vermutlich Jägers Ehefrau und der Stachel der Eifersucht fuhr in ihr Herz-sie wollte auch so eine Nähe mit einem attraktiven Mann haben, warum hatten nur alle anderen das Glück und sie nicht?


    Sarah sah erstaunt auf, auch sie hatte die Geräusche von draußen vernommen und die Alarmmeldung des anderen Patienten auf dem Monitor gesehen. Wie gerne hätte sie ihre Kollegen unterstützt, aber noch war es nicht an der Zeit. So hatte sie Ben, der ein wenig vor sich hin dämmerte, liebevoll die Lippen eingecremt, dann seine Hand genommen und ihm ein wenig erzählt, wie sie alle versucht hatten ihn zu finden, als er entführt gewesen war. Sie hoffte, dass er ihr vielleicht ein bisschen von seinem Kummer abgab und sich so die Verwirrung in seinem Kopf löste, aber immerhin war sie schon froh, dass er ihr wieder vertraute und ihre Nähe zulassen konnte.


    Nun trat jemand ins Zimmer und auf Anhieb sah sie, dass das niemand vom Pflegepersonal war. Vor dem Körper trug die Frau mit den eleganten schwarzen Pumps in einer großen Größe ein zusammen geknülltes weißes Wäscheknäuel. Als Sarah´s Blick nun nach oben scannte, fielen ihr sofort die verschiedenfarbigen Augen über dem Mundschutz auf und eine eisige Hand griff nach ihrem Herzen-verdammt-das war Maria Gregor!


    Auch Ben hatte die Augen geöffnet. Gerade noch hatte er sich sehr wohl und behütet gefühlt. Er merkte wie seine Kräfte langsam zurück kehrten und er hatte wieder zu hoffen begonnen, dass Sarah und er bald wieder ein normales Leben führen konnten. Mit Semir dem Verräter würde er zwar nie mehr zusammen arbeiten können, aber wenn der nicht suspendiert wurde, würde er eben selber um Versetzung bitten, oder sogar den Polizeidienst quittieren, das würde die Zeit zeigen. Wichtig war, dass es seiner Sarah wieder gut ging und so war er völlig arglos, als er beiläufig zur Schleusentür blickte, durch die jemand zu ihnen kam. Allerdings erkannte auch er sofort um wen es sich handelte und als sich die Waffe, die er als erfahrener Polizist sofort unter dem Wäschebündel vermutete, nun auf Sarah richtete, schoss er hoch, so schnell es seine Verletzungen erlaubten, aber da ertönte schon ein gedämpfter Schuss.

    Das war ein sehr intensives Streitgespräch zwischen Semir und Ben! Leider mutiert mein Lieblingspolizist gerade zum Volla...., aber mich entsetzt es, dass er anscheinend ernsthaft daran denkt den Polizeidienst zu quittieren. Was allerdings fast noch schlimmer ist-vor lauter Streit achten die beiden nicht mehr auf die aktuelle Arbeit und schließen jetzt auf Lucas auf-ich hoffe der sieht nicht gerade jetzt in den Rückspiegel.
    Semir´s Argumente sind durchaus schlüssig und er ist ehrlich, aber dass Ben jetzt dabei Genugtuung empfindet, wenn er jemandem weh tut, das macht mir Sorgen.
    Kevin´s Tod hat weitreichende Folgen fürs ganze Team und ich kann nur hoffen, dass sich Ben bald wieder einkriegt. Wenigstens der kleine Nebensatz macht mir Hoffnung-er wollte es eigentlich nicht-na da ist ja doch noch ein bisschen vom alten Ben übrig geblieben-hoffentlich kann man den wieder auf die Spur bringen, denn aktuell beisst er wie ein verletzter Hund einfach so um sich, egal wen er erwischt.

    Ui-und da kommen die Biker ins Spiel.Yes! :thumbup: André taucht auf und wird auch gleich noch dabei beobachtet, wie er Drogen vertickt-prima so gibt es schon den ersten Grund ihn raus zu führen. Tja und jetzt ist es gut, dass es eben Timur und Cengiz sind und nicht die Polizei, die die hmmm-Befragung durchführen. Denn ich denke die wissen wie fest sie zuschlagen dürfen, um ihn nicht ernsthaft zu verletzen, aber ihm im Gegenzug so viel Angst ein zu jagen, dass er den Aufenthaltsort von dem verschwundenen Baby preisgibt-wenn es denn überhaupt noch am Leben ist ;( . Aber genau das geschieht ihm recht-er der coole Typ, der gnadenlos seine Frau verprügelt hat, erfährt nun mal am eigenen Leibe wie es ist, wenn man verhauen wird! Ich hoffe er singt, wenn er wieder zu sich kommt wie ein Vögelchen. :saint:

