Beiträge von Yon

    Der Lasse Schmidt ist ja schnell wieder im Einsatz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall scheint es in der Klinik auch nicht zu geben :S

    Aber zumindest schafft er es Ben zum Essen zu bewegen, und Kaffee hat noch immer geholfen - da fällt mir ein, ich hatte heute erst einen Becher, wird Zeit für den zweiten.

    Und Semir trifft jetzt seinen neuen Partner, bin gespannt, wie es mit der Teamarbeit klappt.

    Donnerstag, 13:00 Todesnachricht

    Dieter Bonrath, Jenny Dorn und Erik Johannsen statteten jedem Parkplatz, jedem Parkhaus und allen Seiten- und Querstraßen in der Nähe von Paulsens Villa einen Besuch ab. Sie hatten sich getrennt, jeder war mit einem Schlüssel und einem Plan ausgerüstet. Sie hatten einen 500-Meter-Kreis um das Anwesen herum gezogen.
    Gegen Mittag versuchte Dieter sein Glück in einem kleinen Parkhaus nur 50m außerhalb dieses Kreises und wurde fündig! Ein grüner Opel Corsa, etwa 15 Jahre alt, stand in der hintersten Ecke, und der Schlüssel passte. Dieter rief sofort Erik und Jenny an, sie mögen die Suche einstellen, den Streifenwagen holen und zu ihm in das Parkhaus kommen. Dann bat er Hartmut, den Transport des Wagens in die KTU zu organisieren.

    Über Funk des mittlerweile eingetroffenen Streifenwagens teilte er den Erfolg der Suche auch der Zentrale mit und machte gleich eine Halterabfrage für das Kennzeichen K – SG 57. Der Opel Corsa war zugelassen auf einen Martin Grundtal, Bremer Str. 16 in Köln.

    Semir schrieb sich Namen und Adresse auf. Er prüfte die Gästeliste der Samstagsveranstaltung, stellte aber fest, dass sie keinen Gast mit dem Namen Grundtal enthielt. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.

    Semir machte sich gleich auf den Weg zu der ermittelten Adresse und traf Martin Grundtal auch an. „Ein Opel Corsa? Ja, das kann sein. Aber den fährt Petra, meine Ex-Frau. Hat sie wohl noch nicht umgemeldet. Wir sind seit einem dreiviertel Jahr geschieden.“, sagte der strohblonde Mittdreißiger, nachdem Semir ihn nach dem Auto gefragt hat. „Herr, Grundtal, wir müssen leider davon ausgehen, dass Ihre Ex-Frau tödlich verunglückt ist. Es tut mir sehr leid. Sie hatte keine Papiere bei sich.“ - „Was? Petra ist tot? Wie?“ Martin Grundtal setzte sich auf einen Sessel, nachdem sie beide bislang in dem kleinen Wohnzimmer standen. „Geht es? Kann ich Ihnen etwas bringen? Ein Glas Wasser vielleicht?“, fragte Semir besorgt. „Nein, geht schon, können Sie mir sagen, was passiert ist?“, wollte Grundtal wissen. Semir nahm jetzt seinerseits auf dem Sofa Platz. „Sie hatte einen Unfall auf der Autobahn“, erklärte er. „Mit dem Corsa?“ - „Nein, sie fuhr einen anderen Wagen, wir gehen zurzeit davon aus, dass sie ihn gestohlen hat.“ Martin Grundtal brauchte etwas Zeit, um diese Mitteilung zu verarbeiten. 'Sollte er wirklich ahnungslos sein?', dachte Semir. „Herr Grundtal, darf ich Sie bitten, mich zur Gerichtsmedizin zu begleiten, um Ihre Frau zu identifizieren? Das würde uns sehr helfen.“
    Martin Grundtal nickte und erhob sich langsam. Seine Gedanken waren bei seiner toten Ex-Frau, kreisten aber auch darum, wie viel die Polizei bereits wusste. Er würde möglichst bald Leo anrufen, um ihm vorzuwarnen, dass ein Besuch der Polizei bevorstehen könnte.

