Beiträge von Yon

    Fabian Hartmann

    Keine halbe Stunde später stand er vor der Wohnungstür des Laboranten und klingelte. Eine Frau von Mitte Dreißig öffnete ihm die Tür. „Ja?“, fragte Sie und bekam umgehend Semirs Ausweis vors Gesicht gehalten. „Gerkan, Kripo Autobahn. Frau Hartmann?“ Sie nickte. „Ist Ihr Mann zuhause?“ – „Fabian? Ist er zu schnell gefahren? Ja, er ist da.“ – „Ich müsste mal mit ihm sprechen. Darf ich kurz reinkommen?“ – „Natürlich.“ Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ Semir eintreten. Aus dem Wohnzimmer trat nun ein Mann in den Flur. Fabian Hartmann war blond, etwa 1,75m groß und drahtig. Er hatte die Figur eines Langstreckenläufers, wie Semir bemerkte. Und ihm entging auch nicht das Pflaster an der Schläfe des Mannes.


    „Fabian Hartmann?“, fragte er, um sicher zu gehen, den Richtigen vor sich zu haben. „Ja, das bin ich. Was wollen Sie?“ – „Sie kennen eine Sophie Ziegler?“ – „Unsere Praktikantin? Ja, aber sicher.“ – „Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?“ – „Warum fragen Sie? Ist etwas mit Sophie?“, kam die Gegenfrage von Fabian.


    Semir bemerkte sehr wohl, wie er sich die Hände an der Hose rieb, ein Zeichen für Nervosität vielleicht? „Beantworten Sie erst meine Frage?“ – „Das muss am Freitag gewesen sein, sie durfte mittags gehen.“ – „Danach hatten Sie keinen Kontakt mehr zu ihr?“ – „Nein, aber worum geht es hier denn? Wenn sie Sophie suchen, sollten Sie in der Apotheke nachfragen.“ – „Dort war ich schon. Herr Hartmann, Sophie Ziegler ist tot.“


    Fabian Hartmann zog seine Oberlippe zwischen die Zähne. „Tot? Wie?“, stammelte er. „Wir haben sie gestern tot aufgefunden, im Kofferraum eines Wagens, der in einen Unfall verwickelt war. Ihre Chefin meinte, Sie hätten sich gestern krank gemeldet. So krank wirken Sie auf mich gar nicht. Hat Ihre Abwesenheit etwas mit Ihrer Kopfwunde zu tun?“ – „Nein, ich hatte einen Migräneanfall und lag zwei Tage lang im Bett. Jetzt erhole ich mich langsam davon, und morgen kann ich wohl wieder zur Arbeit. Am Kopf habe ich mich an einer Schranktür gestoßen.“ - „Eine Schranktür? Nicht zufällig die Autoscheibe eines VW Passats, zugelassen auf Ihren früheren Vermieter Ralf Kreisel, zu dem Sie vielleicht noch einen Schlüssel besitzen?“ – „Nein, ganz bestimmt nicht.“ – „Dann werden Sie sicher nichts dagegen haben, mich auf die Dienststelle zu begleiten, wo wir Ihre Fingerabdrücke und ihr Blut mit den im Wagen gefundenen Spuren abgleichen werden. Und sollten wir keine Übereinstimmung feststellen, sind Sie ruckzuck wieder hier in Ihrer Wohnung.“


