Beiträge von susan

    Irgendwie bin ich jetzt froh, dass Chloe die junge Apothekerin einweiht und die das Nasenspray auch rausrückt. Ich denke wenn man solche Schmerzen hat, ist man ansonsten bereit nahezu alles zu tun, damit die wieder weggehen. Mir ist kalt über den Rücken gelaufen als du die Apothekerin hast erklären lassen, dass es im Zusammenhang mit diesen stärksten Schmerzattacken sogar zu Suiziden kommt- nein Felix, sowas darf nicht passieren!

    Chloe zeigt dem jetzt hilflosen Felix ihre Zuneigung und der erahnt beim Anblick ihres Zimmers auch wie nahe am Abgrund Chloe manchmal schwebt, oder zumindest geschwebt hat. Aber jetzt reagiert sie schnell und richtig, ja oft ist es auch wichtig eine Aufgabe zu haben.

    Chloe genießt das Zusammensein mit Felix und ich denke da sind von beiden Seiten starke Gefühle im Spiel. Die beiden öffnen sich immer wieder ein Stückchen und vor allem- sie werden auch immer ehrlicher zueinander.

    Für sie ist die "Führung" durch das besetzte Haus sicher ein Abenteuer mit der Krönung auf dem Dach. Huch das wäre nichts für mich, ich bin nämlich nicht schwindelfrei!

    Ja wie ähnlich man sich sein kann,auch wenn man in komplett unterschiedlichen Familien aufgewachsen ist. Ich finde auch, dass Felix nicht einfach seine Schwester finden und dann wieder verschwinden kann, entweder muss er dableiben oder sie mit nach Hamburg gehen. Allerdings fällt mir da gerade ein, dass Chloe ja auch bei Drogendealern bekannt ist, also vielleicht doch kein so unbeschriebenes Blatt ist, wie es für Felix im Augenblick den Anschein hat. Die beiden haben noch viel voreinander verborgen, ich bin gespannt was wir davon noch erfahren- wenn ja wenn sie das überleben, denn die erste Gefahr ist jetzt akut: Wie kommt Felix mit seiner starken Migräne vom Dach? Und dann: Wer besorgt ihm Medikamente? Ich habe ja schon so einen Verdacht.....

    Hallo Seeschurke,

    jetzt habe ich lange überlegt, ob ich etwas zur neuen Story schreiben soll und musste das erste Kapitel auch nochmals lesen, denn es ist alles andere als leichte Kost.

    Erst mal zur äußeren Form: Ein paar Rechtschreibfehler sind drin, manchmal klingen die Sätze ein wenig verschwurbelt und sollen wohl einen höheren Bildungsstand mit psychologischem Hintergrund vermitteln, was meiner Meinung nach nicht sonderlich gut gelungen ist. Aber immerhin- zumindest beim zweiten Lesen erschließt sich der Inhalt.

    Allerdings ist dieser schon ein wenig abschreckend.

    Erst mal zu deiner Vorstellung der Charaktere:

    Tut mir leid, aber der Semir den ich vor Augen habe und seit 1996 im TV verfolge, hört im Radio kein Kunstlied oder deutsche Volksmusik. "Sah ein Knab ein Röslein stehn", ist zwar deutsches Kulturgut, aber zu Cobra passt das überhaupt nicht. Nun gut, Ben zeigt seine Abneigung ja auch deutlich.

    Nun aber der Rückblick auf die Kindheit unseres dunkelhaarigen Helden. Die ist ein wenig schwülstig geschrieben und der Wink mit dem Zaunpfahl zum inneren Kind, das ja aktuell in der Psychologie ein wenig in Mode gekommen ist, scheint mir auch nicht unbedingt passend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus einem Sonderling ohne Freunde der eine brutale freudlose Kindheit erlebt, dieser lockere Ben werden konnte, den wir als Filmfigur kennen und lieben. Aber gut, das ist künstlerische Freiheit.

    Und natürlich finde ich es prima, dass hier wieder eine Semir- Ben- Story veröffentlicht wird.

    Soweit ich mitkomme hat Ben als Kind ein Trauma erlitten, das in dieser Geschichte eine Rolle spielen wird.


    Nun befinden sich die beiden Helden am Tatort. Die Beschreibung des Opfers verlangt einem so Einiges ab und dabei bin ich von Berufs wegen sicher abgebrüht und habe schon viele Tote gesehen und angefasst.

    Mein erster Gedanke, als die "Leiche" stöhnt und sich bewegt war auch: "Ich hoffe jetzt mal, dass sich da ein Fachmann davon überzeugt hat, dass der Mensch auch wirklich tot ist", das ist für das verstümmelte Opfer sehr wünschenswert. Die gleichzeitige Anwesenheit von Schmeißfliegen und Maden, dazu der frische Eiter zeigen, dass die Bauchwunde schon länger bestanden hat und was dann letztendlich den Tod des bedauernswerten Menschen herbei geführt hat, wird der Gerichtsmediziner klären.

    Ich kann es aber nachfühlen dass Ben sich übergeben muss, denn schon beim Lesen wird einem leicht schlecht, mal sehen wie viele Leser sich das weiter antun, aber vielleicht ist da doch eine gewisse Faszination des Schrecklichen zu beobachten.

    Die echte Polizeiarbeit, nämlich der Versuch heraus zu finden wer das Opfer ist, wurde übergangen und jetzt fahren Semir und Ben also in "die Höhle des Drachen", na da bin ich ja gespannt, ich glaube nicht das ist die Past mit Frau Krüger oder Anna Engelhardt, je nachdem wann zeitlich die Geschichte angesiedelt ist, denn insgesamt war ja bislang das Betriebsklima dort nicht all zu schlecht, auch wenn es natürlich immer wieder Reibereien gibt.

    Erst mal werde ich noch an der Story dran bleiben, falls ich die Zeit dafür aufbringe und vielleicht lösen sich ja bald einige Rätsel.

