Beiträge von Yon

    Den Spaß lasse ich dir gerne, wenn ich die fehlende Realität der Serie bemängeln würde, würde ich sie mir nicht ansehen, bzw. hier lesen.
    Aber es gibt einige Sachen, da kann mir einen Kommentar nicht verkneifen.

    Das Treffen war super? Hier war richtig wenig los, es müssen fast alle bei euch gewesen sein.

    Zum heutigen Kapitel:

    Jetzt sind Kim und Thorsten ja schon mal auf der richtigen Spur, hoffentlich findet Hartmut auch auf dem BMW welche.

    Vernehmung 2

    Semir betrat den Vernehmungsraum, in dem Paul Friedrich bereits auf demselben Platz saß wie am Vortag und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Minutenlang blickte er ihn an, was Paul sichtlich verunsicherte. „Wissen Sie, was ich lieber täte, als mich mit Ihnen zu unterhalten?“, begann Semir, „Sie können von Glück reden, dass Sie durch die Strafgesetze geschützt werden“ Paul zuckte mit den Schultern.

    „Sie haben gestern in der ersten Vernehmung wenig gesagt, stattdessen viel geschwiegen. Haben Sie sich über Nacht überlegt, heute mehr zu sagen?“ Paul schüttelte mit dem Kopf. „In zwei Stunden kommen Sie vor den Haftrichter. Ihr Schweigen werten wir als Zustimmung. Unsere Vorwürfe entsprechen also den Tatsachen. Sie werden die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass der Richter es anerkennen würde, wären Sie geständig und lieferten uns vollständige Angaben und Namen.“, versuchte Semir ihn zu einer Aussage zu bewegen. Paul schien seine Möglichkeiten abzuwägen. „Wie könnte diese Anerkennung aussehen?“, fragteer nach. „Hmm, Hafterleichterung, vielleicht Freigang bis zur Verhandlung, da gibt es so einiges, hängt natürlich von Ihrer Kooperation ab. Wir würden mit dem Staatsanwalt sprechen“

    Paul grübelte. Sollte er Matze, Klaus und Ralf verraten? Vielleicht sogar den Boss nennen? Er entschloss sich, die Fragen abzuwarten. „Fragen Sie!“

    „Wollen Sie einen Anwalt? Gestern hatten Sie verneint“ – „Nein, auch heute nicht“ – „OK, ist Matthias Ihr Bruder?“ – „Woher …?“ – „Beantworten Sie bitte meine Fragen nicht mit einer Gegenfrage. Ist Matthias Ihr Bruder?“ – „Ja, Matze ist mein Bruder“ – „Wissen Sie, wo wir ihn finden können?“ Paul zuckte mit seinen Schultern. „Ich höre“, drängte Semir. „Ist er gestern den Touareg gefahren?“ – „Ja“, kam es leise von Paul. „Wo finden wir Ihren Bruder, Herr Friedrich?“ – „Ich weiß es wirklich nicht, in seiner Wohnung?“ – „Sonstige Möglichkeiten? Arbeitsstelle?“ – „Matze geht nicht arbeiten.“ – „Wer hat Karsten Schultz getötet?“ – „Das möchte ich nicht sagen“

    „Ist der Mörder oder der Auftraggeber es wert, dass Sie ihn decken?“, fragte Semir. „Mein Leben ist nichts mehr wert, wenn ich ihn verrate“ Paul stand die Angst im Gesicht. „Wir können Sie schützen, wenn Sie uns die Namen sagen“ – „Glauben Sie mir, Herr Gerkan, vor ihm können Sie und der ganze Polizeiapparat mich nicht schützen.“

    Dienstag, 11:00 Uhr

    Fingerabdrücke

    Ben war nach dem ersten Klingeln am Telefon. „Hartmut, was hast du für uns?“, fragteer den Kriminaltechniker, als er dessen Namen auf dem Display las. „Ben, ich habe den Sanitärwagen überprüft und mehrere Fingerabdrücke nehmen können. Zwei sind in unserer Kartei gespeichert, ich schicke dir die Daten rüber.“ – „Danke Hartmut“, sagte Ben und legte auf. Er öffnete die Dateien, die Hartmut ihm geschickte hatte.