    Als Semir an Ben´s Wohnung einen Ansatzpunkt sucht, ist ihm wohl dieser besoffene Kramer zuvor gekommen. Die hilfsbereite und empörte Nachbarin berichtet haarklein, wie der aufgeschlagen ist und so weiß Semir jetzt, wer für das Chaos in Ben´s Wohnung verantwortlich ist. Wenigstens den Verlobungsring hat er liegen lassen und Semir ist sich nun ganz sicher, dass da ein falsches Spiel gespielt wurde und irgendjemand seinen Freund ausgelinkt hat. Hoffentlich hat der Kommissar jetzt keine wichtigen Hinweise vernichtet-obwohl, Ben wusste ja selber nicht wer ihn entführt hat und wohin. Mensch macht hinne-ich habe allerdings auch keine Ahnung, wie man jetzt heraus finden kann, wo er steckt. ;(

    Semir kam wieder auf die Beine und blickte in alle Richtungen. Überall rannten schreiende Menschen zwischen den Grabsteinen herum, aber in welche Richtung Maria geflohen war, konnte er nicht erkennen. So stürzte er zum Ort des Geschehens und zückte dabei schon das Handy. Er sah, dass der Justizbeamte die Schere im Hals stecken hatte. Das Blut lief herunter und in Todesangst wimmerte er nur noch vor sich hin. Der junge Mann mit der Thoraxverletzung rang nach Luft und die Beamtin, der Anwalt und Emanuela kümmerten sich bereits um die Verletzten. „Susanne-ich brauche am Melatenfriedhof Nähe Aussegnungshalle schnell zwei RTWs und einen Notarzt-und löse eine Ringfahndung aus-Maria Gregor ist mit einer Geisel geflüchtet!“, rief er ins Telefon.

    „Das wird noch ein Nachspiel haben-wohin ist Frau Gregor verschwunden?“, fragte er dann den Anwalt, der selber leichenblass war. „Ich weiß es nicht- ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, sondern habe nur exakt ihre Anweisungen umgesetzt!“, schwor der und schob derweil sein Sakko unter den Kopf des Beamten, damit der still lag, bis Hilfe eintraf. „Sie hat die Waffe meines Kollegen“, informierte ihn die geschockte Justizbeamtin und Semir fluchte laut. Verdammt-das machte diese Frau noch um ein Vielfaches gefährlicher! Jetzt stellte sich die Frage-wollte sie nur flüchten, oder hatte sie ein Ziel und plötzlich bedauerte er, dass er keine Schutzweste unter der Jacke trug, denn ihm fiel siedend heiß ihre Drohung gegen ihn ein. Wenn sie irgendwo hinter einem Grabstein lauerte, war er eine leichte Beute, aber dann schob er seine Befürchtungen beiseite-er musste Maria finden und wieder hinter Schloss und Riegel bringen, damit sie nie mehr jemanden töten oder verletzen konnte. Außerdem hatte sie eine Geisel, die befreit werden musste und so spurtete Semir los und begann jeden, der ihm begegnete zu fragen, ob er gesehen hatte, in welche Richtung Maria geflüchtet war. Der Nachteil daran war-die Melaten waren ein riesiger Friedhof mit altem Baumbestand und großen Grabstellen, wo es genügend Deckung gab. Vermutlich konnte man sich hier lange Zeit verstecken und nur ein Spürhund konnte einen ausfindig machen. Allerdings stellte sich die Frage-wollte Maria sich tatsächlich nur absetzen und in ihre alte Heimat Brasilien fliehen, oder hatte sie einen anderen Plan, worauf eigentlich alles hinwies.


    Plötzlich fand Semir die junge Frau, die als Geisel gedient hatte, bewusstlos hinter einem Grabstein in Richtung eines Fußgängerausgangs in Richtung Innenstadt liegen. Sie hatte eine kleine Platzwunde am Kopf, anscheinend war sie nieder geschlagen worden. „Hier-kommen sie hierher!“, rief er einer der Betreuerinnen zu, die begonnen hatte, ihre verstörten Schützlinge ein zu sammeln und in Rufweite war und die rannte auch gleich in seine Richtung. Die Geisel begann gerade stöhnend wieder zu sich zu kommen und jetzt fiel Semir ein, welches Ziel Maria haben könnte: Die Uniklinik!


