Fantreffen 2017 – Irgendwann is‘ Schluss
(der offizielle und letzte Bericht vom 15. und - eventuell - letzten internationalen Alarm für Cobra 11-Fantreffen 2017 in Kall-Urft)
Fürstenfeldbruck, Dezember 1999:
Wir stehen kurz vor dem Millennium. Hierfür wird uns hartnäckig prophezeit, dass nichts mehr so wird wie es einmal war. Es wird Stromausfälle geben, Computer (aktuelles Modell: Pentium-II mit Windows 98) werden abstürzen (das ist bei Windows 98 ja öfters vorgekommen), ganze Städte werden im Chaos versinken. Doch vor dem Ende der alten Zeit beginnt eine neue Zeit: An einem schicksalshaften Donnerstagabend läuft auf dem heimischen Röhrenbildfernseher (Samsung, 38 Zoll, ebenso tief wie breit) RTL, und wie es der Zufall oder das Schicksal so will, ist in meinem VHS-Recorder eine alte E240-Cassette eingelegt, die auf ihre Überspielung wartet. Nach der letzten Reklameeinheit (Mannesmann: „D2 – live dabei!“) geht der Vorhang auf für Tom Kranich und Semir Gerkhan auf ihrer ‚Höllenfahrt auf der A 4‘. Und spätestens, als ein dunkelroter SLK auf der A 44, Ausfahrt Düsseldorf-Stockum, durch die rheinische Luft fliegt und drehbuchbedingt nur um Haaresbreite an einem Heli von Radio Köln mit einem hyperaktiven Moderator vorbeischrammt, hat „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ einen neuen Fan gewonnen: Mich.
Donnerstag, 18. Mai 2017 (Final Countdown):
Knapp 18 Jahre, unzählige Folgen, ein paar tausend verschrottete Autos und viele Werbeblöcke später: Ich nähere mich im steten Kolonnenverkehr der maroden Rheinbrücke zwischen Köln-Niehl und Leverkusen. Nach Passieren aller extra hierfür aufgestellten Schranken, Stolperschwellen, Radarkontrollen und Lichtsignalanlagen erreiche ich unter leisem, aber ebenso stetem Nieselregen die Kommandozentrale des Cobra-11-Fanclubs: Elli’s Wohnung. Immer noch leicht verwirrt, dass die Verbindungsstraße zwischen Niehl und Blumenthal endlich fertig gestellt ist, begrüßen wir uns überschwänglich. Schließlich haben wir uns fast drei Jahre nicht mehr gesehen.
Doch nach dem ersten Kaffee rief bereits die Kür: Elli versuchte mich, in die Hintergrundgeschichte unseres Gewinnspiels einzuweihen. Wer Elli kennt und eine ihrer Fan Fictions schon mal bis zum Ende gelesen hat, weiß, dass sich ihre Kurzgeschichten schon mal über mehrere Dutzend Seiten erstrecken können, so dass sich bei mir erst mal nur ein Gefühl einstellte: Totale Verwirrung. Und als sie mir weiter eröffnete, dass wir hierfür noch 400 Fragen kategorisieren, abtippen und ausschneiden sollten, freute ich mich immer mehr auf die obligatorische, frisch durch die halbe Bundesrepublik gekarrte Flasche Sekt. Doch nach dem Abendessen rief noch eine andere Pflicht: Unserem scheidenden Fanclubleiter zu seinem 15. Fantreffen und 30. Geburtstag zu gratulieren. Wir tauschten die wichtigsten Fakten zum bevorstehenden Fantreffen aus und ich ergänzte noch einen kleinen, aber nicht unwesentlichen Fakt: Nicht nur für Thorsten, auch für mich sollte es das letzte Fantreffen sein. Denn, wie Elli am selben Abend noch öfters anmerkte: „Irgendwann is‘ Schluss“ – und mit Schlussmachen kenne ich mich im Moment ja ziemlich gut aus…
Nach einem weiteren kleinen Telefonplausch mit Petra, die mich – mal wieder – mit „Tschüss, Thorsten“ verabschiedete, setzten wir unsere Anlage der Ermittlungsakten fort. Bis nachts um halb 1 klapperten die Tastaturen, um die Fragen für das wohl größte Cobra-11-Quiz aller Fantreffen bereitzustellen. Da die Flasche Sekt mal wieder viel zu schnell leer war, machten wir uns, nachdem der Drucker auch die letzten weißen, grünen und roten Seiten ausgespuckt hatte, auf in Richtung Bett bzw. Luftmatratze. Denn schlafen kann man auch zuhause – und wir sind ja bei Elli zuhause…
Freitag, 19. Mai 2017 (Comin‘ clean):
„Thommy, Frühstück ist fertig!“ schalmeite Elli aus der Küche. An diese Begrüßung am nicht mehr ganz so frühen Morgen könnte ich mich gewöhnen. Eigentlich doch schade, dass es das letzte Fantreffen ist. Doch nachdem mir einige der 400 Fragen die halbe Nacht noch durch den Kopf schwirrten, war klar: Ich bin draußen. Ich hätte vielleicht noch 10 % der Fragen wirklich beantworten können, beim Rest hätte ich raten müssen. Apropos Gewinnspiel: Noch mit dem letzten Kaffee in der Hand machten wir uns auf, die letzten Vorbereitungen für die große Jagd nach Nicole Strohm zu treffen. Da mussten noch Landkarten gedruckt, Zeugenaussagen protokolliert und Handyortungen durchgeführt werden. Wir sahen uns in wahren Bergen wieder: Akten, Akten, Akten (… und an den Bericht denken).
