Mittwoch, 16:00 Handtasche
Hartmut rief Semir aus der KTU an, um ihm das Ergebnis der Überprüfung der Handtasche mitzuteilen: „Es waren in der Tat einige Fingerabdrücke auf der Tasche zu isolieren. Neben deinen, Alex‘ und einem unbekannten Abdruck, aller Wahrscheinlichkeit nach von der Besitzerin auch die Abdrücke eines registrierten Kleinkriminellen. Ich schicke dir die Daten rüber, die Tasche ist schon unterwegs zu dir, ich denke, du wirst sie der Besitzerin zurückbringen?“ – „Ja, das mache ich gleich nach Feierabend. Ach, hier ist die Datei. Danke dir, Hartmut!“ Semir legte den Hörer zurück und öffnete die Datei, die Hartmut ihm geschickt hatte. „Georg Sauber“, sagte er zu sich selbst, „ein ganz sauberer Kerl, wie es scheint. Laden- und Taschendiebstahl, Hausverbote in diversen Geschäften, kleinere Drogendelikte, Beschaffungskriminalität … Na, dann fügen wir dem ganzen doch einen Handtaschendiebstahl hinzu.“ Aufgrund der örtlichen Zuständigkeit telefonierte Semir noch mit Jens Jensen vom Innenstadtrevier und verabredete sich mit ihm, diesem Georg Sauber einen Besuch abzustatten. Dabei erfuhr er, dass die Eigentümerin, Karla Bruhn bereits kurz nach der Tat Anzeige erstattet hatte. Jens Jensen versprach, ihr gleich telefonisch die erfreuliche Nachricht vom Auffinden ihrer Tasche zu melden und ihren Besuch anzukündigen.
Bevor Semir sein Büro verlassen konnte, meldete sich Alex bei ihm. Er würde den Rest der Woche auf jeden Fall ausfallen, teilte er unverständlich seinem Partner mit. Er freute sich aber über die Identifikation des Handtaschendiebs und gab Semir noch den guten Tipp, diesmal besser zuzugreifen als am Morgen. Nach Überbringen der Genesungswünsche der gesamten PAST verabschiedeten sich die Kollegen voneinander, und Semir verließ die Dienststelle mit den Zielen Innenstadtrevier, Karla Bruhn, Georg Sauber und Feierabend.
Jens Jensen begrüßte Semir freundschaftlich im Innenstadtrevier und ließ sich von dem Autobahnpolizisten genau erzählen, was am Morgen vorgefallen war, wie Alex sich verletzt hatte und machte sich dann gemeinsam mit ihm auf zu Frau Bruhn, um ihr die Handtasche auszuhändigen. Die Seniorin war überglücklich und auch wenn sie keine Zeit hatten, auf die Einladung zum Kaffee einzugehen war es für die beiden Polizisten doch ein Moment, in dem sie es genossen, Polizisten und damit die sprichwörtlichen „Freunde und Helfer“ sein zu können. Die Begründung dafür dass sie leider keine Zeit hätten, mit ihr Kaffee zu trinken, konnte sie sehr gut nachvollziehen, schließlich galt es, den Handtaschendieb festzunehmen. Nachdem Karla Bruhn gehört hatte, dass zu dem Diebstahl auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung kommen, außerdem habe sich der Täter seiner Festnahme durch die Flucht entzogen, rückte sie von dem Vorhaben, ihre Anzeige zurückzuziehen, sofort wieder ab und hoffte, die Polizisten würden den Täter zur Rechenschaft ziehen.
Dann fuhren sie zu der Adresse von Georg Sauber, der in einem fast verfallenen Mehrfamilienhaus hauste. Er bewohnte eine kleine Wohnung im Dachgeschoss. Als er sich den beiden Beamten gegenüber sah, ließ er sich widerstandslos festnehmen. Er wusste, wann er verloren hatte, und aus seiner kleinen Wohnung gab es kein Entrinnen. Jensen legte ihm Handschellen an, um die Fluchtgefahr auf das absolute Minimum zu reduzieren. Georg Sauber sagte während der ganzen Prozedur kein Wort.
Jens Jensen brachte ihn auf sein Revier und Semir konnte die Fahrt in seinen wohlverdienten Feierabend antreten.
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