    Das war eine typische Ermittlung im Drogenmilieu. Der eine wirkt glaubwürdig und der andere spült seine Arbeitsmittel durchs Klo, nicht wissend, dass Semir und Ben sich dafür aktuell gar nicht interessieren- wobei was weg ist kann schon keine Kinder und Jugendlichen mehr töten- bin da gerade durch einen Fall in meinem Umfeld hypersensibilisiert.

    Aber immerhin wurde jetzt Gregor als Ablenkung geliefert- irgendjemand wird ja wohl mal den Mund aufmachen!

    In der Tierklinik erwachte Lucky in seiner Krankenbox. Erst mal erbrach er sich, aber als er Medikamente dagegen bekommen hatte und Schmerzmittel lag er ruhig auf der weichen Unterlage, döste vor sich hin, aber bei jeder Kontrolle wirkte sein Blick wacher, er krampfte nicht und als ihn die Tierpflegerin mit Namen ansprach, klopfte sein Schwanz schon freundlich auf den Boden. Natürlich konnte es noch Komplikationen geben, aber als der Neurochirurg am Abend nochmals in der Klinik nach seinem Patienten schaute, war er sehr zufrieden. Lucky konnte bereits aufstehen, wenn auch mühsam wegen der vielen Blutergüsse, aber er hatte keinerlei neurologische Ausfälle mehr, trank ein paar Schluck Wasser und als man ihn an der kurzen Leine nach draußen führte, erleichterte er sich und begab sich danach wieder ruhig in die Krankenbox der Intensivüberwachung der Klinik. Die Infusion hatte man abgestöpselt, er ging auch nicht an den Klebeverband, sondern legte sich auf die Seite und wenn er auch sichtlich seine Familie vermisste und sehr schwach war, dämmerte er bald wieder in einen Halbschlaf hinüber, wie das Hunde den größten Teil des Tages normalerweise sowieso tun. Der Neurochirurg rief auf der Handynummer an, die an der Krankenbox stand und Sarah hatte Tränen der Freude in den Augen, als sie die positiven Neuigkeiten vernahm.

    "Hört ihr Kinder, Lucky kommt vielleicht doch bald wieder nach Hause!“, verkündete sie die frohe Nachricht, denn schweren Herzens hatte sie die Kinder auch darauf vorbereitet, dass Lucky eventuell über die Regenbogenbrücke gehen könnte, wie erst vor wenigen Wochen eines ihrer Meerschweinchen, das sie danach feierlich beerdigt hatten. Tim brachte immer wieder Blumen zu dem kleinen Grab und Ben hatte mit ihm gemeinsam ein winziges Holzkreuz gebastelt. Sie alle hatten sehr geweint, als das kleine Wesen einfach so gestorben war, aber es war auch ein guter Anlass gewesen über Tod und Sterben zu sprechen.



    In der Uniklinik hatte derweil der Intensivarzt den diensthabenden Chirurgen, einen sehr erfahrenen älteren Kollegen, erreicht. Er schilderte ihm die Situation und der versprach in Kürze vorbei zu kommen. Im Arztzimmer berichtete der Intensivarzt von dem Fall, man betrachtete gemeinsam die CT- Bilder am PC und dann schaute sich der Chirurg den Patienten selber an. „Guten Abend Herr Jäger, ich bin der zuständige Chirurg und würde mir gerne ihren Bauch ein wenig näher ansehen, wenn ich darf“, bat er freundlich und Ben der aus seinem Opiatedämmerschlaf hoch geschreckt war, nickte müde. Der Intensivarzt wollte den Vorhang zum Nebenbett zuziehen, aber der dunkelhaarige Polizist hinderte ihn daran. „Bitte lassen sie den Vorhang weg, wir beide kennen uns mit und ohne Klamotten und sind seit vielen Jahren sehr befreundet, ich fühle mich besser wenn mein Partner in meiner Nähe ist“, rechtfertigte er seine Bitte, drehte seinen Kopf zur Seite und suchte Semir´s Blick, der ihn mutmachend ansah, auch er war wieder erwacht.

    Der Chirurg betastete zunächst routiniert und mit viel Gefühl Ben´s kompletten Bauch und griff dann ebenfalls zum Schallkopf des Sonogeräts. Ben spannte alle Bauchmuskeln an und stöhnte, als der Schallkopf die Bauchdecke berührte. „Wir haben hier im Unterbauch eine Flüssigkeitsansammlung, wissen aber nicht, ob das Blut oder Gewebsflüssigkeit ist. Es ist definitiv mehr geworden seitdem die letzte Bildgebung stattgefunden hat, allerdings ist der Hb - Wert stabil, was eigentlich eher gegen eine Blutung spricht. Herr Jäger, wir können sie jetzt in Narkose legen und uns das im OP näher anschauen, aber vielleicht ist das gar nicht notwendig. Ich würde deshalb jetzt gleich hier vor Ort gerne in örtlicher Betäubung ein wenig von der Flüssigkeit abziehen, dann hätten wir Klarheit, sind sie damit einverstanden?“, fragte er und nach einem hilfesuchenden Blick zu Semir nickte Ben. Eine unnötige Operation war sozusagen das Letzte was er brauchte, eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben und in Frieden gelassen werden.

    So kam kurz darauf die zuständige Schwester mit einem Eingriffswagen in Zimmer gefahren und jetzt hatte Ben doch Muffensausen, ob seine Entscheidung richtig gewesen war, hoffentlich tat das jetzt nicht mega weh. Aber schon nahmen die Dinge ihren Lauf, der Arzt war in einen sterilen Kittel und Handschuhe geschlüpft, ließ sich von der Pflegekraft ein Basisset anreichen, in dem Abdecktücher, Spritzen und alles zum Desinfizieren war und wenig später erschauerte Ben der aufgedeckt und nackt vor den beiden Ärzten und der Schwester lag, als das kalte Desinfektionsmittel dreimal auf seinen Unterbauch aufgetragen und dann ein steriles Lochtuch darüber gebreitet wurde. Auch der Schallkopf des Ultraschallgeräts wurde in eine sterile Plastikfolie verpackt, so dass der Chirurg gleichzeitig schallen und punktieren konnte und als nun der Stich der örtlichen Betäubung in die Mittellinie unterhalb seines Nabels piekte, stöhnte Ben kurz auf, hielt dann aber seinen Blick fest auf Semir gerichtet, der ihn anlächelte und leise: „Du schaffst das!“, flüsterte.


