Beiträge von susan

    Oh Mann oh Mann-warum kann Christian nicht mal ne kleine Andeutung machen, dass er eventuell verfolgt wird. Aber so ist Ben völlig ahnungslos, freut sich sogar noch über den Kaffee, den Christian ihm vorsetzt und bringt seinen Cousin zu dem angegebenen Hotel.
    Der Wahlamerikaner bemerkt sogar die Verfolger im SUV, aber er denkt sein einziger Feind sei Lucas.
    So wird Ben völlig ahnungslos überwältigt und Christian ist in akuter Lebensgefahr. Immerhin weiß Ben jetzt, auch wenn er benommen ist, dass es um einen Stick geht. Aber ob ihm das Wissen noch so viel weiter helfen kann? ;(
    Jetzt fallen Schüsse-wer schießt da? Ich meine um Christian zur Herausgabe des Sticks zu zwingen würde vermutlich der eine Schuss ins Knie reichen und irgendwie habe ich den blöden Verdacht, dass der den echten Stick gar nicht bei sich trägt, sondern in Ben´s Wohnung versteckt hat, was wieder Carina in Lebensgefahr bringt.
    Hat sich da jetzt Lukas eingeschaltet, oder ist aus irgendwelchen Gründen die Polizei vor Ort? Ich hoffe wir kriegen bald Aufklärung!

    Im Laufe des Nachmittags reagierte Sarah an der Beatmung adäquat und weil ihr Kollege Andy ihr Grüße von Ben ausrichtete, ohne zu erwähnen, dass es dem schlechter ging als ihr, war sie ruhig und bemühte sich all die Sachen um zu setzen, die sie ihren Patienten immer mitteilte. Wenig später war es so weit-ihre Eltern wurden raus geschickt und man zog den Tubus aus ihrem Hals. Andy hatte das Bett in halb sitzende Position gestellt, eine Sauerstoffmaske auf ihrem Gesicht platziert und als sie nach kurzer Zeit sprechen und sich genauer nach Ben erkundigen wollte, hob er die Hand. „Sarah-jetzt bist du erst mal im Vordergrund. Ben liegt ein paar Zimmer weiter, ich richte ihm jetzt genauso Grüße von dir aus, wie ich es vorhin umgekehrt gemacht habe“, wiegte er sie in Sicherheit und tatsächlich-Sarah nickte und konzentrierte sich auf ihre Atmung-etwas was die ersten Stunden nach der Extubation gar kein so leichtes Unterfangen war, weil die Atemmuskulatur bereits nach ein paar Tagen Unterstützung begann schwächer zu werden. Wenig später durften auch ihre Eltern wieder zu ihr, aber auch die hatte Andy in der Schleuse ermahnt, Sarah jetzt nicht auf zu regen und zu unterbinden, wenn sie sprechen wollte. Diesmal gab ihre Mutter ihr das Orchideenmedikament noch durch die noch liegende Ernährungssonde, aber bald würde die gezogen werden und eines war klar, Sarah würde das Pulver ohne Probleme schlucken, denn ihr war bewusst, dass es sie gerettet hatte. So erzählten ihre Eltern ihr von den Kindern, beschrieben, wie die mit den Lämmchen in Hildegards Garten spielten und die hüpften und Spaß hatten. Frederik machte da immer voller Freude mit, nur Lucky lag teilnahmslos daneben-das erwähnten sie jetzt aber nicht, um Sarah nicht zu beunruhigen.


    Im Laufe des Abends konnte die Sauerstoffmaske durch eine Brille ersetzt werden und wenn auch noch wacklig, bestand Sarah darauf sich an den Bettrand zu setzen und selber ihre Zähne zu putzen. Sie erinnerte sich noch genau an das doofe Gefühl heute Morgen, als das ihre Kollegin mit einer speziellen Zahnbürste für Beatmete mit Absaugvorrichtung erledigt hatte. Vielleicht war es durchaus sinnvoll als Intensivschwester das Ganze mal aus der Sicht als Patient zu erleben-Sarah wusste, auf was sie in Zukunft vermehrt achten würde.


    Jetzt allerdings hatte sie für den nächsten Tag ein großes Ziel. Sie würde Andy, der wieder Spätschicht hatte, wie er ihr erzählt hatte, dazu bringen, sie mit dem Rollstuhl zu Ben zu bringen-erst wenn sie den gesehen und mit ihm gesprochen hatte, konnte sie sich völlig auf ihre eigene Genesung konzentrieren. Und vielleicht gelang es ihr dann auch bei den Ärzten durch zu setzen, dass sie in ein gemeinsames Zimmer kamen-es war doch klar, dass sie beide denselben Keim hatten.

    Ihre Eltern, die jetzt tagelang an ihrem Bett ausgeharrt hatten, schickte sie in die Pension, in der sie seit Tagen abwechselnd wohnten. „Ihr seht beide müde aus-mir geht es gut, kommt einfach morgen zur Besuchszeit wieder!“, befahl sie und als ihre Mutter den Einwand mit dem Medikament brachte, ließ sie sich die Tüte ins Nachtkästchen geben. „Das mache ich schon mit meiner Kollegin, Mama, mach dir keine Sorgen!“, beruhigte sie ihre Mutter und ihre Eltern zogen nun auch beide ab-das war wieder ihre alte Sarah, die schon sehr früh genau gewusst hatte was sie wollte und bereits mit siebzehn von zuhause ausgezogen und nach Köln gegangen war, um Krankenschwester-oder wie es heute hieß: "Gesundheits-und Krankenpflegerin" zu werden.


    Ben ging es derweil von Stunde zu Stunde schlechter. Man hatte zwar das Gefühl, dass der Hals weiter abschwoll und er leichter atmete, aber das Fieber stieg bis auf 40,5°C und so sehr sich Andy und später die Nachtschwester auch bemühten, es mit Wadenwickeln, kühlen Waschungen, Paracetamol und Novalgin zu senken-es sprach auf keine ihrer Bemühungen an und die Antibiosen verpufften anscheinend im Nirgendwo. Der diensthabende Arzt der Nachtschicht verbrachte Stunden am Bett seines Patienten, ordnete an, was ihm alles so einfiel, aber der Zustand des jungen dunkelhaarigen Mannes verschlechterte sich zusehends.