    Die Haltung von Fabian Hartmann veränderte sich leicht, für einen Laien kaum feststellbar, doch Semir mit seinen zwanzig Jahren Diensterfahrung als Polizist sah sie. Hartmanns Mundwinkel zuckten, Semir rechnete mit allem. Doch Hartmanns Frau zerschnitt die dicke Luft, die begonnen hatte, sich zwischen die beiden Männer zu senken. „Sie wollen meinen Mann festnehmen? Fabian! Warum?“ – „Es ist nichts, Bianka, gar nichts, er kann mir nichts nachweisen, weil ich nichts getan habe.“ – „Wo waren Sie denn am Freitag zwischen 22:00 Uhr und Samstag, 03:00 Uhr?“, stellte Semir die übliche Frage nach einem Alibi. „Ich war hier zuhause, ich sagte doch, ich bekam einen Migräneanfall.“ – „Ihre Frau kann das bezeugen?“ – „Nein“, antworte Bianka Hartmann. „ich war über das Wochenende bei meinen Eltern in Stuttgart. Fabian, es stimmt doch alles, was du sagst?“ – „Mach dir keine Sorgen, Schatz, ich bin spätestens zum Abendessen wieder hier. Darf ich mir noch eine Jacke holen?“, fragte er Semir, der wortlos nickte.


    Er hielt Fabian Hartmann am Oberarm fest, als sie gemeinsam die Treppe hinabstiegen und zum BMW gingen. Aus der Nähe fiel Semir auch auf, das am Ärmel der Jacke ein Stück Stoff fehlte und Fabians Turnschuhe von der Marke Adifix stammten.


    Kurz hatte Semir noch an die Handschellen gedacht, dann aber davon abgesehen, denn es war schließlich nur eine Einladung zur Feststellung der Fingerabdrücke und DNA, um eine Beteiligung an dem Unfall auszuschließen. Diese Unvorsichtigkeit sollte sich jedoch rächen. Denn Hartmann dachte gar nicht daran, sich so einfach abführen zu lassen. Auf dem Bürgersteig holte er plötzlich aus und rammte Semir seinen Ellbogen in die Rippen, dass diesem für einen Moment die Luft wegblieb und er sich vor Schmerz zusammenkrümmte.


    Aber Semir fasste sich schnell wieder und verfolgte Hartmann über die Straße. Fabian Hartmann hatte dadurch einige Meter Vorsprung gewonnen, er wäre Semir aber auch ohne diesen davon gelaufen, so durchtrainiert wie er war. Und hätte er beim Rennen eine höhere Sorgfalt walten lassen, wäre er auch ganz sicher entkommen. Doch er schaute sich beim Überqueren einer Querstraße nicht um und wurde fast von einem herannahenden PKW auf die Haube genommen. Einzig seiner guten Reaktion hatte er zu verdanken, dass es ihm gelang auszuweichen, wodurch er jedoch ins Straucheln und Stolpern kam und auf den Asphalt fiel.


    Gerade als er sich wieder aufrichten wollte, spürte er Semirs Knie im Rücken, der ihm nun seinen rechten Arm nach hinten zog und die Handschellen zuschnappen ließ. „Aber jetzt können Sie es als eine Festnahme betrachten, Herr Hartmann! Sie stehen im dringenden Tatverdacht der Ermordung von Sophie Ziegler. Alles Weitere erkläre ich Ihnen auf der Wache.“ Er zog ihn auf die Füße. „Und jetzt Abmarsch!“

    Na, Alex Kreditkarte verdient ihren Namen aber nicht gerade, da sollte doch das Zahlen zunächst einmal kein Problem darstellen, und hat er nicht den Flug bereits bei Buchung bezahlt? Aber Geld können sie immer gebrauchen, wer weiß, wie lange die Jagd nach dem Schurken noch dauert.



    Eine Verbesserung habe ich allerdings: Es heißt "R-Gespräch", nicht "ER-Gespräch", das "R" steht dabei für Rückwärtsberechnung, d.h. der Angerufene zahlt.



    Alex durfte den Rest der Strecke nach dem Navigationsgerät fahren. Semir gesellte sich vorne zu seinem Partner, doch nickte der wenig später ein.

    Na, das hätte aber ins Auge gehen können, wenn Alex am Steuer einschläft ... ;)

    Die war aber nicht mit einem PAST-Mitglied verwandt. Hm, ich glaube, wir liegen mit der Annahme, es ginge um die Folge "Auf Leben und Tod", daneben. Ich denke, die Frage nach vor oder nach "Auf Leben und Tod", sollte konkreter gestellt werden:


    Also: Trat die Person VOR der Folge "Auf Leben und Tod" auf?

