Beiträge von Yon

    Ben ist in New York bekannt wie ein bunter Hund? Und jetzt treffen Ben und Alex zum ersten Mal aufeinander, während sich Semir mit Kleinkriminellen anlegen muss und dabei den Kürzeren zieht. Irgendwie ist er vom Pech verfolgt, aber jetzt zu dritt werden sie doch hoffentlich etwas in Sachen Spelling und Nicole bewegen können.

    Kevin macht sich das Leben wirklich schwer, dabei glaube ich, dass er mit Jenny durchaus jemanden hat, der er sich öffnen könnte.
    Dass Raucher oft meinen, ein Kaugummi würde ausreichen, den Geruch zu überdecken, als tägliche Bahnfahrerin kann ich da leider den Misserfolg dieser Bemühungen bestätigen.
    Das Gespräch zwischen Semir und Ben hat mir auch gefallen. Gut, dass es mit Ayda aufwärts geht und Semir so wenigstens etwas Positives erfahren darf. Das mit seinen Nachbarn wird er bestimmt auch noch klären, wenn der Fall erst einmal gelöst ist.

    Düsseldorf

    Mit seinen Gedanken noch bei dem vermissten Mädchen und die letzten Worte seiner Mutter im Ohr, „Bitte bringen Sie uns unsere Tochter zurück“, fuhr Semir am Montagmorgen direkt nach dem Frühstück ins Präsidium nach Düsseldorf zur Monatsbesprechung der Autobahnpolizei-Dienststellen. Kim Krüger, die seit Jahresbeginn die Gesamtleitung inne hat, hat diese Treffen ins Leben gerufen, sie war der Meinung, dass ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch zwischen den Dienststellen nur von Vorteil sei, um das kollegiale Miteinander der verschiedenen Dienststellen zu fördern. Sie nahm das Treffen auch regelmäßig zum Anlass, die aktuellen Verluste in der Fahrzeugflotte, hervorgerufen vor allem durch eine ganz bestimmte PAST, anzuprangern.


    Auch an diesem Montag hatte Semir seiner Dienstvorgesetzten einiges zu beichten. Er selbst hatte zwar keinen einzigen Schaden zu verantworten, auch die Streifenwagen „seiner PAST“ waren in den letzten Wochen unbeschädigt geblieben. Aber Ben hatte es gleich mehrfach geschafft, „geräuschvoll anzuecken“. Obwohl diese recht bürokratischen Treffen nun wirklich nicht zu seinen Lieblingstätigkeiten zählten, freute er sich auf das Wiedersehen mit seinen Kollegen und auf einen ruhigen Montagvormittag.


    Kim Krüger hatte zwei aktuelle Themen auf der Tagesordnung, die sie kurz umriss, zum einen eine geplante Großkontrolle, die Freitag am Rastplatz Frechen an der A4, in beide Fahrtrichtungen durchgeführt werden soll und viele Beamte binden würde und zum anderen die Begleitung eines Schwertransports für die Nacht von Samstag auf Sonntag. Vier Tieflader mit Überlänge und Überbreite mussten durch ganz Nordrhein-Westfalen begleitet werden. Im Grunde gehörte beides zur Routine der Autobahnpolizei, lediglich die Dienstpläne müssten diesen Sondereinsätzen entsprechend angepasst werden. Semir würde es am Nachmittag mit Susanne und der PAST-Besatzung besprechen.


    Die Besprechung war um 11:30 Uhr zu Ende. Als Semir bei einem befreundeten Kollegen noch auf einen kurzen Plausch stehen blieb, fiel sein Blick auf dessen Monitor, auf dem eben das Foto eines Mannes aufgeblendet war. „Oh, der sieht nicht gut aus!“, entfuhr ihm. „Kein Wunder, der lag auch tagelang im Rhein“, entgegnete sein Kollege. „Ein Unfall? Hast du damit zu tun?“, fragte Semir. „Nein, kein Unfall, der Mann ist wohl erschlagen worden, bevor er ins Wasser geworfen wurde. Er war übrigens ein Kollege.“ – „Bitte? Ein Kollege? Kanntest du ihn? Wer war er?“ – „Er hieß Uwe Neugebauer. Ich kannte ihn nicht, er war beim BKA. Ist jetzt Sache der Mordkommission.“ – „Uwe Neugebauer?“ Irgendetwas regte sich in seinem Hinterkopf bei dem Namen, aber er kam nicht drauf. Neugebauer? „Kaffee?“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Was?“ – „Möchtest du noch einen Becher Kaffee, Semir?“ – „Nein, ich muss los. Wir sehen uns!“


