Beiträge von Yon

    Montag, 14:45 Uhr

    Peter Wiese

    Inzwischen erreichten Dieter und Jenny das Krankenhaus, im Schlepptau Thomas Schuhmann, Phantombildzeichner der Polizei, und im Gepäck ein Laptop mit der von Susanne aufgespielten Kartei der einschlägig vorbestraften Verbrecher. Peter Wiese sollte sowohl ein Phantombild der Tankstellenräuber anfertigen lassen, als auch die Fotokartei durchblättern. Vielleicht waren die Täter ja schon polizeilich bekannt. Das würde die Fahndung deutlich erleichtern.

    Erik Johannsen, der jetzt seit einigen Stunden vor dem Krankenzimmer saß, wurde zurück in die Dienststelle geschickt, die nächste Schicht würden Dieter und Jenny übernehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt war nichts vorgefallen, kein Besuch, keine unbekannten Personen auf der Station.

    Jenny nahm den Platz von Erik ein, und Dieter und Thomas betraten das Zimmer von Peter Wiese. Ein blasser Patient schaute sie aus seinem Bett an. „Wie geht es Ihnen, Herr Wiese? Meinen Sie, Sie könnten uns eine Beschreibung der Tankstellenräuber geben? Das ist Herr Schuhmann, der wird die Personen zeichnen, so wie Sie sie beschreiben“, sprach Dieter den Kranken an. „Schlecht. Mir tut alles weh! Aber wir können es gerne versuchen. Wie geht es Herrn Gerkan?“ – „Besser als Ihnen. Der ermittelt schon wieder und braucht dafür jetzt Ihre Hilfe“, antwortete ihm der Uniformierte.

    „Herr Wiese“, ergriff jetzt Thomas das Wort, „ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir jetzt anfangen könnten, sie haben beide Räuber gesehen, wir erstellen also zwei Phantombilder. Vorher sollten Sie sich allerdings die Fotokartei auf diesem Laptop anschauen, vielleicht erübrigt sich dann auch das Zeichnen. Sind Sie dazu in der Lage?“ – „Ich versuche es“, war die müde Antwort des Bettlägerigen und er betätigte die Fernbedienung für das Bett, um seinen Oberkörper in eine aufrechte Sitzposition zu bringen.

    Dieter hatte inzwischen die Bilder auf dem Laptop geöffnet und stellte ihn so auf den Nachttisch, dass Peter Wiese den Bildschirm im Blick hatte und mit der Maus durch die Fotos navigieren konnte. Bei dem einen oder anderem Bild stockte er kurz, verwarf seinen Gedanken aber gleich wieder und klickte zum nächsten Foto. Nach 15 Minuten brach er ab. „Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, können wir das vielleicht morgen weiter führen?“ – „Herr Wiese, es ist sehr wichtig, ihre Erinnerung kann uns der Ergreifung der Täter näher bringen“, versuchte Dieter ihn zur weiteren Mitarbeit zu bewegen, aber Peter Wiese hatte die Augen bereits wieder geschlossen.

    „Wir lassen Ihnen den Laptop hier, vielleicht fühlen Sie sich am Abend in der Lageein paar weitere Fotos zu betrachten“, sagte der Phantombildzeichner, „Ich komme dann morgen früh wieder wegen der Zeichnung, bitte notieren Sie sich vorab besondere Merkmale der Personen, falls ihnen welche einfallen, dann legen wir morgen mit der Zeichnung los. Vielen Dank, dass Sie sich wenigstens bemüht haben.“ Thomas stand auf, gab Peter Wiese die Hand zum Abschied, sagte auch Dieter Auf Wiedersehen und verließ das Krankenzimmer.

    Familienzeit

    Ben hielt wie angekündigt vor Aydas Grundschule an. „Fast pünktlich“, bemerkte er mit Blick auf seine Armbanduhr, „kurz vor drei!“.