    Ermittlungen

    Während Alex und Ben ihre Runde fuhren, war Semirs erstes Ziel des Tages Ralf Kreisel, auf den der VW Passat zugelassen war, in dessen Kofferraum sie Sophie Ziegler am Vortag gefunden hatten. Er entpuppte sich als 78jähriger rüstiger Rentner, dem Semir bei bestem Willen keine Beteiligung am Verschwinden, Tod und Wiederauftauchen von Sophie Ziegler zutraute. „Herr Kreisel, mein Name ist Semir Gerkan von der Kriminalpolizei. Sie besitzen einen VW Passat mit dem amtlichen Kennzeichen K – AL 75?“ – „Ja, das ist mein Wagen. Was ist passiert? Ist jemand dagegen gefahren?“ – „Nein, wo befindet sich ihr Auto?“


    Obwohl Semir wusste, dass der Wagen momentan in der KTU stand und von Hartmuts Team unter die Lupe genommen wurde, stellte er diese Frage, um aus der Reaktion des Eigentümers Rückschlüsse auf dessen Glaubwürdigkeit zu ziehen. „Der steht hier in der Tiefgarage, ich fahre ja kaum noch.“ – „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu Ihrem Fahrzeug zu führen. Ich möchte mich gerne vergewissern, dass er wirklich hier ist.“ – „Ja, aber natürlich, einen Moment“.

    Ralf Kreisel nahm sein Schlüsselbund vom Haken und begleitete Semir in die Tiefgarage. Wo er seinen Passat vermutete: gähnende Leere. An der Wand hing noch sein Kennzeichen, welches diesen Platz für Kreisels Wagen reservierte. Wie angewurzelt stand der Rentner da und starrte auf den Platz, auf dem er zu Beginn der letzten Woche sein Auto abgestellt hatte. „Geklaut!“, entfuhr es ihm, „einfach geklaut, jemand hat meinen Wagen geklaut.“ -
    „Herr Kreisel, gehen wir zurück in Ihre Wohnung? Ich muss Ihnen etwas mitteilen, und dann können Sie auch gleich eine Anzeige aufgeben.“ – „Ja, das möchte ich auch. Ich kann es noch gar nicht fassen, geklaut!“

    Zurück in der Wohnung unterrichtete Semir den Rentner über den Unfall, an dem sein Auto beteiligt gewesen war. „Herr Kreisel, mit Ihrem Wagen ist gestern Vormittag ein Unfall verursacht worden. Hat außer Ihnen noch jemand Zugang zu Ihrem Auto? Haben Sie jemandem einen Schlüssel gegeben? Bitten denken Sie nach. Wenn jemanden einen Wagen stehlen will, dann hat er es überall einfacher als in Ihrer Tiefgarage.“ – „Stimmt. Da kommt man ohne Schlüssel auch gar nicht rein. Ich habe mal meinem Untermieter einen Schlüssel gegeben. Wissen Sie, seit meine Frau nicht mehr lebt, ist diese Wohnung zu groß für mich und so leer. Deshalb habe ich ein Zimmer vermietet, zumeist an Studenten oder Wochenendpendler. Aber Fabian hat mir beim Auszug doch alle Schlüssel zurückgegeben, oder hat er das vergessen? Ich weiß es nicht mehr.“ – „Die kann er auch nachgemacht haben“, für einen Augenblick musste Semir an seinen Bruder Kemal denken, der vor seinem gewaltsamen Tod einen Schlüsselservice besessen hatte, schob den Gedanken aber wieder beiseite, „Fabian, sagten Sie? Wie weiter?“ – „Fabian Hartmann. Er hat bis zum letzten Jahr hier gewohnt. Dann ist seine Frau nach Köln nachgekommen und sie haben sich eine eigene Wohnung genommen.“