    Semir bekam einen trockenen Mund, als er sah, welche lange und dicke Nadel die Schwester nun dem Chirurgen anreichte, aber da Ben sich auf ihn fixierte, war nur der Druck schmerzhaft, als die Hohlnadel, unter Ultraschallkontrolle um keine Organe zu verletzen, tief in ihm verschwand. Der Arzt aspirierte und eine hellrosa Flüssigkeit füllte die große Spritze. Schnell wurden mehrere Röhrchen und eine heparinisierte kleine Spritze mit der Flüssigkeit gefüllt und während der Arzt danach noch fast einen halben Liter abzog, testete die Schwester den Inhalt der kleinen Spritze am Blutgasgerät. Als sie das ausgedruckte Testergebnis dem Intensivarzt und dem Chirurgen vorlas, waren die beiden sehr zufrieden. „Herr Jäger wir können aufatmen, die Flüssigkeit in ihrem Bauch zeigt keinen Hinweis auf eine akute Blutung, wie werden sie weiter engmaschig überwachen, aber aktuell sehen wir keinen Anlass den Bauch auf zu machen, auch das Kontroll-CT werden wir absagen. Einige der Proben gehen jetzt noch ins Labor, da prüfen wir ob Stoffe darin sind, die auf eine Verletzung der Harnleiter oder der Bauchspeicheldrüse hinweisen, aber wenn das nicht so ist, können wir getrost abwarten“, informierte ihn der Intensivmediziner. Der Chirurg hatte derweil die lange dicke Nadel heraus gezogen und drückte nun noch ein paar Minuten mit einem sterilen Tupfer auf die Einstichstelle, was fast unangenehmer als die ganze Prozedur zuvor war. Dann aber klebte die Schwester ein kleines Pflaster drauf, bettete mit einem Kollegen Ben nochmals neu und während draußen die Dämmerung fiel, schlummerten die beiden Polizisten nun einem neuen Tag entgegen.


    Sarah hatte ebenfalls vom Intensivarzt telefonische Auskunft erhalten, genauso wie Andrea, deren Besuch man auf den nächsten Tag verschob, die beiden Verletzten sollten sich jetzt einfach ausruhen.
    Sarah ging nun fast zeitgleich mit den Kindern ins Bett, so erschöpft war sie. Was für ein Tag!

    Oh, oh, Semir denkt er ist der Jäger, aber eigentlich ist er genauso ein Gejagter, wie Ben das war vor seinem Kidnapping. Ich hoffe seine Sinne sind scharf und er kann der Gefahr entgehen in der er schwebt.

    Zuvor aber kommt Hartmut Remzi auf die Spur- ich hoffe man kann so irgendwie den Aufenthaltsort von Anna und Ben heraus finden.

    Immerhin wird die Nachtschicht von Susanne und Semir gewürdigt und beim Briefing erhält die ganze Ermittlungsgruppe Informationen. Nur der doofe Oberstaatsanwalt tanzt wieder aus der Reihe und provoziert Semir. Ich bin ja froh, dass Frau Krüger das nicht durch eine rosarote Brille sieht und die Streithähne einnordet!

    Semir und Ben ermitteln nach bester Polizeimanier und verfolgen Spur um Spur.

    Der Clubbesitzer ist recht auskunftsfreudig und stellt sich ein wenig als Gutmensch dar, aber was er sozusagen im Nebensatz erwähnt, macht mich sprachlos. Chloe soll in seinem Laden gedealt haben? Kann das wirklich sein und sie hat tatsächlich aus Protest gegen ihre Eltern versucht die "eingelagerten" Drogen zu verticken, oder legt der Clubbesitzer jetzt eine falsche Fährte? Chloe hat sicher Geld genug, falls sie das tatsächlich getan hat, war das mehr ein Protest, aber ich kann das irgendwie immer noch nicht so ganz glauben.

    Allerdings bin ich jetzt froh, dass Felix bei ihr ist, denn ansonsten ist ihr Todesurteil bereits unterschrieben, ich glaube nicht dass Frankie und Konsorten sich beklauen lassen!

    Semir und Susanne legen eine Nachtschicht ein. Ja das ist sicher eine Stecknadel im Heuhaufen, aber immerhin kommt Semir durch die gründliche Auswertung der Videos der Söldnertruppe auf die Spur. Auch wenn es sicher nicht seinem Naturell entspricht, ist das doch immerhin ein erster Schritt und vielleicht hat er demnächst eine Eingebung, was er übersehen hat. Ich habe zwar keinen blassen Schimmer wie er den Aufenthaltsort von Anna und Ben so herausfinden kann, aber ich vertraue seiner Intuition.

    Wenigstens seiner Familie geht es gut und Andrea ist auch nicht sauer, dass er sie geweckt hat. Ich hoffe sehr, das er bald in die Türkei fliegen kann, denn das würde bedeuten, dass er Anna und Ben gefunden hat, aber das wird noch ein Weilchen dauern befürchte ich.

    Dass Susanne todmüde ist und jetzt nur noch nach Hause will, kann ich verstehen, aber in Semir´s Kopf hat die Befreiung seiner Freunde oberste Priorität!

    Bei Ben stand die nächste Ultraschalluntersuchung an und als der Arzt die Decke zur Seite schlug und mit dem kalten Schallkopf erst das Gel auf seinem Bauch verteilte, hielt Ben unwillkürlich den Atem an. Auch wenn der Intensivarzt sehr vorsichtig war, entwich dem Verletzten ein lautes Stöhnen und gerade die Verletzung im Unterbauch tat ziemlich weh, als der Arzt dort ein wenig Druck ausübte, um die Flüssigkeitsverteilung zu sehen und aus zu messen, ob es mehr geworden war.