    „Ihr haltet mich auf dem Laufenden?“, wollte Semir wissen, „und keine Alleingänge, wir wissen wie so etwas enden kann“ – „Ja, Semir, und jetzt raus. Sonst wird deine Familie noch ein schwererer Fall als der Tankstellenraub. Wir melden uns …“ Nachdem Semir das Auto verlassen hatte, fügte er leise hinzu „... bei dir heute auf gar keinen Fall!“

    Ben sah seinem Freund und Partner hinterher, drehte sich dann zu Alex um. Er räusperte sich und fing an zu reden:

    „Ich erzähle dir jetzt mal was von deinem neuen Partner. Es gibt zwei große Lieben in seinem Leben. Die Erste ist seine Familie, die Zweite seine Arbeit. Seine Familie musste er schon oft wegen unserer Einsätze vernachlässigen. Heute wärees auch fast soweit gewesen. Wäre nicht zufällig heute dein erster Arbeitstag bei uns, säße ich jetzt mit Semir im Büro, und wir würden den Pfeffersprayer vernehmen und uns durch den Aktenberg wühlen. Das hätte er nicht mich alleine machen lassen. Letztes Jahr hat er sogar die Einschulung seiner Tochter verpasst.“ – „Echt?“, fragte Alex nach, „da habt ihr wohl auch an einem sehr schweren Fall gesessen?“ – „Ohne „Fall“. Wir haben nur gesessen“, erläuterte Ben und dachte an den unfreiwilligen Gefängnisaufenthalt zurück. „Das hat ihn und seine Frau schwer belastet, damals, darum sind Tage wie diese umso wichtiger. Ich möchte dich bitten, sorge bitte auch in Zukunft dafür, dass er ausreichend Familienzeit wahrnimmt, denn wenn der Haussegen im Hause Gerkan erst einmal schief hängt, ist Semir nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen. Es wäre also auch in deinem eigenen Interesse“ – „Heißt das, dass bei ihm zuhause seine Frau die Hosen anhat?“

    Jetzt musste Ben schmunzeln und legte sich die Wörter für seine Antwort gut zurecht:

    „Sagen wir‘smal so, Semir hat schon die Hosen an, aber Andrea bestimmt,wohin siegehen.“

    Damit beendete Ben seine Ausführungen und gab Gas. In der PAST wartete der Pfeffersprayer auf seine Vernehmung.

    Montag, 12:00 Uhr

    Rothe Security

    Auf der Fahrt zu Rothe Security, dessen Anschrift Semir aus den Unterlagen von Karsten Schultz herauslesen konnte, erkundigte sich das Team noch nach der Fahndung nach dem schwarzen Touareg. Die Fahndung ist bislang ohne Ergebnis geblieben. Jede Streifenwagenbesatzung des Landes hat die Wagenbeschreibung und das Kennzeichen, welches sich als gestohlen herausstellte und eigentlich zu einem Toyota Avensis gehörte, erhalten und hielt die Augen offen.

    Das Firmengebäude von Rothe Security fanden sie in einem Industriegelände. Auf einem großen Hof standen mehrere Firmenwagen mit entsprechender Aufschrift, das Empfangsgebäude machteeinen modernen, einladenden Eindruck.

    Semir schritt mit Ben und Alex durch die Glastür und auf den Empfangstresen zu, hinter demeine junge Frau geradeein Telefonat beendete und sich nach einer kurzen Notiz den eingetroffenen Beamten widmete, die ihr drei Dienstausweise entgegen streckten. „Womit kann ich Ihnen helfen?“ – „Gerkan, Kripo Autobahn“, ergriff der Dienstälteste der drei das Wort, „das sind meine Kollegen Jäger und Brandt. Wir möchten gerne den Chef Ihrer Firma sprechen, wenn das möglich ist“

    „Einen Moment bitte“, antwortete die Sekretärin, die laut ihrem Namenschild Beate Krieger hieß, griff zum Telefon und drückte auf eine Taste. Als ihr Gesprächspartner sich meldete, führte sie aus: „Herr Rothe, hier sind drei Herren von der Kriminalpolizei, die Sie gerne sprechen möchten … Ja, ich richte es aus …“. Sie schaute Semir stellvertretend für alle drei Beamten an. „Herr Rothe wird Sie gleich hier abholen, möchten Sie sich kurz setzen?“ Während Alex und Ben sich schon zu der Gruppe Ledersessel begaben, reagierte Semir kurz miteinem „Danke, wir stehen lieber“ und lehnte sich am Empfangstresen an.

    Etwa fünf Minuten später trat ein kräftiger Mittfünfziger aus dem Fahrstuhl, und trat zu den drei Herren. Alex und Ben waren wieder aufgestanden. „Guten Tag, Ich bin Walter Rothe. Sie wollten mich sprechen? Worum geht es?“ – „Nicht hier, können wir vielleicht in einen …“ – „Wir können den Besprechungsraum hier unten nutzen“, warf der Inhaber von Rothe Security ein und ging voraus zu einer verschlossenen Tür neben dem Fahrstuhl.