    „Und haben Sie eine neue Adresse von diesem Fabian Hartmann?“ – „Nein, er ist ausgezogen, und weg war er. Die Miete verstand sich ja auch inklusive aller Nebenkosten, also bestand kein Bedarf, seine neue Adresse zu haben. Post kam nie an diese Adresse, sondern an seine Anschrift bei seiner Ehefrau. Hier wohnte er ja nur von Montag bis Freitag.“ – „Vielen Dank, Herr Kreisel. Wir werden Fabian Hartmann ausfindig machen und Ihnen Ihren Wagen wieder beschaffen, ich glaube, er ist reparabel. Noch einen schönen Tag, auf Wiedersehen.“ – „Auf Wiedersehen, Herr Gerkan.“


    Unmittelbar nach dem Besuch bei Ralf Kreisel rief Semir Susanne an und bat sie, Florian Hartmann ausfindig zu machen und Erkundungen über ihn einzuholen. Susanne teilte ihm mit, dass Hartmut in dem Passat viele Fingerabdrücke und an der Scheibe der Fahrertür frisches Blut sicherstellen konnte. Ein Abgleich mit den gespeicherten Kandidaten im Computer verlief allerdings ohne Ergebnis. Wer auch immer den Passat gefahren hat, er war vorher noch nicht bei der Polizei auffällig geworden und erkennungsdienstlich behandelt worden. Sie versprach, die Adresse von Florian Hartmann und ggf. seine polizeiliche Vorgeschichte in Erfahrung zu bringen.


    Anschließend fuhr Semir in die Apotheke, in der Sophie Ziegler ihr Praktikum absolvierte.


    Die Inhaberin der Apotheke war 59 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder. Das Wochenende hatte sie zuhause mit ihrer Familie und Verwandten verbracht, die zum 60. Geburtstag ihres Mannes angereist waren. Der Tod ihrer Praktikantin erschütterte sie, sie war mit Sophies Arbeit zufrieden und hatte schon überlegt, ihr für das nächste Jahr einen Ausbildungsplatz anzubieten. Sie hatte das Mädchen zuletzt am Freitagmittag gesehen, als es um 13:00 Uhr Feierabend machte.


    In der Apotheke waren noch zwei Angestellte beschäftigt, ein Laborant und eine Assistentin. Die Assistentin war seit Donnerstag im Urlaub und verbrachte diesen mit ihrer Familie in einer Ferienwohnung auf Mallorca. Das wäre zwar noch nachzuprüfen, aber Semir hatte momentan keinen Grund, den Angaben der Apothekerin keinen Glauben zu schenken.


    Dann war da noch ein Laborant beschäftigt. Und als Semir dessen Namen hörte, klingelten bei ihm alle Alarmglocken. Der Laborant, 39 Jahre und kinderlos verheiratet hieß Fabian Hartmann. Er hatte sich aber am Montagmorgen krank gemeldet und war auch noch an diesem Dienstag der Arbeit fern geblieben, so dass Semir mit ihm vor Ort nicht sprechen konnte. Er ließ sich daher die Adresse geben und verließ die Apotheke.

    Vorwärts eingeparkt

    Der Dienstag begann mit Ärger. Die demolierte Front von Bens Dienstwagen war Semir gleich aufgefallen, obwohl Ben dieses wohl dadurch zu verbergen hoffte, dass er den Mercedes mit der Front zum Dienstgebäude und nicht wie üblich rückwärts abgestellt hatte. Doch der langjährige Polizist kannte diese Tricks, den dritten Schaden in zwei Wochen hätte auch er nicht mehr offen auf dem Parkplatz zur Schau gestellt. Zumindest musste der Mercedes ja noch fahrbereit gewesen sein, sonst stünde er nicht vor der PAST, aber beide Scheinwerfer, die Kotflügel und die Stoßstange waren zerstört und verbeult. Die ganze rechte Wagenseite war eine einzige breite Schramme. Dabei war der Wagen gerade drei Wochen alt. Seit Semir die Leitung der Dienststelle übernommen hatte, wusste er, wie viel Papierkram ein solcher Schaden mit sich brachte, auch wenn er selbst alles andere als zimperlich mit seinem „Schätzchen“ umging. Hoffentlich hatte sich der Materialeinsatz wenigstens gelohnt.


