Beiträge von Yon

    Samstag, 15:00 Ayda und Lilly

    Schon wenige Meter hinter der Stelle des Überfalls nahm der Fahrer seine Maske, die er jetzt nicht mehr brauchte, herunter und drehte sich zu Ayda und Lilly um. „Ruhig Kinder, wir werden jetzt ein wenig spazieren fahren und dann lasse ich euch raus. Aber ein bisschen Zeit brauchen wir noch. Alles ist okay“

    Nichts war okay. Mama verschwunden, Papa verschwunden, und ein fremder Mann fuhr mit ihnen weg. Das einzige, was ihnen bekannt vorkam, war das Auto, in dem sie saßen, ihre Sitze, in die sie sich krallten, und die Stofftiere, die sie immer noch in ihren Händen hielten. Ayda nahm ihren Mut zusammen und fragte: „Warum können wir nicht mit Papa und Mama fahren?“ – „Papa muss für uns was erledigen, und Mama muss ihm helfen. Verstehst du das?“ – „Aber …“ – „Nichts aber, seid jetzt ruhig, ich mache ein bisschen Musik an“ Tatsächlich beruhigten sie Kinder sich etwas, Lilly schlief sogar ab und an etwas ein.

    Zwei Stunden wurden sie durch die Landschaft kutschiert, um Kenan und Murat Zeit zu verschaffen. Dann steuerte der Fahrer einen Rasthof an, an dessen Ende sich die Dienststelle der Autobahnpolizei befand. „So, hier sind wir, bleibt aber noch sitzen und lasst den Schal noch drauf.“ Kenan hielt mit seinem Mercedes neben ihm. Der Fahrer sagte zu Ayda: „Du zählst jetzt langsam laut bis 50, dann dürft ihr aussteigen. Wir sind vor dem Büro eures Vaters.“ Er ließ den Schlüssel stecken, stieg aus dem Skoda aus und zu Kenan in den Mercedes. Dieser gab Gas und fuhr los.

    „1 – 2 – 3 ...“, zählte Ayda, genauso wie ihr aufgetragen worden war, „… 48 – 49 – 50!“ Sie nahm ihren Schal runter und erkannte den Parkplatz der PAST, wo sie schon des Öfteren waren, um ihren Vater auf der Arbeit zu besuchen. „Komm Lilly!“ Ihre kleine Schwester rührte sich nicht, Ayda nahm ihr den Schal ab und rüttelte sie wach. Lilly begann sofort an zu weinen. „Komm Lilly, nicht weinen, wir sind da!“ Sie löste ihren Gurt und den ihrer Schwester und stieg dann aus dem Auto, wartete auf Lilly, die langsam und müde aus ihrem Kindersitz kletterte, nahm ihre Schwester bei der Hand und ging zum Bürogebäude. Ihre Schritte wurden immer schneller, die letzten Meter rannten sie. Sie kümmerte sich nicht um den Wagen, der mit offenen Türen und steckendem Schlüssel auf dem Parkplatz stehen blieb.

    „Susanne“, rief Ayda, als sie die Tür zur PAST aufstieß und die Sekretärin erblickteund rannte auf die Freundin ihrer Mutter zu, Lilly im Schlepptau. Sie ließen sich umarmen und ihren Tränen jetzt freien Lauf. „Ayda, was ist denn passiert? Seid ihr ganz alleine hier? Ihr seid ja völlig aufgelöst. Wollt ihr es mir erzählen?“ Susanne nahm beide Kinder auf ihren Schoß.
    Nur stockend konnten sie von der Autofahrt erzählen, dass ihre Mamain ein Auto steigen musste und Semir sich auch bei den maskierten Männern befinden musste. „Siggi!“, rief sie ihrem uniformierten Kollegen zu, „draußen auf dem Parkplatz muss sich Semirs Auto befinden, kannst du es zur KTU bringen, vielleicht hat der Fahrer Spuren hinterlassen.“ Während Siggi sich bereit machte, fiel Susanne noch was ein. „Und Siggi, bau doch bitte die Kindersitze aus und lege sie in mein Auto. Vielleicht brauche ich sie noch.“ Siggi nickte und verließ mit Susannes Autoschlüssel die PAST, während diese den Kindern etwas zu trinken brachte und versuchte, mehr Informationen zu erfahren.

