Beiträge von Yon

    Dienstag, 19:00

    Suche

    Ben bog ab auf das Industriegelände und näherte sich den Gebäuden, unter denen sich auch das von Susanne markierte Haus befand. Dann stand Ben vor dem Schutthaufen, öffnete die Autotür in Zeitlupe und stieg ebenso langsam aus seinem Mercedes aus. Er sah auf den Bagger, der direkt an der zusammengefallenen Wand stand. ‚Das glaube ich nicht‘, dachte er bei sich, dann stieg Panik in ihm auf. „SEMIR! ALEX! „Er lief auf den Schuttberg zu und versuchte irgendwo einen Blick ins Innere des Gebäudes zu werfen. Von dieser Seite hatte er keine Chance, er umrundete das Haus. Auf der Vorderseite stand die Wand noch und die Fensteröffnungen gaben den Blick nach innen frei. Die gesamte Grundfläche war von der Decke und den Zwischenwänden der ersten Stocks bedeckt, aber er konnte etwas zwischen den Steinen und Betonbrocken ausmachen: ein Rücklicht und ein Teil Blech in … schokoladenbraun.

    Ben wusste, dass es unvernünftig war, aber er stieg durch die Fensteröffnung und ging näher an das verschüttete Auto heran. „SEMIR! ALEX!“, wiederholte er seine Rufe von eben, „Seid ihr hier irgendwo?“ – Keine Antwort. Ben verließ die Halle, um zu telefonieren. Sein Handy hatte auch hier draußen sehr wenig Empfang, funktionierte aber. „Susanne? Pass auf, ich habe den Wagen entdeckt, ich brauche hier schweres Bergungsgerät, THW, Feuerwehr, RTW auf Verdacht, das ganze Paket. Das Gebäude ist hier eingestürzt, der Wagen ist verschüttet und Semir und Alex wahrscheinlich auch. Beeil dich!“

    Semir meinte etwas gehört zu haben, ein Ruf vielleicht, und lauschte noch angestrengter. Alex rührte sich nicht. Als der Ruf sich aber nicht wiederholte, meinte er schon, es sich nur eingebildet zu haben.

    Ben wartete auf die Rettungskräfte, das Haus konnte jederzeit vollends einstürzen, es war zu gefährlich alleine weiterzusuchen. ‚Hoffentlich haben die beiden ein sicheres Loch gefunden‘, hoffte Ben, als mit lautem Martinshorn die Einsatzwageneintrafen.

    Ein Feuerwehrmann besah sich das eingestürzte Gebäude. „Guten Abend, Horst Pfeifer mein Name, ich bin hier der Einsatzleiter. Konnten Sie die Verschütteten schon aufspüren?“ Ben schüttelte mit dem Kopf. „Wir beginnen mit dem Auto“, entschied der Feuerwehrmann.

    Inzwischen war auch Kim Krüger vor Ort eingetroffen und gesellte sich zu Ben. Auch ihr stand die Angst um ihre Kollegen ins Gesicht geschrieben. Zur Untätigkeit verbannt, standen die beiden vor dem Abrisshaus.

    Pfeifer beriet sich mit seinen Kameraden von der Feuerwehr und dem THW. Gemeinsam entschieden Sie, den Wagen per Winde aus dem Haus zu ziehen und vorher einige Stützen anzubringen, um das Haus notdürftig vor dem völligen Einsturz zu bewahren und die Decke über dem BMW soweit anzuheben, dass der Wagen herausgezogen werden konnte.
    Semir und Alex bekamen die Aktion mit, konnten sich aber aufgrund der lauten Maschinen nicht bemerkbar machen. Aber sie waren sich jetzt sicher, dass man nach ihnen suchte und sie retten würde.

    Alle hielten den Atem an, als die Winde mit der Arbeit begann und den Dienstwagen aus seinem Gefängnis befreite und kreischend nach draußen zog. Keiner traute sich an den zusammengedrückten BMW heran, bis Pfeifer tief durchatmete, an die Seite des Autos trat und durch einen Spalt in der Tür hineinsah. Er schaute Ben und Kim Krüger an und schüttelte mit dem Kopf. Der Wagen war leer.