    Als man am Morgen beim Waschen dann den Druckverband entfernte, stank es aus der Leiste und trüber Eiter entleerte sich aus der Einstichstelle. „Oh Gott-das Hämatom hat sich infiziert-das muss dringend chirurgisch entlastet werden, vielleicht ist das der Fokus!“, hoffte der Stationsarzt der Frühschicht und so war ein hoch katecholaminpflichtiger Ben, der kaum mehr bei sich war, wenig später als Intensivtransport auf dem Weg in den OP. „Der leitende Oberarzt persönlich macht die Narkose. Ich habe keine Ahnung ob er ihn intubieren will, oder was er vorhat. Auf jeden Fall hält Herr Jäger das nicht mehr lange durch. Wir versuchen schon die ganze Zeit Sarah abzulenken und mit Halbwahrheiten zu beruhigen, ich weiß nicht, wie lange uns das noch gelingt“, bemerkte er zur Schwester, die die Liegestatt mit ihm gemeinsam durch die Gänge des Krankenhauses schob. Man hatte Ben zum Transport in ein frisches Bett umgelagert, seine Begleitpersonen trugen Mundschutz und Isolierkittel und die anderen Patienten und Besucher wichen weiträumig aus-irgendwie sah das Ganze ziemlich bedrohlich aus.


    Wenigstens die Schwellung innen im Hals war geringer geworden, so dass er nicht mehr rund um die Uhr eine Atemmaske brauchte, sondern mit Sauerstoff über die Brille halbwegs ordentliche Sättigungen hatte. Teilnahmslos wurde er über das Fließband eingeschleust, ohne überhaupt zu wissen, was man mit ihm machte, aber es war ihm auch egal-er fühlte sich so hundeelend, dass er eigentlich nur noch sterben wollte. Man hatte ihm zwar irgendwas von Operation und Hämatomausräumung an der Leiste gesagt, aber er war so krank, dass er das gar nicht richtig erfasste.
    Als er auf dem Tisch auflag und in der Einleitung das Narkosemittel in seinem Gehirn anflutete, schloss er ergeben die Augen-es wäre okay, wenn er sie nie mehr aufmachen müsste!

    Immer mehr dröseln sich die Fäden aus der Vergangenheit auf. Das Attentat und die Entführung der Kinder waren ein Racheakt von Laura´s Exmann, den sie unter abenteuerlichen Umständen verlassen hat. Hier ist jetzt auch zum ersten Mal der Titel deiner Geschichte erklärt-das gefällt mir!
    Mich schaudert, dass das Ganze von langer Hand geplant war und André sich sogar an Anja ran gemacht hat, um etwas über Laura zu erfahren und heraus zu finden, wie er sie am besten treffen und zerstören kann. Und ich befürchte sehr, dass die unbekannte Nummer jetzt André ist-verdammt, gerade wenn Semir und Alex sich auf den Weg nach Ehrenfeld gemacht haben, um etwas über diesen Typen zu erfahren!
    Und um Alex mache ich mir Sorgen-ich vermute auch, dass seine Beschwerden nicht von einer Erkältung her rühren, sondern von der Rauchgasvergiftung!

    Jetzt haben Ben, Carina und Christian fürs Erste mal Glück gehabt, weil die Verbrecher keine Aufmerksamkeit erregen wollen und auch ein wenig Sorge haben, dass ein Polizist wehrhafter sein könnte als ein anderer Mensch-womit sie vermutlich Recht haben.
    Aber über den Physiker könnte ich mich maßlos aufregen-der spielt mit allen ein falsches Spiel, hat somit nicht nur diverse Mafiagruppierungen, die Bestohlenen und nen Navysoldaten auf den Fersen, sondern er lügt auch noch seinen einzigen Cousin an und bringt den und seine Freundin so in akute Lebensgefahr.
    Aber wenn Ben und Carina nicht mal mehr zum Einschlafen kuscheln können, dann steht es schon sehr schlecht um die Beziehung! ;(

    Der Oberstaatsanwalt findet Gefallen an Kim, die sich von ihm nicht ins Bockshorn jagen lässt-na ob das so gut für Ben ist, weiß ich noch nicht so genau!
    Aber auf jeden Fall ist Kim Krüger wenigstens noch nicht von seiner Schuld überzeugt und Susanne macht sich ebenfalls Sorgen um ihn.
    Ben hockt inzwischen zwar noch in seinem Kellerloch, aber er scheint außer der psychischen Komponente in ganz guter Verfassung zu sein, wird versorgt und trainiert sogar seine Muskeln-ich hoffe er findet einen Ausweg, denn mich macht es auch betroffen, dass er Semir´s Hilfe schon abgeschrieben hat.

    Hallo TOMBECKFAN !
    Gerade habe ich erst mit gekriegt, dass du meine Geschichte liest-danke für dein Interesse und ich habe dich bei den Konversationen dem Verteiler für die Geheimkapitel hinzu gefügt.
    LG susan

    Als Hartmut in die KTU zurückkehrte, wurde er schon von Semir erwartet, der seinen Wagen auf das Gelände der Autobahnpolizei hatte fahren sehen. „Wie geht es Ben und wie hat er reagiert?“, wollte der kleine Türke wissen, sah aber schon an der Miene des Rothaarigen, dass der keine guten Nachrichten hatte. „Ben hat wieder Fieber bekommen. Er ist zwar nicht beatmet und reagiert auch auf das, was man sagt, aber als ich ihm liebe Grüße von dir ausgerichtet habe, hat er sich maßlos aufgeregt und der Arzt hat jetzt sogar ein Besuchsverbot erteilt!“, berichtete er und ein schmerzvoller Zug legte sich über Semir´s Gesicht. „Ich denke wirklich, da muss der Psychologe ran-in Ben´s Oberstübchen herrscht große Unordnung-na ja, wie früher halt in seiner Wohnung, bevor er mit Sarah zusammen gekommen ist!“, fuhr er sich selber herunter und dann fiel ihm noch was Wichtiges ein, was er tun konnte: „Ich fahre jetzt mal zu Hildegard-hast du gehört, ob es Neuigkeiten von Sarah gibt?“, fragte er dann noch nach und Hartmut nickte: „Der geht es anscheinend besser-das Orchideenmedikament wirkt eindeutig-verdammt ich muss mir was einfallen lassen, wie wir das Ben verabreichen können, falls das Fieber jetzt erneut von dem resistenten Keim kommt, aber ich werde mein Bestes tun“, sagte er noch und eilte schon in sein Labor, die Hand fest um den Beutel mit dem weißen Pulver geschlossen. „Kannst du Frau Krüger noch ausrichten, dass sie da vorsichtshalber noch Nachschub besorgen soll? Ich habe zu tun“, war Hartmut schon an seinem neuen Projekt und Semir wusste, jetzt war es besser, ihn in Ruhe zu lassen-wenn Hartmut eine Idee hatte, brauchte er einfach Zeit zum Tüfteln.