    Er und Semir fuhren gemeinsam im BMW zur Gerichtsmedizin. Der Doktor begrüßte den Polizisten und seine Begleitung freundlich und ging voraus in einen Raum, in dem mehrere Stahl-Tische standen, auf einem lag eine abgedeckte Leiche. Vor diesen Tisch machte der Doktor halt. „Ich muss Sie darauf hinweisen, sie ist kein schöner Anblick, der Unfall hat schwere Verletzungen im Gesicht verursacht. Bereit?“ Er wartete auf ein Nicken von Martin Grundtal und hob dann das Tuch vom Gesicht der Toten. Martin Grundtal schaute seiner Ex-Frau einige Zeit ins Gesicht und wandte sich dann ab. „Ja“, sagte er leise, „das ist Petra.“


    http://www.youtube.com/watch?v=Nr_8nN6vx24

    Kaum haben wir über die Reaktion des Künstlers spekuliert, hast du sie in die Geschichte eingearbeitet. Semir hat angesichts der vielen Zeugen gut reagiert und zumindest verhindert, dass er die Rettungsarbeiten sabotiert.
    Mal abwarten, ob Sharpov auf der Flucht bleibt, oder sich wie vom Künstler angemerkt, einmischt.

    Schießereien sind eigentlich nicht so schwer zu beschreiben. Aber stimmt, bislang ist es noch recht ruhig, aber warten wir es ab ...
    Das Schwierigste bei Schießereien und Unfällen ist, sie so zu beschreiben, dass der Leser, der ja nicht in meinen Kopf reingucken kann (zum Glück!), sie sich genau so vorstellen kann, wie ich sie mir konstruiert habe, aber das ist eigentlich bei anderen Situationen auch nicht immer leicht.

    Na endlich konnten auch mal ein paar Tücher aufgetrieben werden, um die Blicke abzuschirmen.
    Das Absägen des Betonstücks wird sicher noch mal unangenehm für Ben, wenn ich an die Vibrationen denke, zum Glück hast du sein Schmerzempfinden lahmgelegt. Da hat das Stück Ben ja fast durchbohrt, wenn der Notarzt die Spitze vorne ertasten kann.
    Was mich auch interessiert ist die Reaktion des Künstlers über die Verstümmelung seines Kunstwerks, dessen Gesamtaussage doch jetzt völlig zerstört wurde (nicht dass darauf Rücksicht zu nehmen wäre), aber ich glaube er flippt richtig aus.

    Das ist auch meine größte Sorge. Wenn Ben erfährt, dass sein Platz schon besetzt ist (wenn auch nur vertretungsweise für die Ausfallzeit, wie Kim Krüger betonte), wird er sich noch mehr aufgeben.
    Semirs Reaktion ist nachvollziehbar. Aber mit dem Alex Brandt, wie du ihn schilderst, wird er sicher gut zusammen arbeiten können. Er gefällt mir, hat auch schon Erfahrungen machen müssen und kann Semirs Situation gut nachempfinden.

    Donnerstag, 10:00 Zweite Ermittlung

    Als Semir am Donnerstagmorgen ausgeschlafen die PAST betrat, stand Kim Krüger bei Susanne am Tisch und besah sich Meldungen der Nachtschicht. Es war nichts Außergewöhnliches vorgefallen, so kam sie gleich auf die beiden aktuellen Fälle, dem Einbruch-Autodiebstahl und dem Handtaschenraub zu sprechen. „Und habt ihr ihn gestern gefasst?“, wollte sie von Semir wissen. „Ja, Chefin, wir haben ihn gefasst.“ – „Und, wie wirkte er auf Sie?“ – „Tja, irgendwie … gefasst“, lautete seine Antwort, und er musste lachen, als ihm die Doppeldeutigkeit seiner Wortwahl auffiel, „aber das ist jetzt ein Fall des Innenstadtreviers und damit von unserem Tisch. Kann sein, dass Jensen noch meine und Alex‘ Aussage aufnehmen will, aber da wird er sich bei uns melden. Susanne, hast du gestern noch was herausgefunden? Und ist das Auto schon gefunden worden?“

    „Ja und nein. Dieter, Jenny und Erik waren gestern erfolglos, sind aber gleich heute früh wieder los. Aber ich habe einen Namen für dich, der im Adressbuch von Herrn Paulsen auftaucht und den auch die anderen Opfer, deren Fälle ich erneut überprüft hatte, zu kennen bestätigten: Leonard Kunze. Ich komme gleich zu dir und zeige dir, was ich über ihn herausgefunden habe“, erzählte Susanne.