    Nummer 1: Ralf Hunkers, 02.03.1978, wohnhaft in Köln, schwere Körperverletzung, Handel mit Rauschgift, räuberische Erpressung, derzeit auf Bewährung

    Nummer 2: Klaus Bertramm, 15.06.1980, wohnhaft in Brühl, Körperverletzung mit Todesfolge, Einbruchdiebstahl, seit 4 Monaten auf freiem Fuß

    „Gut, ergänzen wir Paul und Matthias Friedrich, dann haben wir jetzt vier Namen“, erklärte Ben. „Vier Verbrecher, eine Beute von 1.600 Euro, ein Mord, ich bitte dich Ben, da muss mehr hinter stecken. Das kann nicht alles sein“, entgegnete Alex.

    Ben druckte die Dateien aus und wollte sie gerade Semir in das Vernehmungszimmer bringen, da erschien Thomas Schuhmann in seinem und Alex‘ Büro. Unterm Arm den Laptop. „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Peter Wiese hat eindeutig einen Täter auf einem Foto erkannt und den anderen ganz passabel beschrieben, hier …“, er klappte den Laptop auf und das Foto von Ralf Hunkers erschien, dann zeigteer Ben und Alex das angefertigte Phantombild. Die Ähnlichkeit mit dem Foto von Klaus Bertramm war zwar nicht verblüffend, aber die Beamten waren sich einig, nun die Tankstellenräuber und Wachmannmörder zu kennen.

    „Und Herr Bonrath und Frau Dorn möchten gerne abgelöst werde, sie haben die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht und nur wenig Schlaf bekommen, soll ich ausrichten“ – „Alles klar, ich schicke Erik wieder hin.“

    Die Namen der Typen hatten sie, jetzt mussten sie sie nur noch finden.

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    http://www.youtube.com/watch?v=uBsFGUjBYCw

    Dienstag, 07:40 Uhr

    Chocolate

    Semir saß alleine am Frühstückstisch und schenkte sich noch einen Becher Kaffee ein, als es an der Tür klingelte. Er blickte auf die Armbanduhr, zwanzig vor acht. „Du bist zu früh, Ben“, begrüßte er seinen Freund, „komm rein und trink noch einen Kaffee. Bist du aus dem Bett gefallen?“ Semir ging zurück in die Küche, gefolgt von Ben. „Oder wolltest du noch einen letzten positiven Eindruck hinterlassen?“

    „Matthias Friedrich ist uns gestern Abend noch entwischt, und er hat Alex angeschossen. Keine Sorge, ist nur ein Streifschuss. Das ist wohl der Beweis, dass er in der Sache mit drinsteckt. Was ich mich nur die ganze Zeit über frage, ist: Wo ist das Motiv? Warum musste Karsten Schultz sterben? Warum nehmen die Täter den Tod von Zeugen und Polizisten in Kauf?“, fasste Ben kurz seine Gedanken zusammen, während er sich einen Becher aus dem Küchenschrank fischte und mit Kaffee füllte.

    „Sind Andrea und die Prinzessinnen schon aus dem Haus?“ – „Ja, gerade eben. Zwischen halb acht und acht ist die einzige halbe Stunde am Tag, die ich mit mir alleine sein kann.“ – „Und jetzt unterbreche ich diese Routine mit meiner Unpünktlichkeit, Sorry dafür. Nächstes Mal bin ich lieber wieder zu spät.“ – „Wird es denn ein nächstes Mal geben?“

    Diese Frage ließen beide im Raum hängen. Dann stand Semir auf, stellte die Becher in die Spülmaschine, zog seine Stiefel und Jacke an und verließ mit Ben das Haus, um zur PAST zu fahren.

    Alex saß bereits in ihrem Büro und beschäftigte sich noch einmal mit den Akten von Karsten Schultz, irgendwo musste es doch eine Verbindung der Beteiligten geben. Er sah auf, als die Hauptkommissare eintraten. „Guten Morgen, Alex, wie geht es deinem Arm?“, begrüßte Semir seinen neuen Partner. „Tut kaum weh, wenn ich den Arm nicht berühre, ich glaube, ich werde es überleben“ – „Heute schon was entdeckt?“, fragte Ben mit einem Seitenblick auf die Akten. „Nein, habe aber auch gerade erst angefangen. Warum haben die Karsten Schultz erschossen? Gut, er handelte mit Drogen, da können sich Motive verbergen. Wir wissen einfach noch zu wenig über Matze und Paul Friedrich“, sagte Alex.
    „Den Paul werde ich mir gleich noch vorknöpfen, wann kommt der Haftrichter?“, mischte sich nun Semir ein, „es kann nicht sein, dass der sich hier ausschweigt“