    Sie war intelligent und wusste sicher, dass sie dort zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, weil er sofort dorthin eilen würde, wenn er die Verbrecherin nicht am Friedhof aufspüren konnte. Außerdem passte die Richtung und so verstopft, wie Kölns Straßen am Freitagnachmittag waren, würde es keinen Sinn machen mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren-zu Fuß war man schneller und die Melaten lagen gerade mal eine halbe Stunde von der Uniklinik entfernt, wenn man gemütlich ging. Semir begann zu laufen-er musste Ben retten, denn wenn dem etwas geschah, würde er seines Lebens nicht mehr froh werden! Gerade wollte er noch Susanne Bescheid geben, dass die sofort eine Streife zur Klinik schicken sollte, um Ben zu schützen, da fiel sein Handyakku zusammen. Er hatte es am Morgen noch laden wollen, das dann aber- wie schon so oft- vergessen und wieder vermisste er schmerzlich seinen Kollegen, Ben würde das nie passieren! Kurz überlegte er, einen Passanten um ein Handy zu bitten, aber dann trieb er sich selber zur Eile. Das würde nur unnötig Zeit kosten und wenn er sich sputete, müsste er doch eigentlich noch vor Maria am Krankenhaus ankommen. Die war schließlich erst operiert worden und sicher noch nicht so fit. Allerdings hatte er wertvolle Zeit am Friedhof vertan, aber schließlich ging es da ja auch noch um das Leben der Geisel, die jetzt Gott sei Dank in Sicherheit und hoffentlich nicht allzu schwer verletzt war.


    Maria hatte ihre Geisel mit der Waffe im Anschlag vor sich her getrieben und war in Richtung des Ausgangs, der Richtung Uniklinik lag, geeilt. Dort hatte sie die junge Frau mit einem gezielten Schlag mit dem Knauf der Waffe nieder geschlagen, die Pistole dann unter ihrem schwarzen Blazer verborgen und hatte dann zügig den Friedhof verlassen. Sie spürte keine Schwäche oder Müdigkeit, sondern der Wunsch nach Rache beseelte ihre Gedanken. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie nun sogar eine Schusswaffe besitzen würde-das Glück war ihr einfach hold. Kurz hatte sie überlegt, die Gunst der Stunde aus zu nutzen und den verhassten Semir Gerkhan aus der sicheren Deckung eines Grabsteins heraus, kaltblütig um zu bringen, aber das wäre einfach zu gnädig gewesen. Er sollte leiden und so wie sie ihn einschätzte, würde er binnen Kurzem ihre Pläne durchschauen und ebenfalls zum Krankenhaus eilen. Dort würde er der Hinrichtung seines Freundes und Kollegen beiwohnen und dann selber getötet werden.

    Sie hatte ihren Rechtvertreter beauftragt, heute Morgen in der Uniklinik an zu rufen, zu behaupten er wäre der Anwalt von Ben Jäger und hatte so erfahren, dass der immer noch auf der Intensivstation lag, aber ein Besuchsverbot bestand. Sogar die Zimmernummer hatte die ahnungslose Dame von der Auskunft heraus gerückt- sie beglückwünschte sich selber zur Wahl dieses Rechtsbeistandes. Der machte ohne großes Nachfragen was ihm aufgetragen wurde, solange seine Kasse stimmte und an Geld mangelte es ihr ja nicht. Sie würde die beiden verhassten Männer jetzt erledigen und sich dann nach Südamerika in ihre alte Heimat absetzen. Dort konnte man sich mit Geld alles kaufen, auch eine neue Identität und sie würde nach einer gebührenden Erholungspause die Experimente, die ihr Vater/ Großvater begonnen hatte, weiter führen.
    Sie war nicht gerannt, sondern einfach zügig gegangen und hier machte sich die Zeit, die sie in ihrem privaten Fitnessraum verbracht hatte bezahlt. Sie hatte eine hervorragende Kondition und dank der Blutkonserven und der guten medizinischen Versorgung, hatte sie sich rasend schnell von ihren Verletzungen und Operationen erholt. Die Schiene am Arm diente auch nur noch zu Schutzzwecken war ihr nach dem Röntgen versichert worden, die würde sie später abwickeln, aber man sah die unter dem weiten Blazerärmel sowieso nicht. Nur mit dem künstlichen Ausgang musste sie sich noch anfreunden, aber auch das würde ihr gelingen, wenn sie die beiden Menschen, die dafür verantwortlich waren, eliminiert hatte.