    Bens Handy klingelte. Er schaute auf das Display „Andrea“ stand dort, ‚Scheiße, was soll ich ihr bloß sagen? ‘, fragte er sich und ging ran. „Hallo Andrea“, sagte er tonlos, er konnte seine schlechte Stimmung nicht unterdrücken. „Hallo Ben, ist Semir in der Nähe und kannst du ihn mir mal geben?“ – „Ja und Nein“ Ben entfernte sich etwas vom Bergungsort, um besser hören zu können. „Was soll das heißen? Ben?“, fragte Andrea besorgt. „Ich gehe davon aus, dass Semir in der Nähe ist, aber ich kann ihn nicht dir nicht geben.“ Ben wusste, dass Andrea nachhaken würde, also entschied er sich, ihr gleich zu erzählen, in welcher Situation sich ihr Mann gerade befand und dass sie derzeit nur hoffen konnten, ihn und Alex lebend zu finden. „Andrea, es tut mir leid, ich melde mich, sobald ich mehr weiß“ Er wählte Susannes Anschluss: „Susanne, kannst du bitte sofort zu Andrea fahren, sie sollte jetzt nicht alleine sein“ Ben lehnte sich an einem THW und fuhr sich mit seinen Händen übers Gesicht.

    Die Bergungsaktion zog sich hin. Als die Maschinen kurz ruhig waren, machten sich Semir und Alex durch Rufe bemerkbar „Hier! Hier sind wir, im Keller!“ Es war oben kaum zu hören, aber ein junger Feuerwehrmann machte Horst Pfeifer auf die Geräusche aufmerksam. „Im Keller, sagst du?“, fragte dieser und fügte, als sein junger Kamerad bejahte, hinzu „Jungs! Wir bilden eine Kette und räumen die Kellertreppe leer, sie sind da unten!“

    Ben konnte nicht mehr untätig herumstehen und half mit, die Kellertreppe Stein um Stein, Brocken um Brocken leer zu räumen und den Weg in den Kellerraum zu ebnen. Die Arbeit zog sich noch fast zwei Stunden hin.

    Da kann ich euch beruhigen, ich werde weiter schreiben. Die zweite Story ist in Arbeit, sie gefällt mir aber noch nicht. Und dann habe ich noch ein Versprechen für eine dritte Geschichte gegeben. Also ihr habt noch einiges vor euch.
    Schön, dass euch diese gefällt, das höre bzw. lese ich gerne.

    Dienstag, 18:00

    Vermisst

    Semir und Alex wurden etwa eine Stunde nach der gelungenen Festnahme von Ralf Hunkers und der vorerst gelungenen Flucht von Klaus Bertramm in der Dienststelle vermisst. Sie waren nicht mehr per Handy zu erreichen und meldeten sich auch über Funk nicht. Ben schwante Böses. Hatten seine Partner einen Unfall? Es gab aber keine Meldung, die seine Vorahnungen bestätigten.

    „Susanne“, bat er die Sekretärin, „kannst du bitte Semirs Auto oder Handy orten?“ Susanne nickte und machte sich gleich an die Arbeit.
    Die erste Anhörung von Ralf Hunkers führte zu keinem Ergebnis, er nannte keinen Ort, an dem sich Klaus Bertramm versteckt halten könnte und wo Ben mit der Suche nach seinen Kollegen hätte beginnen können.

    Susanne meldete sich nach 15 Minuten. „Semirs Handy ist ausgeschaltet oder hat keinen Empfang, das gleiche mit Alex‘, aber den Wagen konnten wir orten, Er müsste sich auf dem Gelände der alten Fabrik in Lövenich befinden. Sie reichte Ben einen Computerausdruck eines Geländeplans, auf dem sie ein „X“ eingezeichnet hatte. „Ich bin unterwegs“, rief Ben beim Verlassen der PAST.