Für halb zwölf war Abfahrt geplant – um 11:25 Uhr fuhren wir den Rechner runter und packten die letzten Schätze zusammen. Mein Fantreffenmobil wurde wieder mit allerhand Utensilien beladen und los ging die „große Fahrt“ – bis ins Chorweiler-Center, um noch eine kleine Geburtstagsüberraschung für das Geburtstagskind zu besorgen (teilweise in stillem Gedenken an Kurt und Paloma konnten wir in unserem Lieblingsramschladen tatsächlich Original Geburtstags-Klopapier erwerben). Nach Auftanken von Mensch und Mobil ging es auf die A 1, vorbei am Drehort Einkaufszentrum Köln-Weiden und am Drehort B 56n Euskirchen ab ins Niemandsland der nördlichen Eifel. Hier gab es nicht mehr viel – abgesehen von einem meterlangen Loch im Betonmittelstreifen, einer leicht maroden Autobahn und viel Platz gab es hier sogar weniger Kühe als im Bergischen Land. Doch das war ganz logisch: Schließlich sollte es ja auch im Schullandheim von Kall-Urft zwei Kühe weniger geben als die Jahre zuvor in Hürth und Bergneustadt (Grüße an Jasmin und Jutta – der musste einfach sein). Wir schlängelten uns die sanften Hügel hinab und kurz vor der Eisenbahnschranke, deren Gebimmel uns die nächsten beiden Tage begleiten würde, wies mich Elli nach rechts auf dem großen Parkplatz ein. Hier standen wir nun im Platzregen und wussten nicht, wie und wann es weitergehen soll. Doch das dachten sich Petra und Matze im selben Moment im Dauerstau im südlichen Münsterland wahrscheinlich genauso. Neugierig stellten wir erste Erkundungen des Geländes an. Dies hatten die Tschechen wie üblich bereits einen Tag zuvor belagert. Wir munkelten und schmunzelten kurz, ob sie mit den Duschen in unserer neuen Herberge einverstanden waren oder gerade in diesem Moment mit Seife und Handtuch an einer großen Pfütze am Straßenrand auf den nächsten LKW warteten. Elli wies mehrmals darauf hin, dass sie bei diesem Wetter ihre Stunden nur an einem „unterdachten“ Fleckchen Erde würde verbringen wollen. Doch unter dem Unterdach des Grillplatzes war es uns ebenfalls schnell zu kalt geworden. Während ich in der Woche zuvor bei 23°C nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises verzweifelt nach Sonnencreme suchte, zeigte das Eifelthermometer nasskalte 8,5°C. Kein wirkliches Fantreffenwetter.
Unsere Gedanken, Überlegungen und Träumereien wurden von Marco und Thorsten unterbrochen, die mit dem nächsten 3er BMW herannahten und uns die weitgereisten Cobra-11-Kaffeetassen präsentierten. Schließlich konnte uns die Heimleiterin Frau Augsten die ersten Räume freigeben und nach ausgiebiger Inspektion von Küche und Toilette leerten wir die Kofferräume, um Platz für die jährliche Odyssee zum örtlichen Lidl zu schaffen. Dort ließen sich Thorsten und Marco erst von der örtlichen Kaller Verkehrsführung völlig verwirren, um schlussendlich wohl am langsamsten Geldautomaten westlich des Rheins zu landen. Währenddessen begannen Elli und ich zögerlich, die ersten Grillutensilien und Getränke zusammenzustellen. Thorsten und ich verfeinerten unsere Einkaufsstrategie, im Kopf ein Rezept in einen Einkaufszettel zu verwandeln und im gleichen Moment mit selbigem die Einkaufswägen zu beladen. Dies versetzte Elli und Marco mehrfach in Schockstarre. Wohl aber auch die Menge an Einkäufen, die sich schlussendlich nach knapp zwei Stunden auf vier prallgefüllte Einkaufswägen verteilten. Wir erwischten einen relativ ruhigen Moment an der Kasse und einen gelassenen wie gutgelaunten Kassierer. Der übliche meterlange Kassenzettel krönte unsere Schätze, die wir immer noch im Regen in unsere Autos verfrachteten.