    „Semir, kommst du mal kurz?“, ein grinsender Dieter schaute durch die Bürotür, „und ihr anderen auch. Kurz auf den Hof?“ – „Was ist denn, Dieter? Wir haben keine Zeit für deine Späße“ – „Das solltet ihr euch aber ansehen.“ Die Kollegen gingen gemeinsam auf den Parkplatz und standen von einem wunderschönen BMW X1 in BRAUN. „Oh nein, wer kommt denn auf die Idee, so einen schönen Wagen in dieser Farbe zu lackieren?“, war die einhellige Meinung der Polizisten. „Der Hersteller nennt die Farbe chocolate“, erklärte Dieter Bonrath. „Na, da fällt mir aber spontan eine ganz andere Bezeichnung ein“, reagierte Semir lachend. „Und da sich die Bestellung deines neuen Dienstwagens aufgrund des anstehenden Modellwechsels noch etwas hinziehen wird, Semir“, fuhr Dieter fort, „wirst du die Ehre haben, dieses schicke Modell in der Zwischenzeit fahren zu dürfen“ Er überreichte seinem sprachlosen Kollegen, dem jetzt nicht mehr zum Lachen zumute war,einen Autoschlüssel. „Das, das“, stotterte dieser, „ist nicht dein Ernst, das ist doch sch…“– „…okoladig…“, setzte Ben Semirs Satz fort. Dieter, Ben und Alex konnten ihre Schadenfreude nicht verbergen.

    Auf dem Weg zurück in das Gebäude der PAST, sagte Semir, an Ben gewandt: „Ich werde diesen Wagen ganz sicher nicht schonen!“

    Aufgetaucht

    Spaziergängern fiel als erstes der Ölfilm auf, der den kleinen Fischteich bedeckte. Das ältere Ehepaar ging hier jeden Tag mit seinem Hund spazieren und verweilte vor dem Teich, auf dessen Oberfläche sich das Sonnenlicht in alle Regenbogenfarben brach. „Da hat doch jemand Altöl entsorgt“, lautete der Verdacht des Mannes, und er alarmierte die Polizei.

    Eine knappe Stunde später zog ein Kran den blauen Kastenwagen mit der großen Aufschrift „Sanitär und mehr“, in kleinen Buchstaben einer anderen Schriftart darunter „Kleine& Co – kein Griff ins Klo“, aus dem Fischteich.

    Schnell konnte die Verbindung zum aktuellen Fall der Kripo Autobahn hergestellt werden, und der Wagen wurde in die KTU gebracht, wo Hartmut sich auf Spurensuche begab.

    3. Klar, dass es schon 5000 Zugriffe gibt... die Geschichte ist einfach zu spannend, um sie nicht zu lesen. Und ich glaube, da wird mir jeder zustimmen! :thumbup:

    Oder die 5000 Zugriffe rühren dahr, dass die Leser die Kapitel zweimal lesen mussten, um sie zu verstehen.

    Nein, das war natürlich nicht ernst gemeint ;)

    Glückwunsch zu den 5000 !!

    Jetzt überschätzt du die Psychos aber wirklich, abdrücken und dann die Zielscheibe drehen, das dauert doch viel länger, als so eine Kugel durch die Luft fliegt! Reaktionssekunde und Zielscheibendrehung im Bruchteil einer Sekunde - ich glaube Ben wäre allein durch die schnelle Drehung schon wieder reif für Susannes Intensivstation ....

    Montag, 21:00 Uhr

    Langenfeld

    Alex und Ben waren an der angegebenen Adresse in Langenfeld angekommen. Sie fanden sich vor einem dreistöckigen Wohnblock wieder, der sechs Wohneinheiten beherbergte. Sie parkten Alex‘ Wagen und näherten sich dem Gebäude. Ein Blick auf das Klingelschild verriet ihnen, dass ein „M. Friedrich“ im Erdgeschoss rechts wohnte. Sie nickten sich zu. Alex gab Ben mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sich auf die Rückseite des Mietshauses begeben wolle, um mögliche Fluchtwege zu erkennen.