    Nachdem Semir sich in der Teeküche mit frischem Kaffee versorgt und in seinem Büro Platz genommen hatte, betrat Susanne den Raum und hielt einige Seiten Papier in ihrer Hand. Sie setzte sich auf Alex‘ Bürostuhl und beschränkte sich auf die Kernaussagen ihrer Ermittlungsergebnisse:

    „Leonard Kunze ist also ein gemeinsamer Bekannter der Paulsens und zweier weiterer Opfer mysteriöser, ungeklärter Einbrüchen. Er ist 56 Jahre alt, besitzt mehrere Clubs, darunter befindet sich ein Golfclub und ein Veranstaltungsclub, ein 4*-Hotel in Düsseldorf, Mietshäuser in Köln und Bonn. Steinreich. Er vergibt Kredite an Leute, die von den Banken keinen bekommen, ohne Schufa, ohne Sicherheiten, zahlt in bar, kassiert in bar. Ihn selbst bekommt kaum jemand zu Gesicht. Er schickt seine Leute. Ist der Kredit bezahlt, ist Ruhe. Vollkommen legal, keine Wucherzinsen. Was passiert, wenn ein Schuldner nicht zahlt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, darüber redet niemand. Und er veranstaltet in seinem Club, der sich „Leos Club“ nennt, Charity-Veranstaltungen für einen guten Zweck, demnächst eine für das Kinderhilfswerk West.Er bewohnt einen alten Gutshof in der Eifel und hat in Düsseldorf eine Penthouse Wohnung.“ – „Hast du auch Adressen?“ – „Stehen alle hier auf dem Zettel. Und ich habe noch etwas: die Gästeliste für die Wohltätigkeitsveranstaltung am Samstag.“ Sie reichte ihm einige Computerausdrucke mit einer langen Namensliste, die sich Semir jetzt vornahm. „Ich frage besser nicht, wo du die her hast?“ Susanne lächelte. „Besser nicht.“

    Die Gästeliste las sich wie ein „who-is-who“ des Rheinlands. Alles was Rang und Namen hataus Politik, Wirtschaft und Sport, war auf dieser Liste vertreten. Bei einem Namen musste Semir schmunzeln: Konrad Jäger. Klar, Bens Vater ließ sich ein gesellschaftliches Ereignis dieser Größenordnung nicht entgehen. Auf der zweiten Seiten des Ausdrucks blieb Semir an einer Zeile hängen: Musik: Ben Jäger und Band!


    http://www.youtube.com/watch?v=77faY5reZaU

    Konrad Jäger hat es also immer noch nicht verwunden, dass Ben damals zur Polizei ging, und er lässt auch keine Gelegenheit aus, ihm das zum Vorwurf zu machen und ihn mit seinem Geld dazu zu bewegen, in seiner Firma anzufangen. Ihm würde es wahrscheinlich gefallen, wenn Ben ewig im Rollstuhl sitzen müsste, viel Mut und Hoffnung auf Besserung gibt er Ben jedenfalls nicht. Kein Wunder, dass Ben da der Appetit auch weiterhin vergeht. So ein Vater braucht echt kein Mensch!

    Na, zumindest haben sie jetzt endlich geschafft, die Gaffer zurück zu drängen.
    Irina ist auch gefasst, jetzt fehlt noch Sharpov. Fahndung läuft und Semir wird sicher nicht locker lassen, bis er ihn hat.
    Aber wie viele Tage willst du Ben noch auf dem "Kunstwerk" hängen lasssen?