Auf dem Rückweg nach Urft war die Zuladung mal wieder deutlich zu spüren. Zum Glück war bei unserer Ankunft das Tor bereits geöffnet und die bereits angekommenen Fans halfen uns spontan bei der großen Entladeaktion (vielen Dank dafür!), nachdem Petra und Matze mittlerweile im nächsten Stau auf bessere Zeiten warteten. Zwischenzeitlich waren die meisten anderen knapp 40 Fans angekommen und es fanden die üblichen überschwänglichen Begrüßungen statt. Schließlich hatten sich die meisten von uns fast drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Daneben waren auch einige neue Fans erschienen, die bei den ersten Getränken und Süßigkeiten eifrig ihre ersten Kontakte knüpften. Während Marco draußen einen sehr speziellen, sehr bekannten und mit einem Kult-Nummernschild versehenen 3er BMW zum Fotografieren freigab, koordinierten Thorsten und ich die Zimmer und verteilten Anwesende sowie Nicht-Anwesende in die einzelnen Räume. Dabei konnten auch wir erstmals die Schlaf- und Waschgelegenheiten der kommenden zwei Tage inspizieren. Und wir staunten nicht schlecht: Nach über 15 Jahren Etagenklo konnte erstmals fast jedes Zimmer ein eigenes kleines Bad sein Eigen nennen und auch der Komfort der Schlafräume (und der Betten) war eine erhebliche Steigerung gegenüber der Vorjahre. Schade, dass wir diese Luxusherberge erst so spät für uns entdeckt hatten. Und eigentlich auch schade, dass es ja das letzte… Ach nee, das hatten wir ja heute schon.
Nachdem das meiste Gemüse von freiwilligen Helfern bereits beackert war, trudelten auch Matze und Petra ein. Somit stand einem Hochfahren der Öfen und dem Start der Pizzaschlacht nichts mehr im Wege. Es wurden noch fleißig Erinnerungskarten und Kaffeetassen verteilt und Thorsten „Mr. Moskau Inkasso“ trieb die Schulden für Bettzeug aller Art ein, während wir von Sonja und den Geissens erfahren mussten, dass sie trotz Anmeldung leider doch das diesmalige, vielleicht letzte Fantreffen verpassen würden. Auch Thorsten und ich mussten noch einen Teil des Abends verpassen, denn die aktuelle Kücheninventur offenbarte noch einige kleine Lücken, die wir umgehend füllen wollten. So wagten wir uns mit etwas Wegzehrung nochmal durch die vielseitigen Kreisverkehre auf dem Weg zum Kaller Rewe. Wieder angekommen ging es auch für die älteren und gerade älter gewordenen Semester zum gemütlichen Teil des Abends über – das erste Fass wurde angezapft und auch andere Alkoholika fanden ihren Weg in durstige Kehlen. Wobei sich Susanne diesmal verkneifen konnte, für eine erneute Blutwurzattacke auf das Rheinland zu sorgen. Dafür sorgte der Selbstgebrannte der Schätzeleins für allgemeine, wenn auch nicht einstimmige Zustimmung. Nachdem es draußen mittlerweile dunkel geworden war, erhellten die anwesenden Fans die Nacht im Hof mit einer Hunderterpackung Wunderkerzen, um auch noch offiziell mit Thorsten auf seinen Geburtstag anzustoßen. Die anschließende Geschenkübergabe war Thorsten sichtlich nicht recht, doch wenn man schon ein Fantreffen auf seinen Geburtstag legt, muss man damit rechnen. Ein altes arabisches Sprichwort lautet schließlich: Ein Geschenk muss wehtun (Wem genau ist leider nicht mit überliefert…). Ein ganz besonderes Geschenk hatte Bozena vorbereitet: Wie auch in den letzten Jahren hatte sie tolle Zeichnungen von Erdogan angefertigt und mitgebracht, und ein ganz besonderes Bild zeigt nun Erdogan und Thorsten nebeneinander. Vielen Dank an Bozena für dieses ganz besondere Dankeschön und auch Dir alles Gute für Deine Zukunft.
