Beiträge von susan

    Whow was für ein Kapitel!

    Anna ist eine Heldin. Obwohl sie ganz auf sich alleine gestellt ist und ein Notarztkoffer ersetzt ja keine Klinik und keinen OP, macht sie sich professionell daran ihren Geliebten zu untersuchen und zu stabilisieren. Sie ist wild entschlossen ihn zu retten, aber wie ich aus den Beschreibungen der Verletzungen so ersehen kann, braucht sie dazu nicht nur ihr ganzes Können, sondern auch ganz viel Glück. Aber Ben wird wenigstens wach und sie versichern sich gegenseitig ihrer Liebe. Wenn das nicht die letzten Kräfte bei ihm mobilisiert, dann weiß ich ja nicht- bin schon sehr auf die OP gespannt!

    Anna versucht noch eine Klinikbehandlung für Ben raus zu leiern, aber vergeblich, das hatte ich aber auch nicht anders erwartet. So hoffe ich mal, dass wirklich alles, was man so für eine Operation braucht, in den Ausrüstungstaschen ist. Das wird jetzt interessant- zumindest für mich;), ich lese doch so gerne medizinische Sachen!

    Gabriela und Remzi gehen derweil zum gemütlichen Teil über und sind dann sauer, weil Semir von ihren Kumpanen noch nicht geschnappt werden konnte. Tja da müsst ihr früher aufstehen, Jungs!

    Das ist aber gut, dass Elena kroatisch gelernt hat, ich glaube Anna hat ab sofort eine neue Verbündete!

    Sarah war derweil mit Lucky in der Klinik angekommen. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, ob er überhaupt noch am Leben war, denn er lag völlig reglos im Fond des Wagens. Gut dass sie die Infrastruktur der Tierklinik wegen der Ponys schon kannte, so fuhr sie direkt vor die Kleintierklinik und sofort eilten ein Tierarzt und eine Helferin mit einer Rolltrage, fast wie in der Notaufnahme eines Krankenhauses für Menschen, auf sie zu. Die junge Frau stieg aus und öffnete die Heckklappe, dann musste sie einen Schritt zurück treten, weil sie fürchterliche Angst davor hatte, was der Arzt, der sich sofort über den grauen Riesen beugte, nun sagen würde. Ihre größte Sorge war, dass er ihr jetzt mitteilen würde: „Es tut mir leid, aber wir können nichts mehr für ihren Hund tun, er ist gerade verendet!“ Wie sollte sie das Ben dann mitteilen, von dem sie auch nicht wusste, wie es ihm ging?

    Aber der Arzt hatte mit wenigen Griffen Lucky abgetastet und teilte dann seiner Tierarzthelferin mit: „Er ist tief bewusstlos, aber seine Atmung und sein Puls sind kräftig und regelmäßig - bringen wir ihn in den Untersuchungsraum“, und jetzt entwich Sarah die Luft, die sie unbewusst angehalten hatte und sie atmete selber ein paarmal tief durch. Bevor sie sich versah war Lucky in das Gebäude gerollt worden, man rasierte eine Stelle am Vorderlauf, legte dort einen Zugang und nahm Blut ab, danach leuchtete der Tierarzt mit einer Taschenlampe in die Augen des großen Hundes. „Frau Jäger, die Pupillen sind unterschiedlich groß und reagieren nur träge. Sie haben mir am Telefon ja schon gesagt, dass er mehrere wuchtige Schläge mit einer Eisenstange auf den Kopf bekommen hat. Wir müssten jetzt zur Diagnosesicherung ein CT machen und danach die weitere Vorgehensweise besprechen. Wie alt ist er denn überhaupt?“, fragte er einfühlsam, denn manchmal musste man in Anbetracht des Alters eines Tieres bei so schweren Verletzungen es eher euthanasieren, als eine Maximaltherapie an zu streben.

    „Wie alt Lucky genau ist, wissen wir nicht, wir haben ihn aus einem Versuchslabor, aber er war topfit und ist uns heute noch abgehauen, weil seine Hundefreundin läufig ist. Bitte tun sie alles für ihn, was irgendeinen Sinn macht, er hat vorhin meinem Mann das Leben gerettet. Der ist selber schwer verletzt und wird gerade in die Klinik gebracht“, erzählte sie nach einem Blick auf ihr Handy, denn das hatte Jenni ihr soeben geschrieben.

    „Gut, das CT geht sehr schnell, sollen wir außer dem Kopf auch noch eine Traumaspirale machen, dann wären wir auf der sicheren Seite und könnten weitere Verletzungen besser erkennen, das wird allerdings teuer werden“, wies der Tierarzt nun auf eine Seite seines Berufs hin, die leider oft eine große Rolle spielte und kaum jemand hatte für seinen Hund eine komplette Tierkrankenversicherung. „Geld spielt keine Rolle!“, erwiderte Sarah nun mit fester Stimme und zum ersten mal in ihrem Leben war sie über den Jäger´schen Reichtum froh. „Ich kann mir vorstellen dass sie gerne zu ihrem Mann wollen, dürfte ich sie nur bitten, zuvor bei meiner Assistentin noch etwas zu unterschreiben, wies der Tierarzt nun nach draußen zum Tresen, wo eine junge Frau den Papierkram abwickelte, nicht anders als in einem normalen Krankenhaus.


    Noch während Sarah Einverständniserklärungen unterschrieb, den Impfstatus von Lucky bezeugte und dabei immer wieder einen Blick auf ihr Handy warf, denn Jenni war mit dem Streifenwagen hinter dem RTW her gefahren und hielt sie auf dem Laufenden, war die Traumaspirale auch schon gemacht und der Tierarzt trat wieder zu ihr. „Ihr Hund hat als imponierende Verletzung ein Subduralhämatom, das unbedingt entlastet werden muss, sonst wird er daran sterben. Knochenbrüche oder schwerere Organverletzungen konnten wir keine feststellen, allerdings hat er überall Einblutungen in die Muskulatur und der erste Hb- Wert in unserem Kleinlabor war auch nicht sehr hoch, aber bisher noch nicht transfusionswürdig. Wenn sie damit einverstanden sind, würde ich unseren Neurochirurgen zuziehen und ihren Hund zügig operieren, alles Weitere müssen wir dann abwarten, aber ich glaube als Intensivkrankenschwester können sie den Ernst der Lage selber einschätzen“, teilte er ihr kurz seine Diagnosen mit und Sarah nickte. „Ich habe verstanden und habe auch gerade alles Notwendige unterschrieben. Tun sie bitte alles was Sinn macht, aber leiden soll unser Lucky nicht, das müssen sie mir versprechen. Sie haben meine Telefonnummer, ich fahre jetzt zu meinem Mann, der wird gerade in der Uniklinik versorgt“, erklärte sie, aber ihre Stimme zitterte dabei, sie hatte Tränen in den Augen und der Tierarzt warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. „Trinken sie noch schnell eine Tasse Kaffee bei uns und fahren sie dann vorsichtig zu ihrem Mann. Ihr Hund ist bei uns in guten Händen und ich verspreche ihnen, dass ich ihn behandeln werde, als wäre er mein eigenes Tier. Ich werde sie informieren wenn die Operation vorbei ist, aber jetzt ist erst einmal ihr Mann wichtig – ich wünsche ihm alles Gute unbekannterweise“, sagte er und während die Helferin eine Tasse Kaffee über den Tresen reichte, konnte Sarah ein paar Tränen nicht aufhalten. „Sie sind sehr nett!“, stammelte sie, aber nach ein paar Schlucken Kaffee mit Milch und Zucker kamen ihre Lebensgeister wieder zurück und sie straffte ihren Rücken.