    Verschüttet

    Bei dem Keller, in dem Alex und Semir lagen, handelte es sich um einen fensterlosen Lagerraum, der lediglich über die nun unzugängliche Treppe erreicht werden konnte. Er war jetzt stockdunkel.

    „Alex?“ Fast eine Stunde lang hatte keiner der beiden Verschütteten ein Wort gesagt. Jetzt unterbrach Semir die Stille. „Ist dir in Münster eigentlich auch gelegentlich die Decke auf den Kopf gefallen?“ Alex musste lachen. „Meinst du das jetzt im realen oder im übertragenen Sinn?“, antwortete er mit einer Gegenfrage, erhielt aber keine Antwort von Semir. Sie schwiegen erneut mehrere Minuten lang.

    „Ich hatte mich übrigens mit Ben über die Dienstwagen unterhalten, weil mir aufgefallen war, dass eure noch ganz neu sind. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich mich schon am zweiten Tag eurem Niveau anpassen würde und einen Wagen schrotte“, erzählte Alex und bekam von Semir die Antwort: „Hast du doch gar nicht, war doch das Haus, das versteht die Krüger bestimmt. Um den Wagen ist doch auch nicht schade, hast du dir mal die Farbe angesehen?“

    Wieder trat Stille ein, keinem war nach einem Gespräch oder einem weiteren Scherz zumute. Alex versuchte noch mehrfach, mit seinem Handy Empfang zu bekommen und die Dienststelle anzurufen, aber es gelang ihm nicht.

    „Danke übrigens!“ – „Wofür?“ – „Dafür, dass du mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet hast. Du müsstest dich eigentlich fragen, wie ich ohne dich über 16 Jahre bei der Autobahnpolizei überleben konnte“ – „Das ist mir allerdings wirklich ein Rätsel“, schloss Alex diesen Dialog.

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    http://www.youtube.com/watch?feature=…Km-2ecLrPo&NR=1

    Bin ja schon da ...

    Zumindest sind es Fotos aus der aktuellen Staffel, aber das Logo hätten sie wirklich ändern können, vielleicht ändern sie es ja noch, aber wenn nicht, mich würde es auch nicht wundern.

    Autoverfolgung

    Von der Waldhütte bis zur nächsten Hauptstraße gab es nur einen Weg. Es galt, auf diesen acht Kilometern dem Entflohenen so nahe zu kommen, dass sie zumindest die Richtung erfahren würden, in die Klaus abbog. So gab Alex Gas. Der schlechte Zustand der Straße führte dazu, dass Semir und er mächtig durchgeschüttelt wurden.

    Endlich kamen die Bremsleuchten des Golfs in Sicht, und sie näherten sich dem Flüchtenden. Ein Überholen war auf diesem schmalen Weg keine Option und so blieben sieeinfach hinter ihm. Durch das Schütteln war auch das Schießen auf die Reifen ein aussichtsloses Unterfangen, so sparte Semir seine Munition und steckte seine schon gezogene Waffe wieder weg.

    An der Hauptstraße bog der Golf ohne Rücksicht auf den vorfahrtsberechtigten Verkehr nach links ab. Nur Vollbremsungen anderer Verkehrsteilnehmer sorgten dafür, dass kein Unfall geschah. Als die Einfahrt frei war, bog Alex ebenfalls nach links ab, überholte schnell einen von dem Beinah-Unfall noch sichtlich geschockten Rentner in einem japanischen Kleinwagen und raste dem Golf hinterher. Dieser erhöhte jetzt das Tempo, schaffte es aber nicht, viel Platz zwischen sich und dem BMW zu bringen. Sie waren ihm dicht auf den Fersen, es gelang ihnen aber nicht, den Golf zu stoppen. Die nächste Ortschaft war schon in Sicht.