    Ben klingelte bei einer Bewohnerin der obersten Etage, deren Stimme kurz darauf über die Wechselsprechanlage zu hören war: „Ja? Wer ist da?“ – „Jäger. Kriminalpolizei“, meldete sich Ben leise aber bestimmt, „Öffnen Sie mir bitte die Haustür und bleiben Sie in Ihrer Wohnung. Das ist ein Polizeieinsatz!“ Es knackte in der Leitung, dann ertönte der Türsummer und Ben stand im Treppenhaus. Er ging leise die drei Stufen zu den Wohnungseingängen des Erdgeschosses hoch und wandte sich der rechten Wohnungstür zu. Auch hier stand „M. Friedrich“ in derselben Schrift, wie außen auf den Klingelknöpfen. Ben lauschte und hörte Geräusche aus der Wohnung. Ein Mann schien zu telefonieren, verstehen konnte Ben kein Wort, aber die Redepausen schlossen die Anwesenheit eines Gesprächspartners aus. Er lockerte für alle Fälle seine Waffe im Holster und betätigte den Klingelknopf.

    Alex umrundete die Hausecke und stand vor der hinteren Hauswand des Wohnblocks. Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon, der des Erdgeschosses befand sich etwa einen Meter über dem Rasen. Umgeben war der Balkon von einer Brüstung aus Edelstahl, diese etwa 80 cm hoch. In der Wohnung von Matthias Friedrich brannte Licht. Alex konnte einen großen, dunkelhaarigen Mann sportlichen Körperbaus erkennen, der im Zimmer hin und her ging und sich dabei ein Telefon ans Ohr hielt. Plötzlich hielt dieser inne und blieb stehen. Er kehrte der Balkontür den Rücken zu und blickte in seine Wohnung hinein, dorthin, wo sich Flur und Wohnungstür befanden.

    Ben wiederholte den Klingelvorgang, diesmal unterstützt durch kräftiges Klopfen an der Tür. „Polizei! Machen Sie die Tür auf. Wir wissen, dass Sie da sind!“, forderte er. Er hörte ein Poltern wie von einem umgestürzten Möbelstück und entschied sich zum Handeln. Zwei Schritte rückwärts, dann ein Vorschnellen und ein gezielter Tritt – die Tür prallte an der Wand des Flurs ab und wäre wieder zugefallen, hätte Ben nicht mittlerweile die Türöffnung durchschritten.

    Alex sah, wie Leben in den für einige Sekunden reglos dastehenden Mann kam, dieser drehte sich um, stieß einen Stuhl zur Seite, der gegen den Wohnzimmerschrank fiel und bewegte sich auf die Balkontür zu. Die Brüstung hatte er schon überklettert und war auf den Rasen gesprungen, als Alex auch Ben in der Wohnung erblickte. Während dieser den Balkon mit einem eleganten Sprung verließ und sich auf dem Rasen abrollte, lief Matthias Friedrich direkt auf Alex zu, der hinter dem Betonbehälter für die Mülltonnen im Dunkeln lauerte.

    Jetzt trat er mit gezogener Waffe hervor und warnte den Flüchtenden: „Stehen bleiben! Polizei!“ Unbeeindruckt von diesem Befehl lief dieser weiter in Richtung der Büsche, die das Grundstück zum dahinter liegenden Park abgrenzten. Alex gab einen Warnschuss ab und wiederholte seinen Befehl, während Ben und er den Wegrennenden verfolgten. Plötzlich drehte sich Friedrich um und schoss nun seinerseits mehrfach auf die Verfolger. „Aaahhh, verdammt!“, fluchte Alex, als er merkte, dass eine Kugel seinen Oberarm streifte. Ben war nur kurze Zeit abgelenkt, als er zu seinem Kollegen sah, der sich den linken Arm hielt, aber dieser Augenblick reichte Friedrich zur Flucht. In der Dunkelheit des Parks war keine Menschenseele mehr auszumachen. Ben kümmerte sich um Alex. „Nur ein Streifschuss“, teilte dieser ihm mit. Blut hatte sich bereits den Weg bis zu seiner Hand gebahnt und tropfte auf seine Jeans.

    „Wir brechen ab“, bestimmte Ben und holte sein Handy hervor. „Siggi, Hallo? Gibst du bitte eine Fahndung raus nach Matthias Friedrich, 1,90 m groß, schlank, sportlich, dunkelhaarig, wohnhaft in Langenfeld, Hauptstr. 23, er ist uns entkommen. Und dann schick doch bitte ein Observierungsteam zu dieser Adresse, sie sollen die Wohnung im Auge behalten – Ja, wir warten hier und machen dann für heute Schluss“, gab er kurze Instruktionen an die Dienststelle durch.