    Bevor er nun zu Hildegard fuhr, suchte er nochmals die PAST auf und der Wagen der Krüger, der vorher nicht auf dem Parkplatz gestanden hatte, war wieder zurück. Als er das Großraumbüro betrat, rief ihm Susanne zu: „Gut dass du da bist-die Chefin will dich sprechen!“, richtete sie aus und Semir nickte. „Das trifft sich gut-ich wollte auch gerade zu ihr“, bemerkte er und trat nach kurzem Anklopfen dann ins Büro der Revierleiterin. „Frau Krüger-ich komme gerade von Hartmut, der bräuchte noch etwas von dem Orchideenextrakt. Er meinte es eilt nicht, Sarah´s Eltern haben noch genug für die nächsten Tage, aber lieber rechtzeitig, bevor wie beim letzten Mal ein halber Staatsakt daraus wird“, teilte er der Chefin mit und die nickte und antwortete: „Ich wollte sowieso nachher gleich zum Haus der Gregor´s fahren und Emanuela mitteilen, dass Elias nicht mehr am Leben ist.
    Gerade komme ich von der Klinik, wo ich Maria Gregor vom Tod ihres Bruders unterrichtet habe-deshalb wollte ich sie auch sprechen. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass Frau Gregor das Gefängnis noch einmal verlässt, aber sie sollten dennoch wissen, dass sie erstens weiß, dass sie in einer Notwehrsituation ihren Bruder erschossen haben und zweitens, dass sie Drohungen gegen sie ausgestoßen hat!“, informierte sie den kleinen Polizisten. „Deswegen rege ich mich nicht auf-die Gefängnisse sind voll von Verbrechern, die ich dahin gebracht habe und da ist mir wohl kaum einer wohl gesinnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mal in ein Frauengefängnis eingeliefert werde, tendiert gegen Null-also fürchte ich mich auch nicht“-und damit spielte er auf die Geschichte vor einigen Jahren an, als er und Ben durch Verrat im Knast gelandet waren und dort nur mit knapper Not und der Hilfe eines fast ebenso riesigen und kräftigen Mannes wie Elias es gewesen war, davon gekommen waren.


    Frau Krüger nickte und während Semir wenig später unterwegs zu Hildegard war, machte sich die Chefin auf den Weg zur Stadtvilla, in der eine verhärmte Emanuela so tat, als würde das Leben völlig normal weiter laufen, das Haus in Ordnung hielt und dennoch einsam war und Angst vor der Zukunft hatte. Die beiden ungleichen Frauen saßen wenig später bei einer Tasse Kaffee in der Küche und nachdem die Südamerikanerin versprochen hatte, noch einen Beutel des Orchideenmedikaments zu ordern und zum Versand zur Botschaft bringen zu lassen, teilte ihr Frau Krüger mit, dass Elias tot war und auch, auf welche Art und Weise er ums Leben gekommen war. Emanuela brach in Tränen aus. „Der arme Junge!“, schluchzte sie. Auch wenn sie wusste, wie gefährlich er hatte werden können-trotzdem war er ein Teil ihrer Familie gewesen, fast wie ein eigenes Kind und wenn seine Schwester ihn nicht völlig ohne Moralvorstellungen erzogen hätte, wäre er unter professioneller Aufsicht vielleicht nie so eine Waffe geworden. „Ich werde das Medikament besorgen-aber ich hätte jetzt zwei Bitten-erstens wäre es möglich, dass ich zur Beerdigung komme und zweitens-könnten sie mich jetzt alleine lassen?“, bat sie und die Dunkelhaarige erhob sich und berührte die Frau mitfühlend am Arm. „Natürlich wird das gehen, dass sie zur Beerdigung kommen, falls Elias hier in Deutschland beigesetzt wird. Ich denke Maria wird ihren Anwalt mit der Organisation der Beisetzung beauftragen und vermutlich wird der Bestatter sowieso auf sie zukommen wegen Kleidung für den Sarg, der Geburtsurkunde und anderem.“
    Als sie das Haus verließ, sah sie aus dem Augenwinkel noch wie Emanuela vor dem Kreuz, das sie in der Küche hängen hatte, auf die Knie fiel und für Elias zu beten begann. Auch wenn sie selber nicht gläubig war-diese Frau, die auch ein hartes Leben gehabt hatte, fand Trost in ihrem Glauben und fast beneidete Kim sie dafür.


    Semir war zu Hildegard gefahren, wo die Kinder fröhlich im Garten mit den kleinen Lämmern spielten. Die hüpften blökend umher und wenn man zusah, musste man einfach gerührt lächeln-Kinder zu Kindern, egal ob Menschen- oder Tierkinder. Nur Lucky lag traurig daneben und war schon wieder dünner geworden, seitdem Semir ihn das letzte Mal gesehen hatte. Nach einem kurzen Gespräch mit der Kinderfrau fuhr Semir dann doch nach Hause-inzwischen war es Mittag geworden und Andrea und die Kinder würden in Kürze eintreffen. Semir hatte unterwegs Döner für alle gekauft, so sparten sie sich das Kochen. Hildegard hatte erzählt, dass Sarah´s Eltern sie jeden Tag für ein paar Stunden entlasteten und ihre Enkelkinder beaufsichtigten, worüber Semir sehr froh war. Auch dass es Sarah besser ging wusste Hildegard bereits, nur dass Ben´s Zustand nach dem Attentat wieder so schlecht war, versetzte sie in große Sorge. „Ach Lucky-jetzt hatte ich so gehofft, dass wir dein Herrchen bald alle gemeinsam besuchen könnten und du dann endlich wieder Appetit kriegst-wissen sie Herr Gerkhan, ich glaube fest daran, dass dieser Hund spürt, wie ernst es um sein Herrchen und Frauchen steht, ansonsten wäre er nicht so depressiv!“, hatte sie dem kleinen Türken leise mitgeteilt, damit die Kinder es nicht hörten und der hatte genickt.