    Kurz trat sie neben den fahrbaren Untersuchungstisch auf dem Lucky immer noch tief bewusstlos, überwacht mit einem Sättigungssensor lag und streichelte unendlich zärtlich das weiche graue Fell. „Machs gut alter Kämpfer – du schaffst das und dein Herrchen auch“, machte sie ihm und auch sich selber Mut, wandte sich dann um und ging mit zügigen Schritten zu ihrem Wagen, um den Weg in die Innenstadt anzutreten.


    Dort war inzwischen auch Ben in der Notaufnahme angekommen. Man hatte ihn ausgeladen und er fühlte sich merkwürdig leicht und schwerelos. Es war als würde er über sich schweben und erst als er auf die fahrbare Rolltrage im Schockraum umgelagert wurde, kam der Schmerz ein bisschen zurück und er stöhnte auf. Mehrere grün gekleidete Menschen waren um ihn herum, beugten sich über ihn und zogen ihn komplett aus. Er hörte wie die Notärztin den übernehmenden Ärzten eine Übergabe machte, spürte tastende Hände auf seinem Körper, nahm wahr, wie ihm jemand beruhigend zuredete, als er wieder versuchte die Hände weg zu schieben, die jetzt seinen Bauch befühlten und war dankbar, als man dicke warme Tücher aus dem Wärmeschrank über ihn breitete, denn so langsam kam der Schock durch und er begann zu frösteln. Man machte auch bei ihm eine Traumaspirale, er fuhr also langsam durch ein riesiges CT, aber das war ihm eigentlich egal. Alles war gut, solange man ihn in Ruhe ließ. Jemand machte sich danach an seiner Körpermitte zu schaffen und legte ihm einen Blasenkatheter mit Temperatursonde, aber auch das juckte ihn wenig und tat auch nicht weh. Immer wieder sagte ein Arzt etwas zu ihm, aber er hatte Mühe ihn zu verstehen und erneut fielen ihm die Augen zu. Dann wurde erst sein Unterarm steril abgedeckt und ein arterieller Zugang gelegt, wenig später an seinem Hals noch ein zentraler Venenkatheter, aber auch diese kleinen Piekse, wenn die Lokalanästhesie gestochen wurde, es danach drückte und der Arzt mit Mundschutz und Sterilkittel an ihm rum machte, störten ihn kaum.


    Jemand fuhr dann mit einem Ultraschallkopf über seinen Bauch, was ihn wieder aufstöhnen ließ, aber bald war auch das überstanden.


    Dann kam noch ein anderer Arzt und das tat jetzt kurz sehr weh, als man das gebrochene Bein aus der Vakuumschiene nahm. Verwundert und wie als sähe er einen Film, aber es beträfe ihn nicht, beobachtete er dann, wie sein Knie steril abgedeckt wurde, auf beiden Seiten eine Lokalanästhesie gemacht wurde und dann eine kleine Handbohrmaschine surrend ein Loch durch seinen Oberschenkelknochen bohrte, ein Draht eingezogen wurde und wie eine Art Bügel daran befestigt wurde.
    Viele Hände lagerten ihn dann vorsichtig in ein weiches vorgewärmtes Bett um, sein Bein kam in eine gepolsterte Metallschiene und danach wurden Gewichte an dem Draht befestigt, der über eine Umlenkrolle über ein Gestell weit über ihm zum Fußende geführt wurde und so brachte man ihn dann auf die Intensivstation, wo plötzlich Sarah bei ihm war und er sich dann endlich in einen Erschöpfungsschlaf fallen ließ.

    Ben ist wieder fit- na zumindest halbwegs und sinnt natürlich auf Rache für die schmerzende Nase.

    Wenigstens ist Semir gut drauf und wird auch nicht von seinen Ängsten regiert, aber im aktuellen Fall stehen sie noch ein wenig auf dem Schlauch und haben keine Ahnung, wo sie nach Zolda suchen sollen. Der Gag mit dem Autobahnschild war gut übrigens^^.

    Ja dieser Frankie ist ein wahrer Ausbund an Sympathie, ich würde mal sagen, das ist ein richtig schwerer Junge und ich bin mir nicht so sicher, ob Zolda nicht lieber irgendwohin verschwunden wäre, bevor die nächste Wasserleiche angetrieben wird.

    Puh das war ein toller Auftritt, Anna! Du hast all meinen Respekt, denn du lässt dich weder von Gabriela noch von Remzi einschüchtern und kannst auch Gabriela gut einschätzen- soweit man das bei einer Verrückten überhaupt kann.

    Anna ist intelligent und durchschaut das Spiel, andererseits ist ihr vermutlich auch klar, dass weder sie noch Ben viel Chancen haben, aus dieser Sache lebend raus zu kommen, aber sie gibt nicht auf und hat richtig kalkuliert- Gabriela schneidet ihre Fesseln durch. Ich hoffe die gnädige Bewusstlosigkeit umfängt Ben noch länger, denn ich denke, Anna wird jetzt all ihre Fähigkeiten als Chirurgin brauchen um ihn zu retten.

    Mann wenn ich mir nur vorstelle wie Ben da liegt und so zugeschwollen ist, dass Anna das Tattoo braucht, um ihn sicher zu identifizieren.8|

    Der Arme und Anna sieht sofort dass er kurz vorm Sterben ist.