    Als die Tür wieder verschlossen war, nahmen alle an dem großen Besprechungstisch Platz. „Es geht um einen Ihrer Mitarbeiter, Karsten Schultz“, ergriff nun Ben das Wort. „Kalle, ja, was ist mit ihm? Hat er etwas ausgefressen?“ – „Herr Rothe, Karsten Schultz ist heute Morgen bei einem Überfall auf die Tankstelle Bedburger Land ums Leben gekommen. Er wurde erschossen.“

    Es dauerte einige Zeit, bis Walter Rothe in der Lage war zu reagieren. „Kalle ist tot?“ Die Kripobeamten nickten ernst. „Herr Rothe, es tut uns leid, aber wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen, ist das in Ordnung für Sie?“, fragte Ben weiter. Das Nicken des Firmenchefs deutete er richtig als Zustimmung und fuhr fort: „Wir haben in den Unterlagen keinen Hinweis auf Angehörige gefunden, wissen Sie, ob Herr Schultz verheiratet oder liiert war oder wen wir benachrichtigen sollen, Eltern vielleicht?“ – „Kalle lebte allein und recht zurückgezogen, ein paar Freunde aber keine Verwandten. Seine Mutter lebt in Bremen, viel Kontakt hatteer aber nicht zu ihr.“ – „Wie lange war Herr Schultz in Ihrer Firma beschäftigt?“, fragte Semir. „So sieben, acht Jahre, ich kenne ihn aber schon länger, wir sind zusammen im Fitnessclub. Als er damals seinen Job als Dachdecker verlor, habe ich ihn eingestellt und ausgebildet.“

    Semir gab ihm noch eine Visitenkarte und bat ihn sich zu melden, falls ihm noch etwas einfiele. Dann schaute er seine Kollegen fragend an. Anscheinend hatte für den Moment keiner mehr eine Frage an Herrn Rothe. Sie verabschiedeten sich, verließen das Firmengebäude und setzten sich in Bens Mercedes.
    Semir griff sogleich zum Funkgerät. „Zentrale für Cobra 11“ – „Zentrale hört“ – „Susanne, kannst du bitte eine Frau Schultz in Bremen ausfindig machen, das ist die Mutter von Karsten Schultz, ihren Vornamen wissen wir leider nicht. Aber Karsten Schultz ist am 29.01.1979 in Bremen geboren, das müsste sich ermitteln lassen. Dann lass doch bitte anschließend die zuständige Polizeidienststelle die Todesnachricht überbringen.“

    „Nächste Haltestelle?“, fragte Ben und bekam prompt zwei Antworten. Eine von Alex: „Mittagessen!“, eine andere von Semir: „Schultz‘ Wohnung“. „Tja, Semir, da bist du erst mal überstimmt, wir gehen erst was essen, dann in die Wohnung und dann ist es 14:00 Uhr und du machst Feierabend. Denn kopflos wärst du morgen noch weniger zu ertragen“, spielte Ben auf die Situation in der KTU an, „die Vernehmung des Pfeffersprayers übernehmen Alex und ich“.

    Mittagessen bedeutete Station in einer Imbissbude, Pommes rot-weiß und Hamburger. „Weißt du eigentlich, dass dieses Gericht nach unserer Staatsanwältin benannt wurde?“, fragte Ben Semir. Der guckte ihn achselzuckend und ratlos an. „Ja, Pommes Schranke“, löste Ben sein kleines Rätsel auf.

    Montag, 13.30 Uhr

    Kalles Wohnung

    Karsten Schultz wohnte in einer Altbauwohnung in der Kölner Neustadt-Süd. Ben fand am Straßenrand keine Parkmöglichkeit und stellte den Wagen mit laufenden Blaulichtern auf dem Bürgersteig ab, der hier dennoch ausreichend Platz für die Radfahrer und Fußgänger bot. Semir suchte aus den Habseligkeiten von Karsten Schultz den Schlüsselbund hervor und probierte die Sicherheitsschlüssel aus. Der dritte passte und sie betraten das Treppenhaus. Das Haus war gerade vor einigen Jahren renoviert worden, die hölzerne Treppe glänzte in mahagoni-braun, die Wände erstrahlten in einem satten Gelbton. Die Wohnungstüren aus massivem Holz waren ebenso wie die Treppenstufen aus Mahagoni. Ben pfiff leise durch die Zähne „Alle Achtung, das ahnt man gar nicht, wenn man das Haus von außen sieht“, bewunderteer die Ausstattung des Treppenhauses.