    Dann griff sie zum Telefon und wählte erst Semirs Handy-Nummer, als sie keinen erreichte auch Andreas, wieder ohne Erfolg. Sie dachte kurz nach. Dann rief sie Alex an, der nach dem vierten Klingeln ranging und undeutlich lallte: „Ja, Brandt?“ – „Alex, du klingst ja schrecklich, wie geht es dir denn?“ – „Das wird schon. Was gibt es?“ – „Alex, wir müssen davon ausgehen, dass Semir und Andrea entführt wurden und sich in den Händen von Leos Gang befinden. Die Kinder sind hergebracht worden.“ – „Scheiße, ich bin in 20 Minuten da, hast du einen Anhaltspunkt, wo wir mit dem Suchen anfangen können?“ – „Nein, Ayda und Lilly sind noch total verstört und konnten mir nicht viel sagen. Ich werde gleich versuchen, ihre Handys zu orten, vielleicht hilft uns das weiter.“ – „Dann ruf doch bitte auch Ben an, der hattegestern noch Kontakt zu Semir, vielleicht hat er ihm was erzählt“ – „Ben? Okay, danke für den Hinweis, das mache ich dann gleich. Tschüß Alex“ – „Tschüß, ich bin unterwegs zu euch.“

    Susanne hatte die Handy-Nummer von Ben in ihrem Telefon eingespeichert und drückte die Kurzwahltaste. „Ben? Hier ist Susanne, ich habe leider keine Zeit zum Plaudern, Semir und Andrea sind verschwunden, wahrscheinlich bei Leos Leuten, weißt du da mehr?“ Ben erzählte Susanne, die bislang keine Ahnung hatte, dass Semir und sein Bruder persönlich in dem aktuellen Fall verstrickt waren, was Semir ihm erzählt hatte, dass Semir seine Familie in das Sommerhaus seines Vaters und damit in Sicherheit bringen wollte. Gemeldet habe er sich aber seitdem nicht bei ihm.

    Susanne hielt es für die beste Idee, Ayda und Lilly erst einmal zu sich nach Hause mitzunehmen, damit die beiden etwas zur Ruhe kämen. Die Handyortung überließ sie den Kollegen. Die Kinder waren ihr jetzt wichtiger.

    Die Handyortung verlief erfolglos. Die Beamten waren zwar in der Lage, die Handys nach längerer Suche zu finden, aber sie lagen nicht weit voneinander entfernt am Waldrand der Bundesstraße, allem Anschein nach aus einem vorbeifahrenden Auto geworfen.


    http://www.youtube.com/watch?v=-KpQzhH1eqM

    Na, ich würde mich ja "freuen", wenn ich aus der Dusche käme und eine fremde Person wartet auf mich auf meinen Balkon. Kann er nicht auf dem Flur warten? Das macht ihn für mich etwas verdächtig. Ich glaube eher nicht, dass Ben sich ertränken würde, wenn er schon so fertig ist, an Selbstmord zu denken, würde er sich bestimmt etwas einen anderen Weg überlegen.

    Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sharpov-Jagd! Semir ist natürlich hochmotiviert und auch die Chefin unterstützt ihn. Dass Sarah das Versteck so gut beschreiben konnte und sogar wusste, lässt natürlich vermuten, dass er sich über den Flughafen absetzen will. Hoffentlich schnappen sie sich das A.....!!

    Samstag, 10:00 Trennung

    Kenan und seine beiden Mitfahrer hatten sich jetzt ebenfalls vermummt und stiegen aus dem Audi aus, während Murat und seine beiden Handlanger hinter dem Mercedes hervorkamen. Semir und seine Familie waren jetzt eingekreist und den Gangstern ausgeliefert. „Was auch immer die von dir wollen, tu es bitte“, beschwor Andrea ihren Mann.