    In der Klinik war Ben´s Fieber inzwischen auf 40°C gestiegen und Andy, der ihn in der Spätschicht übernahm, musterte sorgenvoll den Mann seiner Kollegin, die er ebenfalls betreute. „Ben reiß dich zusammen-ich weiß gar nicht was ich Sarah sagen soll, falls wir sie heute noch wie geplant extubieren können und sie nach dir fragt!“, sprach er den Dunkelhaarigen an, der ihn aber nur mit trüben Augen ansah-das Fieber in Verbindung mit dem Morphin raubte ihm die Kraft zum klar Denken. „Aber Ben hörst du-deiner Frau geht es deutlich besser, weisst du was- ich richte ihr einen Gruß von dir aus, wenn ich gleich wieder zu ihr gehe“, sagte Andy und hatte ihn mit ein paar geübten Griffen bequemer hin gelegt, die nächste Antibiose angehängt, die abschwellenden Medikamente in den Vernebler gegeben und das Ganze am PC dokumentiert. Er war sich nicht ganz sicher, ob der Kranke ihn verstanden hatte, aber er meinte der hätte leicht genickt-einen Gesichtsausdruck konnte man unter der Atemmaske sowieso nicht erkennen.

    Durch Zufall war ich letzte Woche durch meine Tätigkeit in der Gemeinde durchs Ferienprogramm bei einem echten Cobrafan, gerade 18, der keine Ahnung davon hat, dass Tom Beck schon lange ausgestiegen ist, die alten Folgen nicht kannte und nur schnell nach Hause wollte, um die nächste Folge zu sehen....
    Ich denke das sind die Normzusehher auf die RTL baut.

    Alex is back!
    Erst funktioniert das Schießtraining nicht so zu seiner Zufriedenheit, aber als er dann vor seinem inneren Auge reale Situationen abspielt, dazu noch die Wut über die unqualifizierten Bemerkungen der Kollegen, die keine Ahnung davon haben, was am Tag zu vor in Ravensburg los war, läuft er wieder zu alter Höchstform auf und schiesst, dass es eine wahre Freude ist. Na wenigstens einer kommt der Normalität wieder ein Stück näher, bis Semir so fit ist, wird es wohl noch ein Weilchen dauern!

    Die arme Jenny! Alpträume sind was Schreckliches, vor allem wenn sie wieder und wieder dasselbe traumatische Ereignis bearbeiten. Vielleicht sollte sie die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen, denn mit so wenig Schlaf wird sie auf Dauer krank werden.
    Allerdings ist das Geschehen auch erst so kurz her, dass sie und alle anderen vielleicht einfach noch mehr Zeit brauchen, um das Ganze zu verarbeiten-auch Ben läuft deswegen ja noch nicht rund!
    Aber hier lauert die nächste Gefahr-die asiatische Mafia, die natürlich auch Ableger in Deutschland hat, verschafft sich schwer bewaffnet Zugang zu Ben´s Wohnung und der tritt ahnungslos den Schwerverbrechern mit einem Baseballschläger gegenüber. Und nicht einmal jetzt bringt Christian den Mund auf, um seinen Cousin zu warnen-so ein A....

    Diese Isolationsfolter ist ganz schrecklich-vor allem auch im Hinblick auf Ben´s ganz persönlich privates Trauma, als er im Sarg eingeschlossen war.
    Nur damals wusste er, Semir und das ganze Team würden ihn suchen und Hartmut ist es dann ja auch gelungen ihn ausfindig zu machen-etwas was jetzt beinahe unmöglich scheint. Denn Ben hat es richtig erkannt-er wird jetzt nicht nur in seinem Verlies fest gehalten, sondern zuvor wurde er systematisch von allen Stück für Stück isoliert und vermutlich vermisst ihn in den nächsten Tagen tatsächlich keiner-außer die da draußen kommen langsam wieder zur Vernunft und erinnern sich, dass Ben ihr Freund, Geliebter und Partner ist und machen sich auf die Suche.
    Die Panikattacke, die er durchlebt war schon mal vom Feinsten, ich hoffe wenn er wieder zu sich kommt, geht das nicht gleich so weiter!

    Scheinbar ist Christian nicht unbedingt Ben´s Lieblingscousin-aber wenn er der Einzige ist, gibt man sich dann doch Mühe, wenigstens ein bisschen Smalltalk zu machen ;) . Chrisrtian spürt sogar-oh Wunder-denn er scheint mir ein ganz schön eingebildeter Fatzke zu sein-dass der Haussegen bei Ben ein wenig schief hängt, aber nichtsdestotrotz fordert er mit einer Lüge eine Bleibe für die Nacht. Na ja ich vermute dabei wird es nicht bleiben und bald wird sich ungebetener Besuch einstellen-verdammt, warum redet er nicht gleich von Anfang an Tacheles mit Ben? X( Er bringt doch den und Carina genauso in Lebensgefahr!

    Marie wird an ihre Tante Anja übergeben. Ich fand das so rührend, wie das kleine Mädchen den harten Biker und Türsteher um ihren Finger gewickelt hat-ob der mit seinen Kumpels nicht noch bei der Aufklärung des Falls und der Überführung der Verbrecher mitwirken kann?
    Semir und Alex wollen unbedingt wieder arbeiten, aber ich zweifle wirklich daran, dass Semir schon wieder soweit fit ist-freiwillig Akten bearbeiten? Nein, der muss krank im Kopf sein-oder einfach so verzweifelt seinen Alltag vermissen, dass er nur irgendwie wieder zurück ins Boot will-ich kanns ja verstehen!
    Ben geht es zwar besser und sein Hunger zeugt eigentlich davon, dass er ebenfalls wieder zurück ins Leben strebt, aber ein wenig überschätzt er sich noch und braucht auch Hilfe beim Toilettengang-bei mir hätte der ne Pinkelflasche oder nen DK gekriegt ;) . Ich denke seine Lunge wird noch ein paar Tage brauchen, um dieses Trauma zu überwinden. Aber bezeichnend ist schon, dass Semir und Ben dieselbe Erinnerung heim sucht und sie Laura wohl schon aus ihrem früheren Leben in Ehrenfeld an der Seite ihres drogenabhängigen-A....mannes kennen. Dieser André ist wirklich ein Ekelpaket erster Sahne und ihm ist es durchaus zu zutrauen, dass er sich grausam an Laura gerächt hat.
    Bin gespannt, wie es weiter geht!