    Semir öffnete den Briefkasten mit der Aufschrift Schultz - keine Werbung! und entnahm ihm einige Briefe. Sie gingen an den Wohnungstüren vorbei, lasen die Klingelschilder und wurden im dritten Stock fündig.

    Ben betätigte den Klingelknopf. Als sich auch nach dem zweiten Klingeln kein Geräusch aus der Wohnung vernehmen ließ, schloss Semir die Tür auf und betrat mit einem „Hallo! Hier ist die Polizei! Ist jemand in der Wohnung?“ die Diele. Keine Antwort.

    Die Wohnung hatte drei Zimmer, einen großen Flur, eine großzügige Küche mit Balkon, ein luxuriöses Badezimmer und maß insgesamt etwa 120 m2. Die Wände waren leicht in unterschiedlichen Pastelltönen gehalten und bildeten so einen schönen Kontrast zur weißen Decke, dem Stuck und den Fensterlaibungen. Eine hochwertige Möblierung und Ausstattung, neuwertige Elektrogeräte sowie einige Antiquitäten bildeten die Einrichtung. Ben stieß einen leisen Pfiff aus. „Sagt mal, was verdient so ein Wachmann? Doch nicht mehr als 1.200 – 1.500 netto, oder? Entweder Schultz hat geerbt und ein einträgliches Nebengewerbe. Diese Wohnung muss doch ein Vermögen kosten“

    „Mir gefällt das nicht. Wir sollten uns hier etwas genauer umschauen“, äußerte sich Semir. „Ich höre mich mal bei den Nachbarn um, vielleicht wissen die was“, schlug Alex vor und verschwand in Richtung Treppenhaus.

    Semir und Ben öffneten Schranktüren und Schubladen, fanden aber auf die Schnelle nichts, was auf Nebeneinkünfte hindeuten konnte. Einige Aktenordner und Schnellhefter legten sie für die Mitnahme zur Dienststelle zwecks näherer Überprüfung auf einen Stapel.

    Etwa eine halbe Stunde später betrat Alex wieder die Wohnung und erzählte, was er von den Nachbarn erfahren hatte. „Die Wohnungen hier sind alles Eigentumswohnungen und Karsten Schultz ist wohl auch der Eigentümer dieser Wohnung, zumindest war er auf der letzten Eigentümerversammlung. Melanie Günther, die direkte Nachbarin hier beschreibt Karsten Schultz als einen sehr ruhigen, freundlichen Nachbarn, keine laute Musik, wenig Besuch, sehr unauffällig. Sie hat kaum mehr als drei Sätze mit ihm gewechselt. Gudrun Weiß, die wohnt im Erdgeschoss, hat sich mal mit ihm über seinen Beruf und den Schichtdienst unterhalten, demnach arbeitete er wohl nicht nur bei dem Tank- und Rasthof, sondern war auch noch für andere Objekte zuständig, darunter zwei Schulen hier in Köln, die Probleme mit Auseinandersetzungen unter den Schülern hatte und jetzt den Sicherheitsdienst zur Unterstützung beauftragt haben. Nach dem, was sie mir erzählte, blieb Schultz nicht viel Zeit für einen Nebenjob“

    „Kommt, wir versiegeln die Wohnung und fahren zurück zur Dienststelle, Aktenstudium“, entschied Semir und griff sich einen Teil des Stapels, den er und Ben zusammengetragen hatten. „Du nicht, schau mal auf die Uhr“, erwiderte Ben. Es war schon 14:30 Uhr.

    „Ich bringe dich jetzt zur Schule, oder soll ich dich an deinem Wagen absetzen?“, fragte Ben grinsend seinen Beifahrer. „Sehr witzig, Ben!“


    WERBUNG

    http://www.youtube.com/watch?v=h1cDeHYOuLg

    Auch Shutdown war es nicht
    Es wird von Ben gesagt - Vollständig:
    Semir: "Hätte ich doch bloß auf meine Eltern gehört und eine Banklehre gemacht"
    Ben: "Im Vergleich zur Banklehre ist das hier noch ein sauberer Job"

    In der Szene geht es recht dreckig zu

    Ich gebe zu, meine Geschichte ist kein Kammerspiel, und es war auch sehr schwer, sich die ganzen Namen auszudenken ;)