    Während Ben die Hände ballte und sich vor Schmerz wieder unbewusst die Lippe blutig biss und sein Stöhnen nicht unterdrücken konnte, war Semir mit einem Tagtraum aus dem wohltuenden Narkosenachschlaf erwacht. Er wusste erst gar nicht wo er war, aber das war eindeutig die Stimme seines Partners und in der Aufwachphase war Semir erst mal fest davon überzeugt, dass sie beide gerade an einem Fall arbeiteten und Ben dringend seine Hilfe brauchte. Er war schon fast aus dem Bett und sein Monitor begann zu alarmieren, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er im Krankenhaus war und nicht in irgendeinem Gebäude.

    Da stürzte auch schon die Schwester ins Zimmer. „Herr Gerkhan, sie können noch nicht alleine aufstehen, sie sind doch frisch operiert und die ganzen Zugänge und Drainagen sollten eigentlich auch drin bleiben!“, schalt sie ihn und er ließ sich mit einem Seufzer wieder zurück sinken und mit ein paar ordnenden Handgriffen hatte die Schwester ihn wieder gebettet und die Schläuche und Kabel sortiert.


    „Entschuldigung, ich war irgendwie gerade nicht ganz bei mir und habe mir im Halbschlaf etwas eingebildet“, rechtfertigte sich Semir und war fast der Überzeugung nur geträumt zu haben, als hinter dem Vorhang eine Stimme, die hörbar von Schmerz geprägt war, hervor stieß: „Semir - bist du das?“, und jetzt war es an dem kleinen Türken erstaunt die Augen auf zu reißen. „Ben du bist wirklich hier?“, rief er jetzt aufgeregt und nun verlangten die beiden Männer, dass sofort der Vorhang zurück geschoben würde. Der Intensivarzt hatte nur kurz die Decke über seinen Patienten geworfen, er würde den Chirurgen dazu holen, denn die Flüssigkeitsansammlung war mehr geworden, aber das interessierte Ben gerade überhaupt nicht, zu groß war die Erleichterung, seinen Freund und Partner in seiner Nähe zu wissen.


    Semir bat die Schwester sein Bettkopfteil in die Höhe zu fahren, denn der Aufstehversuch hatte auch ihm ziemlich weh getan, aber so konnte er nun seinen Freund betrachten, der in vielleicht eineinhalb Meter Abstand neben ihm lag. „Was ist geschehen und warum bist du hier gelandet - dich kann man auch nicht alleine lassen!“, schalt er liebevoll seinen blassen Partner und während die Schwester beiden Patienten nacheinander noch einen Schmerzmittelbolus verabreichte, begann Ben zu erzählen.


    „Lucky hat eine neue Hundefreundin gefunden, die wohnt genau gegenüber von dem Hof, wo wir die Ponys gekauft haben und damals mit der Kutsche gestartet sind. Die ist gerade läufig und Lucky ist völlig aus dem Häuschen deswegen und haut ab, wenn er nur kann“, sagte er und nun zuckten Semir´s Mundwinkel. „Wenn ich da so an dich früher denke, bevor du mit Sarah zusammen gekommen bist, dann wundert mich das nicht - wie der Herr, so das Gescherr – lautet das alte Sprichwort“, sinnierte er und normalerweise hätte Ben seinen Freund jetzt geknufft. „Egal, auf jeden Fall wollte ich ihn gerade dort abholen, da hat mich auf dem Weg dahin ein rücksichtsloser Geländewagenfahrer geschnitten und dann auch noch ein Kind auf dem Fahrrad gefährdet, so habe ich den dann verfolgt. Du glaubst es nicht, aber das war genau der Fahrer des Spyders. Ich habe ihn, als er ausgestiegen ist, anhand der Überwachungsfotos der Tankstellen erkannt. Und hier ist auch die Verbindung – der Typ ist Tierarzt und behandelt wohl die Pferde des Händlers, wobei auch da nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

    Ich habe mich in Deckung in die Stallungen begeben und die beiden belauscht, während sie an einem riesigen Pferd ohne Betäubung herum geschnitten haben. Weil ich mein Handy vergessen hatte, wollte ich mich leise raus schleichen und die Kollegen informieren, aber sie haben mich entdeckt, mit einem Elektroschocker kampfunfähig gemacht und dann in die Box des Pferdes geschleppt. Das hat dann der Tierarzt ebenfalls mit Elektrofolter dazu gebracht auf mir rum zu trampeln, bis Lucky, der anscheinend meine Schreie gehört hat, den Typ in den Arm gebissen und entwaffnet hat.

    Mein Hund hat mir das Leben gerettet, wurde dann fast tot geprügelt und ist jetzt ebenfalls in der Klinik und wurde am Gehirn operiert!“, berichtete Ben mit Kummer in der Stimme und Semir lauschte fassungslos. Allerdings war eine weitere Konversation durch die Nebenwirkung des Opiats erschwert, denn sowohl Semir als auch Ben fielen jetzt die Augen zu. „Schlaf gut, wir reden später“, stieß Semir noch hervor, bevor er in Morpheus Arme abdriftete und auch aus Ben´s Bett ertönte ein lautes Schnarchen.


    Der Tierarzt und der Händler hatten inzwischen die deutsche Grenze auf der A3 hinter Passau erreicht. Dank des Schengener Abkommens fanden keine Grenzkontrollen hier statt. Spätestens an der ungarischen Grenze wäre dann ihr Weg wieder nach verfolgbar, jetzt galt es schneller zu sein als die Ermittler, aber es war schon gut, dass sie immerhin aus der BRD draußen waren und auch kein verdächtiges Auto fuhren. Der Händler hielt kurz an einem Rasthof an, so dass sie beide die Toilette benutzen und kurz etwas essen und trinken konnten, aber der Tierarzt hatte keinen Appetit, sondern warf statt dessen noch eine Schmerztablette ein. Als sie wieder unterwegs waren, sah der Pferdehändler Schweißperlen auf der Stirn seines Kumpanen glänzen – na hoffentlich machte der nicht schlapp, bevor sie in Rumänien ein sicheres Versteck erreicht hatten!