    Jetzt wurde die Fahrertür geöffnet, Semir spürte den Lauf einer Waffe in der Seite. „Wenn ich bitten dürfte, Herr Gerkan, Sie werden nicht wollen, dass Ihre Kinder hier und jetzt etwas mit ansehen müssen, was sie Zeit ihres Lebens nicht mehr vergessen werden, sehe ich das richtig?“ Semir nickte „Was wollen Sie?“ – „Geben Sie mir Ihre Waffe“ Semir sah keine andere Möglichkeit, als ihm seine Waffe auszuhändigen, hätte er anders gehandelt, womöglich den Mann, der ihn gerade bedrohte, damit erschossen, so wäre die Situation eskaliert und hätte in einem Kugelhagel geendet, er musste jetzt alles daran setzen, Andrea und seine Kinder heil aus dieser Situation zu bekommen. „Jetzt ihr Handy!“ Auch das Mobiltelefon wechselte den Besitzer. „Und jetzt Sie! Steigen Sie aus!“ Semir tat wie geheißen, die auf ihn gerichteten Waffen stets im Blick.

    Sofort ergriffen ihn zwei Mann und drückten ihm ihre Waffen in den Rücken. Sie führten ihn einige Schritte von seinem Auto weg.

    Mittlerweile war Murat an Andreas Tür und ‚bat‘ sie ebenfalls aus dem Wagen. Auch sie musste ihnen ihr Handy aushändigen. Andrea sagte noch zu Ayda und Lilly, die ihre Stofftiere krampfhaft festhielten und denen jetzt die Tränen des Schreckens übers Gesicht liefen: „Es ist alles in Ordnung, Mami ist gleich wieder da“, sie hoffte, dass sie wenigstens etwas Trost und Zuversicht in ihre Stimme legen konnte. Für sie selbst klang es allerdings gar nicht so. Dann wurde sie zum Mercedes gestoßen und ihre Hände in ihrem Rücken mit Kabelbindern gefesselt. Sie musste in den fremden Wagen einsteigen. Sie schaute Semir in die Augen versuchte daraus Kraft zu schöpfen. Auf ihren Mann waren mehrere Waffen gerichtet. Viel Kraft konnte er ihr in dieser Situation nicht geben. Dann versuchte sie Blickkontakt mit ihren Töchtern aufzunehmen, was ihr aber aus ihrer Position auf der Rücksitzbank im Mercedes nicht gelang. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. Sie durfte nicht die Nerven verlieren, nicht jetzt, das sagte sie sich eindringlich, aber selbst ihre innere Stimme schien zu zittern.