    So betrat sie sicheren Schrittes durch den Haupteingang das Klinikum, orientierte sich wo die chirurgische Intensivstation lag, die ihr Ziel war und fuhr dann mit dem Fahrstuhl nach oben. Vermutlich würde sie auffallen, wenn sie so einfach hinein ging und so bog sie auf einen Flur ab, an dem ein Schild stand „Zutritt nur für Personal!“ und auch da war das Glück ihr wieder hold-hier stand einsam und verlassen ein Wagen voller frischer Wäsche, der anscheinend von der Versorgungsassistentin ausgeräumt werden sollte und in einem der Fächer befanden sich frisch gestärkte weiße Ärztekittel. Sie suchte sich einen in der passenden Größe, entledigte sich des Blazers und zog den langen Mantel über ihr Kostüm. Im Vorbeigehen griff sie sich noch ein Klemmbrett, einen Stift und eine Lesebrille, die ebenfalls dort herum lag, steckte die Waffe in den Rockbund, ein wenig seitlich, so dass man sie nicht auf den ersten Blick entdecken konnte und dann betätigte sie den Türöffner der Intensivstation.

    Endlich komme ich auch dazu, für diese Folge zu feeden. Ich bin ein wenig zwiegespalten. Einerseits ist sie toll gemacht, gerade die Rückblicke während Semir´s Koma fand ich klasse gemacht und freilich waren da alte Szenen zu sehen, denn gerade an die erinnert er sich. Mehr als einmal hatte ich Gänsehaut und fand, Erdogan hat da eine Menge auch nonverbal ausgedrückt, gerade bei seinen einsamen Wanderungen durch seine Vergangenheit. Allerdings ist es natürlich weit her geholt, dass er während er zwischen Leben und Tod schwebt, aktiv einen Fall löst. Diese Rückblicke mit dem Mädchen, das ihn immer wieder um Hilfe bittet waren gut gemacht, aber ich würde einfach sagen, dass er sie nicht durch Traumreisen gefunden hat, sondern eher durch intensive Beschäftigung seines Unterbewusstseins mit Informationen, die er in wachem Zustand erhalten hat-so könnte ich das Markieren des Ortes auf der Karte in der Past auch deuten.


    Negativ fand ich, dass diesmal Paul Gefühle nicht so gut gespielt hat-da hätte ich mir mehr Verzweiflung und Drama gewünscht.


    Ein kleiner Kritikpunkt auch mal wieder an die technische Umsetzung des Aufenthalts von Semir auf der Intensivstation. Nachdem ich da seit 21 Jahren arbeite, fallen mir Fehler sofort ins Auge und ich frage mich, ob es soviel Mühe macht, da einen medizinische Fachkraft kurz über die Aufnahmen drüber schauen zu lassen, damit die realistischer wirken. Wenn ich einen Tubus so fixieren würde, wäre ich sofort fristlos entlassen, ein Intensivpatient mit Polytrauma trägt keinen Schmuck, weil da nämlich erstens die Finger anschwellen und es auch bei ner Defibrillation schwere Verbrennungen geben kann und eine nichtinvasive Blutdruckmessung ist auch nicht üblich, sondern ne Arterie und reden wir mal nicht vom Einlumen-ZVK und der vergessenen Handfixierung- aber das nur am Rande ;) .
    Allerdings ist der komatöse Zustand mit Wachphasen und dem Kampf das Bewusstsein wieder zu erlangen gut gespielt und es stimmt tatsächlich, oft werden Geräusche, Lichter etc dann anders verarbeitet, das geht einem ja manchmal sogar im Halbschlaf so und gerade meine sedierten Patienten erzählen mir nach ihrer Genesung manchmal Sachen, die mich nachdenklich machen.
    Was nicht realistisch ist, ist auch die Sache mit dem Mädchen im angeblich diabetischen Koma. Ein Patient mit Typ 1 Diabetes kann nicht nur Insulin spritzen, sondern muss dazu auch essen und weil es inzwischen keine Diätpläne mehr gibt, haben die meisten im Oberarm einen Chip, über den man mit einem Lesegerät den aktuellen Blutzuckerspiegel misst, oder sich alternativ in den Finger stickst und dann je nach Wert bedarfsgerecht Insulin nachspritzt. Die Symptome des Kindes waren typisch für einen massiven Unterzucker-Frieren, kalter Schweiss, Müdigkeit. Zittern und es stimmt, wenn man da intravenös Glucose gibt, dann sind die Symptome mit einem Schlag wie weg geblasen, aber nicht wie es im Film dargestellt wurde-man spritzt subkutan Insulin-wenn ja denn wie viele Einheiten? und von einer Sekunde auf die andere ist alles gut, so kann man einen kindlichen Diabetiker nämlich einfach umbringen und falls es sich wirklich um einen massiven Überzucker gehandelt hätte, würde man den ganz langsam über mehrere Tage unter Intensivüberwachung senken, weil es sonst zur Hirnschwellung kommt-wie gesagt die medizinische Beratung bei Cobra lässt schwer zu wünschen übrig.