    Da hat Anna jetzt aber volle Leistung gebracht! Sie hat ihn chirurgisch so versorgt, als würde er im Uniklinikum liegen und das ganz ohne Technik. Wenigstens hatte sie noch ein starkes Schmerzmittel, um ihn nochmals weg zu beamen, denn Ben schiebt einen Film als er aus der Ketaminnarkose erwacht und wähnt sich unter den Händen des Folterers. Aber so schläft er nochmals weg und Anna kann ihr Werk vollenden.

    Gut man weiß jetzt nicht genau, was da in seinem Bauch noch vor sich hin brodelt und geschwächt wie er ist, schwebt er natürlich noch in Lebensgefahr Aber immerhin hat er jetzt eine Überlebenschance, eine Option die vorher nicht bestanden hat.

    Ich hoffe auch sehr, dass Semir die beiden bald findet, denn das Untier Gabriela sinnt sicher schon wieder auf die nächste Folterung!

    Puh- noch einmal Glück gehabt!

    Frankie und Gregor wollen Felix tatsächlich töten, mir wird gerade ein wenig schlecht, wie skrupellos gerade Frankie ist.

    Aber Gott sei Dank verlassen Chloe und Felix derweil unbemerkt den Schulhof- noch einmal davon gekommen, fragt sich nur wie lange!

    Die Kommunikation zwischen der Außenseiterin Chloe und Felix hast du mit einfühlsamen Worten beschrieben, Campino. Ja Chloe gehört irgendwie zu keiner der Cliquen,das kann ich nachvollziehen. Ich hatte früher auch meine Freundinnen auch eher außerhalb der Schule. Mitschüler sind wie Arbeitskollegen, die kann man sich nicht aussuchen und man muss sich zwar arrangieren, aber wenn da eben niemand dabei ist, der dem Herzen nahe steht, dann ist das halt so. Gerade in der Pubertät ist das aber ziemlich schlimm.

    Ich bewundere Felix wie er genau das macht, was Chloe gerade braucht- die beiden sind ein perfektes Paar.

    Puh- gerade habe ich mit Anna gebangt, gezittert und Gefäße unterbunden, umstochen und was man sonst halt so macht bei einer Operation im Bauchraum.

    Dem Himmel sei Dank für das Ketamin, so kriegt Ben zwar die Untersuchung vorher unter starken Schmerzen mit, aber während der OP selber schläft er.

    Ich kenne das wenn man Angehörige mit operiert, ist ein komisches Gefühl- ich hatte Dienst und musste instrumentieren als meinem Mann der Blinddarm rausgenommen wurde und kenne ihn seither sozusagen in- und auswendig;). Aber Anna meistert das bravourös und kann während des Eingriffs irgendwann auch mal ausblenden, dass da die Liebe ihres Lebens unter ihr liegt. Die Entfernung der Kugeln gelingt und mir war gleich ganz komisch als ich mir vorgestellt habe, wie Gabriela den Eingriff verfolgt!

    Hmm lass mich überlegen, ich schaue mal ganz kurz in meinen Personalausweis, aber doch ich bin jetzt sicher- ich gehöre zur Zielgruppe.8o

    Ich freue mich bereits auf das Geheimkapitel!

    In der Tierklinik hatte man derweil Das Eintreffen des Neurochirurgen erwartet. Der betreute mehrere Kliniken an denen er die unterschiedlichsten Operationen vornahm, auch in der Tiermedizin ging die Spezialisierung weiter. Er besah sich gründlich die CT - Bilder von Lucky´s Kopf, untersuchte den immer noch tief bewusstlosen Hund und nickte dann. „Absolut richtige Indikationsstellung, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Je früher das Hämatom drainiert wird, desto eher besteht die Chance, dass der Hund es ohne Folgeschäden übersteht. Bringen wir ihn in den OP und leiten die Narkose ein!“, sagte er und wenig später hatte Lucky einen Beatmungsschlauch im Hals und ein Teil seines Schädels war kahl rasiert.

    Nach Desinfektion und Abdecken eröffnete der Neurochirurg erst die Haut, nahm dort sofort mit einer bipolaren Pinzette die Blutstillung vor und als er den Knochen direkt über der Verletzung frei gelegt hatte, griff er zu einer speziellen Handbohrmaschine und bohrte damit sehr vorsichtig ein Loch in die Schädeldecke. Man erweiterte mit einem schmalen Zängchen das Bohrloch, damit man Sicht hatte und mit viel Gefühl durchtrennte der Neurochirurg die harte Hirnhaut und führte dann einen dünnen Metallsauger ein. Er trug eine Lupenbrille und arbeitete sehr präzise und das Blut aus dem Hämatom sprudelte in den Sauger. Er spülte mit lauwarmer steriler Kochsalzlösung und kontrollierte, ob er noch eine intracranielle Blutstillung vornehmen musste, oder ob die Blutung von alleine stand und so war es. Die Tierärztin die die Narkose machte, hob das sterile Tuch etwas an und leuchtete in Lucky´s Augen. „Die Pupillen sind wieder gleich groß!“, vermeldete sie erfreut und so deckte der Neurochirurg die kleine Wunde nur mit einer sterilen Kompresse ab, die er an der Kopfhaut fest tackerte. „Das ist beim verwirrten Menschen wie beim Tier das vernünftigste Vorgehen, eine Drainage würde nicht lange halten und böte eine erhöhte Infektionsgefahr“, erklärte er der Tierarzthelferin, die so etwas noch nicht gesehen hatte.