    Klaus lenkte seinen Wagen durch die kleinen Gassen, um seine Verfolger abzuhängen, was ihm aber nicht glückte. Alex war ein guter Autofahrer und kam ständig näher. Klaus wusste, er war ihnen im Auto unterlegen, er konnte nur sehen, dass er zu Fuß entkam und sich irgendwo verstecken konnte. So entschied er sich dafür, eine Industrieruine anzusteuern, an die er sich erinnern konnte und lenkte sein Auto in das Gewerbegebiet.

    Er durchbrach die Schranke, die das Gelände vor unberechtigten Zufahrten schützen sollte und fuhr an den Hallen entlang. Ein zweistöckiger Ziegelbau, im Erdgeschoss eine Halle und im oberen Stockwerk Büros, erschien ihm am geeignetsten zu sein, und er fuhr durch das offene Tor, hielt seinen Wagen an und stürzte in dem Moment aus dem Auto und auf die Eisentreppe zu, die nach oben führte, als Alex mit dem BMW ebenfalls in die Halle preschte.

    KURZE PAUSE

    http://www.youtube.com/watch?v=AjM5hXtq5VA

    Fußverfolgung

    Semir war schon ausgestiegen, bevor Alex den Wagen ganz zum Stehen gebracht hatte, und hechtete Klaus hinterher die Treppe hinauf. „Bertramm!“, schrie er, „bleiben Sie stehen! Sie haben keine Chance!“ Als Antwort peitschten erste Schüsse dicht an seinem Kopf vorbei und er suchte in einer Türöffnung Deckung. Als er mit gezogener Waffe wieder um die Ecke lugte, war Klaus verschwunden. Alex untersuchte indes einen hinteren Ausgang der Halle, um außen einen möglichen Fluchtweg zu erkunden und Klaus diesen abzuschneiden. Aber Klaus war nicht zu sehen, auch Minuten später nicht. Er musste noch in den oberen Räumen sein.

    Alex lief zurück zur Eisentreppe nach oben, schaute auch kurz die Betontreppe runter, die in einen Keller zu führen schien, entschied sich aber, Semir nach oben zu folgen und dort zu unterstützen.

    Dieser ging jetzt von Raum zu Raum, da er aufgrund der Deckung vor den Schüssen nicht mitbekommen hatte, in welchem sich Klaus aufhielt. Zu zweit sicherten sie die Räumlichkeiten, kein Klaus. Er musste irgendwie entkommen sein.

    Augenblicke später hörten sie eine schwere Maschine sich dem Haus nähern und wussten plötzlich, was Klaus gelungen war. Er musste aus einem Fenster geklettert sein, hatte einen Abrissbagger kurzgeschlossen und näherte sich mit diesem nun dem eh schon einsturzgefährdeten Gebäude.

    „Wir müssen hier raus!“, rief Semir Alex zu, der schon den Weg zur Treppe geschafft hatte und auf dieser in das Erdgeschoss lief. Als Semir gerade am oberen Treppenabsatz angekommen war, ging ein Zittern durch das Haus und die Treppe geriet ins Schwanken. Erste Betonbrocken lösten sich von der Decke und fielen in das Erdgeschoss und auf die abgestellten Autos. Semir verlor den Halt und stürzte schreiend die Eisentreppe hinunter. Unten blieb er bewegungslos liegen. Alex erschrak: „Semir! Steh auf!“ Dann war er bei ihm. „Scheiße, Semir! Was ist? Hast du Schmerzen? Wir müssen uns beeilen!“ – „Mein Bein! Ich glaube, es ist gebrochen, ich kann mich nicht bewegen“ Klaus nahm draußen erneut Anlauf und rammte das Gebäude. „Los, wir müssen in den Keller, hier kommen wir nicht mehr raus.“, Alex zog Semir, dem aufgrund der Schmerzen schwarz vor Augen zu werden drohte, die Kellertreppe runter und um eine Ecke, als im selben Moment die Halle einstürzte und das halbe Erdgeschoss mitsamt den Wagen unter sich begrub. Wo eben noch Semir nach seinem Treppensturz lag, ruhte jetzt ein schweres Betonelement, und auch die Kellertreppe war mit Schutt aufgefüllt.