    Beinahe hat er sich schon aufgegeben, aber als er Anna´s Stimme hört und ihre sanften Berührungen spürt, dreht er sich nochmals um auf dem Weg ins Licht. Ich hoffe sie kann ihn retten!

    Semir hatte die Nacht gut überstanden. Er hatte ausreichend Schmerzmittel und eine leichte Schlaftablette bekommen und konnte die Atemmaske gut tolerieren. „Wissen sie Herr Gerkan, diese Masken tragen viele Menschen jede Nacht, wenn sie stark schnarchen und unter Atemaussetzern im Schlaf leiden. Wenn sie es aushalten können, wäre es super, wenn sie sie so lange wie möglich drauf lassen. So wird einer Lungenentzündung vor gebeugt und ihre Lunge hat ja nun wirklich so einiges abgekriegt“, hatte der Pfleger am Abend erklärt und Semir war nach den Erfolgen des vergangenen Tages wild entschlossen, so bald wie möglich die Intensivstation zu verlassen.

    Am Morgen war er gewaschen worden und wartete dann darauf in den OP abgerufen zu werden. Ein wenig Angst hatte er natürlich, denn das würde wieder eine sehr lange und komplizierte OP werden, hatte der Unfallchirurg erklärt. Aber der eine Arm war bereits gut gerichtet, wenn er diesen Eingriff hinter sich hatte, würde es nur noch steil bergauf gehen. Andrea und Ben würden ihn erst am Abend besuchen kommen, so war es ausgemacht, jetzt würde er diese Operation auch noch hinter sich bringen. Als wenig später seine betreuende Schwester ins Zimmer kam, ihm eine grüne OP- Haube aufsetzte, die Infusionen teilweise umhängte und dann die Bremsen des Bettes löste, um ihn in die Operationsabteilung zu bringen, überkam ihn eine kurze Panik, aber dann nahmen die Dinge ihren Lauf und wenig später lag er in der Einleitung auf dem gewärmten Op -Tisch und das Narkosemittel flutete in seinem Körper an und ließ ihn alles vergessen.


    Währenddessen war die Notärztin zu Ben getreten und hatte sich neben ihn gekniet. Der Notfallsanitäter machte eine kurze professionelle Bestandsaufnahme und gab die Informationen weiter, die er bereits gesammelt hatte: „Herr Jäger ist ein 38 jähriger Patient ohne Vorerkrankungen. Er wurde niedergeschlagen und ist danach unter die Hufe eines großen schweren Pferdes gekommen. Der Kreislauf ist relativ stabil, Blutdruck 115/70 , Puls etwas tachykard bei 120, Atmung flach und leicht beschleunigt. Sauerstoffsättigung 96 %. Der Patient ist wach, ansprechbar und orientiert, auf den ersten Blick imponierend ist eine geschlossene, dislozierte Oberschenkelfraktur. Ich vermute zudem ein stumpfes Bauchtrauma, aber wir haben ihn noch nicht ausgezogen, um uns das näher an zu sehen, beim groben Abtasten gibt er aber starke Schmerzen an. Ich habe einen Zugang gelegt und 500 ml Ringerlösung angehängt, das ist der Stand“, und die Notärztin nickte.

    Sie lächelte ihren Patienten an, der sie misstrauisch beäugte und sichtlich Schmerzen hatte. „Herr Jäger, ich bin Dr. Krüger und werde mich jetzt um sie kümmern. Darf ich sie ebenfalls noch kurz untersuchen? In der Zwischenzeit bereitet meine Assistentin hier ein starkes Schmerzmittel vor, damit wir sie so schonend wie möglich in die Klinik transportieren können – bitte 0,2 mg Fentanyl aufziehen und eine Ampulle Ketamin“, erklärte sie mit einem Blick auf eine Sanitäterin und begann ganz systematisch ihn vom Kopf beginnend ab zu tasten. Sie leuchtete in seine Augen, befühlte mit den behandschuhten Händen die Beule vom Schlag auf den Kopf und erklärte ihm nebenbei was sie machte. Ben hatte das Gefühl dass die Frau sehr viel Erfahrung hatte und wenn die Schmerzen und die Angst um seinen geliebten Hund nicht gewesen wären, hätte er sich vermutlich vertrauensvoll in ihre Hände begeben, aber so imponierten Kummer und Sorge.


    „Die Pupillen reagieren völlig normal, ich denke ihr Kopf hat nicht all zu viel abgekriegt“, erklärte sie, während sie ihre tastenden Hände tiefer wandern ließ. Als sie die Stabilität des Brustkorbs prüfte, sog Ben schmerzvoll die Luft ein, aua das hatte weh getan. Der Notfallsanitäter hatte derweil den Gürtel und Knopf der Jeans geöffnet und das Sweatshirt nach oben geschoben. Wenn man seinen Bauch nur leicht berührte, fuhren Schmerzwellen durch seinen Körper und er schrie auf. „Oha, das sieht aber nicht gut aus. Ist das Pferd direkt auf sie drauf getreten?“, wollte die Ärztin wissen und Ben nickte, während er die Augen vor Qual zusammen kniff. Man sah überall blutunterlaufene Stellen, sein Leib war sozusagen ein einziger großer Bluterguss, auch wenn nichts offen war. Die Hände der Ärztin an seinen Nieren und unter seinem Rücken konnte er noch aushalten, aber als sie weiter vorne ganz vorsichtig tasten wollte, schlug er die Hände, die ihm soviel Pein bereiteten, reflexhaft weg und schrie auf. „Schon gut, schon gut!“, murmelte die Ärztin und bat um das Opiat, das die Sanitäterin derweil aus der Kassette mit den Betäubungsmitteln geholt hatte. Name und Geburtsdatum des Patienten hatten sie bereits erfragt und so konnte man das später aus dem BTM-Buch austragen.