    Semir verabschiedete sich von seinem Kollegen und verließ das Präsidium. Ihm ging der Name des Toten aus dem Rhein nicht aus dem Kopf, Neugebauer, Neugebauer, dann fiel endlich der Groschen. „Uwe Neugebauer, natürlich, ich Idiot!“, er griff sich das Funkgerät. „Zentrale für Cobra 1“ – „Zentrale hört, Semir, was gibt es?“ – „Susanne“, bat er die Sekretärin der PAST, „tu mir doch bitte den Gefallen und such mir die Akte zum Mario-Torres-Fall vom Frühjahr raus und stell mir alles zusammen, was du über Uwe Neugebauer finden kannst, der Name kommt in der Akte vor. Uwe Neugebauer ist am Freitagabend tot aus dem Rhein gefischt worden.“

    Unfall

    Dieter Bonrath und Jenny Dorn genossen den ruhigen Montagmorgen auf der A3 und wollten gerade eine Raststätte zu einem zweiten Frühstück anfahren, als vor ihnen das Ende eines Staus in Sicht und der Verkehr beinahe völlig zum Stillstand kam. Dieter schaltete das Blaulicht des Streifenwagens ein und bestand darauf, dass die dahin kriechenden Autos eine Rettungsgasse bildeten, durch die sie in gemäßigtem Tempo fuhren, bis sich den beiden Beamten der Auslöser für den Stau präsentierte.


    Der Fahrer eines VW Passats hatte den Abstand zu einem eben von ihm überholten Audi A3 überschätzt, ihn beim Wiedereinscheren touchiert und war daraufhin ins Schleudern gekommen. Er hatte bei einem Tempo von 160 km/h die Kontrolle über sein Auto verloren und war gegen die Leitplanke geschleudert, wurde zurück auf die Fahrbahn katapultiert und kam schließlich quer auf der linken Fahrspur zum Stehen. Der Fahrer des Audis konnte seinen Wagen relativ sicher auf die Standspur lenken und dort anhalten. Zum Glück waren keine weiteren Autos in den Unfall verwickelt.


    Jenny und Dieter stoppten ihren Streifenwagen mittig zwischen den beiden Fahrstreifen und stiegen aus. Sie gingen zunächst zum Audi. Dessen Fahrer saß noch völlig benommen hinter seinem Lenkrad. Er konnte es wohl noch gar nicht fassen, dass der Unfall so glimpflich verlaufen war. „Sind Sie verletzt? Brauchen Sie einen Arzt?“


    „Er ist einfach abgehauen“, war das einzige, was der Audifahrer ihnen antwortete. Jenny blickte zum Passat hinüber, dessen Fahrertür offen stand und den Blick in das leere Innere des Wagens gestattete. „Wer? Der Fahrer des Passats?“ – „Ja, er ist ausgestiegen, über die andere Fahrbahn gerannt und dann hinter der Böschung verschwunden.“ Dieter rief in der Zentrale an und meldete Susanne den Unfall, bat sie, den Abschleppdienst zu schicken und Alex und Ben Bescheid zu sagen, es läge der Verdacht einer Fahrerflucht vor. Er gab ihr auch das Kennzeichen des verwaisten VW Passats durch. Susanne wollte den Halter ermitteln und sich dann wieder melden.


    Während Jenny sich weiter mit dem Audi-Fahrer unterhielt, den Schaden an seinem Wagen mit einer kleinen Kamera festhielt, seine Papiere überprüfte und sich eine Beschreibung des Unfallgegners geben ließ, ging Dieter zu dem Passat hinüber und schaute hinein. Er holte ein Paar Einweghandschuhe aus der Tasche seiner Uniformjacke hervor, öffnete das Handschuhfach, fand allerdings nichts außer einem Ladekabel, einigen CDs und älteren Straßenkarten. Auch an den anderen üblichen Verstecken, über der Sonnenblende, in den Ablagen der Mittelkonsole und unter den Fußmatten war nichts zu finden, das auf die Identität des Fahrers hindeutete. Er würde den Wagen in die KTU überführen lassen, dachte er bei sich. Eher im Vorbeigehen drückte er den Knopf am Kofferraum und öffnete diesen. Beim Blick in diesen zuckte er zurück und erschrak. Nun war er über 40 Jahre bei der Polizei, hatte in wenigen Tagen seinen aktiven Dienst hinter sich und würde sich dann in seine wohlverdiente Pension verabschieden. Aber an einen solchen Anblick hatte er sich in den ganzen Jahren nicht gewöhnen können: Im Kofferraum des Passats lag die Leiche einer jungen Frau.

    Dana


    „Hallo Dana, wir wünschen Dir Alles Gute zu Deinem Geburtstag!“, um die Worte ihres Vaters am Telefon zu unterstützen, stimmten Ayda und Lilly ein Geburtstagsständchen an. Dana hatte Geburtstag und verbrachte den Tag bei ihrer Großmutter, der Mutter von Nazan, in Aachen, wo sie ein Schüler-Praktikum in einem großen Hotel absolvierte. „Danke, das ist lieb von euch. Schön dass ihr anruft.“ Nach einer lockeren Plauderei winkte Semir seine Kinder aus dem Wohnzimmer.