    „Ihr Bruder muss heute Abend noch viel für uns arbeiten“, wandte sich Kenan jetzt an Semir, „und er ist in letzter Zeit etwas störrisch geworden. Der Anblick Ihrer Frau wird ihn sicher wieder beruhigen und zum Arbeiten anregen, denken Sie nicht, Gerkan? Seine eigene Frau hat er ja vorgezogen rechtzeitig in die Türkei zu schicken. Nun muss halt seine Schwägerin herhalten“ – „Halten Sie wenigstens die Kinder daraus!“ – „Das werden wir, keine Angst. Wir sind doch keine Kinderschänder. Wir bringen sie an einen sicheren Ort und lassen sie dann gehen. Dafür müssen ihnen allerdings die Augen verbunden werden, damit sie uns nicht erkennen, ganz in ihrem eigenen Interesse. Das machen Sie am besten selbst, und beruhigen Sie sie auch ein wenig, damit sie nicht die ganze Fahrt über heulen. Hier sind zwei Tücher.“ Kenan reichte Semir zwei dunkle Tücher und geleitete ihn zur Rücksitzbank des Skodas. Semir beugte sich zu Lilly, strich ihr sanft die Tränen von den Wangen, während er seine eigenen kaum zurückhalten konnte. „Schscht, Lilly, alles wird gut, ich soll euch jetzt die Augen verbinden, damit ihr nicht seht, wohin sie euch bringen, aber dann dürft ihr gehen. Ihr kommt wieder nach Hause und Mama und ich kommen bald nach“, versuchte er sie zu beruhigen. Lilly nickte und ließ sich die Augen verbinden. Semir schluckte und seine Hände zitterten. Ayda sah ihm zu und sagte leise: „Papa, du weinst ja! Wo bringen die uns hin? Und euch? Wann kommt ihr wieder?“ – „Ayda, pass bitte auf deine Schwester auf, ich weiß nicht, wohin sie euch bringen werden, aber ich verspreche euch, dass euch nichts passieren wird, hörst du?“ Ayda nickte ernst. Semir fiel das Sprechen in dieser Situation schwer, zudem er seine eigene Angst nicht verbergen konnte. Semir verband auch seiner großen Tochter die Augen. „Beeilen Sie sich ein bisschen!“, wurde er nun von Kenan angetrieben, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Semir ließ sich trotzdem noch Zeit, seine beiden Kinder kurz zu drücken und stellte sich dann neben den Skoda wieder gerade hin und suchte Andreas Blick.

    Kenan, der die Abschiedsszene mit durchaus gemischten Gefühlen mit angesehen hatte, schließlich besaß er selbst einmal eine Familie, gab einem seiner Begleiter den Befehl: „2 Stunden, dann lass den Wagen stehen, wie abgesprochen“ – „Ja, Boss“, antwortete der Angesprochene, setzte sich in den Skoda, startete und fuhr davon. Semir blickte immer noch unter Schock stehend hinterher. In einem ganz anderen, sehr ruhigen und ernsten Ton fügte Kenan noch hinzu: „Ich gebe Ihnen mein Wort, Herr Gerkan, wir tun Ihren Kindern nichts. Darauf können Sie sich verlassen.“

    Konnte Semir das? Es blieb ihm nichts anderes übrig.

    Nachdem Ayda und Lilly weggefahren worden waren, zeigte Kenan wieder sein anderes Gesicht. „Wir wollten es vor ihren Kindern nicht sagen, aber wir brauchen nur Ihre Frau, Sie können uns zu gefährlich werden, deshalb werden wir uns jetzt von Ihnen verabschieden.“ Die zwei Handlanger griffen Semir jetzt fester und hielten ihm die Waffen in den Rücken bzw. an den Kopf. Sie drängten ihn in den Wald. Andrea riss vor Angst die Augen auf und schluchzte: „NEIN, SEMIR!“ Zwei Paar Arme hielten sie auf der Rücksitzbank fest, als sie begann zu toben. Schon bald waren die Männer von der Straße aus nicht mehr zu sehen.

    Dann durchbrachen zwei Schüsse die Stille.



    Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein. Das nächste Kapitel gibt es erst am Freitag!
    Naja, wenn das Nötigen gar kein Ende nehmen sollte, vielleicht schon am Donnerstagabend. Zum einen wird es Zeit, dass ich mal ein paar Tage verreise und eine schöne Zeit mit alten Freunden verbringe, und zum anderen müsst ihr doch zugeben, dass diese Stelle in meiner Story für einen kleinen Cliffhanger wunderbar geeignet ist. Ihr könnt ja mal raten wie es weitergeht. Wer der Fortsetzung am Nächsten kommt, bekommt einen (virtuellen) Preis.

    http://www.youtube.com/watch?v=ZaOjGcw1hDw

    Gut, Ben ist im Römer Wall eingezogen, gefällt ihm auch so weit ganz gut, Betreuung findet er auch nett.
    Und bei der Szene mit Semir und Andrea musste ich mal wieder an Loriot denken:

    Sie: Was machst du denn hier?
    Er: Ich wohne hier!
    Sie: Aber noch nicht um diese Zeit!