    Nichtsdestotrotz hat mir die Folge insgesamt gefallen. Paul war der Einzige, der sich sicher war, dass der Verdächtige wirklich der Entführer des Kindes war und hat ihn letztendlich auch gestellt und das Mädchen unter Lebensgefahr aus dem Kofferraum geholt - da habe ich kurz die Luft angehalten, aber wie erwartet haben die Guten überlebt und die Bösen sind gestorben . Auch wenn es im wahren Leben oft nicht so ist-das mag ich an Cobra und will ja danach noch gut schlafen können. An solche Folgen könnte ich mich gewöhnen! :D

    Wir erfahren gerade so einiges über Lucas. Eigentlich schon heftig, dass seine Ehe und Familie wegen seines Jobs gescheitert sind-aber sowas geschieht öfter als man denkt! Und die Ausrede vor sich selber : "Nur noch dieser eine Job-nein so funktioniert das nicht. Vor lauter Telefonaten achtet er erst einmal auch nicht so auf den Verkehr und bemerkt deswegen seine Verfolger zunächst nicht. Er hat ja sozusagen nach dem missglückten Einsatz eine posttraumatische Belastungsstörung gehabt, aber das wurde weder diagnostiziert noch behandelt. Und wenn ich da so über seinen neuen Auftraggeber nachdenke, der einfach so über Leichen geht und Semir und Ben am liebsten tot sähe, nur weil sie den Klarnamen von Lukas kennen, dann packt mich das nackte Grauen-was für ein Mensch, was für eine Organisation muss das sein, die so mitleidlos Menschenleben vernichtet-pfui!
    Aber jetzt hat Lukas etwas bemerkt-gut entweder es verfolgen ihn zwei Mercedes, ein grauer und ein beiger, oder du hast dich da verschrieben Campino, aber ich habe ein wenig Angst vor der Konfrontation. Und an der Stelle von Lucas Frau wäre ich auch vorsichtig und misstrauisch, denn die "Organisation" scheint weitreichende Kontakte zu haben!

    Wieder ein Rückblick. Wir erfahren, wie es damals mit Laura weiter gegangen ist. Anscheinend hat sie wirklich alles umgesetzt, was ihr ihr Chef geraten hat, war auch bei der Polizei und hat gleich auch ihre spätere Schwägerin Anja kennen gelernt.
    Der traue ich gerade nicht mehr-irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, die steckt tiefer in dieser Geschichte drin, als wir alle vermuten.

    Das war ein kluger Schachzug von Semir und Ben! Lucas wird erst mal ausgebootet und man begibt sich in einen angeblichen Erholnachmittag. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass dieser erfahrene Agent nicht bemerkt, dass er verfolgt wird. Aber dadurch wird ihm immerhin klar, dass er unter Verdacht geraten ist und er hätte ja von sich aus eine Story erfinden können, warum ihn die Asiaten mit anderem Namen gerufen haben, aber er hält Semir und Ben wohl für dumm oder unaufmerksam-pahh!
    Semir allerdings ist durch logisches Nachdenken auf die einzig richtige Idee gekommen, was es mit Christian und dem Stick auf sich haben könnte, aber Ben will nichts davon hören-oh je, das gibt ein böses Erwachen und gerade fährt Ben wieder die Stacheln aus und wird ein trotziges Kind-ich hoffe er kommt irgendwann wieder zur Vernunft!

    Sind sie das nicht? Doch definitiv :D .
    Ich würde mich aber auch über einen Gastauftritt freuen und falls es nicht nur ein Besuch am Set war, versucht RTL vielleicht jetzt wirklich die Spekulationen an zu heizen, um die Einschaltquoten zu steigern. Hat ja schon öfter mal funktioniert-man denke an die André -Fux-Folge, als wir ebenfalls spekuliert haben, ob Mark Keller nach Beck´s Ausstieg nicht als Partner wieder zurück kommt. Ich persönlich glaube aber nicht, dass es mehr als ein Gastauftritt wird, denn Tom Beck hat ja schon mehrfach erklärt, dass er seine Gründe hatte um auf zu hören und er ist gerade anderweitig gut im Geschäft. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