    „Er kommt jetzt auf die Überwachungsstation und wir können nur hoffen, dass er das Bewusstsein wieder erlangt und auch nicht wesensverändert und bissig ist. Ich habe jetzt dann in einer anderen Klinik noch zwei Operationen und mehrere Untersuchungen. Sie können mich jederzeit übers Handy erreichen, am Abend schaue ich nochmals nach ihm. Kontrollieren sie bitte stündlich die Pupillenreaktion und dokumentieren sie, ob er krampft, wenn das so ist geben sie ihm 400 mg Levetiracetam!“, gab der Neurochirurg seine Anordnungen und noch bevor Lucky aus der Narkose erwacht war, saß er schon wieder in seinem Wagen und steuerte die nächste Tierklinik an. Es hatte sich in vielen Fachrichtungen bewährt, dass die Spezialisten mehrere Kliniken bedienten und wie in der Humanmedizin gab es inzwischen auch unter den Veterinären eigentlich für jedes Organsystem und viele Tierarten Spezialisten.


    Wenig später hatte man Lucky extubiert, er lag in einer großen Krankenbox und hatte wieder den Überwachungssensor an der einen Pfote und eine Infusion an der anderen. In der Aufwachphase hatte er noch auf den Operationstisch gepinkelt und darüber war gerade die Tierarzthelferin sehr froh, denn die meisten Hunde die ein Leben lang gewohnt waren nur draußen ihr Geschäft zu machen, hielten ein, wenn sie in der Box waren und quälten sich dadurch nur unnötig. Das Schmerzmittel sollte noch wirken und so konnte man jetzt nur abwarten wie sich die Lage weiter entwickeln würde.


    Der Kliniktierarzt rief Sarah an und die sauste kurz nach draußen wo die Verbindung besser war.
    Als sie wieder auf die Intensivstation zurück kam, konnte sie lächelnd an Ben die Neuigkeiten weiter leiten: „Lucky hat die Operation gut überstanden und ist gerade dabei wach zu werden. Jetzt muss man einfach abwarten, aber er ist immerhin stabil“, erzählte sie ihm und nun konnte Ben auch ein wenig lächeln, bevor ihm vor Erschöpfung und als Nebenwirkung der starken Schmerzmittel die Augen wieder zufielen. Sarah saß noch eine Viertelstunde an seinem Bett, dann küsste sie ihn zart auf die Stirn und flüsterte: „Schlaf gut und erhol dich, ich fahre jetzt mal nach Hause zu den Kindern, die werden auch völlig durcheinander sein, außerdem habe ich noch die ganzen Einkäufe im Auto liegen, mal sehen was man davon überhaupt noch verwenden kann“, und Ben nickte müde und dämmerte dann wieder weg.
    Sarah verabschiedete sich von ihren Kollegen, die versicherten sie sofort zu informieren wenn sich etwas veränderte und so war sie wenig später auf dem Weg nach Hause und wusste ihren Mann in guten Händen.



    Als Semir nach der fast sechsstündigen Operation wieder in sein Zimmer zurück geschoben wurde, registrierte er erst gar nicht, dass er inzwischen einen Mitpatienten bekommen hatte, zu sehr war er noch benommen von der Narkose. Auch Ben sah nur dass ein Bett ankam, aber er war im Augenblick zu sehr mit sich selber und seinen Schmerzen beschäftigt, als dass er sich groß um seine Umwelt kümmern konnte. Die Schwestern und Pfleger sprachen leise, während sie seinen Mitpatienten hinter dem Vorhang versorgten, ihm ein Wärmegebläse unter die Decke steckten, denn er zitterte und seine Temperatur war unter 36 Grad, aber das würde sich im warmen Bett und mit Schmerzmittelgabe bald ändern. „Schlafen sie nur erst noch ihre Narkose aus, der Eingriff war erfolgreich und ab morgen ist auch an diesem Arm Physiotherapie angesagt“, erklärte Semir´s betreuende Schwester und er nickte müde, bevor er seine Augen wieder schloss und sich nach einer Dosis Opiat dem erholsamen Schlaf hin gab. Gerade interessierte er sich noch nicht für seine Umwelt, sondern wollte nur in Ruhe gelassen werden. So dämmerten die beiden Freunde, ohne voneinander zu wissen, nur getrennt durch einen Vorhang, vor sich hin.

    Elena ist sehr betroffen von Ben´s Leiden und der Grausamkeit der Entführer. Sie ekelt sich zwar sicher, ist aber trotzdem in der Lage den angehenden "Operationssaal" zu säubern und hilft auch mit, Ben zu waschen - ja das ist dringend nötig!

    Ich kann gut nachvollziehen, dass Camil das Fenster öffnet und bin gerade froh, dass die Storys noch nicht olfaktorisch aufgenommen werden können - diese Gerüche reichen mir schon in der Arbeit!<X.


    Elena erfasst auch, dass Anna Ben liebt und wie alle anderen Leser sicher auch, fiebere ich der Operation entgegen und hoffe dass es Anna gelingt die Kugel aus Ben raus zu holen.

    Elena hat aber in Camil ihren Beschützer gefunden und wenn sie ihn sicher auch nicht liebt, gibt sie sich ihm hin, was strategisch eine sehr gute Entscheidung ist, denn wenn da ein Haufen wild gewordener Söldner eintrifft ist vermutlich jedes weibliche Wesen im Haus, außer Gabriela gefährdet- oh Gott hoffentlich lassen die Anna zufrieden. Aber es ehrt ihn, dass er sie nicht zum Sex zwingt, sondern ihr eine Entscheidungsfreiheit lässt. Jetzt wäre ein Geheimkapitel sehr schön, mir wird gerade warm....

    Ja, ja Trauerkloß- du wolltest es ja nicht glauben!;)

    Ich war mir auch ziemlich schnell sicher, wobei auch andere fleißige Konzertgänger noch gegrübelt haben, wie ich aus sicherer Quelle weiß.

    Ich freue mich sehr für ihn und würde mir ebenfalls wünschen, dass seine Songs endlich mal verstärkt im Radio gespielt werden, es lohnt sich nämlich einfach, er ist ein toller Sänger, Entertainer und Schauspieler.

    Elena schafft es unbemerkt zurück auf die Toilette und Camil hat sich sogar ein wenig Menschlichkeit bewahrt und denkt ihre Reaktion sei Trauer.