Der Abend klang mit jeder Menge Gespräche und dem Aufwärmen jeder Menge alter Geschichten von RTL, von „Alarm für Cobra 11“ und natürlich den 14 vergangenen Fantreffen aus. Auch die Entwicklung der vergangenen Jahre und die aktuelle Entwicklung mit der Figur Paul Renner war ein immerwährendes Diskussionsthema. Ich denke, wir haben an diesem Abend genug Einzelmeinungen gehört, und auch meine Meinung hierzu ist den meisten inzwischen bekannt, und so erspare ich uns an dieser Stelle weitere Details. Wer mit uns an diesem Abend den alten Trailer von der 15-Jahrfeier gesehen hat, wird sich doch auch zumindest seine Gedanken machen. Robert, Daniel, Isy, Michael und ich waren so in Gedanken, Diskussionen und Erinnerungen vertieft, dass wir irgendwie gar nicht bemerkt hatten, wie wir plötzlich die einzigen im Raum waren und so packten wir noch etwas zusammen, leerten Roberts nordischen Bierkasten noch etwas weiter und verschwanden schließlich gegen halb 3 ebenfalls auf unsere Stuben. Dort empfing mich ein nimmermüder Kleiner, der unbedingt im „coolen Zimmer“ schlafen – oder vielmehr mit seinem Tablet spielen wollte. Er kam mir vor wie ein kleiner Duracell-Hase. Nur Minuten später hatte sich auch bei mir Bettschwere eingestellt. Denn: Irgendwann is‘ Schluss.
Samstag, 20. Mai 2017 (Zwischen Kall-Urft und Kalscheuren):
Es ist herrlich, eine eigene Dusche im Zimmer zu haben. Dass die Duschen auch noch richtig gut waren, zeigte sich an den Diskussionen des Morgens, wie man selbige denn abmontieren und mit nach Hause nehmen könnte. Unbestätigten Angaben zufolge soll sogar ein Teilnehmer während des Duschens nochmal kurzzeitig Schlaf nachgeholt haben, während er von seinen Zimmerkollegen bereits bei der Autobahnpolizei als vermisst gemeldet wurde.
Während des Frühstücks wurde bereits über das Highlight des Tages philosophiert: Action Concept hatte es sich trotz einer bevorstehenden Abendveranstaltung nicht nehmen zu lassen, für uns etwas Programm zu organisieren. Und so konnten es die meisten Teilnehmer kaum erwarten, das Schullandheim Dalbenden zu verlassen und auf die A 1 Richtung Hürth aufzubrechen. Alle? Nein, nicht alle. Ein nicht mehr ganz so kleiner, gallischer (nee – kölscher) Teilnehmer konnte nicht davon überzeugt werden, dass zwischen Action Concept und Europapokal-Qualifikations-Heimspiel des 1. FC ein klares Missverhältnis an Prioritäten lag. So wurde Thorsten ins Stadion verfrachtet, die letzten beiden Teilnehmer wurden abgeholt und geschlossen trafen wir uns zwischen Hüpfburg und Würstchenstand der benachbarten Fleischgroßhandlung vor dem Eingang von Action Concept wieder.
Ich weiß nicht, wie viele verschiedene Verkehrsführungen ich auf der Strecke zwischen Efferen und Kalscheuren seit 2005 miterlebt hatte, heute sollte noch eine neue dazukommen. In memoriam an Zapfis Blockadeaktion im Jahr 2011 stellten wir unsere Fantreffenmobile mal wieder vor dem Eingang auf und wurden bald von Elke Schubert, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit begrüßt. Sie führte uns auf das inzwischen allseits bekannte Gelände, in deren KTU wieder einige Sitz-, Trink- und Naschgelegenheiten für uns aufgebaut waren. Elke stellte uns ihr stetig sich vergrößerndes Team vor: Unter anderem hatten ihre Marketing-Kollegin Magdalena Pelc, Aufnahmeleiter Jörg Lorbach, Ausstatter Uwe Radicke und Stuntkoordinator Carl Stück sich Zeit genommen, sich von uns zu allen möglichen und unmöglichen Fragen zu „unserer“ Serie ausquetschen zu lassen. Ein ziemlich gefragter Mann war Carl – denn er zeichnete sich nicht nur für einige Kultstunts von „Cobra 11“ verantwortlich, sondern war die Woche zuvor in den USA erneut mit dem „Stunt-Oscar“, dem World Taurus Stunt Award 2017 ausgezeichnet worden. Er zeigte uns am „lebenden Objekt“, was man als Stuntverantwortlicher alles mit einer pinken Limousine anstellen kann und was dabei auch mal schief gehen kann. Ein paar Meter weiter waren für uns einige Fotomotive aufgebaut. Unter anderen zwei frisch zerknautschte Fahrzeuge, die von den Fans sofort umlagert wurden. Und nachdem Carl dabei war, durften wir nicht nur Fotos von und vor den Autos machen, sondern uns auch in und sogar auf die Autos (oder das was davon übrig war) setzen. Da dies bei Weitem nicht selbstverständlich ist, an dieser Stelle nochmals vielen Dank für Deine Offenheit und Deine Bereitschaft, einen Haufen Wilder durch Blech und Dreck zu zerren und dabei ziemlich viel Spaß und Coolness zu verbreiten.