    Semir lag halb auf dem Bauch, hustete und atmete schwer. Die Luft war vom Einsturz der Mauer und der Decke staubverhangen und brannte in den Lungen und Augen. „Geht es?“, fragte Alex ihn hustend und erhielt zur Antwort: „Wenn ich mich nicht bewege, dann geht es…“ – „Dann… beweg dich nicht“, sprach Alex und kramte sein Handy hervor. „Mist, ich habe hier kein Empfang, wo ist dein Handy?“ – „Im Auto! Akku war leer.“ Alex setzte sich neben Semir und lehnte sich an die Wand. „Dann müssen wir wohl warten, bis sie uns vermissen, können die unseren Wagen orten?“ – „Sollten sie“, war alles, was Semir erwidern konnte. Er versuchte sich auf alle Körperteile zu konzentrieren und diese nacheinander zu bewegen. Er stützte sich auf dem linken Arm ab und drehte sich in Rückenlage, unterstützt von Alex, der ihm seine Jacke zu einem Kopfkissen zusammenfaltete. Das linke Bein schmerzte knieabwärts, sein rechtes Bein war anscheinend in Ordnung. Das Abtasten seines Oberkörpers war schmerzhaft, Rippen scheinen auch verletzt zu sein und seine rechte Hand tat weh, ließ sich aber bewegen, wahrscheinlich war sie verstaucht. Blut lief ihm aus der noch nicht ganz verheilten, jetzt wieder aufgeplatzten Wunde über das Gesicht. Semir schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen, um die Schmerzen auszuhalten.

    Dienstag, 14:00

    Königsdorfer Forst

    Anhand der von Paul Friedrich eingezeichneten Stelle auf der Karte fuhren Ben, Alex und Semir mit zwei Wagen in den Königsdorfer Forst. Dabei fuhr Alex den „schokoladenbraunen“ BMW, während Semir die Karte auf dem Schoß prüfte und ihn über die schmalen Landstraßen dirigierte. Ben folgte ihnen in seinem Mercedes.

    Sie stellten die Wagen in sicherer Entfernung zur Waldhütte, dem mutmaßlichen Versteck der Tankstellenräuber und Mörder, ab und schlichen in einem großen Bogen um das Häuschen herum, um sich von der Waldseite dem Gebäude zu nähern.

    Hinter dem Haus stand ein dunkelroter VW Golf älteren Baujahres, durch zwei Fenster schien Licht aus der Hütte nach draußen, selbst zu dieser Tageszeit lag diese Seite aufgrund der Nähe zum Wald in einem Halbdunkel, welches Beleuchtung im Inneren erforderlich machte.

    Semir deutete mit einer Handbewegung an, sich dem Haus nähern zu wollen. So rannten sie geduckt zur hinteren Hauswand. Ben stand links neben dem linken, Semir und Alex rechts und links neben dem rechten Fenster. Mit dem Rücken an die Wand gepresst, warteten sie etwa eine halbe Minute ab, ob ihre Annäherung unbemerkt geblieben war. Leise Geräusche und Gesprächsfetzen drangen nach draußen, eine Änderung in Lautstärke oder Rhythmus war aber nicht auszumachen. Niemand schien den Auftritt der Polizisten bemerkt zu haben.
    Blitzschnell schaute Semir durch das Fenster und duckte sich wieder zurück. Das war notwendig, um einen Überblick über die Situation in der Waldhütte zu erhalten, aber auch riskant, hätte doch einer der Bewohner in dem Moment seine Augen Richtung Fenster wenden können. Dann wären sie bemerkt worden. Aber die zwei, die drinnen am Tisch saßen und aßen, schauten lediglich auf ihre Teller und waren augenscheinlich in ein Gespräch vertieft. Semir formte mit seinen Lippen, zu Ben und Alex gewandt, ein lautloses „Zwei!“, unterstützt durch zwei gehobene Finger und erhielt ein Nicken der beiden als Antwort.