    Es war ein trüber Vorfrühlingstag.
    Semir stellte seinen BMW auf dem Friedhofsparkplatz ab. Das vergitterte Fahrzeug der Justizbehörden war bereits geparkt und daneben ein schicker Sportwagen-der gehörte sicher dem Anwalt. Viele Leute würden vermutlich nicht zu der Beisetzung kommen, denn Elias hatte ja sehr isoliert gelebt, Maria hatte mit den Nachbarn keine Kontakte gepflegt und jetzt erwartete Semir, dass nur wenige Personen sich an der Aussegnungshalle versammeln würden, von wo man hinter dem Sarg her zur Grabstätte gehen würde. Das Requiem hatte seinen Informationen zufolge zuvor in der Klinikkapelle stattgefunden und Maria stand mit Handschellen an einen kräftigen Justizbeamten gekettet da. Semir, der sich im Hintergrund hielt, überlief ein Schauer, als er Maria erblickte-oh Gott, wie abgrundtief böse konnte ein Mensch nur sein? Wie viele Leben hatte diese Frau zerstört-hier wie zuvor in Südamerika.

    Emanuela, die wie Maria in tiefes Schwarz gekleidet war, hatte verweinte Augen-hier war jemand, der ehrlich um Elias trauerte, der ja auch irgendwie zugleich Täter und Opfer gewesen war.

    Als Maria´s Blick ihn nun streifte, schienen ihre Augen zu lodern. Der Anwalt diskutierte heftig mit dem JVA-Beamten und die Frau daneben, die ebenfalls in Uniform war, zückte dann ihr Handy. Nachdem sie einige Zeit gesprochen hatte, meinte Semir seinen Augen nicht zu trauen, denn kurz darauf wurden die Handfesseln gelöst. Fast mit Sicherheit hatte der Anwalt wieder alle Kontakte spielen lassen und damit erreicht was er wollte.

    Semir sah wie ein katholischer Priester und zwei Messdiener die Sakristei betraten, wohl um sich dort um zu ziehen und dann hörte er plötzlich, wie eine größere Menge schwatzender und fröhlicher Menschen sich von einem anderen Eingang her der Aussegnungshalle näherte. Was ging hier vor? Als die Gruppe, die aus mindestens 70 Personen bestand, näher kam, konnte Semir erkennen, dass da wohl geistig und körperlich Behinderte, jeder eine Rose in der Hand, heran marschierte. Rollstühle wurden geschoben und zwei Frauen, die das Emblem einer bekannten Kölner Fördereinrichtung auf den Jacken trugen, begleiteten die Truppe.


    Semir verließ seinen Beobachtungsposten und ging zu einer der Betreuerinnen. „ Ich bin von der Polizei“, stellte er sich vor und zückte seinen Dienstausweis. „Was geht hier vor und warum sind sie alle hier?“, wollte er wissen und mit ein paar kurzen Worten erklärte die sympathische Frau ihm den Sachverhalt. „Vorgestern war der Mann da vorne in unserer Förderstätte mit Werkstätten“, sagte sie und deutete auf den Anwalt. „Er hat uns und unseren Betreuten erklärt, dass heute die Beisetzung eines jungen Mannes mit Förderbedarf-also sozusagen einer aus unseren Reihen-stattfinden würde. Anscheinend wäre er, wenn er nicht so plötzlich gestorben wäre, in Kürze zu uns gekommen und ein Teil unserer Gemeinschaft geworden. Heute ist Freitagnachmittag und er hat jedem der zur Beisetzung kommt und am Grab eine Rose ablegt, 50 € in bar zugesagt und auch eine größere Spende an unsere Einrichtung überreicht, die wir dringend gebrauchen können. Er hat einen Bus und die Blumen organisiert und da waren sofort viele Freiwillige da, die mitkommen wollten-eigentlich hätten wir auch zwei Busse voll gebracht-wissen sie, 50 € sind eine Menge Geld für jemanden, der nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt untergebracht ist und auch die Leitung fand es eine rührende Idee, diesen Elias Gregor auf seinem letzten Weg zu begleiten- auch wenn wir ihn nie kennen lernen durften“, erklärte die junge Frau und Semir nickte und entfernte sich nach einem kurzen Dank wieder.
    Verdammt noch mal-was hatten Maria und der Anwalt damit bezwecken wollen-oder war er nur grundlos misstrauisch? Aber dann wurden die Türen der Aussegnungshalle geöffnet, der katholische Ritus begann und wenig später machte sich die nun doch große Gruppe hinter dem Sarg her auf zur Begräbnisstätte, die ganz in der Nähe der Friedhofsmauer lag.