    Ben hatte das unverletzte Bein unbewusst an den Körper gezogen, um damit den Schmerz der in seinem Leib wütete, ab zu mildern, allerdings wusste er nicht was mehr weh tat, sein Oberschenkel, oder sein Bauch. Die Ringerlösung tropfte unablässig in ihn, der Rettungsdienstler hatte die Infusionsflasche einfach mit einem Stück Mullbinde am Gitter der Box angebunden, so musste man dafür keine Person abstellen. „Holt bitte jemand die Vakuumschiene aus dem RTW?“, bat nun die Notärztin, während der Notfallsanitäter begann, die Jeans auf zu schneiden und die Turnschuhe seines Patienten aus zu ziehen. Als das verletzte Bein nur minimal bewegt wurde, schrie Ben erneut und nun zögerte die Notärztin nicht länger und gab ihm die Hälfte des vorbereiteten Fentanyls und ein wenig Ketamin dazu. Sie hatte kurz überlegt, ob es notwendig wäre, ihren Patienten für den Transport komplett ab zu sedieren und zu intubieren, aber sie hatte sich dagegen entschieden. Sicher war der junge Mann schwer , wenn nicht sogar lebensbedrohlich verletzt, aber mit einem guten Schmerzmanagement und einer Schienung des gebrochenen Beins , würde er transportfähig sein und es war auch nicht notwendig einen Hubschrauber an zu fordern. Immer noch waren nämlich die Kreislaufparameter stabil, was gegen einen starken intraabdominellen Blutverlust sprach, das bedeutete man hatte Zeit.

    Die nächstgelegene Klinik war allerdings für Polytraumen nicht geeignet und so war sie für den Hinweis Jenny´s dankbar, die vor der Box stand und voller Sorge um ihren Freund die Erstversorgung beobachtete. „Mein Kollege war schon mehrfach in der Uniklinik als Patient und seine Frau arbeitet dort auch stundenweise auf der Intensivstation. Wäre es möglich ihn dorthin zu bringen?“, fragte sie und die Ärztin nickte. „Wenn er dort bereits bekannt ist, ist das meine erste Wahl, danke für den Hinweis“, sagte sie und beobachtete, wie die Atmung ihres Patienten nach der Injektion der Medikamente ruhiger wurde und er sich ein wenig entspannte. Sie kontrollierte die Fußpulse, die beidseits kräftig waren und auf die Frage, ob Ben spüre, wenn sie seine Füße berührte, lallte der undeutlich ja, bevor er die Augen schloss und sich in die erlösende Schmerzarmut fallen ließ. Er bekam zwar mit, dass sein Bein vorsichtig in eine Schiene gebettet wurde, die dann durch Absaugen der Luft ganz hart wurde, aber es war ihm jetzt egal und als er wenig später auf eine Trage gerollt, zugedeckt und zum RTW gebracht wurde, sah er die Welt um sich verschwommen und wie durch einen rosaroten Schleier.

    Das ist aber eine noble Villa, in der Gabriela residiert und wenn die noch dazu in Köln ist, sollte es doch möglich sein die ausfindig zu machen.

    Aber erst mal kommt es zur mentalen Kraftprobe zwischen Anna und Gabriela und Anna schafft es stolz und aufrecht zu bleiben, obwohl sie innerlich zittert- bravo!

    Aber jetzt geht es zu Ben, der schwerst verletzt im Fitnessraum vor sich hin stöhnt- oh Mann er tut mir soooo leid!

    Jetzt kann man nur hoffen, dass Anna ihm helfen kann und vor allem, dass da genügend starke Schmerz- und Narkosemittel im Notarztkoffer sind- und Antibiotika, wobei Letztere eigentlich nicht zur Standardausrüstung gehören. Ich bin gespannt darauf wie Ben reagiert- wenn er überhaupt noch reagieren kann- wenn er erkennt, wer ihm da zu Hilfe kommt.

    Felix fühlt sich bei den Punks sehr wohl und auch wenn Jerry sehr um Kevin trauert, ist er wenigstens ab und zu nicht auf Dope oder besoffen und dann eines klaren Gedankengangs fähig.

    Er mag Felix, das ist schon mal die gute Nachricht, nur die Identität der Drogendealer macht mir Sorgen, das scheinen keine kleinen Fische zu sein, aber als er seine Halbschwester auf dem Foto erkennt, habe ich ernsthaft begonnen mir Gedanken zu machen, da geht was nicht mit rechten Dingen zu und die ist sicher in Gefahr. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weiter geht, aber Jerry ist der Schlüssel.

    Jenny, die sich seitlich in eine Nische gedrückt hatte, während Sarah mit dem Riesenpferd an ihr vorbei gegangen war, war als Erste bei Ben. Der stöhnte kurz auf, als sie ihn berührte, flüsterte dann aber: „Sein Herz schlägt noch – er muss sofort in die Klinik!“ „Na klar Ben, wir bringen dich gleich ins Krankenhaus und der Rettungswagen ist auch schon in der Anfahrt, wir kümmern uns um dich!“, versuchte Jenny ihn zu beruhigen bis der Arzt eintraf. Verdammt, Ben sprach in der dritten Person von sich, vermutlich hatte auch sein Kopf etwas ab bekommen. „Jenny, es geht nicht um mich, es geht um Lucky! Der hat mir das Leben gerettet und ist, nachdem der Pferdehändler ihn fast erschlagen hat, noch mit letzter Kraft, winselnd zu mir gekrochen, wenn ich nur hoch kommen würde, würde ich ihn höchstpersönlich dort hinbringen, ich weiß es ist noch nicht zu spät!“, antwortete Ben zornig und versuchte tatsächlich sich auf zu richten, sank aber mit einem Schmerzenslaut wieder zurück ins blutige Stroh. Unendlich sanft streichelte er mit zitternden Fingern seinen Hund, der sich nicht rührte und anscheinend bewusstlos war.

    Inzwischen war Sarah voller Panik zurück gekehrt. „Schatz, leg dich zurück und bleib ruhig, gleich kommt der Arzt und dann kriegst du was gegen die Schmerzen!“, versuchte sie ihn zu beruhigen, denn sie sah, wie Tränen aus seinen Augen rannten. „Ach Quatsch, kümmert euch erst mal um den, der wirklich Hilfe braucht! Ohne Lucky wäre ich nicht mehr am Leben und du weißt, Unkraut vergeht nicht, ich werd schon wieder , aber jetzt verlier keine Zeit, sondern bring sofort Lucky in die Tierklinik, zuvor fahre ich mit niemandem irgendwo hin“, schnauzte Ben sie regelrecht an und die Sorge um sein geliebtes Tier ließ ihn seine eigenen Schmerzen vergessen. „Er hat mehrere Schläge mit einer Eisenstange auf den Kopf gekriegt, bevor er los gelassen hat. Den Arm von diesem Schinder, der sich Tierarzt schimpft, hat er ordentlich zu gerichtet, Recht geschieht es dem. Aber jetzt rührt er sich seit ein paar Minuten nicht mehr, aber er atmet und sein Herz schlägt langsam, aber regelmäßig“, berichtete er Sarah und die hatte mit geübten Griffen die Informationen, die Ben ihr gegeben hatte, nach geprüft. Oft meinte man in solchen Stresssituationen noch Lebenszeichen wahr zu nehmen, wo keine mehr waren, aber ihr Mann hatte richtig gefühlt, alle seine Angaben waren zutreffend. Eigentlich wollte sie sich lieber um ihn kümmern, aber das ließ er nicht zu.