    Aber deine Geschichte ist zurzeit eine richtige FFE-Story. Das macht mir etwas Angst!

    Samstag, 08:30 Falle

    „Andrea!“, rief Semir sofort, nachdem er wieder in den Wohnbereich seines Hauses trat, „Beeil dich, wir müssen sofort los, wo sind die Kinder?“ – „Oben“, kam es von der Küche her, wo Andrea gerade damit beschäftigt war, den Geschirrspüler aus- und wieder einzuräumen, jetzt aber inne hielt. „Was ist denn los? Und wo sollen wir hin?“ – „Leos Leute haben Kemal schon! Konrad Jäger bietet uns sein Sommerhaus an, ich habe den Schlüssel, pack schnell ein paar Sachen für euch zusammen“, rief er seiner bereits die Treppe hochlaufenden Frau noch hinterher.“ Lilly und Ayda kamen kurze Zeit später mit Stofftieren die Treppe runtergerannt. „Papa, wohin fahren wir? Warum müssen wir hier weg?“, fragte Ayda ihn. Semir half ihnen beim Anziehen der Schuhe und Jacken, dann kam auch schon Andrea mit einer kleinen Tasche ins Erdgeschoss. Keine 5 Minuten waren vergangen und Familie Gerkan war bereit, in das sichere Versteck aufzubrechen.

    Murat stand gerade mit seinem schwarzen Mercedes in der Straße, in der Semir wohnte, und hatte dessen Wohnhaus im Blick, als er Bewegung hinter der Haustür wahrnahm.Kenan hatte sich in eine Seitenstraße gestellt. Per Freisprecheinrichtung waren die Geschwister in ständiger Verbindung. Jeder von ihnen hatte noch zwei Handlanger von Leo im Auto, die still auf der Rücksitzbank saßen. Sie waren nur Befehlsempfänger und –ausführer, fürs Denken und Reden wurden sie von Leo nicht bezahlt. Heute hörten sie auf Murat und Kenan. „Ich glaube, sie wollen wegfahren, wir schnappen sie uns unterwegs. Sie steigen in den Skoda. Sieht nach einem Familienausflug aus“, teilteer ihm jetzt mit. Semirs Dienstwagen blieb auf der Auffahrt stehen. Kurze Zeit später setzte sich der Familienwagen in Bewegung. „Jetzt fahren sie los“, meinte Murat noch zu Kenan, der nur Sekunden später mit seinem dunkelblauen Audi an ihm vorbeifuhr und sich an Semir hängte.

    Der Weg zu Konrad Jägers Sommerhausführte über einsame Wege und Landstraßen. Jetzt am frühen Vormittag herrschte nur sehr wenig Verkehr. Murat und Kenan sprachen sich ab, dann überholte Murat den Skoda der Familie Gerkan und fuhr mit hoher Geschwindigkeit voraus, während Kenan sich zurückfallen ließ. Sie kannten diese Straße und wussten, dass auf mehrere Kilometer keineweitere Seitenstraße kam. So wähnte sich Semir alleine auf weiter Flur und atmete zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch tief ein und wieder aus.

    „Es ist sicher nur für dieses Wochenende, Andrea“, versuchte Semir, seine Frau zu beruhigen, die nervös an ihrer Jeans nestelte, „mit etwas Glück kann ich die Sache heute Abend beenden.“

    Murat stoppte hinter einer kleinen Seitenstraße und stellte eine Straßensperre und ein Umleitungsschild auf, welches den Verkehr in diese Seitenstraße leiten soll. Diese Utensilien hatte er am Vortag bereits vom Gelände der Straßenmeisterei geklaut, um auf einen Fall wie diesen vorbereitet zu sein. Dann fuhr er selbst in eben diese Seitenstraße und stellte hinter einer scharfen Kurve seinen Mercedes quer auf die Fahrbahn. Er und die beiden Handlangerzogen sich schwarze Masken über das Gesicht, stiegen aus und bezogen mit ihren Waffen Position hinter dem Wagen. „Wir sind bereit“, meldete er seinem Bruder.