    Die junge Russin hat ja schon schreckliche Sachen erlebt und Rashid war eigentlich nur ein Mittel zum Zweck, der Schlüssel zur Freiheit, nicht ihre große Liebe.


    Jetzt muss sie mithelfen die Operation vor zu bereiten und auch sie ist entsetzt, als sie Ben ansieht. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr er gerade körperlich leidet und trotzdem ist seine Sonne wieder auf gegangen, weil Anna bei ihm ist und ihm helfen will.

    Elena muss jetzt putzen- da könnte ich mir auch was Schöneres vorstellen, aber das ist sehr notwendig, damit nicht noch mehr Schmeißfliegen angezogen werden.

    Hoffentlich gelingt es Anna wie sie angekündigt hat die Kugel raus zu holen und hoffentlich ist in dem Notarztkoffer auch genügend Narkosemittel!

    Was für Zicken!

    Die Spur war leider falsch, das Mädchen auf dem Handy ist wohl nicht Felix´ Schwester. Aber du hast eindrucksvoll die Stimmung und die Beziehungen und Interaktionen zwischen den Schülerinnen und Felix beschrieben. Ich habe mich gleich an meine eigene Schulzeit auf dem Mädchengymnasium erinnert- mit Grausen übrigens;).

    Und Felix erfasst Chloe´s Stimmung und ihre innere Zwiespältigkeit. Einerseits möchte sie ihm nahe ein und von ihm in den Arm genommen werden und andererseits stößt sie ihn weg- Pubertät halt. Jetzt müssen die beiden einen anderen Weg einschlagen, um Felix´Schwester zu finden- aber mir macht Frankie Sorgen, ich befürchte der könnte hier bald mit mischen. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, wir haben nicht zum letzten Mal von Georgina und ihrer Zickentruppe gehört.

    So sehr es mir persönlich leid tut, aber ihr habt eine absolut vernünftige Entscheidung getroffen, hinter der jeder intelligente Mensch stehen muss. Alles andere wäre zum momentanen Zeitpunkt einfach nur fahrlässig gewesen.

    Ich stehe an der Coronafront als Intensivkrankenschwester und kann nur bestätigen- diese Pandemie ist nichts, was man schönreden sollte.

    Wir hoffen dass bis zum nächsten Jahr dann ein Impfstoff zur Verfügung steht, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus und ich denke für den Sommer/ Herbst 2021 könnte man auch wieder einen Termin in der Jugendherberge zumindest vormerken. Gerade durch unsere Internationalität würden wir sonst eventuell Erreger nicht nur quer durch Deutschland, sondern auch nach Frankreich, Tschechien, Luxemburg, Litauen, Italien und wo sonst die diesjährigen Teilnehmer herkommen würden, verbreiten. Das gilt es auf jeden Fall zu verhindern.

    Bleiben wir einfach über den Fanclub, über Whatsapp, über Facebook und Telefon miteinander in Verbindung- ich vermisse euch alle zwar jetzt schon, aber nur so kann es funktionieren.

    Eure susan

    Als Sarah vor der Klinik aus dem Wagen stieg, erspähte sie Jenni, die sie vor dem Haupteingang erwartete. Gerade hatten sie noch telefoniert, dank Freisprechanlage in der heutigen Zeit kein Problem mehr. „So ganz genau habe ich natürlich keine Auskunft gekriegt, aber sie haben gesagt, Ben wäre jetzt erstversorgt und kommt auf die chirurgische Intensivstation. Von Operation hat jedenfalls keiner geredet und er war auch nicht an ein Beatmungsgerät angeschlossen, als ich ihn gesehen habe“, hatte die junge Polizistin berichtet und diese Information trug gleich ein wenig zu Sarah´s Beruhigung bei. So machte sie sich gemeinsam mit der Kollegin und Freundin auf den Weg nach oben und erfuhr, dass ihr Mann gerade auf die Station gebracht worden war, auf der sie immer wieder als Aushilfe einsprang, wenn die Personalnot hatten.

    Das war natürlich super, denn so kannte sie dort die Kollegen und Ärzte und während Jenni in der Besucherecke Platz nahm, durfte Sarah gleich hineinkommen und sah dort auf dem Rücken in einem warmen Intensivbett mit einer Extension am Bein ihren Mann liegen, der zwar blass und erschöpft wirkte, aber wie Jenni bereits gesagt hatte, nicht beatmet war. Er befand sich in einem Zweibettzimmer, aber das andere Bett war gerade nicht im Zimmer, vermutlich befand sich der Patient, oder die Patientin bei einer Untersuchung oder einem Eingriff. Gut momentan war das in Ordnung, denn auf der Intensivstation gab es keine Privatzimmer, sondern Einzelzimmer wurden nach Krankheitsbildern und Infektionslage belegt, aber Sarah war sich sicher, sobald ein Einzelzimmer frei wurde, konnte Ben dorthin umziehen.


    Der Stationsarzt, der Ben übernommen hatte, sie gut kannte und jetzt gleich die Kurve am PC schreiben würde, berichtete ihr nur in Stichpunkten was er bei der Übergabe von der Notaufnahme erfahren hatte. „Dein Mann ist bei uns zur Überwachung, man hat im CT und beim Ultraschall keine dermaßen imponierende Verletzung gesehen, dass er sofort operiert werden müsste. Er hat eine Oberschenkelfraktur die jetzt erst einmal mit einer Extension versorgt wurde, da sie wohl eingestaucht war. Das muss man freilich die Tage mal operieren, aber auch da will der Unfallchirurg erst noch abwarten. Er war uns als stumpfes Bauchtrauma angekündigt und hat auch überall Blutergüsse, innen wie außen, aber im Augenblick geht man davon aus, dass keine schwerwiegenden Organverletzungen vorliegen und wird das engmaschig kontrollieren. Alle zwei Stunden eine Ultraschalluntersuchung und in sechs Stunden ist ein erneutes CT angemeldet. Dazu natürlich regelmäßige Laborkontrollen nach Standard. Was er mit Sicherheit hat ist eine Leberprellung, die natürlich sehr schmerzt, zwei gebrochene Rippen, aber keinen Pneumothorax und wir überwachen ihn jetzt engmaschig und reagieren, falls sich was ändert. Du darfst gerne zu ihm, ich weiß wie man sich fühlt, wenn der Mensch den man liebt auf der eigenen Station liegt, aber er ist hier gut versorgt!“, spielte der Arzt darauf an, dass seine Frau erst letztes Jahr nach einem Verkehrsunfall auf Leben und Tod hier betreut worden war, unter anderem auch von Sarah.