    Hier also eine Liste aller bislang in Erscheinung getretenen Personen

    Sabine, Peter und Max Wiese (Zeugen)
    Dire Straits (Musik)
    Klaus und Ralle (im Sanitärwagen)
    Matze und Paul (Im VW Touareg)
    Regina Maier (Kassiererin)
    Karsten Schultz (Wachmann der Tankstelle)
    Annette Walther (verursachte kleinen Auffahrunfall)
    Gerd Funke (verursachte großen LKW-Unfall)
    Erik Johannsen (junger Polizist)
    Frank und Nils Grabowski (Vater und Sohn beim versuchten Drogenverkauf)
    Andreas Hohwacht (Dealer vor der Schule)
    Anne Behring und Jens Jensen (Polizisten im Innenstadtrevier)

    Diese Liste werde ich noch um einige Namen erweitern, die noch nicht aufgetreten sind.

    Hinzu kommen natürlich noch die eigentlichen Hauptdarsteller:

    Semir, Ben, Alex
    Dieter, Jenny
    Kim, Susanne
    Andrea, Ayda und Lilly,
    Hartmut

    Frank Grabowski

    Anna Behring unterhielt sich mit Frank Grabowski. Der 50-jährige Familienvater sah nicht ein, dass er sich gerade einer Körperverletzung schuldig gemacht hatte, sondern sah sich im Recht. Anna erklärte ihm, er hätte mit einer Anzeige seines Kontrahenten zu rechnen. Lediglich der Umstand, dass polizeilich gegen ihn nichts vorliegt und er über einen festen Wohnsitz verfügt, führten dazu, dass er nach Aufgabe seiner Personalien das Revier wieder verlassen und zuhause auf die Post der Staatsanwaltschaft warten könne.

    „Und den Dealer lassen Sie doch bestimmt auch gehen, oder? Kurz Name und Adresse sagen und dann ab wieder auf die Straße, so läuft das doch, oder?“ Seine Wut war noch nicht verraucht. Aber auch die Polizei konnte daran nichts ändern, obwohl Anna durchaus auch Verständnis für seine Haltung hatte und dies auch äußerte: „Sie haben zumindest jetzt dafür gesorgt, dass er dabei etwas humpelt.“

    Andreas Hohwacht

    Jens Jensen sprach mit dem Kleindealer, der sich als Andreas Hohwacht auswies, nachdem er zunächst eine kleine Wunde an der Schläfe mit einem Pflaster versorgt und ihm Taschentücher für die blutende Nase gegeben hatte. „Tut Ihnen irgendwas weh, brauchen Sieeinen Arzt? Ich kann Ihnen einen rufen“, begann Jens das Gespräch. „Nicht nötig“, antwortete Andreas, „geht schon“.

    „Nun erzählen Sie mal, was wollten Sie vor der Schule? Was wollten Sie von Nils Grabowski?“, fing er mit der Befragung an. „Ich kenne keinen Nils Grabowski, war das der Sohn von diesem ausgeflippten Kerl? Der hat mich grundlos angegriffen!“, giftete Andreas.

    Ein uniformierter Kollege betrat nach Anklopfen den Vernehmungsraum und überreichte Jens Jensen einen Computerausdruck. „Danke“, sagte er kurz, überflog das Papier und wandte sich dann wieder an den mutmaßlichen Dealer, „Na, da haben Sie ja ganz schön was angehäuft, Autoaufbrüche, Ladendiebstahl, Betrug. Eine zweijährige Bewährungsstrafe haben sie auch schon erhalten. Was sagen Sie dazu?“ – „Das waren Jugendsünden, und die zwei Jahre sind vorbei“, spielte Andreas das eben Gehörte runter – „Und heute? Sie wollen mir nicht allen Ernstes erzählen, die 20 Tüten Gras und 50 Ecstasy-Pillen wären für den Eigengebrauch gedacht?“

    Andreas Hohwacht sagte nichts mehr. Es dauerte mehrere Stunden bis Jens Jensen ihn soweit hatte, seinen Lieferanten preiszugeben.