    Bei Sarah hatte man die sedierenden Medikamente stark reduziert, sie hatte bereits selber an der Maschine zu atmen begonnen und jetzt kam langsam ihr Bewusstsein zurück. Wie ein Taucher aus der Tiefe kämpfte sie sich langsam an die Oberfläche zurück und man hatte nur noch eine geringe Dosis Sufentanil laufen, um die Tubustoleranz zu gewährleisten. Die Geräusche der Intensivstation, die vielen Patienten Angst machten, waren für sie sehr vertraut-manchmal war eine langjährige Tätigkeit dort auch von Vorteil und als sie zum ersten Mal bewusst die Augen aufschlug, standen ihre Eltern an ihrem Bett und lächelten sie an. Natürlich war ihr Verstand noch von den Drogen vernebelt und sie konnte die ganzen Zusammenhänge nicht begreifen, aber trotzdem war ihr bewusst, dass sie einen Tubus im Hals stecken hatte und beatmet war. Außerdem trugen ihre Eltern Isolierkittel und Mundschutz, aber sie hatte sie dennoch sofort erkannt. Sie hatte keine Ahnung von zeitlichen Abläufen, aber trotzdem formte ihr Mund tonlos nur einen Namen: „Ben!“ Ihre Eltern wechselten über dem Mundschutz einen besorgten Blick und obwohl Sarah alles andere als ganz bei sich war, spürte sie, dass man ihr irgendetwas nicht sagen wollte. Sie atmete gegen die Maschine, bis die alarmierte, zerrte an ihren Handfixies und versuchte die ganze Zeit sich verständlich zu machen. „Was ist mit ihm?“, wollte sie fragen-„Redet mit mir!“, aber als eine Kollegin eilig einen Kittel überwarf und ins Zimmer stürzte, bekam sie stattdessen einen Sedierungsbolus und driftete dann wieder ins Reich der Träume ab.


    Als der Psychologe entlassen worden war, dämmerte Ben weiter vor sich hin. Man hielt ihn weiterhin unter Morphin und Tavor, lagerte ihn nur von Zeit zu Zeit und kontrollierte die Blutgase. An das nichtinvasive Beatmungsgerät hatte man eine Verneblervorrichtung gebaut, so musste man die Maske nicht einmal abnehmen, um die Medikamente zu zerstäuben, die lokal die Schleimhaut zum Abschwellen bringen sollten.

    Wieder stand Hartmut in der Tür und fragte die Schwester wegen dem Orchideenextrakt, aber die schüttelte bedauernd den Kopf. „Es kann durchaus sein, dass er noch mehrere Tage nüchtern sein muss, im Moment ist an eine orale Gabe nicht zu denken!“, beschied sie ihm. Hartmut zog sich dennoch mit Einverständnis der Pflegekraft um und trat an das Bett seines Freundes und Kollegen, der ihn unter der Maske mit trüben Augen und verschleiertem Blick ansah. „Ben ich wünsche dir eine gute Besserung und liebe Grüße von allen Kollegen der PAST!“, richtete er ihm aus und ein leichtes Nicken zum Zeichen dass er verstanden hatte, signalisierte dem Rotschopf, dass Ben doch nicht ganz so weit weg war, wie es schien. Hartmut berührte Ben´s Hand und wäre beinahe zurück gezuckt, trotz seiner Einmalhandschuhe konnte er spüren, wie heiß sich die anfühlte. Ein sehr ungutes Gefühl bemächtigte sich seiner, aber trotzdem musste er den einen Gruß noch loswerden, den ihm der kleine Türke aufgetragen hatte, der vorhin fast eine Stunde bei ihm in der KTU gesessen und seinem Redebedürfnis freien Lauf gelassen hatte. Frau Krüger hatte ihn eigentlich für heute beurlaubt, aber weil Andrea arbeiten und die Mädchen vormittags in Schule und Kindergarten waren, war Semir zuhause die Decke auf den Kopf gefallen und er war schnurstracks zur Arbeit gefahren, wo er allerdings außer Akten bearbeiten nichts tun durfte.
    „Semir denkt auch ganz fest an dich und wünscht dir von Herzen eine gute Besserung!“, versuchte Hartmut sein Glück, aber nur bei der Erwähnung des Namens richtete Ben sich auf, seine Atmung wurde hektisch und er versuchte unter der Maske etwas zu sagen, woraufhin sofort seine Sauerstoffsättigung abfiel. Hartmut vernahm etwas, was sich in etwa anhörte wie „---zum Teufel scheren!“, aber dann wurde er schon aus dem Zimmer gedrängt und ein Arzt und die betreuende Schwester versuchten Ben wieder zu beruhigen und zu stabilisieren. Auch ihnen fiel sofort auf, dass ihr Patient wohl auf gefiebert hatte und als man nun eine Temperatursonde in seiner Leiste platzierte, zeigte die 39,8°C an.
    „Verdammt, das braucht es gerade noch-hoffentlich wirkt die Antibiose!“, sagte der Arzt, der letzte Woche frei gehabt und von der ganzen heimlichen Medikamentengabe nichts mitbekommen hatte. „Bis auf Weiteres untersage ich jegliche Besuche, wenn er sich da jedes Mal so aufregt!“, erging noch die Anordnung und obwohl Ben jetzt wieder durch eine neue Dosis Tavor ruhig gestellt war, hob und senkte sich sein Brustkorb mühsam. Die Schwester warf einen besorgten Blick zurück und überlegte krampfhaft, ob sie den diensthabenden Arzt in ihr Wissen um die Eigentherapie der Kollegen ihres Patienten einweihen sollte, aber der war eher ein linientreuer Hardliner und würde vermutlich ohne Rücksicht die Anordnungen des Chefarztes durchsetzen und es konnte allen Mitwissern eine Abmahnung bis hin zur Kündigung einbringen. Ihre Existenz würde sie deswegen nicht aufs Spiel setzen und so leid ihr Ben tat-sie sah auch keinerlei Möglichkeit, dass er in naher Zukunft essen und trinken dürfte und so waren ihr die Hände gebunden.