    Jenny war inzwischen nach draußen gerannt und hatte den Rettungsdienst geholt. Alle hilfreichen Passanten wimmelte sie ab und bat sie vor dem Gebäude zu warten, Ben sollte nicht vor aller Augen ausgezogen und untersucht werden.


    Der Notfallsanitäter und seine beiden Begleiterinnen waren mit dem Monitor und medizinischer Ausrüstung in den Stall geeilt. Voller Verwunderung sahen sie, wie eine schlanke blonde Frau in Jeans in der Box neben einem anscheinend schwer verletzten Mann kniete und anstatt sich um den zu kümmern, einen großen grauen Hund abtastete, der reglos im Stroh lag. „Treten sie bitte zur Seite, damit wir uns um den Patienten kümmern können!“, bat der groß gewachsene Mann, aber da fiel ihm der dunkelhaarige Verletzte schon ins Wort. „Ich weigere mich behandeln zu lassen, bevor nicht mein Hund versorgt und in eine Tierklinik gebracht wurde“, stieß er erregt hervor und man konnte sehen, wie er sich bemühte, dass man ihm die Schmerzen nicht anmerkte. Mit geübtem Blick hatte der erfahrene Sanitäter die ersten Verletzungen, unter anderem eine Oberschenkelfraktur, bereits erspäht, aber was positiv zu vermerken war – sein Patient war wach, anscheinend orientiert und konnte alles bewegen. Dennoch war er froh, dass sie einen Notarzt angefordert hatten, der sicher in Kürze eintreffen würde, denn vielleicht mussten sie den Patienten zum Abtransport irgendwie sedieren, wenn der nicht einsichtig war.


    Sarah überlegte kurz. So gut kannte sie ihren Mann – er konnte störrisch sein wie ein Maulesel, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Auch wenn seine Verletzungen sicher ebenfalls keine kleinen Wehwehchen waren und er große Schmerzen haben musste, er würde jegliche Behandlung verweigern, wenn sie sich nicht um Lucky kümmerte.
    Freilich gab es auch Tierambulanzen, im Fernsehen hatte sie da einen Bericht darüber gesehen, aber ob die bis zu ihnen raus fahren würden, die waren ja eher in den Städten unterwegs? Wenn sie einen Tierarzt her beorderte, würde der Lucky vermutlich zwar erstversorgen, aber in die Tierklinik musste man sein krankes Tier üblicherweise selber bringen und bei Lucky´s Größe passte der auch nicht in jedes Auto. Sie hatte einen langen Kombi und neben dem Hundekäfig hinten drin war noch jede Menge Platz. So wandte sie sich ihrem Mann zu und sagte: „Ich werde Lucky zum Tierarzt bringen, wenn du dich im Gegenzug dann versorgen lässt. Sobald er in guten Händen ist, komme ich nach ins Krankenhaus“, und damit war Ben einverstanden.
    Sarah hatte ein breites Brett erspäht, das an der Wand lehnte, flugs hatte sie es mit einer dicken Pferdedecke, die über einer Halterung hing, zu einer passablen Trage umfunktioniert und Jenny bat zwei junge kräftige Männer aus der Gruppe der Helfer, den schwer verletzten Hund, der immer noch kein Lebenszeichen von sich gab, zu ihrem Wagen zu tragen. Sarah hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil sie Ben alleine ließ, aber ihr war klar, dass er, solange er bei Bewusstsein war, keine Widerrede akzeptieren würde. Außerdem fielen ihr die Worte ihres Ausbilders in Erster Hilfe ein: „Solange der Patient noch spricht, ist es halb so schlimm!“, und daran hielt sie sich fest, während sie via Freisprechanlage noch die Klinik verständigte, in der auch ihre Ponys waren, die Nummer hatte sie eingespeichert und von dort wurde ihr mitgeteilt, dass ein Team zur Versorgung ihres Hundes bereit stünde.


    Der Notfallsanitäter hatte sich mit ein paar geübten Griffen einen groben Überblick über Ben´s Verletzungen verschafft und während er die Überwachungselektroden aufklebte und den Blutdruck maß, kam auch schon die zu geforderte Notärztin, die für die Region zuständig war, in einem extra Fahrzeug.

    Die Cobra würde sich sicher einen großen Gefallen tun, wenn die neuen Folgen ab sofort heftig beworben und dann zum nächstmöglichen Termin ausgestrahlt würden. Ich denke aktuell sitzen wegen häuslicher Quarantäne und unsicherer Reiselage mehr Menschen vor dem Fernseher als üblich, das wäre eine Chance die man nicht verpassen sollte!

    Ben kann von Semir telefonisch davon abgehalten werden, nochmals im Büro zu erscheinen- die Drohung mit dem Papierkram wirkt!8o.

    Das Gespräch zwischen Semir und der Chefin auf der abendlichen Dienststelle hat einen eigenen Zauber. Jeder sagt was er denkt, das verstehe ich unter Vertrauen und so langsam beginnt Semir auch mich zu überzeugen, dass er so weit ist, die Fäden im Hintergrund zu ziehen und nicht immer an der Front zu stehen. Im Gegensatz zu früher kommt diesmal auch der Wunsch von ihm selbst und er wird nicht von außen zu diesem Schritt gedrängt. Und auch wenn es ein wenig feige von ihm war, nicht zuerst das Gespräch mit der Chefin zu suchen, sondern statt dessen einen Umschlag auf ihrem Schreibtisch zu platzieren, Anna Engelhardt nimmt es ihm nicht übel, sondern gibt ihm noch ein gutes Gefühl, als sie sich von der Ernsthaftigkeit des Antrags überzeugt hat.

    Auch Kevin ist ein Thema und das wird er wohl immer sein, Semir ist der Überzeugung, dass er seinen Tod hätte verhindern können, wenn er sein Wissen anders eingesetzt hätte. Nun gut, das kann jetzt niemand mehr rückgängig machen, aber es ist gut realistisch in die Zukunft zu schauen.