Auf dem Weg über einen ausrangierten Heli und weiteren mehr bis minder bemitleidenswerten Fahrzeugen geriet ich mit Uwe Radicke ins Gespräch, seines Zeichens Ausstatter und Kulissenbauer für alles, was nicht im Original demoliert werden darf. Einer kleinen Diskussion über die aktuelle Entwicklung der Serie sowie Vorlieben der Fans und der Auftraggeber folgten sehr neugierige Fragen von ihm über uns Fans, den Fanclub im Allgemeinen und dem Fantreffen im Besonderen. Wie alle anderen Akteure des Tages auch zeigte er sich sehr interessiert, was in unserem Fanclub und in unseren Köpfen so alles abgeht (Uwe, viele Details willst Du gar nicht wissen). Da mittlerweile echtes Fantreffenwetter eingesetzt hatte und die Sonne vom Himmel strahlte und die Fotomotive vor allem für die neu hinzugekommenen Fans noch lange nicht erschöpft waren, zog sich der kleine Rundgang übers Gelände noch etwas, bis wir uns wieder in der KTU einfanden. Mittlerweile waren noch zwei weitere „Backstager“ eingetroffen: Christa Dobrowolski zeigte uns auf sehr humorvolle und kurzweilige Weise die Welt der nackten Zahlen und Finanzen hinter Cobra 11, und welche Klimmzüge es bedeutet, auch ein Budget für die ganzen Autos so zu erstellen, dass Cobra 11 nicht nur Schrott produziert, sondern auch so viel Gewinn, dass die Beteiligten auch davon leben können. Sehr gefragt war auch Regisseur Ralph Polinski, der sich für die Folge „Gefangen“ und den äußerst umstrittenen Schlussstunt nebst Heiratsantrag verantwortlich zeigte. So kritischen Fragen wie heute musste er sich vielleicht weder bei der Action Concept- noch bei der RTL-Chefetage stellen.
Alle Beteiligten wechselten in bester „Speeddating“-Tradition immer wieder ihre Plätze, so dass jeder Teilnehmer seine Fragen an alle Mitarbeiter loswerden konnte und in keiner Minute Langeweile aufkam. Unterbrochen wurde die Talkrunde durch die Anwesenheit von „Jenny Dorn“ Katrin Heß, die ja ihren Besuch – nicht zur Freude aller Beteiligten – bereits ausgiebigst per Facebook und Instagram angekündigt hatte (tatsächlich waren mehrere Personen, die überhaupt nichts mit dem Fantreffen zu tun hatten, aufgrund ihres Aufrufs in den sozialen Netzen am Produktionsgelände aufgetaucht, diese mussten jedoch alle unverrichteter Dinge wieder abziehen – einen kleinen Vorteil müssen wir ja schließlich auch haben). Katrin, die ihre Fantreffen-Premiere feierte, ließ es sich natürlich nicht nehmen, alle Fans mit Fotos, Autogrammen und Infos aus ihrem Polizisten- und Privatleben zu versorgen. So konnte sie die Zeit nutzen, endlich auch eine Autogrammkarte für Erdogan zu schreiben – der hatte schließlich noch keine. Kurze Zeit später gesellte sich auch Daniela Wutte zu uns. Sie war bereits zum zweiten Mal bei uns und nahm wieder gerne und ausgiebig an unseren geselligen Runden teil. Auch sie erzählte uns viele, auch sehr persönliche Erfahrungen, die sie im Laufe der letzten Jahre in ihrer Sekretärinnen-Laufbahn in und um Cobra 11 herum gesammelt hatte. Während Daniela immer noch mit uns am Tisch über Österreich und die Welt diskutierte, traf ein kleiner, aber äußerst wichtiger Mann der Cobra ein: Erdogan Atalay. Er wurde ausgiebig begrüßt und von Elke klar darauf hingewiesen, dass auch er dem vorgegebenen Zeitplan würde folgen müssen. Elke wusste natürlich schon längst, dass bei Erdogan jedes Bitten und Betteln zwecklos ist. Die vorgegebenen drei Minuten je Tisch waren viel zu schnell vorbei, auch nach fünf Minuten konnte sich Erdogan nicht losreißen, um weiterzuziehen und wenn es nach ihm ginge, würden wir vermutlich heute noch in der KTU sitzen und uns mit ihm unterhalten. Doch schließlich wollten wir noch die Gelegenheit nutzen, um mit allen Beteiligten vor der PAST noch ein schönes Gruppenfoto zu machen. Hierfür musste zwar Andy Handys stapeln und sich Marcel in ungeahnte Positionen bringen, doch die Ergebnisse (am selben Abend über 2.000 Likes auf Facebook) sprechen für sich. Uns hat es sehr gefreut, dass Katrin und Erdogan unsere Gruppenfotos auf ihren eigenen Socal-Media-Accounts verbreitet haben, auch dies zeigt ihre enge Verbundenheit mit ihren Fans und unserem Fanclub.
