Samstag, Bei Susanne
Susanne fuhr mit Ayda und Lilly zu sich nach Hause. Aber die beiden Kinder fanden dort keine Ruhe, die Fragen nach ihren Eltern konnte Susanne ihnen nicht beantworten, auch sie machte sich große Sorgen um Andrea und Semir, und diese Gefühle konnte sie vor allem vor Ayda nicht geheim halten. „Können wir denn nicht zu uns nach Hause?“, fragte sie Susanne, „dort kann Lilly vielleicht doch einschlafen.“
Susanne überlegte. Die Familie war auf dem Weg in ein sicheres Versteck überfallen worden. Sie musste in diesem Moment davon ausgehen, dass die Täter Semir und Andrea noch in ihrer Gewalt hatten und die Kinder absichtlich an der PAST abgesetzt haben, um sie aus der Schusslinie zu wissen. Was sollte ihnen also passieren, wenn sie nicht bei ihr, sondern in ihrem Elternhaus auf ihre Eltern oder auf die Nachricht warteten, an die sie gar nicht zu denken wagte und die sie deshalb bewusst kategorisch aus ihrem Gedankengut gestrichen hatte. Sie entschied, dass es für die Kinder vielleicht sogar beruhigender war, sich in einer gewohnten Umgebung aufzuhalten.
So trug sie gegen Lilly wieder zu ihrem Auto, Ayda ging langsam hinter ihr her, und fuhr zu dem Haus der Gerkans, welches etwa 30 Minuten entfernt lag. Als sie sich dem Haus näherte, fiel ihr der dunkle Audi auf, der auf der Einfahrt stand. „Ayda, kennst du den Wagen?“, fragte sie das dunkelhaarige Mädchen, welches den Wagen anstarrte, dann zu zittern anfing, „Ayda, was hast du?“ – „Da Das ist das Auto, das uns angehalten hatte, ganz bestimmt“, stotterte sie, „wenn die hier sind?“ – „Das klären wir gleich, ganz ruhig Ayda, wir bleiben hier im Auto, ich rufe Alex an“, bestimmte Susanne und hatte bereits ihr Handy in der Hand.
„Alex? Hier ist Susanne. Ich stehe vor Semirs Haus und hier ist ein Auto der Gangster, Ayda hat es erkannt, kannst du schnell kommen? Und Hartmut mitbringen?“ Alex versprach, den KTU-Beamten und auch Frau Krüger zu alarmieren und sich gleich auf den Weg zu machen. Er spielte alle Möglichkeiten in seinem Kopf durch: Waren die Verbrecher zu Gerkans Haus gefahren? Klingt unlogisch, warum sollten sie? Konnte Semir sich befreien und ist nach Hause gefahren? Dann könnte er im Haus sein? Er musste auf jeden Fall das Haus durchsuchen, bevor Susanne mit den Kindern hinein geht. Er hatte diese Gedanken noch nicht abgeschlossen, da stand er bereits neben Susannes Wagen. Auch Hartmut war innerhalb von 20 Minuten vor Ort und machte sich gleich an die Arbeit, in dem Audi, welchen er geschickt öffnete, nach Spuren zu suchen und diese zu sichern. Wenig später traf auch Kim Krüger vor dem Haus der Gerkans ein.
Alex und Kim schlichen einmal um das Haus herum. Es war nichts zu hören oder zu sehen. Sollte jemand im Haus sein, so verhielt sich dieser auffallend ruhig oder war nicht mehr in der Lage, sich irgendwie zu verhalten. Dann öffnete er mit einem Zweitschlüssel, den Semir ihm vor wenigen Wochen anvertraut hatte, die Haustür und betrat gemeinsam mit seiner Chefin das Haus seines Partners. Sie schlichen mit gezogenen Waffen durch das gesamte Haus, gingen in jedes Zimmer, öffneten jede Tür und gaben schließlich das Haus für Susanne und die Kinder frei.
Hartmut veranlasste den Transport des Audis in die KTU und machte sich mit den Proben schnell in sein Labor auf. Er meldete sich schon eine Stunde später bei Alex und bestätigte, dass Semir definitiv in dem Audi gewesen ist und auch gefahren sein musste. Dass er dieses unter anderem durch Blutspuren nachgewiesen hatte, verschwieg er, weil er neben Alex und Kim auch Susanne und eventuell Semirs Töchter als Zuhörerinnen vermutete. Diese jedoch lagen bereits gemeinsam in Aydas Bett und waren endlich zusammengekuschelt in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Auch den Halter des Audis konnte Hartmut vermelden, es handelte sich um einen gewissen Kenan Yilmaz. Er nannte Alex die Adresse und dieser machte sich gleich mit seiner Chefin auf den Weg. Es war bereits nach 22:00 Uhr.
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