    „Ist Ben schon da?“, fragte er Susanne, die bereits seit über eine Stunde an ihrem Platz saß. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Semir. Nein, Kollege Jäger lässt noch auf sich warten.“ – „Weißt du, was Ben mit seinem Wagen angestellt hat?“ – „Nein wieso? Was ist denn?“, wollte die Sekretärin wissen. „Er hat ihn vorwärts eingeparkt.“


    „Oh Ooh“, war alles, was Susanne dazu sagte. Semir sah Alex in der Teeküche sitzen und trat ein. „Morgen Alex“, begrüßte er Bens Partner, „wo bleibt Ben?“ Alex zuckte nur mit seinen Schultern und wies kurz auf die Uhr. „Ist doch erst kurz nach neun, was erwartest du?“ – „Dass er zu Dienstbeginn im Büro ist vielleicht? Und mir dann vielleicht mal erzählt, was mit dem neuen Wagen mal wieder passiert ist.“ – „Meinst du nicht, dass du da zu viel verlangst? Sascha weiß schon Bescheid und holt den Wagen noch am Vormittag ab. Aber es war diesmal wirklich nicht seine Schuld, Semir.“ – „Das will ich für ihn hoffen, ich will ihn sehen, sobald er die Güte hat, im Büro zu erscheinen.“ Damit drehte sich Semir um und wollte die Teeküche gerade verlassen, doch Alex hielt ihn zurück. „Warte Semir, was ist mit dir los? Ein kaputtes Auto stört dich sonst auch nicht? Hast du schlechte Laune? Der Tod des Mädchen geht dir nah, oder?“ – „Das auch.“ – „Setz dich einen Moment und erzähl.“ Semir zögerte, nickte dann aber, griff sich eine Kaffeetasse und schenkte sich ein.


    „Ich wollte gestern noch Thorsten Ramm aufsuchen und mit ihm über Uwe Neugebauers Tod sprechen, aber ich kam zu spät. Als ich an seiner Adresse ankam, hatte die Feuerwehr gerade einen Brand in seinem Haus gelöscht, der nahezu den gesamten Dachstuhl zerstört hat. Wir fanden Thorsten Ramm im Haus, erhängt auf dem Dachboden, vom Feuer schon reichlich verkohlt. Sollte wohl nach einem Selbstmord aussehen. Aber weißt du, was ich denke?“ – „Dass es kein Selbstmord war? Dass jemand die Geschäfte von Torres weiterführt?“ – „Ja, genau. Jemand hat die Todesliste von Mario Torres geerbt. Nach Neugebauer habe ich es schon geahnt, aber der Tod von Ramm nur wenige Tage später, lässt für mich keinen Zweifel mehr übrig. Das wäre ein zu großer Zufall. Wir müssen die Akte noch mal wälzen, vielleicht haben wir einen Namen noch nicht überprüft?“

    Ärger

    Gut gelaunt betrat Ben die PAST. Dass er sich fast eine Stunde verspätete, schien ihm nichts weiter auszumachen. Er begrüßte Susanne so fröhlich wie immer, die Sekretärin verstand es jedoch, Ben seine gute Laune prompt auszutreiben. „Semir ist stinksauer!“, zischte sie. „Wegen des Dienstwagens?“, fragte er und hob seinen Kopf. Er sah Alex und Semir in der Teeküche sitzen. „Dann gehe ich besser gleich an meinen Schreibtisch und schreibe den Bericht.“ Susanne nickte nur bedeutungsvoll, und Ben schlich sich in Richtung seines Büros. Doch er kam nicht weit. „Ben!“, polterte Semirs Stimme durch die PAST, „ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für dein Zu-Spät-Kommen vorzubringen. Und was hast du mit deinem Wagen gemacht?“ Semir nutzte die Gelegenheit, seinem angestauten Ärger Luft zu machen. Das tote Mädchen, die beiden toten Kollegen, die sich mal wieder anbahnende Bedrohung, all das lag in seinen Worten. Seine Wut richtete sich nicht persönlich gegen Ben, dessen Verspätung war nur der entscheidende Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.