    Hartmut hatte sich in der Schleuse wieder seines Kittels entledigt und war beim Hinausgehen in kurzen Worten vom Arzt von dem Besuchsverbot in Kenntnis gesetzt worden, hatte aber noch auf die Intensivschwester gewartet. „Schwester-was denken sie, wie lange wird Ben seine Medizin nicht nehmen können und haben sie bemerkt-er fühlt sich so heiß an!“, fragte Hartmut und die Pflegerin nickte und antwortete: „Das wird sicher noch einige Tage dauern, bis er wieder was schlucken kann und ja-wir haben ihm gerade eine Temperatursonde gelegt, er hat hohes Fieber. Er bekommt weiter seine Antibiosen und fiebersenkende Medikamente, aber mehr kann ich nicht tun. Wenigstens Sarah befindet sich auf dem Wege der Besserung, aber hier können wir nur abwarten und ihn ruhig halten, es tut mir leid!“, beschied sie ihm und als Hartmut sich nun langsam zurück zog und einen letzten bedauernden Blick durch die Lamellentür warf, schloss sich seine Hand unbewusst um den Beutel mit dem Orchideenextrakt.


    Frau Krüger hatte sich von den zuständigen Stellen die Erlaubnis eingeholt, Maria Gregor vom Tod ihres Bruders in Kenntnis zu setzen. Kurz hatte sie überlegt, Semir´s Namen zu unterdrücken, aber dann war ihr klar geworden, dass Frau Gregor ein Recht darauf hatte zu erfahren, was geschehen war-für ihren Anwalt würde es ein Leichtes sein, zu erfahren, welcher Polizist Elias in Notwehr erschossen hatte. Auch würde sie die Bestattungskosten für ihren Bruder tragen müssen, jemanden beauftragen, der die Modalitäten der Beerdigung in ihrem Auftrag regelte und wenn es ihr Gesundheitszustand zuließ, durfte sie wohl auch an der Beisetzung teilnehmen, wenn vermutlich auch schwer bewacht, wenn die Leiche nach der Obduktion frei gegeben wurde-so hartherzig war kaum ein Richter, dass er dafür nicht eine Ausnahmegenehmigung erteilte. Wahrscheinlich hatte Maria ja ihren Bruder zu dem Attentat angestiftet, aber beweisen konnte das niemand mehr.
    Als Kim die Klinik betrat, musste sie sich mehrfach ausweisen-für die Bewachung einer einzigen Person waren drei Beamten der JVA abgestellt und Maria lag mit metallenen Handschellen und Fußfesseln ans Bett gekettet da und jede pflegerische und medizinische Tätigkeit an ihr, wurde im Beisein von zwei entschlossenen Beamtinnen durch geführt. Ihre Augen blitzten wütend und als die verhasste Leiterin der Autobahnpolizei an ihr Bett trat, funkelten Maria´s Augen vor Zorn und auch Schadenfreude. Sicher würde die sie befragen wollen, wo Elias wohl hin verschwunden war nachdem er Ben Jäger getötet hatte, aber sie würde schweigen wie ein Grab und war sich sicher, dass seine Kinderfrau ihm helfen würde, sich in ihre alte Heimat abzusetzen.


    Kim Krüger fackelte jetzt nicht lange und sagte in geschäftsmäßigem Ton, als wäre sie persönlich überhaupt nicht betroffen: „Frau Gregor-ich bin gekommen, um sie vom Tod ihres Bruders in Kenntnis zu setzen. Er hat gestern ein Attentat auf Herrn Jäger verübt und wurde dabei überrascht und in Notwehr erschossen“, teilte sie ihr mit und nun trat ein Ausdruck völliger Fassungslosigkeit in die Augen der Verbrecherin, die sich dann begannen mit Tränen der Wut, aber auch des Kummers zu füllen. „Wer war es, der ihn getötet hat-und hat Jäger überlebt?“, stellte sie nun die beiden Fragen, die ihr auf der Zunge brannten. „Herr Jäger hat überlebt und wenn sie irgendwas damit zu tun haben sollten, werden sie sich auch dafür vor Gericht zu verantworten haben. Herr Gerkhan ist zufällig dazu gekommen und hat seinen Kollegen durch einen finalen Rettungsschuss befreit. Ihr Bruder war sofort tot und wird jetzt gerade obduziert“, sagte die Chefin der Autobahnpolizei und bei jedem anderen hätte sie noch ein „Es tut mir leid!“, hinzu gefügt, aber bei dieser Frau galten keine normalen Regeln. So drehte sie sich jetzt abrupt um und verließ das Zimmer. Im Hinausgehen hörte sie eine Stimme voller Hass sagen: „Er wird mit seinem Leben dafür büßen!“, und dann vernahm sie doch eine menschliche Regung, nämlich ein trockenes Schluchzen, aber anders als sonst, berührte es ihre Seele nicht-diese Frau war so voller Hass, dass sie nicht mit normalen Maßstäben zu messen war. Aber eines war klar-sie mussten bei der Verhandlung auf Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung plädieren-diese Bestie durfte nie mehr auf freien Fuß kommen!

    Marie wurde gefunden! Sie ist anscheinend unverletzt, aber die Schilderung, wie sie sich an den fremden Biker klammert, war herzzerreissend!. Ja der hat vielleicht ein schlechtes Image, aber nachdem in unserem Haushalt auch mehr als ein Motorrad rumsteht, weiss ich, wie verkehrt da manche Vorurteile sind! Ich finde es toll, dass man das traumatisierte Kind nicht gleich wieder weg reisst und die beiden miteinander zur Dienststelle bringt-super.
    Nachdem Ben zwar noch schwer angeschlagen, aber anscheinend nicht mehr lebensbedrohlich erkrankt auf der Intermediate Care liegt, machen sich jetzt Alex und Semir auf, um Leon zu suchen und Marie zu ihrem Vater oder der Tante zu bringen-der besoffene Opa fällt in meinen Augen raus!

    Verdammt!
    Jetzt wurde Ben doch geschnappt und in einem Verlies eingesperrt! Die Campingtoilette lässt darauf schliessen, dass das nichts Kurzfristiges wird. Die Erinnerungen an seine Vergangenheit machen die Panik nicht geringer und da sitzen die beiden ungleichen Männer und beobachten ihn, wie er erst einmal beinahe dabei ist, den Verstand zu verlieren. Ben tut mir mega leid und mir machen auch die Psychospielchen zwischen den beiden Entführern Sorgen. Anscheinend gibt es im Hintergrund noch einen großen Unbekannten-aber wer ist das?