    „Ich danke dir und bitte sagt mir wenn ich stören sollte, ich gehe dann natürlich raus“, erwiderte Sarah und trat dann an das Bett ihres Mannes, beugte sich liebevoll über ihn und küsste ihn auf die Stirn, denn die Sauerstoffbrille in seiner Nase und die ganzen Kabel verhinderten einen Kuss auf den Mund. „Hallo Schatz, ich bin wieder da, wie geht es dir?“, fragte sie liebevoll und Ben, dem man die Erschöpfung ansah und der gerade ein wenig eingenickt war, machte die Augen einen kleinen Spalt auf.


    „Was ist mit Lucky?“, lautete seine erste bange Frage und Sarah zog sich jetzt einen Stuhl heran und berichtete: „Er ist in der Tierklinik wo auch unsere Ponys sind und wird gerade am Kopf operiert. Er hat ein sogenanntes Subduralhämatom, also einen Bluterguss zwischen der Hirnhaut und dem Schädelknochen, der abgesaugt oder drainiert wird. Ansonsten hat er überall am ganzen Körper Blutergüsse, aber keine weiteren lebensbedrohlichen Verletzungen. Ich hoffe dass er das übersteht und danach auch wieder aufwacht, das ist wie bei Verletzungen am Gehirn bei Menschen, man kann nie genau vorher sagen, wie der Verlauf ist und muss einfach abwarten, aber er ist in der Klinik in guten Händen, der behandelnde Tierarzt ist sehr sympathisch und wirkte kompetent“, berichtete sie und Ben nickte jetzt, um dann selber die Augen wieder zu schließen und sich seiner Müdigkeit hin zu geben. Sarah hatte ihre Hand beruhigend auf seinem Arm abgelegt und so konnte er sich, eingehüllt von starken Schmerzmedikamenten, ein wenig ausruhen, bis die nächste Untersuchung anstand.


    Sarah stand nach einiger Zeit leise auf und ging nach draußen zu Jenni, die immer noch voller Sorge in der Besucherecke saß. Sie berichtete ihr von Ben´s Verletzungen und dass jetzt einfach Abwarten angesagt war. Der Blick aufs Handy verriet Sarah, dass niemand versucht hatte sie anzurufen, durch die dicken Betonmauern war die Handyverbindung innerhalb der Intensivstation nämlich schlecht bis gar nicht möglich. Wie es Lucky wohl ging?
    Sarah begleitete Jenni bis zum Parkplatz, trug ihr auf in der Dienststelle Bescheid zu sagen und rief dann noch Hildegard an, um sie auf dem Laufenden zu halten. Die ältere Frau hatte schon voller Sorge und Bangen auf eine Nachricht gewartet, nebenbei aber versucht, sich das vor den Kindern nicht all zu sehr anmerken zu lassen. „Sag den beiden ich komme später nach Hause, ich habe nicht vor, hier in der Klinik zu bleiben, ich weiß Ben ja gut versorgt bei meinen Kollegen. Aber ein wenig möchte ich trotzdem noch abwarten und einfach bei ihm sein. Außerdem will er auch wissen, wie Lucky die Operation übersteht, ich halte dich ebenfalls auf dem Laufenden“, besprach sie mit ihrer Vertrauten, die Ben die besten Genesungswünsche ausrichten ließ.


    So saß Sarah, nachdem sie noch den üblichen Papierkram der Aufnahme erledigt hatte, wieder am Bett ihres Mannes und nachdem die Vitalparameter stabil blieben und auch die engmaschigen Kontrollen des Hämoglobinwerts am Blutgasgerät keinen erneuten Blutverlust erwarten ließen, konnte sie sich langsam ein wenig entspannen.


    Wie angekündigt wurde nach zwei Stunden der nächste Ultraschall gemacht und obwohl Ben zuvor eine erneute Dosis Opiat erhalten hatte, stöhnte er laut und die Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er biss sich so auf die Lippen, dass die ein bisschen blutig waren und krallte sich verzweifelt an ihrer Hand fest, die danach fast taub war. „Hier im Leberbett ist eine kleine Flüssigkeitsansammlung zu sehen, das könnte Blut sein und im Retroperitoneum sehe ich auch eine nicht unerhebliche Verschattung. Auch das könnte Blut sein, aber genauso auch Gewebsflüssigkeit, die wegen der Quetschungen flächig austritt. Wir beobachten das weiter, aber solange der Hb und die Kreislaufparameter so stabil sind, warten wir einfach ab, Herr Jäger. Sagen sie sofort Bescheid wenn sie, ohne dass ich manipuliere, unerträgliche Schmerzen bekommen oder etwas anderes auftritt, was ihnen Angst macht. Ich lasse sie jetzt wieder in Ruhe, in zwei Stunden kontrollieren wir das erneut“, sagte der Arzt und Ben nickte zwar, wünschte sich aber, dass der die Untersuchung vielleicht einfach vergessen könnte, die Schmerzen dabei waren wirklich schlimm.


    Gemeinsam mit Sarah zog seine betreuende Schwester dann die Betteinlage glatt, man befeuchtete seinen Mund mit speziellen Mundpflegestäbchen, denn natürlich war er streng nüchtern, cremte seine blutigen Lippen ein und niemand war froher als Ben, als man ihn danach endlich wieder in Ruhe ließ. Der Platz neben ihm hinter dem Vorhang war immer noch leer und Sarah hatte ganz vergessen zu fragen, ob nicht bald ein Einzelzimmer frei wäre.