    Das sollte für drei ausgebildete Polizeibeamten kein größeres Problem darstellen, war doch der Überraschungsmoment immer noch auf ihrer Seite. Sie schlichen an den Seitenwänden weiter in Richtung Eingang. Dann geschah das Unfassbare. Alex hatte sich umgedreht, um seinen Rücken zu sichern, ging dabei einige Schritte rückwärts und stieß mit dem Fuß gegen einen Aluminium-Eimer, der an der Hauswand stand und in dem sich einige Gartengeräte befanden.

    Das scheppernde Geräusch, welches das Metall verursachte, ließ Klaus und Ralle von ihrem Essen aufschrecken. Im Nu waren sie vom Tisch aufgestanden und hatten ihre Waffen in den Händen. Klaus schritt zum Fenster und öffnete es, hinter dem Haus war niemand zu sehen. „Vorne“, flüsterte er seinem Kumpel zu und deutete in Richtung Tür. Ralle ging zur Eingangstür und riss diese auf, um im selben Moment von Ben umgerannt zu werden, der gerade die Tür mit einem beherzten Fußtritt auftreten wollte. Ben kam kurz ins Straucheln, fing sich aber gleich wieder und stürzte sich auf Ralle. Ein Zweikampf begann, Ralle wehrte sich.

    Alex und Semir, die kurz hinter Ben in die Hütte stürmten, sahen noch Klaus durch das Fenster verschwinden und auf den Golf zu rennen. Alex sprang hinterher, während Semir Ben half, Ralle zu überwältigen und mit den Handschellen zu fesseln. Er dachte noch, was sie bloß für Anfänger wären, bei drei Leuten hätte auch einer hinter dem Haus bleiben und die Fenster im Auge behalten können.

    Klaus startete den Golf, Alex konnte gerade noch zur Seite springen und so verhindern von dem Wagen erfasst zu werden. ‚Hätten wir die Autos bloß nicht so weit weg geparkt‘, dachte er noch, als er zum Spurt in Richtung der Dienstwagen ansetzte. Als er mit dem BMW zurückkam, standen Ben und Semir bereits mit dem Festgenommenen vor der Waldhütte. Ben nickte Semir kurz zu, auch ohne Worte verstanden sich die beiden langjährigen Partner. Semir stieg zu Alex in den BMW und nahm gemeinsam mit diesem die Verfolgung des VW Golf auf, Ben würde Ralle in seinen Mercedes verfrachten und zur PAST bringen.

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    http://www.youtube.com/watch?v=Dg7PNkS4PHs

    Toller Bericht! Vielen Dank dafür! Ich glaube, dass ich mal das nächste Fantreffen ins Auge fassen werde, habe auch etwa 450 km zu fahren, allerdings aus der anderen Richtung. Und: Du bist nicht die einzige, die sich ungern als Cobra-Fan outet, als ich meinen Eltern erzählte, dass das meine Lieblingsserie ist, da hättest du tolle Blicke sehen können. Aber selber keine Folge von "In aller Freundschaft" verpassen...sind doch genauso unrealistisch und vorhersehbar ...

    Hinweis: Die nächsten 3 Tage bin ich auf Dienstreise, ich werde versuchen, trotzdem jeden Tag ein/zwei Kapitel zu posten, falls es nicht klappen sollte, nicht traurig sein, ich hole es dann am Freitag nach!