    „Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Nun komm mal wieder runter auf den Teppich und lass hier nicht die Chefin raushängen. Du gehst auch nicht besser mit deinem Dienstwagen um“, konterte der junge Hauptkommissar. „Das ist keine Erklärung. Was habt ihr veranstaltet? Stockcar-Rennen auf der A4?“ – „Alex und ich wollten einen Sprinter kontrollieren, und der ist abgehauen. Was hätten wir tun sollen? Wir also hinterher, da stieg er plötzlich auf die Bremse und wir sind ihm raufgefahren.“ – „Und konntet ihr ihn wenigstens stellen?“ Ben schüttelte betreten seinen gesenkten Kopf. „Nein“, flüsterte er, „er ist weggefahren, unser Vorderrad war blockiert, das hat etwas gedauert.“ – „Kennzeichen habt ihr aber?“ – „Nein, ich dachte Alex hätte es sich gemerkt.“


    Semir ließ Ben stehen, holte seine Jacke aus dem Büro und warf nur noch einen Blick in Bens und Alex‘ Büro. „Anfänger! Bericht bis 15:00 Uhr, okay?“, dann setzte er noch ein „Passt auf euch auf und haltet den Rückspiegel im Auge“ hinzu. Ben schaute Alex fragend an, der ihn aber beschwichtigte, indem er seine Hand hob. Vom Tode Ramms würde er ihm gleich berichten. Semir verließ die PAST, um sich im Umfeld von Sophie Ziegler näher umzuschauen.


    „Was war denn mit dem los?“, wollte Ben nun von seinem Partner wissen. „Semir durfte gestern den Eltern von Sophie Ziegler vom Tod ihrer Tochter unterrichten, und Dana mitteilen, dass eine ihrer Mitschülerinnen tot in einem Kofferraum gefunden wurde. Und er hat Thorsten Ramm tot aufgefunden, erhängt.“ – „Der nächste von der Liste? Scheiße!“ Bens Wut auf Semir war mit einem Mal verraucht. Nach einer kurzen Pause fügte er trotzig ein kleinlautes „…aber kein Grund, mich so anzuschnauzen, als wäre ich Schuld an allem!“ an, „fahren wir `ne Runde?“

    aber das ist irgendwie kein Brüller


    aber mein Humorzentrum trifft das in so einem Moment leider auch nicht.


    Das ist auch nicht mein Ziel mit diesem Satz gewesen. Der war in diesem Moment absolut nicht witzig gemeint, und ich bin sicher, hätte die Story Bilder, würde man auf Semirs Gesicht nicht die Spur eines Grinsen erkennen können. Und ich denke auch nicht, dass er den Satz besonders laut ausgesprochen hat. Er war zu spät, um Sophie zu retten, er kam zu spät, um Thorsten Ramm zu retten, wer weiß, ob er rechtzeitig ist, Alex, Ben, Kim oder sich zu retten? Da kann man auch gerne mal etwas sarkastisch werden.

    Das ganze Verhalten von Nicole passt eigentlich zu ihrer Lage. Sie hatte sich aufgegeben und wollte ihr Leiden beenden und dabei die "Helden" raushalten. Natürlich ist sie nun sauer, dass Alex und Semir ihr (wenn auch unfreiwillig) in die Staaten gefolgt waren und sie jetzt wieder auf der Flucht sein muss. Aber es wird hoffentlich noch mal der Moment kommen, in dem sie Semir und Alex dafür dankbar sein wird, dass sie sie aus den Händen dieses "Arztes" befreit haben.