Natürlich durften einige witzige Anekdoten auch an diesem Nachmittag nicht fehlen: Zum Beispiel, warum alle Stuntleute ein Samsung Galaxy 7 als Diensthandy bekommen (es explodiert ohne erkennbaren Grund) und warum der Fanclub nicht am donnerstäglichen Dreh im Bunker beteiligt war („Dann ist mir das klar, dass ihr nicht am Donnerstag beim Dreh wart, wenn ihr Freitag erst angekommen seid. Dafür bin ich ja schließlich Polizist geworden…“). Mehr als eine Stunde über der Zeit wurden die Fans noch mit Postern aller Art und Schlüsselanhängern beschenkt, bis um etwa 14:45 Uhr allgemeine Aufbruchsstimmung einsetzte. Wir bekamen noch einen handschriftlichen Gruß von Katja Woywood und eine Videogrußbotschaft von Daniel, Gizem, Finn und Niels in die Hand gedrückt und zogen wieder von Dannen. Die Freude über den gelungenen Tag stand allen Fans ins Gesicht geschrieben, die sich langsam, aber sicher wieder Richtung A 553 aufmachten.
Noch im Auto beratschlagten Elli und ich, wie es mit dem bereits fortgeschrittenen Nachmittag weitergehen sollte. Nach einer kurzen Telefonkonferenzschaltung ins Auto von Petra und Matze war beschlossen: Wir ließen das Suppen-Mittagessen ausfallen (schließlich waren die 3.500 Hühner für unsere Hühnersuppe am selben Vormittag in einen Auffahrunfall auf der A 33 verwickelt) und beschlossen, bald nach unserer Ankunft den Grill anzuwerfen. Im Vorgriff auf das Ende unsere Amtszeit gaben wir gleich mal die Verantwortung für unser Grillgut an Andy, Marcel und Marco ab, die nach unserer Ankunft umgehend begannen, den „unterdachten“ Grill anzuwerfen. Während in der Küche noch fleißig Beilagen geschnippelt wurden, tauschten sich die Fans noch intensiv über alle Erlebnisse aus und bei Elli und mir begann das Adrenalin zu rauschen: Würde unsere Geschichte so funktionieren wie geplant? Leicht nervös stellten wir unsere Entführungsgeschichte vor, teilten die vier Ermittlergruppen Cobra 4, Cobra 6, Cobra 7 und Cobra 9 ein und entließen sie mit den ersten 100 Fragen in die ausgiebige Nachmittagssonne. Dem ersten Fragenkatalog schloss sich eine Bildersuche an, und kaum waren alle (oder sogar noch mehr) Fehler gefunden, gab es schon wieder 100 Fragen aus allen Staffeln und Schwierigkeitsstufen. Nach der zweiten Runde tauchte ein Erpresserbrief auf, den es zu entschlüsseln galt (und ja, ihr habt mehr entschlüsselt, als wir je verschlüsselt hatten…).