    Mittwoch, 16:00 Handtasche

    Hartmut rief Semir aus der KTU an, um ihm das Ergebnis der Überprüfung der Handtasche mitzuteilen: „Es waren in der Tat einige Fingerabdrücke auf der Tasche zu isolieren. Neben deinen, Alex‘ und einem unbekannten Abdruck, aller Wahrscheinlichkeit nach von der Besitzerin auch die Abdrücke eines registrierten Kleinkriminellen. Ich schicke dir die Daten rüber, die Tasche ist schon unterwegs zu dir, ich denke, du wirst sie der Besitzerin zurückbringen?“ – „Ja, das mache ich gleich nach Feierabend. Ach, hier ist die Datei. Danke dir, Hartmut!“ Semir legte den Hörer zurück und öffnete die Datei, die Hartmut ihm geschickt hatte. „Georg Sauber“, sagte er zu sich selbst, „ein ganz sauberer Kerl, wie es scheint. Laden- und Taschendiebstahl, Hausverbote in diversen Geschäften, kleinere Drogendelikte, Beschaffungskriminalität … Na, dann fügen wir dem ganzen doch einen Handtaschendiebstahl hinzu.“ Aufgrund der örtlichen Zuständigkeit telefonierte Semir noch mit Jens Jensen vom Innenstadtrevier und verabredete sich mit ihm, diesem Georg Sauber einen Besuch abzustatten. Dabei erfuhr er, dass die Eigentümerin, Karla Bruhn bereits kurz nach der Tat Anzeige erstattet hatte. Jens Jensen versprach, ihr gleich telefonisch die erfreuliche Nachricht vom Auffinden ihrer Tasche zu melden und ihren Besuch anzukündigen.

    Bevor Semir sein Büro verlassen konnte, meldete sich Alex bei ihm. Er würde den Rest der Woche auf jeden Fall ausfallen, teilte er unverständlich seinem Partner mit. Er freute sich aber über die Identifikation des Handtaschendiebs und gab Semir noch den guten Tipp, diesmal besser zuzugreifen als am Morgen. Nach Überbringen der Genesungswünsche der gesamten PAST verabschiedeten sich die Kollegen voneinander, und Semir verließ die Dienststelle mit den Zielen Innenstadtrevier, Karla Bruhn, Georg Sauber und Feierabend.

    Jens Jensen begrüßte Semir freundschaftlich im Innenstadtrevier und ließ sich von dem Autobahnpolizisten genau erzählen, was am Morgen vorgefallen war, wie Alex sich verletzt hatte und machte sich dann gemeinsam mit ihm auf zu Frau Bruhn, um ihr die Handtasche auszuhändigen. Die Seniorin war überglücklich und auch wenn sie keine Zeit hatten, auf die Einladung zum Kaffee einzugehen war es für die beiden Polizisten doch ein Moment, in dem sie es genossen, Polizisten und damit die sprichwörtlichen „Freunde und Helfer“ sein zu können. Die Begründung dafür dass sie leider keine Zeit hätten, mit ihr Kaffee zu trinken, konnte sie sehr gut nachvollziehen, schließlich galt es, den Handtaschendieb festzunehmen. Nachdem Karla Bruhn gehört hatte, dass zu dem Diebstahl auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung kommen, außerdem habe sich der Täter seiner Festnahme durch die Flucht entzogen, rückte sie von dem Vorhaben, ihre Anzeige zurückzuziehen, sofort wieder ab und hoffte, die Polizisten würden den Täter zur Rechenschaft ziehen.

    Dann fuhren sie zu der Adresse von Georg Sauber, der in einem fast verfallenen Mehrfamilienhaus hauste. Er bewohnte eine kleine Wohnung im Dachgeschoss. Als er sich den beiden Beamten gegenüber sah, ließ er sich widerstandslos festnehmen. Er wusste, wann er verloren hatte, und aus seiner kleinen Wohnung gab es kein Entrinnen. Jensen legte ihm Handschellen an, um die Fluchtgefahr auf das absolute Minimum zu reduzieren. Georg Sauber sagte während der ganzen Prozedur kein Wort.

    Jens Jensen brachte ihn auf sein Revier und Semir konnte die Fahrt in seinen wohlverdienten Feierabend antreten.


    http://www.youtube.com/watch?v=hROyYkdu3Kk