    Die Nacht brach herein und allmählich besserten sich Ben´s Sauerstoffsättigungswerte. Man kontrollierte regelmäßig die Blutgase am Kleinlabor auf der Intensivstation und konnte so auch den Blutverlust im Auge behalten, aber das Hb war nicht weiter gesunken. Nachdem man ihn nun ruhig liegen ließ, pendelte sich der Blutdruck auf normalen Werten ein. Die erfahrene Nachtschwester, die Ben bereits kannte, ging sehr ruhig und fürsorglich mit ihm um, nahm nur zwischendurch die Maske kurz ab, um seinen Mund mit feuchten Mundpflegestäbchen aus zu wischen und die Lippen ein zu cremen. Aufs Lagern verzichtete sie, Ben konnte sich ja selber ein wenig anders hinlegen und auch wenn sein Hals von der Strangulation begann in allen Farben zu schimmern, man sogar Elias´ riesige Fingerabdrücke erkennen konnte, wie auch beim Psychologen, so blieb der Zustand der beiden stabil und als Ben sich beruhigt hatte, war Philipp Schneider wieder in sein Bett gekrochen, um ebenfalls ein paar Stündchen Schlaf zu erhaschen.


    Ben bekam regelmäßig einen Morphinbolus, erstens um die Schmerzen erträglich zu halten und auch, um ihn vor Panikattacken und der damit verbundenen Atemnot und einem Blutdruckanstieg zu schützen. So dämmerte und schlief er abwechselnd und als der Morgen graute und die Nachtschwester die letzten Werte in die Patientenkurve eintrug und die Verbände und die kontinuierlich tropfende Blasenspülung noch kontrollierte, nahm er zum ersten Mal seine Umgebung wieder bewusst wahr. Der gestrige Tag war in seinem Kopf wie ein dunkler Dämon verankert, er konnte die Zusammenhänge nicht ganz begreifen, aber eines war klar-er war wieder auf der Intensivstation!
    Er griff nach oben, um die Beatmungsmaske, die eng um sein Gesicht lag, herunter zu reißen, was sofort einen lauten Alarmton der Beatmungsmaschine zur Folge hatte. „Bitte Schwester-was ist mit meiner Frau? Sagen sie mir die Wahrheit!“, flüsterte er eindringlich und rang schon wieder nach Luft-ohne das Gerät und mit einem Blutdruck, der durch die Aufregung sofort hoch schoss, ging es ihm gar nicht gut, aber das war ja der Grund, weshalb er gestern so dringend auf die Intensivstation gewollt hatte-Sarah! Allerdings hatte er nicht schon wieder als Patient dort liegen wollen.


    Philipp Schneider neben ihm schreckte hoch-gerade war er wieder in einen unruhigen Morgenschlaf gefallen, als das laute Pfeifen der Carina ihn aus seinen Träumen riss. „Herr Jäger-lassen sie bitte die Maske drauf-ohne geht es noch nicht, aber glauben sie mir, noch ein oder zwei Tage, dann ist ihr Hals abgeschwollen und sie können wieder normal atmen und sprechen!“, sagte die Nachtschwester, trat an sein Bett und befestigte die CPAP-Maske erneut um Ben´s Kopf. Dann fiel ihr die Frage wieder ein und der flehentliche und angstvolle Gesichtsausdruck ihres Patienten rührte sie zutiefst-klar der wusste ja gar nicht, dass es seiner Frau, die ein paar Zimmer weiter lag, deutlich besser ging. „Machen sie sich um Sarah keine Sorgen-sie stabilisiert sich zusehends, braucht keine kreislaufstützenden Medikamente mehr und wir werden heute mit dem Weaning anfangen, das heißt, sie langsam aufwachen lassen und versuchen von der Beatmungsmaschine zu entwöhnen. Ich würde aus meiner langjährigen Berufserfahrung heraus sagen, sie ist über dem Berg-also konzentrieren sich auf ihre eigene Genesung!“, teilte sie Ben mit und der sank mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung, der gedämpft hinter der Maske hervor drang, zurück in seine Kissen. Er schloss jetzt die Augen und das Stündchen bevor die Frühschicht zur Übergabe und Körperpflege kam, fielen die beiden Männer nun noch in einen halbwegs erholsamen Schlaf.


    Ben wurde vom Pfleger der Frühschicht im Bett gewaschen, der Psychologe durfte duschen und auch bereits Kaffee und einen Brei zu sich nehmen. Alle seine Werte waren im Normbereich, man vernebelte zwischendurch nur noch ein wenig Salbutamol, um lokal die Schwellung im Hals gering zu halten. Bei der Visite sagte der leitende Arzt zu ihm: „Wir werden ein HNO-Konsil machen, wenn der Facharzt ebenfalls der Meinung ist, dass keine Gefahr mehr für sie besteht, können sie nach Hause gehen“, und der Blonde nickte.


    Bei Ben war die Lage komplizierter und er brauchte immer noch kontinuierlich die Beatmungsmaske, um keine Atemnot zu bekommen und auch die Schwellung war kaum zurückgegangen. „Herr Jäger bleibt weiterhin streng nüchtern und wir in Stand By-es kann jederzeit sein, dass wir doch noch notfallmäßig intubieren, oder eine Koniotomie vornehmen müssen. Wir vernebeln weiter alle paar Stunden Cortison über die aktive Befeuchtung, alle weiteren chirurgischen Interventionen wie die Hämatomincision werden aufgeschoben und auch der Druckverband bleibt vorerst, bis sich die Situation weiter entspannt hat“, erging die Anordnung und als Hartmut nun erneut mit seinem Orchideenpulver in der Tür stand, musste ihn der betreuende Pfleger bedauernd weg schicken. Ben war dank des Morphins wieder in einen Dämmerzustand gefallen und so blieb nur zu hoffen, dass sein Immunsystem sich bereits erholt hatte.