    Nachdem sie das Observierungsteam in Empfang genommen und den Kollegen kurz erzählt hatten, was vorgefallen war, fuhr Ben mit Alex in das nächstgelegene Krankenhaus, um dessen Wunde versorgen zu lassen. Anschließend brachte Alex Ben zur PAST zurück, wo der Mercedes stand, und fuhr selbst in seine Wohnung in Köln Ehrenfeld.

    Alex

    Was für ein Tag! Von wegen Geschwindigkeitskontrollen, Routineüberprüfungen, stundenlanges Nebeneinanderherfahren mit anschließendem Berichtsmarathon, wie seine Kollegen in Münster ihm gerne seine Entscheidung für die Autobahnpolizei haben madig machen wollen. Stattdessen fand er sich schon an seinem ersten Arbeitstag mitten in einem Kriminalfall wieder, der von Raub, Mord, Mordversuch bis zur Flucht eines Verdächtigen alles bot, und angeschossen wurde er auch. In den letzten 14 Stunden ist mehr passiert als in Münster im ganzen letzten Monat.

    Alex betrat den kleinen Gästetrakt in seinem Elternhaus durch einen Seiteneingang, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. „Oh Mist!“, war seine Reaktion, als ihn gähnende Leere erwartete, „ich habe vergessen einzukaufen“ Er überlegte nicht lange und bestellte sich eine Pizza und zwei Bier bei einem Lieferdienst. Morgen früh würde er einkaufen gehen, noch vor Dienstbeginn, denn wie lange der Tag würde, ließ sich nun wirklich nicht vorhersagen.

    Die Lieferzeit verbrachte er auf dem Sofa und dachte an seine neuen Kollegen, die er heute kennenlernen durfte.

    Die Chefin Kim Krüger, freundlich aber auch etwas unnahbar und nach so kurzer Zeit überhaupt noch nicht einzuschätzen, Susanne, kompetent, was die Ermittlung am Computer betraf, Ben, sein heutiger Partner, der nur noch bis Donnerstag dabei sein würde, mit ihm hätte der Job Alex auch gefallen und Semir, heute mehr Familienvater als Polizist. Semir und Ben waren ein eingespieltes Team, das konnte er heute spüren, beide passten aufeinander auf. Alex nahm sich vor, ein guter Nachfolger von Ben zu werden und Semir das Gefühl zu geben, sich auch auf ihn verlassen zu können. Ob der Umstand, dass er heute Morgen gerade noch rechtzeitig vor Ort war, um Paul Friedrich davon abzuhalten, seinen zukünftigen Partner zu erschießen, ihm dabei behilflich war?

    Es klingelte an der Tür, die Pizzalieferung brachte Alex aus seinen Gedanken. Nach dem Essen, es war mittlerweile fast Mitternacht, legte er sich ins Bett und stellte seinen Wecker auf 6:30 Uhr.

    Zumindest sind Semir und Ben jetzt wieder gemeinsam in einem Raum und können sicher ihre Lage so besser ertragen, als wenn sie sich nur über Lautsprecher hören können.
    Und wenn Kim jetzt richtig kombiniert, wird sie den Aufenthaltshaltsraum bald ermitteln können.

    Bruder

    Susanne steckte ihren Kopf in das Büro der beiden Hauptkommissare und teilte ihnen mit: „Ich habe etwas gefunden!“ Sie gab Ben einen Papierausdruck und fuhr fort: „Matthias Friedrich, genannt Matze, der Bruder von Paul. Er ist polizeilich bekannt, saß schon wegen Einbruch, Diebstahl und mehrerer Drogendelike in der JVA Düsseldorf. Der Rest der Familie scheint sauber zu sein, soweit ich bislang ermitteln konnte.“

    „Hast du eine Adresse für uns?“ – „Die steht auf dem Ausdruck, Hauptstraße 23 in Langenfeld. Ob die allerdings aktuell ist ….“ – „… werden wir jetzt rausfinden“, fiel Ben der Sekretärin ins Wort, „Danke Susanne, du solltest dann jetzt auch Feierabend machen. Wir sind auch gleich weg.“

    Susanne verließ das Büro, schaltete ihren Rechner aus, nahm ihre Jacke, verabschiedete sich von Siggi, der Nachtschicht hatte, und verließ die PAST.