    Derweil holte Kenan den zuvor absichtlich vergrößerten Abstand wieder auf und sah, dass Semir ahnungslos der Umleitung folgte. Kenan hielt, nachdem er selbst in die Seitenstraße gebogen war,an und baute die Straßensperre jetzt vor der Seitenstraße auf, so blieben sie vor unerwünschtem Besuch zumindest aus dieser Richtung verschont. Dann fuhr er hinter Semir her und hielt so dicht hinterdessen Auto an, als dieser vor dem quergestellten Mercedes anhalten musste, dass es Semir unmöglich war, mit dem Skoda zurück zu setzen.

    „Was zum Teufel…?“, entfuhr ihm. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Sie saßen in der Falle.


    http://www.youtube.com/watch?v=rDcK9so9iBs

    Es sieht mir alles ein wenig zu positiv aus - entweder Ellies restliche Geschichte wird eine Genesungs- und Liebesgeschichte, oder aber es muss noch irgendetwas geschehen. Bin mal gespannt, was du dir ausgedacht hast.

    Aber der Römer Wall macht auf jeden Fall zunächst einmal einen guten Eindruck.

    Und zu Bens Unordnung in seiner Wohnung: Sollte ich mal unerwartet ins Krankenhaus kommen, wäre derjenige, der ein paar Sachen für mich zusammensuchen muss, hoffnungslos überfordert und würde mein volles Mitleid genießen. Ich finde ja schon selbst meine Sachen nicht immer.

    Samstag, 07:00 Abbau

    Wie am Vortag verabredet trafen sich Murat und Kenan mit den vier Helfern und fuhren in zwei Autos zum Schlüsseldienst Gerkan. Das Geschäft war um diese frühe Zeit noch verschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Das traf sich gut. Sie würden bei ihrer Ausräumaktion nicht von vorbeigehenden Passanten gestört werden. Zielstrebig gingen sie auf den benachbarten Hauseingang zu, der nicht verschlossen war. „War es der erste oder zweite Stock?“, fragte Kenan seinen Bruder. „Der erste, direkt über dem Laden.“ Murat und er gingen die Treppe zu Kemals Wohnungstür hoch, ihre vier Handlanger warteten unten. Sie hatten bislang noch kein Wort gesagt und standen schweigsam auf dem Bürgersteig und vor der Hintertür des Ladens herum.

    Murat klingelte mehrmals und holte so Kemal aus dem Bett. Als der Wohnungsinhaber im Bademantel die Tür langsam öffnete, half Kenan nach und die beiden Brüder standen im Flur. „So. Gerkan, jetzt beeil dich, wir haben nicht viel Zeit. Zieh dir was an, du kommst mit uns mit. Und gib uns den Schlüssel für dein Geschäft, wir nehmen die Maschinen mit.“– „Was…?“ – „Rede nicht! Mach zu!“ Kemal blieb nichts anderen übrig, er händigte Murat den Schlüssel aus, der sich damit wieder auf den Weg nach unten begab, um sich mit den Helfern an das Ausräumen des Schlüsseldienstgeschäftes zu machen. Neben den Maschinen brauchten sie auch die Schlüsselrohlinge. Da sie sich da nicht auskannten, nahmen sie die Schubladen komplett mit und schleppten alles in die beiden Wagen, die wartend auf dem Bürgersteig standen.