    Konfrontation

    Konfrontiert mit den Fotos und Namen seiner Komplizen, knickte Paul Friedrich ein. Er sah keine Möglichkeit, sich aus der Geschichte rauszureden. „Sie müssen mir versprechen, dass ich hierbleiben kann, bis Sie auch den Petersen haben.“, sagte er Semir ins Gesicht. „Wer ist Petersen? Erzählen Sie und lassen Sie nichts aus.“

    Ben und Alex hatten jetzt auch Platz genommen. Paul Friedrich sortierte im Geiste seine Sätze und begann zu erzählen:

    „Markus Petersen ist einer der größten Autoimporteure Deutschlands, das ist bekannt. Was aber wohl keiner weiß, ist, dass er neben Autos auch Drogen aus Afghanistan, Südamerika und der Karibik ins Land holt. Wieer das genau macht, weiß ist nicht, nur sind die Autos, Neuwagen aus Japan, wenn sie hier entladen werden teilweise gut gefüllt mit Rauschgift, Kokain, Heroin, Ecstasy, alles was auf dem Markt gefragt ist. Er verkauft den Stoff weiter an ein kompliziertes Netz von Zwischenhändlern, dabei macht er etwa 30 Millionen Euro Gewinn pro Jahr. Für ihn arbeitet ein Dutzend Typen, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, so hält er seine Firma sauber. Einer davon ist mein Bruder. Einer der größeren Abnehmer war Karsten Schultz. Von ihm bekamen Kleindealer Nachschub, um ihn in Diskotheken, vor Schulen usw. an die Endabnehmer zu verkaufen, Klaus und Ralle sind solche Kleindealer.“

    „Und Andreas Hohwacht auch?“ – „Ja, woher kennen Sie den?“ – „Kommissar Zufall, er ist gestern in der Innenstadt festgenommen worden und hat Karsten Schultz als Lieferanten genannt. Jetzt erzählen Sie weiter.“ Paul räusperte sich und fuhr fort:

    „Karsten Schultz hat vor einiger Zeitein Telefonat von Markus Petersen mit seinem Geschäftspartner in Kolumbien belauscht. Er hat selbst Kontakt zu diesem aufgenommen und ihm günstigere Konditionen geboten, wenn er ihn direkt beliefern würde. Das hat natürlich Petersen nicht gefallen, als er dahinter kam. Er lässt sich nicht seine Lieferanten wegnehmen. So hat er meinen Bruder beauftragt, Karsten Schultz zu liquidieren und dessen Position als Zwischenhändler neu zu besetzen. Matze hat die Aufgabe an Klaus und Ralle gegeben, sie sollten Karsten Schultz aus dem Weg räumen und selber an dessen Stelle gesetzt werden. Das hätte eine deutliche Umsatzsteigerung für die beiden bedeutet, auch wenn sie sich diese zu zweit hätten teilen müssen, außerdem sollte jeder von ihnen 50.000 Euro erhalten, wenn die Beseitigung gelänge, ohne dass die Polizei im Drogenmilieu herumschnüffelt. Scheitern war für ihn keine Option.“

    „Auf die 50.000 Euro werden Klaus Bertramm und Ralf Hunkers jetzt wohl verzichten müssen“, stellte Ben trocken fest, „und wie passen Sie in diese Geschichte?“

    „Ich helfe meinem Bruder ab und zu. Als Verkäufer verdiene ich nicht viel, da bin froh, wenn ich für kleinere Dienste etwas dazuverdienen kann.“

    „Als ‚kleinen Dienst‘ würde ich einen Doppelmord nun nicht gerade bezeichnen. Was hätten Sie dafür bekommen, wenn er Ihnen gelungen wäre?“, wollte Semir wissen und schüttelte sich innerlich bei der Erinnerung an der beinahe letzten Minute seines Lebens. „Keine Ahnung, das war ja nicht geplant“ - „Jetzt verraten Sie uns noch, wo wir die Typen und Ihren Bruder finden. Markus Petersen werden wir suchen und finden“

    „Klaus und Ralle haben eine Waldhütte im Königsdorfer Forst, ich kann Ihnen den Ort auf einer Karte zeigen, Adresse weiß ich nicht. Wo Matze ist, weiß ich nicht, vielleicht ist er auch dort?“

    Markus Petersen

    Susanne bekam den Auftrag, alles Mögliche über Markus Petersen herauszufinden und machte sich gleich an die Arbeit. Sie versprach, sich sofort bei den Kommissaren zu melden, sobald sie etwas gefunden hätte.