    Immerhin ist Ben noch am Leben, aber diese miese sadistische Gabriela weidet sich an seinen Qualen. Und zusätzlich zu der Information, dass sie Semir kidnappen und verkrüppeln will und Andrea töten, teilt sie ihm auch noch mit, was für ihn vermutlich am Wichtigsten sein wird- Anna ist auf dem Weg zu ihm. Wobei ich mir sicher bin, dass Ben da gerne darauf verzichten würde, wenn er seine Geliebte dafür in Sicherheit wüsste. Aber die Bewusstlosigkeit war aktuell schneller.

    Aber ich habe wieder Hoffnung, dass Anna ihm helfen kann, immerhin ist sie Ärztin!

    Hoffentlich kommt sie noch rechtzeitig!

    Als Semir den Kofferraum von Anna´s Golf geöffnet hat, war ihm und Basti vermutlich mehr als mulmig zumute. Er kombiniert auch gleich richtig, vor allem als er erfährt, dass auch ein Notarztwagen ausgeraubt wurde. Ihm gehen wahrscheinlich zwei Sachen durch den Kopf, die wie wir ja wissen beide richtig sind: Ben ist schwer verletzt und Anna und die medizinischen Instrumente wurde deswegen entführt/ gestohlen, weil Ben ärztlich versorgt werden muss und Anna alles in ihrer Macht stehende tun wird, um ihren Geliebten zu retten.

    Was Semir leider immer noch nicht weiß - wo befindet sich Ben und wer hat ihn entführt.

    Er hofft mit Hilfe der Überwachungsvideos was raus zu finden, ich hoffe es ja auch, aber die Gangster sind bisher so schlau vor gegangen, ein wenig befürchte ich, dass da nichts Wichtiges zu sehen sein wird.

    Der tolle Staatsanwalt allerdings lässt den Obermacker raus hängen und hat Glück, dass Semir ihm nicht an die Gurgel geht. Eigentlich mit Recht, denn Anna könnte in Sicherheit sein, wenn er die Situation nicht falsch eingeschätzt hätte, aber trotzdem geht sowas im Berufsleben leider üblicherweise nicht. Und auch Kim Krüger greift ein und zügelt ihren wilden Türken. Na ja da haben sich alle nicht mit Ruhm bekleckert, ich hoffe nur, dass sie ab sofort wenigstens zusammen arbeiten und sich nicht noch Knüppel zwischen die Beine werfen.

    Oh Felix bekommt wieder die Vorzeichen eines Migräneanfalls. Ich finde ja, dass es nur recht und billig wäre, wenn Chloe ihm das nächste Nasenspray aus der Apotheke ihrer Mutter besorgt. Bei den ganzen Dingen die dort nicht richtig laufen, könnte sie das von ihrer Mutter vermutlich bekommen, wenn sie mit ihr reden würde und bräuchte es nicht zu klauen. Aber immerhin diesen Anfall hat er im Griff und es gibt aufregende Neuigkeiten- vielleicht wurde seine Schwester gefunden.

    Auch wenn Jerry nicht alles richtig gemacht hat in seinem Leben, bin ich ebenfalls froh, wenn Jakob mit ihm über Felix´ Verfolger redet und er ein Auge auf unseren kleinen Punk hat!

    Die beiden Männer im Wagen rasten so schnell sie konnten zum Haus des Tierarztes, verbanden dessen verletzten Arm, packten ein paar Sachen, steckten eine nicht unerhebliche Summe Bargeld ein und wechselten den Wagen. Auch wenn der Corsa der Ehefrau des Arztes, die nicht zu Hause war, weder schick noch komfortabel war, egal er stand auf keiner Fahndungsliste. Wenig später waren der Pferdehändler und der Mediziner auf dem Weg in die rumänische Heimat des älteren Mannes. „Mann schon mal wieder ein Neuanfang, ich denke aus dem Pferdegeschäft bin ich raus!“, moserte der Jüngere, der in seinem Leben schon viele Sachen angefangen hatte, egal wie nahe an der Legalität das war, aber nichts so richtig erfolgreich gewesen war. „Jetzt machen wir erst mal ein paar Monate Urlaub in meiner alten Heimat und tauchen unter und wenn Gras über der Sache gewachsen ist, fällt uns schon was ein, was wir mit neuer Identität unternehmen können, um in Deutschland wieder Fuß zu fassen!“, entgegnete der Tierarzt und forderte seinen Geschäftspartner auf, Gas zu geben. Wichtig war jetzt das Land zu verlassen, bevor die Fahndung nach ihnen griff. Eines war klar, ein Mordversuch an einem Polizisten würde streng verfolgt werden, da kannten die deutschen Behörden keinen Spaß und leider waren sie gestört worden und konnten nicht sicher sein, ob dieser Jäger nicht vielleicht doch noch sprechen und sie schwer belasten konnte. „Verdammt mein Arm schmerzt wie die Hölle, hoffentlich hast du die blöde Töle wenigstens tödlich erwischt!“, bemerkte der Ältere voller Groll und der Jüngere nickte, während er das Gaspedal durch trat.


    Als Sarah gefolgt von Jenny nun in das Stallgebäude rannte, war sie innerlich wie tot. Aufs Schlimmste gefasst bog sie in die Stallgasse ein, wo sie vorher die beiden Männer beobachtet hatte. Sofort fiel ihr das riesige Shire Horse auf, das sich zitternd und blutend in die hinterste Ecke der Box drängte. Sie zügelte sich, egal wo Ben und Lucky waren, Panik brachte in Gegenwart von Pferden jetzt niemanden weiter. Hier kam ihr ihr Beruf zu Hilfe, denn als Intensivkrankenschwester lernte man, egal wie emotional betroffen man war, ab zu schalten und zu funktionieren und vorher war Lucky in eben dieser Box am Arm eines älteren Mannes gehangen. Sie hörte auf zu rennen und näherte sich langsam der Box. Dort lag in der Ecke, blutend und anscheinend bewusstlos ein blutiges Bündel, in dem sie erst beim zweiten Blick ihren Mann erkannte und das Rührendste war – er hatte Lucky ganz fest an sich gepresst, der ebenfalls ganz reglos war.