    „Auf nach Langenfeld“, bestimmte Alex. „Ich rufe Semir aus dem Auto aus an. Er wird sicher schon sehnsüchtig auf Informationen warten. Das spart uns morgen früh auch Zeit.“, meinte Ben, griff sich seine Lederjacke und verließ mit Alex die Dienststelle. Mit Hilfe der Fernbedienung öffnete er die Türen des Mercedes. „Moment!“, sagte Alex plötzlich, „wenn Matthias Friedrich wirklich der Fahrer des Touareg ist, dann kennt er deinen Wagen. Es wäre ungeschickt, damit vor seiner Wohnung aufzukreuzen.“ Ben nickte. Alex hatte Recht, daran hatte er selbst gar nicht gedacht. „Wir nehmen mein Auto, der ist unauffällig“, sprach Alex weiter und ging bereits auf einen schwarzen Ford Focus mit Münsteraner Kennzeichen zu. „Du hast ihn noch nicht umgemeldet?“; fragte Ben mit Blick auf das Nummernschild MS – AB 128. „Wie du siehst …“, bestätigte Alex und fügte hinzu: „ich bin auch noch auf Wohnungssuche“

    Ben kramte sein Handy hervor und wählte die Kurzwahltaste, um seinen Partner anzurufen.

    Montag, 20:00 Uhr

    Zusammenfassung

    Nach sehnsüchtigem Warten auf Informationen sah es bei Semir nicht aus. Er lag auf der Couch und hatte seinen Kopf auf den Schoß seiner Frau gebettet, mit geschlossenen Augen war er dem Einschlafen nah. Die Kinder waren im Bett und schliefen, jetzt wollte er noch den gemeinsamen Abend mit Andrea genießen. Das Telefon klingelte, zwar nicht unerwartet, aber trotzdem unpassend. Semir kam langsam zu sich, rappelte sich in eine sitzende Position auf und griff zu seinem Handy, das auf dem Couchtisch lag.

    „Ja, Gerkan“, meldete sich Semir müde und ging mit dem Handy am Ohr zur Terrassentür. „Hallo Partner, wie war dein Familientag?“ – „Bis jetzt gut, Ben, ich glaube, das mache ich jetzt jeden Tag“ – „Ich werde dich morgen daran erinnern“, versprach Ben, kam dann aber zur Sache „Ich wollte dir nur noch kurz mitteilen, was wir herausgefunden haben.“ – „Dann lass dich nicht aufhalten, Ben, schieß los“.

    Ben holte tief Luft und fasste zusammen:

    „Also, der Pfeffersprayer heißt Paul Friedrich, bislang ein unbeschriebenes Blatt, ist nicht im Computer gespeichert. Er behauptet, er wäre zu deinem Wagen gelaufen, um Erste Hilfe zu leisten. Eine Behauptung, die wir schnell widerlegen konnten, schließlich hat er eine ganze Dose Pfefferspray entleert und gab noch einen Schuss aus seinem Revolver ab. Ach übrigens, wie geht es deinen Augen, alles wieder klar?“

    „Ja, alles gut, mein Kopf brummt etwas, aber nicht der Rede wert, weiter, was hat er noch gesagt?“

    „Ansonsten hat er sich ausgeschwiegen und kein Wort mehr mit uns gesprochen. Susanne hat seine Familie überprüft. Und ist eben fündig geworden. Paul hat einen Bruder, Matthias, zwei Jahre älter als Paul, der hat schon in der JVA Düsseldorf gesessen wegen mehrerer Delikte. In den letzten drei Jahren sauber. Wir sind auf dem Weg zu seiner letzten Adresse. Vielleicht ist er der Fahrer des Touareg. Der und auch der Sanitärwagen sind übrigens noch nicht wieder aufgetaucht“

    „Soll ich mitkommen?“, fragte Semir, „braucht ihr Unterstützung?“ – „Nein, wir sind ja zu zweit“ – „Aber du rufst an, wenn du Hilfe brauchst“ Es gefiel Semir gar nicht, sich aus dem Fall heraushalten zu sollen. „Ich bin mir sicher, dass heute nicht viel passiert. War er an der Tat beteiligt, wäre es schön doof von ihm, zuhause zu sitzen, jetzt, wo wir seinen Bruder hier haben, und ist er nicht beteiligt, ist unser Besuch harmlos. Aber wir werden ihn etwas beschatten. Bleib du lieber bei Andrea“ – „Na gut, das bekommt ihr wohl hin. Was gibt es sonst? Ist schon ein Phantombild aus dem Krankenhaus gekommen?“