Die teils abstrusen Theorien wurden beim samstäglichen Würstel- und Steakmampfen fortgesetzt, immer weiter dezimierten sich unsere Vorräte, bis alle einigermaßen satt und gestärkt für die weiteren Quizrunden waren. Wetterbedingt verlegten wir die Ermittlerbüros nach drinnen, und auch bei der dritten Fragerunde konnten wir die Köpfe beim Rauchen beobachten. Auch bei den Handyortungen zeigte sich Euer Erfindungsreichtum: Ihr kamt auf Ideen, die wir nicht mal beim Ausbaldowern der Geschichte hatten – und drum ein großer Appell für das (vielleicht) nächste Fantreffen: Ideen für Gewinnspiele und Schnitzeljagden aller Art sind immer gerne gesehen. Und die Ideen habt Ihr – das habt Ihr uns an diesem Samstagabend ausführlich bewiesen. Zum letzten Fragenkatalog und der Selbsteinschätzung der Gruppen (echt deutsch – keiner hatte sich auf Platz 1 gesehen) ereilte uns die Nachricht, dass ein gutgelaunter Thorsten im Anmarsch ist – schließlich hat „sein“ FC die direkte Qualifikation zum Europapokal erreicht. Mit so einem Geburtstagsgeschenk zum 30. können wir natürlich nicht mithalten… Wann Thorsten übrigens die Leitung des offiziellen 1.-FC-Köln-Fanclubs übernimmt und dort entsprechende Fantreffen organisiert, wollte er der lokalen Berichterstattung nicht beantworten. Nach mehr als drei Stunden Quizmarathon folgte für Elli und mich die Kür der Auswertung. Über eine Stunde lang rechneten, korrigierten und zählten wir die richtigen Antworten – bis der Sieger feststand und auch umgehend bekannt gegeben werden sollte. Gratulation an die Gewinner, was Ihr über die Serie alles wisst oder erraten könnt, ist der echte Wahnsinn. Da wurden sogar Kennzeichen, Schließfachnummern oder Aktenzeichen richtig angekreuzt, die nur für wenige Sekundenbruchteile im Bild waren. Und wie sich die Gruppe um Etienne (seinerseits der jüngste Filmproduzent Deutschlands) die richtige Schließfachnummer erschlossen hat, ist schon fast ermittlerverdächtig – vielleicht mag er es hier ja noch erzählen.
Nach der obligatorischen Bescherung (ja, is denn scho wieder Weihnachten), denen die Tschechen bereits fernblieben (sie zogen es vor, die Gunst der Betten zu nutzen und ausgiebig den Schlaf der letzten 11 Fantreffen nachzuholen), folgte der vielleicht nicht ganz so fröhliche, aber emotionale Höhepunkt des Abends: Thorsten hatte mit zwei zwischenzeitlich dementierten Rücktritten der letzten 10 Jahre ja bereits Erfahrungen im Halten von Abschiedsreden gesammelt (unvergessen seine „Semmelrede“ aus dem Jahr 2007, als er während der Rede eine Semmel mit dem Kugelschreiber bearbeitete), doch diesmal war es besiegelt: Nach knapp 16 Jahren hing Thorsten seine Fanclubjacke an den imaginären Kleiderhaken und blickte gemeinsam mit uns zurück auf tolle und vielleicht auch nicht ganz so tolle Momente aus seiner Fanclubarbeit. Dem langen Applaus folgten auch noch ein paar Worte von mir (wie Ihr dem aktuellen Bericht wieder entnehmen könnt, hab ich es ebenfalls nicht so mit dem Kurzfassen), der ebenfalls seinen Rückzug aus der Fanclubarbeit bekanntgab. Ich habe keine Minute davon bereut, viele Erfahrungen gesammelt und viele neue Freundschaften gewonnen. Ihr seid klasse, und viele von Euch sind wie für eine zweite Familie für mich geworden. Die Begrüßungsrede des neuen Fanclubleiters Andy fiel überraschend kurz aus, aber er hat ja (vielleicht) noch genug Fantreffen Zeit, um ausgiebig Reden zu halten. Danach war es wieder Zeit zu feiern: Für Biernachschub war gesorgt, und so konnten wir ausgiebig auf den schönen Tag, die schönen Fantreffen, die schöne Serie, Thorstens 30. und natürlich den ersten Schritt zum Europapokal anstoßen. Nach meiner obligatorischen Fantreffenzigarette mit Silke quatschten wir uns in mehreren kleinen Runden schließlich fest. Erst um halb 4 gingen die letzten Lichter aus, der Gruppensaal wurde noch aufgeräumt und wir verzogen uns auf unsere Zimmer.