    Der HNO-Arzt besah sich vor Ort erst den Hals des Psychologen von innen und als er die Zunge mit einer Kompresse heraus zog und ihn bat „A“ zu sagen, überkam Philipp Schneider ein Würgereiz. Viel schlimmer erging es Ben, der irgendwie gar nicht verstand, was der fremde Arzt von ihm wollte und weil erstens seine Atemnot ohne die Maske, die man zur Untersuchung kurz abgenommen hatte, sowieso stark war und man ihm dann seiner Meinung nach schon wieder Gewalt antun wollte, wehrte er sich erneut wie ein Berserker. Wieder war dann der Psychologe an seinem Bett, versuchte ihn zu beruhigen, aber letztendlich musste man Ben erst mit starken Medikamenten sedieren, bevor der Arzt überhaupt in seinen Hals schauen konnte. Der besprühte noch mit einem abschwellenden Spray den Rachenraum, aber dann fiel die Sauerstoffsättigung so rasant, dass man sich beeilte die Maske wieder auf dem Gesicht des Dunkelhaarigen zu befestigen. „Hier besteht nach wie vor große Gefahr, dass es komplett zuschwillt-ich empfehle weiter engmaschige Überwachung, Sedierung und auf jeden Fall lokal Cortison, besser noch zusätzlich intravenös. Der Kehlkopf ist ebenfalls sehr gereizt, die Stimmritze eng und die Stimmbänder blutunterlaufen. Wenn man hier einen Intubationsversuch machen müsste, würde fast mit Sicherheit die Stimme leiden!“, teilte der Facharzt seinem Kollegen noch mit und Philipp Schneider hoffte von Herzen für den jungen Polizisten, dass das nicht notwendig würde, denn durch seinen Gesang hatte er eine wunderbare Möglichkeit seine Gefühle aus zu drücken und gerade für einen Mann war es eine einfachere Möglichkeit ein romantisches Liebeslied zu schreiben und zu singen, ohne seine Männlichkeit in Frage zu stellen, als anders. Er hatte schon beim letzten Trauma, als er Ben kennen gelernt hatte, ihn ermuntert, seine Sorgen und Probleme auch in Musik zu verwandeln und daraus waren wundervolle Lieder entstanden.

    Der Psychologe war selbst erleichtert, dass er den gestrigen Tag doch relativ gut weg gesteckt hatte-körperlich wie psychisch, aber er hatte via WhatsApp seine Sekretärin bereits gebeten für drei Tage sämtliche Termine ab zu sagen, auch er brauchte eine Erholungszeit. Der HNO-Arzt hatte grünes Licht für seine Entlassung gegeben und auch wenn er noch sprach, als wenn er eine Halsentzündung hätte, konnte Philipp Schneider doch seine Frau anrufen, dass sie ihn abholen kommen könne. Als sie eintraf, hatte er sich bereits angezogen und stand nun noch für einen kurzen Moment an Ben´s Bett. „Ben-ich weiß nicht, ob du mich gerade hören kannst, aber ich denke in der momentanen Situation ist es gut für dich, das Ganze ein wenig zu verschlafen. Wenn es dir besser geht, beginnen wir mit der Therapiearbeit, ich schaue auch jeden Tag nach dir, aber im Augenblick stehen deine körperlichen Probleme im Vordergrund. Ich wünsche dir eine gute Besserung und ich bin mir ganz sicher du schaffst das, wieder ganz gesund zu werden-und Keiner will dir hier etwas Böses, merk dir das. Du bist in Sicherheit und musst dich vor Niemandem fürchten-machs gut-ich komme wieder!“, sagte er noch leise und ging dann mit einem bedauernden Blick zur Tür. So gerne er sich ganz um Ben gekümmert hätte, aber die eigene Gesundheit stand im Vordergrund und die besorgte Miene seiner Frau rief ihm ins Gedächtnis, dass nur ein gesunder Therapeut ein guter Therapeut war.

    Der Rettungssanitäter war also auch auf der Suche nach Sabrina!
    Die wird sozusagen in letzter Sekunde aus dem brennenden Haus von Ben und Alex gerettet, allerdings zahlt Ben dafür einen hohen Preis-mit Rauchgasvergiftungen, bei denen Cyanid freigesetzt wird, ist nicht zu spaßen! Da wird jetzt wohl Cyanokit zum Einsatz kommen, wir hatten sowas auch erst nach einem Brand in einer Kräutertrocknungsanlage. Der Zustand der Patienten wurde mit jeder Minute kritischer und sie wären innerlich erstickt, wenn sie nicht das Antidot erhalten hätten.
    Ob Sabrina das überhaupt überlebt, wird sich noch zeigen, wenn es Ben jetzt schon so schlecht geht. Aber von den Kindern wird keine Spur gefunden und sicher hat Sabrina den Müll durchwühlt, um so an Unterlagen über die Bäckerei Bährle zu kommen, aber ob sie was mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hat, ist noch völlig unklar. Ich darf gar nicht dran denken, dass die auch bereits tot sein könnten! ;(
    Immerhin lebt die junge Mutter noch und ihr Mann und Anja dürfen sie auf der Intensivstation sehen.
    Die anderen brauchen jetzt erst mal was zu essen, außer dem armen Ben, der sicher froh ist, dass er nüchtern ist-Magensaft kotzt sich leichter als Pizza.
    Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht!

    Liebe Sabrina!
    Zu deinem Geburtstag, der diesmal ja ein ganz Besonderer ist, wünsche ich dir das Allerbeste.
    Auch wenn du arbeiten musst-gönn dir was Schönes und lass dich feiern.
    Deine susan

    Anja gefällt mir! Die hat das Herz auf dem rechten Fleck und bringt Ordnung in Anna´s Gefühlsleben. Okay-sie ist schwanger und ist deswegen völlig durcheinander-das gibt mildernde Umstände, aber trotzdem sollte sie Ben vertrauen und nicht einem daher gelaufenen Frauenzimmer.
    Die SMS ist ja richtig poetisch-das hätte ich von Ben gar nicht erwartet-obwohl, wenn man seine romantischen Liedtexte kennt, die er als Tom Beck im wahren Leben schreibt ;) , dann ist das Ganze doch sehr stimmig!
    Langsam kommt Anna runter, aber Ben hat sich jetzt schon aufgemacht, um Jessica zu suchen, mit der ihn anscheinend doch etwas verbindet. Aber ist dieser Nico doch sein Sohn, den er bisher vor Anna verborgen hat? Ich kann es kaum glauben, aber nichts ist unmöglich!