    Dann kam Kenan mit Kemal die Treppe runter, der etwas entsetzt auf das Geschehen in seinem Laden starrte. Anscheinend sollte er heute woanders arbeiten.
    Ein Nachbar, der um diese Zeit seine Wohnung verließ, um zur Arbeit zu gehen, wunderte sich über die Männer, die mehrere Kartons aus Kemals Geschäft trugen. Sein Nachbar hatte nichts von einem Umzug erzählt. Er hatte doch gerade vor einigen Monaten komplett renoviert? Er wartete noch einige Momente, bis er auch Kemal sah, der von zwei der Männer in Schach gehalten, die vorgaben, sich mit ihm zu unterhalten. „Guten Morgen Kemal“, grüßte er seinen Nachbarn, mit dem er auch befreundet war, „alles in Ordnung? Ziehst du um?“ Kenan übernahm das Antworten: „Nein, wir helfen ihm nur beim Saubermachen, einige der Maschinen müssen gereinigt werden.“ Während er dieser Antwort noch lauschte, sah der Nachbar Kemal ins Gesicht und konnte darin einen stummen Hilferuf lesen. Er nickt ihm zu. Er hatte verstanden.

    Nachdem sie das Geschäft ausgeräumt und wieder verschlossen hatten, führten sie Kemal zu einem der beiden Wagen, setzten sich in die Autos und fuhren in die Wohnung von Petra Grundtal, wo Martin schon wartete. Er hatte aus dem Wohnzimmer ein Arbeitszimmer gemacht, den Esstisch leer geräumt, um Platz für die Maschinen zu schaffen. Kemal wurde von Kenan in die Wohnung gebracht und dort der Obhut von Martin Grundtal übergeben.

    Anschließend machte sich Kenan wieder auf den Weg nach unten, um mit Murat und ihren vier Helfern zur nächsten Adresse zu fahren, die heute auf ihrem Programm stand.

    Samstag, 08:00 Tipp

    Der Anruf erreichte Semir, als er mit seiner Familie am Frühstückstisch saß. „Herr Gerkan?“, fragte eine Stimme. „Ja, und mit wem spreche ich?“ Semir war mit seinem Handy aufgestanden und ging jetzt in den Flur, da er nicht wollte, dass seine Familie kritische Telefongespräche mitbekam. „Mein Name ist Kaufmann, ich bin ein Nachbar Ihres Bruders. Heute Morgen sind einige dunkle Typen zu Kemal gekommen und haben seine Maschinen abgebaut und sie und Ihren Bruder mitgenommen. Er sah nicht so aus, als würde er freiwillig mitgehen. Ich weiß, dass Kemal Probleme wegen eines Kredites hat, wir kennen uns seit 15 Jahren. Und ich dachte, das sollte ich ihnen sagen. Sie sind doch bei der Polizei?“ – „Ja, das ist richtig, und ich werde mich auch darum kümmern. Danke, dass Sie mich direkt angerufen haben.“ Semir beendete das Gespräch und lehnte sich an die Flurwand. Das war deutlich. Jetzt wurde es wirklich höchste Zeit, hier abzuhauen und Andrea und die Kinder in Sicherheit zu bringen. Er hätte es schon gestern machen sollen.


    http://www.youtube.com/watch?v=1yKf_W5IvpA

    Die T-Shirts fallen halt klein aus! :) oder kurz :)

    Ich glaube, Ben hatte einfach keine Lust weiter in dem Karton zu wühlen (hätte doch Stress bedeutet).

    Aber super, dass ihr auf jeden Buchstaben - in diesem Fall das ¨L¨- achtet, stellt euch mal eure Reaktion vor, hätte Ben ein XXL-Shirt gegriffen :D da wäre Semir bestimmt ins Stolpern gekommen, weil er immer drauftritt.

    Jetzt macht Ben ja innerhalb eines Kapitels eine Super-Entwicklung durch.
    Von

    Ich kann nicht mehr Musik machen


    zu

    „Bringst du mir die Gitarre mit?“ wollte er wissen.


    und von

    Und Frauen….das kann ich dann auch vergessen.


    zu

    und eine junge Frau öffnete die Türen. Sie war ungefähr in Bens Alter. „Guten Tag Herr Jäger. Ich bin Kristin Trautmann…Ihre Physiotherapeutin und persönliche Betreuung.. Willkommen im „Römer Wall“.“ lächelte sie ihn an.

    Ich bin mir sicher, mit ihrer Hilfe wird Ben bestimmt schnell wieder zum Kämpfer werden!