    Maria´s Gesicht war blass und wie versteinert, nur wenn sie in Semir´s Richtung blickte, loderte der Hass auf. Der kleine Türke hielt sich ein wenig abseits-so pietätlos war er nicht, dass er direkt der Beerdigung des Menschen beiwohnte, den er in Notwehr getötet hatte, aber er würde einfach Maria im Auge behalten. Sie schritt, gestützt vom Anwalt und Emanuela hinter dem Priester her und als man das offene Grab erreicht hatte, begann nun auch dort nach dem Ritus der katholischen Kirche die Beerdigung.
    Semir hatte sich inzwischen ein wenig entspannt. Anscheinend waren seine Befürchtungen unbegründet gewesen und als der Pfarrer sozusagen als letztes Ritual noch Weihwasser und danach Erde auf den Sarg warf, dazu die altüberlieferten Worte sprach: „Staub bist du und zum Staube kehrst du zurück. Der Herr aber wird dich auferwecken!“, dabei das Holzkreuz aufrichtete und dann mit den Ministranten Richtung Sakristei davon ging, begannen die Menschen mit Handicap nacheinander zum Grab zu gehen, Weihwasser und Erde auf den Sarg zu werfen und eine Rose abzulegen.

    Maria stand wie ein Häufchen Elend da, man konnte fast Mitleid mit ihr haben und das Händeschütteln und die gemurmelten Beileidsbezeigungen schienen wie in einer Art Trance über sie hinweg zu ziehen. Rechts und links von ihr waren Emanuela und der Anwalt, die beiden Justizbeamten standen unmittelbar hinter ihr und so erwartete eigentlich niemand etwas, als Maria plötzlich vorschoss wie eine Schlange, als eine zarte junge Frau aus der Gruppe der Behinderten ihr gerade die Hand reichte, um ihr Beileid aus zu drücken. Wie von Zauberhand war plötzlich eine spitze Schere da, die sie der jungen Frau, die angstvoll die Augen aufgerissen hatte, an die Kehle hielt, während sie ihr Opfer rückwärts zerrte, als Deckung benutzte und ihre Bewacher ins Straucheln brachte. Die beiden Beamten hatten nach ihrer Waffe gegriffen und auch Semir legte an, aber durch die vielen Menschen, die wimmernde Geisel und die Grabsteine als Deckung, kam keiner so richtig in Schussposition. Der Freund der Frau mit einer Gehbehinderung, der unmittelbar hinter ihr gestanden hatte, als der Angriff erfolgte, stürzte nach vorne um seine Liebe zu befreien, aber dann ertönte ein lauter Schrei, der in einem Gurgeln endete als die Schere mit Kraft in seinen Brustkorb gestoßen wurde, um danach sofort wieder drohend an der Kehle der jungen Frau zu liegen. Nun begannen die verunsicherten Menschen zu schreien und kopflos in alle Richtungen davon zu rennen. Semir wurde um gerempelt und als er sich wieder hochrappelte, lag der männliche Justizvollzugsbeamte, der gerade hatte schießen wollen, ebenfalls blutend am Boden und Maria war verschwunden.



    Es war Freitagnachmittag. Der Psychologe war zu Ben gekommen und während Sarah voller Sehnsucht auf ihrem Handy die Fotos und Videos ihrer Kinder betrachtete, die ihre Mutter und Hildegard ihr geschickt hatten und sich ansonsten nicht in das Therapiegespräch einmischte, versuchte der Psychologe erneut zu Ben, dem es körperlich besser ging, durch zu dringen.
    Am Morgen hatte der allerdings schon so einiges aushalten müssen, denn man hatte nur mit ein wenig Opiat den Vacuumverband an seiner Leiste entfernt, die tiefe Wundtasche begutachtet und gespült und mit einem neuen Schwamm ausgestopft, der danach nach dem Aufkleben der dichten Plastikfolie und der Saugvorrichtung wieder zusammenschrumpelte und die Wundränder auseinander hielt, damit die septische Wunde von innen heraus langsam zuheilen konnte. Er hatte vor Schmerzen aufgeschrien und Sarah wäre vor Mitleid beinahe aus ihrem Bett gehüpft. Kaum hatte er sich ein wenig erholt gehabt, war der Urologe gekommen, hatte die Drainagen gezogen, die Verbände erneuert und den Spülkatheter gegen einen dicken normalen ausgewechselt, so dass Ben erneut voller Pein seine Hände im Laken vergraben hatte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Danach hatte er vor Erschöpfung erst mal ein Stündchen geschlafen. Aber jetzt schien es aufwärts zu gehen, denn er konnte wieder trinken, ohne Atemnot zu bekommen, das Kloßgefühl ließ nach und beim Löffeln des ersten Süppchens hatte Sarah ihm mittags mit ihrer gesunden Hand geholfen.