    „Du Dana, ich muss noch etwas anderes mit dir besprechen. Du kennst doch Sophie Ziegler? Seid ihr näher befreundet?“ – „Warum fragst du? Sophie geht in meine Klasse.“ – „Was weißt du über sie und ihre Kontakte? Kennst du sie näher?“ – „Papa, was willst du mit Sophie? Gut, wir haben nach der Schule öfters zusammen abgehangen, eine geraucht oder so.“ – „Okay, das habe ich jetzt mal nicht gehört. Wer war sonst noch so dabei?“ – „Sag mir doch erst einmal, worum es überhaupt geht? Ist etwas mit Sophie?“


    „Sophie ist seit Freitagnacht verschwunden, sie ist von einer Party nicht nach Hause gekommen. Ihre Mutter hat begonnen, die Telefonliste eurer Klasse durchzutelefonieren und hat Nadine erreicht, als sie noch bei uns war. Andrea und ich waren aus und Nadine hat eingehütet. Jetzt brauchen wir Ansatzpunkte, wo wir mit der Suche fortfahren können.“ – „Warum kümmerst du dich darum? Ist das dein Fall?“ – „Ich schaue mich nur etwas um, also, kannst du mir nun Namen nennen? Bei Tina war ich gestern schon, aber ohne Erfolg.“ – „Da kann ich dir auch nicht weiterhelfen, außer Tina und Sophie kenne ich die Clique ja kaum. Aber, Papa?“ – „Ja, Dana?“ – „Sie kann doch nicht wirklich verschwunden sein. Bestimmt hat sie sich nur verquatscht und bei einer Freundin übernachtet. Sie wird schon wiederkommen. Meinst du, sie ist entführt worden?“ – „Ich weiß es nicht, Dana. Ich weiß nur, dass sie jetzt zwei Nächte nicht zuhause war und ihre Eltern sich große Sorgen machen.“ – „Jeder potenzielle Entführer würde Sophie doch spätestens nach zwei Tagen freiwillig wieder zurückbringen.“


    Nachdem es ruhig blieb in der Leitung, ergänzte sie „Sorry, Papa. Das war jetzt taktlos von mir. Ich habe es nicht so gemeint. Ich hoffe wirklich, ihr ist nichts zugestoßen.“ – „Das hoffe ich auch. Lass uns das Thema wechseln. Wie gefällt dir dein Praktikum?“
    „Gut. Die letzten Tage war ich im Frühstücksservice und an der Rezeption, das hat mir besser gefallen, als bei den Zimmermädchen zuvor. Und ab Montag bin ich dann im Event-Management.“ – „Event-Management? Wie das klingt! Was macht das Event-Management?“ – „Veranstaltungen planen, Papa! Eine große Softwarefirma veranstaltet im Herbst im Hotel ihre Hausmesse für etwa 700 Leute, da ist so einiges zu tun für uns.“ – „Klingt ja mächtig interessant, für mich wäre das nichts. Wie geht es deiner Großmutter?“


    Semir hatte Danas Großmutter auf der Beerdigung von Nazan und Tom Wegner, Danas Eltern, kennengelernt und freute sich, dass Dana den Kontakt weiter aufrecht hielt, war sie doch die einzige Person, die ihr aus ihrem „früheren Leben“, wie sie es nannte, geblieben war. „Gut soweit, sie hat vorgeschlagen das Haus zu verkaufen. Es steht ja auch seitdem leer.“
    Das Haus. Semir hatte in den letzten Monaten vermieden, das Gesprächsthema auf das Haus zu lenken, in dem Dana aufgewachsen war und das ihre Eltern vor einigen Jahren gekauft hatten, nachdem sie vorher dort zur Miete gewohnt hatten. Er meinte, es würde sie noch zu sehr schmerzen, sich an ihre Kindheit dort zu erinnern. Nun kam sie von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. „Und ich glaube, das ist eine gute Idee. Es wäre auch ein Abschluss für mich.“ – „Da sollten wir uns am Wochenende drüber unterhalten. Du solltest dir mit der Entscheidung Zeit lassen.“ – „Okay, apropos Wochenende. Kannst du mich am Freitag in Aachen abholen?“ – „Das kann ich dir noch nicht versprechen, Dana, aber ich versuche es.“ – „Danke, der Zug ist Freitags immer so voll und die Bahn hat auch wieder Streiks angekündigt.“ – „Ich organisiere was, entweder komme ich selbst oder ich schicke jemanden, okay?“ – „Klingt nach einem Plan.“


    Semir wünschte seiner Ältesten noch einen schönen Tag, ließ viele Grüße an die Großmutter ausrichten und beendete das Gespräch.