    Jenny und die Gruppe Männer dahinter waren ebenfalls näher gerannt, es herrschte große Unruhe und Aufregung und jetzt begann das Kaltblut nervös mit den Augen zu rollen und zu tänzeln. „Was ist los – brauchen wir die Feuerwehr, Moment mal, der Rettungsdienst ist gerade eingetroffen!“, hörte man laute Stimmen und man konnte jetzt sehen, wie das Pferd immer ängstlicher wurde und sich mit den riesigen Hufen auf Ben zu bewegte. „Halt, sofort alle stehen bleiben!“, rief Sarah leise und mit Autorität in der Stimme, so dass die Menschen hinter ihr verstummten und gehorchten. „Das Pferd ist völlig panisch und scheint auch verletzt zu sein. Holt einen Tierarzt, wir kommen so nicht in die Box und alle raus hier, alles was das Kaltblut beunruhigt, gefährdet meinen Mann, der da drinnen schwer verletzt am Boden liegt!“ - oder er ist bereits tot, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, die sie aber erfolgreich ignorierte. Als sie sich umdrehte zogen sich die Männer wirklich alle zurück und man konnte sehen, dass das große Tier sich ein wenig entspannte. Anscheinend waren es vor allem Männer, die es in Angst und Schrecken versetzten und jetzt begann Ben in der Box, der anscheinend gerade wieder zu sich kam, sich etwas zu regen und schmerzvoll zu stöhnen.


    Er brauchte sofort Hilfe und bis ein Tierarzt kam, würde es auch einige Zeit dauern und wer sagte, dass das Shire nicht bei dem genauso panisch war. Klar konnte man auch mit einem Betäubungspfeil arbeiten, aber es blieb ein Risiko, dass das Tier dann erst recht ausflippte und Ben vollends zu Brei trampelte. Er lag auch so ungünstig, dass man ihn nicht einfach packen und in Sicherheit ziehen konnte, denn dazu musste man erst an dem Pferd vorbei und wer konnte voraus sehen, was das dann machte?

    Das Tier trug ein Halfter, an der Boxentür hing ein Führstrick und jetzt atmete Sarah tief durch, nahm den Strick, hängte ihn sich um den Hals und öffnete ruhig das Türchen. Ohne das Pferd direkt zu fixieren, ging sie ruhig und bestimmt zu ihm hin, blieb in respektvollem Abstand stehen und streckte die Hand aus. Das Pferd war erst ein wenig zurück gewichen, aber nachdem ihm von der Frau anscheinend keine Gefahr drohte und die nun auch begann beruhigende Laute aus zu stoßen, reckte es vorsichtig den Kopf und roch an der Hand. Ganz ruhig hängte Sarah den Führstrick in den Ring am Halfter, drehte sich um und ging mit einem auffordernden „Na komm mit mein Guter!“ Richtung Stallgasse. Zögernd setzte das Tier Schritt vor Schritt und außer Jenny waren inzwischen alle Menschen wieder nach draußen gegangen. Sarah ging völlig gleichmütig vor dem Pferd her als wäre es das Normalste auf der Welt und vermittelte dadurch Sicherheit, obwohl sie innerlich vor Angst und Sorge um ihren geliebten Mann fast durchdrehte. Der hatte inzwischen die blutunterlaufenen Augen geöffnet und schien wieder bei Bewusstsein zu sein, aber er verhielt sich jetzt Gott sei Dank völlig ruhig und stöhnte auch nicht, obwohl er große Schmerzen haben musste. Sarah bugsierte das Tier aus der Box und ging dann rasch mit ihm aus dem Stalltrakt. Alle Boxen waren belegt, aber draußen war ja die Weide und da schloss sie dann das Koppeltor hinter sich, löste den Führstrick und entließ das Pferd in die relative Freiheit, um danach so schnell sie konnte in den Stall zurück zu rennen.

    Typisch Ben!

    Anstatt sich zu freuen, dass Semir nach ihm sieht, ist er erst mal sauer, dass der den Verbrecher nicht gestellt hat. Aber in diesem Fall finde ich Semir´s Argumente stichhaltiger und ich bin mir auch ganz sicher, dass man Zolda noch schnappen wird, man kennt schließlich seine Personalien und das Fluchtauto. Aber natürlich- es ist jetzt anders als früher und zwar von beiden Seiten.

    Semir lässt den Weisungsbefugten raushängen und Ben benimmt sich ein wenig kindisch, aber immerhin fährt er mit in die Klinik zum Durchchecken.

    Ich weiß noch nicht so richtig, was ich von der geänderten Situation der Helden halten soll, sie bemühen sich, ihre Freundschaft nicht leiden zu lassen, aber alles ist irgendwie anders als früher- aber so ist das Leben, in der Realität und in den Geschichten!

    Gestaltung, Inhalt und vor allem Rechtschreibung sind mein Ding- melde mich hiermit als Tester. Aber mit Programmierung und HTML kenne ich mich null aus, da kann ich nicht helfen.

    Prinzipiell finde ich es gut, den Episodenguide häppchenweise ins Netz zu stellen, niemand kann diese Fülle an Daten auf einen Schlag verarbeiten.

    Oh nein, oh nein!||

    Während Hartmut feststellt, dass Ben auf der ganzen Linie überwacht wurde, das Auto von Julia mit Hightech manipuliert wurde und sich so rausstellt, dass er mit seinen Verschwörungstheorien völlig Recht hatte, wird Anna verfolgt.

    Hoffentlich kann sie sich mit allen Kräften zur Wehr setzen, oder Semir kommt noch rechtzeitig, aber im Augenblick schaut es düster aus.

    Mann Hartmut, warum hast du nicht bereits früher Zeit gefunden, der Sache auf den Grund zu gehen, man hätte Ben´s Unschuld beweisen können. Ob ihm das allerdings was genutzt hätte - ich weiß es nicht. Die Verbrecher sind sehr gut vernetzt und verfügen über skrupellose Helfershelfer, denen aber ebenfalls keine Fehler verziehen werden, wie der Mord an dem Attentäter zeigt.

    Bin gespannt, wie es weiter geht und übrigens - wie geht es Ben?

    Mit einem gehässigen Lachen hob der Tierarzt erneut den Elektroviehtreiber. Vermutlich waren zwar die Verletzungen, die dieser Jäger davon getragen hatte, bereits tödlich, aber er wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Ein Tritt der schweren Hufe des Pferdes auf den Kopf und das Schicksal des unvorsichtigen Polizisten war besiegelt.


    „Hey beeil dich, wir müssen zusehen dass wir Land gewinnen. Wenn ich dann am Abend in den Stall zum Füttern komme, werde ich eine schreckliche Entdeckung machen und die Polizei verständigen, aber jetzt müssen wir so schnell wie möglich den ganzen Tag verschwinden, damit die Natur ihr Werk vollenden kann und der Typ alleine seine letzten Atemzüge macht. Weil diese Pferdelaien auch immer ohne Sinn für Gefahr in die Box eines fremden, gefährlichen Pferdes gehen müssen! Das Shire wird auf jeden Fall danach geschlachtet, niemand will doch ein Pferd haben, das bereits einen Menschen zu Brei gestampft hat und ich werde voller Entsetzen beteuern, dass ich keine Ahnung von der hohen Gefahr hatte, die von dieser Tonne Pferd ausging“, legte sich der Stallbetreiber jetzt bereits die Story zurecht, die er am Abend erzählen würde.