Sonntag, 21. Mai 2017 (End of an Era):
Der letzte Tag war angebrochen. Wir haben uns an diesem Morgen im Frühstücksraum des Schullandheims versammelt, um Abschied zu nehmen. Der mangelnde Schlaf stand einigen an diesem Morgen noch ins Gesicht geschrieben, als alle nach und nach zum Frühstück eintrudelten. Petras Weckaktion führte ebenfalls zu leichter bis mittelschwerer Missgunst beim Geweckten, aber irgendwann is ja bekanntlich Schluss – auch mit faul im Bett liegen. Die beste Laune hatte der nicht mehr amtierende Fanclubleiter. Warum? Europapokal! Das ausgiebige Frühstück mit einem leicht irischen Touch in Form der restlichen Grillwürstchen ließen sich die meisten noch einmal ausgiebig schmecken, bis die ersten Koffer im Hof standen und die ersten Abschiedszeremonien begannen. Alle, die wollten, konnten sich noch mit Plakaten, Karten und Lesezeichen der vergangenen Jahre eindecken, während wir unter dem regelmäßigen Gebimmel des nahen Bahnübergangs draußen im Hof noch gemütlich das Fantreffen ausbimmeln … äh, ausklingen ließen. Silke war kurzzeitig auf der Suche, ob die Brauns nun „Sohn und Tochter“ sind oder nicht, während unserer jüngster Teilnehmer noch ausgiebigst den Spielplatz testete (und Petra deshalb am selben Abend noch Waschmittel und Fleckenspray testen durfte). Langsam leerten sich die Säle, Thorsten und ich zogen mit Besen und Mülltüte bewaffnet durch die Schlafräume, der Gruppensaal wurde ebenfalls wieder in seinen Ursprungszustand gebracht und so langsam sondierten sich auch die Vorräte in Kühlschrank und Küche. Gegen Mittag verteilten wir die letzten Vorräte auf die noch verbliebenen Kofferräume und begannen, auch unsere Zelte abzubrechen. Wie üblich als einer der letzten ging ich durch das große Tor nach draußen.
Ein letztes Mal blickte ich zurück. Auf „meine“ 11 Fantreffen in den vergangenen 13 Jahren. Auf viele dort gewonnene Bekanntschaften und tiefe Freundschaften, die aus der gemeinsamen Liebe zur Serie entstanden sind. Auf 7 Jahre Orgateam mit viel Chaos, vielen langen und auch tiefsinnigen Gesprächen (ja, auch das können wir!), wenig Schlaf, vielen komischen und vielleicht auch manchmal nicht ganz so komischen Momenten. Auf abgezählte Brötchen, russische Belagerungen, „die eine“ schlaflose Partynacht und viele Nachtwanderungen in Hürth, auf Küchenschlachten, rabenschwarze und sonnige Tage in Bergneustadt und ein ebenso erlebnisreiches wie angenehmes und schönes Wochenende in Kall-Urft. Jetzt ist es vorbei. Irgendwann is‘ Schluss. Die Ära meiner Teilnahme an den Fantreffen, wie sie 2005 mit einer kaputten Lichtmaschine im Kölner Rheinufertunnel begonnen hatte, ist vorbei. Dieser Bericht ist meine allerletzte Amtshandlung im Orgateam. Es war eine schöne Zeit. Es war sehr schön, und ich kann mich nur noch einmal an dieser Stelle bedanken bei allen, die jedes Fantreffen zu einem eindrucksvollen, erlebnisreichen und einmaligen Erlebnis gemacht haben. Das Leben geht natürlich weiter, doch ohne die Erfahrungen, Freundschaften und manchmal auch kleinen Abenteuer, würde mir rückblickend ein ziemlich großer Teil darin fehlen. Das war mein letzter Bericht. Das war das letzte von mir mitorganisierte Fantreffen. Das war meine letzte Teilnahme an einem Fantreffen. Jetzt, wo wir eigentlich immer besser geworden sind und es nicht mehr ganz so stressig war wie in den ersten Jahren, ist es eigentlich doch schade, aufzuhören. Aber wir wollen nicht mehr. Oder doch? Oder doch nicht? Muss man Fan von Cobra 11 sein, um beim Alarm für Cobra 11 Fantreffen dabei zu sein? Ich habe jetzt Zeit, darüber nachzudenken. Bis … ja, bis wann eigentlich? Ähm … Andy, weißt Du schon wann das nächste Fantreffen stattfindet?!?
In diesem Sinne eine gute Zeit Euch allen – vielen Dank für Eure Reaktionen auf meine ganzen Berichte und vor allem dafür, dass ihr auch diesmal mit dem Lesen bis zum Ende durchgehalten habt.
Euer thommyn