    „Nein, Peter Wiese war bislang noch nicht in der Lage, viel zu erzählen, er hat wohl doch schwerere Verletzungen als zunächst angenommen. Der Zeichner wird ihn morgen früh noch mal aufsuchen.“

    „Habt ihr die Unterlagen von Karsten Schultz durchgearbeitet? Habt ihr was herausgefunden?“

    „Ja, er ist am 29.01.1979 in Bremen geboren, Vater vor drei Jahren verstorben, Mutter lebt noch da. Susanne hat sie ausfindig machen können und unsere Kollegen aus Bremen hingeschickt. Sie hatte wohl zuletzt Weihnachten vor zwei Jahren Kontakt zu ihrem Sohn. Die Nachricht hat sie recht gefasst aufgenommen, sie wird noch im Laufe dieser Woche herkommen und sich um Beerdigung und Nachlass kümmern. Eine eigene Familie hatte Schultz nicht. Die Wohnung ist übrigens seine eigene, fast abbezahlt, er hat jetzt nur noch eine monatliche Rate in Höhe von 790 Euro zu bezahlen und hätte nächstes Jahr die letzte Rateentrichtet. Neben dem dunkelblauen Astra, der mittlerweile in der KTU ist, gehört ihm auch noch ein Porsche, der in der Tiefgarage steht. Die Arbeit bei Rothe Security ist wohl der eigentliche Nebenjob. Schultz handelt mit Rauschgift und versorgt die Kleindealer vor den Schulen. Das haben wir durch einen Zufall erfahren. Einer seiner Abnehmer ist heute in der Innenstadt geschnappt worden und hat Schultz‘ Handynummer als Lieferant angegeben. So haben die Kollegen uns angerufen, da das Handy ja bei mir auf dem Schreibtisch lag. Schultz hat mehrere Konten, unter anderem ein Sparkonto mit einem aktuellen Bestand von 80.000 Euro.“

    „Da ward ihr ja richtig fleißig. Ich bin beeindruckt! Holst du mich morgen früh ab? Du weißt, ich bin gerade nicht so richtig motorisiert“ – „Geht klar, Um 8:00 Uhr stehe ich vor der Tür, lass dich noch gut pflegen, damit du fit bist, ich habe das Gefühl, wir bekommen eine Menge Arbeit.“ – „Mach ich, Ciao Ciao“.

    Semir ging zurück zum Couchtisch, legte das Handy auf die Glasfläche und sich selbst wieder auf das Sofa. Nachdem er seinen verlassenen Platz wieder eingenommen hatte, murmelte er leise lächelnd: „Ich muss wohl leider heute hierbleiben“ und schloss wieder seine Augen.

    Zum heutigen Kapitel:

    Ben scheint ja wieder zu sich gekommen zu sein. Lässt die Wirkung des Medikaments wohl langsam nach. Und unterhalten können sie sich auch, das ist zwar nur ein kleiner Trost in der Situation, hilft ihnen aber bestimmt.

    Aber das Vorhaben Schutzweste und Zielscheibe erinnert doch stark an "Tödliche Wahl" und "Im Fadenkreuz". Hast du da etwa Anregungen geklaut :whistling: ?

    Was macht Kim Krüger eigentlich derzeit, um ihre beiden Männer zu retten?

    Entsorgung

    Klaus Bertramm und Ralf (Ralle) Hunkers saßen in ihrem Versteck, einer kleinen Holzhütte am Rande des Königsdorfer Forsts, als der schwarze VW Touareg ihrer Kumpel vorfuhr. Matthias (Matze) Friedrich betrat alleine den Raum. „Wo ist Paul?“, war die erste Frage, die ihm entgegenschlug. „Wo ward ihr mit euren Gedanken? Wie konntet ihr die Masken vor der Flucht runternehmen? Paul hat die Polizei einkassiert. Es kann nicht lange dauern, dann haben die Bullen ihn weichgekocht und wir sind enttarnt.“, konterte Matze hitzig – „Dein Bruder wird schweigen, da bin ich ganz sicher“, versuchte Klaus Matthias zu beschwichtigen. „Und der Zeuge? Wenn der euch bei der Aktion erkannt hat, dann Prost Mahlzeit. Jetzt lasst uns die Wagen verschwinden lassen, danach müssen wir untertauchen. Wir werden uns fürs erste trennen“, bestimmt Matze, der der Kopf dieser kleinen Bande zu sein schien, „die Kennzeichen habt ihr schon ausgetauscht, habe ich gesehen, das ist gut. Wir machen folgendes ….“

    Er unterbreitete seinen beiden Kumpels den Plan.