    Gerade war der Tierarzt erneut auf das vor Angst tobende schwarzweiße Ross zu gegangen, als plötzlich wie ein Pfeil ein großer grauer Riese am Pferdehändler vorbei schoss, so dass der ins Straucheln geriet und dann mit einem tiefen Knurren den Arm des Tierarztes umschloss, so dass der mit einem Schmerzensschrei den Elektroschocker fallen lassen musste. Wie ein Schraubstock umfassten die großen Kiefer mit den scharfen Zähnen den Unterarm des älteren dunkelhaarigen Mannes, der sofort nach seinem Kumpel um Hilfe schrie. „Verdammt noch mal, wo kommt dieser Hund jetzt plötzlich her, er hat mich schwer verletzt. Nimm einen Prügel und erschlage ihn, der ist ja hoch aggressiv - wir müssen weg!“, tobte der Tierarzt, aber Lucky hielt ihn unbarmherzig fest. „Die komische Töle lebt in dem Haus gegenüber und ich dachte eigentlich immer, die wäre ganz brav, aber so kann man sich täuschen!“, brabbelte der Händler, der sich wieder auf gerappelt hatte und jetzt nach etwas schaute, mit dem er den Hund bändigen konnte. Das Kaltblut war inzwischen von Ben weg gegangen, denn mit Absicht tritt ein Pferd normalerweise auf keinen Menschen und war zitternd in die hinterste Ecke der Box zurück gewichen.


    Ben lag stöhnend im Stroh, er war zwar vor Schmerzen kaum mehr bei sich, aber aus blutunterlaufenen Augen sah er wie durch einen Schleier seinen treuen Gefährten, der seinen Peiniger in Schach hielt. „Lucky - guter Hund!“, murmelte er, aber die Verzweiflung, die sich seiner bemächtigt hatte, wurde nicht geringer. In Kürze würde der Händler eine Waffe gefunden haben und dann würden sie seinen Hund töten und danach ihm den Rest geben. Warum war er nur so dumm gewesen, unbewaffnet und ohne Handy in die Stallungen zu schleichen? Er hatte die Gefahr unterschätzt, aber vor ihm stand ein Mörder, dem es auf einen Toten mehr oder weniger jetzt nicht mehr ankam.


    Sarah hatte Lucky um die Ecke witschen und durch eine Seiteneingangstür in der Stallgasse verschwinden sehen. Zögernd folgte sie ihm. Mann war das peinlich, wenn man seinen Hund von einem fremden Grundstück holen musste und sie konnte sich das Ganze auch nur so erklären, dass hier irgendwo die läufige Hündin war und Liebe macht bekanntlich in Mensch - und Tierwelt einfach blind. Sie versuchte sich im Geiste schon Entschuldigungen zurecht zu legen, da hörte sie erst den Schmerzensschrei eines Mannes, aber als sie dann voller Entsetzen näher hastete, wurde sie zweier Dinge gewahr. Erstens hielt Lucky anscheinend den einen der beiden Männer am Arm fest und hatte zugebissen, etwas was überhaupt nicht seine Art war, außer es galt seine Familie zu verteidigen und zweitens hörte sie Ben leise stöhnen, den sie aber nicht sehen konnte und jetzt war ihr sofort klar, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Was sollte sie nur tun? Sie hatte keine Ahnung ob die beiden Männer bewaffnet waren, der eine suchte jetzt anscheinend etwas, womit er Lucky töten und seinen Kumpel befreien konnte und irgendwo außerhalb ihrer Sicht, aber vermutlich nahe bei Lucky war Ben und es klang, als ob der schwer verletzt wäre.


    So hart es sie ankam, denn intuitiv wäre sie am liebsten natürlich sofort zu ihrem Mann geeilt, aber inzwischen war ihr klar geworden, dass sie als Frau gegen diese beiden Männer wenig Chancen hatte, wenn die sie angriffen und so machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte so schnell sie konnte zurück auf die Straße und zückte dabei bereits ihr Handy, um den Notruf zu wählen. Sie würde das nächste Auto aufhalten, die erstbesten Passanten hinter sich her zerren, oder an allen Häusern ringsum läuten, ihr Mann brauchte Hilfe und noch während sich die Verbindung zur gemeinsamen Leitstelle von Polizei und Feuerwehr aufbaute, hielt mit quietschenden Bremsen ein bekanntes Auto vor ihr.


    Jenny sprang wie der Blitz aus dem Mercedes und fragte „Sarah was ist los?“, denn sie sah, dass ihre Freundin mit den Nerven am Ende und käsebleich aus der Einfahrt vor ihr gekommen war. Gleichzeitig stand die Verbindung und während Sarah mit kurzen Worten schilderte, wo und warum sie Hilfe brauchte, war sie wieder auf dem Absatz umgedreht und winkte Jenny, die bereits ihre Waffe gezogen hatte und aufmerksam zuhörte, ihr zu folgen. Inzwischen sammelten sich bereits Nachbarn und Passanten, die gemerkt hatten, dass hier etwas los war und bestaunten die uniformierte Polizistin mit der Waffe. Jenny dankte im Moment ihrer Eingebung, heute die Uniform zu tragen, um die Ermittlungen zu vereinfachen.
    „Können sie uns bitte helfen!“, bat Sarah und zögernd schlossen sich ein paar Passanten den beiden jungen Frauen an. In diesem Augenblick heulte ein Motor auf und der Geländewagen schoss direkt auf die Gruppe Helfer zu, die sich nur reflexhaft, mit einem Hechtsprung zur Seite, retten konnten. Sarah erhaschte noch einen Blick auf das Gesicht des Fahrers, das mit zusammen gekniffenen Augen und vom Wahn gezeichnet, starr geradeaus starrte, aber dann war der ältere Wagen auch schon um die Ecke verschwunden und Jenny, die wegen der vielen Neugierigen auch nicht schießen konnte, wenn sie niemanden gefährden wollte, senkte fluchend die Waffe.


    „Schnell wir müssen zu Ben!“, rief Sarah, deren Stimme vor Angst und Sorge ganz schrill war und während man aus der Ferne schon ein Martinshorn hören konnte, hasteten die beiden Frauen in Richtung Stallungen.