    Sie fühlte sich ebenfalls von Tag zu Tag besser, aber in Bezug auf Semir trat Philipp Schneider mit seinen Therapieversuchen auf der Stelle. Ben beharrte darauf, dass der zum Handlanger der Teufelin Maria geworden war und davon ließ er sich auch mit allen vernünftigen Argumenten nicht abbringen. Der Psychologe begann bereits über Hypnose, eine Schocktherapie und andere invasive psychologische Finessen nach zu denken, obwohl das bei ihm wegen der Gefährlichkeit immer das Mittel der letzten Wahl war, aber alles andere schien an Ben einfach so ab zu prallen. So hatte er sich gerade ein wenig bedrückt ins Wochenende verabschiedet, als plötzlich auf dem Intensivflur ein Tumult zu vernehmen war.

    Na Gott sei Dank!
    Semir denkt nach, reiht die Fakten richtig ein und macht sich dann auf die Suche nach Ben.
    Andrea tröstet derweil Anna und gerade das Geständnis der Schwangerschaft lässt Andrea intuitiv richtig reagieren und sie zwingt Anna zu essen und danach zu schlafen.
    Sie selber hätte aktuell eh nichts für Ben tun können, aber Semir weiß sicher was zu tun ist und welche Hebel er in Bewegung setzen muss, um seinen Freund und Partner zu finden!

    Puh spannend! Vor meinem inneren Auge ist ein Film abgelaufen wie im Kino. Ich war also mit im Wald dabei, habe gemeinsam mit Ben die Luft angehalten und sah Lucas durchs Gebüsch kriechen. Gut-die Erklärung mit der Army und dem Einsatz am Kundus ist passend, aber das erklärt nicht , dass die Verfolger den angeblichen CIA-Agenten mit anderem Namen rufen und ihn vor allem auch kennen. Sehr gut, dass Semir und Ben misstrauisch sind und auch wenn die Chefin es offiziell nicht gut heißen kann, dass Hartmut sich eine CIA-Akte angesehen hat, sie weiß jetzt, dass man Lukas im Auge behalten sollte und gibt dazu auch grünes Licht.
    Das "Dienstwagengeständnis" hat auch meine Lachmuskeln strapaziert, aber auch wenn wir in kleinen Schritten der Wahrheit um Christian´s Diebstahl immer näher kommen, es ist und bleibt spannend.

    Auch von mir noch kurz ein paar Worte:
    Das war mal wieder eine Cobrafolge, die mich an frühere Zeiten erinnert hat und der fast alles gepasst hat. Gut ein wenig hart, viele Tote, aber eine interessante und spannende Story mit überraschenden Wendungen.
    Mich stören z.B. hin und wieder aufgewärmte Autostunts gar nicht, weil ich bei der Vielzahl den Überblick eh schon verloren habe und mir das gar nicht aufgefallen wäre, wenn ihr Jungs das nicht bemerkt und erwähnt hättet ;) . Wegen mir könnte man so durchaus Geld sparen und das in andere Dinge, nämlich eine spannende Story, einen guten Regisseur, wunderbare Filmmusik und tolle Locations investieren-wie in dieser Folge geschehen. Ich war auch zwischen dem LKW-Fahrer und dem Priester als Rotem Engel hin- und her gerissen, die Auflösung mit dem Finale war zwar an sich ein wenig unglaubwürdig, aber die schauspielerische Leistung von Marco Hosemann war richtig gut!
    Gut-anders als mit dem Tod des "Roten Engel" hätte diese Folge nicht enden können, aber ich fand auch die Schlussszene mit dem Entzünden der Kerze passend.
    Eine runde und gelungene Folge-wenn es so weiter gehen würde, würde ich jubilieren!

    Na das ist ja ein Ding! Das Baby ist tatsächlich nicht Lukas Bährle! Da hätte ich jetzt doch drauf gewettet! Aber warum war sich dann Anja so sicher?
    Für Familie Weis freut es mich, aber was mir zu denken gibt-der Hund mag Anja nicht-ich glaube Alex sollte nochmals genau überlegen, ob er wirklich so viel für die Physiotherapeutin empfindet, das scheint ne ganz schöne Zicke zu sein.
    Aber jetzt hängen wir wieder völlig in der Luft: Wo steckt das vermisste Baby? Und André wurde doch zweifelsfrei identifiziert-ist der jetzt im großen Stil in den Kinderhandel eingestiegen?