    Klaus und Ralle fuhren den blauen Sanitärwagen über einen einsamen Waldweg zu einem kleinen Fischteich. Nachdem sie sich sicher waren nicht beobachtet zu werden, schoben sie ihn in das Wasser und sahen zu, wie er versank. Schnell breiteten sich die Seerosenblätter wieder auf der Wasseroberfläche aus. Nichts deutete mehr auf das versunkene Auto hin. Anschließend wanderten sie zurück zu einem einsam gelegenen Parkplatz an der nächsten Straße und entwendeten dort einen dunkelgrünen Opel Corsa, mit dem sie sich schnell vom Ort des Geschehens entfernten. Sie fuhren nach Mönchengladbach, ließen den Wagen auf einem Supermarktparkplatz stehen und fuhren mit der Bahn zurück nach Köln.

    Matthias fuhr mit dem Touareg in eine kleine Werkstatt, um den Schaden am rechten Kotflügel reparieren zu lassen. Er gab den Wagen unter falschem Namen ab, und hatte nicht vor, ihn jemals wieder abzuholen. Dann ließ er sich von einem Taxi nach Hause fahren.

    Montag, 17:30 Uhr

    Anruf

    Das Handy von Karsten Schultz klingelte in der Kunststofftüte, die auf Bens Schreibtisch lag. Alex und er schauten erst sich an, dann auf das Handy. Alex holte das Telefon aus der Tüte, es war kein Name auf dem Display nur eine Kölner Rufnummer. Er ging ran: „Ja? Mit wem spreche ich bitte?“ – „Hier ist das Polizei-Innenstadtrevier von Köln, Jens Jensen am Apparat, spreche ich mit Kalle?“ – „Nein“, antwortete Alex, „hier ist Alex Brandt von der Kripo Autobahn. Warum haben Sie dieses Handy angerufen, Herr Jensen?“

    Die nächsten Minuten schwieg Alex und hörte seinem Kollegen zu. Dann beendete er das Gespräch und legte das Handy langsam zurück zu den anderen Sachen. „Nun sag schon, Alex, wer war das?“, drängte Ben. „Jetzt halt dich fest! Karsten Schultz ist Rauschgift-Zwischenhändler und versorgt die Kleindealer, die die Drogen an Schulen verkaufen“ – „Womit die Frage nach Nebeneinkünften wohl geklärt wäre“, stellte Ben fest.

    Aktenstudium

    Da die Vernehmung von Paul Friedrich, der erste Eindruck der noblen Wohnung und schlussendlich der Anruf der Kollegen vom Innenstadtrevier den Verdacht hinterließen, Karsten Schultz könnte kein reines Zufallsopfer eines Tankstellenüberfalls gewesen sein, sondern ein Mordopfer, welches durch einen Tankstellenüberfall getarnt werden sollte, widmeten sich Alex und Ben den restlichen Nachmittag und frühen Abend dem gründlichen Studium der aus der Wohnung mitgenommenen Akten.

    Gegen 20:00 Uhr beendeten Alex und Ben das Studium der Akten, ergänzt durch Aussagen von Einwohnermeldeamt und Banken und von Recherchen am Polizeicomputer. Wichtige Daten hatten sie auf kleinen Zetteln an ihre Büroscheibe geklebt. Karsten Schultz, das Opfer eines Tankstellenüberfalls, war hier auf die Schlagwörter Leben, Familie, Hobbys, Wohnung, Auto, Rothe Security, Freunde, Rauschgift und Konten reduziert.


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    Vom papierlosen Büro scheinen unsere Helden wohl noch weit entfernt zu sein, dabei kann ein Computer doch alles ersetzen, oder?

    http://www.youtube.com/watch?v=LWgu0HBOTtQ