    Gegen 17:00 Uhr sagte er leise: „Kalle heißt er, ich habe nur seine Handynummer, keinen Namen und keine Adresse.“
    Jens Jensen nickte zufrieden: „Na also, geht doch!“


    WERBUNG
    http://www.youtube.com/watch?v=LQ8THsgj5S4

    Ach Ben, das ist aber jetzt die Schnarchnasen-Nummer. Da hätte ich mir etwas mehr versprochen. Er hat kein T-Shirt, um was drauf zu schreiben....Hat er nichts an? Ist er nackt? :rolleyes: Die Tür kriegt er auch nicht auf. Er hat kein Werkzeug... Ein Macgyver wird er auch nicht mehr. Gürtelschnalle, Schnürsenkel....irgendwas kann man da doch verwenden. Sieht man doch immer im Fernsehen. :rolleyes: Und dann ist auch schon Abend und dunkel...Klar, Zeit für´s Abendessen. :rolleyes:
    Silli hat schon Recht. Ben, jetzt lass den Pudding stehen und tu endlich was. Nicht nur labern!

    Super kommentiert, Sabrina

    Montag, 11:15 Uhr

    KTU

    „Hartmut!“, rief Semir in die Halle der KTU hinein, „wo steht mein Auto?“ – „Euch auch einen schönen guten Tag! Der BMW steht hinten, mal wieder ein Totalschaden.“

    Semir war schon unterwegs zu seinem Dienstwagen, während Ben dem rothaarigen Kriminaltechniker seinen Nachfolger Alex Brandt vorstellte und ein Gespräch begann.

    „Hartmut, wo sind denn meine ganzen Sachen, die in dem Wagen waren?“, unterbrach eine laute Stimme aus dem Hintergrund die Unterhaltung. Semir näherte sich wieder seinen Kollegen. Dabei fiel sein Blick auf den Schreibtisch, wo er das Päckchen mit den Sachen des Opfers sowie seiner eigenen persönlichen Habseligkeiten in einem roten Ablagen-Korb sah. „Warum liegen die Sachen denn hier vorne?“, wollte er von Hartmut wissen „Gravitation, Semir.“ Semir zog die Stirn kraus, „Gravitation?“ – „Ja, einer der vier Grundkräfte der Physik, auf der Erde fällt alles nach unten, was nicht durch eine andere Kraft daran gehindert wird ...“ – „Hartmut!“, unterbrach Semir den Wissenschaftler. „Kurz: Erdanziehung“, beendete der Leiter der KTU kleinlaut seine Erläuterung, ohne sich sicher zu sein, dass ihm noch irgendjemand zuhörte.

    Semir sah in den roten Behälter, entnahm ihr den Plastikbeutel mit den persönlichen Habseligkeiten des Opfers, eine Tüte mit Kleinkram, die sich im Handschuhfach und anderen Ablagen seines Dienstwagens befunden hatten sowie einen kleinen in buntes Geschenkpapier eingepackten Karton. Ben konnte sich natürlich einen Kommentar nicht verkneifen „Wiedergutmachungsgeschenk für Andrea?“ – „Als hätte ich das nötig! Nein, das ist für Ayda!“, antwortete Semir auf die Anspielung mit einem verschmitztem Lächeln und steckte das Geschenk in seine Jackentasche. „Mein Patenkind musst du also auch schon bestechen, das sind ja Zustände im Hause Gerkan ….“

    Alex Brandt spürte das besondere Verhältnis von Ben und Semir, hielt sich entsprechend zurück. Er würde sie und besonders Semir schon noch genau kennen- und verstehen lernen. Hartmut und er warfen sich vielsagende Blicke zu.

    „Ayda hat nämlich heute ihre Premiere auf der Schulbühne, und da dachte ich, das wäre schon ein kleines Geschenk wert“, erklärte Semir den Anderen. „Gib es schon zu, das war eine Idee von Andrea“, stichelte Ben weiter. „Na ja, das kannst du so nicht sagen … also gut, ja, es war ihre Idee, aber ausgesucht haben wir es zusammen und ich habe es letzte Woche abgeholt und seitdem im Auto liegen gelassen. Aber heute Nachmittag brauchen wir es. Jetzt lass uns los, Tschüß Hartmut“

    Semir wandte sich dem Ausgang der KTU-Halle zu, Ben und Alex folgten ihm. Alex fragte Ben leise „Legt der immer so ein Tempo vor?“, aber das war nicht leise genug. „DER hat einen Namen, und ja, wenn DER es eilig hat, legt DER immer ein solches Tempo vor. Ich will schließlich um 14:00 Uhr Feierabend machen. Nein, ich MUSS um 14:00 Uhr Feierabend machen, sonst reißen mir meine drei Frauen heute Abend gemeinschaftlich den Kopf ab“, beantwortete Semir Alex‘ Frage.


    WERBUNG
    http://www.youtube.com/watch?v=xglAMO1T4ho